frauen in logistik – gespräche mit unseren absolventinnen

über die Personalabteilung Angebote, die bei Unsicherheit in Anspruch genommen werden können. Herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Fanny Schlass.
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FRAUEN IN LOGISTIK – GESPRÄCHE MIT UNSEREN ABSOLVENTINNEN Nach wie vor gilt der Wirtschaftszweig „Logistik“ als Männerdomäne. Dies bestätigen auch die Zahlen aus aktuellen Studien. So sind nur 20,5% aller Arbeitnehmer in der Logistik Frauen und sogar nur unter 10 % in Führungspositionen vorzufinden. Oftmals fehlen Anreize, um mögliche Karrierewege aufzuzeigen. Grund genug für uns auf Spurensuche zu gehen und unsere Absolventinnen zu Ihrer Studienzeit und Ihren aktuellen Berufen zu befragen. „Die Studienzeit an der DAV ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben.“ „Appell an die Frauenwelt: seid nicht so zurückhaltend und bescheiden in den Vorstellungsgesprächen.“

„Kriterien einer Führungskraft: offene Kommunikation, Motivation der Mitarbeiter, Mitarbeitern sowie allen Kollegen auf Augenhöhe zu begegnen. Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit gehören neben weiteren Faktoren ebenfalls dazu.“ Wirtschaftsmagazin Forbes: „Frauen stellen bessere Teams zusammen, sie werden als Manager mehr gemocht und respektiert; sie sind in der Lage Intuition und Logik nahtlos miteinander zu kombinieren; sie sind sich der eigenen Bedeutung und der Auswirkung auf andere bewusster, sie denken genauer darüber nach, was sie benötigen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.“

Name: Marina Klostermann Alter: 41 Beruf: Director Retail Key Account Management EMEA Firma: APL Logistics Deutschland GmbH & Co. KG Studienzeit an der DAV: SS 2000-2002 Marina Klostermann

Inwiefern ist die Studienzeit an der DAV in Erinnerung geblieben? Was haben Sie mitgenommen? Die Studienzeit an der DAV ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Mitgenommen habe ich vor allem Freunde fürs

Leben. Vom Debutantenball an bis hin zum Abschlussball gibt es viele amüsante Erinnerungen an Unterrichtseinheiten, Dozenten und Projekte. Eine Studienreise nach Barcelona, eine Projektabschlussarbeit in der Textilwirtschaft und die Organisation des USSV haben ebenfalls Eindruck

hinterlassen. Nach Abschluss des Studiums haben wir die Tradition eingeführt, uns in einer kleinen Gruppe jedes Jahr vor Weihnachten zu treffen. Ein Teil des harten Kerns hat sich bisher jedes Jahr getroffen, und das, obwohl jeweils eine Person in Australien, in Norwegen und in Mexiko

gelebt hat. Das finde ich schon aussergewöhnlich und wunderbar. Ein großes Dankeschön fürs Zusammenführen dieser tollen Truppe an die DAV! Frauen in Führungspositionen ist aktuell ein sehr präsentes Thema. Wie stehen Sie dazu? Über diese Frage könnte man sicherlich seitenlang referieren. Ich beschränke mich daher hier auf die für mich wichtigen Kernpunkte. Grundsätzlich ist es für mich wichtig, dass Führungspositionen mit dem optimalen Kandidaten besetzt sind und weniger steht es für mich persönlich im Mittelpunkt, um welches Geschlecht es sich handelt. Aus meiner Sicht sollte eine Führungsposition unter anderem diese Kriterien erfüllen: offene Kommunikation, Motivation der Mitarbeiter, Mitarbeitern sowie allen Kollegen auf Augenhöhe zu begegnen. Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit gehören neben weiteren Faktoren ebenfalls dazu. Die Einführung einer Frauenquote unterstütze ich persönlich nicht, allerdings verstehe ich gleichzeitig, warum eine solche gefordert wird. Die Tatsache, dass die Geschlechter im Jahr 2015 immer noch nicht gleichwertig behandelt werden, ist erschreckend. Hier muss etwas getan werden. Ob die Frauenquote hier das richtige Werkzeug ist, bezweifele ich. Vielmehr müßte an gleichen Gehältern und Chancen grundsätzlich gearbeitet werden, und nicht nur in Führungspositionen. Ich persönlich kann diese Unterschiede nicht bestätigen und wurde von meinen Arbeitgebern immer gleichwertig behandelt, gleichzeitig kenne ich aber auch Fälle aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, wo der Eindruck entsteht, dass dies nicht in allen Firmen so gelebt wird. Dies liegt evtentuell an veralteten Grundansichten sowie eingefahrenen Prozessen. Hier wünsche ich mir ein Erwachen und eine objektive Behandlung aller Bewerber für eine Stelle. Als Director für Key Account Manager sind Sie ein Vorbild für motivierte Frauen. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Erst einmal vielen Dank für das Kompli-

