Industriegipfel 2016 - Handelsblatt Veranstaltungen

20.01.2017 - Führung und Mitarbeiter .... Dazu gehört mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter, um ...... werden die Stichworte schnell, flexibel, kosten.
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2. Handelsblatt Jahrestagung | 24. und 25. Oktober 2016, Stuttgart

Industriegipfel 2016 Chefsache Industrie 4.0

Konzeption und Organisation:

industrie-jahrestagung.de   # #hbindustrie

Executive Summary

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Inhalt Seite 4

Digitalisierung – ein Motor der industriellen Transformation Seite 5

Der Durchbruch der industriellen Digitalisierung – mit dem Digital Enterprise Seite 6

Starke Führung statt Heilversprechen: Vertrauen schaffen in der digitalen Transformation

Seite 20

Seite 7

Industrie 4.0 – Neue Potenziale durch die Verschmelzung von physischer und virtueller Welt

Digitaler Wandel – Perspektiven und Anwendungsfälle in der Industrie 4.0

Seite 21

Seite 9

Transforming Mobility – Connected. Autonomous. Shared. Electrified.

Die disruptive Kraft digitaler Innovation Seite 22

Our sensors make your life: Sensoren als Treiber der Industrie 4.0

Seite 10

PANEL-DISKUSSION

Digitalisierung in Weltkonzernen: Geschäftsmodelle und Herausforderungen Seite 11

Seite 23

Top Innovationen zu Industrie 4.0 – Produkte, Services und Qualifikation bei Festo, Einblicke in die Technologie-Fabrik Scharnhausen

VERLEIHUNG DES DIAMOND STAR 2016

„Best Industrial Business Solution 4.0“

Seite 24

Seite 12

Die digitale Transformation aus der German Cloud am Beispiel der diskreten Fertigung

Digitaler Kundendialog – Meinungen, Erwartungen und Ängste Ihrer Kunden – TEIL 1

Seite 25

PODIUMSDISKUSSION Seite 13

Digitalisierung – Dematerialisierung: Gesellschaft 4.0 und/oder Mensch 4.0

Digitalisierung in der Automobilindustrie – Wie viel Technik ist sinnvoll? Seite 26

Seite 14

Produktionsarbeit der Zukunft braucht zukunftsfähige Führung und Mitarbeiter

Welche Kräfte entfalten amerikanische und chinesische Start-ups verglichen zu europäischen? Seite 27

NEWCOMER IM FOKUS

Seite 16

Security für Industrie 4.0: Trends – Challenges – Opportunities

Start-ups präsentieren ihre innovativen Geschäftsideen Seite 28

Seite 17

PODIUMSDISKUSSION

Wandel der deutschen Industrieunternehmen: Mut zu disruptiven Technologien

Innovationspush für die Produktion im digitalen Zeitalter – Herausforderungen und Chancen von Industrie 4.0 und digitaler Wirtschaft Seite 29

THE WORLD IN 2025 – INDUSTRIE 4.0

Digitalisierung der Industrie, Europas zukünftige Wettbewerbsfähigkeit

Seite 19

Seite 30

Industrie 4.0 – Mensch 4.0 – Gesellschaft 4.0 – Neue Komplexitäten als Chance für Europa

Digitaler Kundendialog – Meinungen, Erwartungen und Ängste Ihrer Kunden – TEIL 2

Seite 18

EXECUTIVE SUMMARY

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2. Handelsblatt Industriegipfel INNOVATION ALS CHANCE Am 24. und 25. Oktober 2016 trafen sich im Rahmen des 2. Handelsblatt Industriegipfels „Industrie 4.0“ Führungskräfte und Entscheider verschiedener Branchen, die sich mit Digitalisierungsthemen in ihrem Unternehmen befassen, in der Alten Stuttgarter Reithalle. Die deutsche Wirtschaft steckt mitten in der größten Herausforderung ihrer jüngeren Vergangenheit. Die digitale Transformation ist zum wichtigsten Treiber von Innova­tionen geworden und umfasst nahezu alle Unternehmensbereiche. Wer sich dem digitalen Wandel nicht stellt, wird binnen kurzer Zeit vom Markt verschwinden. Dafür bietet die vierte industrielle Revolution viele Vorteile in effizienter Ressourcen- und Energienutzung und deutlich höhere Produktivität. Gerade der deutsche Mittelstand hat hier noch Nachholbedarf das zu erkennen und umzusetzen: Nach jüngsten Studien haben sich lediglich zwei Drittel der Mittelständler mit dem digitalen Wandel beschäftigt. Für das verbleibende Drittel wird es höchste Zeit, die Versäumnisse nachzuholen. In einer Mischung aus inspirierenden Key-Notes, Impulsvorträgen und Diskussionsrunden wurde vielfältig über das Thema Digitalisierung diskutiert. Die begleitende Fachausstellung bot sowohl Möglichkeiten des Networkings und vertiefender Gespräche als auch einzelne Industrie 4.0 Lösungen live zu erleben. Zudem durften ausgewählte Start-ups ihre innovativen Geschäftsideen präsentieren.

Deutschland hat eine Zukunft – Die deutsche Innovationskraft stärken Der Handelsblatt Chefredakteur und Moderator des ersten Veranstaltungstages, Sven Afhüppe, eröffnete den Industriegipfel mit einem Appell an die deutsche Wirtschaft und Politik. Wenn Unternehmen Innovationen hervorbringen sollen, benötigt es diverse Optimierungen, zum Beispiel in den Bereichen Finanzierung für Start-ups und digitale Infrastruktur, sowie mutigere Unternehmen. Dennoch ist das Potenzial für die deutsche Wirtschaft im Bereich Industrie 4.0 groß und somit lautete das Motto des ersten Veranstaltungstages – Industrie 4.0 als Chance.

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24. und 25. Oktober 2016, Stuttgart

2. Handelsblatt Industriegipfel Erster Tag, 24. Oktober 2016

Industrie 4.0 als Chance Digitalisierung – ein Motor der industriellen Transformation Dr. Heinrich Hiesinger, CEO, thyssenkrupp AG

