Jahresbericht 2015 - Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts

internationalen Namen gemacht. Neben ihrem Politik- und ..... „Dieses prüfe mein Sohn, aber chemisch“. Romantic Chemistry and Visions ..... Exkursion nach Jena, an der ich im Rahmen meines Studiums der Duitsland- studies teilnahm.
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Jahresbericht 2015

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts 20th Century History

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts 20th Century History

Inhalt



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Vorwort

Gastprofessur 6 Dagmar Herzog Veranstaltungen

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Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent



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Zeitgeschichte als Aufklärung



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Epochenjahr 1945

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Der Bystander im Holocaust

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Neue Ergebnisse und Fragen der Holocaustforschung





Doktorandenschule 12

Mitglieder 2015

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Seminartag mit Otto Dov Kulka

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Seminartag mit Belinda Davis

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Workshop Archivrecherche

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Seminartage mit Dagmar Herzog

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Seminartage „Unter uns“

Internationales 19

Austauschprogramm mit Princeton

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Jena, Amsterdam und zurück

Studium 23

Erinnerungsorte des Nationalsozialismus

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Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts

Forschungsprojekte 26

Lobbyisten des Rechts

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Die „Konservative Revolution“ zwischen Weimar und Bonn

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Publikationen

30

Gremien

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Vorwort Der 70. Jahrestag des Kriegsendes stand 2015 auch am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts im Fokus mehrerer Veranstaltungen. Neben einer Vortragsreihe zum „Epochenjahr 1945“ bildete dabei vor allem der Holocaust als das Zentralverbrechen des Zweiten Weltkriegs einen thematischen Schwerpunkt: mit einer internationalen Tagung in Amsterdam, einer Buchvorstellung der beiden Leiter des 2013 gegründeten Zentrums für Holocaust-Studien in München und mit dem bewegenden Besuch des israelischen Auschwitz-Überlebenden und Historikers Otto Dov Kulka um den 8. Mai 2015. Diese und andere zentrale Themen unserer Arbeit – die Nachgeschichte des Nationalsozialismus, aber auch die rezenten Debatten um „transnationale“ Geschichte und „Public History“ – fanden Mitte April eine ebenso spannende wie (jedenfalls für den Unterzeichnenden) überraschende Verdichtung in den Diskussionen des prominent besetzten Symposions „Zeitgeschichte als Aufklärung“. Mit mehr als 180 Gästen aus vielen Ländern bildete diese Veranstaltung zweifellos den Höhepunkt des Jahres 2015 am Jena Center. Mit einem Vortrag und vier Seminartagen zur Geschichte der Sexualität, der Geburtenpolitik und der Behinderung setzte unsere New Yorker Gastprofessorin Dagmar Herzog im Herbst einen hierzulande immer noch ungewöhnlichen thematischen Akzent und konfrontierte die Mitglieder der Doktorandenschule auf höchst produktive Weise mit einem aktuellen und herausfordernden Aspekt der Zeitgeschichtsschreibung. Unser Beitrag zur Internationalisierung von Lehre und Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität fand nun schon im zweiten Jahr fruchtbaren Ausdruck in Gestalt des Austauschs mit der Princeton University („Jena Princeton Exchange“) und im vierten Jahr mit dem Amsterdamer Duitsland Instituut. Während die Verbindung mit Princeton bereits ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zugute kommt, erfreut sich der Austausch mit den Niederlanden vor allem bei unseren Studierenden im Master Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts (GP20) großer Beliebtheit. Der vorliegende Jahresbericht legt auch davon Zeugnis ab. Jena, im Februar 2016

Norbert Frei

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Gastprofessur

Gastprofessorin Dagmar Herzog Im Wintersemester 2015/16 war Dagmar Herzog Gastprofessorin am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Herzog, geboren 1961, ist Professorin für Geschichte an der City University of New York. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der Sexualität, die Religionsgeschichte und der Holocaust. Mit zahlreichen wissenschaftlichen und journalistischen Veröffentlichungen zur modernen deutschen und europäischen Geschichte sowie zur Politik der evangelikalen Rechten in den USA hat sie sich einen internationalen Namen gemacht. Neben ihrem Politik- und Französischstudium an der Duke University in North Carolina arbeitete Herzog Anfang der achtziger Jahre in der Betreuung von Mittel- und Obdachlosen, bevor sie 1984 an die Brown University in Rhode Island und zur Geschichtswissenschaft wechselte. 1991 promovierte sie mit einer Arbeit über den Liberalismus des Vormärz, die unter dem Titel Intimacy and Exclusion. Religious Politics in Pre-Revolutionary Baden (1996) erschien. Danach unterrichtete sie für viele Jahre an der Michigan State University, unterbrochen von Fellowships an der Harvard University (1993/94) und am Institute for Advanced Study in Princeton (2002/03), bevor sie 2005 an die New Yorker City University berufen wurde. 2002 veröffentlichte Dagmar Herzog die Anthologie Sexuality and German Fascism, in der sie gemeinsam mit anderen HistorikerInnen die Sexualpolitik des „Dritten Reiches“ neu zu erforschen begann. Warum und auf welche Weise der Diskurs über Sexualität den Prozess der deutschen „Vergangenheitsbewältigung“ nach 1945 beeinflusste, untersuchte sie wenig später in ihrem vieldiskutierten Buch Sex after Fascism. Memory and Morality in Twentieth-Century Germany, das 2005 erschien und noch im gleichen Jahr ins Deutsche übersetzt wurde: Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Als Stipendiatin der Ford Foundation unternahm Herzog die Recherchen für ihre beiden nächsten Veröffentlichungen: Sex in Crisis. The New Sexual Revolution and the Future of American Politics (2008) und Sexuality in Europe. A Twentieth-Century History (2011). Nach einem Fellowship bei der Guggenheim Memorial Foundation 2012 verbrachte sie einen Forschungsaufenthalt an der Princeton University, wo sie zur transatlantischen Nachkriegsgeschichte der Psychoanalyse forschte. Über ihr aktuelles Forschungsprojekt, das sich mit Eugenik, Behindertenrechten und reproduktiver Selbstbestimmung in Europa im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart beschäftigt, sprach Dagmar Herzog in ihrem öffentlichen Vortrag mit dem Titel Abtreibung und Behinderung. Die Ambivalenzen der sexuellen Revolution am 28. Oktober 2015 in Jena. Auch ihre vier Seminartage in der Doktorandenschule des Jena Center waren diesen Themen gewidmet (siehe S. 16 f.).

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Veranstaltungen

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Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent Am 15. April 2015 stellte Prof. Dr. Philipp Ther sein im Herbst 2014 bei Suhrkamp erschienenes Buch Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa im Zeitgeschichtlichen Kolloquium vor. Die gut besuchte Buchvorstellung fand in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen statt. Ther, geboren 1967 im österreichischen Mittelberg, studierte Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaften in Regensburg, München und Washington, DC. Nach seiner Promotion 1997 verbrachte er ein Jahr als Fellow am Center for European Studies der Harvard University und arbeitete anschließend am Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas der FU Berlin. Von 2002 bis 2007 war Ther Juniorprofessor für Polen- und Ukrainestudien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und lehrte von 2007 bis 2010 als Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Seit 2010 ist er Professor für die Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Wien. Philipp Ther forscht zur vergleichenden Sozial- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland und Ostmitteleuropa – vor allem zu Themen der Nationalismus- und Migrationsgeschichte, aber auch zur Geschichte der Musiktheater. Auf seine Dissertationschrift Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956 (1998) folgten seine Habilitationsschrift In der Mitte der Gesellschaft. Operntheater in Zentraleuropa 1815-1914 (2006) sowie Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im modernen Europa (2011). Für sein Buch Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent, in dem er die sozioökonomischen Transformationsprozesse in den Staaten des ehemaligen „Ostblocks“ untersucht, war Ther wenige Wochen vor der Buchvorstellung mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. In der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek präsentierte er die zentralen Erkenntnisse seines Buches: In allen postsozialistischen Staaten sei nach 1989 eine neoliberale Wirtschaftspolitik zum Tragen gekommen. Besonders drastisch sei diese „Schocktherapie“ in der ehemaligen DDR wirksam geworden, wo es durch die Privatisierungswelle zu einem beispiellosen Niedergang von Industrie und Gewerbe gekommen sei. Die Spätfolgen dieser Dynamik hätten sich vor allem nach der Finanzkrise von 2008 gezeigt, von der diejenigen Staaten besonders hart getroffen worden seien, in denen die neoliberalen Reformen die konsequenteste Umsetzung erfahren hatten. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um Thers Definition des Freiheitsbegriffs sowie um die Auswirkungen der ökonomischen Transformationsprozesse auf Migrationsbewegungen in ganz Europa.