ment! Ich hoffe, dass, wenn ich schon ein Vorbild sein darf, ich dieses auch eventuell für die Herren bin. (lacht) Von einem Arbeitsalltag kann ich irgendwie nicht wirklich sprechen. Jeder Tag sieht anders aus und gerade das gefällt mir so an meiner Aufgabe. Grundsätzlich beginnt und endet mein Arbeitstag mit dem Bearbeiten von E-Mails – davon

Sobald auch Fracht- sowie operative Leistungen dazukommen, erweitert sich das Kundenteam um Kollegen im Ursprungs- und Bestimmungsland der Ware. Da sich APL Logistics mehr auf Supply Chain Management und IT Lösungen konzentriert, steht für uns der Transport natürlich im Mittelpunkt, allerdings geht es für uns heute mehr und mehr um die

hat man ja grundsätzlich zu viele. Meine Hauptaufgabe liegt darin, mit den Key Account Managern unserer Großkunden für den Bereich Retail zusammenzuarbeiten um dem übergeordneten Ziel, die Supply Chain ständig zu optimieren, gerecht zu werden. Die Ansätze zur Optimierung können von einer kleinen Prozessanpassung, intern wie extern, bis hin zu beispielsweise einem 3-Jahres IT Projekt liegen. Hier berate ich intern sowie extern und stelle sicher, dass alle Optionen geprüft wurden und die perfekte Lösung für unseren Kunden umgesetzt wird.

Lieferung von Informationen entlang der Kette sowie die Möglichkeit sich auf Ausnahmen innerhalb der Lieferkette zu konzentrieren. Unsere Stärke liegt darin, die Partner – zum Beispiel Dienstleister sämtlicher Frachtbereiche – unserer Kunden zu steuern und für die Transparenz aller Schnittstellen und Meilensteine zu sorgen. Hier unterstütze ich mit meinem Team unsere Kunden, den ständig wechselnden Marktbedingungen gerecht zu werden und jegliche Prozesse zu hinterfragen. Hierfür arbeite ich mit den Kollegen (hierzu zählt nicht nur das Key Account Team, sondern u.a. auch die IT- sowie Operativen Experten und unsere Service Quality Abteilung) und Kunden zum Beispiel im Rahmen von gemeinsamen Workshops zusammen, erstelle Konzepte und Angebote, entwickle gemeinsam mit der IT Softwarelösungen oder den Operativen Experten kundenspezifische Konzepte. Zusammen mit meinem Team verantworte ich auch die Implementierung von Neukundengeschäft, die in der Regel vier bis sechs Monate in Anspruch nehmen. Dies ist

Ich habe diese Aufgabe im Februar für die Region Europe, Middle East (EMEA) übernehmen dürfen, nachdem ich einige Jahre die Gelegenheit hatte das Key Account Management für Deutschland aufzubauen. Wir arbeiten für jeden Großkunden im Team von mindestens zwei Mitarbeitern, bestehend aus dem Key Account Manager und dem Account Coordinator und gemeinsam stehen diese Mitarbeiter unserem Kunden als feste Ansprechpartner zur Verfügung.

eine extrem spannende Aufgabe, da sich hier ständig die Anforderungen ändern und man flexibel und schnell darauf reagieren muss. Mein Arbeitsbereich ist daher extrem umfangreich und verändert sich ständig. Mein Alltag besteht darin, regelmäßig auf neue Situationen zu reagieren und das optimale Key Account Team aufzustellen.

