Handel entdeckt Networking für HR

kultur besteht und sich niemand gegenseitig belauert“, kommentiert. Dr. Hans Schlipat, Managing Part- ner der Personalberatung. lz 39-12. Berufsanfänger.
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Xing mit neuem Tool für das Recruiting Hamburg. Mit seinem „Talentmanager“ bietet Xing Personalern ein neues Recruiting-Werkzeug. Neben vielfältigen Such-, Filter- und Verwaltungsfunktionen ermögliche er eine effiziente und transparente Arbeit im Team, verpricht der Betreiber des beruflichen Netzwerks. So könnten interessante Kandidaten samt internen Notizen und Arbeitsstatus in Projektordnern gesammelt und anderen Teammitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Da der Talentmanager eine Firmenmitgliedschaft sei, verblieben Rechercheinformationen im Unternehmen, auch wenn ein Personaler es verlässt. Der Xing Talentmanager (XTM) löst die bisherige RecruiterMitgliedschaft ab. lz 39-12

Manager misstrauen ihren Mitarbeitern München. Fast zwei Drittel der Topmanager finden, dass sich Mitarbeiter das Vertrauen ihrer Vorgesetzten erst verdienen müssen. Auch 44 Prozent der leitenden Angestellten geben an, dass es keinen Vertrauensvorschuss in ihrer Firma gibt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Rochus Mummert. Dabei steige das Vertrauen mit dem wirtschaftlichen Erfolg und den Karriereperspektiven. „Unternehmen können ihr Potenzial nur erschließen, wenn eine Vertrauenskultur besteht und sich niemand gegenseitig belauert“, kommentiert Dr. Hans Schlipat, Managing Partner der Personalberatung. lz 39-12

Berufsanfänger langweilen sich oft Berlin. Ein Viertel aller Young Professionals fühlt sich im Job unterfordert, hat das Trendence-Institut in einer aktuellen Erhebung herausgefunden. 35 Prozent geben an, „durch starre Strukturen ausgebremst“ zu werden. Besonders unzufrieden sind die Befragten mit dem Führungsstil ihres Unternehmens. Die Folge: Mehr als jeder Dritte will in den nächsten zwei Jahren den Arbeitgeber wechseln. Mit einem glänzenden Image ist es mithin nicht getan – die Realität muss dem Bild auch gerecht werden. Bei den Wunschadressen junger Berufstätiger liegen die Autobauer BMW und Audi vorn. Vorjahressieger Google fällt im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber auf den dritten Rang zurück. lz 39-12

Netzwerk wichtiger als Kompetenz Köln. Der Austausch mit anderen ist der Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Diese These vertritt Geneviève Morand auf der Messe „Zukunft Personal“. Die Gründerin des größten Westschweizer Berufsnetzwerkes hält das Networking und die Bekanntheit in der Community für den wesentlichen Faktor für das persönliche Weiterkommen: „Früher wurden Menschen wegen ihrer Kompetenzen eingestellt – heute wegen ihrer Beziehungen.“ Angesichts der Globalisierung, der zusammenwachsenden Märkte, der Möglichkeiten des Internets und der erhöhten Mobilität habe der Wissenstransfer an Bedeutung gewonnen. Obwohl dafür kommunikative und soziale Kompetenzen benötigt werden, orientiere sich die Ausbildung aber weiterhin an den Bedürfnissen der Industriegesellschaft, kritisiert Morand. lz 39-12

MANAGEMENT UND KARRIERE

LZ 39 28. September 2012

Handel entdeckt Networking für HR

Personaler pflegen Social-Media-Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern – Unterstützung durch Fe Stegemann und The Matchmaker

Wiesbaden. Penny und Kaufhof haben Xing als Talent-Pool entdeckt. Networking-Profis zeigen ihnen den Weg vom Personaler zum Beziehungsmanager auf. Soziale Business-Netzwerke wie Xing oder Linkedin sind schon seit längerem eine Spielwiese für Headhunter. Die Personalabteilungen vieler Unternehmen dagegen sind noch immer zurückhaltend. Der Discounter Penny und der Warenhausbetreiber Kaufhof treiben das Thema nun voran. Unterstützt werden sie von den NetzwerkProfis Felicitas Stegemann-Jäger und Gerd Zerwas, deren Beratungsunternehmen „Fe Stegemann Business Relations Marketing“ und „The Matchmaker“ auf den Aufbau umfangreicher Fachkräfte-Pools spezialisiert sind. Auf der Kundenliste finden sich einige weitere Händler, denn durch den Fokus auf diese Branche einerseits und auf den IT-Bereich andererseits erreichen sie einen Personenkreis, der am Arbeitsmarkt besonders begehrt ist. Anders als klassischen Headhuntern geht es Stegemann und Zerwas nicht nur kurzfristig um die Besetzung einer freien Stelle, sondern um die langfristige Kontaktpflege mit potenziellen Kandidaten. Sie befähigen zudem die Personalleiter dazu, das Business-Networking für ihr Unternehmen selbst zu betreiben. Am Anfang eines gemeinsamen Projekts steht in der Regel ein Workshop, bei dem die Beteiligten sich mit den Anforderungen, Möglichkeiten und Gepflogenheiten virtueller Netzwerke vertraut machen. Nur wenn die Mitarbeiter aus dem HR-Team aktiv dabei sind, geht die Netzwerk-Strategie auf. „Die handelnden Personen müssen beziehungsbereit sein“, stellt Stegemann-Jäger klar. Die Kandidaten schauen ihrerseits sehr genau hin, wie sich andere Mitarbeiter ihres potenziellen nächsten Arbeitgebers im Social-Web präsentieren. Christopher Ranft, Leiter Human Resources beim zur Rewe Group gehörenden Discounter Penny, macht deshalb auf seinem persönlichen XingProfil deutlich, wen er für sein „Team in Aufbruchstimmung“ im Auge hat:

