KE 440 Wallenstein.PMD AWS

sche Schriftsteller Jens Bagge- sen3 mit Schillerfreunden beim Herzog Friedrich Chris- tian von Schleswig-Holstein-. Augustenburg für Schiller ein. Stipendium für 3 Jahre. 1792. Jena. Fortsetzung der Kant-Studien. Er erfährt aus der Zeitung, dass er Ehrenbürger Frank- reichs geworden ist (Diplom erst 1798 erhalten).
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Königs Erläuterungen und Materialien Band 440

Erläuterungen zu

Friedrich Schiller

Wallenstein von Rüdiger Bernhardt

Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Seit 1994 ist er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät eingewählt.

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2. Auflage 2006 ISBN 10: 3-8044-1825-2 ISBN 13: 978-3-8044-1825-7 © 2005 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Friedrich Schiller Druck und Weiterverarbeitung: Tiskárna Akcent, Vimperk

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KE 440 Wallenstein.p65

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16.12.05, 10:52

Inhalt Vorwort ...............................................................

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1. 1.1 1.2 1.3

Friedrich Schiller: Leben und Werk ................ 7 Biografie .............................................................. 7 Zeitgeschichtlicher Hintergrund ........................... 16 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken ........................................... 26

2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7

Textanalyse und -interpretation ...................... 28 Entstehung und Quellen ....................................... 28 Inhaltsangabe ........................................................ 40 Aufbau .................................................................. 60 Personenkonstellation und Charakteristiken ......... 76 Sachliche und sprachliche Erläuterungen ............ 83 Stil und Sprache ................................................... 115 Interpretationsansätze .......................................... 119

3.

Themen und Aufgaben ..................................... 125

4.

Rezeptionsgeschichte ........................................ 128

5.

Materialien ......................................................... 144 Literatur ............................................................ 149

(Zitiert wird nach: Schiller, Friedrich: Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht I (Wallensteins Lager. Die Piccolomini) und II (Wallensteins Tod). Anmerkungen von Kurt Rothmann. Stuttgart: Philipp Reclam jun., Universal-Bibliothek Nr. 41, 2004 (I) und Nr. 42, 2003 (II). Den Zitaten folgen Seiten- und Verszahl und sie werden im Zweifelsfall mit der römischen Bandzahl belegt, z. B. I 8, 118. In besonderen Fällen wird nach der Nationalausgabe von Schillers Werken mit dem Sigle NA, Band- und Seitenzahl zitiert.)

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Vorwort

Vorwort Als Schillers Wallenstein-Trilogie 1798/99 nach langwierigkomplizierter Entstehung aufgeführt wurde, verglichen die Zuschauer die Dichtung mit Shakespeares Geschichtsdramen. Schiller hatte den Höhepunkt seiner Laufbahn erreicht. Die Trilogie steht in der deutschen Literatur ebenbürtig neben Goethes Faust und ist eine Gipfelleistung des deutschen Geschichtsdramas, die durch Goethes Götz von Berlichingen (1773) und Egmont (1788) vorbereitet worden war. – Es wurden geschichtliche Ereignisse in dramatische Handlung, Geschichtswissenschaft in Poesie umgesetzt. Aus dem Werk des Historikers Schiller ging nahtlos das des Dichters hervor. Er verwirklichte damit seinen oft bedachten Plan, einen geschichtlichen Stoff zu bedichten, dadurch in das nationale Bewusstsein zu heben und zur Nationaldichtung werden zu lassen. – Schiller nahm auch aktuelle Politik in das Werk auf. So wenig er zu den revolutionären Vorgängen in Frankreich 1789 unmittelbar Stellung nahm und so sehr seine sporadischen Äußerungen wechselhaft und zwiespältig sind, so groß blieb sein Interesse an Freiheit und Menschlichkeit, die durch die Französische Revolution europaweit gefordert wurden. In der Dichtung gab er diesen Fragen Platz, nicht im Bekenntnis. Die Verbindung von Geschichte und Gegenwart, mit dem Blick auf die Menschheitsentwicklung, gab dem Werk jene Aktualität, über die Sigrid Damm in ihrer modernen Schiller-Biografie sagt, nach der Lektüre habe sie „eine erste Ahnung, was dieses Drama über Macht und Politik heute, am Beginn des dritten Jahrtausends, so beklemmend aktuell erscheinen lässt“1. Darüber hinaus war und ist die Trilogie 1

Damm, S. 291 f.

