Faszination Weite - Buch.de

gen Berufsausbildung zu studieren und anschlie ßend Gärten selbst zu gestalten. Bevor man jedoch zum Studium zugelassen wurde, war vorgeschrieben, ein ...
2MB Größe 73 Downloads 778 Ansichten
Vom Einzug der Stauden in die Gärten • Opulenter Bildband für alle Staudenliebhaber und Gartenfans • Die spannende und wechselvolle Geschichte der Staudenverwendung • Mit zahlreichen Porträts bedeutender Pflanzenzüchter, Gärtner und Gartengestalter Ob im „Weißen Garten“ von Sissinghurst oder im Karl-Foerster-Garten in Bornim, in modernen Parks und Gärten oder auf dem nächsten Verkehrskreisel: Stauden sind mittlerweile allgegenwärtig und erobern die Herzen im Sturm. Die Verwendung von Stauden nach natürlichen Lebensbereichen, von Karl Foerster, Richard Hansen und Beth Chatto initiiert, hat eine neue Generation von Gestaltern, unter ihnen Rosemarie Weisse, Piet Oudolf, Cassian Schmidt, Wolfgang Oehme, Petra Pelz, Dan Pearson, Tom StuartSmith oder Michael Simonsen inspiriert. Prärie- und Steppenpflanzungen, Kiesgärten, Gestaltungstrends wie Dutch Wave, New German Style und der New English Perennial Garden setzen sich immer mehr auch in Privatgärten durch, denn sie sind weniger pflegeintensiv als klassische Staudenborder und zeichnen sich durch ihre Üppigkeit und ganzjährige Attraktivität aus.

Pelz · Timm • 16 moderne Privat- und Schaugartenprojekte • Einblicke in ihren privaten Garten • Die 16 Lieblingspflanzen von Petra Pelz

Fantasievolle Gärten mit Stauden und Gräsern Petra Pelz ist Landschaftsarchitektin aus Leidenschaft. Woraus zieht sie die Inspirationen für Ihre Gestaltungen? Wie geht sie an die Planung anspruchsvoller Privatgärten und weitläufiger Gartenschauen heran? Wie entwickelt sich ihre Vision zur Wirklichkeit? Wie fügt sie ihre Kompositionen in die umgebende Landschaft ein? Welche Lieblingspflanzen verkörpern am besten ihre Ideen und Gartenbilder? Erleben Sie in diesem Buch eine große Landschaftsarchitektin hautnah, schauen Sie ihr über die Schulter, lassen Sie sich begeistern und zu Ihrer eigenen Gartengestaltung anregen.

Anhand von Porträts zahlreicher bedeutender Pflanzenzüchter, Gärtner und Gartengestalter werden die historischen Zusammenhänge klar, die den kometenhaften Aufstieg der Stauden ermöglichten.

Faszination Weite

Gartengestaltung mit Stauden. Von Foerster bis New German Style. Mascha Schacht. 2012. 214 S., 172 Farbfotos, geb. mit SU. ISBN 978-3-8001-7690-8.

Petra Pelz · Ulrich Timm

Petra Pelz ist eine richtungsweisende, aber auch gefühlvolle Landschaftsarchitektin, die ihr Studium der Garten- und Landschaftsgestaltung erfolgreich an der FH Erfurt abschloss. Reisen und Exkursionen, vor allem nach Nordamerika, und der Austausch mit vielen Persönlichkeiten der internationalen Landschaftsarchitekturszene inspirierten sie zu einem in Deutschland völlig neuen Stil der Staudenverwendung. Sie prägte den flächigen Einsatz von Stauden, teils auch von vorher unbekannten Arten, und machte ihn zu ihrem Markenzeichen. Seit 1993 führt sie ein eigenes Landschaftsarchitekturbüro in SachsenAnhalt.

Faszination Weite Die modernen Gärten der Petra Pelz

ISBN 978-3-8001-7683-0

€ (D) 49,90 € (A) 51,30

www.ulmer.de

Ulrich Timm ist Landschaftsarchitekt bdla und Buchautor, er lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin. Er war langjähriger Leiter des Gartenressorts bei Schöner Wohnen. Mit Petra Pelz verbindet ihn eine langjährige Freundschaft.