Besonders in einer männerdominierenden Branche muss man sich oftmals durchsetzen. Wie verschaffen Sie sich Gehör? Die Logistikbranche ist in der Tat immer noch eine sehr männderdominierende Branche. Ich staune irgendwie immer noch bei jedem Messe- oder Eventbesuch über die geringe Anzahl an Frauen. Ich habe nicht das Gefühl, mir Gehör verschaffen zu müssen. Ich bin davon überzeugt, dass man mit guten Argumenten und einem professionellen Auftritt immer Gehör erhält. Natürlich sind auch hier gegebenenfalls alteingesessene Strukturen und Meinungen potenziell eine Hürde, die man nehmen muss. Ich selbst würde mich in einer Umgebung nicht wohl fühlen, wenn dieses nicht gegeben wäre. Sind Frauen die besseren Chefs? Ich hatte noch nie eine Frau als Chef, von daher habe ich keinen Vergleich. Wie schon vorher gesagt, hängt die optimale Besetzung einer Stelle nicht vom Geschlecht ab. Ich hatte bisher schon die verschiedensten Typen von Chefs und ich glaube, man muss sich einfach aufeinander einstellen. Lassen sich Familie und Karriere gut vereinen? Ich persönlich habe aktuell keine Kinder, sehe aber natürlich im Arbeitsumfeld und Freundeskreis viele Mütter, die arbei-

ten und habe somit auch regelmäßige Gespräche über die damit verbundenen Herausforderungen. Ich versuche die gewünschten Arbeitsmodelle zu unterstützen und möchte helfen, dass die Kollegin bzw. der Kollege das für sie optimale Modell leben kann. Dies muss natürlich für beide Seiten (Abteilung/ Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer) passen. Der Arbeitsalltag ist allerdings nur bedingt planbar und oftmals gibt es kurzfristig mehr Aufgaben und Anforderungen an diese Mitarbeiter, als sie in der vorgesehenen Zeit erledigen können. Hier muss man schnell lernen, ein Zeichen zu geben, dass bestimmte Aufgaben nicht übernommen werden können. Gleichzeitig muss es Möglichkeiten geben, diese Aufgaben dann anderweitig zu verteilen und hier keinem der Beteiligten das Gefühl zu vermitteln, dass der eine seine Aufgaben nicht schafft und der andere etwas übernehmen muss, was eigentlich nicht für diesen gedacht war. Aus meiner Erfahrung haben alle diese Mitarbeiter die Herausforderung, dass sie im Job eine gute Leistung bringen und gleichzeitig optimal der Aufgabe eines

Elternteils gerecht werden möchten. Viele sagen, dass sie das Gefühl haben mit den ständig wachsenden Anforderungen, keiner Aufgabe vollständig gerecht werden zu können. Hier hilft es oftmals nur, eine klare Linie zu fahren um keine falschen Erwartungen zu generieren, dies gilt für beide Lebensbereiche. Wenn man dies erfolgreich umsetzen kann, dann hat dieses Modell eine Chance. Ich wünsche hier vor allem den Müttern mehr Gelassenheit, da oftmals die innere Unruhe „nicht genug geschafft zu haben“, ein starker Treiber ist. Die Firmen selbst wissen sehr wohl, dass diese Kolleginnen meist mehr abarbeiten, als andere, da sie sich an einen straffen Zeitplan halten. Ich persönlich glaube, dass die Arbeitgeber allerdings noch weitere Optimierungspotenziale haben, die Arbeitsplätze und -bedingungen, besonders im Teilzeitbereich, besser zu gestalten. Was sind die Grundvoraussetzungen für den Erfolg weiblicher Führungskräfte, insbesondere in der Logistik? Welche Charaktereigenschaften sollte man mitbringen? Unabhängig vom Geschlecht, die Kriterien, die ich bereits als Teil der zweiten Frage genannt habe. Was würden Sie den angehenden weiblichen Führungskräften mit auf dem Weg geben? Erlauben Sie mir, einen kleinen Appell an die Frauenwelt zu richten: Seid nicht so zurückhaltend und bescheiden in den Vorstellungsgesprächen! Ich habe schon einige weibliche Bewerber interviewt und bin immer wieder überrascht, wie sehr Frauen dazu neigen, sich unter Preis zu verkaufen. Ich wünsche den Frauen grundsätzlich

etwas mehr Selbstvertrauen und Mut, für die gewünschte Sache einzustehen. Man sollte sich selbst treu bleiben und nicht versuchen, anderen (Führungs-) Modellen nachzueifern. Wenn man zum ersten Mal eine Führungsaufgabe übernimmt, ist die Mitarbeiterführung die größte Unbekannte, da diese weder in der Ausbildung noch als Teil des Studiums wirklich vermittelt wird. Hier gibt es sicherlich über die Personalabteilung Angebote, die bei Unsicherheit in Anspruch genommen werden können. Herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Fanny Schlass