Mailänder Moderne

26.08.2011 - Wohnen 1: Berliner Wohnung // Wohnen 2: Mailänder Apartment // Interview: Robert Ferfecki // 70 ..... Sein eigenes Büro führt er erst seit zwei.
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Wohnen 1: Berliner Wohnung // Wohnen 2: Mailänder Apartment // Interview: Robert Ferfecki // 70 Seiten Immobilienpräsentationen 

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3/2011 // CHF 12.– / Euro 8.– www.bilanzhomes.ch

Das Schweizer Immobilienmagazin

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70 Sebiiliteenn Immo Angebote

Mailänder Moderne Die Eleganz eines sanft renovierten Apartments aus den sechziger Jahren

Wohnkunst Die Berliner Wohnung eines Kölner Galeristen Edelhäuser Gespräch mit Robert Ferfecki von de Rham Sotheby’s

news BILANZ Homes Axel Springer Schweiz AG Förrlibuckstrasse 70 CH-8021 Zürich Tel. +41 (0)43 444 55 12 Tel. Abo: +41 (0)43 444 55 22 Fax +41 (0)43 444 55 15 E-Mail: [email protected] Internet: www.bilanzhomes.ch BILANZ Homes ist eine Beilage der BILANZ und erscheint vier Mal jährlich. Ausgabe: 3/2011, September Auflage: 60 000 Exemplare ISSN-Nr: 1662-1565 Chefredaktor: Dirk Schütz Stellvertretender Chefredaktor: Stefan Barmettler Redaktion: Bergdorf AG Produktion: Christian Wapp (Leitung) Art Direction: Wernie Baumeler Bildredaktion: Lucie Clement Korrektorat: Thomas Basler, Cornelia Lautenschütz, Andreas Ritter Verlag: Jörg Tobuschat (Leitung, 5540), Maike Juchler (stv. Leitung, 5557) Anzeigenverkauf Deutschschweiz: Christine Lesnik (Leitung, 5869), [email protected] Immobilien-Präsentationen: Angela Scasascia ([email protected]) www.bilanzhomes.ch/immobilien Reservationen: Jda Hess (5514), Nicole Kälin (5515) [email protected] Marketing: Patrizia Serra (Leitung, 5890), Delia Deane (Product Manager, 5914) Anzeigenverkauf Westschweiz: Axel Springer Suisse SA Rue de Lyon 109, CH-1203 Genève Tel. +41 (0)22 949 06 60 Fax +41 (0)22 949 06 64 [email protected] Servais Micolot (Leitung) Anzeigenverkauf International: IMV Internationale Medien Vermarktung GmbH Hauptstrasse 29 D-82319 Starnberg Tel. +49 8151 550 8959 Fax +49 8151 550 9180 [email protected] Wolfgang Jäger Einzelverkaufspreis: Fr. 12.– inkl. MWSt Druck und Versand: Swissprinters St. Gallen AG, www.swissprinters.ch

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Herausgeberin: Axel Springer Schweiz AG, Zürich. Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen im Sinne von Art. 322 StGB: Verlag Sport Wochenzeitung AG, Tourmedia AG.

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70 Seiten -

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Wohnen 1: Berliner Wohnung // Wohnen 2: Mailänder Apartment // Interview: Robert Ferfecki // 70 Seiten Immobilienpräsentationen

Immobilien Angebote

Mailänder Moderne

Die Eleganz eines sanft renovierten Apartments aus den sechziger Jahren

Hollywood in Spanien

Der über 100-jährige brasilianische Architekt Oscar Niemeyer (o.r.) hat dem asturischen Städtchen Avilés – unter Franco Zentrum der nordspanischen Stahl­ indus­­trie – neues Leben eingehaucht. Mit seinem grössten Projekt in Europa setzt der Altmeister der mittelalterlichen Altstadt ein futuristisches Kultur­ areal gegenüber. Das Centro Niemeyer darf so illustre Leute wie Woody Allen, Kevin Spacey und Brad Pitt zu seinen Taufpaten zählen. www.niemeyercenter.org

Wolkenlicht Mit der Leuchte Aria präsentiert das süddeutsche Designduo Kieser Spath eine textile Ballonleuchte. Ob in glatter Ausführung oder im Knitterlook, die lampionartigen Objekte spenden ein warmes Licht und fügen sich problemlos in die unterschiedlichsten Wohnstile ein. We like them! www.kieserspath.de

