AUSGABE 02 / 2015
PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE IN KLINIK UND PRAXIS
O R
P E
S E
L
E B
TOPIC
TOPIC
TOPIC
PNEUMOLOGISCHER FALL
Das Kind mit
Das Kind mit akutem Giemen
Das Kind mit akutem Stridor
Schwere Dekompensation
akuter Gesichtsschwellung
eines Asthma bronchiale bei Muskelparese
GESELLSCHAFT PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE UMWELTMEDIZIN
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Editorial
3
Liebe Kolleginnen und Kollegen, allergologische Notfallsituationen können
auch bei der Suche nach entsprechender
im Januar 2015 auf der Tagesordnung:
sich mit unterschiedlichen Symptomen
Literatur nehmen. Ernst Rietschel kom-
Im Rahmen des wissenschaftlichen Pro-
ankündigen. Ebenso können Symptome,
mentiert passend dazu eine Neuerschei-
gramms bewerteten Peter Bauer, Hagen
die im Rahmen allergischer Reaktionen
nung auf dem Büchermarkt und verrät, ob
Ott, Frank Friedrichs und Peter Fischer
auftreten, Leitsymptome anderer Erkran-
sich die Anschaffung lohnt.
die Leitlinien pointiert aus pädiatrischer Sicht. Des Weiteren wurde die wieder in-
kungen sein, an die differenzialdiagnostisch gedacht werden muss. In diesem
Lernen am Fall – auch dieses Mal präsen-
tensive Tagung geprägt von den zahlrei-
Heft wollen wir uns dieser Problematik an-
tieren Jürgen Seidenberg, Deborah Adels-
chen Sitzungen der Wissenschaftlichen
hand von drei besonders relevanten Symp-
berger und Holger Köster in gewohnter
Arbeitsgruppen sowie den Sitzungen des
tomen widmen: der Gesichtsschwellung,
und bewährter Weise eine spannende
GPA-Vorstands und der Mitgliederver-
dem Giemen und dem Stridor. Neben den
Kasuistik, und zwar zu einem ungewöhn-
sammlung.
pathophysiologischen Hintergründen zu
lichen Verlauf einer gar nicht so seltenen
den Symptomen führen Sie die Autoren
Infektion. Lernen am Fall – dieses Ziel
Auch im Namen aller Autoren dieses
durch die wichtigsten Krankheitsbilder,
verfolgt auch der Beitrag von Johannes
Hefts wünsche ich Ihnen unterhaltsame
verweisen auf relevante diagnostische
Forster in der Rubrik „Fragen an den Aller-
und informative Stunden mit der neuen
und therapeutische Maßnahmen und auf
gologen“ mit einer Antwort zum Thema
Ausgabe der Pädiatrischen Allergologie in
die häufigsten Differenzialdiagnosen. Da-
Insektengiftallergie. In einer zweiten Fra-
Klinik und Praxis. Schreiben Sie uns, was
bei wurde von allen Autoren Wert auf eine
ge an den Experten steht der Zeitpunkt
Ihnen besonders gefallen hat, aber auch,
praxisrelevante Darstellung gelegt.
der 6-fach-Impfung in Bezug zur Asthma-
was Sie sich wünschen. Als GPA wollen
prävention im Fokus.
wir den eingeschlagenen Weg der verbesserten Nutzung neuer Medien konsequent
Wenngleich das Thema Energiewende und Erneuerbare Energien schon längere
Im vergangenen Jahr wurde die Leitlinie
weitergehen und ausbauen – hierbei sind
Zeit in den Medien prominent präsent ist,
zur Allergieprävention aktualisiert und
Ihre Vorschläge und Ideen herzlich will-
so werden die wenigsten sich vielleicht
um neue Aspekte ergänzt. Peter Fischer
kommen.
darüber Gedanken gemacht haben, wel-
hat ihren Inhalt in auch für medizinische
che umweltmedizinischen Konsequen-
Laien verständliche Form transferiert und
In diesem Sinne grüßt Sie
zen die Umsetzung des Vorhabens nach
damit erneut einen praxisorientierten El-
Ihr Priv.-Doz. Dr. Christian Vogelberg
sich ziehen könnte. In einem zweiteiligen
ternratgeber geschaffen, der Ihnen in Ihrer
Beitrag führen Sie Jürgen Leist und Tho-
täglichen Arbeit sicherlich eine Hilfe sein
mas Lob-Corzilius zu einem vertieften
wird.
Verständnis nicht nur der technischen Details von Windkraft und Solartechnologie,
Abgerundet wird dieses Heft, das erst-
sondern auch zu den damit verbundenen
mals ausschließlich als elektronische
möglichen medizinischen Folgen, nicht
Zeitschrift erscheint, durch informative
nur für unsere Kinder.
Beiträge im Magazin, den Journal Club
Priv.-Doz. Dr. Christian Vogelberg
und der gesundheitspolitischen Rubrik. Einen vertieften Einblick in ein gleicher-
Lohnenswert ist sicher auch ein Blick auf
maßen spannendes wie anspruchsvolles
die Homepage der GPA (www.gpau.de),
Thema liefert Volker Wahns Beitrag zur
auf der u.a. die neuen Leitlinien zu den
Serie „Neue Immundefekte“, diesmal be-
Themen Allergieprävention, Neurodermi-
reits zum 13. Mal. Einen vertieften Ein-
tis, spezifische Immuntherapie und Nah-
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
blick – in allergologische Zusammen-
rungsmittelallergie zu finden sein werden.
