politische ökologie 134 Die Welt steht vor enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, braucht es den Mut, ausgetretene Denkpfade zu verlassen, unliebsame Wahrheiten auszusprechen und unorthodoxe Lösungen zu skizzieren. Genau das tut die politische ökologie mit einer Mischung aus Leidenschaft, Sachverstand und Hartnäckigkeit. Die vielfältigen Zugänge eröffnen immer wieder neue Räume für das Nachdenken über eine Gesellschaft, die Zukunft hat.
16,95 € (D), 17,50 € (A) www.oekom.de
Zwischen Ressourcenausbeutung und „gutem Leben“
September 2013_31. Jahrgang_ISSN 0933-5722_B 8400 F
Die Reihe für Querdenker und Vordenkerinnen
Zwischen Ressourcenausbeutung und „gutem Leben“
politische ökologie
Lateinamerika
Lateinamerika
Atemberaubende Naturschönheit und verseuchte Mondlandschaften liegen in Lateinamerika ebenso nahe beieinander wie der immense Reichtum einer dünnen Oberschicht und die bittere Armut weiter Bevölkerungsteile. Nach einer langen Phase politischer Instabilität haben sich in der Region demokratischere Strukturen durchgesetzt. Doch auch die neuen fortschrittlichen Regierungen beuten die reichlich vorhandenen Bodenschätze aus, um ihre Sozialprogramme zu finanzieren. Die Konflikte um die ökologischen und sozialen Folgen dieses Neoextraktivismus eskalieren immer häufiger. Ein ganzer Kontinent ist in Bewegung und sucht die goldene Mitte zwischen Abhängigkeit vom Weltmarkt, Plünderung der Natur und alternativen Entwicklungswegen wie dem indigenen Konzept des „Buen Vivir“.
politische ökologie
Herausgegeben von oekom e.V. – Verein für ökologische Kommunikation Dieses Buch wurde klimaneutral hergestellt. CO 2-Emissionen vermeiden, reduzieren, kompensieren – nach diesem Grundsatz handelt der oekom verlag. Unvermeidbare Emissionen kompensiert der Verlag durch Investitionen in ein Gold-Standard-Projekt. Mehr Informationen finden Sie unter: www.oekom.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2013 oekom, München oekom verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH Waltherstraße 29, 80337 München Umschlaggestaltung, Layout und Satz: Lone Nielsen Lektorat: Helena Obermayr, Anke Oxenfart h Druck: Kessler Druck + Medien, Bobingen Gedruckt auf Circle matt White 100% Recycling von Arjo Wiggins/Igepagroup Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany ISBN: 978-3-86581-425-8 e-ISBN: 978-3-86581-574-3
oekom e.V. – Verein für ökologische Kommunikation (Hrsg.)
Lateinamerika Zwischen Ressourcenausbeutung und „gutem Leben“
Mitherausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung
politische ökologie
Die Reihe für Querdenker und Vordenkerinnen
Die Welt steht vor enormen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, braucht es den Mut, ausgetretene Denkpfade zu verlassen, unliebsame Wahrheiten auszusprechen und unorthodoxe Lösungen zu skizzieren. Genau das tut die politische ökologie mit einer Mischung aus Leidenschaft, Sachverstand und Hartnäckigkeit. Die politische ökologie schwimmt gegen den geistigen Strom und spürt Themen auf, die oft erst morgen die gesellschaftliche Debatte beherrschen. Die vielfältigen Zugänge eröffnen immer wieder neue Räume für das Nachdenken über eine Gesellschaft, die Zukunft hat. Herausgegeben wird die politische ökologie vom oekom e.V. – Verein für ökologische Kommunikation.
Editorial
W
o viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Dieser Kontrast findet sich überall in Lateinamerika: atemberaubende Naturschönheiten, reichlich vorhandene Bodenschätze und eine unübertroffene Artenvielfalt, aber eben auch – oder gerade deswegen – verseuchte Mondlandschaften und ausufernde Korruption. Geprägt durch seine indigenen Kulturen, die koloniale Vergangenheit und die neoliberale Politik der Gegenwart ist der Kontinent eine Region voller Gegensätze. Während eine dünne, oligarchisch geprägte Oberschicht und gut ausgebildete Mittelschichten den westlichen energieintensiven Lebensstil längst verinnerlicht haben, fristen noch immer weite Teile der Bevölkerung ihr Dasein als Analphabet(inn)en in bitterer Armut. Nach einer langen Phase politischer Instabilität haben sich in Lateinamerika mittlerweile demokratischere Strukturen durchgesetzt. Regierungen, die sich selbst als fortschrittlich bezeichnen, treten mit neuem Selbstbewusstsein auf der internationalen Bühne auf. Sie proklamieren einen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ und berufen sich auf indigene Konzepte wie das des „guten Lebens“ („Buen Vivir“), um zu versuchen, die Bedürfnisse der Menschen und der Natur in Einklang zu bringen. Die hehren Ziele setzen sich bislang aber nur teilweise in praktische Politik um. Noch immer dominiert eine auf den Weltmarkt ausgerichtete Entwicklungsstrategie, die auf die höchstmögliche Ausbeutung von Rohstoffen und Agrarland setzt. Im Unterschied zu früher fließen die Gewinne zwar nicht mehr vorwiegend in private Taschen, sondern kommen tatsächlich bei der Bevölkerung in Form von Bildungs- und Sozialprogrammen an. Der ökologische Raubbau und die Vertreibung von Indigenen gehen jedoch unvermindert weiter. Die Autor(inn)en der politischen ökologie haben sich aufgemacht in das politische und gesellschaftliche Laboratorium Lateinamerika. Sie beobachten, wie sich die Zivilgesellschaft zwischen Drogenbaronen, alltäglicher Gewalt und größenwahnsinnigen Megabauprojekten zu behaupten versucht. Dabei wird deutlich, dass die lateinamerikanischen Debatten über das „gute Leben” und die europäischen Postwachstumsdiskurse viel miteinander zu tun haben und doch ganz unterschiedlich sind. – Eine spannende Reise mit viel Licht und Schatten erwartet Sie. Anke Oxenfarth