Sport in Bordeaux Einmal mehr erhält das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron den Zuschlag für den Bau eines Stadions. Es ­gehört zum Konsortium Vinci-Fayat, das jüngst zum bevorzugten Partner der Bauherrschaft erklärt wurde. Das im Grüngürtel von Bordeaux geplante Stadion soll ab 2015 als Veranstaltungsort von hochkarätigen Sportanlässen und Konzerten dienen. Foto: © Herzog & de Meuron

Vintage World Möbelproduzent Vitra, Jeansher-

steller G-Star und die Familie Prouvé haben das ­Erbe des französischen Konstrukteurs und Designers Jean Prouvé aufgefrischt und unter dem Namen Prouvé Raw herausgebracht. Dabei wurden bekannte Stücke überarbeitet, aber auch Raritäten aus dem Fundus geholt. Ab Herbst ist die Edition im ­Handel erhältlich. www.vitra.com/www.g-star.com

WOHNKUNST Die Berliner Wohnung eines Kölner Galeristen EDELHÄUSER Gespräch mit Robert Ferfecki von de Rham Sotheby’s

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Titel Wie eine Mailänder Mid-CenturyWohnung in die Neuzeit gerettet wurde (Seite 12). Foto: Antonio Maniscalco

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Möbel als Objekte: Der Galerist Jörg Johnen umgibt sich auch im Wohnzimmer mit Kunst. Die schwarzen Sessel und der stilisierte Tisch stammen von Martin Boyce, einem schottischen Künstler, der sich intensiv mit Design beschäftigt. Das grosse Gemälde ist eine Arbeit des jungen Berliner Malers und Bildhauers Olaf Holzapfel. Die Leuchte wurde vom Architekten Ulrich Wiegmann entworfen, der Salontisch aus Eiche stammt von der Firma E15, das Sofa Mister ist von Philippe Starck für Cassina.

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Die Kunst des Wohnens In seiner Berliner Zweitwohnung hat der Kölner Galerist Jörg Johnen einen Ort eingerichtet, wo seine privaten Kunstschätze perfekt zur Geltung kommen – mitten im neuen Kunstmekka Deutschlands.

MIRKO BEETSCHEN, TEXT // BERGDORF AG, PRODUKTION // SABRINA ROTHE, FOTOS

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wohnen // berliner stadtwohnung

Ess-Galerie: Im Esszimmer hängen eine Arbeit des Berliner Künstlers Anselm Reyle aus Überlebensfolie (hinten) und ein «Date Painting» des Japaners On Kawara (links). Der Esstisch ist ein Design von E15, die Stühle hat Hans J. Wegner für PP Møbler entworfen, die Leuchte Louvre stammt von Poul Henningsen für Louis Poulsen, die Vasen sind von Jan Bontjes van Beek.

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Kölner in Berlin: Jörg Johnen, deutscher Galerist und Kunst­ förderer, in seiner Wohnung in Berlin­Charlottenburg.