Klinik u. Poliklinik f. Kinder- u. Jugendmedizin
hänge und deren diagnostischen Mög-
Diese Leitlinien standen auch auf der in-
lichkeiten – möchte mancher vielleicht
zwischen 9. Tagung der GPA in Höhenried
Bereich Kinderpneumologie / Allergologie Fetscherstr. 74 | 01307 Dresden
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Impressum
5
Inhalt / Impressum TOPIC
WEITERE THEMEN
ELTERNRATGEBER
6 Das Kind mit akuter Gesichtsschwellung
22 Neue Immundefekte (13)
37 Allergie-Vorbeugung 2014
Defekte bei CARD11, MALT1 und BCL10 – kombinierte Immundefekte durch Störungen
In der Notaufnahme einer Kinderklinik ist die
des Signalosoms
akute Gesichtsschwellung ohne Trauma ein sehr häufiger Vorstellungsgrund. Meist empfinden Eltern und Kinder die Schwellung als deutlich größere Gefahr als sie tatsächlich für das Kind
24 Der pneumologische Fall Schwere Dekompensation eines Asthma bronchiale durch Muskelparese als
darstellt. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht
Begleiterkrankung
über Differenzialdiagnosen und therapeutische Optionen.
27 Aktuelle Fragen an den Allergologen
12 Das Kind mit akutem Giemen
Giemen als Leitsymptom findet sich u. a. bei
Schützt Verzögerung
obstruktiver Bronchitis und einer Manifestation oder einer Exazerbation eines Asthmas bronchiale oder anaphylaktischer Reaktionen. Pathophysiologie des Giemens und therapeutisches Vorgehen im Notfall stehen im Vordergrund dieses Beitrags.
17 Das Kind mit akutem Stridor Stridor als Symptom tritt im Kontext verschiedener Erkrankungen mit funktioneller Veränderung in
Hobby-Imker: Hyposensibilisierung? der 6-fach-Impfung vor Asthma?
MAGAZIN/JOURNAL CLUB 41 Dr. R. Szczepanski erhält Bundesverdienstkreuz 42 Journal Club
Spezifisches IgE versus Haut-Prick-Test
43 Buchrezension
„Seltene und neue Allergene“ aus dem
Dustri Verlag, München-Deisenhofen
30 Umweltmedizin Baustellen der Energiewende: Die Integration von Photovoltaik und Windenergie ins Stromnetz
36 Gesundheitspolitik
VERANSTALTUNGEN 44 Termine
Einblick in den „Aufruf zum Nationalen Aktionsplan Allergie“
der oberen Atemwegsobstruktion auf; Kinder sind aufgrund ihrer anatomisch engeren Atemwege eher prädisponiert, einen Stridor zu entwickeln. Differenzialdiagnosen und entsprechende Therapien werden übersichtlich dargestellt.
Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, 18. Jg / Nr. 2 Herausgeber:
PD Dr. med. Christian Vogelberg, Universitätsklinikum
Bildnachweis:
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie
Carl Gustav Carus, Fetscherstraße 74, 01307 Dresden,
fotolia.com: zagorodnaya, Titelseite; Boggy, S. 37;
und Umweltmedizin e. V., Rathausstraße 10,
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tcsaba, S. 39; | Dr. M. Gerstlauer: S. 29 unten, Foto
52072 Aachen, Tel. 02 41/98 00-4 86, Fax 02 41/98 00-2 59,
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Ressortschriftleiter:
privat | PD Dr. C. Grüber: S. 29 oben, Foto privat | iKOMM GmbH: S. 28 | Klinikum Oldenburg: S. 25 |
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Dr. med. Peter J. Fischer, Schwäbisch Gmünd
Verlag:
(Gesundheitspolitik); Dr. med. Michael Gerstlauer,
iKOMM • Information und Kommunikation im
Klinikum Augsburg, Klinik für Kinder und Jugendliche,
Gesundheitswesen GmbH, Friesenstraße 14,
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53175 Bonn, Tel. 02 28 /37 38 41, Fax 02 28 /37 38 40,
Dr. med. Thomas Lob-Corzilius, Kinderhospital
iKOMM GmbH, Albrecht Habicht.
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Osnabrück, 49082 Osnabrück (Umweltmedizin);
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 16 vom
Verlagsleitung: Dr. Ulrich Kümmel
PD Dr. med. Hagen Ott, Kath. Kinderkrankenhaus
1. Januar 2014
Schriftleitung: Prof. Dr. med. Albrecht Bufe, Universitätsklinik Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Fax 0234 3024-682,
[email protected]; Dr. med. Armin Grübl, Kinderklinik MünchenSchwabing, Klinik und Poliklinik f. Kinder- und Jugendmedizin der TUM, Kölner Platz 1,
(Elternratgeber); Dr. med. Frank Friedrichs, Aachen
Wilhelmstift, 22149 Hamburg (Pädiatrische Dermatologie), Prof. Dr. med. Jürgen Seidenberg, Elisabeth-Kinderkrankenhaus, 26133 Oldenburg (Pädiatrische Pneumologie); Prof. Dr. med. Volker Wahn, Charité Campus Virchow, Klinik m. S. Pädiatrische Pneumologie und Immunologie, 13353 Berlin (Pädiatrische Immunologie)
80804 München,
[email protected];
Redaktion:
PD Dr. med. Ernst Rietschel, Klinik für Kinder
Dr. med. Susanne Meinrenken, Am Schäferhof 3,
und Jugendliche der Universitätsklinik Köln,
28759 Bremen,
[email protected]
Kerpener Str. 62, 50924 Köln, Fax 02 21/4 78-33 30,
[email protected];
Dr. L. Lange: S. 8, 9 | Stadt Georgsmarienhütte: S. 41 | PD Dr. C. Vogelberg: S. 3, Foto privat | Wikimedia Commons: Patrick J. Lynch, S. 14 Anzeigenleitung:
Erscheinungsweise: Die Pädiatrische Allergologie in Klink und Praxis erscheint vierteljährlich jeweils am Beginn des Quartals. Bezugspreise: Einzelheft (eJournal): 15,00 Euro, Jahresabonnement: 42,00 Euro, Jahresabonnement für Studenten (bei Vorlage einer Bescheinigung): 31,50 Euro Layout: kippconcept gmbh, Bonn ISSN: 2364-3455
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
6
Notfälle in der Allergologie
Das Kind mit akuter Gesichtsschwellung Lars Lange, Sunhild Gernert, St. Marien-Hospital, Bonn In der Notaufnahme einer Kinderklinik ist die akute Gesichtsschwellung ohne Trauma ein sehr häufiger Vorstellungsgrund. Für nicht traumatisch bedingte Gesichtsschwellungen liegt die Ursache meist in einer Urtikaria oder einem Angioödem. Eine Urtikaria kann auch im Rahmen einer Anaphylaxie auftreten; eine allergische Genese der akuten Gesichtsschwellung ist jedoch grundsätzlich eher selten – auch wenn dies häufig von den Eltern als Ursache vermutet wird.