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Veranstaltungen

Zeitgeschichte als Aufklärung Zur Feier des 60. Geburtstags von Prof. Dr. Norbert Frei veranstaltete das Jena Center am 17. April 2015 ein internationales Symposion mit dem Titel Zeitgeschichte als Aufklärung. Mehr als 180 Gäste – darunter viele langjährige Kollegen, Weggefährten und Freunde – waren der Einladung gefolgt, um mit Norbert Frei über zentrale Forschungsfragen seiner wissenschaftlichen Laufbahn zu diskutieren, die ihn seit Mitte der siebziger Jahre von München über Bochum nach Jena geführt hat. Organisiert – und über Monate hinweg vor Norbert Frei geheimgehalten – wurde das Symposion von den Mitarbeitern seines Lehrstuhls. Nach einer Eröffnungsrede von Sybille Steinbacher (Wien) widmete sich das erste Panel der Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Nachgeschichte. Mit Saul Friedländer (Los Angeles), Birthe Kundrus (Hamburg) und Michael Wildt (Berlin) sprachen Tobias Freimüller und Dominik Rigoll darüber, inwieweit sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und ihren Nachwirkungen im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat. Mit der Frage nach den unterschiedlichen generationellen Prägungen der drei Gesprächsgäste und ihrer eigenen Arbeiten zur Geschichte und Nachgeschichte des Dritten Reiches stand auch ein Stück Ego-Histoire im Zentrum der Diskussion. Transnationale Beziehungen waren das Thema des von Jacob S. Eder und Tim Schanetzky moderierten zweiten Panels mit José Brunner (Tel Aviv), Peter Romijn (Amsterdam) und Miriam Rürup (Hamburg). Dabei ging es zum einen um Chancen und Gefahren des transnationalen Paradigmas in der Geschichtswissenschaft, zum anderen um transnationale Beziehungen in der Zeitgeschichtsforschung, deren Internationalisierung Norbert Frei seit Gründung des Jena Center 2006 in zahlreichen Projekten und Kooperationen fördert. Über Zeithistoriker und Öffentlichkeit sprachen Daniel Stahl und Annette Weinke im dritten und letzten Panel mit Christian Staas (Hamburg), Dorothee Wierling (Hamburg) und Moshe Zimmermann (Jerusalem). Thema der Diskussion waren mit der „Public History“ zum einen die Vermittlung geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse in Medien und Öffentlichkeit, zum anderen die im vergangenen Jahrzehnt zahlreich gegründeten „Unabhängigen Historikerkommissionen“ zur Erforschung der Geschichte politischer Institutionen. Am Abend waren die Gäste des Geburtstagssymposions zu einem Fest in den Spiegelsaal des Hotels Schwarzer Bär eingeladen. Die Festrede zu Ehren von Norbert Frei hielt Bernd Weisbrod (Göttingen/Berlin); Glückwünsche per Videobotschaft aus den USA überbrachten mit Fritz Stern, Atina Grossmann, Harold James und Anson Rabinbach auch einige ehemalige Gastprofessoren

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des Jena Center.

Veranstaltungen

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Epochenjahr 1945 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das „Gedenkjahr“ 2015 Anlass, im Rahmen des Zeitgeschichtlichen Kolloquiums eine Vortragsreihe mit dem Titel Epochenjahr 1945 zu veranstalten. Ziel der insgesamt fünf Vorträge im Sommersemester sollte es sein, das Kriegsende und seine Folgen aus verschiedenen nationalen und gesellschaftlichen Perspektiven zu beleuchten und neue Forschungsergebnisse zu den Transformationsprozessen der unmittelbaren Nachkriegszeit in Europa zu präsentieren. Den Auftakt machte am 29. April Norbert Frei mit einem Vortrag über den Wandel der öffentlichen Debatten, die sich in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten jeweils um die runden Gedenkjahre des Kriegsendes entspannten. Parallel zum „Abschied von den den Zeitgenossen“ des „Dritten Reiches“ hat sich nach seiner Beobachtung vor allem bei geschichtspolitischen Akteuren auf nationaler und europäischer Ebene in den vergangenen zehn Jahren eine Rhetorik und Semantik durchgesetzt, die „Geschichte“ mit „Erinnerung“ gleich- und damit ein eindimensionales Erinnerungsgebot an die Stelle historisch-kritischer Aufklärung setzt. Otto Dov Kulka sprach am 6. Mai unter dem Titel Der historische Ort von Auschwitz als Quintessenz der NS-Ideologie über sein 2013 veröffentlichtes Buch Landschaften der Metropole des Todes. Darin verbindet der 82-jährige israelische Historiker Erinnerungsberichte über seine eigenen Erfahrungen als junger Häftling in Auschwitz mit geschichtstheoretischen Überlegungen und eigenen empirischen Forschungen zur Geschichte der Konzentrationslager. Auch in der Doktorandenschule sprach Kulka am Folgetag über die Schwierigkeit, zugleich Zeitzeuge und Historiker jener Epoche zu sein (siehe S. 13). Thomas Kroll, Professor für Westeuropäische Geschichte in Jena, hielt am 12. Mai einen Vortrag über Das Ende der Diktatur Mussolinis und Italien. Dabei ging es ihm vor allem um die Ambivalenzen der italienischen Auseinandersetzung mit der faschistischen Vergangenheit, die sich aus dem Bruch mit dem NS-Regime und der deutschen Besetzung des Landes von 1943 bis 1945 ergaben. Der polnische Historiker Marcin Zaremba sprach am 27. Mai über The Day After. Polish Society in 1945 und hob die innergesellschaftlichen Konflikte hervor, die mit den chaotischen Bedingungen des Kriegsendes und den massiven Bevölkerungsverschiebungen in Polen verbunden waren. Zum Abschluss war am 10. Juni Simone Derix zu Gast, die zu dieser Zeit den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Mainz vertrat. Sie stellte ihr Buchprojekt über das Massaker von Rechnitz vor, bei dem im März 1945 unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen rund 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von den Teilnehmern eines Schlossfestes ermordet wurden.

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Veranstaltungen

Der Bystander im Holocaust Ausgehend von aktuellen Kontroversen in der deutschen, polnischen und niederländischen Holocaustforschung fand vom 24. bis 26. September 2015 in Amsterdam eine internationale Tagung zur Rolle der sogenannten Bystander (Zuschauer/Mitläufer) in der nationalsozialistischen Judenverfolgung statt. Verglichen mit den von Raul Hilberg verwendeten Kategorien der Opfer und Täter wird der Bystander zwar bislang ausgesprochen breit und unklar definiert, ist aber dennoch zu einem gebräuchlichen und unverzichtbar erscheinenden analytischen Begriff geworden. Zudem gilt inzwischen als unumstritten, dass der Holocaust ein sozialer Prozess war, der ohne die Beteiligung der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaften weder in Deutschland noch im besetzten Europa von den Nationalsozialisten allein hätte umgesetzt werden können. Fragen nach der Mobilisierung der „ganz normalen“ Bevölkerung im Prozess der Ausgrenzung und Ermordung ihrer jüdischen Mitbürger werden jedoch vielerorts kontrovers diskutiert. Zwar wird in öffentlichen wie wissenschaftlichen Debatten routiniert auf die Kategorie des Bystander verwiesen, aber immer noch wird der Begriff dabei mit sehr unterschiedlichen, spezifisch nationalen Konnotationen aufgeladen und zudem nur selten theoretisch und methodisch reflektiert. Forscherinnen und Forscher aus aller Welt kamen in Amsterdam zusammen, um das disparate Forschungsfeld zu sichten und ihre Fragestellungen und Erkenntnisse zu vergleichen. Die Tagung wurde von Christina Morina, Krijn Thijs, Froukje Demant und Katja Happe am Duitsland Instituut Amsterdam organisiert und in Kooperation mit dem Jena Center, dem NIOD Amsterdam und dem Münchner Institut für Zeitgeschichte veranstaltet. Im Mittelpunkt standen konzeptionelle Beiträge, welche die Potenziale und Grenzen der diffusen Bystander-Kategorie anhand empirischer Beispiele erörterten; auch einige Doktoranden stellten ihre Dissertationsprojekte zur Diskussion. Wie Mary Fulbrook (London) in ihrem Einführungsvortrag und auch die Mehrzahl der Vorträge zeigte, eignet sich ein differenzierter Bystander-Begriff durchaus zur analytischen Erfassung der Einstellungen, Handlungen und Handlungskontexte jener Mehrheitsbevölkerungen, die weder als Täter noch als Opfer direkt beteiligt, aber als Zeitgenossen durchaus in das Geschehen verwickelt waren. Im Kontext der Tagung fand eine Masterclass mit 20 Studierenden aus den Niederlanden und aus Deutschland statt, darunter auch der Jenaer GP20-Student Markus Wegewitz, der zu dieser Zeit als Gastwissenschaftler am Duitsland Instituut Amsterdam forschte (siehe S. 21). Ausgewählte Tagungsbeiträge werde Ende 2016 in Buchform auf Englisch erscheinen. Die so erstmals systematisch betriebene Erforschung der Bystander im europäischen Vergleich versteht sich als Beitrag zu einer Gesellschaftsgeschichte

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des Holocaust.