Die vierte industrielle Revolution erfolgt in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, so Dr. Heinrich Hiesinger, CEO der thyssenkrupp AG. Durch die rasant gestiegene Rechenleistung einzelner Smartphones bis hin zum flächendeckenden Internetzugriff sind wir in der Lage Daten zu sammeln und diese in Echtzeit auszuwerten. Damit wird die Digitalisierung unsere Zusammenarbeit, unsere Kunden-Lieferantenbeziehungen und unsere Wettbewerbsfähigkeit grundlegend verändern. Das wichtigste in diesem Wandel ist es, die Menschen mitzunehmen und Industrie 4.0 als Chance zu beschreiben. Laut Hiesinger sind dabei vier Punkte essentiell, um diese Revolution erfolgreich zu meistern: Mut zur Veränderung, Menschen mit Zuversicht, Kreativität und eine passende Unternehmenskultur. Der Mut zur Veränderung muss sich darin zeigen, dass die deutsche Industrie nicht nur erfolgreich Produkte verkaufen, sondern sich auch wandeln kann. Es ist heute noch nicht absehbar, welche Lösung die beste ist. Es geht vielmehr darum, erste Industrie 4.0 Technologien auszutesten, so Hiesinger. Am Ende werden sich die Lösungen durchsetzen, die einen echten Mehrwert bringen. Im Kontext der Digitalisierung ist das am häufigsten verwendete Wort Disruption. Disruption wird meist als Bedrohung wahrgenommen. So haben disruptive Geschäftsmodelle wie airbnb oder Über ganze Branchen nachhaltig verändert und etablierte Geschäftsmodelle abgelöst. Laut Hiesinger ist es jedoch viel wichtiger, die Chancen der Digitalisierung zu adressieren. Natürlich werden sich Aufgaben verändern, aber es werden dadurch vor allem auch vielfältige neue Berufsbilder entstehen. In der digitalen Transformation braucht es kreative Lösungen und die entstehen im Team. So braucht es keine Insellösungen, sondern vielmehr digitale Ökosysteme. Der Leitsatz der thyssenkrupp AG spiegelt das wider – „engineering.tomorrow. together“. Ein zentrales Element hierbei ist die Unternehmenskultur, welche Kreativität und lösungsorientiertes Denken fördern muss. Viel besser als strikt hierarchische Struk­turen sind hierfür flexible Expertenteams in agiler Projektarbeit geeignet, welche den Teamüber den persönlichen Beitrag stellen und ein Entlohnungssystem, das ent­sprechend funktioniert.

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Der Durchbruch der industriellen Digitalisierung – mit dem Digital Enterprise Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstandes, Siemens AG

Nach Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, verschiebt sich der Fokus vom Produkt zum Kundennutzen. Die Digitalisierung ermöglicht es, neue Kundenanforderungen mit einer hohen Flexibilität umzusetzen, da jetzt eine Datendurch­ gängigkeit vom Engineering bis zum Service realisierbar ist. Durch das Digital Enterprise wurde der Rückfluss geschaffen, ob die Kundenerwartungen auch eingetreten sind. Entscheidend ist, den Loop von der realen Welt wieder zurück in die virtuelle Welt zu schließen, um so aus den Erfahrungen lernen zu können. Big Data wird durch domänenspezifisches Knowhow zu Smart Data und kann einerseits für Digital Services, wie Wartungskonzepte einzelner Maschinen, oder aber in Cloud Plattformen, wie MindSphere, ver­ wendet werden. MindSphere integriert auf der Feldebene durch offene Standards alle Objekte in eine Plattform. In dieser findet die Datenanalyse statt, nutzerspezifische Applikationen können einfach erstellt werden. Durch solche Plattformen können Daten abgebildet werden, die bisher ungenutzt waren und die es nun zu entdecken gilt, so Helmrich. So ist es Siemens gelungen durch die Nutzung von Wetter­ berichten die Performance ihrer Windturbinen zu erhöhen, indem sich diese nun proaktiv abhängig von der Windrichtung steuern. Abschließend betont Helmrich, dass die digitale Transformation auf zwei Ebenen stattfindet. Neben der Produkt- und Geschäftsmodelloptimierung steht die Anpassung und Weiterentwicklung der internen Prozesse im Vordergrund. Es liegt daran die Wett­ bewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen weiter auszubauen – denn Fertigung und Produktion wird es weiterhin geben.

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Starke Führung statt Heilversprechen: Vertrauen schaffen in der digitalen Transformation Thorsten Dirks, CEO, Telefónica Deutschland

Start-ups aus dem Silicon Valley sind bereits digital geboren. Deutsche Unternehmen müssen die digitale Transformation erst durchlaufen. Nach Thorsten Dirks, CEO von Telefónica Deutschland, ist dies der entscheidende Unterschied im Vergleich der beiden Unternehmensformen. Deshalb kann eine simple Übertragung der Start-up Kultur nicht funktionieren. Es braucht vielmehr neue Führungsmodelle mit mehr persönlicher Führung und Zieldiskussionen. Dazu gehört mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter, um kreative Arbeiten zu fördern. Telefónica ermöglicht durch ihr Analytical Inside Center, dass jeder Mitarbeiter denselben Zugang zu verfügbaren Daten bekommt. Durch Transparenz in der Informationspolitik kann Herrschaftswissen abgeschafft werden. Auf der anderen Seite wird durch ein Digital Collaboration Center Datenauswertung in Echtzeit realisiert. Die Konsequenz ist, dass auch Führungskräfte Entscheidungen in Echtzeit treffen müssen. Während amazon heute schon Preise sekündlich anpassen kann, stellt es für andere Branchen immer noch eine Schwierigkeit dar, Preise innerhalb von Wochen zu verändern. Für die neugewonnene Transparenz ist es wichtig, so Dirks, einen gemeinsamen Umgang zu finden. Zur Förderung von Fortschritt und Innovation müssen Mitarbeiter Freiräume bekommen. Ein Scheitern darf nicht einem Versagen gleichkommen, sondern muss vielmehr als Beweis des Innovationswillens angesehen werden. Und bei all den neuen Möglichkeiten, welche die Digitalisierung mit sich bringt, darf die Technologie keinem Selbstzweck unterliegen, sondern muss am Ende dem Menschen dienen.

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Digitaler Wandel – Perspektiven und Anwendungsfälle in der Industrie 4.0 Dr. Tanja Rückert, Executive Vice President LoB Digital Assets & IoT, SAP SE

Jedes Unternehmen wird zukünftig auch ein Software-Unternehmen sein. So beschreibt Dr. Tanja Rückert, Executive Vice President Products&Innovation bei SAP SE, die Auswirkungen des digitalen Wandels. Digitale Technologien, wie autonome Systeme, Roboter oder die Möglichkeiten des Maschinellen Lernens aus Big Data, sind stets von Software geprägt und unter­ einander vernetzt. Deshalb gibt es kein Unternehmen, das sich der Software entziehen kann. Es gehört zur digitalen Kultur alles zu hinter­fragen, sodass sich auch das Konsumentenverhalten ver­ ändert. Kunden gehen heute ins Geschäft und machen Verbesserungsvorschläge für Produkte. Einige Beispiele zeigen anschaulich, wie sich durch den Einsatz von Daten Geschäftsmodelle wandeln. Under Armor, ein Hersteller von Sportbekleidung, hat durch die Integration von Sensorik in ihre Bekleidung den Schritt in den Gesundheitssektor voll­zogen und bietet nun personalisierte Services rund um die erhobenen Daten an. Industrie 4.0 ermöglicht darüber hinaus kostengünstige MassenPersonali­sierung. Bei Harley-Davidson erreicht die Produktindividualisierung ein ganz neues Level. Produktänderungen sind bis zu sechs Stunden vor Produktionsbeginn möglich – bei 1.300 Varianten. Durch eine konsistente Datendurchgängigkeit konnte zudem der Durchsatz erheblich gesteigert werden. In der Logistik kann Transparenz und Vernetzung zu einer besseren Prognose und Reaktionsfähigkeit führen. Dem Hamburger Hafen ist es durch den Einsatz einer Plattform gelungen, ohne eine Flächenverdopplung die doppelte Kapazität anzubieten. Als weiteres Element von Industrie 4.0 bieten Prognosen auf der Basis der heutigen Daten große Potenziale, insbesondere für die Systemwartung. Trenitalia hat eine angepasste Wartung durch das Auslesen ihrer Sensordaten realisiert und so Ein­ sparungen von Wartungsumfängen im zweistelligen Prozentbereich ermöglicht. Diese Bespiele zeigen, so Rückert, dass vielfältige Chancen bestehen, den digitalen Wandel zu nutzen. Neben den technischen Aspekten bedarf es aber weiterhin einer strategischen Führung, die keinesfalls durch maschinelles Lernen ersetzt wird, sowie dem Aufbau nötiger technischer Kompetenz. Zum einen muss sich die Ausbildung der Mitarbeiter verändern – noch wichtiger ist aber das Interesse an lebenslangem Lernen. Rückert schließt ab mit dem Aufruf, Anwendungsfälle zu identifizieren, in denen Industrie 4.0 den größten Mehrwert bringt und einfach zu starten – jetzt.