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enn es in Deutschland ein Kunst- und Künstlermekka zu bestimmen gälte, müsste die Wahl ganz klar auf Berlin fallen. Seit dem Fall der Mauer strömen Kunstschaffende in Scharen in die neue Hauptstadt und füllen die jahrzehntealten Brachen mit neuen Inhalten. Dass auch die Galerien nachgezogen sind, ist nur logisch. Besonders schmerzhaft war dies für den ehemals wichtigen Kunstplatz Köln, der an Strahlkraft eingebüsst hat. Für Jörg Johnen, der seit 1984 eine Kölner Galerie führt, ist diese Entwicklung nicht verwunderlich. «Berlin bietet nicht nur den Künstlern einen unglaublichen Freiraum», sagt er, «die Stadt ist auch für Besucher viel attraktiver. Sie ist zum wichtigsten Standort für Produktion und Vertrieb junger Kunst in Deutschland geworden.» Der geborene Ulmer weiss, wovon er spricht. Seit seinem Studium der Kunstgeschichte in München und Bochum beschäftigt er sich mit junger deutscher Kunst und gilt als wichtiger Förderer. Seine Karriere begann er als Journalist. Beim Schreiben eines Porträts lernte er die junge Düsseldorfer Kunstszene kennen. Schon bald war die Idee geboren, in Köln, das sich damals zum wichtigsten Kunststandort in der Bundesrepublik entwickelt hatte, eine Galerie zu eröffnen. «Für mich war schon damals klar, dass Leute wie Katharina Frisch und Thomas Ruff Superkünstler sind», erzählt Johnen. «Dass sie aber solche Berühmtheit erlangen würden, hätte ich mir nicht träumen lassen.» Gemeinsam mit dem Münchner Galeristen Rüdiger Schöttle eröffnete er 1984 die Galerie Johnen + Schöttle und führte diese fortan. Heute zählen Künstler wie Jeff Wall, Candida Höfer oder James Coleman zu seinen Protégés. Zweitwohnung. Während in den achtziger Jahren die Wilde Malerei marktbeherrschend war, blieb Jörg Johnen der Minimal und Concept Art treu, und noch heute dient ihm der intellektuelle Diskurs als Plattform, auf dem sich sein Programm bewegt. « Ich bin aber längst nicht mehr so dogmatisch wie in den achtziger Jahren», räumt der Süddeutsche ein. «Ich zeige heute auch schon mal eine Position, die nicht in diese Debatte reinpasst, sondern sich auf die klassische Malerei beruft.» Ein Schwerpunkt seines Galeristenschaffens ist aber nach wie vor der Aufbau junger Künstler. Tino Sehgal •

Wohnkonzept: Die Jahrhundertwendewohnung bietet den idealen Rahmen für Jörg Johnens konzeptuelle Kunst. Das Video «Cat and Bird in Peace» ist eine Arbeit des Belgiers David Claerbout, die Foto­ arbeit an der Wand ein Werk des kanadischen Künstlers Jeff Wall. 3 // 2011 // BILANZ homes 7

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wohnen // berliner stadtwohnung Wohnküche: Wie ein kubisches Möbel steht die graue Küchenzeile an der einen Wand des Raumes, der auf Beharren des Bauherrn ein Eichenparkett erhielt. Tisch und Bank aus massiver Eiche stammen aus der deutschen Möbelmanufaktur E15.

• etwa zeigte 2005 an der Biennale in Venedig im deutschen Pavillon die viel diskutierte Arbeit «This Is So Contemporary» und war für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst 2007 nominiert. Vor einigen Jahren hat Johnen ausserdem die junge polnische Szene entdeckt, aus der unterdessen ebenfalls der eine oder andere Kunstsuperstar hervorgegangen ist. Kürzlich hat Jörg Johnen nun seine erste Galerie in der Hauptstadt eröffnet. Im ehemaligen Osten, in Berlin-Mitte, präsentiert er seine Künstler in einem alten Pavillon aus DDR-Zeiten. Seinen Hauptwohnsitz hat Jörg Johnen in Köln belassen, doch da er sich geschäftlich immer öfter in Berlin aufhielt und viel Zeit in Hotels verbrachte, entschloss er sich vor zwei Jahren für eine Zweitwohnung. «Nach sehr langem Suchen habe ich mich entschieden, in den Bezirk Charlottenburg zu ziehen», erzählt er. «Die Infrastruktur ist hier mit am besten.» Die Wohnung, die er schliesslich über einen Makler fand, stellte sich als wahrer Glücksfall heraus. Die Lage unweit des Savignyplatzes ist ideal, und die grossbürgerliche Altbauwohnung war derart heruntergekommen, dass sie komplett saniert werden konnte. «Hier erhielt ich die Chance, bei der Renovation mitzureden», sagt Jörg Johnen, der sich genügend schlechte Beispiele hat ansehen müssen. Mit der Besitzergesellschaft wurde eine Vereinbarung getroffen: Jörg Johnen durfte seinen eigenen Architekten einbringen, der Architekt der Besitzergesellschaft musste aber als Bauleiter mitwirken. Für Johnen war klar, wer sich des Umbaus annehmen musste: der Architekt Ulrich Wiegmann aus Köln.