Klinik
Die Urtikaria geht in bis zu 30 % der Fäl-
Differenzialdiagnosen
In aller Regel besteht eine große Diskre-
le mit Angioödemen einher, die in diesem
Neben der Urtikaria und dem deutlich sel-
panz zwischen der tatsächlich bestehen-
Fall einer Schwellung der tiefen Haut-
teneren reinen Angioödem sind weitere
den Gefährdung und dem von den Eltern
schichten entsprechen, aber hinsichtlich
Differenzialdiagnosen
und Kindern empfundenen Bedrohungs-
Dauer und Therapieansprechen der Urti-
gen. Sie lassen sich in aller Regel einfach
potenzial durch die Schwellung. Die ent-
karia gleichzusetzen sind.
anamnestisch abgrenzen:
tikaria bedingte Gesichtsschwellung lässt
Gerade im Gesichtsbereich liegt die Kutis
Liegt eine flächige Rötung und Schwel-
sich anhand der jeweiligen Charakteristi-
nah auf dem Schädelknochen auf, sodass
lung des gesamten Gesichts und anderer
ka meist einfach voneinander unterschei-
eine oberflächliche Schwellung der Haut im
lichtexponierter Areale vor, ist nach ver-
den (s. Abb.1).
Rahmen einer Urtikaria für den Patienten
stärkter Sonnenexposition in den voran-
beängstigende Ausmaße annehmen kann.
gegangenen Stunden zu fragen. Ursache
zu
berücksichti-
weder durch ein Angioödem oder eine Ur-
Die Urtikaria ist gekennzeichnet durch die Quaddel (Urtika). Sie ist charakterisiert durch: ❙❙ eine oberflächliche Schwellung
Eine Anaphylaxie ist wahrscheinlich bei
der Haut unterschiedlicher Größe, fast immer umgeben von einer Rötung, ❙❙ Juckreiz oder selten auch Brennen und ❙❙ Flüchtigkeit, d. h. das Verschwinden an der aufgetretenen Stelle binnen 1–24 Stunden [14]. Im Gegensatz dazu zeichnet sich das Angioödem aus durch: ❙❙ eine plötzliche, ausgeprägte Schwellung der tieferen Hautschichten, ❙❙ meist schmerzhafte Sensationen und nur selten Juckreiz, ❙❙ häufige Beteiligung der Schleimhäute und ❙❙ eine langsame Rückbildung, meist nach 72 Stunden oder länger.
❙❙ plötzlichem Auftreten von Symptomen an der Haut (z. B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush, Schleimhautschwellung) zusammen mit plötzlichen respiratorischen Symptomen (z. B. Atemnot, Giemen, Husten, Stridor) oder plötzlichem Blutdruckabfall bzw. dessen Manifestationen (z. B. Kollaps, Herzrasen, Inkontinenz) oder ❙❙ plötzlichem Auftreten von Symptomen an zwei oder mehr der Organsysteme Haut (z. B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush, Schleimhautschwellung), Gastrointestinaltrakt (z. B. Bauchkrämpfe, Erbrechen), Atemtrakt (z. B. Atemnot, Giemen, Husten, Stridor) oder Kreislaufsystem (z. B. Blutdruckabfall, Kollaps, Inkontinenz) nach einem Kontakt mit einem wahrscheinlichen Allergen oder Anaphylaxie-Trigger oder ❙❙ Blutdruckabfall nach Kontakt mit einem für den betroffenen Patienten bekannten Allergen oder einem anderen Anaphylaxie-Trigger. Mögliche klinische Diagnosekriterien einer Anaphylaxie [modifiziert nach Ring et al. 2014 [10]]
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
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Abbildung 1. Differenzialdiagnosen urtikarieller Syndrome (HAE: Hereditäres Angioödem, Erworbenes Angioödem mit C1-Esterase-Defizienz; a Bestehen einzelner Quaddeln, b Dauer der Urtikaria).
Quaddeln
Angioödeme
> 24 h? a JA
Biopsie: Vaskulitis?
> 6 Wochen? b
NEIN
Fragebogen / Drucktestung: Ist Druck von Bedeutung?
NEIN
Fragebogen / physikalische Tests
JA
NEIN
NEIN
JA
Urtikariavaskulitis
mit Quaddeln?
JA
Physikalische Urtikaria
Andere Urtikariaerkrankungen
JA
Chronische Urtikaria
Akute Urtikaria
Druckurtikaria
NEIN
HAE, AAE oder chronische Urtikaria
Quelle: Zuberbier et al. 2011 [14]
der Schwellung kann in diesem Fall eine
Einstichs, welcher eventuell schwierig zu
Dermatitis solaris („Sonnenbrand“) sein.
finden sein kann. Die Abgrenzung zwi-
Urtikaria im Rahmen einer Anaphylaxie?