Faszination Weite Für Wolfgang Oehme

Petra Pelz

Faszination Weite Die modernen Gärten der Petra Pelz Herausgegeben von Ulrich Timm



4





Die Pflanzenentdeckerin Anfänglich ließ sich Petra Pelz von der Groß­ zügigkeit der amerikanischen Staudenverwen­ dung inspirieren. Inzwischen hat sie längst ihren eigenen Stil gefunden: eine klare und groß­ zügige, aber im Detail dennoch subtile Art der Pflanzenverwendung, die sie gekonnt und stetig weiterentwickelt hat. Akzentuierende Großstau­ den und Gräser geben ihren Pflanzungen Maß­ stab und Rhythmus und vermitteln gleichzeitig den Eindruck ungezwungener Natürlichkeit. Insbesondere der freundschaftliche Kontakt zu dem Pionier der amerikanischen Staudenverwen­ dung, Wolfgang Oehme (1930–2011), mit dem sie in Magdeburg eines ihrer ersten Projekte rea­ lisierte, lenkte ihren Blick auf in Deutschland bis dahin kaum beachtete Pflanzen. Diese sorgfältig ausgewählte Palette nicht alltäglicher Stauden und Gräser wurde zu ihrem Markenzeichen. Um mit unkonventionellem Pflanzenmaterial arbeiten zu können, ließ Petra Pelz anfänglich sogar einige Neuheiten aus den USA importieren und dann die erforderlichen Stückzahlen für ihre Projekte eigens in Staudenbetrieben ver­ mehren. Zu den Charakterpflanzen, die durch ihre zahlreichen Pflanzplanungen auf Bundesund Internationalen Gartenschauen ins Rampen­ licht gerückt wurden, zählen Aconogonon speciosa ‘Johanniswolke’, Cephalaria gigantea, Packera aurea, Pycnanthemum muticum, Aster mongolicus und die grünlaubige Form von Haconechloa macra. Für ihre qualitätvolle und innovative Pflanzenverwendung auf der IGA Rostock zeich­ nete die amerikanische Perennial Plant Association (PPA) Petra Pelz 2005 mit dem Landscape Design Award aus.

Neben dem lang anhaltenden optischen Erscheinungsbild sind für Petra Pelz auch immer der Pflegeaspekt und die Dauerhaftigkeit wesentliche Kriterien für die strenge Pflanzenauswahl. Das hebt ihre Art der Pflanzenverwendung wohltuend ab von den auf Gartenschauen nicht selten präsentierten modisch gestylten Eventpflanzungen mit meist nur kurzer Lebenserwartung. Prof. Cassian Schmidt Hochschule RheinMain, Fachbereich Geisenheim, Landschaftsarchitektur

5



6



Inhalt

Meine Inspirationen 8

Meine Lieblingspflanzen 82

Wenn ich groß bin, werde ich ... 10

Aconogonon speciosa, Johanniswolke 84

Wolfgang Oehme – ein grüner Revolutionär 14

Aster ageratoides, Wild-Aster 84

Meine Studienreisen 22

Bistorta amplexicaulis, Kerzen-Wiesenknöterich 86

Gärtner meines Vertrauens 36

Cephalaria gigantea, Giraffenskabiose 86

Austausch erwünscht – Perennial Perspectives und Perenne 40

Euphorbia amygdaloides ‘Robbiae’, Mandel-Wolfsmilch, Mandelblättrige Wolfsmilch 88 Euphorbia palustris, Sumpf-Wolfsmilch 88

Meine Art zu planen 42

Festuca mairei, Atlas-Schwingel 90

So fängt es an 44

Hakonechloa macra, Japangras 90

Das Informationspuzzle 46

Helianthus orygalis, Stauden-Sonnenblume 92

Verschiedene Ausgangspunkte 58

Kalimeris incisa ‘Madiva’, Schönaster 92

Von der Vision zur Wirklichkeit: Meine erprobte Strategie 68

Lunaria rediviva, Ausdauerndes Silberblatt 94 Miscanthus sinensis ‘Gracillimus’, Silber-Chinaschilf 94 Miscanthus sinensis ‘Malepartus’, Silber-Chinaschilf 96 Phlomis russeliana, Brandkraut 96 Pycnanthemum muticum, Prärieminze 98 Veronicastrum virginicum, Kandelaber-Ehrenpreis 98

Inhalt

Meine Projekte 100 Pechauer Platz in Magdeburg: Dauerblüte mitten in der Stadt 102

Landesgartenschau Ansfelden, Österreich 2011: Gärten in neuen Tönen 158

Internationale Gartenschau Rostock 2003: Neue Pflanzen am Meer 106

Privatgarten von Familie Schnoor in Burg: Sommerglück im Vorgarten 160

Dachgarten in Magdeburg: Die Grüne Zitadelle von Magdeburg 114

Firmengarten in Magdeburg: Ein Garten für die Mitarbeiter 169

Bundesgartenschau Gera Ronneburg 2007: Mal farbenfroh, mal fast natürlich wild 118 Schaugarten in Ippenburg: Märchenhafte Gräser 126