Vorwort

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1.1 Biografie „ein Lieblingsgedicht der Deutschen geworden. Jeder findet rührende Lebenstöne darin, und das allgemeine Schicksal der Menschen geht innig ans Herz.“2 Schiller hatte ein Gespür für Spannung und Kriminalfälle und fand dafür in den machtpolitisch begründeten Ereignissen um Wallenstein einen Höhepunkt gemeiner Intrige und krimineller Energie, die in der Politik bis heute zu finden sind. In jüngster Zeit wurde oft von der „Renaissance“ und der Wiederentdeckung Schillers gesprochen. Das ist eine umsatzsteigernde Legendenbildung: Schiller war nie vergessen, verdrängt oder verschwunden, wie Aufführungszahlen, Publikationen und Bezüge beweisen. Die vorliegenden Erläuterungen versuchen eine verständliche Übersicht zu geben, die sowohl inhaltliche Zusammenhänge des vielfältigen Personenensembles als auch Bezüge zu Schillers Zeit vorstellt. Ein wichtiges Anliegen wird darin gesehen, die umfangreichen und teils sehr spezifischen historischen Zusammenhänge, die Schiller oft nur mit einem Namen andeutete, der seinen Zeitgenossen bekannt war, zu erläutern, zumal Schillers Trilogie mit seiner Geschichte des Dreißigjährigen Krieges im Zusammenhang gesehen werden muss.

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Wolzogen: Schillers Leben, S. 229 Vorwort

1.1 Biografie

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk 1.1

Biografie

Jahr 1759

Ort Marbach am Neckar

Ereignis Alter 10. November: Johann Christoph Friedrich Schiller als zweites Kind (Vater: Johann Kaspar Schiller, Feldscher, Wundarzt, Offizier; Mutter: Elisabeth Dorothea, geb. Kodweiß, Gastwirtstochter) geboren. 1764/66 Lorch Die Familie folgt dem Vater an 5/7 seine Standorte, zieht mehrfach um und wohnt schließlich in Lorch. Erster Elementarunterricht. 1767 Ludwigsburg Eintritt in die Lateinschule, als 8 Beruf Geistlicher vorgesehen. 1773–80 Stuttgart Militärische Pflanzschule des 13–21 Herzogs (später: Hohe Karlsschule), anfangs auf der Solitude. Kasernenleben. Zuerst juristische, seit 1775 medizinische Studien. Mehrfache Erkrankung. 1777 Stuttgart Nach der Lektüre Shakespea18 res entstehen erste Szenen der Räuber. Sie erscheinen 1781.

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

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1.1 Biografie Jahr 1779

Ort Stuttgart

1780–82 Stuttgart

8

1781

Mannheim

1782

Bauerbach

Ereignis Alter 20 14. Dezember: Stiftungstag der Karlsschule in Anwesenheit Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach, Goethes und des Freiherrn von Dalberg (seit 1778 Intendant des Mannheimer Theaters). 15. Dezember 80: Regiments- 21–23 medikus bei dem Grenadierregiment Augé. Militärarzt und Dichter. Gilt als Verschwender. 22 Herbst: Besuch bei dem zehn Jahre eingekerkerten Dichter und Publizisten Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) auf dem Hohenasperg. – Druck der Räuber. Uraufführung 13. 1. 1782 im Beisein Schillers, der dazu unerlaubt Stuttgart verlässt. 23 Ankunft am 7. Dezember: Nach Arrest (28. 6.–11. 7.) wegen 2. unerlaubter Reise nach Mannheim und Verbot des „Komödienschreibens“ durch den Herzog Flucht am 22. 9. als „Dr. Ritter“ mit dem Freund Andreas Streicher über Mannheim auf das Gut Henriette von Wolzogens. 1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