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Anschließende Gesprächsrunde unter der Leitung von Sven Afhüppe In der anschließenden Gesprächsrunde betont Rückert, dass es einerseits mehr Denken in Netzwerken braucht und hierfür Mitarbeiter befähigt werden müssen. Wer versucht alles alleine umzusetzen, verliert an Schnelligkeit. Das kann nur über offene und direkte Kommunikation funktionieren. In ihrem Unternehmen hat Rückert gezeigt, wie dies aussehen kann und ihren Mitarbeitern die Frage gestellt: „Stell dir vor, du hast 20 Mio. Euro – wie würdest du unsere Firma disrupten?“. Dirks sieht eine große Herausforderung in der Etablierung lebenslanger Lernprozesse. Die Ausbildung darf nicht nur über einen Zeitraum von 20 Jahren stattfinden, sondern muss sich vielmehr über 67 Jahre erstrecken. Hiesinger macht deutlich, dass Unternehmen durch die Außenwelt nur danach beurteilt werden, welche Ver­ änderungen sich in den Geschäftsmodellen zeigen. Dafür braucht es jedoch zuerst eine Datendurchgängigkeit innerhalb der Unternehmen, die nach außen nicht sichtbar ist und ein großes Stück Arbeit für deutsche Unter­ nehmen bedeutet. Deshalb darf es nicht heißen, dass viele Unternehmen den digitalen Wandel verschlafen haben. Es ist vielmehr elementar, dass sie daran arbeiten. Konkreten Handlungsbedarf sehen die Redner auch in der Zusammenarbeit mit Start-ups, welche in Deutschland vorrangig im B2C-Segment agieren. Sicherlich sind die Hürden im B2B-Bereich mit höheren Entwicklungskosten und längeren Iterationszyklen tendenziell höher und erschweren den Zugang zu Venture Capital. Unternehmen bieten jedoch immer mehr Chancen mit Start-ups zusammenzuarbeiten, um Ideen schneller umsetzen zu können.

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Die disruptive Kraft digitaler Innovation Jochen Bechthold, Head of Industrie 4.0 DACH, Capgemini Deutschland

„Glauben Sie, dass Ihr Unternehmen in 15 Jahren noch existiert?“, stellt Jochen Bechthold, Head of Industrie 4.0 DACH, die provokative Eingangsfrage. Wer die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung mitgehen möchte, muss Prioritäten setzen. Hierfür können digitale Transformationen in vier Kategorien eingeordnet werden, welche sich aus dem „Was“ und „Wie“ zusammensetzen: Beginners, Conservatives, Fashionistas und Digital Masters. Basierend auf dieser Auswertung lassen sich geeignete Strategien zur Transformation ableiten. Aus der Stärke der eigenen technischen Kompetenz sind deutsche Unternehmen tendenziell stark darin, nach außen Lösungen zu verkaufen. Ein Out-of-the-box Denken fällt jedoch oftmals schwer. Laut Bechthold braucht es fünf Befähiger, um Industrie 4.0 zum Leben zu erwecken. Dazu gehört zum einen ein Committed Management. Das Management muss sich damit beschäftigen, wie es die digitale Transformation angehen möchte, zum Beispiel durch die Anstellung eines CDO (Chief Digital Officer). Zudem ist ein Explorative Management von Bedeutung. In deutschen Industrieunternehmen werden nur 0,03% der Ideen überhaupt ausprobiert. Dafür fließen viele Investitionen in die Filterung der Ideen. Es braucht Veränderungen in der Struktur, um Ideen ein­ facher praktisch austesten zu können. Der dritte Befähiger ist Data Changed Business. Es wurden schon viele Sensoren in der Produktion verbaut und viele Daten gesammelt. Zu selten werden diese aber auch ausgewertet. Durch einen Cross Industry Horizon müssen ganzheitliche Ökosysteme erarbeitet werden, um über Silos hinwegzudenken. Zu guter Letzt bedarf es einer Catalyzed Organization. Ein Unternehmen muss es schaffen eine Ambidex­ trie, also eine Beidhändigkeit, zu verkörpern, sodass Produkte weiter produziert und gleichzeitig komplett neue entwickelt werden können.

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PANEL-DISKUSSION

Digitalisierung in Weltkonzernen: Geschäftsmodelle und Herausforderungen MODERATION: Prof. Dr. Günther Schuh, Direktor des Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen IM GESPRÄCH MIT Reinhard Clemens, Vorstand der Deutsche Telekom und CEO von T-Systems Dr. Frithjof Netzer, Senior Vice President, BASF 4.0 Michael Nilles, Mitglied der Konzernleitung und CDO Schindler und CEO, Schindler Digital Business AG

Unter der Moderation von Prof. Dr. Günther Schuh, Profess am Lehrstuhl für Produktionssystematik des Werkzeugmaschinenlabors an der RWTH Aachen wurde das Thema der Digitalisierung aus Konzernsicht beleuchtet. Auf die Frage, ob die Konkurrenz durch Startups keine Angst generiert, waren sich die Teilnehmer einig, dass diese ganz im Gegenteil einen großen Mehrwert bedeuten kann. Dr. Frithjof Netzer berichtet von der Bereicherung durch Start-ups, die Dinge einfach anders angehen und beispielsweise nicht mit einem Patchwork IT-Systeme umgehen müssen. In vielen Unternehmen ist die Grundlage für gute neue Ideen da, es fehlt lediglich am Mindset, um disruptive Innovationen auch zuzulassen, berichtet Michael Nilles. Nilles beschreibt, dass Innovation nicht im Kern­ geschäft vorangetrieben werden kann. Es braucht einen geschützten Raum für disruptive Innovationen, die später wieder ins Kern­ geschäft aufgenommen werden. Bei BASF läuft das unter dem Stichwort Innoration – Innovation und Iteration. Die Ideen sind bereits da, der Fokus muss vielmehr auf die Umsetzung gelegt werden. In halbtägigen Ideengenerierungsworkshops werden Ideen präsentiert, es wird gevotet und die Idee mit den meisten Stimmen wird direkt umgesetzt. Reinhard Clemens erläutert den Kauf und die Beteiligung an gewachsenen Start-ups. Das Konzernproblem ist häufig, dass Firmen platt gemacht werden, nachdem sie aufgekauft wurden. Die Schwierigkeit liegt in der sauberen Integration. Um Digitalisierung zu ermöglichen, braucht es auch die Unterstützung der Betriebsräte und das notwendige Budget zur Realisierung der Ideen. Die Herausforderung besteht darin, Themen unternehmerisch voranzutreiben. Das bedeutet auch, dass man die Komfortzone verlassen muss, sodass auch mal etwas schiefgehen kann. Dieses Risiko muss in Kauf genommen werden, auch wenn sich ein ROI vorher nur selten ausrechnen lässt. Zu diesem Umdenken bedarf es einer Transformation von oben. Denn neben dem Risiko, das mit einer Innovation einhergeht, ist das Risiko der verpassten Chance viel schlimmer.

