In Bolivien machen arbeitende Kinder erstmals ein Gesetz ... - ProNATs

Der Originaltitel des Gesetzentwurfs lautet: Propuesta normativa para el reconocimiento, promoción, protección y defensa de los niños, niñas y adolescentes ...
168KB Größe 10 Downloads 269 Ansichten
      Pro Niños, Niñas y Adolescentes Trabajadores  Verein zur Unterstützung arbeitender Kinder und Jugendlicher

 

In Bolivien machen arbeitende Kinder erstmals ein  Gesetz für ihre Rechte. Sie verdienen unsere  Solidarität!        Die Union arbeitender Kinder und Jugendlichen Boliviens (UNATSBO)1 hat kürzlich einen Gesetzentwurf „zur  Anerkennung, Förderung, Schutz und Verteidigung der Rechte der arbeitenden Kinder und Jugendlichen“  vorgelegt.2 Er ist ein Novum in der Geschichte der Kinderrechte ebenso wie im Arbeits‐ und Sozialrecht. Zwar  wurden bisher gelegentlich Kinder bei der Ausarbeitung von Kindergesetzen konsultiert, aber noch nie trug ein  Gesetz die Handschrift von Kindern selbst. Ein Novum ist der Gesetzentwurf auch insofern, weil er mit Blick auf  das Thema Kinderarbeit die Perspektive arbeitender Kinder und Jugendlicher zum Ausdruck bringt und auf dem  Gedanken basiert, dass auch Kinder ein Recht haben, in Würde zu arbeiten.    Wir begrüßen es, dass im Gesetzentwurf die arbeitenden Kinder und Jugendlichen als „soziale Subjekte eigenen  Rechts“ verstanden werden und dass der Staat dazu verpflichtet wird, den wirtschaftlichen, sozialen und  kulturellen Beitrag anzuerkennen und wertzuschätzen, den die Kinder und Jugendlichen mit ihrer Arbeit  erbringen. Ebenso wichtig finden wir, dass der Staat verpflichtet wird, die Arbeitsrechte der Kinder und  Jugendlichen – gleich welchen Alters – als „soziale Akteure“ zu fördern, sie bei ihrer Arbeit gegen Missbrauch  und Ausbeutung zu schützen und ihnen eine integrale Bildung und eine Berufsausbildung zu gewährleisten, die  ihren Wünschen, Eigenschaften und Fähigkeiten entsprechen. All dies entspricht dem Geist der neuen  Verfassung des plurinationalen und kommunitären Staates Bolivien.    Der Gesetzentwurf ist das Ergebnis einer umfassenden Konsultation arbeitender Kinder und Jugendlicher.  Gleich ein ganzes Gesetz zu verfassen, ist keine einfache Sache, zumal für Kinder, die üblicherweise in solchen  Dingen nichts zu entscheiden haben. Sie mussten Formulierungen finden, die rechtlichen Kriterien entsprechen  und die nötige Allgemeinheit besitzen, ohne dass ihre persönlichen Erfahrungen und spezifischen Anliegen  unter den Tisch fallen. Wenn die Kinder gar für sich ein Recht zu arbeiten beanspruchen, haben sie  internationale Vereinbarungen und eingefahrene Denkmuster gegen sich, die leicht zu der Unterstellung  führen, sie wollten „die Kinderarbeit“ legitimieren. Allerdings haben sie sogar eine Liste von Arbeiten erstellt,  deren Verbot sie für notwendig halten, weil sie Kindern Schaden zufügen könnten. Für arbeitende Kinder, die  Ausbeutung und Misshandlung aus eigener Erfahrung kennen, ist das eine Selbstverständlichkeit.    In ihrem Gesetzentwurf wollten die Kinder und Jugendlichen den Eindruck vermeiden, sie seien sich ihrer  Verantwortung nicht bewusst. Sie verpflichten sich, mit den Arbeitswerkzeugen sorgsam umzugehen, die  Regeln an ihrem Arbeitsplatz zu erfüllen und alle Fälle von Ausbeutung und Misshandlung anzuzeigen. Auch das  mag für die Kinder selbstverständlich sein, doch als legale Verpflichtung verstanden könnten solche Regelungen  dazu führen, die Rechte der Kinder, um deren Schutz und Förderung es ihnen geht, an Bedingungen des  Wohlverhaltens zu knüpfen. Dies widerspricht dem Gedanken, dass Kinderrechte wie alle Menschenrechte  bedingungslos zu gelten haben. Aber in seinen Grundgedanken bricht der Gesetzentwurf einem Denken Bahn, 

                                                        1

 Im spanischen Original: Unión de Niños, Niñas y Adolescentes Trabajadores de Bolivia (UNATSBO). Die Formulierung weist ausdrücklich  darauf hin, dass beide Geschlechter gemeint sind. UNATSBO wurde im Jahr 2000 gegründet.  2  Der Originaltitel des Gesetzentwurfs lautet: Propuesta normativa para el reconocimiento, promoción, protección y defensa de los niños,  niñas y adolescentes trabajadores.     

 

Postadresse: 

Bankverbindung: 

Internet: 

ProNATs e.V.  c/o ENMCR,  Habelschwerdter Allee 45   14195 Berlin 

Kontonummer: 66 03 17 51 91  Institut: Berliner Sparkasse  Bankleitzahl: 100 500 00  BIC/SWIFT‐Code: BE LA DE BE  IBAN: DE89 1005 0000 6603 1751 91 

www.pronats.de  [email protected] 

 

1

      Pro Niños, Niñas y Adolescentes Trabajadores  Verein zur Unterstützung arbeitender Kinder und Jugendlicher

  das die Rechte der Kinder ernst nimmt und sie erstmals auch für arbeitende Kinder umfassend und in einer  bisher unbekannten Klarheit und Entschiedenheit formuliert.    Die Kinder können ihren Gesetzentwurf nicht selbst in Kraft setzen. Sie werden noch viele Widerstände  überwinden müssen, bis sie Gehör und genügend Verbündete finden. Wir rufen die bolivianischen  Abgeordneten und Autoritäten ebenso wie die internationale Gemeinschaft, die sich für die Rechte der Kinder  zuständig sieht, dazu auf, das Kindern in der UN‐Kinderrechtskonvention zugesicherte Recht auf Partizipation  ernst zu nehmen und die arbeitenden Kinder und Jugendlichen von UNATSBO bei ihrem historischen Vorhaben  nicht allein zu lassen. Es wäre weltweit das erste Mal, dass ein Gesetz zum Schutz der Kinderrechte Wirklichkeit  wird, dass Kinder selbst in Gang gebracht haben und das auf ihren eigenen Erfahrungen und Ideen basiert.      Mai 2011   

 

 

Postadresse: 

Bankverbindung: 

Internet: 

ProNATs e.V.  c/o ENMCR,  Habelschwerdter Allee 45   14195 Berlin 

Kontonummer: 66 03 17 51 91  Institut: Berliner Sparkasse  Bankleitzahl: 100 500 00  BIC/SWIFT‐Code: BE LA DE BE  IBAN: DE89 1005 0000 6603 1751 91 

www.pronats.de  [email protected] 

 

2