Rahmen für Kunst. Ein Briefing seitens des Bauherrn erübrigte sich, da Ulrich Wiegmann Jörg Johnens Ansprüche genau kennt. Er hatte schon für den Bau seiner Kölner Wohnung und die Galerie in Berlin verantwortlich gezeichnet. «Wir wollten Architektur schaffen, die einen angemessenen Rahmen für die Kunststammlung bildet», erklärt dieser, «sich selbst dabei aber zurücknimmt.» Grosser Respekt gegenüber der Historie ist für den Architekten, der in Köln vor einigen Jahren unter anderem die Pfarrkirche St.Peter beispielhaft renoviert hat, selbstverständlich. Die alten Parkettböden, die edlen Fenster und die reich kassettierten Türen wurden sorgfältig instand gesetzt. Letztgenannte mussten allerdings erst einmal von mehreren Sperrholz- und Lackschichten befreit werden. Obwohl die Hausverwaltung gegen ein zweites Bad und vor allem gegen Holzböden in den Nasszonen war, •

Empfang: Blick aus dem Wohnzimmer ins Entrée. Hier sind die modernen Eingriffe am deutlichsten sichtbar. Die Decke ist abgehängt und wird von einer Wandscheibe gestützt, hinter der sich die Installationen verbergen. Der Dielenboden ist aus Eiche. 8 BILANZ homes // 3 // 2011

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wohnen // berliner stadtwohnung Strenge Formen: Die Leuchte entwarf der Architekt Ulrich Wiegmann, das Bett stammt von E15. Die beiden Porträts des polnischen Künstlers Wilhelm Sasnal stellen die beiden US-Konzeptkünstler Robert Smithson und Dennis Oppenheim dar.

• konnten Jörg Johnen und Ulrich Wiegmann ihre Wünsche durchsetzen. Anstelle eines Abstellraumes bauten sie im hinteren Teil der Wohnung ein Gästebad ein. Ein Eichendielenboden lässt die Küche und die beiden Badezimmer zu zusätzlichen Wohnräumen werden und schafft mit dem Fischgrätparkett der Wohnräume eine schöne Einheit. Moderne Elemente sind die raumhohen, umbrafarbenen Wandscheiben in den Bädern und im Entrée. Sie beherbergen indirekte Lichtquellen und verbergen die technischen Installationen. Die restlichen Flächen wurden in unterschiedlichen Weisstönen gestrichen.

Farbe von Le Corbusier. Zum ersten Mal arbeitete Ulrich Wiegmann dabei mit den Pigmentfarben aus der Palette von Le Corbusier, die von der Schweizer Firma kt.Color seit einiger Zeit wieder hergestellt werden. In manchen Räumen werden helle Wände von einer dunklen Decke überwölbt, in anderen Zimmern ist es umgekehrt. «Diese Farben haben eine sehr schöne Tiefenwirkung», erläutert der Architekt. «Sie schaffen einen angemessenen Hintergrund für die Kunst.» Den Übergang zwischen Wand, Hohlkehle und Decke verstärkte der Architekt, indem er ein leichtes Profil einputzte, das als Linie im Raum erkennbar ist und die Wände als Kunstpräsentationsflächen abgrenzt. Diesen monochromen Hintergrund ergänzte Jörg Johnen mit schlichten Eichenmöbeln der deutschen Firma E15 und Stuhlklassikern des Dänen Hans J. Wegner und schaffte damit eine minimalistisch anmutende Bühne für seine Kunstsammlung. Mit der architektonischen Inszenierung von Kunst beschäftigte sich Ulrich Wiegmann in Berlin kürzlich übrigens auch an einem anderen Ort: In einem der beiden Henselmann-Türme an der Karl-Marx-Allee konnte er für die Sammlung Haubrok einen grosszügigen Kunstraum schaffen. Die alte Charlottenburger Wohnung strahlt heute in frischer Eleganz und Leichtigkeit. Der Muff von hundert Jahren ist verschwunden. Die Grosszügigkeit wird durch die minimalistische Einrichtung und Farbgebung noch verstärkt. Die neuen architektonischen Elemente wirken nicht aufgesetzt, sondern natürlich. «Lange Zeit war es bei Renovationen angesagt, die Nahtstellen zwischen Alt und Neu sichtbar zu machen», meint Ulrich Wiegmann. «Genau das haben wir hier zu vermeiden gesucht.» Er und Jörg Johnen haben die noble Gründerzeitwohnung logisch und mit viel Feingefühl weitergebaut und damit • für ein neues Jahrhundert fit gemacht.