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VERLEIHUNG DES DIAMOND STAR 2016

„Best Industrial Business Solution 4.0“ Zum ersten Mal wurde im Rahmen des Industriegipfels der Diamond Star für die „Best Industrial Business Solution 4.0“ vergeben. In der Kategorie Konzernumsatz < 1 Mrd. € gewann die Eisenmann SE, in dem Bereich Konzernumsatz 1 – 5 Mrd. € die SEW Eurodrive und im Konzernumsatz > 5 Mrd. € die Siemens Building Technologies. Der Gesamtsieg ging ebenfalls an Siemens Building Technologies aus der Schweiz, die den höchsten Innovationsgrad der Bewerber auf­weisen konnten. Siemens Building Technologies schafft eine offene Plattform, um verschiedene Geräte in Gebäuden, von Klima bis Sicherheit, zu vernetzen und deren Daten zu sammeln und auszuwerten. Das Geschäftsmodell wandelt sich von einem produktbasierten hin zu einem serviceorientierten Geschäftsmodell. Schon heute sind bereits mehrere 100.000 Gebäude vernetzt. Schlussendlich entsteht die Möglichkeit völlig neue Services anzubieten, von Remote Monitoring über Predictive Maintenance bis hin zu einem Performance-based Contracting. Diese Leistung wurde von der Jury mit dem Diamond Star prämiert.

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Digitaler Kulturwandel Digitaler Kundendialog – Meinungen, Erwartungen und Ängste Ihrer Kunden – TEIL 1 Florian von Klier, COO, Dialego AG

Innovative Marktforschungstools für den digitalen Kundendialog bietet die Dialego AG, wie deren COO, Florian von Klier, vorstellt. Das 1999 gegründete Unternehmen befasst sich mit der Online Forschung in den verschiedensten Branchen. Mit ihrem Co-Creation-Ansatz schaffen sie es, schneller und kostengünstiger marktreife Produkte herzustellen. Agile Produktentwicklung trifft auf agile Marktforschung. Durch den Aufbau kundenindividueller Plattformen können gezielte Fragestellungen adressiert und von einer Community kontrovers diskutiert werden. Eine Auswertung der Diskussionsbeiträge erfolgt auf qualitativer Ebene in Echtzeit.

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Digitalisierung – Dematerialisierung: Gesellschaft 4.0 und/oder Mensch 4.0 Dennis Schenkel, Projektmanager, neuland GmbH & Co. KG

Wenn Technik und Gesellschaft sich schneller entwickeln als Unternehmen sich anpassen können, dann sprechen wir vom digitalen Darwinismus, erklärt Dennis Schenkel. Er präsentiert Herausforderungen, mit denen sich die deutsche Industrie in den nächsten Jahren befassen muss. Das Internet-of-Things wird 2020 mehr als 30 Milliarden Geräte weltweit verknüpfen und diese Vernetzung wird auch im industriellen Kontext benötigt. Denn so wie heute Produkte entwickelt und gebaut werden, so stehen morgen Services und Software an erster Stelle. Nespresso zeigt eindrucksvoll, dass es nicht allein um das Produkt Kaffee geht, sondern vielmehr um die Services rund um den Kaffeekauf. Dabei verschmilzt die physische Welt immer mehr mit der digitalen und selbst materielle Themen werden in Apps überführt. Das wird schließlich Auswirkungen im politischen, ökonomischen und sozialen Bereich haben.

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Produktionsarbeit der Zukunft braucht zukunftsfähige Führung und Mitarbeiter Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart

Der Mitarbeiter wird zum Dirigent der Wertschöpfung. So beschreibt Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisa­ tion IAO in Stuttgart, den Wandel im Verhältnis von Mensch und Arbeitswelt. Angefangen vom Beherrscher der Dampfmaschine, über den Kapitän bis hin zum Dirigenten – die Aufgaben der Produktions- und Wissensarbeiter werden immer weiter zusammenwachsen. Routinetätigkeiten werden zukünftig dagegen immer mehr von Robotern ausgeführt, was zur Folge hat, dass sich die Qualifikationen für die neuen Arbeitsplatzanforderungen verändern müssen. Arbeiten 4.0 bedeutet eine Flexibilisierung in den Dimensionen Zeit, Struktur und Ort. Obwohl gesetzlich verboten, arbeiten heute bereits viele Arbeitnehmer außerhalb der 10 Stunden Arbeitszeitgrenze. Aber was spricht dagegen, seine Kinder zu betreuen und abends von Zuhause noch einmal zu arbeiten? Flexibilisierung der Arbeitszeit und Jobsharing-Modelle führen zu einer besseren Kapazitätsanpassung im Betrieb und optimierter Work-Life-Balance. Das Fraunhofer IAO hat mit KapaflexCy ein Schichtdoodle zur Steuerung der Personalflexibilität in der Produktion geschaffen. Außerdem sind Fachkompetenzen gefragt, die heute jedoch noch nicht ausreichend verfügbar sind. Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist notwendig, um benötigte Kompetenzen aufzubauen. Hierfür wird eine großflächige Weiterbildungsoffensive notwendig – dafür sind Unternehmen und Politik gleichzeitig gefordert. Fähigkeiten für digitalisierte und komplexe Systemlösungen und Geschäftsmodelle werden verstärkt gefragt sein.

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Anschließende PODIUMSDISKUSSION MODERATION: Sven Afhüppe IM GESPRÄCH MIT Dennis Schenkel, Projektmanager, neuland GmbH & Co. KG Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart Eberhard Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagne, Festo AG Prof. Dr. Andreas Syska, Produktionsmanagement, Hochschule Niederrhein

Die Gefahr, dass Roboter alle unsere Jobs übernehmen könnten, sieht Prof. Dr. Andreas Syska, Professor für Produktionsmanagement an der Hochschule Niederrhein, nicht. Die Fähigkeit zur Adaption ist bereits deutlich besser geworden und Facharbeiter werden weiterhin der Schlüssel zum Erfolg sein. Eberhard Klotz, Leiter Industrie 4.0 Kampagne der Festo AG, bekräftigt, dass sie sich selbst als Produzent, Weiterbilder und Verkäufer verstehen. Es gibt bereist interessante Weiterbildungskonzepte, wie die acatech MOOCs. Die Zugangsschwelle zu digitalen Medien ist gering und wird mit fortschreitender Technik immer einfacher. Zur Flexibilisierung sind sich alle einig – neue Möglichkeiten wie das Schichtdoodle müssen ausprobiert und genutzt werden, auch wenn es hierfür gegebenenfalls Überzeugungsarbeit beim Betriebsrat zu leisten gibt. Führen durch Anwesenheit ist nicht mehr notwendig, sondern Führen durch Ziele muss in den Vordergrund gerückt werden.