Veranstaltungen

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Ergebnisse und neue Fragen der Holocaustforschung Am 2. Dezember stellten PD Dr. Frank Bajohr und Dr. Andrea Löw vom Zentrum für Holocaust-Studien am Münchner Institut für Zeitgeschichte das von ihnen herausgegebene Buch Der Holocaust. Ergebnisse und neue Fragen der Forschung im Zeitgeschichtlichen Kolloquium vor. Die sehr gut besuchte Buchvorstellung war eine Kooperationsveranstaltung mit der Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen. Das im S. Fischer Verlag erschienene Taschenbuch versteht sich als eine Synthese des aktuellen Forschungsstands und vereint Beiträge renommierter Historiker zu verschiedensten Aspekten der Holocaustforschung. Ziel des Buches wie auch des 2013 gegründeten Zentrums in München sei es, so Frank Bajohr, den Holocaust verstärkt als Gesellschaftsgeschichte zu erforschen. Jenseits der schematischen Kategorisierung in „Täter – Opfer – Zuschauer“ wolle man die multiplen Rollen von Akteuren in der Verfolgung und Vernichtung der Juden betonen und der Erfahrungsgeschichte der Opfer mehr Raum geben. Das Zentrum für Holocaust-Studien hat seit seiner Gründung bereits mehrere internationale Konferenzen veranstaltet; erste Forschungs- und Editionsprojekte sind in Bearbeitung, und auch in der Lehre soll das Zentrum über eine Anbindung an die LMU München bald aktiv werden. Eine enge Kooperation gibt es mit dem United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington, D.C., wie Andrea Löw am Beispiel der gemeinsam vergebenen Fellowships und der Edition der Tagebücher Alfred Rosenbergs erläuterte. In der anschließenden Diskussion kamen vor allem Fragen nach dem geschichtspolitischen Kontext der Neugründung und der Prägekraft des „amerikanischen“ Holocaustnarrativs auf. Frank Bajohr erklärte, das Zentrum verstehe sich nicht als „Ableger“ des USHMM, sondern als eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung, mit der in Deutschland eine über Jahrzehnte bestehende institutionelle Lücke geschlossen werde. Auf die Frage von Franka Maubach, wie sich das Zentrum zu aktuellen Forschungskonjunkturen wie etwa zur überbordenden „Aftermath“-Forschung oder zum Trend der Erforschung von „Gewalträumen“ positioniere, erklärte Bajohr, man richte sich sowohl gegen eine Überspezialisierung wie auch gegen eine überzogene „Entgrenzung“ und Europäisierung der Holocaustforschung. Volkhard Knigge appellierte an die beiden Leiter des neuen Zentrums, sich in den geplanten Projekten nicht auf den Holocaust zu beschränken, sondern in einem weiter gefassten Sinne die Gesellschaftsgeschichte der NS-Verbrechen zu erforschen.

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Doktorandenschule

Mitglieder 2015 Julana Bredtmann Entnazifizierung in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin Sophia Dafinger Wissenschaftliche Expertise für Krieg und Kriegsbewältigung nach 1945 Janine Gaumer Die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf 1980-1989 David de Kleijn Das Pferd im „Nachpferdezeitalter“. Zur kulturellen Neusemantisierung einer Mensch-Tier-Beziehung nach 1945 Carmen Hause Die Nachkriegsgeschichte des ehemaligen KZ Mittelbau-Dora Martin Kiechle Die Jenaer Psychiatrie in der DDR Daria Kozlova Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in der Ukraine seit der Unabhängigkeitserlangung Volker Land Asyl als Menschenrecht? Politische Debatten und gesellschaftliche Selbstverständigung in Deutschland 1945-1995 Carolina Malagon „Dieses prüfe mein Sohn, aber chemisch“. Romantic Chemistry and Visions of the Chemical Oliver Riegg „Volksernährung“ in Thüringen im Ersten Weltkrieg und in der frühen Weimarer Republik Bernd Rudolph Fortschrittsvorstellungen und Zukunftsentwürfe der SPD seit 1945 Kristin Tolk Die Jenaer Psychiatrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts -----------------------------------------------------------------------------------------Mit Svea Lehmann, Robert Pursche, Benedikt Rothhagen, Martin Skurt, Rick Tazelaar und Markus Wegewitz konnten erstmals auch Studierende aus dem Masterstudiengang Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts als Gastmitglieder an den Seminartagen der Doktorandenschule teilnehmen.

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Doktorandenschule

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Seminartag mit Otto Dov Kulka Otto Dov Kulka, geboren 1933 in der Tschechoslowakei, begegnete den Mitgliedern der Doktorandenschule einerseits als Literat und Zeitzeuge, andererseits als einer der renommiertesten Historiker des Holocaust. Kulka, der seit 1949 in Israel lebt, lehrte bis zu seiner Emeritierung 1999 für viele Jahre als Professor für die Geschichte des jüdischen Volkes an der Hebräischen Universität Jerusalem. Am Tag nach seiner öffentlichen Lesung aus dem 2013 erschienenen Buch Landschaften der Metropole des Todes über seine Erfahrungen in Auschwitz (siehe S. 9) leitete er am 7. Mai 2015 einen Seminartag zur Erforschung der Ursachen und Mechanismen jener Gewaltherrschaft, unter der er als Kind und Jugendlicher selbst gelitten hat. Zum Auftakt stellten die Doktoranden viele Fragen an Kulkas Buch: Was hat ihn im Alter von fast 80 Jahren dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben und sich darin erstmals zu seinen persönlichen Verfolgungserfahrungen zu äußern? Warum hat er die Rolle des professionellen Historikers zuvor so strikt von seinen privaten Erinnerungen an Theresienstadt und Auschwitz getrennt? Seine Entscheidung, die dem Buch zugrunde liegenden privaten Tonbandaufzeichnungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sei das Ergebnis eines langwierigen Prozesses gewesen, erklärte Kulka: Erst spät habe er verstanden, dass er mit seiner „privaten Mythologie“ Fragen beantworten konnte, die er über einen rein wissenschaftlichen Zugang nicht hätte erschließen können. Anschließend sprach Kulka über seine Forschungen zu den sogenannten Stimmungsberichten des Sicherheitsdienstes der SS. Die Seminarteilnehmer analysierten zunächst einen Bericht vom Februar 1942, der sich mit den Reaktionen auf die Kennzeichnungspflicht der jüdischen Bevölkerung beschäftigte. Vor allem über die Glaubwürdigkeit jener Stimmungsberichte wurde innerhalb der Gruppe kontrovers diskutiert. Kulka betonte einerseits, wie umstritten die Berichte innerhalb der NS-Führungselite gewesen seien: Dass Göring und Goebbels sie immer wieder als Gefahr für die Bevölkerungsstimmung betrachtet hätten, sei ein Indiz für die Authentizität der Berichte. Andererseits sei zu fragen, inwiefern der SD durch die Stimmungsberichte seine Politik der Judenverfolgung und -vernichtung legitimieren wollte und dementsprechend nur solche Berichte durchließ, die ihre konsequente Erfüllung dieser Aufgabe bestätigten. Zum Abschluss diskutierte die Gruppe über Otto Dov Kulkas Thesen zur Alltags- und Kulturgeschichte jüdischen Lebens in Konzentrationslagern. Die Beschäftigung mit dieser Dimension der Lagergesellschaften bewerteten die Mitglieder der Doktorandenschule als einen wichtigen Beitrag zu einer veränderten Wahrnehmung der jüdischen NSVerfolgten, die nicht nur als reine „Opfergemeinschaft“, sondern auch unter den extremen Bedingungen der NS-Herrschaft als eine in Grenzen selbstbestimmte Gemeinschaft betrachtet werden müssten.

