Frauenhandel und Gegenmaßnahmen in Europa

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über .... 3.3.5 Politische Diskussion über Prostitution und Menschenhandel am Beispiel ...
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Marina Jelovcan

Frauenhandel und Gegenmaßnahmen in Europa Mit besonderem Fokus auf Prostitutionshandel

Diplomica Verlag

Jelovcan, Marina: Frauenhandel und Gegenmaßnahmen in Europa: Mit besonderem Fokus auf Prostitutionshandel, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014 Buch-ISBN: 978-3-8428-9425-9 PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4425-4 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2014 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Inhaltsverzeichnis 1. VORWORT ............................................................................................ 7 2. EINLEITUNG ......................................................................................... 8 2.1 Erkenntnisinteresse .............................................................................. 8 2.2. Aufbau des Buches .............................................................................. 9

3. FRAUENHANDEL – EIN ÜBERBLICK ............................................... 11 3.1 Historisches ......................................................................................... 12 3.1.1 Krieg und Sklaverei .................................................................... 12 3.1.2 Prostitution in Polen in der NS-Besatzungszeit ......................... 13 3.1.3 Ethisch-religiöse Wurzeln der Prostitutionspolitik in Europa ...... 15 3.2 Frauenhandel im Kontext der Migration ........................................... 17 3.2.1 Das Bild der Frau im Kontext der Migration ............................... 17 3.2.2 Migrantinnen in Österreich ......................................................... 18 3.2.3 Migration und Sexarbeit ............................................................. 20 3.2.4 Frauenhandelsströme aus Osteuropa ....................................... 21 3.3 Freiwillige vs. gezwungene Prostitution ........................................... 24 3.3.1 Prostitution und das Verhältnis der Geschlechter ...................... 24 3.3.2 Das Bild der Gesellschaft von Sexarbeit.................................... 26 3.3.3 Das Phänomen „Freier“ ............................................................. 28 3.3.4 Rechtliche Situation ................................................................... 31 3.3.5 Politische Diskussion über Prostitution und Menschenhandel am Beispiel Slowenien ............................................................ 32 3.3.6 Die Situation in den Zielländern ................................................. 33

4. FRAUENHANDEL IN EUROPA ........................................................... 35 4.1 Russland als Beispiel für ein osteuropäisches Land ...................... 35 4.2 Deutschland als Beispiel für ein westeuropäisches Land .............. 38 4.3 Frauenhandel in Österreich ............................................................... 40 4.3.1 Geschichte ................................................................................. 40 4.3.2 Frauenhandel heute – ein Überblick .......................................... 42 4.3.3 Mediendarstellung – ein Fallbeispiel anhand von Kärntner Printmedien ............................................................................. 47

5. POLITISCHE STRATEGIEN ZUR BEKÄMPFUNG VON FRAUENHANDEL ............................................................................... 49 5.1 Möglichkeiten der Prävention in Europa ........................................... 49 5.2 Aktuelle, internationale Maßnahmen zur Bekämpfung des Frauenhandels und zum Schutz der Betroffenen .................................. 51 5.2.1 Vereinte Nationen ...................................................................... 51 5.2.2 Europäische Union .................................................................... 52 5.2.3 Europarat ................................................................................... 53 5.3 Rechtspraxis zu Menschenhandel am Beispiel Österreich............. 55

6. INTERVENTIONSSTELLEN IM DEUTSCHSPRACHIGEM EUROPA 58 6.1 Der Verein LEFÖ – Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels ..................................................................................... 58 6.1.1 Ziele der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels. 58 6.1.2 Kontaktherstellung zur Interventionsstelle ................................. 59 6.1.3 Beratung und Betreuungsablauf ................................................ 61 6.1.4 Notwohnung und Übergangswohnung....................................... 62 6.1.5 Rechtliche und psychosoziale Begleitung .................................. 65 6.1.6 Rückkehrvorbereitung ................................................................ 69 6.1.7 Rahmenbedingungen für die Arbeit von LEFÖ/IBF.................... 69 6.1.8 Kooperationsarbeit ..................................................................... 70 6.1.9 Öffentlichkeitsarbeit ................................................................... 72 6.1.10 Personalschlüssel .................................................................... 73 6.2 FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration ...................... 74 6.2.1 Zielgruppe .................................................................................. 74 6.2.2 Ziele der Interventionsstelle ....................................................... 76 6.2.3 Beratung und Betreuung ............................................................ 76 6.2.4 Projekt Schutzwohnung ............................................................. 78 6.2.5 Bildungsangebote für die Öffentlichkeit ..................................... 80 6.2.6 Kooperationsarbeit ..................................................................... 81 6.3 Jadwiga – Fachberatungsstelle ......................................................... 82 6.3.1 Zielgruppe .................................................................................. 82 6.3.2 Beratungs- und Betreuungsablauf ............................................. 84 6.3.3 Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit ........................................... 85