KARRIERE-INTERESSIERTE TREFFEN SICH BEI XING

Fachkräftepool: 2 500 Mitglieder zählt die Gruppe „Karriere im Handel“.

Handelserfahrung: Fe Stegemann-Jäger

IT-Background: Gerd Zerwas

„Ich suche motivierte Gestalter, die mit uns gemeinsam den erfolgreichen Penny-Markt von morgen entwickeln wollen.“ Besonders gut tauge die Herangehensweise für Positionen, die von einem Arbeitgeber häufig besetzt werden müssen, so die Berater. Beispielsweise stehe die Suche nach Bezirksleitern für manches Handelsunternehmen permanent auf der Tagesordnung. Wer sich bei Xing auskennt und über eine „Recruiter-Mitgliedschaft“ verfügt, die dem Nutzer der Plattform spezielle Suchfunktionen bereithält, der findet rund 1700 Menschen, die als Bezirksleiter im Handel tätig sind.

Social-Media-Plattformen wie Xing dienen der langfristigen Pflege von Business-Kontakten. Das unterstützt die Karriere Einzelner. Profitieren können aber auch die Unternehmen. Vom Aufbau eines Fachkräftepools für die Zukunft bis zur Bindung bestehender Mitarbeiter ist einiges Möglich. Die NetworkingDienstleister Zerwas und Stegemann-Jäger helfen dabei, die richtige Strategie zu entwickeln.

Knapp 600 von ihnen geben in ihrem Xing-Profil an, dass sie „an Karrierechancen interessiert sind“. Sofern im Kundenkreis der Networking-Spezialisten ganz konkret eine solche Stelle offen ist, wird dieser Personenkreis direkt angeschrieben und auf die Vakanz aufmerksam gemacht. Rund zehn Prozent reagieren. Davon sind wiederum zehn Prozent auch aus Unternehmenssicht passend, so die Erfahrung der Experten. Bei einer solchen Kampagne übernehmen die Dienstleister die zeitraubende Aufgabe, die Kontakte anzubahnen und die Profile zu sichten. Wenn das Interesse geweckt ist, klop-

fen sie weitere Details in einem persönlichen Telefonat ab, bevor dann die direkte Empfehlung an den Personalverantwortlichen eines Unternehmens erfolgt. „Networking muss man mit Feingefühl betreiben“, sagt Zerwas. „Deshalb sprechen wir immer nur die Personen gezielt an, die uns ein Signal gegeben haben, dass sie dafür aufgeschlossen sind.“ Über das kurzfristige Recruiting hinaus streben sie den dauerhaften Aufbau eines Fachkräfte-Pools an. Dazu gehört unter anderem die Einladung in die Gruppe „Karriere im Handel“, „Karriere in der IT“ oder „Karriere für Frauen“, die von Stegemann-Jäger und Zerwas moderiert werden. Als CoModeratoren ist neben anderen Personalern auch Moritz Gamon von Galeria Kaufhof dabei, der für sein Unternehmen so die Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe weckt. In der Gruppe „Karriere im Handel“ tummeln sich immerhin mehr als 2 500 potenzielle Kandidaten. Der Kaufhof-Rekruter stellt sein Xing-Profil in den Dienst des Warenhauses. Wenn er die Xing-Felder „Ich suche“ oder „Ich biete“ mit aktuellen Vakanzen bestückt, kann dies seine mehrere hundert Personen lange Kontaktliste erreichen und darüber hinaus Unbekannte, die auf sein Profil aufmerksam werden. Sein aktuelles Angebot: Eine Position als Abteilungsleiter oder Stellvertreter im Lebensmittel-Gourmetbereich. „Die Personalgewinnung über Netzwerke ist eine ergänzende Maßnahme zu konventionellen Wegen“, erklärt Stegemann-Jäger. Und weil es im Berufsleben immer Bewegung gibt, zahle sich das Networking oftmals erst viel später aus: „Jemand, der heute in seinem Job zufrieden ist, will sich vielleicht in ein oder zwei Jahren doch verändern“, gibt Zerwas zu bedenken. Deshalb sei strategisches Networking auch in puncto Mitarbeiterbindung interessant. Schließlich weisen unzählige Xing-Mitglieder mit der Angabe „Suche neue Herausforderung“ offen darauf hin, dass sie auf dem Absprung sind. Unternehmen, die dies im Blick haben, könnten auf den drohenden Personalverlust vorbeugend reagieren. Silke Biester/lz 39-12