In seltenen Fällen kann die Lichtreak-
schen Lokalreaktion und Superinfektion
Ganz entscheidend für die weitere Thera-
tion auch durch den Kontakt mit phototoxi-
ist zum Zeitpunkt der Vorstellung beim
pie ist es, die akute Urtikaria schnell von
schen Substanzen verstärkt werden. Hier-
Arzt nicht immer einfach. Lokalreaktionen
einer Urtikaria im Rahmen einer Anaphyla-
zu zählen Pflanzenstoffe, aber auch phar-
können früher auftreten und sind schnel-
xie zu unterscheiden, da sich die notwen-
mazeutische Wirkstoffe, z. B. Tetrazykline.
ler spontan regredient, wohingegen Super-
digen therapeutischen Schritte deutlich
infektionen im Sinne einer Cellulitis mit
voneinander unterscheiden. Die gemein-
Ist die Rötung lokal ausgeprägt und von
der Zeit von Seiten der Schwellung eher
same Leitlinie zum Management der
einer Infiltration der Haut begleitet, sollten
zunehmen.
Anaphylaxie von 2014 hat eine klinische Definition der Anaphylaxie vorgeschlagen,
akute Kontaktekzeme erwogen werden. Typisch ist z. B. eine Reaktion auf Kosme-
Lokale Schwellungen ohne ausgeprä-
die zur Abgrenzung beider Erkrankungen
tika in der periorbitalen Region bei größe-
gte Rötung können Hinweis auf eine In-
hilfreich ist, wenn unbekannte Patienten
ren Mädchen. Auch stattgehabter Kontakt
fektion der Weichteile des Gesichts oder
akut vorstellig werden (s. Übersicht im
mit Duftstoffen oder anderen potenziellen
der Kiefer sein. Mögliche Infektions-
Kasten) [10]. In der Regel spricht man erst
Kontaktallergenen muss erfragt werden.
foci sind die Glandula parotis (z. B.
dann von einer Anaphylaxie, wenn neben
Hinweisend ist eine Exposition innerhalb
im Rahmen einer viralen Parotits oder
der Haut noch ein weiteres Organsystem
der letzten 24–72 Stunden.
Sialdenitis), der Kiefer in Form eines
betroffen ist.
odontogenen Abszesses oder die Orbita Ebenfalls lokale Schwellungen finden sich
und die angrenzenden Weichteile. Hier
Anamnestische Hinweise auf eine Ana-
bei Insektenstichreaktionen. Hier ist eine
sind
Entwicklung,
phylaxie geben die Vorgeschichte hin-
verstärkte Lokalreaktion von einer Super-
Lokalbefund und klassische lokale und
etwas
langsamere
sichtlich bekannter Allergien und stattge-
infektion abzugrenzen. Hinweisend sind
systemische Zeichen einer Infektion hin-
habter Reaktionen und der enge zeitliche
die Anamnese sowie der Nachweis eines
weisend.
Zusammenhang mit einer Allergenexposi-
8
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
tion. Unter der zeitlich engen Assoziation
der Jungen und 16,2 % der Mädchen. Eine
die größte Zahl der vorgestellten Kinder
ist die Aufnahme von einem Allergen in-
repräsentative Umfrage in Berlin bei Men-
jünger als 2 Jahre, mit einer gleichmäßig
nerhalb der letzten Stunde zu verstehen.
schen aller Altersstufen fand eine Lebens-
abnehmenden Inzidenz mit zunehmen-
Dabei ist bei retardierten Medikamenten
zeitprävalenz von 8,8 %, dabei 1,8 % mit
dem Alter. Schwere Fälle waren selten,
und reichhaltigen oder fetten Speisen
chronischer Urtikaria [15].
dementsprechend mussten nur 12 von 814 Kindern wegen der Urtikaria stationär
aufgrund einer verzögerten Allergenfrei-
betreut werden.
setzung sowie selten bei Anaphylaxie
Verschiedene Arbeiten haben sich in den
durch Fleisch und Innereien auch ein
letzten Jahren mit den Ursachen einer
späterer Symptombeginn denkbar. Neben
akuten Urtikaria beschäftigt. Dabei ist es
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt
der Anamnese sollte rasch nach weiteren
erstaunlich, wie wenig Daten für eine der-
eine britische Studie, die Kinder in Eng-
Symptomen einer Anaphylaxie gesucht
art häufige Erkrankung existieren [3–7, 9].
land und Griechenland vergleichend untersuchte [3]. Auch hier waren Infekte der
werden. Diese müssen ebenfalls perakut eingesetzt haben, um Zeichen einer Ana-
In einer Studie in einem italienischen All-
mit Abstand häufigste identifizierbare
phylaxie zu sein. Folgende typische Symp-
gemeinkrankenhaus in einer Stadt mit
Trigger (75 %) gefolgt von Antibiotika und
tome sind zu evaluieren:
90.000 Einwohnern wurden in einem Jahr
Insektenstichen. Nahrungsmittel waren
❙❙ Tiefe Atemwege (Dyspnoe, Husten,
459 Patienten mit einer akuten Urtikaria
nur bei 8 von 729 Fällen relevant. Insge-
verlängertes Exspirium, Giemen),
in der Ambulanz vorgestellt, davon 108
samt konnte aber auch nur bei 21% der
unter 18 Jahren [7]. Von diesen erfüllten
Fälle ein Auslöser mit einer gewissen Si-
getretene Rhinitis oder Konjunktivitis,
6,3 % die Diagnosekriterien einer Ana-
cherheit identifiziert werden. Ein weiteres
Stridor, Schluckbeschwerden),
phylaxie. Bei 30 % der Patienten bestand
interessantes Ergebnis dieser Studie ist
ein begleitendes Angioödem. In 42 % der
die klare Saisonalität des Auftretens ei-
(Kribbeln im Mundraum, Bauch-
Fälle konnte unmittelbar ein Trigger iden-
ner akuten Urtikaria mit Gipfeln im Herbst
krämpfe, Erbrechen, Durchfall),
tifiziert werden. Als Auslöser wurden am
und Frühjahr und dem signifikanten Zu-
❙❙ Kreislaufbeschwerden (Blässe,
häufigsten Medikamente vermutet (21%),
sammenhang mit Temperatur und Luft-
gefolgt von Insektenstichen bei 10 %, Nah-
feuchtigkeit. Als Ursache wird die höhere
rungsmitteln bei 7 % und Kontakturtikaria
Inzidenz von respiratorischen Infekten in
bei 3 % der Fälle. Medikamente waren als
diesen Monaten diskutiert.
