Gedichte vom Krieg Franz Berens

17.07.2014 - Abschied der herbstenden Welt. -. Das arme, arme Mutterherz. Voll sehnenden Wartens, voll des Leids,. Ob es ihn einmal noch wieder sieht?
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Gedichte vom Krieg von

Franz Berens (*23. Dezember 1893 - †28. März 1918)

Transkription: Klementine und Martin Berens

Bremen, 17. Juli 2014

Franz Berens

Vermißt. Im Schützengr. den 6. IX. 15.

1. Unter dem wilden Buchenbusche, Hart an der Straße, im Feld, Steht ein vergessenes Kreuze Aus leichenbleichem Birkenholz, Eilig beschrieben mit blauer Tusche: “Hier ruht ein unbekannter Held!“ 2. Niemand hat ihn sterben sehn Gemeldet also „vermisst.“ Mitleidig Herz, ein fremdes, Scharrte den Halbverwesten ein. Mütterlein hofft auf ein Wiedersehn: “Ob er verwundet, gefangen ist?“ 3. Flieget ein Vöglein aufs Birkenkreuz Singet ein wehmütig Lied, Abschied der herbstenden Welt. Das arme, arme Mutterherz. Voll sehnenden Wartens, voll des Leids, Ob es ihn einmal noch wieder sieht? 4. Aus den welkenden Blumen daheim Schwingt sich zum Dachesrand, Der Hoffnung ewiges Grün. – Den hoffnungsgrünen Epheukranz Windet das bangende Müttelein Um’s Sohnes Bild an Stubenwand. 5. Vöglein auf Nachbars Dachesrand Singet durchs Fenster hinein Ins stille, traute Gemach: Balde gibt es ein Wiedersehn “Oben im himmlischen Heimatland; Du liebes, armes Mütterlein.“

Nachtgebet. Im Schützengr. den 8. Okt. 15. 1. In dunkler Nacht Auf ferner Wacht Steh’ ich allein Im kalten Graben. 2. Vom Feind bedroht, Umarmt vom Tod, Siehst Mutter mich? O, Mutter, bete! 3. Die Kugel heult. Der Tod, er weilt, In unserer Mitt’. Heut trifft es den Und – – Vater, bete! 4. Der Tod ist gut dem jungen Blut; Er liebt es sehr. Drum, Schwester, bete! 5. Die Kugel summt. Ein Splitter brummt Hart, hart vorbei! Heut trifft es den Und – – Bruder, bete!

Herbstlied. 18. Okt. 15 (Schützengr.) 1. Der Herbstwind weht; Der Wald erbebt; Ein Raunen durch die Blätter geht, Ein Todesahnen. 2. Fahlgelb das Blatt Und welk das Gras. Des Herbstes Blumen todesmatt, Sie fallen, sterben. 3. Die Stare ziehn, die Schwalben fort, Wo ewig Frühling, Sommer blühn, In ferne Länder. 4. Der Herbstwind weht; Der Wald erbebt. Ein Schauer durch die Reihen geht, Ein Todesahnen. 5. Trompeter bläst: Zum Sturm, zum Sturm! Da hält der Tod ein reiches Fest. Sie fallen, sterben.