Das Smartphone birgt Risiken für Unternehmen Serie Arbeitsrecht – Vermischung von beruflicher und privater Nutzung des Handys – Arbeitgeber als Telekommunikations-Anbieter Nürnberg. Die private Nutzung dienstlicher Smartphones sowie die berufliche Nutzung persönlicher Geräte bergen Risiken für Arbeitgeber. Insbesondere bei E-Mails ist die aktuelle Rechtslage zu beachten. Smartphones sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Viele Arbeitgeber stellen ihren Mitarbeitern die Geräte zur Verfügung und gestatten die private Nutzung. Umgekehrt nutzen immer mehr Mitarbeiter ihre privaten Handys auch dienstlich. Doch die Vermischung ist in beiden Konstellationen problematisch. Denn die Rechtslage ist aktuell unklar. Seit langem wird angekündigt, die Novelle des Beschäftigtendatenschutzes zu verabschieden. Doch geschehen ist bisher nichts. Darf das dienstliche Smartphone privat genutzt werden, führt dies dazu, dass neben privaten Anrufen und SMS vor allem auch private E-Mails über das Gerät versendet werden. Dies geschieht im Regelfall über den dienstlichen EMail-Account, auf dem in der Folge auch private Mails eingehen. Nach der herrschenden Rechtsauffassung wird der Arbeitgeber durch die Erlaubnis der privaten Nutzung eines dienstlichen EMail-Accounts zum Telekommunika-

tionsdiensteanbieter, der dem Fernmeldegeheimnis unterliegt. Folge ist, dass der Arbeitgeber nicht ohne Weiteres in das Postfach des Mitarbeiters schauen darf, denn dort könnten sich private EMails befinden, die dem Telekommunikationsgeheimnis unterliegen. In dieser Konstellation sind Regelungen für die Abwesenheit eines Mitarbeiters zu treffen. Sie werden bei Vorhandensein eines Betriebsrats in einer Betriebsvereinbarung getroffen, ansonsten im Arbeitsvertrag. Insbesondere ist zu regeln, dass und unter welchen Umständen der Arbeitgeber oder ein Kollege bei Abwesenheit auf das Postfach zugreifen darf. Noch komplizierter ist die umgekehrte Situation, bei der ein Mitarbeiter sein privates Smartphone auch dienstlich nutzt. Typischerweise wird er hier einen eigenen Account für seine privaten E-Mails haben. Dies birgt Risiken. Denn er ruft mit dem Gerät auch dienstliche Nachrichten ab. Speichert er diese auf dem Smartphone und gibt es an Bekannte, Freunde oder Familienangehörige weiter, können Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden. Dies gilt erst Recht, wenn das Smartphone – wie üblich – so eingestellt ist, dass die Daten automatisch in der Public Cloud gespeichert werden.

F O T O : R Ö D L & PA R T N E R

Lebensmittel Zeitung

F O T O S : F E S T E G E M A N N , T H E M AT C H M A K E R

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Dr. Christiane Bierekoven, Fachanwältin für IT-Recht bei Rödl & Partner, ist Expertin für Arbeitsrecht der Zeitschrift Betriebsberater des dfv.

Mangels technischer Sicherheitsvorkehrungen werden automatisch auch dienstliche Daten dort gespeichert. Zu klären ist weiter, wer für die Wartung des Smartphones zuständig ist oder was im Falle des Verlustes gilt. Übernimmt der Arbeitgeber die Wartung, so entsteht dem Mitarbeiter hieraus ein gegebenenfalls zu versteuernder geldwerter Vorteil. Umgekehrt stellt sich bei Fernwartungszugriffen die Problematik, dass auch auf private Daten des Mitarbeiters zugegriffen wird. Dies

kann das Telekommunikationsgeheimnis verletzen. Wird hierbei auf personenbezogene Daten zugegriffen, bedarf es einer Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung nach dem Bundesdatenschutzgesetz. Werden Kundendaten des Arbeitgebers auf dem privaten Gerät gespeichert, wird umgekehrt der Mitarbeiter zum Auftragsdatenverarbeiter für den Arbeitgeber. Auch dafür ist eine rechtliche Regelung zu treffen. Schließlich stellt sich die Frage, ob und wie die ITAbteilung des Arbeitgebers die üblichen Sicherheitsvorkehrungen, wie Virenschutz, Firewall etc., auf einem privaten Smartphone managen soll. So praktisch also die Nutzung bereits vorhandener privater Smartphones zu dienstlichen Zwecken auch sein mag: Sie wirft in rechtlicher Hinsicht eine Reihe zu klärender Fragen auf, die arbeitsrechtlich, datenschutzrechtlich, zum Teil wettbewerbsrechtlich und auch steuerlich geregelt werden müssen. Der Teufel liegt im Detail – im Zweifel sollte der Arbeitgeber daher die Nutzung privater Smartphones unter Berücksichtigung der hier dargestellten Kernbereiche vorgeben und dafür Richtlinien und technische Sicherheitsmaßnahmen treffen. Christiane Bierekoven/lz 39-12