❙❙ Obere Atemwege (plötzlich auf-
❙❙ Gastrointestinaltrakt
Tachykardie, erniedrigter Blutdruck), ❙❙ Nervensystem (reduzierte Vigilanz, Angst, „Gefühl drohenden Unheils“), ❙❙ weitere kutane Symptome,
Auslöser bei Erwachsenen häufiger als
wie Kribbeln an Hand- und Fußflächen
bei Kindern und Jugendlichen, wohinge-
sowie Genitale.
gen bei letzteren häufiger eine idiopathi-
Besteht der Verdacht auf eine anaphy-
sche Urtikaria diagnostiziert wurde.
laktische Reaktion, sollte unverzüglich eine symptomorientierte Therapie initiiert
Weitere Untersuchungen beschäftigten
werden.
sich ausschließlich mit akuter Urtikaria bei Kindern. Ebenfalls bei italienischen
Akute Urtikaria: Häufigkeit, Auslöser und Verlauf
Kindern und Jugendlichen wurde gezeigt,
Die akute Urtikaria ist eine häufige Erkran-
Urtikaria waren [9]. Weitaus häufiger wa-
dass Allergien nur seltene Auslöser der
kung. Bis zu 1,2 Vorstellungen pro Tag
ren Infekte mit 30 % vor den Medikamen-
in einer Krankenhausambulanz erfolgen
ten mit 15 %, gefolgt von den klassischen
wegen einer Urtikaria (s. Abb. 2) [7]. In
allergologischen Triggern mit 10 %. Bei
Deutschland konnte unlängst in großen
letzteren führten die Nahrungsmittel mit
Geburtskohorten gezeigt werden, dass die
6 % vor den Aeroallergenen mit rund 5 %.
ungefähre jährliche Inzidenz bei 1% bei
Hierbei wurde ebenso wie bei der voran-
Kindern bis zum Alter von 10 Jahren liegt
gegangenen Arbeit nicht differenziert, ob
[2] mit leicht abnehmender Tendenz mit
die Medikamente ebenfalls als Allergene
zunehmendem Alter. Kumulativ bis zum
fungierten oder nur Trigger einer einmali-
Abbildung 2. Akute Urtikaria mit
10. Lebensjahr lag die Inzidenz bei 14,5 %
gen Reaktion waren. In dieser Studie war
begleitenden Angioödemen (© Lars Lange)
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
9
allergene können neben dem Vollbild der
Typisch ist hier meist eine Schwellung,
Anaphylaxie auch lediglich eine Kontakt-
die betont in der Augenregion auftritt, da
urtikaria auslösen. Diese tritt besonders
die Konjunktiven sehr empfindlich ge-
häufig im Gesicht auf. Dies liegt zum
genüber Stimulation durch Aeroallergene
einen daran, dass bei der Nahrungsauf-
sind.
nahme zwangsläufig ein Kontakt zur Pe-
Abbildung 3. Akute Lippenschwellung
rioralregion erfolgt. Je kleiner das Kind
Ebenfalls häufig werden Medikamente
ist, desto eher wird bei der Mahlzeit das
als Auslöser beschrieben. In den zitierten
infrage kommende Allergen im Gesicht
Arbeiten wird dabei nicht unterschieden,
großflächig verteilt. Zum anderen sind die
auf welchem Wege die Medikamente als
Schleimhäute der primäre Kontaktort mit
Auslöser fungierten. Sie können tatsäch-
dem Allergen. Eine Kontakturtikaria kann
lich systemisch wirksame Allergene sein.
bestehen, obwohl eine Toleranz gegen-
Hier kommen am ehesten Antibiotika in
über dem Nahrungsmittel bei gastrointes-
Betracht. Hinweisend für eine allergische
tinaler Aufnahme vorhanden ist.
Sofortreaktion auf ein Medikament wäre eine Reaktion innerhalb einer Stunde Allergie-
nach der erstmaligen Einnahme des Me-
Syndrom“ kann neben dem Kribbeln auf
dikaments. Wurde das Medikament be-
der Zunge durchaus eine Schwellung der
reits einige Tage eingenommen, ist eine
Einige Publikationen zu Auslösern, Dauer
Lippe beinhalten. Da sowohl bei potenziell
akute Urtikaria durch eine Allergie vom
und Therapie der akuten Urtikaria stam-
gefährlichen primären Nahrungsmittel-
Sofort-Typ sehr ungewöhnlich. In solchen
men von einer Arbeitsgruppe aus Taiwan
allergien, z. B. gegen Erdnuss oder Kuh-
Fällen ist eher von einer infektbedingten
[4, 5, 6]. In dem dort untersuchten Kollektiv
milch, als auch bei meist ungefährlichen
Urtikaria auszugehen. Eine allergische
von über 1.000 Kindern und Jugendlichen
sekundären, pollenassoziierten Nahrungs-
Reaktion gegen andere Medikamente, wie
betrug die mittlere Dauer einer Episode
mittelallergien ein Kribbeln im Mund und
Hustensäfte oder Phytotherapeutika, ist
akuter Urtikaria 4–7 Tage, bei immerhin
eine periorale Rötung / Schwellung als ini-
denkbar, aber selten.