Örtchen zum Verweilen: Das Bad ist keine sterile Hygienekammer. Es enthält einen edlen Eichendielenboden. Die umbrafarbene Wandscheibe enthält Dusche, Toilette und Waschtisch und versorgt den Raum mit stimmungsvollem indirektem Licht. 10 BILANZ homes // 3 // 2011

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Mailänder Moderne

Der Architekt Paolo Rancati hat in Mailand ein modernistisches Apartment renoviert – und ein Pied-à-Terre voll Mid-Century-Eleganz geschaffen.

mirko beetschen, Text Antonio Maniscalco, Fotos

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ast wäre die Wohnung so geblieben, wie der neue Besitzer sie beim Kauf vorgefunden hatte: mit apfelgrünen Wänden, schwarzen Decken, dunklen Spannteppichen und einer gemauerten Sitzlandschaft. «Die Wohnung hatte wirklich Stil», sagt Architekt Paolo Rancati, «aber sie entsprach einfach nicht mehr den heutigen Ansprüchen.» Das Haus hatte schon bei seiner Vollendung 1965 viel Publizität erhalten und sticht mit seiner schlichten, glatten Steinfassade und den hohen, eleganten Fenstern noch heute hervor. Sein Erbauer Giulio Minoletti gehört zur Mailänder Schule, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts die i­talienische M ­ oderne prägte. Das Gebäude liegt am Rande des Parco Sempione, einer der schönsten Parklandschaften Mailands, unweit des Arco della Pace. Es ist nicht die erste Wohnung, die Paolo Rancatis Freund und Kunde, ein ehemaliger ­Geschäftsmann in der lombardischen Metropole, gekauft hat. Fünf Wohnungen hat der Architekt für ihn bereits renoviert, und gerade steht ein neues Projekt in den Navigli an, dem Kanalquartier der Stadt. Verfechter von Werten. «Wir arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen, und ich kenne seinen Geschmack. Er mag es dezent und elegant», schildert Rancati. «Und er schätzt die Moderne», fügt er mit erhobenem Zeigefinger an, denn auch er ist ein grosser An- • 12 BILANZ homes // 3 // 2011

Unterteilt: Durch die Anhebung des Wohnbereichs hat das Apartment eine r­ äumliche Unterteilung erhalten. Im hinteren Teil – zusätzlich ­geschützt durch die Galeriedecke – befinden sich Küche und E ­ ssbereich (oben links). Hoch: Das doppelstöckige Fenster geht auf den ­prächtigen Parco ­Sempione. Der Lounge Chair mit Ottoman (Design: Charles & Ray Eames) ist von Vitra (oben rechts). Schlicht: Das Gebäude mit seinem strengen Fensterraster ist typischer Ausdruck der italienischen Moderne der Mailänder Schule (links).

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wohnen // mailänder pied-à-terre

Kompakt: Die Apartments in Giulio Minolettis Wohnhaus aus dem Jahr 1965 verfügen über ein Wohn- und ein Galerie­geschoss und profitieren von einer fantastischen Sicht über den Parco Sempione. Die Leuchte und der Holztisch sind von Architekt Rancati entworfen, das Sofa ist von Frigerio, der Loungetisch ­«Barcelona» von Mies van der Rohe ist von Knoll (oben links). Grün: Der leicht erhöhte Wohnbereich ­bietet einen herrlichen Blick in den Park (oben rechts). Nüchtern: Man betritt die Wohnung hinter der Küche. Diese ist ein Eigen­entwurf des Architekten. Die Arne-Jacobsen-Stühle «Series 7» sind von Fritz Hansen, der Eero-Saarinen-Tisch «Tulip» ist von Knoll.

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Das Haus hat schon bei seiner Entstehung 1965 Aufsehen erregt. • hänger und Verfechter der Werte, die italienische Architekten wie Franco Albini, Ignazio Gardella oder G ­ io Ponti in der Mitte des 20. Jahrhunderts vermittelten. Vehement setzt er sich für die Fortschreibung der italienischen Architektursprache ein. «Was für ­einen Sinn macht es, wenn wir hier plötzlich wie Oscar Niemeyer oder Zaha Hadid bauen? Wir h ­ aben unsere eigene ­Architektur-DNA, und diese sollten wir pflegen.»

