Impulsvortrag: Andachten für Menschen mit Demenz

05.11.2013 - Menschen mit Demenz bauen und umgekehrt. Methoden, Symbole, Rituale helfen uns dabei. Die. Brücke darf bunt, erlebbar, aber auch sehr ...
76KB Größe 19 Downloads 79 Ansichten
Werkstatt Pflegeheimseelsorge | 5.11.2013 | Andachten für Menschen mit Demenz Gabriele Menzl, Katharina Schoene

Impulsvortrag: Andachten für Menschen mit Demenz Ein Gottesdienst für Demenzkranke muss in erster Linie „herzbestimmt“ und nicht „kopfbestimmt“ sein. Wichtig ist, sich als Begleiter ganz einzulassen, in die Welt der Menschen einzutauchen und ebenso die Biographien und Lebensgeschichten der Menschen zu beachten und respektvoll zu behandeln. Der Gottesdienst bzw. die Andacht soll eine Brücke sein, die wir von Gott zu den Menschen mit Demenz bauen und umgekehrt. Methoden, Symbole, Rituale helfen uns dabei. Die Brücke darf bunt, erlebbar, aber auch sehr einfach sein. Es ist zu beachten, dass der dementiell veränderte Mensch Bekanntes wieder erleben kann und an Erfahrung, Gefühl und Wissen anknüpfen kann. So kommt ein Gefühl der Sicherheit auf. Folgende Bedeutung kann eine solche Andacht für Menschen mit Demenz haben: • • • • •

Sie erleben eine Form der Glaubens- und Lebenshilfe. Sie erleben einen Zugang zu Gottes Wort. Sie erleben Zuspruch, Nähe und Trost. Sie erleben Gemeinschaft. Möglicherweise werden sie berührt und Gefühle werden wach, wie z.B. Freude, Geborgenheit oder Traurigkeit.

Voraussetzungen schaffen Allgemeines: -

persönlich und gezielt einladen (möglicherweise anschaulich und mehrfach wiederholt) Zeitrhythmus und Frequenz der Andachten einhalten (so konkret wie möglich formulieren, z.B. dienstags 14 Uhr nach dem Mittagessen und vor der Jause) Pflegepersonal mit einbeziehen „äußere“ Vorbereitungen treffen Dauer der Andacht festlegen mich selbst als Gestaltender auf die Andacht einstimmen Gottesdiensttraditionen der Besucher über längeren Zeitraum erfahren und in die Gestaltung mit einbeziehen als Gestaltender präsent sein und in dieser Ruhe agieren günstig auch: Andacht mit geringerer Personenanzahl durchführen und dabei individuell auf die Bedürfnisse, Erfahrungen und biographischen Details der Menschen mit Demenz eingehen

Der Raum: -

Raumsituation bei jeder Andacht ähnlich halten (Anordnung der Sessel, Lichteinfall etc.), möglicherweise immer wiederkehrende ähnliche Sitzordnung beibehalten Akustik überprüfen und störende Reize ausschalten optimale Sicht eines jeden Besuchers auf das Zentrum des Geschehens gewährleisten individuelle Bedürfnisse berücksichtigen Begleitpersonen günstig platzieren (z.B. an Tür, falls ein Besucher verspätet eintrifft) musikalische Begleitung und Einstimmung erleichtern das Ankommen und die Orientierung

Der Ablauf – Bewährtes aus der Praxis: -

Eine „Ankommphase“ gestalten: Empfangen werden durch eine Person, durch Musik, den Duft und das Licht der Kerzen etc. 1

Werkstatt Pflegeheimseelsorge | 5.11.2013 | Andachten für Menschen mit Demenz Gabriele Menzl, Katharina Schoene -

ausgewähltes, vertrautes Liedgut verwenden (evtl. das gleiche Anfangs- und Segensliedbei jeder Andacht verwenden, gut lesbare Liedblätter, wenige Strophen) feststehende Liturgie verwenden (diese auch an evtl. Gastliturgen weiterkommunizieren) wiederkehrende Rituale schaffen Orientierung (Geburtstagsehrungen, persönliche Begrüßung und Verabschiedung, gleiche Gebete) Zeit für mögliche Reaktionen einplanen und diese aufnehmen (z.B. jemanden behutsam wieder zu seinem Platz bringen, Zuspätkommende freundlich in die Mitte nehmen usw.) Zeit geben für persönliche Eindrücke und die Wahrnehmung der eigenen Person während der Andacht und die Äußerungen dazu

Der Inhalt: -

Was ist meine heutige Hauptbotschaft? Konkretes Thema der Andacht bestimmen (Jahreszyklus, Biographisches, Krankheit, Leben, Haus, Wasser etc.) Bekannte biblische Texte verwenden, die möglicherweise auch gemeinsam gesprochen werden können Orientierung der gesamten Andacht an konkreten Glaubensthemen (Halt im Leben, Jahreskreis, Angst, Freude, Glück) bei biblischer Auslegung nur EINEN Gedanken verfolgen Gebetsanliegen der Besucher mit einbeziehen vertraute Lieder und Gebete verwenden

Methodische Anregungen: -

-

langsam, deutlich und in kurzen Sätzen sprechen Gesprochenes durch Körperhaltung, Gebärden, Mimik und Berührungen unterstreichen Ein Symbol/Gegenstand mit allen Sinnen erleben lassen (und alle Sinne ansprechen) und darüber die Botschaft auch jenseits kognitiver Prozesse leb- und wahrnehmbar machen – die emotionale Dimension ansprechen! Einbeziehung des Körpers im Sinne einer Seelsorge als Leibsorge (Berührungen aufnehmen und verschenken) Raum für dialogisches Handeln und Interaktion geben: Äußerungen der BesucherInnen wahrnehmen, aufnehmen, Erfahrungen austauschen – lebendig miteinander kommunizieren Flexibilität einplanen (auch inhaltlich) – manchmal entwickeln sich die Inhalte anders Erinnerungen reaktivieren („Wie war das damals?“) und aufbrechende Gefühle aufnehmen und ggf. (auch im Nachgespräch) auffangen

2