5 % der Patienten länger als 2 Wochen.
tiales Symptom auftreten kann, ist hier
Am längsten dauerten die Episoden, wenn
neben der Anamnese für vorangegangene
Etwas anders ist die Situation bei
inhalative Allergene als Auslöser identifi-
Reaktionen eine gründliche Überwachung
nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID).
ziert wurden, im Mittel 8,7 Tage. Weitere
zumindest für eine Stunde gerechtfertigt,
Diese sind als Auslöser einer Urtikaria
Auslöser, die mit einem längeren Verlauf
um abzuschätzen, ob sich weitere Symp-
häufig beschrieben. Dabei können sie
einhergingen, waren Infekte und beson-
tome einer Anaphylaxie entwickeln oder
❙❙ eine bestehende chronische Urtikaria
ders gastrointestinale Infekte, eine idio-
ob die Symptomatik, wie bei pollenasso-
pathische Urtikaria und Insektenstiche.
ziierten Nahrungsmittelallergien üblich,
❙❙ eine isolierte Urtikaria auslösen oder
Bei der detaillierten Analyse der Auslöser
rasch regredient ist (s. Abb. 3).
❙❙ eine echte anaphylaktische Reaktion
Kleinkindern eher Infekte vorlagen und
In den Studien zur akuten Urtikaria hat
Der Mechanismus ist in aller Regel kein
bei Jugendlichen eher Nahrungsmittel-
sich gezeigt, dass ein häufiger Auslöser
IgE-vermittelter allergischer, sondern eine
allergien. Entsprechend der regionalen
der Kontakt zu Aeroallergenen ist. Hier hilft
Intoleranzreaktion. Diese wird ausgelöst
Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien
die Anamnese weiter. Infrage kommen:
durch eine Imbalance zwischen pro- und
in Taiwan waren Krustentiere das weitaus
❙❙ Tierepithelien (unmittelbarer Kontakt
antiinflammatorischen Mediatoren, her-
ausgelöst durch Reaktion im Rahmen einer IgE-vermittelten Fischallergie. (© Lars Lange)
Ein
so
genanntes
„orales
induzieren.
nach Altersgruppen zeigte sich, dass bei
häufigste auslösende Allergen.
zu einem Tier), ❙❙ Pollen (vorherige und begleitende
Alle Studien zeigen, dass Allergene als
Beschwerden, aktuell starker Pollen-
Trigger der akuten Urtikaria selten sind.
flug) oder
Trotzdem sollten sie als Auslöser erwo-
exazerbieren lassen,
❙❙ Milben (Auftreten morgens nach dem
vorgerufen durch die wirkstoffbedingte Hemmung der Cyclooxygenase. In jedem Fall sollte bei Verdacht auf eine echte allergische Reaktion oder eine In-
gen werden. Hierbei sind verschiedene
Schlafen, Kontakt mit nicht sanierter
toleranzreaktion auf NSAIDs eine weitere
Aspekte zu beachten: Nahrungsmittel-
Umgebung, „Kissenschlachten“).
Klärung vereinbart werden.
10
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
[13]. Bei fehlendem Ansprechen kann ein
Nach der Adrenalin-Gabe richtet sich die
Wechsel zu einem anderen Antihistamini-
weitere Therapie nach den vorherrschen-
kum versucht werden, da das individuelle
den Beschwerden. Bei Obstruktion der
Ansprechen sehr variabel sein kann [11].
oberen Atemwege ist eine Inhalation mit
Moderne, nichtsedierende Antihistami-
Adrenalin notwendig, bei tiefer Atem-
nika sind ab dem 1. (Desloratadin) bzw.
wegsobstruktion sollte ein kurzwirksa-
ab dem 2. Lebensjahr (Cetirizin, Levoce-
mes Betamimetikum, wie Salbutamol,
2. Obere Atemwegsobstruktion?
tirizin, Loratadin) zugelassen, sodass es
inhaliert werden. Danach kann der peri-
3. I nspektion der Schwellung
bei akuter Urtikaria keine Indikation zur
phere Venenzugang gelegt werden und
und des übrigen Körpers
oralen Behandlung mit dem sedierenden
die Gabe des Antihistaminikums und ei-
(Infektfokus?; urtikarieller
Wirkstoff Dimentiden gibt. Im 1. Lebens-
nes Steroids erfolgen.
Dermographismus?)
jahr müssen die Eltern über einen Off-la-
Diagnostische / therapeutische Schritte bei akuter Gesichtsschwellung:
1. A naphylaxie erkennen bzw. ausschließen
4. Differenzierte Anamnese
bel-Einsatz aufgeklärt werden.
Insektenstiche werden akut v. a. durch physikalische Maßnahmen (Kühlen) be-
5. T herapie mit oralem Antihistaminikum und 60 Minuten
Systemische Steroide spielen im Behand-
handelt. Zusätzlich kann ein nichtsedie-
Überwachung
lungsschema der Urtikaria eine unterge-
rendes Antihistaminikum gegeben wer-
e nach Beschwerdebild 6. J
ordnete Rolle. Sie sollten nur bei schwe-
den. Bei verstärkter Lokalreaktion im
weitere Therapie oder
rem Befall und dann nur kurz eingesetzt
Kopf- und Halsbereich nach Insekten-
Entlassung
werden. Möglich ist der Einsatz z. B. bei
stichen sollte eine Nachbeobachtung
begleitenden ausgeprägten Angioödemen
erfolgen, um bei einer Verlegung der
im Gesicht. Eine klare Datenlage zur Sinn-
Atemwege rasch handeln zu können.