Im Geiste des Erbauers. Bei seiner Arbeit lässt sich Rancati von der Tradition, den Wurzeln und dem Genius Loci leiten, wie er erzählt. Dass er ein Architekt alter Schule ist, zeigt seine Arbeit für ein Museum in Domodossola. Hier soll in einer historischen Kirche ein einzigartiges Ortsmuseum entstehen, dessen Architektur, Möblierung, Beleuchtung und Ausstellungskonzept Rancati entwirft. Seine Visionen werden nicht am Computer, sondern auf handskizzierten Zeichnungen lebendig. Sein eigenes Büro führt er erst seit zwei Jahren. Zuvor hatte er mit einem Partner zusammen eine Architekturfirma und realisierte mit ihm zahlreiche Projekte im In- und Ausland, dabei arbeitete er immer sehr ganzheitlich und entwarf oftmals vom Gebäude bis zu Möblierung und Geschirr das ganze Paket. Dass die Wohnung am Parco Sempione im Sinne der Moderne erneuert würde, war für Eigentümer wie Architekt klar. «Wäre der Besitzer selbst eingezogen», erzählt Paolo Rancati, «hätten wir wohl sogar den Originalstil belassen.» Da das Apartment aber ­vermietet werden sollte, beschloss man, es «im Geiste des Erbauers» dem heutigen Stilempfinden anzupassen. Dies bedeutete in erster Linie eine Begradigung der Oberflä- •

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Schmal: Die Maisonette-­Wohnung ist nur fünfeinhalb Meter breit und neun Meter tief (oben links). Angepasst: Die Stufen zur Loggia – entstanden durch die Anhebung des Wohnzimmerbodens – dienen nicht nur der Erschliessung, sondern sind auch beliebter Sitzplatz mit Aussicht. Die Leuchte sowie die den Stufen angepassten Holztische sind Entwürfe des Architekten (oben rechts). Praktisch: Um die Wände zu begradigen, liess der Architekt Wandschränke einbauen. Dies schuf nicht nur Stauraum, sondern dient auch zum Kaschieren von ­Leitungen und Rohren.

Die Wohnung sollte im Sinne der ­Moderne erneuert werden. • chen, denn in der ursprünglichen Wohnung stand kaum eine Wand rechwinklig zur anderen. Das schmale, hohe Apartment besteht aus einem Wohn- und einem Galeriegeschoss und wird von einer riesigen Fensterfront dominiert, die sich über beide Etagen zieht. Im rückwärtigen Teil befindet sich unten die Küche, oben das Bad. «Um die Dramatik der Überhöhe zu steigern», erklärt Rancati, «habe ich den Wohnbereich angehoben.» Von Eingang und Küche her steigt man über ein paar Stufen in den lichtdurchfluteten Wohnraum. Die Mauern begradigte der Architekt, indem er an neuralgischen Stellen Schränke einbauen liess, sodass Wände nun wie selbstverständlich in Schrankfronten übergehen. Dieser Kniff barg den zusätzlichen Vorteil, dass sich Technik und Leitungen elegant verstecken liessen. Die groben und textilen Oberflächen – haptische Kinder ihrer Zeit – wichen glatten Belägen. Die Wände und Einbauten erhielten einen mattgrauen Anstrich, während das neue Treppengeländer sowie der Kunstharzboden glänzen dürfen. «Wir haben die Wohnung insgesamt bereinigt», sagt Rancati. «Sie wirkt nun eleganter, heller und offener, • ­ohne ihren modernistischen Ursprung zu verleugnen.»

Der Architekt: Paolo Rancati, Studio Architettura, Via Edolo 27, 20125 Milano, [email protected] Die Hersteller: ClassiCon, www.classicon.com // Frigerio, www.frigeriosalotti.it // Fritz Hansen, www.fritzhansen.com // Knoll, www.knoll.com // Vitra, www.vitra.com 16 BILANZ homes // 3 // 2011

immobilien «Viele Verkäufer träumen noch von 2008»