1.1 Biografie Jahr Ort 1783–84 Mannheim

1785–87 Dresden

1787

Weimar

1787

Rudolstadt

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

Ereignis Alter Bis 31. August 84: Theater- 24–25 dichter bei Dalberg. Schwere Erkrankung. Liebe zu Charlotte von Kalb. Juni 1784: Erste Begegnung mit Charlotte von Lengefeld, seiner späteren Frau. Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach verleiht ihm den Titel „Rat“ (27. 12. 1784) nach einer Lesung aus Don Karlos vor dem Darmstädter Hof. Auf Einladung Christian Gott- 26–28 fried Körners ist Schiller zuerst Gast in Leipzig (Gohlis), dann in Dresden (Weinberghäuschen in Loschwitz). Körner regelt Schillers Schulden. Leidenschaft zu Henriette von Arnim, Trennung. 27 Juli: Reise zu Charlotte von Kalb. Bekanntschaft mit Wieland, Herder, Herzogin Anna Amalia u. a. August: Aufenthalt in Jena. 28 6. Dezember: Trifft auf die Schwestern Charlotte und Karoline von Lengefeld, erster Gedanke an eine Ehe mit einer von ihnen.

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1.1 Biografie Jahr 1788

Ort Weimar

1788

Volkstädt Rudolstadt

Weimar

1789

Jena

Lauchstädt

10

Ereignis Alter 28 Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande. Intensive historische Studien. 28 Mai: Charlotte hat Schiller eine Wohnung gemietet. August: Umzug, tägliche Besuche bei Lengefelds. 7. September: begegnet dort Goethe. 29 15. Dezember: Auf Goethes Vorschlag wird Schiller am 15. 12. auf eine a. o. Professur für Philosophie (Geschichte ist besetzt) zu Ostern 1789 in Jena berufen. Dankbesuch bei Goethe. 29 11. Mai: Übersiedlung nach Jena, historische Studien. 26. Mai: Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?, großer Erfolg und Huldigung für den Dichter. 2. August: Auf einer Reise nach Leipzig macht ihm Charlottes Schwester Karoline von Beulwitz, die Schiller ebenfalls liebt, Hoffnung auf eine Verbindung mit Charlotte. Verlobung.

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

1.1 Biografie Jahr 1789

Ort Rudolstadt

Jena

1790

Jena

Wenigenjena Jena

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

Ereignis Alter 29 September/Oktober: einmonatiger Urlaub. Historische Arbeiten. Charlotte von Kalb will sich scheiden lassen und hofft, sich mit Schiller zu verbinden. Verwirrende persönliche Beziehungen, da er beide Schwestern von Lengefeld gleichermaßen liebt. 30 24. Dezember: Der Verleger Göschen schlägt Schiller als Thema für den Historischen Calender die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges vor. Erster Kontakt mit dem Thema Wallenstein. Die Entstehungsgeschichte reicht bis 1800 (s. S. 31 ff.) 30 6. Januar: Beginn der Quellenstudien. – Hofrat des Meininger Hofs. 22. Februar: Trauung mit Charlotte von Lengefeld. 31. Mai: Erste Manuskripte der Geschichte ... an Göschen; täglich 14 Stunden Arbeit daran. Goethe besucht Schiller am 31. Oktober in Jena; sie sprechen über die Philosophie Kants.

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1.1 Biografie Jahr 1791

Ort Jena

Karlsbad Kopenhagen

1792

3

12

Jena

Ereignis Alter 31 Januar: Ausbrechen der schweren Krankheit Schillers (Pneumonie, begleitet von einer trockenen Rippenfellentzündung), unter der er bis zum Tod leidet. Bei ihm wacht auch der junge Novalis. Schiller wird von den Vorlesungen entbunden. Beginn der Kant-Studien. 31 Juli: Mit Charlotte und Karoline zur Kur. 32 Dezember: Gerücht von Schillers Tod. Als es sich als falsch herausstellt, erwirkt der dänische Schriftsteller Jens Baggesen3 mit Schillerfreunden beim Herzog Friedrich Christian von Schleswig-HolsteinAugustenburg für Schiller ein Stipendium für 3 Jahre. 33 Fortsetzung der Kant-Studien. Er erfährt aus der Zeitung, dass er Ehrenbürger Frankreichs geworden ist (Diplom erst 1798 erhalten). Er hält