Therapie
haftigkeit der Ergänzung der Therapie
Bei verstärkter Lokalreaktion kommen
Sowohl zur Behandlung der Urtikaria als
durch systemische Steroide gibt es nicht.
topische Steroide und ggf. kurzfristig
auch zur Behandlung der Anaphylaxie, der
Sobald eine Symptomkontrolle erreicht ist,
systemische Steroide zum Einsatz. Je-
Insektenstiche und des weitaus seltene-
sollte ausschließlich mit hoch dosierten
doch muss durch Markieren des geröte-
ren Angioödems existieren Leitlinien und
Antihistaminika weiter behandelt werden.
ten Areals und regelmäßige Kontrollen mindestens einmal täglich sichergestellt
Übersichtsartikel [1, 8, 10, 14]. Auch bei reiner Kontaktallergie durch
werden, dass es sich bei der Schwellung
Grundsätzlich kommen in der Therapie
Nahrungsmittel oder Aeroallergene wird
nicht um eine beginnende bakterielle
der Urtikaria v. a. nichtsedierende H1-Anti-
ein nichtsedierendes Antihistaminikum
Infektion nach Insektenstich handelt.
histaminika zum Einsatz, die zunächst in
gegeben. Ergeben sich aber Hinweise
normaler Dosierung gegeben werden. Der
auf eine systemische allergische Reakti-
Besteht der Verdacht auf eine bakte-
Wirkbeginn bei modernen Wirkstoffen wie
on im Rahmen einer Anaphylaxie, sollte
rielle Infektion als Ursache für die Ge-
Cetirizin kann nach 30 Minuten einsetzen,
der Patient nach Vorgaben der Leitlinie
sichtsschwellung,
die maximale Wirkung ist aber erst nach
therapiert werden [10]. Bei Hinweisen für
sches Antibiotikum eingesetzt, das v. a.
2–5 Stunden zu erwarten und hält bis über
eine Beteiligung der oberen oder unteren
bei Schwellungen der Periorbitalregion
24 Stunden an [11–13]. In Vergleichsstu-
Atemwege oder des Kreislaufs ist unver-
oder bei sehr jungen Kindern großzügig
dien waren Cetirizin und Levocetirizin bei
züglich Adrenalin i. m. zu applizieren. Dies
i. v. gegeben werden sollte. Als Präpa-
der Unterdrückung einer durch Histamin
gilt auch für ausgeprägte gastrointes-
rat sollte ein staphylokokkenwirksames
induzierten Schwellung effektiver als an-
tinale Beschwerden. Hauptgründe sind die
Antibiotikum gewählt werden. Die Dauer
dere moderne Antihistaminika [11, 12].
die schnellere Wirksamkeit im Vergleich
der antibiotischen Therapie richtet sich
Sehr häufig ist eine Erhöhung der Dosis
zu oralen Medikamenten, die Sicherheit
nach dem Rückgang des Lokalbefundes
notwendig. Die Leitlinie zur Therapie der
und die deutlich größere therapeutische
und sollte mindestens 5 Tage betragen.
Urtikaria empfiehlt eine Aufdosierung bis
Breite der i. m.-Gabe im Vergleich zur ne-
Bei Dermatitis solaris besteht die The-
zur 4-fachen Normaldosis, allerdings bei
benwirkungsreichen i. v.-Gabe. Zusätzlich
rapie in Hautkühlung durch Umschläge
chronischer Urtikaria. Auch bei akuter
führt die Anlage eines peripheren Venen-
und kühlende Cremes (z. B. Lotio alba
Urtikaria ist durch eine Dosiserhöhung
zugangs v. a. bei Kindern zu unnötiger Ver-
aquosa). Ggf. können topische Steroide
eine bessere Wirksamkeit zu erreichen
zögerung der Therapie.
als Milch oder Lotio eingesetzt werden.
wird
ein
systemi-
Pädiatrische Allergologie » 02 / 2015 » Topic
11
Gesichtsschwellungen, die durch eine
1. Klärung, ob es sich um eine beginnen-
Kontaktdermatitis, z. B. durch Kosmetika,
de oder bereits ablaufende Anaphy-
hervorgerufen worden sind, werden mit to-
laxie handelt durch rasche Unter-
pischen Steroiden für einige Tage und Ka-
suchung der anderen Effektororgane
d) Potenzielle Auslöser (Kontakt zu
(s. o.) und der Frage nach bekannter
potenziellen Allergenen, Infekte,
Allergie.
Medikation, insbesondere NSAID,
renz des vermuteten Auslösers behandelt.
c) Bisheriger
Verlauf
(erstmaliges
Auftreten? Dauer des Bestehens einzelner Effloreszenzen?)
Durch ein hereditäres Angioödem beding-
2. Untersuchung auf Zeichen der oberen
te Gesichtsschwellungen sollten immer
Atemwegsobstruktion durch Schleim-
e ) Bisherige Therapieversuche
behandelt werden, da dabei ein Larynx-
hautinspektion
f ) Begleiterkrankungen
ödem mit Erstickungsgefahr auftreten
(Dyspnoe, Stridor, Dysphonie).
kann. Neben einer stationären Aufnahme zur Überwachung der Atemwege ist un-
und
Auskultation
3. Untersuchung der Schwellung (Lokalisation, begleitende Rötung, Einstich).
Insektenstiche)
6. Therapie mit einem großzügig dosierten nichtsedierendem Antihistaminikum (z. B. Cetirizin) per os.
verzüglich eine Therapie mit C1-Esterase-
4. Untersuchung des übrigen Integu-
7. Überwachung für mindestens 60 Mi-
Inhibitor-Konzentrat i. v. oder mit Icatibant
ments auf weitere urtikarielle Efflores-
nuten. Bei Besserung Entlassung,
s. c. einzuleiten.
zenzen und hinsichtlich eines Infekt-
bei Beschwerdezunahme stationäre
fokus mit Prüfung des urtikariellen
Überwachung.