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Disruptive Geschäftsmodelle im Fokus Security für Industrie 4.0: Trends – Challenges – Opportunities Dr. Wolfgang Klasen, Corporate Technology, Siemens AG

Es gibt nicht nur eine industrielle Sicherheit. So beschreibt Dr. Wolfgang Klasen, Corporate Technology bei der Siemens AG, die Herausforderung im Umgang mit IT-Sicherheit im Kontext Industrie 4.0. Vielmehr hat jede Branche ihre eigenen Anforderungen. In der Fabrikautomatisierung geht es beispielsweise um Reaktionsgeschwindigkeit in Nanosekunden. Die Gebäudetechnik hingegen muss mit einer hohen Anzahl Nutzer und die Mobilitäts­systeme mit eigenen Sicherheitskonzepten in den Produkten umgehen können. IT-Sicherheit unterscheidet sich grund­ legend zwischen der Produktion und dem Office Bereich. Während Systeme in der Produktion Lebenszyklen von 20 Jahren haben, liegen diese im Büro eher bei drei bis fünf Jahren. Weiterhin muss die Systemverfügbarkeit in der Produktion jederzeit gegeben sein, während diese im Büro Verspätungen akzeptiert. Die Lösung hierfür heißt Security-by-Design. Sicherheit muss eine integrierte Funktionalität des Systems sein, denn im privaten Umfeld verschlüsselt fast niemand seine Emails, weil es zu umständlich ist. Ähnlich ist es in der Produktion. Sicherheit darf nicht kompliziert sein. Auf der anderen Seite vergrößert sich der Zugang zur unternehmenseigenen IT immer mehr. Produkte können in Online-Konfiguratoren zusammengestellt und beauftragt werden und landen so direkt im IT-System. In einer Industrie 4.0 Umgebung müssen Sicherheitsmechanismen zukünftig adaptiv gestaltet sein und so selbst konfigurierbar werden. Es wird sich jedoch auch weiterhin nicht vermeiden lassen, dass sich Sicherheitsmechanismen aus präventiven und reaktiven Teilen zusammensetzen.

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PODIUMSDISKUSSION

Wandel der deutschen Industrieunternehmen: Mut zu disruptiven Technologien MODERATION: Sven Afhüppe IM GESPRÄCH MIT Dr. Johannes Winter, Leiter des Themenschwerpunkts Technologien, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Ernst Stöckl-Pukall, Leiter des Referats IV A 5 – Digitalisierung und Industrie 4.0, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Lumir Boureanu, Managing Director & CTO, eurodata tec GmbH Hans-Josef Hoß, Mitglied des Bereichsvorstands der Business Area Materials Services der thyssenkrupp AG

Disruptiver Wandel ist heute vorwiegend im B2C Bereich zu finden, im B2B Bereich besteht noch Verbesserungsbedarf, beschreibt Dr. Johannes Winter die Herausforderung für Industrieunternehmen. Ernst Stöckl-Pukall ergänzt, dass das Interesse in Deutschland auf Industrieseite groß ist, und aus seiner Sicht das systemische Denken für disruptive Innovationen stärker hervorgehoben werden muss. Bei der eurodata tec GmbH ist eine innovative Idee nebenbei entstanden, erläutert Lumir Boureanu. Primär stand im Vordergrund das klassische Fahrtenbuch als Papierdokument zu ersetzen. So wurde zunächst ein Fahrtenbuch mit Scanfunktion und schließlich eine App entwickelt. Der Kern der neuen Idee, jetzt primär Flottenmanagement für Unternehmen anzubieten, entstand so zufällig. Hans-Josef Hoß bekräftigt, dass Innovation von innen heraus passiert. Digitalisierung setzt Standards voraus, diese sind in heterogenen Standorten jedoch selten gegeben. So muss den Standorten die Freiheit gelassen werden, zu experimentieren. Meist entsteht etwas zwischen völliger Disruption und langer Transformation. Experimentieren und Testen bringt Schnelligkeit, da sind sich alle Beteiligten einig. In den USA ist es möglich potenzielle Kunden in eine Betatestphase von Produkten einzubinden, um so Feedback abzugreifen. Dieser Mut zum Ausprobieren muss auch in Deutschland gestärkt werden und kann vor allem dann erfolgreich sein, wenn mehr in Netzwerken gedacht wird. Farming 4.0 als gemeinsames Projekt der Deutschen Telekom und Claas zeigt die Erfolge. Zukünftig sieht Winter weniger den Wettbewerb zwischen Unternehmen, sondern mehr zwischen Lösungen und Netzwerken. Trotzdem müssen auch Standards vorangetrieben werden, warnt Stöckl-Pukall. Mit der Referenzarchitektur RAMI 4.0 ist bereits ein Schritt in diese Richtung erfolgt, der nun weitergedacht werden muss.

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THE WORLD IN 2025 – INDUSTRIE 4.0 Sebastian Raßmann, Head of CoE Inspiration, TRENDONE GmbH

Einen amüsanten Abschluss des ersten Konferenztages bot Sebastian Raßmann, Head of CoE Inspiration der TRENDONE GmbH. Der Trendforscher nahm das Publikum anschaulich mit auf eine Reise ins Jahr 2025 und führte durch einen Tag in der Zukunft. Neben der Möglichkeit Träume direkt auf der Kontaktlinse zu speichern und so wieder abrufbar zu gestalten, wird Augmented Reality in jeder Lebenslage zum Einsatz kommen. Eine Objekterkennung in der Kontaktlinse ermöglicht beispielsweise die direkte Kalorienangabe einzelner Lebensmittel. Sobald ein Lebensmittel offensichtlich ausgeht, wird es selbstverständlich automatisch nachbestellt. Auf der Straße wird uns durch Gesichtserkennung direkt angezeigt, was unsere Mitmenschen denken und was sie wollen. Entsprechend ihrer erkannten Stimmung kann auch die Musikauswahl erfolgen. Zukünftig kann auch unsere Kleidung mit uns sprechen. Wenn wir uns zu wenig bewegen, melden sich unsere Schuhe und ein Anzug kann mittels eigenem „Facebook“ passende Schuhe vorschlagen. Im öffentlichen Nahverkehr ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Fortbewegung. So wird angezeigt, ob die kommende Bahn voll ist und eine Gutschrift auf das Fahrtenkonto angeboten, wenn stattdessen das Fahrrad genommen wird. Im industriellen Umfeld wird ein Handschuh die Qualitätskontrolle vereinfachen. Er misst wahlweise den Stromdurchfluss oder die Temperatur und gibt eine Rückmeldung an den Mitarbeiter. Eine große Rolle wird zukünftig auch künstliche Intelligenz spielen. Neben deutlich verbesserter Sprachsteuerung zur Bedienung der verschiedenen Geräte Zuhause werden auch komplexe Vorgänge wie Hotelbuchungen vereinfacht. Alles Spinnerei? Im Gegenteil! Viele der vorgestellten Lösungen sind bereits heute prototypenmäßig umgesetzt.