Mein ganz privater Schaugarten 170 Mein Garten in Biederitz 172

Schaugarten auf Gut Stockseehof: Ein deutsch-deutscher Garten 130 Privatgarten in Burg, Sachsen-Anhalt: Fast ein Urlaubsparadies 134 Privater Innenhofgarten in Magdeburg: Ländliches Flair am Bauernhaus 138 Ein grüner Stadtplatz in Ahrensburg: Dynamik vor immergrüner Kulisse 140 Park der Donbass Arena in Donetsk, Ukraine: Ton in Ton, aber Orange 144 Landesgartenschau Aschersleben 2010: Robustes für den Schatten 148 Bundesgartenschau Koblenz 2011: Pflanzenparade auf dem Exerzierplatz 150

Service 187 An Wolfgang Oehme 188 Hilfreiche Adressen 189 Zum Weiterlesen 190 Bildquellen 190 Zum Nachschlagen 191

7

Wild- und Präriestauden, wie hier Scheinsonnenhut (Echinacea), Reitgras (Calamagrostis) und Johanniswolke (Aconogonon) sind für mich großartige Pflanzen, mit denen ich g­ erne arbeite. Deren großflächige Verwendung lässt schnell den Eindruck von Natürlichkeit und Weite entstehen.

Meine

Inspirationen Tausend Polygonum polymorphum musst du pflanzen!



Wenn ich groß bin, werde ich …

Wenn ich groß bin, werde ich ... Nein, so war es bei mir ganz und gar nicht. Die Frage war, wie ich als 15-jähriger Teenager einen Beruf finde, der auch meiner Berufung entspre­ chen würde. Schließlich sollte es ein Beruf fürs ganze Leben sein. So war es üblich in der DDR, wo ich aufwuchs. Ich jedoch hatte keinerlei Vorstellung.

Mein Garteninteresse war geflunkert Meine Mutter, eine Frau mit vielerlei Interessen, hatte Freude an Pflanzen und Gärten. Zwischen ihr und ihren Freundinnen wechselten im Som­ mer Einladungen von Garten zu Garten. Dadurch entstand eine kleine Gartengemeinde, die Pflan­ zen bewunderte, tauschte und Ideen besprach. Dabei schnappte ich die ersten Gartenbegriffe auf. Diese Begegnungen beeinflussten letztend­ lich sogar meine Berufswahl. Mit meinem sehr guten Zeugnis bewarb ich mich mit den Worten: „Ich möchte Landschaftsgärtnerin werden, da Gartenarbeit mein Hobby ist und mich Pflanzen sehr interessieren.“ Dass das nicht stimmte, wusste nicht nur ich, sondern auch meine Mut­ ter, denn Gartenarbeit bedeutete für mich Un­ kraut zupfen oder Rasen abharken. Das machte mir natürlich keinen Spaß.

Mein Garten, mein Labor, mein Experimentierfeld ... Hier kann ich mein Faible für Pflanzen ausleben und neue, ausgefallene Kombinationen ausprobieren.

Aber wegen meiner fehlenden Vorstellungs­ kraft für einen Beruf ließ ich mich darauf ein. Auch weil ich mir vornahm, nach der zweijähri­ gen Berufsausbildung zu studieren und anschlie­ ßend Gärten selbst zu gestalten. Bevor man jedoch zum Studium zugelassen wurde, war vorgeschrieben, ein Jahr praktisch zu arbeiten, beispielsweise im städtischen Grünflächenbe­ trieb. Da ich die Lehre sehr gut abschloss, ver­ suchte ich, dieses Jahr einzusparen und bewarb mich eigenständig um einen Studienplatz – auch wenn ich dadurch das Anrecht auf eine garan­ tierte Anstellung nach dem Studium verlor. Und es klappte! An der Ingenieurschule für Gartenbau in Erfurt, der heutigen Fachhochschule Erfurt, wurde ich 1979 angenommen und studierte drei Jahre Garten- und Landschaftsgestaltung mit dem Ingenieur-Diplom als Abschluss. Nach dem Studium war es wegen des enor­ men Wohnraummangels nicht einfach, eine Arbeitsstelle andernorts zu finden. Deshalb blieb ich in Magdeburg, wo ich bei meinen Eltern woh­ nen konnte, um mir in Ruhe eine eigene Woh­ nung zu suchen. Da ich keine Mietwohnung fand, nahm ich eine günstige Gelegenheit wahr und kaufte für 13.000 DDR-Mark ein Haus – mein heutiges Zuhause. Ich musste 3.000 Mark selbst aufbringen, für den Rest bekam ich einen zinslosen Kredit. Das war die Politik der DDR. Schließlich fand ich Arbeit in einem volkseigenen Betrieb für Tief-, Verkehrs- und Freiflächenbau. Hier arbeite ich für den experimentellen Wohn­ komplex Magdeburg Olvenstedt und war ver­ antwortlich für die Ausstattung mit individuell angefertigten Bänken, Zäunen, Pergolen, Spiel­