7. DIE SOZIALPÄDAGOGISCHE ARBEIT DER INTERVENTIONSSTELLEN................................................................ 87 7.1 Theorie zur multiperspektivischen Fallarbeit ................................... 87 7.2 Fallbeispiel 1 ........................................................................................ 89 7.3 Selbstfürsorge des Beraters .............................................................. 96

8. RESUMEE ........................................................................................... 98 9. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................... 100 9.1 Bücher ................................................................................................ 100 9.2 Internetquellen .................................................................................. 103

1. Vorwort Bis vor ca. 1,5 Jahren habe ich über die Frauenhandelsproblematik in Österreich noch nie nachgedacht. Als ich dann zufällig ein Seminar über „Menschenrechte - Frauenhandel“ bei Frau Probst gefunden habe, wusste ich, welchem Thema ich mich intensiver widmen möchte. Ich habe sie gleich im Laufe des Seminars gefragt, ob es denn möglich wäre, die Interventionsstelle, in der sie tätig ist, zu interviewen, da ich gerne einen praktischen Teil auch einarbeiten würde. Sie hat mir gleich zugestimmt und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie ich einen empirischen Teil am besten aufarbeite und wollte eigentlich zwei Interventionsstellen aus Kärnten und Wien miteinander vergleichen. Leider wurde ich bei der Interventionsstelle aus Kärnten und auch anderen Anlaufstellen in Kärnten immer wieder vertröstet oder an falsche Stellen weitergeleitet. Somit habe ich mich entschieden, in meinem empirischen Teil auch internationale Institutionen miteinzubeziehen. An dieser Stelle möchte ich mich bei den Expertinnen der Institutionen für die große Unterstützung, die Bereitschaft ein Interview zu geben und die Fülle an Material bedanken, denn nur dadurch konnte ich einen guten praktischen Einblick in die Interventionsarbeit bekommen. Ein letzter Dank gilt noch meinen lieben Eltern, die mir während meines Studiums immer wieder mit Rat und Tat zur Seite standen, mir viele Sorgen abgenommen haben, so dass ich mich voll auf mein Studium konzentrieren konnte.

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2. Einleitung 2.1 Erkenntnisinteresse Im Rahmen meines Studiums besuchte ich bei Frau Evelyn Probst die Lehrveranstaltung „Frauenhandel-Menschenrechte“. Das Schwerpunktthema dieser Lehrveranstaltung war Frauenhandel im Kontext von Migration. Da Frau Probst schon seit vielen Jahren im Bereich Frauenhandel tätig ist, sie arbeitet bei der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels in Wien, konnte sie dieses globale Problem sehr praxisnahe erläutern und weckte so mein Interesse. Wie schon vor 100e Jahren so ist auch heute diese Art der Menschenrechtsverletzung ein aktuelles Problem, welches nur schwer zu kontrollieren und einzugrenzen ist. Männer, Frauen und auch Kinder werden tagtäglich auf menschenunwürdige Weise sexuell, psychisch und auch physisch ausgebeutet. Vor allem in Europa, mit Öffnung der Grenzen hat der Frauenhandel wieder

kontinuierlich

zugenommen

und

mit

der

zunehmenden

Globalisierung müssen immer neue und verstärkte Maßnahmen getroffen werden. Viele Frauen haben die Hoffnung ihrer Arbeitslosigkeit in ihrem Heimatland zu entkommen und sehen so keine andere Möglichkeit, als ins Ausland zu gehen. Nur zu oft wird diese Hoffnung von MenschenhändlerInnen erkannt und sie werden in einem fremden Land zur Prostitution gezwungen. Der Handel in die Prostitution ist jenes Ziel, welches am häufigsten von Menschenhändlern verfolgt wird. Aus diesem Grund habe ich meinen Fokus auf Frauenhandel in Europa gelegt und der Schwerpunkt

liegt

hauptsächlich

auf

den

Prostitutionshandel,

der

innereuropäisch stattfindet. Meiner Meinung nach ist es unbedingt notwendig, diese menschenverachtende Form von Gewalt und Sklaverei zu unterbinden. Dadurch gilt mein

hauptsächliches

Erkenntnisinteresse

der

Bekämpfung

des

Frauenhandels, welche Maßnahmen werden getroffen, wie wird den Opfern geholfen. Um diese Maßnahmen nachvollziehen zu können, ist natürlich auch wichtig, dass ich die Ursachen für dieses Geschäft kenne. 8

Ich werde weiters versuchen, die Herausforderung für die soziale Arbeit, herauszuarbeiten,

also

inwieweit

die

Sozialpädagogik

Opfer

des

Frauenhandels unterstützen kann.