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Doktorandenschule

Seminartag mit Belinda Davis Am 21. Mai 2015 leitete die amerikanische Historikerin Belinda Davis von der Rutgers University in New Jersey einen Seminartag in der Doktorandenschule des Jena Center und knüpfte damit thematisch an ihren Vortrag „Alles ist politisch“. Political Activism and Personal Experience in West Germany, 1960-1980 an, den sie am Abend zuvor im Zeitgeschichtlichen Kolloquium gehalten hatte. Sie referierte über den politischen Aktivismus verschiedener sozialer Bewegungen in der Bonner Republik und diskutierte Potenziale und Grenzen der Analyse und Erzählbarkeit gesellschaftlicher Umbruchphasen seit den sechziger Jahren. In mehreren Impulsreferaten warfen Mitglieder der Doktorandenschule Schlaglichter auf die Geschichte des politischen Aktivismus in Deutschland, wobei die Beispiele bis in die Zeit nach der Wiedervereinigung reichten. Janine Gaumer betonte in ihrem Vortrag über die Anti-Atomkraft-Bewegung die Diskrepanz zwischen positiven überindividuellen und negativen subjektiver Erzählmustern dieser Protestbewegung. David de Kleijn erörterte die Radikalisierung der Tierrechtsbewegung bis hin zur Gründung der Animal Liberation Front und analysierte den Ereignischarakter der medienwirksamen und provokanten Kampagnen der Organisation PETA. Volker Land erläuterte am Beispiel der fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen von 1992, inwiefern historische Ereignisse als Verdichtungspunkt gesellschaftlicher Debatten begriffen werden können, und spannte einen Bogen von der in den siebziger Jahren begonnenen Asylrechtsdebatte bis hin zum sogenannten „Asylkompromiss“ von 1993. Während des Seminartags wurde vor allem deutlich, wie Vorstellungen und Erzählungen des eigenen Handelns bestimmter Protagonisten die Radikalisierung politischer Praktiken ebenso wie den Wandel gesellschaftlicher Strukturen vorantreiben können, da Ereignissen mit turning-point-Charakter stets ein verändertes Denken vorausgeht. Um zu verstehen, warum bereits die Zeitgenossen ein Geschehen als außergewöhnlich wahrnehmen, müssen die Deutungsmuster der jeweiligen Gegenwart reflektiert werden. Für die Zeitgeschichtsschreibung ergibt sich daraus die Frage, woraus sich die „Drehbücher“ revolutionärer Ereignisse speisen und inwiefern deren „Autoren“ dabei auf tradierte Protestpraktiken zurückgreifen. Wie Historiker die sich häufig überlagernden und wechselseitig beeinflussenden „Momente“ eines umstürzenden Ereignisses sinnvoll strukturieren und erzählbar machen können, dies wurde ebenso kontrovers wie konstruktiv diskutiert.

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Doktorandenschule

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Workshop Archivrecherche Archivarbeit gehört zu den Kernkompetenzen von Historikern, findet in den Curricula des Geschichtsstudiums aber nur selten ihren Platz. So haben Promovierende zu Anfang ihrer Doktorarbeit meist noch wenig Erfahrung mit Archiven und der Recherche nach einschlägigen Quellen. Dieses verbreitete Problem bot Anlass, im Rahmen der Doktorandenschule einen Workshop zur Archivrecherche anzubieten, der auch für interessierte Masterstudierende geöffnet war. Daniel Stahl, der für seine Doktorarbeit über die Suche nach geflüchteten NS-Verbrechern in vielen deutschen und südamerikanischen Archiven recherchiert hat, erläuterte in seinem einleitenden Vortrag, wie man sich inhaltlich und systematisch auf einen Archivbesuch vorbereiten sollte. Er benannte das Provenienzprinzip als zentrales Organisationskriterium vieler Archive und gab daran anknüpfend Tipps für eine gezielte Suche nach den richtigen Archiven für das jeweilige Forschungsthema. Wichtig für einen effizienten Archivbesuch sei es, sich rasch mit der jeweiligen Funktionsweise eines Archivs vertraut zu machen. Er stellte einige Online-Datenbanken vor, mit deren Hilfe man von überall her mit bestimmten Archivbeständen arbeiten kann, betonte aber auch, dass bei manchen Schlüsseldokumenten nicht nur der historische Entstehungskontext, sondern auch das Umfeld ihrer Aufbewahrung oder der Austausch mit den zuständigen Archivaren eine wichtige Interpretationshilfe bieten könne. Janine Gaumer ging in ihrem Referat auf die konkrete Vorbereitung einer Archivreise und die Arbeit vor Ort ein. Sie unterschied zwischen drei Archivtypen, deren Spezifika mit unterschiedlichen Zeitplanungen und Erwartungshaltungen einhergingen: Staatliche Archive, Archive gesellschaftlicher Institutionen und Organisationen sowie ehrenamtlich oder privat geführte Archive. Sie diskutierte im Anschluss die Vor- und Nachteile verschiedener Verfahren der Quellen- und Ergebnissicherung: Kopien, Scans, Fotos und Abschriften. Daran knüpfte Jacob Eder an, der Einblicke in seine elektronische Quellendatenbank und sein Forschungstagebuch gewährte. Den Seminarteilnehmern legte er ans Herz, ihre Quellenarbeit stets so zu organisieren, dass sich auch Monate nach dem Archivbesuch noch gedankliche Zusammenhänge herstellen lassen. Am Nachmittag informierten dann Michael Weins vom Bundesarchiv in Koblenz und Thilo Günther von der BStU-Außenstelle Erfurt über die Bestände sowie über die Recherche- und Nutzungsmöglichkeiten ihrer Einrichtungen. Neben der Schutzfristverkürzung standen die Rechte und Pflichten von Archivbenutzern im Fokus ihrer Vorträge. Sie erläuterten abschließend auch, was den Beruf des Archivars ausmacht und wie große Archive funktionieren.

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Doktorandenschule

Seminartage mit Dagmar Herzog Mit Dagmar Herzog von der City University New York konnte das Jena Center im Wintersemester 2015/16 eine der namhaftesten Expertinnen der Geschlechtergeschichte als Gastprofessorin gewinnen (siehe S. 6). In ihrem Eröffnungsvortrag über Abtreibung und Behinderung. Die Ambivalenzen der sexuellen Revolution hatte sie am 28. Oktober bereits eindrücklich deutlich gemacht, wie eng Fragen nach Sexualität, Reproduktion und Behinderung an übergreifende gesellschaftliche und politische Entwicklungen geknüpft sind. Ihr erster Seminartag zu Eugenik und Reproduktion im 20. Jahrhundert knüpfte am 29. Oktober unmittelbar daran an. Zunächst ging es um Debatten über die Anti-Baby-Pille in Europa und in den USA in den sechziger Jahren: Die Doktorandengruppe analysierte, welche säkularen und religiösen Argumente gegen die Einführung des Medikaments vorgebracht wurden und welche Rolle die feministische Bewegung, aber auch Ärzte- und Pharmaverbände bei der Liberalisierung der Gesetzeslage spielten. Quellenkritisch besprochen wurden außerdem der NS-Propagandafilm Alles Leben ist Kampf und der US-Dokumentarfilm Families und Intellectual Disability (2002). Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen stand im Mittelpunkt des zweiten Seminartags am 3. Dezember. Carolina Malagon, Gastwissenschaftlerin von der Princeton University, stellte einen Text des Neuropathologen Jürgen Peiffer über die Rezeption jener Verbrechen im Nachkriegsdeutschland vor. Markus Wegewitz präsentierte seine Überlegungen zum Themenfeld „Trauma, KZ-Syndrom und Kriegskinder“ und rückte dabei die Forschungen der niederländischen Historikerin Jolande Withuis in den Mittelpunkt, deren Charakterisierung des „KZ-Syndroms“ als „lukrative Krankheit“ für lebhafte Diskussionen sorgte. Kristin Tolk und Martin Kiechle sprachen über das 1980 erschienene Buch Der Krieg gegen die psychisch Kranken von Klaus Dörner, und Julana Bredtmann stellte die Website des Soziologen Lutz Kaelber über die sogenannten „Kinderfachabteilungen“ als Orte der NS-„Euthanasie“ vor. David de Kleijn fragte danach, welchen Beitrag die Literatur zur Geschichte dieses speziellen Themas leisten kann – so etwa der 2015 erschienene Roman Die Erwählten des schwedischen Autors Steve Sem-Sandberg über die Wiener „Kinderfachabteilung Am Spiegelgrund“. Die vielfältigen Vorträge machten deutlich, wie ausgesprochen interdisziplinär die wissenschaftliche Aufarbeitung der „Euthanasie“ nach 1945 verlief. Einig waren sich die Teilnehmer indes darüber, dass viele der präsentierten Ansätze dem Anspruch einer validen historiographischen Erforschung des Themas nicht gerecht werden können. Zum Abschluss des Seminartags diskutierte die Gruppe über den deutschen Dokumentarfilm Der Pannwitzblick von 1991, der die gesellschaftlichen Exklusionsmechanismen im Umgang mit Behinderten thematisiert und damit zugleich einen Ausblick auf die

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beiden folgenden Seminartage bot.