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24. und 25. Oktober 2016, Stuttgart

2. Handelsblatt Industriegipfel Zweiter Tag, 25. Oktober 2016

Innovationskraft stärken Industrie 4.0 – Mensch 4.0 – Gesellschaft 4.0 – Neue Komplexitäten als Chance für Europa Prof. Dr. Armin Nassehi, Professor am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Industrie 4.0 läuft parallel zu anderen Revolutionen, beschreibt Prof. Dr. Armin Nassehi. In der ersten industriellen Revolution wurde das Handwerk als bisherige Überlebens­ garantie abgeschafft. Die Mechanisierung durch Dampfkraft hat zur Effizienzsteigerung beigetragen. Die zweite industrielle Revolution durch Massenfertigung hat Demokratisierung und Markterweiterung hervorgebracht. Die Digitalisierung und Automatisierung der dritten industriellen Revolution haben Effizienz- und Qualitätssteigerung bewirkt und die vierte industrielle Revolution der cyberphysischen Systeme bringt völlig neue Formen der Mustererkennung und hybride Systeme hervor. Denn im Unterschied zur Dampfmaschine, welche die menschliche Kraft verstärkte, können durch den Einsatz von Computern nun Dinge realisiert werden, zu denen der Mensch allein nicht fähig ist – wie beispielsweise Muster aus Regelmäßigkeiten erkennen. Damit verändert sich auch die Rolle des Menschen im industriellen Umfeld. War die Maschine in der ersten industriellen Revolution noch die Erweiterung der Menschen, hat sich dieses Verständnis in der zweiten industriellen Revolution um­ gedreht – der Mensch war die Erweiterung der Maschine. Im Zeitalter der dritten industriellen Revolution hat der Mensch als unterkomplexer Bediener komplexer Vorgänge gedient. Heute – mitten in der vierten industriellen Revolution – ist er ein Dirigent, ein Koordinator. Das Ergebnis der Aufgabe, die er führt, kennt er vorher nicht. Die neue Errungenschaft durch die vierte industrielle Revolution lässt sich als Rekombination beschreiben. Erst durch verteilte Intelligenz werden neue Erkenntnisse möglich, die nicht mehr bei einer Person oder Maschine zu bündeln sind. Hieraus entstehen komplexe Systeme, die nicht vollständig beschrieben werden können, obwohl man vollständige Informationen über alle Elemente hat. Das wirkt sich auch auf die Gesellschaft aus. Die Gesellschaft 4.0 ist nicht mehr kausal organisiert. Sie muss auf einer Rekombination von Elementen statt direktiver Steuerung aufbauen. Auch für Europa bedeutet dies, dass das Potenzial der verteilten Intelligenzen genutzt werden muss, so Nassehi. Ein einheitliches Auftreten ist notwendig, wenn Europa weiterhin ein ent­scheidender Spieler im internationalen Wettbewerb sein möchte.

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Industrie 4.0 – Neue Potenziale durch die Verschmelzung von physischer und virtueller Welt Rolf Najork, Vorstandsvorsitzender, Bosch Rexroth AG

Der Kunde bestellt sein individuelles Produkt und startet damit die virtuelle Lieferkette. Das Produkt erhält eine virtuelle Identität, kommuniziert an Maschinen und autonome Transportmittel, wie es gefertigt werden muss. Das ist das Bild der vernetzen und flexiblen Fabrik der Zukunft, wie Rolf Najork, Vorstandsvorsitzender der Bosch Rexroth AG, beschreibt. Produktivitätssteigerungen durch Industrie 4.0 können durch mobil verkettete Fertigungs­ module, Echtzeitdatenerfassung und -verarbeitung wie Track & Trace und offene Schnittstellen möglich werden. Zukünftig gibt es keine proprietären Systeme mehr – vielmehr setzen sich offene Plattformen durch. Wandelbare Automation wird bei Bosch Rexroth durch Elemente wie das Active Cockpit zur Unterstützung der Fertigungssteuerung oder durch Assistenzsysteme wie interaktive Handarbeitsplätze möglich. Um einen Wandel von der Wertschöpfungskette hin zum Wertschöpfungsnetzwerk zu schaffen, hat Bosch eine IoT Cloud & IoT Suite entwickelt. Das Ziel ist die Datenspeicherung direkt in der Cloud, welche durch Adapter für ältere Maschinen möglich wird. Für die Geschäftsmodelle für Maschinen- und Komponenten­ hersteller bedeutet dies, dass kurzfristig Effizienzsteigerungen möglich werden. Langfristig können neue Produkte & Services entwickelt werden. Statt pay-per-use werden sich pay-per-outcome Modelle durchsetzen.

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Transforming Mobility – Connected. Autonomous. Shared. Electrified. Wilko Stark, Leiter der Daimler Strategie & Produktstrategie und -planung Mercedes-Benz PKW, Daimler AG

Autonomes Fahren, Elektromobilität, Shared Mobility und verbundene Ökosysteme sind die Kerndisziplinen für die Mobilität der Zukunft, berichtet Wilko Stark, Leiter der Daimler Strategie & Produktstrategie und -planung Mercedes-Benz PKW. Autonomes Fahren ist bereits heute mit der E-Klasse möglich. Durch MercedesMe wird ein Ökosystem zum Kunden geschaffen, von der Mobilitätsunterstützung bis zur Finanzierung. Es handelt sich um ein offenes System, an das andere Ökosysteme andocken können. Das Thema Elektromobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung. Je nach dem wie der Markt reagiert, muss die nötige Menge Elektromobilität flexibel angepasst werden können. Das bedeutet, dass die Entwicklung von Elektroautos schnellstmöglich vorangetrieben werden muss, sodass zukünftig Reichweiten von mehr als 500km möglich werden und Ladezeiten von weniger als einer halben Stunde Realität werden. Shared Mobility wird zukünftig stark durch autonome Fahrzeuge getrieben, sodass zwischen preiswerteren People Movern und exklusiveren Fahrzeugen ausgewählt werden kann. Um diese Themen bei Daimler auf den Weg zu bringen, müssen Investitionen gezielt eingesetzt, Strukturen angepasst und eine Kulturveränderung weiter vorangetrieben werden.

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Our sensors make your life: Sensoren als Treiber der Industrie 4.0 Dr. Mathias Gollwitzer, CFO, First Sensor AG

„Die Zukunft heißt Sensor“, beschreibt Dr. Mathias Gollwitzer, CFO der First Sensor AG die Zukunft mit Industrie 4.0. Sensoren steigern die Produktivität und erhöhen die Sicherheit. So lassen sich optische Sensoren zur Positionierung oder Drucksensoren zum Greifen einsetzen. Durch Sensoren lassen sich bereits heute Gesichtsausdrücke erkennen und das in kürzester Zeit – schneller als Menschen. In der Medizintechnik können Sensoren Veränderungen der Molekülstruktur im Blut erkennen – so schnell, dass bereits Analysen auf der Fahrt ins Krankenhaus erfolgen können. Sensoren in Smart Watches können Veränderung im Haut­ widerstand wahrnehmen und einen Hinweis auf Herzrhythmusstörungen geben. Im Bereich der Mobilität können durch LiDAR, Light Detection Radar, Abstandsmessungen für autonome Fahrzeuge durchgeführt werden. Oder sie werden in Brücken genutzt, um frühzeitig Schwingungen zu messen und so Defekte zu erkennen. Um Sensoren noch vielfältiger einsetzen zu können, müssen drei Herausforderungen adressiert werden. Sie müssen flexibel anpassbar sein, was durch erste gedruckte Sensoren bereits möglich ist. Sensoren müssen ihre Energie­ versorgung einfach sicher­ stellen. Energie kann beispielsweise aus Schwingungen der Maschine gewonnen werden. Sensoren müssen standardisiert werden. Es darf keine proprietären Systeme geben, bei denen der Nutzer Sensoren nur umständlich einbinden kann.