2.2. Aufbau des Buches Mein Buch basiert hauptsächlich auf Literaturrecherche. Bei der verwendeten Literatur handelt es sich um Fachbüchern von Experten, welche ihre Erkenntnisse aus sämtlichen Studien und Praxiserfahrungen gesammelt haben. Ich habe versucht viele AutorInnen einzuarbeiten, die in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufe ausüben. Einen weiteren Teil habe ich empirisch behandelt. Ich habe mich mit drei verschiedenen

Institutionen

beschäftigt

und

möchte

hier

meine

Erkenntnisse anbringen. Weiters werde ich auch noch ein anonymisiertes, typisches Fallbeispiele bearbeiten. Hierbei möchte ich speziell auf die pädagogische Arbeit eingehen, die geleistet werden sollte. Vor welchen Aufgaben die Interventionsstellen tagtäglich stehen, wie ein Beratungsund

Begleitungsprozess

ablaufen

soll,

werde

ich

anhand dieser

praktischen Beispiele herausarbeiten. Im ersten Teil meiner Studie werde ich das Phänomen Frauenhandel im Allgemeinen vorstellen, um leichter zu verstehen, warum, welche Maßnahmen getroffen werden. Hierzu müssen Begrifflichkeiten und Hintergründe zu den Themen Frauenmigration, Prostitution, Freiwilligkeit und

Nachfrage

geklärt

werden.

Im

nächsten Teil

soll

auf

drei

repräsentative Beispiele Europas eingegangen werden. Inwieweit zeigt sich dieses Problem in Russland, Österreich und Deutschland, sind sie Zielländer oder Herkunftsländer, welche Größenordnungen gibt es. Der zweite große Teil beschäftigt sich dann mit den Maßnahmen, die international und national gegen den Frauenhandel ergriffen werden. Auch hier

werde

ich

innereuropäische vorstellen.

In

mich

auf

Europa

spezialisieren

Präventionsmaßnahmen

den

nächsten

Kapiteln

und möchte

und

vor

EU-weite ich

dann

allem

Projekte drei

Interventionsstellen im deutschen Sprachraum vorstellen, die Betroffene des Frauenhandels unterstützen. Ein wichtiger Teil hierbei ist auch immer 9

die Psychohygiene für jene Personen, die in so einer Interventionsstelle tätig sind. Tagtäglich sind sie mit Ausnahmesituationen konfrontiert, sie unterstützen Frauen, die massivster psychischer oder/und physischer Gewalt ausgesetzt sind. Um das selbst zu verarbeiten, sind auch außerordentliche Maßnahmen gefragt. Deshalb widme ich auch diesem Teil ein Kapitel. Zum Schluss werde ich noch ein Fallbeispiel bearbeiten. Hierbei möchte ich speziell auf die multiperspektivische Fallarbeit eingehen und auch die wichtigsten Maßnahmen im Bereich der Beratung und Begleitung anhand herausfiltern. Am Ende möchte ich noch ein kurzen Resümee mit den wichtigsten Erkenntnissen ziehen. Ich möchte auch vorab noch anmerken, dass ich Frauen, die ich als Opfer bezeichne, nicht ihre Eigenständigkeit absprechen möchte. Den Mut, in ein fremdes Land zu gehen und sich für die Familie aufzuopfern, zeigt für mich persönlich von großem Stolz und Verantwortungsbewusstsein. Diese Bereitschaft wird leider zu oft ausgenutzt und deshalb werde ich trotzdem, aufgrund von fehlenden Alternativen, die Frauen, die von Handel betroffen sind, ab und zu als „Opfer“ bezeichnen.