[email protected]
politische ökologie 134 *Lateinamerika
7
Inhalt
Inhaltsverzeichnis Wegmarken Einstiege
12
Der Widerspenstigen Lähmung? Politisches Laboratorium Lateinamerika Von Héctor Alimonda
18
In Bewegung Im Sog der Rohstoffe Linke Regierungen und der Neoextraktivismus Von Elmar Altvater
28
Am Ende der Geduld Soziale Ungleichheit in Lateinamerika Von Michael Alvarez
36
Kein Brot, aber Spiele Megaevents in Brasilien Von Dawid Danilo Bartelt
43
Gold oder Blei Gewalt, Unsicherheit und Organisierte Kriminalität Von Ingrid Spiller
50
„Das Leben einer Kuh ist mehr wert als das einer jungen Frau“ Feminizide in Mexiko Ein Interview mit Norma Andrade
58
politische ökologie 134 *Lateinamerika
9
Inhalt
Im Ressourcenrausch 64
Wie süß sind sie wirklich? Südfrüchte aus Zentralamerika Von Dominik Gabel
71
Das Dilemma mit dem schmutzigen Geschäft Ölförderung Von Dorothea Melcher
78
Das Gold der Zukunft ist weiß Lithiumförderung Von Barbara Göbel
84
Die Samen des Zorns Gentechnologie in der Landwirtschaft Von Camila Moreno
90
Energie(irr)wege auf Lateinamerikas Feldern Grüne Technologien I Von Kristina Dietz
95
Windenergie sät Zwietracht Grüne Technologien II Von Philipp Gerber
Im Aufbruch 100 Eine neue Sicht auf die Welt
„Buen Vivir“ – das gute Leben Von David Cortez und Heike Wagner 106 Wer bezahlt die Natur?
Die Ökonomisierung von Lateinamerikas Regenwäldern Von Thomas Fatheuer 113
10
Ein Anfang ist gemacht Alternativen zum Neoextraktivismus Drei Fragen an Maristella Svampa und Carlos Monge
politische ökologie 134 *Lateinamerika
Inhalt
Impulse Projekte und Konzepte
118
Medien
124
Spektrum Nachhaltigkeit Risiken und Nebenwirkungen 128 Transatlantisches Freihandelsabkommen Von Marianne Henkel Die faire Wende 132 Zukunft der Energieversorgung Von Michael Kopatz Lehren aus der Flut 136 Nationales Fluss- und Auenprogramm für den Hochwasserschutz Von Andreas Krug und Bernd Neukirchen Ein grünes Energieparadies sieht anders aus 140 Konjunkturprogramm versus Kulturlandschaften Von Georg Etscheit
Rubriken Editorial
7
Impressum 144 Vorschau 145
Für ihr inhaltliches und finanzielles Engagement sowie die gute Zusammenarbeit danken wir dem Lateinamerika-Referat der:
politische ökologie 134 *Lateinamerika
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Wegmarken
Steckbrief Lateinamerika
Nordamerika Inselstaaten Dominikanische Republik, Kuba, Puerto Rico, Haiti, Jamaica, Barbados, Trinidad und Tobago, Grenada, Dominica, St. Lucia, Antigua und Barbuda, St. Vincent und die Grenadinen, St. Kitts und Nevis, Bahamas
Mittelamerika Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras Nicaragua, Panama, Belize
Südamerika
12
politische ökologie 134 *Lateinamerika
Wegmarken
• Spanisch (vorherrschend) • Portugiesisch in seiner brasilianischen Variante: Brasilien • Englisch: in Teilen Argentiniens, Nicaragua, Panama und Puerto Rico • Deutsch: im Süden Brasiliens, Chiles und in Argentinien • Italienisch: Brasilien, Argentinien, Uruguay und Venzuela • über 660 indigene Sprachen • am weitesten verbreitete indigene Sprachen: Quechua, Guaraní, Aymara, Nahuatl, Maya-Sprachen, Mapuche • Peru: Quechua ist neben Spanisch zweite Amtssprache
• Zusammen mit Nordamerika ist Lateinamerika die am stärksten urbanisierte Region der Welt • Besonders hohe Dichte an Megastädten: Mexiko-Stadt (23,6 Millionen Menschen, 2. Platz in der Weltrangliste der Millionenstädte), Sao Paulo (Platz 6), Buenos Aires (Platz 16), Rio de Janeiro (Platz 22), Bogota (Platz 36) • Im größten Slum der Welt, in Neza-Chalco-Itza (Mexiko-Stadt), leben über vier Millionen Bewohner(innen), die nächstkleineren liegen in Bogotá und Caracas
• Lateinamerika ist der Kontinent mit der größten Biodiversität (Arten, Lebensräume, Ökosysteme) • Der Amazonas führt mit durchschnittlich 209.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mehr Wasser als die sieben nächstkleineren Flüsse zusammen • Das Amazonasbecken stellt mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aller tropischen Regenwälder der Erde _Quelle: Wikipedia
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Wegmarken
Ein Jahrhundert politischer Unruhe in Südamerika
rechte Diktatur (zivil oder militärisch) linkes autoritäres Regime politische Instabilität (Bürgerkriege, Guerillaaktivitäten, ausländische Interventionen) Demokratie oder im Übergang zur Demokratie
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Staatsstreiche
politische ökologie 134 *Lateinamerika