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„Reproduktionsrecht und europäische Gesetzeslage” waren Themen des dritten Seminartags am 8. Dezember. Felix Ludwig präsentierte das Buch Zukünftige Personen der Philosophin Anja Karnein und ihre Theorie des ungeborenen Lebens von der künstlichen Befruchtung bis zur genetischen Manipulation. Rick Tazelaar sprach in seinem Vortrag über das von Peter Singer formulierte Prinzip der auf Gleichheit basierenden Interessenabwägung. Kontrovers diskutiert wurde darüber, inwieweit über das zukünftige Leben und das zu prognostizierende Leid von un- und neugeborenen Menschen mit Behinderung geurteilt werden kann und darf. Alltagsgeschichtliche Perspektiven warf Bernd Rudolph auf, der das Buch Didn’t stop to think, I just didn’t want another one von Kate Fisher vorstellte. In ihrer Studie über Verhütung und Abtreibung in Wales in der Zwischenkriegszeit zeigt die Autorin, dass Aspekte der Moral und Legalität damals kaum eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind spielten. Janine Gaumer und Volker Land widmeten sich dem Einfluss sozialer Bewegungen auf die Gesetzeslage zur Abtreibung. Der Text Our Right to Choose von Beverly Wildung Harrison war Ausgangspunkt der Diskussion, die sich der Frage zuwandte, wie konservative Gruppierungen gegenwärtig mit dem Thema Behinderung umgehen. Robert Pursche erörterte anhand des Bundeswahlgesetzes und der von Deutschland 2009 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention, inwieweit Menschen mit Behinderungen auch heute noch von politischer Teilhabe ausgeschlossen sind. Zum Abschluss diskutierten die Mitglieder der Doktorandenschule über die Verwobenheit und Widersprüchlichkeit unterschiedlicher Akteure und ihrer Positionen in der Debatte über Behindertenrechte und über deren Präsenz in den neuen Medien. Der vierte Seminartag am 9. Dezember behandelte die Verbindung von akademischer Forschung und politischem Aktivismus seit den achtziger Jahren. Martin Skurt sprach über Debatten der Wissenschaft, welche die Entstehung des 1990 in Kraft getretenen Betreuungsgesetzes für behinderte Menschen begleiteten. Daria Kozlova erweiterte die zuvor auf die USA und Westeuropa fokussierte Diskussion um einen Blick auf die Ukraine und referierte über den dortigen Aktivismus für die Rechte körperlich behinderter Menschen. Wie notwendig ein transnationaler Blick ist, verdeutlichte auch der Vortrag von Sophia Dafinger über die Sexualität behinderter Menschen und das Paradigma der „Normalisierung“. Ausgehend von der Kontrastierung aktueller filmischer Quellen wie Behindert und verrückt feiern von 2015 über die Berliner „Pride Parade“ oder Yes, We Fuck! (Spanien 2015) mit älteren Quellen formulierte die Gruppe Leitfragen für eine historiographische Untersuchung des Themas Behinderung und Sexualität. Am Ende der intensiven und bereichernden Seminartage mit Dagmar Herzog stand für alle Teilnehmer fest, dass eine geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit Geburtenpolitik, sexueller Selbstbestimmung und Behinderung die Grenzen der konventionellen Zeitgeschichtsforschung überschreiten muss.

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Doktorandenschule

Seminartage „Unter uns“ Die Seminartage „Unter uns“ mit Prof. Dr. Norbert Frei bieten den Mitgliedern der Doktorandenschule einmal pro Semester Gelegenheit, ihre individuellen Promotionsvorhaben oder andere eigene Texte in einer „Schreibwerkstatt“ zur Diskussion zu stellen. Auch aktuelle Debatten und Kontroversen der Zeitgeschichtsforschung stehen immer wieder im Fokus dieser Seminartage. Am 5. Februar 2015 präsentierte David de Kleijn sein Dissertationsprojekt über Das Pferd im „Nachpferdezeitalter“. Zur kulturellen Neusemantisierung einer Mensch-Tier-Beziehung nach 1945, das von Prof. Dr. Friedemann Schmoll (Volkskunde/Kulturgeschichte) betreut wird. In der Schreibwerkstatt wurden Texte von Janine Gaumer über den Protest gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und von Carmen Hause über die Geschichte der Gedenkstätte Mittelbau-Dora besprochen. Zum Abschluss diskutierte die Gruppe über den von Norbert Frei in der Zeit veröffentlichten Artikel Einstürzende NS-Bauten über die Pläne für eine Sanierung des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes. Marc Volovici, der 2015 im Rahmen des Austauschprogramms mit der Princeton University fünf Monate in Jena verbringen konnte (siehe S. 19), präsentierte am 18. Juni ein Kapitel aus seiner Doktorarbeit über die Bedeutung der deutschen Sprache für die Geschichte des jüdischen Nationalismus. Volker Land stellte einen Text über den Film Wir sind jung, wir sind stark von 2014 vor und berichtete über seine Mitarbeit am Projekt Sieben Räume Unbegreifen am Theaterhaus Jena. Abschließend sprachen die Mitglieder der Doktorandenschule über einige Presseartikel, die sich mit dem 70. Jahrestag des Kriegsendes in Europa befassten.

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Austauschprogramm mit Princeton Knapp zwei Jahre nach Unterzeichnung des Visiting Researcher Agreement zwischen der Princeton University und der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat das Austauschprogramm des Jena Center mit dem Princetoner History Department inzwischen bereits fünf WissenschaftlerInnen aus den USA und aus Deutschland für ein oder zwei Semester auf die jeweils andere Seite des Atlantiks geführt. Auf Dominik Rigoll, den ersten Jenaer Stipendiaten, folgte im Februar 2015 Franka Maubach, die in Princeton fünf Monate lang an ihrem Habilitationsvorhaben zur Geschichte des deutschen „Sonderwegs“ arbeiten konnte. Seit September 2015 ist Annette Weinke an der Partneruniversität in New Jersey, um ihr neues Forschungsprojekt, eine Kollektivbiographie euroatlantischer Völkerrechtler, voranzutreiben (siehe S. 26). Nach Marc Volovici, der von Februar bis Juni 2015 einen Forschungsaufenthalt in Jena verbrachte und sein Promotionsvorhaben zur Bedeutung der deutschen Sprache für die Geschichte des jüdischen Nationalismus auch als Gastmitglied in der Doktorandenschule des Jena Center präsentierte, kam im Oktober Carolina Malagon aus Princeton an die Friedrich-Schiller-Universität. Sie untersucht in ihrem sowohl wissenschaftshistorisch als auch literaturwissenschaftlich angelegten Dissertationsprojekt die Vorstellung einer Romantic Chemistry seit dem 18. Jahrhundert. Möglich gemacht wird das von Prof. Dr. Norbert Frei und Prof. Dr. Harold James initiierte Austauschprogramm zwischen den beiden Universitäten mit der finanziellen Unterstützung von Dr. Nicolaus-Jürgen und Dr. Christiane Weickart, den Stiftern des Jena Center.

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Internationales Jena, Amsterdam und zurück Seit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Jena Center und dem Duitsland Instituut Amsterdam (DIA) im Wintersemester 2012/13 hat der wissenschaftliche Austausch zwischen den beiden Institutionen vor allem auf studentischer Ebene große Fortschritte gemacht. Neben den jährlichen Exkursionen Amsterdamer Studierender des Masters „Duitslandstudies“ nach Thüringen sind es die wechselseitigen Studien- und Forschungsaufenthalte von Masterstudierenden, die die Bande zwischen Jena und Amsterdam enger geknüpft haben. Rick Tazelaar, der in Jena den Masterstudiengang Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts absolviert und Niederländischkurse anbietet, berichtet über seine Erfahrungen an der Friedrich-Schiller-Universität; Markus Wegewitz, ebenfalls GP20-Student, bilanziert seinen Forschungsaufenthalt in Amsterdam. Ihre vollständigen Berichte sind unter www.master-geschichteundpolitik.uni-jena.de nachzulesen.

