Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre

Chelsea Green Publishing, White River Junction/Vermont, USA, 2012. .... Ausblick 7–2: Öffentliches Gesundheitssystem – Persönliche Gesundheit . 215.
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Wir danken der Stiftung »Forum für Verantwortung« für die großzügige Förderung der Übersetzung.

CO2-Emissionen vermeiden, reduzieren, kompensieren – nach diesem Grundsatz handelt der oekom verlag. Unvermeidbare Emissionen werden durch Emissionsminderungszertifikate mit Gold Standard ausgeglichen. Mehr Informationen finden Sie unter: www.oekom.de. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Copyright der Originalausgabe »2052. A Global Forecast for the Next Forty Years«: © 2012 Jorgen Randers Original erstmals veröffentlicht bei: Chelsea Green Publishing, White River Junction/Vermont, USA, 2012. © der deutschen Ausgabe oekom verlag München 2012, 2014 Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH, Waltherstraße 29, 80337 München Titelmotiv Erde: fotolia.com Titelgestaltung: Ines Swoboda, oekom verlag Gestaltung + Satz Innenteil: Reihs Satzstudio, Lohmar Lektorat: Martina Blum, oekom verlag Druck: GGP Media GmbH, Pößneck Dieses Buch wurde auf FSC®-zertifiziertem Recyclingpapier und auf Papier aus anderen kontrollierten Quellen gedruckt. Circleoffset Premium White, geliefert von Igepagroup, ein Produkt der Arjo Wiggins. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-86581-665-8 e-ISBN 978-3-86581-627-6

Jorgen Randers

2052

Der neue Bericht an den Club of Rome Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre

Aus dem Englischen von Annette Bus, Ursula Held, Anna Leipprand, Eva Leipprand, Friedrich Pflüger, Sigrid Schmid, Heinz Tophinke

Für meine Kinder und Enkelkinder

Vorwort: Was wird die Zukunft bringen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

TEIL 1: HINTERGRUND 1 Sorgen um die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Warum jetzt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ist eine Prognose möglich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Warum 40 Jahre? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundlagen für eine wohlbegründete Vermutung . . . . . . . . . . . . . . . . Volldampf voraus, aber den Seelenfrieden wahren. . . . . . . . . . . . . . . 2 Fünf große Fragen im Blick auf 2052

.......................

21 23 25 26 29 31

Die Nachhaltigkeitsrevolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Fünf zentrale Fragen rund um den Systemwechsel. . . . . . . . . . . . . . . 34 Das Ende des Kapitalismus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Ausblick 2–1: Die dunklen Jahrzehnte: Privileg und Polarisierung . . . . . . 36 Das Ende des Wirtschaftswachstums? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Ausblick 2–2: Den Konsum in Asien einschränken . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Das Ende der »langsamen« Demokratie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Ausblick 2–3: Im Schneckentempo Richtung Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . 53 Das Ende der Eintracht zwischen den Generationen? . . . . . . . . . . . . 59 Ausblick 2–4: Krieg um Gerechtigkeit zwischen den Generationen . . . . . . 59 Das Ende des stabilen Klimas? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Ausblick 2–5: Extremwetter im Jahr 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

TEIL 2: MEINE GLOBALE PROGNOSE 3 Die meiner Prognose zugrunde liegende Logik

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77

Der Leitstern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein in groben Zügen gezeichnetes Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine kurze Zusammenfassung meiner Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . Das deterministische Grundgerüst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lineare Darstellung eines kreisförmigen Labyrinths . . . . . . . . . . . . .

78 79 79 81 82

Die mathematische Formulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Eine abschließende Bemerkung zur Datengrundlage . . . . . . . . . . . . . 85 4 Bevölkerung und Konsum bis 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Die Bevölkerungszahl wird ihren Höchststand erreichen. . . . . . . . . . Die Erwerbsbevölkerung wird ihren Höchststand etwas früher erreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Produktivität wird wachsen, aber auf Hindernisse treffen . . . . . Die Produktion (das BIP) wird wachsen, aber immer langsamer . . . Ausblick 4–1: Das Ende unwirtschaftlichen Wachstums. . . . . . . . . . . . . .

Investitionen – erzwungene und freiwillige – werden zunehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neue Kosten werden entstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anpassungs- und Katastrophenkosten werden explodieren . . . . . . Der Staat wird sich stärker einmischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick 4–2: »Hellgrünes« Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Der Konsum wird stagnieren – und mancherorts sinken . . . . . . . . . 5 Energie und CO2 bis 2052

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87 90 92 96 99

105 109 115 117 119 123 129

Die Energieeffizienz wird weiter zunehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Der Energieverbrauch wird steigen, aber nicht endlos . . . . . . . . . . 133 Die Klimaintensität wird durch erneuerbare Energien gesenkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Ausblick 5–1: Der Weg zur Photovoltaik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Ausblick 5–2: Das Ende der Atomkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Die CO2-Emissionen durch Energieverbrauch erreichen 2030 ihren Höhepunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Die Temperatur wird um mehr als 2 °C steigen . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Ein Temperaturanstieg um 2 °C wird zu ernsthaften Problemen führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Ausblick 5–3: Schwere Zeiten für arktische Gewässer . . . . . . . . . . . . . . 153 Ausblick 5–4: Flucht in die Großstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 6 Ernährung und Fußabdruck bis 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Die Nahrungsmittelproduktion wird eine geringere Nachfrage befriedigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Biokraftstoffe und weißes Fleisch auf dem Vormarsch . . . . . . . . . . 166 Ausblick 6–1: Teures Öl = Teure Nahrungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Ausblick 6–2: Die Grenzen der Proteinproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