11



12

Meine Inspirationen



Früher gab es noch keine Gartenlust, es war eher Gartenfrust. Denn wer harkt schon gern im Alter von 16 Jahren den Rasen im elterlichen Garten? Ich nicht!

geräten sowie Kunstwerken. Ich leitete eine Schlosser-, Maler- und Tischlerbrigade, die die Ausstattungen anfertigte und komplettierte. Meine Kollegen waren Bauleiter für Gleisbau und Tiefbau. Das war ungewohnt, aber ich moch­ te sie alle, auch wenn sie hin und wieder den Charme einer Planierraupe hatten. Es wurde viel gearbeitet und viel geraucht. Besonders dick war die Luft in dem volkseigenen Dienstwagen der Marke Moskwitsch, weshalb ich mich schnell um ein Dienstfahrrad bemühte.

Ich lernte zu improvisieren Als junge Frau hatte ich ehemalige Kraftfahrer zu beaufsichtigen, die wegen der Kraftstoffkrise widerspenstig an die Schippe mussten, wo sie doch viel lieber hinter einem Lenkrad gesessen hätten. Das war eine Herausforderung für mich. Auch die Mangelwirtschaft in der DDR stellte mich vor schwierige Aufgaben. Beispielsweise sollten Zäune nach einer Farbkarte braun gestri­ chen werden. Braun gab es aber nicht. Deshalb

Wenn ich groß bin, werde ich …

mischten wir Grün und Rot mit etwas Schwarz. Ein anderes Mal setzte ich mich in den Zug und fuhr in eine Schraubenfabrik nach Erfurt, um dort dringend benötigtes Material persönlich ab­ zuholen. Holz für die Pergolen gab es zwar, aber nur Pappelholz in schlechter Qualität, krumm und schief als gesägte Schwarten. So bat ich den Tischler um Hilfe. Wir fuhren mit seinem Moped und einer Flasche Schnaps in eine nahe gelegene Russenkaserne. Dort baten wir den Kommandan­ ten, unser Holz durch das Sägegatter zu schie­ ben. Ich wusste, dass es dort solch eine Maschine zum Schneiden von Brettern und dicken Holz­ schwarten gab, weil ich sie häufig aus dem Zug gesehen hatte.

Veränderungen Nach drei Jahren wollte ich mich verändern. 1986 wechselte ich in das städtische Gartenamt. Hier saß ich in der Planungsabteilung und küm­ merte mich um Straßenbaumpflanzungen und kleinere Planungen. Die Geburt meiner Tochter Carolin fiel in diese Zeit. Kurze Zeit später, im November 1989, kam es dann glücklicherweise zum Mauerfall. Das Amt wurde aufgelöst und meine Kollegen wechselten in den Grünflächen­ betrieb, der später zum neuen Grünflächenamt wurde. Für kurze Zeit arbeitete ich ebenfalls dort, bevor meine zweite Tochter Theresa geboren wurde.

Auf eigenen Beinen Nach der Mutterschaftspause reifte der Ent­ schluss, mich selbstständig zu machen. Das war 1993. Mein Mann Joachim, studierter Maschi­ nenbauingenieur für Fördertechnik, ermutigte mich dazu und wir wagten aufgrund der florie­ renden Bauwirtschaft gemeinsam unsere Selbst­ ständigkeit. Viele Bauherren, meist aus den alten Bundesländern, brachten die Architekten ihres Vertrauens für die anstehenden Planungsaufgaben mit. Dagegen suchten sie die Freiflächen­ planer hier vor Ort. Wir wurden häufig engagiert und erarbeiteten Ausgleichspläne für verschie­ dene Bauvorhaben. Diese Pläne sind für die Bau­ genehmigung von Gebäuden notwendig, um sicherzustellen, dass die später versiegelten Flä­ chen durch Grün ausgeglichen werden. Unsere Selbstständigkeit begannen wir mit einfachsten Mitteln und opferten dafür sogar unser Wohnzimmer. Für eineinhalb Jahre war unser Büro unser Lebensmittelpunkt, in dem wir zwischen Drehstühlen und Akten auch Weih­ nachten und Geburtstage feierten. Unsere beiden Töchter saßen auf kleinen Hockern vor dem Fernseher und sahen zwischen den Akten hin­ durch das „Dschungelbuch“. Ich konnte diese Situation gut akzeptieren, da ich wusste, es war nur ein Übergang. Es herrschte Aufbruchsstim­ mung. In diesem Jahr 1993 lernte ich Wolfgang Oehme kennen, der mein berufliches Leben völlig verändern sollte ...

Es herrschte Aufbruchstimmung …

13



14