Konkrete therapeutische Schritte Aus dem zuvor Gesagten ergibt sich folgender Vorschlag für ein konkretes Vorgehen, wenn sich ein Patient mit akuter Gesichtsschwellung unter dem Bild einer Urtikaria mit oder ohne Angioödem in der Sprechstunde vorstellt (s. Übersicht S. 10):
Dermographismus. 5. Anamnese mit folgenden Unterpunkten:
Dr. med. Lars Lange, Dr. med. Sunhild Gernert
a) Beginn und Kinetik der Beschwerden b) Juckreiz oder Schmerz an der Schwellung
St.-Marien-Hospital | Robert-Koch-Str.1 53115 Bonn
[email protected]
Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur 1 Bork K, Maurer M, Bas M et al. Hereditäres Angioödem durch C1-Esterase-Inhibitor-Mangel. Allergo J 2012; 21: 109–118
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duced wheal and flare response in healthy cauca-
Immunol 2010: 21: 1043–1051
sian and japanese volunteers. Acta Derm Venereol
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2013; 93: 286–293
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12 Simons FER, Macmillan JL, Simons KJ. A dou-
of urticaria in infants and young children in Germany
emergency department. Pediatr Neonatol 2008;
ble-blind, single-dose, crossover comparison of
– Results from the German LISAplus and GINIplus
49: 58–64
cetirizine, terfenadine, Ioratadine, astemizole, and
2 Brüske I, Standl M, Weidinger S et al. Epidemiology
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fects on histamine-induced wheals and flares during
hospital. Eur J Intern Med. 2014; 25:147–50
24 hours in normal subjects. J Allergy Clin Immunol
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and management. Dtsch Arztebl Int 2012; 109:
southern Europe shows a similar epidemiological pattern and significant meteorological influ-
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ences. Pediatric Allergy Immunology
main trigger of urticaria in children referred to the
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emergency room. J Eur Acad Dermatol Venereol
4 Lin YR, Liu TH, Wu TK, Chang YJ, Chou CC, Wu HP. Predictive factors of the duration of a first-attack acute urticaria in children. Am J Emerg Med. 2011; 29: 883–9 5 Liu T-H, Lin Y-R, Yang K-C et al. Significant factors associated with severity and outcome of an initial
chlorpheniramine versus placebo: Suppressive ef-
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1990; 86: 540–7 13 Tanizaki H, Nakamizo S, Nakahigashi K, Miyachi Y, Kabashima K. A double dose of Levocetirizine leads to better control of histamine-induced flare, wheal and itch in healthy donors. Pharmacology 2013; 92: 71–74 14 Zuberbier T, Aberer W, Brockow K et al. S3-Leitlinie Urticaria. Allergo J 2011; 20: 249–58 15 Zuberbier T, Balke M, Worm M, Maurer M. Edenharter G. Epidemiology of urticaria: a representative cross-sectional population survey. Clin Exp Dermatol 2010; 35: 869–73
AUSGABE 02 / 2015
PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE
TERMINE
25. Jahrestagung der Arbeitsgemein-
29. Jahrestagung der Arbeitsgemein-
schaft Pädiatrische Pneumologie und
schaft Pädiatrische Allergologie und
Save the date
Allergologie e. V. (APPA)
Pneumologie Süd e. V.
Kompaktkurs Pädiatrische Allergologie
29. bis 31. Mai 2015, Rostock
gemeinsam mit der
der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische
Leitung: Dr. med. Katja Breuel,
12. Jahrestagung der Arbeitsgemein-
Pneumologie und Allergologie e. V.
Rostock Medizinische
schaft Asthma- und Neurodermitis-
(APPA)
Fakultät, Kinder- und Jugendklinik
schulung Süd
30./31. Oktober 2015, Wörlitz
Information: INTERCOM Dresden GmbH,
18./19. September 2015, Würzburg
Information: INTERCOM Dresden GmbH,
Silke Wolf;
[email protected]
Zentrum für Operative Medizin
Silke Wolf;
[email protected]
der Universität Würzburg Praktische Neurodermitis-Therapie
Leitung: Dr. med. Wolfgang Brosi,
33. Allergiesymposium der Norddeut-
im Kindesalter
Würzburg
schen Arbeitsgemeinschaft für Pädiatri-
12./13. Juni 2015, Dresden
Information:
[email protected]
sche Pneumologie und Allergologie e. V. (nappa)
Hotel Bülow Palais, Königstraße 14, 01097 Dresden
Praktischer Allergologie- und Hypo-
20./21. November 2015, Hannover
Leitung: Dr. med. Susanne Abraham,
sensibilisierungs-Kurs der Arbeits-
Information:
[email protected],
Dresden, Dr. med. Katja Nemat, Dresden
gemeinschaft Pädiatrische Pneumo-
www.di-text.de
Erwartete Teilnehmer: 24 (maximal)
logie und Allergologie e. V. (APPA)
Information:
[email protected],
18./19. September 2015, Wörlitz
36. Seminar „Indikation und Durch-
www.di-text.de
Ringhotel Wörlitz „Zum Stein“,
führung der Hyposensibilisierung“ der
Oranienbaum-Wörlitz
Westdeutschen Arbeitsgemeinschaft
Kompaktkurs „Pädiatrische Allergologie“
Leitung: PD Dr. med. Sebastian M.
für Pädiatrische Pneumologie und Aller-
der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische
Schmidt, Universitätsmedizin
gologie e. V. (WAPPA)
Allergologie und Pneumologie Süd e. V.
Greifswald, Klinik und Poliklinik für
27./28. November 2015, Köln
(AGPAS)
Kinder- und Jugendmedizin
Information:
[email protected],
12./13. Juni 2015, Fürth
Information: INTERCOM Dresden GmbH,
www.di-text.de
Klinikum Fürth, Bildungszentrum
Silke Wolf;
[email protected] Weitere Termine unter www.gpau.de
Leitung: Dr. Armin Grübl, Klinikum München-Schwabing,
10. Deutscher Allergiekongress
Dr. Irena Neustädter, Klinikum Fürth
1. bis 3. Oktober 2015, Köln
Information:
[email protected]
Kongresspräsident: PD Dr. med. Ernst Rietschel Congress-Centrum Ost Koelnmesse Information: wikonect GmbH,
[email protected] PAAM (Pediatric Allergy and Asthma Meeting)
Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe
15.–17. Oktober 2015, Berlin
Nahrungsmittelallergie
Kongresszentrum Berlin
Die Ausgabe 03 / 2015 erscheint am 30. Juni 2015.
Leitung: Prof. Dr. Susanne Lau, Berlin Information:
[email protected]