Robert Ferfecki* Immobilienvermarkter

Inwiefern? Ein Luxusobjekt in Küsnacht steht heute nicht nur in Konkurrenz zu einem Objekt in Herrliberg, sondern gegebenenfalls auch zu einem in New York, London oder Singapur. Eine internationale Marketingkampagne kostet viel Ressourcen, was sich auf Preis und Courtage niederschlägt. Sind die Käufer mündiger geworden? Wir arbeiten lösungs- und nicht objektbezogen. Natürlich steht am Ende der Wertschöpfungskette der Verkauf einer Immobilie, und diese kann von uns ­stammen oder von einem unserer ­Konkurrenten; da haben wir gar keine Berührungs­ängste. Die Begleitung des Klienten auf dem Weg zu diesem Ziel ist eine ­unserer Stärken. Damit stellen wir ­sicher, dass der Käufer «mündig» ist und seine Hausaufgaben – vielleicht mit ­unserer Hilfe – gemacht hat. Und dafür vereinigen wir verschiedene Kompetenzen unter einem Dach. Kommt noch hinzu: Das I­ nternet schafft eine Pseudotransparenz, und viele Klienten, die sich im Web viel angeschaut haben, meinen, sie hätten ihre Hausaufgaben gemacht. Weit gefehlt!

* Quereinsteiger: Nach einer Marketingausbildung in Zürich und den USA arbeitete Robert Ferfecki ­(Jahrgang 1964) in der Kommunikationsbranche und der Luxus­indus­ trie, bevor er ins Private Banking wechselte. Ab 2007 war er Managing Director von Henley ­Estates Switzerland. Seit Januar 2011 ist er Managing Director von de Rham Sotheby’s Immobilien in der Deutschschweiz.

Foto: PR

Der Einwanderungsdruck hält weiter an – ist das gut fürs Geschäft? Man muss nach Preissegmenten differenzieren: Im oberen und obersten Segment verzeichnen wir einen abgekühlten Einwanderungsdruck, bedingt durch die abgeschaffte Pauschalbesteuerung in Zürich und den derzeit sehr teuren Franken ­gegenüber anderen Referenzwährungen. Und in der mittleren und unteren ­Preislage? Da ist der Einwanderungsdruck zwar ungebremst, aber die Preise sind auf hohem Niveau und die Preis-Leistungs-Sensibi­ lität der Käufer steigend. Gleichzeitig ist der Einwanderungsdruck in gewissen ­Regionen so gross, dass sich dies negativ auf die lokalen Immobilienpreise auswirkt.

Das heisst, es wird nicht mehr stürmisch gekauft? Durch unser internationales Netzwerk mit Sotheby’s verfügen wir über ein grosses und zahlungskräftiges Käufer­ potenzial. Trotzdem ist festzustellen: Seit der globalen Wirtschaftskrise spielt die Nachhaltigkeit des Preis-LeistungsVerhältnisses bei jedem Verkaufs­gespräch eine Rolle; Mond- oder Lieb­haberpreise werden kaum noch geboten, doch viele Verkäufer träumen noch von Spitzen­ preisen wie vor 2008. Der Wettbewerb ist also härter? Ja, zudem sehen wir steigende Marketingkosten: je exklusiver eine Immobilie, d ­ esto grösser der Marketingaufwand. Hier ­findet eine «Globalisierung» statt.

Sie haben eine internationale Kund­ schaft. Gibt es nationale Präferenzen? Letztlich wollen alle das Gleiche: grosse Flächen, gute Lage, faire Preise. Ost­ europäer, Araber und Asiaten lieben h ­ ohe und riesige Räume. Privatsphäre und Weltklasse-Architektur stehen ebenfalls sehr hoch im Kurs und sind in der Schweiz äusserst schwer zu finden. Die Nationalbank und der Bundesrat warnen vor einer Überhitzung, Raiff­ eisen widerspricht. Wer hat recht? Wohl beide. Gewisse Regionen sind gefährdet, andere weniger. Es fällt auf, dass man über lange Zeiträume immer wieder die gleichen Immobilien-Annoncen sieht. Der verrückteste Wunsch eines Kunden? 3000 Quadratmeter Wohnfläche im Zentrum von Zürich, mit See- oder LimmatAnstoss, öffentlicher Verkehr in der Nähe, Schlossarchitektur. Ihre Antwort? Dann komme für ihn nur das Landesmuseum in Frage, dieses stehe derzeit aber nicht zum Verkauf. Schliesslich fanden wir doch noch eine Lösung für ihn. Interview: Stefan Barmettler 3 // 2011 // BILANZ homes 19