Jena, aber wo liegt es? Zeitgeschichte im Schatten von Ulbrichts Turm von Rick Tazelaar Wie viele andere wollte ich zuerst nach Berlin, um nach meinem Masterabschluss weiterzustudieren. Als Schauplatz der deutschen Geschichte erschien mir Berlin als logische Wahl, die wie keine andere Stadt geeignet war, mehr über Deutschland zu lernen. Dieses Bild veränderte sich während einer Exkursion nach Jena, an der ich im Rahmen meines Studiums der Duitslandstudies teilnahm. Von Jena hatte ich zwar schon vage etwas gehört, aber wo genau die Stadt liegt und was man dort studieren kann, wusste ich nicht. Schon während der Exkursion wurde mir bewusst, dass sich in Jena eines der blühendsten und innovativsten Zentren für deutsche Zeitgeschichte befindet. Vor allem eine Vorlesung von Norbert Frei über die Weimarer Republik weckte mein Interesse für die deutsche Geschichtswissenschaft und für das, was Jena in dieser Hinsicht zu bieten hat: die Möglichkeit, sich interdisziplinär und aus einer neuen Perspektive heraus in die Geschichte des 20. Jahrhunderts zu vertiefen. Was mit der Idee begonnen hatte, „lediglich“ ein Auslandsemester in Jena zu verbringen, endete mit einem vollständigen zweijährigen Studium im Master Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts. Für niederländische Studierende ist der Blick in das methodische Labor interessant, im dem deutsche Zeitgeschichte gemacht wird. Dieser Blick bietet eine wertvolle Ergänzung zur „Niederländischen Schule“ der Geschichtswissenschaft und rückt die Rolle von HistorikerInnen beim Deuten der Vergangenheit in Bezug auf die Gegenwart in ein neues Licht. Für Studierende, die nach dem Master promovieren möchten, bietet die zum Jena Center gehörende Doktorandenschule interessante Möglichkeiten, und dies sogar schon vor Beginn der Promotion: Seit dem zweiten Jahr meines Masterstudiums nehme

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ich als Gast an der Doktorandenschule teil. Sie bietet den Mitgliedern die Möglichkeit, ihre individuellen Forschungsprojekte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Zugleich wird dort mit prominenten GastprofessorInnen kritisch über deren Forschungsprojekte diskutiert. Für Masterstudierende ist das eine ideale Vorbereitung für die eigene Promotion. Auch die Stadt Jena und der Freistaat Thüringen haben viel zu bieten. Jena hat mit 25000 Studierenden ein blühendes Studentenleben und ein großes Angebot an Aktivitäten und Vereinen. Für HistorikerInnen gibt es in den zahlreichen Stadtarchiven oder im Hauptstaatsarchiv Weimar vielfältige Möglichkeiten zum Forschen, beispielsweise zum „Dritten Reich“ und zur DDR. Durch die guten Bus- und Bahnverbindungen ist auch das Bundesarchiv in Berlin nicht weit entfernt – und auch andere deutsche Städte sind schnell und bequem zu erreichen. Außerdem ermöglicht ein Studium in Jena, zu erfahren, wie in der ehemaligen DDR mit der Vergangenheit umgegangen wurde, welche Debatten darüber geführt wurden und welche Spannungsfelder zwischen Wissenschaft und Gesellschaft bestanden. Hier bietet sich ein direkter Blick auf das Erbe des „real existierenden Sozialismus“. Daran erinnert im Zentrum von Jena vor allem der in den sechziger Jahren gebaute „Jentower“, der einst als symbolischer Sieg über den Kapitalismus gedacht war. Studieren in Jena ist mehr als nur eine Überlegung wert.

Zeitgeschichten aus und in den Niederlanden. Ein Erfahrungsbericht von Markus Wegewitz In unmittelbarer Nähe des alten Amsterdamer Stadttors knarren Dielen und Stühle unter der Last der mehr als 200 Zuhörer. Man schreibt den 12. Mai 2015. Die Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften hat zur Podiumsdiskussion eingeladen. Zu Gast ist David Armitage, einer der Autoren des History Manifesto. Wenn ich heute daran zurückdenke, war dieser Nachmittag eine sehr einleuchtende Erfahrung. Die Mischung aus der altehrwürdigen Ausstrahlungskraft des „Trippenhuis“ und dem informellen Austausch über Armitages Vortrag zwischen Studierenden, Studierten und anderen Gästen bringt den Reiz eines Studiums in der Hauptstadt der Niederlande auf den Punkt. Mit Amsterdam und seinen Annehmlichkeiten werden wohl nicht unbedingt die Vorteile für ein Studium der Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden, obwohl die Stadt für angehende Historikerinnen viel zu bieten hat. Vielleicht gelingt es mir an dieser Stelle sogar, Interesse für diesen besonderen Reiz zu wecken. Mein eigener Weg nach Amsterdam begann am Jena Center und führte mich über unseren Gastprofessor Peter Romijn an das Institut für Kriegs-, Holocaust- und Genozidstudien (NIOD), dem ehemals zentralen (und immer noch wichtigen) staatlichen Institut zur Erforschung der jüngsten Vergangen-

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heit in den Niederlanden. Durch die Recherchen im Verlauf meiner Masterarbeit hatte ich Gelegenheit, die verschiedenen Archive der Stadt kennenzulernen. Wenn man sich für den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus, für die Geschichte sozialer Bewegungen oder die Kolonialgeschichte der Niederlande interessiert, lebt man in Amsterdam denkbar nah an den Quellen. Einrichtungen wie das NIOD oder das Internationale Institut für Sozialgeschichte machen die Stadt zu einem bedeutenden Ort nicht nur in der Archivlandschaft der Niederlande, sondern auch über deren Grenzen hinaus. Das Überwinden von Grenzen ist vielerorts auch der Tenor des Studienangebots an den beiden Universitäten der Stadt. Die ein- oder zweijährigen Masterprogramme an der Universiteit van Amsterdam und an der Vrije Universiteit bieten zahlreiche Möglichkeiten, Schwerpunkte je nach den eigenen Interessen zu setzen. Da gibt es etwa den Studiengang Holocaust- und Genozidstudien, der Aspekte von Geschichts- und Sozialwissenschaften mit dem Methodenspektrum der Anthropologie verbindet – und damit auf den ersten Blick so unterschiedliche Quellen wie Victor Klemperers Lingua Tertii Imperii und Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm The Act of Killing zusammenzubringen vermag. Gerade für deutsche Studierende ist auch der Blick auf die deutsch-niederländischen Beziehungen eine Überlegung wert. Der Masterstudiengang Duitslandstudies bietet dabei einen einmaligen Wechsel der Perspektive auf die Geschichte der beiden deutschen Staaten seit 1945. Zusammen mit den Angeboten des Duitslandinstituut Amsterdam eröffnet sich hier die Chance, sich in die Facetten der transnationalen Geschichte zu vertiefen und zu ergründen, was ein Begriff wie Zeitgeschichte außerhalb des deutschen akademischen Kontexts eigentlich umfasst. Ob Archivreise, Forschungssemester, Studienaufenthalt oder schlicht zur Erweiterung des eigenen Horizonts – die Zeit in Amsterdam ist wahrlich eine Überlegung wert.

Amsterdamer Studierende der Duitslandstudies auf dem Jenaer Campus

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Studium

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Erinnerungsorte des Nationalsozialismus Wie wird der Nationalsozialismus heute in Gedenkstätten, Museen und an anderen Erinnerungsorten erinnert und repräsentiert? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Exkursionsseminar Erinnerungsorte. Zum Umgang mit dem Nationalsozialismus in Wissenschaft und Öffentlichkeit, das Dr. Jacob Eder und Dr. Tobias Freimüller im Sommersemester 2015 veranstalteten. Ziel des Seminars war es, zunächst die Nachgeschichte des Nationalsozialismus von 1945 bis in die Gegenwart, seine Erforschung durch die Geschichtswissenschaft und die Entwicklung der öffentlichen Erinnerungskultur zu analysieren. Anschließend ging es darum, den Bezug zu konkreten Erinnerungsorten herzustellen und nach deren Entstehungsgeschichte, Arbeitsweise und Wirkung zu fragen. Zusammen mit den Seminarteilnehmern – fortgeschrittene Studierende, darunter einige mit einschlägiger Erfahrung in der Gedenkstättenarbeit – hatten die beiden Dozenten eine mehrtägige Exkursion konzipiert, die unmittelbar nach Ende der Vorlesungszeit stattfand. Um ein möglichst breites Spektrum an Erinnerungsorten besichtigen zu können, konzentrierte sich die Exkursion auf Bayern und dessen ausdifferenzierte Erinnerungslandschaft. Auf dem Programm standen unter anderem die KZ-Gedenkstätte Dachau, das Memorium Nürnberger Prozesse, das Nürnberger Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und die Dokumentation Obersalzberg. Durch Expertengespräche mit Kuratoren, Historikern und Archivaren vor Ort erhielt die Gruppe einen tiefen Einblick in die Geschichte und Arbeitsweise der Institutionen. Besonders aufschlussreich war der Kontrast zwischen verschiedenen Erinnerungsorten – etwa zwischen der weitgehend unreflektierten und kommerzialisierten Präsentation des ehemaligen „Kehlsteinhauses“ auf dem Obersalzberg, dem jüngst eröffneten NS-Dokumentationszentrum in München und der geplanten KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart. Beim Bau eines Rüstungsbunkers waren dort gegen Ende des Krieges mehrere tausend KZ-Häftlinge ums Leben gekommen. Da die Einrichtung der Gedenkstätte maßgeblich von engagierten Bürgern vorangetrieben wird, staatliche Unterstützung aber nur zurückhaltend erfolgt, konnte hier exemplarisch das Spannungsverhältnis von zivilgesellschaftlichen, lokalpolitischen und pädagogischen Interessen ausgelotet werden. Auch wenn die Sommerhitze für das straffe Besichtigungsprogramm an einigen Tagen eine Herausforderung darstellte, herrschte eine sehr produktive Diskussionsatmosphäre. Für das Sommersemester 2016 ist ein Seminar zu Erinnerungsorten der DDR geplant. Die Exkursion wurde großzügig gefördert durch die Ernst-Abbe-Stiftung und die Gesellschaft der Freunde und Förderer der FSU Jena e. V.