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3. Frauenhandel – ein Überblick Wenn es um Menschenhandel, Zwangsprostitution oder gar Gebrauch von Kindern geht, so ist dies immer ein emotionales Thema. Dieses Thema ist aber in den Medien nicht weit verbreitet. Nur selten gelangt es in die Öffentlichkeit, wie zum Beispiel bei der Fußballweltmeisterschaft 2006. Amnesty

International

warnte

vor

dem

rasanten

Wachstum

des

Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung während dieser Meisterschaft. Dies war aber nur eine Ausnahme der öffentlichen Publikmachung dieses brisanten Themas. Trotzdem existieren bereits viele wissenschaftliche Untersuchungen und literarische Verarbeitungen zu diesem Thema. Menschenhandel wird oft mit sexueller Gewalt oder Kinderprostitution in Verbindung gebracht. Er ist aber mehr. Es gibt unzählige Erscheinungsformen und auch Ausmaße. Als Definition hat sich nach Plassa folgende Begriffsbestimmung durchgesetzt: „Danach ist Menschenhandel die Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt oder anderen Formen der Nötigung, durch Entführung, Betrug, Täuschung, Mißbrauch von Macht oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit oder durch Gewährung oder Entgegennahme von Zahlungen oder Vorteilen zur Erlangung des Einverständnisses einer Person, die Gewalt über eine andere Person hat, zum Zweck der Ausbeutung. Ausbeutung umfaßt mindestens die Ausnutzung der Prostitution anderer oder andere Formen von Ausbeutung, Zwangsarbeit oder Zwangsdienstbarkeit, Sklaverei oder sklavereiähnliche Praktiken, Leibeigenschaft oder die Entnahme von Organen.“ (Plassa 2006, S. 140) Das Ausmaß des Menschenhandels, vor allem jenen, zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung ist aufgrund von seltenen Anzeigen, schwer zu erfassen. Aufgrund dessen kann nur spekuliert werden. Weiters ist es oft auch schwer zu erfassen, ob Prostitution freiwillig oder unfreiwillig geschieht. Dies ist eine schwierige Gratwanderung. Oft wird von den Frauen behauptet, sie arbeiten freiwillig in diesem Milieu, allerdings haben sie selten eine andere Chance. (vgl. ebd. 2006, S. 140f) Auf die schwierige Frage der Freiwilligkeit, werde ich später noch weiter eingehen, zunächst möchte ich das Thema Frauenhandel aber noch kurz historisch behandeln. 11

3.1 Historisches 3.1.1 Krieg und Sklaverei „Sklaverei ist die vollständige Verknechtung des Menschen mit dem Ziel, ihn auf vielfältige Art auszubeuten. Als eine spezifische Art des Parasitentums begegnen wir ihr im Wirtschaftsleben, im Verhältnis der Geschlechter zueinander wie in der Psychologie und Ethik der zwischenmenschlichen Beziehungen. Ihre Basis ist nackte Gewalt: Das Opfer verliert jedwede Verfügung über sich selbst und gerät unter die absolute Herrschaft eines anderen.“ (Arlacchi 2000, S. 13) Das Phänomen Sklaverei und Menschenhandel geht bis in die Antike zurück. Die Gleichsetzung von Haustier und Sklave zieht sich durch die gesamte Geschichte. Ein Beispiel hierfür ist der Tauschhandel, so wurden Tiere gegen Menschen gehandelt. Es zeigt sich nur ein Fortschritt, nämlich jener, dass die Sklaverei nicht mehr etwas Natürliches ist. Heute trauen sich nicht einmal mehr die Führungspositionen totalitärer Regime die Menschenrechtserklärung in Frage zu stellen. Das heißt aber nicht, dass es Versklavung nicht mehr gibt. Durch die immer zunehmende Globalisierung ist sie präsenter denn je. Die zeitgenössische Versklavung bringt auch keine neuen Formen herbei, sondern es gibt sie schon seit tausenden von Jahren. Die häufigsten Formen sind hierbei die erzwungene Prostitution, die Zwangsarbeit und die Schuldknechtschaft. Aber heute, so wie seit der Antike und auch später wird die Sklaverei hauptsächlich durch Gewalt aufrechterhalten. Niemand will freiwillig niedere Arbeiten verrichten. Immer wieder haben sich die Betroffenen zur Wehr gesetzt. Die afrikanischen Sklaven (während der Kolonialisierung) waren meist Kriegsgefangene. Viele von ihnen sprangen bei der Überreise lieber vom Schiff und ertranken oder sie verweigerten Essen und Medikamente. Das traurigste Kapitel dieser Geschichte nimmt aber die Eroberung Amerikas ein. Einige Indianer nahmen lieber den Tod in Kauf, als dass sie sich von den Europäern versklaven ließen. Indianer zu Arbeit zu zwingen, bedeutete für viele, ihnen den Sinn des Lebens zu rauben. Bei anderen außereuropäischen Völkern zeigt sich ähnliches. Sie starben oft nicht aufgrund der Sklaverei, sondern aufgrund der Auflösung ihrer Kultur und ihrer sozialen Umwelt. Ein Sklave ist also ein lebendiger Toter, weil er sozial tot ist. Im römischen Recht, galt das Versklavt sein schon als 12