Baggesen hatte auf einer Reise durch Deutschland 1789, auf der er Shakespeare, Schiller, Rousseau und Sterne las, Schiller als „neue Sonne an Deutschlands glänzendem Dichterhorizont“ heraufsteigen sehen: „Von Werk zu Werk ist jeder Schritt bisher ein Riesenschritt gewesen. Was wird Schiller einmal in seinem Meridian sein!“ Die Reise, geplant als eine Badereise, wurde zu einer Jubelfahrt über die Französische Revolution. (Jens Baggesen: Das Labyrinth oder Reise durch Deutschland in die Schweiz 1789. Leipzig und Weimar: Gustav Kiepenheuer Verlag, 1985, S. 62) 1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

1.1 Biografie Jahr

Ort

1793–94

1794

Jena

1796

Jena

1797

Jena

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

Ereignis Alter Vorlesungen über Ästhetik. Trägt sich mit dem Gedanken einer Denkschrift zur Verteidigung des französischen Königs. Besuch Baggesens in Jena, Rei- 33–34 se mit Charlotte nach Schwaben, anfangs begleitet von Baggesen. 14. 09. 93: Geburt des ersten Sohnes Karl, drei weitere Kinder folgen. Im Oktober 93 in Stuttgart beim Besuch der Karlsschule enthusiastisch gefeiert. März 94: Übersiedlung nach Stuttgart, vielfältiger gesellschaftlicher Umgang, Freundschaft mit dem Verleger Cotta. 14. Mai: Rückkehr. Er be- 34 sucht Goethe. Freundschaft mit Goethe seit einem Gespräch über Arten der Naturbetrachtung am 20. Juli. 16. März: Im Gespräch mit 36 Goethe entscheidet sich Schiller für den Wallenstein und stellt die Malteser zurück. „Balladenjahr“ (Wettstreit mit 38 Goethe). Kauft Gartenhaus in Jena.

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1.1 Biografie Jahr 1798

Ort Weimar

1799

Weimar

1801

Dresden

1802

Weimar

Wien

14

1803

Lauchstädt

1804

Berlin

1805

Weimar

Ereignis Alter 12. 10.: Uraufführung: Wallen- 39 steins Lager anlässlich der Eröffnung des umgebauten Weimarer Theaters. 3. Dezember: Schillers Fami- 40 lie zieht nach Weimar. August: Reise über Naumburg 41 nach Dresden, Wohnung wiederum im Weinberghaus in Loschwitz, 20. September wieder in Weimar. April: Einzug in das erworbe- 42 ne Haus an der Esplanade (heute: Schiller-Haus). Schiller erhält am 16. Novem- 43 ber aus Wien das Adelsdiplom vom 7. September. Aufenthalt vom 2. bis 14. Juli, 43 wird von Studenten aus Halle und Jena nach der Aufführung der Braut von Messina gefeiert. 26. April: Reise nach Berlin 44 über Weißenfels, Leipzig und Potsdam. Audienz bei Königin Luise, die ihn nach Berlin holen möchte. Am 21. Mai wieder in Weimar. Gibt Gedanken an Berlin auf. 1. Mai: Letzter Theaterbesuch 45 und letzte Begegnung mit Goethe. Erkrankt an akuter 1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

1.1 Biografie Jahr

Ort

1827

Weimar

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Ereignis Alter 45 Pneumonie. 9. Mai: Schillers Tod.4 12. Mai: traditionsgemäß zwischen 0 und 1 Uhr Beisetzung im „Landschaftskassengewölbe“ (Grablege für Standespersonen ohne Erbbegräbnis). 16. Dezember: Beisetzung in der Fürstengruft.

Schillers Tod hat Gerüchte (er sei vergiftet worden), Verleumdungen und Denunziationen ausgelöst. Auf sie geht auswertend und den Krankheitsverlauf sorgfältig recherchierend Wolfgang H. Veil ein: Schillers Krankheit. Naumburg: Uta-Verlag, 1945 (2., ergänzte und erweiterte Auflage)

1. Friedrich Schiller: Leben und Werk

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