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Studium

Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts Zum Wintersemester 2015/16 nahm der achte Jahrgang des interdisziplinären Masterstudiengangs Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts seinen Betrieb auf. Die nachfolgenden exemplarischen Selbstporträts sind der Homepage des Masterstudiengangs entnommen.

Ich heiße Fee Steffens, bin 23 Jahre alt und komme ursprünglich aus Münster. Schon zu Schulzeiten habe ich mich sehr für Geschichte und Politik interessiert. Ich habe den Leistungskurs Geschichte belegt und mich in meiner Freizeit für verschiedene politische Organisationen engagiert. Nach meinem Abitur 2011 habe ich mich für ein Bachelorstudium in Sozialwissenschaften und Philosophie mit Kernfach Politikwissenschaft an der Universität Leipzig entschieden und dort die letzten vier Jahre gelebt und studiert. Mein Studium dort bot mir durch viele freie Wahlmöglichkeiten die Chance, verschiedene Disziplinen kennenzulernen und mich auch weiter mit Geschichte zu beschäftigen. Neben dem Studium konnte ich als Studentische Hilfskraft am Institut für Politikwissenschaft und als Praktikantin an einer politischen Bildungsstätte in Berlin wichtige Erfahrungen sammeln. Nach meinem Abschluss und einem Jahr Pause vom universitären Leben, das ich hauptsächlich mit Reisen verbracht habe, habe ich mich für den Masterstudiengang Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts in Jena entschieden. Besonders der interdisziplinäre Aspekt des Studiengangs sowie sein Aufbau mit vielen Möglichkeiten, eigene Schwerpunkte zu setzen, haben mich gereizt. Ich freue mich auf eine spannende Zeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in der ich viele neue, sowohl wissenschaftliche als auch menschliche Erfahrungen sammeln kann.

Pryvit! Hallo! Mein Name ist Kateryna Chernii, ich bin 22 Jahre alt und komme aus Kiew in der Ukraine. Meinen Bachelor in Geschichte habe ich an der dortigen Nationalen Taras Schewtschenko Universität gemacht. Ich interessiere mich für die neueste Geschichte, vor allem für Erinnerungsgeschichte. Inwiefern beeinflussen historische Ereignisse unser Leben und heutige politische Prozesse? In Kiew habe ich ehrenamtlich beim Kongress der nationalen Minderheiten der Ukraine gearbeitet, wo ich viele wichtige Erfahrungen sammelte, die meinen weiteren Berufsweg beeinflusst haben. Das vergangene Jahr habe ich in Wittenberg verbracht, wo ich ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Evangelischen Akademie absolviert habe. Nun freue ich mich auf zwei spannende und produktive Studienjahre in Jena. Das abwechslungsreiche Programm des Studiengangs hat mir sehr gut gefallen und mich bewogen, mein Studium in Jena fortzusetzen. Für mich ist es wichtig, nicht nur selbst neue Kenntnisse und Fähigkeiten während des Studiums zu erwerben,

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sondern auch die Ukraine den Deutschen näherzubringen.

Studium

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Ich heiße Anders Heger und bin 24 Jahre alt. In meinem Masterstudium möchte ich mich vor allem auf Spracherwerb und Geschichte konzentrieren, weil ich Sprachen heutzutage für ein wichtiges Mittel in der alltäglichen Kommunikation halte und die verschiedensten Kulturen der Welt liebe. Ich möchte auch gerne erfahren und verstehen, wie sich die Welt und allen voran Europa entwickelt hat und wie wir zu dem Punkt gekommen sind, an dem wir uns heute befinden: in der Zeit der Globalisierung und der Europäischen Union, die aus mehreren Staaten und mehreren Nationen besteht, die auch eine gemeinsame Geschichte aus der Zeit vor der Union haben. Diese Vorgeschichte verlief nicht immer positiv und reibungslos – und sie hat bei vielen Menschen Verstimmungen ausgelöst, die bis heute andauern. Wie kann man diese Geschichte gemeinsam aufarbeiten und bewältigen? Ist das überhaupt möglich? Was hält man in Polen oder Tschechien von Deutschland, 70 Jahre nach dem Krieg? Wird man sich in der Slowakei je an eine ungarische Minderheit gewöhnen? Auf diese und andere Fragen suche ich Antworten, denn ich möchte mich für ein Europa der Zusammenarbeit und Freundschaft einsetzen. Vergangenheitsbewältigung, Völkerverständigung und Europäische Union sind die Themen, die mich am meisten interessieren. Der Studiengang Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts bietet mir dank des fachübergreifenden Angebots an Kursen eine einzigartige Gelegenheit, mich mit diesen Schwerpunkten zu befassen.

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Forschungsprojekte

Lobbyisten des Rechts Man kann das moderne Völkerrecht auch als Projekt und Produkt einer Gruppe euroatlantischer Rechtswissenschaftler und -praktiker betrachten, die seit dem späten 19. Jahrhundert und verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg als Proponenten, Protagonisten und Historiographen einer weltumspannenden Rechtsordnung in Erscheinung traten. Stärker als andere Aspekte der juristischen Zeitgeschichte ist die Völkerrechtsgeschichtsschreibung daher bis heute von den jeweiligen Erfahrungen, Denkmustern und Wahrnehmungen der juristischen Akteure geprägt. Verstärkend wirkten dabei die traditionelle Anbindung der Völkerrechtswissenschaft an nationale, internationale und supranationale Institutionen und die Entwicklungsgeschichte weltweit agierender NGOs, die sich durch homogene Milieus und enge persönliche Netzwerke auszeichnen. Trotz des derzeit zu verzeichnenden Booms an historischen Spezialstudien zur Geschichte der Menschenrechte hat sich die Zeitgeschichtsforschung bislang kaum für diese Akteursgruppe interessiert. Dr. Annette Weinke, seit 2010 Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte und seit 2014 Privatdozentin, nimmt in ihrem aktuellen Forschungsvorhaben jenen Kreis emigrierter euroatlantischer Juristen, Wissenschaftler und Aktivisten in den Blick, die während, vor allem aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen institutionellen Zusammenhängen an der Weiterentwicklung des Völkerrechts mitwirkten. Dabei geht es ihr um die Durchbrechung jener binären Logiken, die bis heute ein Merkmal der Völkerrechtsgeschichte geblieben sind. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung ist vielmehr, Wissenschaft und politische Praxis, staatliches und nichtstaatliches Engagement sowie nicht zuletzt nationale und grenzüberschreitende Aktivitäten bei einer Gruppe zusammenzudenken, für die der stete Rollenwechsel und das Spiel mit unterschiedlichen Rollen als konstitutiv gelten kann. Die Erforschung dieser Akteursgruppe kann überdies dazu beitragen, eine in der Völkerrechtsgeschichte nach wie vor wirkmächtige Interpretation zu überwinden, die als Relikt des Kalten Krieges und der Abgrenzungsgefechte zwischen verschiedenen „Schulen“ als nicht mehr zeitgemäß erscheint. Mit ihrer Kollektivbiographie euroatlantischer Völkerrechtler und émigré lawyers im 20. Jahrhundert möchte Weinke daher auch zeigen, dass der kulturgeschichtlich geschärfte Blick auf Konversionen und Anpassungsleistungen über die Zeitenwenden von 1945 und 1989 hinweg helfen kann, die Völkerrechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts wieder stärker als eine Einheit zu begreifen. Von September 2015 bis Juni 2016 arbeitet Annette Weinke an der Princeton University als Visiting Fellow an ihrem Forschungsprojekt (siehe S. 19).