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Top Innovationen zu Industrie 4.0 – Produkte, Services und Qualifikation bei Festo, Einblicke in die Technologie-Fabrik Scharnhausen Prof. Dr. Peter Hofmann, Leiter Global Product Development (CP), Senior Vice President, Festo AG

Prof. Dr. Peter Hofmann, Leiter Global Product Development und Senior Vice President der Festo AG, beschreibt Industrie 4.0 durch Verfahren, die Self-x-Eigenschaften, wie SelbstOptimierung, Selbst-Konfiguration, Selbst-Diagnose ermöglichen. Um das zu erreichen, müssen Produkte und Objekte durch Sensorik intelligent werden. Durch Objekt-zuObjektkommunikation werden smarte Systeme geschaffen, die schließlich über IoT Plattformen intelligent werden. Darauf aufbauend können schließlich Self-X Systeme geschaffen werden. Im Ansatz AGILE 4.0 der Festo AG werden die komplette Anlagenarchitektur neugestaltet, neue Service-Modelle erfunden, intelligente Produkte und Komponenten geschaffen und eine lernende Organisation aufgebaut. Früher war der Ansatz dem Kunden die Produkte nur einzubauen – zukünftig sollen Produkte eingebaut und vernetzt werden.

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Die digitale Transformation aus der German Cloud am Beispiel der diskreten Fertigung Johann Hofmann, Leiter von ValueFacturing, Maschinenfabrik Reinhausen GmbH

Wie die Digitalisierung einer diskreten Fertigung funktioniert, erklärte Johann Hofmann, Leiter von ValueFacturing der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH. Das bereits 2002 gesteckte Ziel der papierlosen NC-Programmierung soll nicht mit neuen Datenbanken und Schnittstellen, sondern durch Webservices kreiert werden. Aus Sicht von Hofmann kann das Ziel nicht die alleinige Digitalisierung sein – also schlicht ein und denselben Prozess papierlos zu machen. Der Fokus sollte vielmehr auf der digitalen Transformation und damit auf der Erzeugung von Prozessveränderungen liegen. Stand heute sind die bereits vorhandenen Datensätze oftmals schlecht gepflegt und hier lohnt es sich anzufangen. Die 4 Us der Digitalisierung – unausweichlich, unumkehrbar, unheimlich schnell und unsicher – beschreiben treffend, was aktuell passiert. Das häufig als kritisch gesehene Thema Sicherheit sieht Hofmann als Chance. Einen Trojaner über einen Office-PC hin zu einer Maschine zu bringen ist viel einfacher in bestehenden Systemen als bei Nutzung von Webservices. Die Maschinenfabrik Reinhausen nutzt dafür die Microsoft Cloud, die den Vorteil bietet unter deutschem Recht zu agieren. So ist neben der On-Premise-Lösung für das unternehmenseigene Rechenzentrum auch eine Cloud Lösung möglich. Als Testumgebung wurde die Lehrwerkstatt genommen. Deutlich kürzere Zugriffszeiten auf Daten waren der erste schnell sichtbare Erfolg. Minimale Installationsauf­ wände, keine Server Hardware, keine eigens notwen­dige IT, viel höhere Flexibilität in Bezug auf jederzeit zukauf­bare Rechenleistung sind nur einige der Vorteile dieser Lösung. Über die Cloud ist eine Zuverlässigkeit von 99,9 % möglich und Software as a service, beispielsweise als cost-per-click, wird realisierbar. Insbesondere für KMU, die nicht immer die beste Ausbildung in Bezug auf IT-Sicherheit ermöglichen können, bietet Microsoft Azure hohe Sicherheit.

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PODIUMSDISKUSSION

Digitalisierung in der Automobilindustrie – Wie viel Technik ist sinnvoll? MODERATION: Grischa Brower-Rabinowitsch, Ressortleiter Unternehmen, Handelsblatt IM GESPRÄCH MIT Andera Gadeib, Gründerin & CEO, Dialego AG Johannes Reifenrath, MBC Produktstrategie und -planung, Daimler AG Frank Strecker, Digital Division, T-Systems International GmbH

Die Diskussion über Digitalisierung in der Automobilindustrie sollte nicht darüber geführt werden, wie viel Technik möglich ist, sondern wie viel Nutzen einzelne technische Lösungen bringen, leitet Andera Gadeib die Podiumsdiskussion unter Leitung von Grischa Brower-Rabinowitsch ein. Es sind jedoch nicht die technischen Möglichkeiten, sondern vielmehr die Rechtslage die einige nutzenbringende Lösungen noch nicht zulassen, so Johannes Reifenrath. Die Erwartungshaltung für autonomes Fahren ist bei den Kunden hoch, erklärt Frank, schließlich fahren heute schon viele mit dem Smartphone vor dem Gesicht und scheinen sich lieber damit zu beschäftigen, als sich auf das Fahren zu konzentrieren. Hierfür seien nutzerfreundlichere Anwendungen gefordert, sei es hinsichtlich der Verteilung von Ladesäulen für Elektroautos oder der Bedienungsfreundlichkeit einzelner Systeme. Das kommt vor allem daher, dass wir insbesondere in Autos emotionale Produkte sehen. Zukünftig werden sich diese Wahrnehmung und die Nutzung von Autos verändern, so Reifenrath. Die Rationalität beim Fahren, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit durch eine Effizienzsteigerung durch autonomes Fahren, überwiegt die Emotionalität.

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Konzepte für die Industrie 4.0 von morgen Welche Kräfte entfalten amerikanische und chinesische Start-ups verglichen zu europäischen? MODERATION: Grischa Brower-Rabinowitsch, Ressortleiter Unternehmen, Handelsblatt IM GESPRÄCH MIT Steve Nitzschner, Co-Founder and Chief User Experience, COMPASS.TO Anke Odrig, Gründerin, Little Bird

Amerika und China sind ein Lift-up für deutsche Unternehmer in Bezug auf Kooperation und Partnerschaft - Start-up Kultur ist dort bereits gegeben. Insbesondere der Zugang zu Kapital sei in Deutschland wesentlich schwieriger als in Amerika, erklärt Steve Nitzschner. Im Unterschied zu Amerika und China, wo eine schnelle Exitstruktur gefördert wird, sieht Anke Odrig in Deutschland Familienstrukturen. Hier kommt es den Menschen darauf an, einen wirklichen Mehrwert zu generieren. Unter Leitung von Grischa Brower-Rabinowitsch, erläutern die Gründer, dass in Amerika auch die Fehlerkultur, also das Zulassen von Scheitern, verbreiteter sei. Hierbei muss jedoch eine klare Unterscheidung getroffen werden – im Silicon Valley sei dies zwar der Fall – in Amerika ist diese Start-up Mentalität aber auch noch lange nicht verbreitet.

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NEWCOMER IM FOKUS

Start-ups präsentieren ihre innovativen Geschäftsideen

Auf dem Industriegipfel wurden herausragenden Start-ups im Bereich Digitalisierung die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren.