immobilien

HEV gegen Bundesrat Auf seiner hektischen Suche nach Interventionsmöglichkeiten will der Bund auch bei der Vergabe von Hypotheken stärker eingreifen. Finma und Schweizerische Nationalbank sollen künftig Richtlinien für die Vergabe von Hypo-Krediten aufstellen. Damit will der Bundesrat Überhitzungserscheinungen im Immobilienmarkt entgegenwirken. In jüngster Zeit warnte die Nationalbank, die seit Jahren auf eine Tiefzins­politik setzt, wiederholt vor ­einer Immobilienblase. Dagegen stellten Bankenvertreter, vor allem Pierin Vincenz, Chef der Raiffeisen Gruppe, ­jeweils postwendend ­eine allzu lockere ­Kreditvergabe der Banken in Abrede. Wenig glücklich über Eingriffe aus Bern: Pierin Vincenz. Auch der Hauseigentümerverband (HEV) ist wenig glücklich über den drohenden Eingriff aus Bern. Ansgar Gmür, Direktor des HEV: «Wir finden die politische Einflussnahme auf den Markt prinzipiell schlecht. Auch wenn die einzelnen Massnahmen noch nicht bekannt sind, werden sie eine Blase kaum verhindern und zudem leicht zu umgehen sein.» Gmür bestreitet nicht, dass es in einigen Zentren Überhitzungserscheinungen gebe. «Aber generell ­sehen wir noch keine Spekulationsblase.» 20 BILANZ homes // 3 // 2011

Museum für Oldtimer

Es könnte ein Hotspot werden: In der ehemaligen Webmaschinenfabrik Grob Textile in Horgen ist ein Projekt mit nationaler Strahlkraft in Planung. Das «Meilenwerk Zürichsee» ist ein Liebhaberobjekt, das 20 000 Quadratmeter umfasst. Kernstück auf dem historischen Fabrikgelände ist ein Oldtimer-Zentrum, wo es alte Mercedes, Ferraris, Bentleys usw. zu bestaunen und zu kaufen geben wird. Neben Showroom und Klassikerhandel integriert das «Forum für Fahrkultur» Oldtimer-Reparaturwerkstätten, -Vermietung, Event-Räume, Gewerbebetriebe und ein Restaurant. Realisiert wird das Projekt durch die Meilenwerk AG und die Grundstückeigentümerin Mobimo. Mobimo hat mit Meilenwerk einen Mietvertrag über mindestens 20 Jahre abgeschlossen. In den Umbau werden 35 Millionen Franken investiert, die Eröffnung ist für Frühling 2013 geplant. Der Umbau der ehemaligen Fabrik soll nach den Plänen von Architektin Sara Spiro geschehen.

Allreal und Mobimo: gut unterwegs Die beiden Immobilienunternehmen Allreal und Mobimo sind 2011 gut gestartet. Beide profitieren von der Nachfrage, welche die Leerstandsquote weiter sinken liess. Nun liegt die Quote bei 4,6 Prozent (Allreal) bzw. 4,4 Prozent (Mobimo). Allreal steigerte im ersten Halbjahr den Umsatz um stolze 24 Prozent auf 380,9 Millionen Franken. Allerdings sank der Reingewinn bei einer Ausklammerung von Neubewertungen um 5,7 Prozent auf 54,1 Millionen. Die Anleger dürften ihre Freude gehabt haben: Per ­Ende Juni legte die Allreal-Aktie um 1,7 Prozent zu. Der Wert des Immobilienportfolios der börsenkotierten Gruppe beträgt 2,6 ­Milliarden Franken. Jenes von Mobimo ist per Ende Juni auf 2,08 Milliarden bewertet. Im ersten Halbjahr konnte das Unternehmen beim Reingewinn und beim Betriebsergebnis auf Stufe Ebit massiv zulegen. Der Reingewinn beträgt neu 34,5 Millionen Franken. Mit der Fertigstellung und dem Bezug des Mobimo-Towers in Zürch dürften die Erträge im zweiten Halbjahr weiter steigen.

Fotos: Meilenwerk AG (3), PR

«Meilenwerk Zürichsee»: neues Mekka für Oldimer-Fans – ab 2013 in einer ehemaligen Fabrik in Horgen ZH.