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Forschungsprojekte

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Die „Konservative Revolution“ zwischen Weimar und Bonn Mit der raschen Entwicklung der Bundesrepublik zu einem demokratischen Verfassungsstaat westlich-liberaler Prägung geriet der antidemokratische und antiliberale Weltanschauungskomplex der „Konservativen Revolution“ schon in den frühen fünfziger Jahren in die Defensive. Zu deutlich schienen seine ideologischen Schnittmengen mit dem Nationalsozialismus zu sein, zu sehr waren seine Vordenker und Anhänger als radikale Gegner der Weimarer Republik und intellektuelle Aufbauhelfer des NS-Regimes diskreditiert. Vor diesem Hintergrund entdeckten die ehemaligen konservativen Revolutionäre das „christliche Abendland“ als neue politisch-geschichtsphilosophische Bezugsgröße, arrangierten sich in Form des „technokratischen Konservatismus“ intellektuell mit dem bundesrepublikanischen Institutionengefüge oder zogen sich ganz aus der politischen Handlungssphäre in die kulturkritische Kontemplation zurück. Bei genauerem Hinsehen ergibt sich jedoch ein differenzierteres Bild. Nicht nur waren die intellektuellen Kontinuitätslinien aus der Weimarer Zeit in der frühen Bundesrepublik deutlicher und länger ausgeprägt, als es zunächst den Anschein haben mag. Es lassen sich im politisch-publizistischen Feld auch zahlreiche rechtsintellektuelle Akteure entdecken, die zwar einerseits nicht dem Nationalsozialismus nach- oder anhingen, sich andererseits aber auch nicht mit den neuen politischen Gegebenheiten abfinden wollten und die Revitalisierung eines nationalistisch-autoritären Konservatismus anstrebten. Das Forschungsprojekt von Maik Tändler, seit dem Wintersemester 2015/16 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, nimmt sich dieses bisher nur partiell erforschten rechtsintellektuellen Milieus an, das bis weit in die sechziger Jahre auf durchaus beachtliche öffentliche wie auch versteckte Resonanz stieß. Forschungsziel seines gerade begonnenen Habilitationsvorhabens ist die Rekonstruktion rechtsintellektueller Tradierungs- und Transformationsprozesse im Sinne eines komplexen Kommunikationszusammenhangs. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie sich dieser Zusammenhang in der Folge der historischen Zäsuren von 1933, 1945, 1949 und 1968 jeweils diskursiv, personell und politisch-strategisch neu konstituierte und an die veränderten Verhältnisse anpasste.

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Publikationen

Nicole Petrick-Felber Kriegswichtiger Genuss Tabak und Kaffee im „Dritten Reich“ Der NS-Staat gilt einerseits als „Tyrannei des Mangels“ – als eine „Kanonen statt Butter“ produzierende Volkswirtschaft, die den Deutschen Verzicht abverlangte –, andererseits aber auch als eine „Gefälligkeitsdiktatur“, die mit ihren materiellen Zugeständnissen zuweilen gar zum Wegbereiter der westdeutschen Massenkonsumgesellschaft erklärt wird. Nicole PetrickFelber zeichnet am Beispiel von Tabak und Kaffee ein differenziertes Bild der Konsumpolitik des „Dritten Reiches“. Sie fragt nach Beweggründen und Maßnahmen des NS-Regimes zur Regulierung des Verbrauchs der beiden populären Genussmittel und analysiert die Auswirkungen dieser Politik auf den tatsächlichen Konsum. Mit Blick auf Politik, Wirtschaft und Alltag der „Volksgemeinschaft“ zeigt sie, wie weit Intention und Realität nationalsozialistischer Konsumpolitik auseinanderdrifteten und welche Rolle dabei ökonomische und gesundheitspolitische Interessen, aber auch Stimmungslagen in der Bevölkerung spielten. Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 17 Wallstein Verlag Göttingen, erschienen August 2015, 560 Seiten, 3 Abb.

Tim Schanetzky Regierungsunternehmer Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland Über Opportunismus, Mittäterschaft und moralische Grenzüberschreitungen von Unternehmern im „Dritten Reich“ wird seit Jahrzehnten gestritten: Welches Verhalten findet sich in jeder kapitalistischen Wirtschaft? Was muss als typisch für den Nationalsozialismus gelten? Tim Schanetzky untersucht unternehmerisches Handeln in Demokratie und Diktatur. Er blickt auf die Karrieren zweier Großindustrieller, deren Aufstieg ohne die Staatskonjunkturen unter Hitler und Roosevelt undenkbar gewesen wäre. Henry J. Kaiser war an Bauprojekten wie dem Hoover-Damm beteiligt, stieg zum Werft- und Stahlmagnaten auf und wurde 1944 als möglicher US-Vizepräsident gehandelt. Ebenso expansiv war Friedrich Flick, dem das „Dritte Reich“ zur Umsetzung seiner Idealvorstellung vom dynastischen Unternehmertum verhalf. Ihr Erfolg zwang beide nach 1945 auf Jahrzehnte hinaus zur Selbstrechtfertigung. Die Vergleichsstudie stellt das Verhalten der Regierungsunternehmer in ihren zeitgenössischen Kontext und leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Geschichte Deutschlands und der USA im 20. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 20

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Wallstein Verlag Göttingen, erschienen November 2015, 420 Seiten

Publikationen

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Kristina Meyer Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945-1990 Aus den Trümmern des „Dritten Reiches“ eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft aufzubauen: das war in den Nachkriegsjahren das erklärte Ziel der SPD. Um in politische Verantwortung zu gelangen, waren die aus Haft und Emigration zurückgekehrten Funktionäre der Partei auf die Stimmen von Millionen ehemaliger „Volksgenossen“ angewiesen. Kristina Meyer zeichnet den Umgang der deutschen Sozialdemokratie mit der NS-Diktatur von der Wiedergründung der SPD bis 1990 nach. Sie fragt nach der Bedeutung von Widerstands- und Verfolgungserfahrungen für das Selbstverständnis und die Außenwahrnehmung der Partei, nach ihrem Beitrag zur politischen, juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Massenverbrechen, aber auch nach der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Antisemitismus. Der vergangenheitspolitische Weg der SPD in der alten Bundesrepublik erweist sich als eine permanente Gratwanderung: zwischen dem Streben nach gerechter Aufarbeitung der NS-Geschichte und dem Ziel einer „inneren Versöhnung“. Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 18 Wallstein Verlag Göttingen, erschienen Dezember 2015, 551 Seiten Ausgezeichnet mit dem Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2015

Book Party Zum zweiten Mal veranstaltete das Jena Center am 16. Dezember 2015 eine Book Party, um die Neuveröffentlichungen des Jahres im Zeitgeschichtlichen Kolloquium zu präsentieren. Kristina Meyer sprach über ihr Buch Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945-1990, eine erweiterte Fassung ihrer Dissertationsschrift. Ebenfalls in der Reihe Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts beim Wallstein Verlag erschienen ist die Habilitationsschrift Regierungsunternehmer. Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland von Tim Schanetzky, der mit „Kanonen statt Butter“. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich gleich ein zweites Buch vorstellen konnte. Zusammen mit dem von Markus Roth präsentierten Buch „Ihr wißt, wollt es aber nicht wissen“. Verfolgung, Terror und Widerstand im Dritten Reich bildete es 2015 den Auftakt zur siebenbändigen, von Norbert Frei herausgegebenen Reihe Die Deutschen und der Nationalsozialismus im Verlag C.H.Beck. Annette Weinke bot einen Ausblick auf ihre Habilitationsschrift, die im Frühjahr 2016 unter dem Titel Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit. Transnationale Debatten über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert erscheint. Bei einem Glas Wein hatten die Gäste der Book Party anschließend Gelegenheit, mit den Autorinnen und Autoren ins Gespräch zu kommen.

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Gremien

Leitung

Prof. Dr. Norbert Frei

Stellvertretung

PD Dr. Annette Weinke

Mitglieder

PD Dr. Jörg Ganzenmüller



Prof. Dr. Anke John



Prof. Dr. Volkhard Knigge



Prof. Dr. Thomas Kroll



Prof. Dr. Gisela Mettele



Prof. Dr. Jörg Nagler



Prof. Dr. Joachim von Puttkamer



PD Dr. Tim Schanetzky

Internationaler

Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej (Warschau)

Beirat

Prof. Dr. Philippe Burrin (Genf)



Prof. Dr. Saul Friedländer (Los Angeles)



Prof. Sir Ian Kershaw (Sheffield)



Prof. Dr. Charles S. Maier (Cambridge, MA)



Prof. Dr. Lutz Niethammer (Jena)



Prof. Dr. Henry Rousso (Paris)



Prof. Dr. Irina Scherbakowa (Moskau)



Prof. Dr. Fritz Stern (New York)

Finanzierung

Gründung und laufende Finanzierung des Jena Center



beruhen auf einer großzügigen privaten Spende von



Dr. Christiane und Dr. Nicolaus-Jürgen Weickart.

Impressum:

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts

Historisches Institut Friedrich-Schiller-Universität Jena 07743 Jena

[email protected] www.JenaCenter.uni-jena.de

Redaktion: Dr. Kristina Meyer