So bietet beispielsweise die Roboyo GmbH robotic process automation für viele heute noch nicht automatisierte Prozesse im Büro. Der Geschäftsführer Christian Voigt erläutert wie in ein bis sechs Wochen Prozesse automatisiert werden können. Statt der Auslagerung von repetitiven Prozessen in Shared-Service Centern bietet die roboyo GmbH einen völlig neuen Ansatz der Automatisierung indirekter Prozesse. Für ein systematisches Verständnis statt falschem Aktionismus plädiert Philipp Ramin, Co-Founder und Board Member des innovationszentrums für Industrie 4.0. Da der Begriff Industrie 4.0 noch unklar und vielfältig geprägt ist, braucht es ein einheitliches Bild. Dieses möchte er durch den Industrie 4.0 Führerschein realisieren, hinter dem ein systematisches Schulungskonzept steht. Die econ solutions GmbH präsentiert durch ihren Geschäftsführer Dr. Stephan Theis eine neue Form des Energiemonitorings. Durch eine Aufbereitung und entsprechende Visuali­ sierung von Energiedaten lassen sich Auslastung und Stillstand sowie Grundlast und Verschwendung auswerten. Darüber hinaus wird präventive Wartung durch veränderte Leistungswerte möglich. Kai Przybysz, Forschung und Entwicklung, und Kai Martin, Business Development, von NAiSE präsentieren ihre Indoor GPS Lösung. Durch Indoor GPS können Bottlenecks identi­ fiziert, Reaktionszeiten verkürzt und MES Systeme optimiert werden. In der industriellen Anwendung kann beispielsweise die Staplernavigation unter Einsatz von Indoor GPS gesteuert werden. Mapudo, das amazon des Stahlhandels, stellen Martin Ballweg, Geschäftsführer, und Niklas Friederichsen, Vertriebsleiter, vor. Der händlerübergreifende branchenspezifische Marktplatz bietet den Ausgleich von Überkapazitäten im Stahlhandel, nachvollziehbare Preisniveaus und das Auffinden passender Stahlhändler. Langfristig wird das Stahlangebot um Aluminium, Carbon und Kunststoffe ergänzt. Das Proximal Internet, präsentiert von Steve Nitzschner, Co-Founder und Chief User Experience COMPASS.TO, ist ein Umgebungsinternet, bei dem Geräte in 500 – 800m Entfernung zueinander direkt miteinander in einer privaten Umgebung kommunizieren können. Auf dem Shanghai Campus ist diese Lösung bereits erfolgreich umgesetzt.

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Innovationspush für die Produktion im digitalen Zeitalter – Herausforderungen und Chancen von Industrie 4.0 und digitaler Wirtschaft Prof. Dr. Thomas Bauernhansl, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Durch Industrie 4.0 wird die Realität um eine virtuelle Realität ange­ reichert, erklärt Prof. Dr. Thomas Bauernhansl, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart. Im Kern sind dies cyber-physische Systeme im industriel­ len Umfeld. Wir sind der Meister des physischen Maschinenbauens, so Bauernhansl, aber müssen diese Maschinen nun digital veredeln. Hierfür hat das Rennen um die Plattform der Zukunft begonnen: Axoom von Trumpf, MindSphere von Siemens, die Bosch IoT Suite und Virtual Fort Know der Fraunhofer Gesellschaft. Der Integrationsaufwand wandert von der Schnittstellenschaffung auf dem Shopfloor in die Integration in der Cloud. Virtual Fort Knox liefert einen föderativen Ansatz und schafft so eine Plattform für Unternehmen des deutschen Mittelstands, die nicht selbst eine Plattform entwickeln können. Neben dem Wissensaufbau hinsichtlich Plattformen wird jedoch weiterhin Expertenwissen notwendig sein. Denn um aus Big Data Smart Data zu machen, braucht es Domänenwissen. Wie viele Jobs durch Industrie 4.0 verloren gehen ist unklar, aber es ist die Chance Wandel aktiv zu gestalten. In der ersten industriellen Revolution beispielsweise ist die Anzahl von 40.000 auf 400.000 Jobs gestiegen. Im Future Work Lab des Fraunhofer IAO und IPA werden dafür Mensch-Technik-Interaktionen erforscht. Neben Deutschland drängen auch die USA und Ostasien auf den Markt der Produktionstechnik mit Industrie 4.0. In den USA ist das Vorgehen eher serviceorientiert. Deutschland hat das Potenzial sein Wissen über Applikationssoftware, das in den USA fehlt, zu nutzen, um seine Wettbewerbsposition zu halten. Prof. Bauernhansl schließt seinen Vortrag mit einem Zitat von Eric Emerson Schmidt, Executive Chairman von Google: „Die umfassende Vernetzung führt uns in eine höchst personalisierte, höchst interaktive und sehr, sehr interessante Welt“.

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Digitalisierung der Industrie, Europas zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Günther H. Oettinger, Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Europäische Kommission

Industrie 4.0 – ein deutscher Begriff, der sich vielleicht auch in Amerika durchsetzt. So beginnt Günther H. Oettinger, Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft bei der Europäischen Kommission, seinen Vortrag. Oettinger sieht Deutschlands Stärken sowohl im Engineering als auch in der IT und diese zwei Welten treffen nun aufeinander. Die Aufgabe der EU sei es Zusammenschlüsse für die Forschung zu schaffen, um Hoch­ schulen und Unternehmen zusammenzu­ bringen und ein starkes Auftreten, sowie Konnektivität im Bereich der digitalen Infra­struktur zu schaffen. Noch heute kann man Napoleons Grenzen in Europa, die beim Reisen aufgehoben wurden, vor allem daran erkennen, wo die Funk­löcher sind. Oettinger sieht Potenzial in der Über­arbeitung der Telekommunikationsregeln, hin zu einer Konsolidierung in der euro­ päischen Telekommunikation. Denn ohne digitale Infrastruktur ist autonomes Fahren beispielsweise undenkbar. Weiterhin muss Europa sich in der Standardi­ sierung positionieren. Nur wenn eine euro­ päische Lösung geschaffen wird ist ein starkes Auftreten gegenüber amerikanischen Standards möglich. Zudem ist der vermehrte Aufbau von IT-Fähigkeiten an Universitäten notwendig als auch die Diskussion über Datenhoheit. Strategien zur Digitalisierung machen nur auf euro­ päischer Ebene Sinn, um gegen USA und China konkur­ rieren zu können und dies soll vorangetrieben werden.

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Digitaler Kundendialog – Meinungen, Erwartungen und Ängste Ihrer Kunden – TEIL 2 Florian von Klier, COO, Dialego AG Zum Abschluss des Industriegipfels berichtet Florian von Klier von den Ergebnissen der fünftägigen Community zu Industrie 4.0. Rund 170 Personen waren aktiv und haben in knapp 500 Beiträgen eine moderierte Diskussion geführt. Das Ergebnis zeigt, dass der Mensch im Mittelpunkt von Industrie 4.0 steht. Industrie 4.0 wird positiv gesehen und nicht als Gefahr. In der Produktion werden die Stichworte schnell, flexibel, kosten­ günstiger genannt. Industrie 4.0 wird als Chance wahrgenommen.

Sie haben einen Themenvorschlag für den nächsten Handelsblatt Industriegipfel? Dann melden Sie sich gerne bei: Ingrid Della Giustina Conference Director +49 (0)2 11.96 86 – 36 39 [email protected] Wir danken Pia Walendzik, M.Sc. RWTH für die Zusammenfassung der Inhalte.

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