Kommerzieller Fischfang wird auf ausgewiesene Fischereizonen begrenzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Die Ökosysteme der Erde werden gestört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Ausblick 6–3: Wettlauf um die letzten Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Ungenutzte Biokapazität wird stark abnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Ausblick 6–4: urban mining – Städte als Rohstoffquelle für Metall . . . . 186 Ausblick 6–5: Parks als letzte Rückzugsorte der Natur . . . . . . . . . . . . . 191 7 Die nicht-materielle Zukunft bis 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Geringeres Bruttoinlandsprodukt: Weniger Druck auf die globalen Wachstumsgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Langsamere Steigerung der Produktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spannungen durch verminderten Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurzfristiges Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mehr Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erzwungene Umverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Megastädte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

197 198 199 200 202 204 206

Ausblick 7–1: Das Leben in Megastädten und die Entäußerung des Verstandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

Allgegenwärtiges Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Verlust des Besonderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Fortschritte bei der Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 Ausblick 7–2: Öffentliches Gesundheitssystem – Persönliche Gesundheit . 215 Neue Bedrohungen für die Streitkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Ausblick 7–3: Kriege der Zukunft und der Aufstieg der Roboter. . . . . . . 220 Ausblick 7–4: Militär für Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 8 Der Zeitgeist von 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Fragmentierung: Betonung lokaler Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Ausblick 8–1: Schottland schließt sich dem Neuen Europa an . . . . . . . . 230 Ausblick 8–2: Das Ende der mediterranen Disparität . . . . . . . . . . . . . . 234 Ausblick 8–3: Slum-Urbanismus in Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Ein neues Paradigma: Geringere Fixierung auf Wirtschaftswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Ausblick 8–4: Wertschätzung des Ganzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Modifizierter Kapitalismus: Weises Regieren gewinnt an Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Ausblick 8–5: CSR 2.0: Unternehmerische Nachhaltigkeit und Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254

Kollektive Kreativität: Ein Netzwerk aus engagierten Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Ausblick 8–6: Die Weisheit der vielen nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Ausblick 8–7: Die Jugend spielt für eine bessere Welt . . . . . . . . . . . . . 262 Generationengerechtigkeit: Den Blick weiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

TEIL 3: ANALYSE 9 Gedanken über die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Die Motoren der Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zukunft im Schaubild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Es wird spannend! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meine eigenen Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Acht konkrete Fragen zur Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wild Cards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Weg ins Jahr 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick 9–1: Run auf die Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick 9–2: Finanzierung der Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

272 273 277 279 282 295 299 301 305

10 Fünf regionale Zukünfte im Blick auf 2052 . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Die Vereinigten Staaten

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311

Ausblick 10–1: Strahlende solare Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315

China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 Ausblick 10–2: China – die neue Hegemonialmacht . . . . . . . . . . . . . . . 324 OECD-ohne-USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 BRISE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Ausblick 10–3: Reichtum durch Biokraftstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Die restliche Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 11 Vergleich mit anderen Zukünften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 Der Vergleich mit einem globalen Computermodell . . . . . . . . . . . . . Vergleich mit der Studie Die Grenzen des Wachstums . . . . . . . . . . . . Grenzüberziehung und Zusammenbruch im Detail . . . . . . . . . . . . . . Perspektiven für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts . . . . . . . . Ausblick 11–1: Die fünfte kulturelle Stufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick 11–2: Die dritte Blütezeit des Lebensbaums . . . . . . . . . . . . . .

347 349 355 361 363 367

12 Welche Möglichkeiten haben wir noch?

....................

373

Vorgehen einer idealen Weltgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 20 persönliche Ratschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 Leben Sie mit der drohenden Katastrophe, ohne die Hoffnung zu verlieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 Schlussbemerkung Danksagung

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407

Nachwort des Club of Rome (2014) Anhang

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416

1. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Definitionen und Datenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ausblicke 2052: Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Zusätzliche Daten zu Fertilität und Produktivität . . . . . . . . . . . .

416 418 422 428

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 Über den Autor

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

Diese Publikation ist ein »Bericht an den Club of Rome«

Das Buch »2052. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre« ist der 31. »Bericht an den Club of Rome«. Das Executive Committee des Club of Rome vergibt diese Auszeichnung, wenn es zu dem Ergebnis kommt, dass eine Publikation einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der World Problematique liefert, den vielfach miteinander verwobenen Problemen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist. Der erste Bericht an den Club wurde 1972 unter dem Titel »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlicht. Der Club of Rome wurde 1968 als ein Zusammenschluss unabhängiger Denker aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gegründet. Er hat derzeit etwa 150 Mitglieder, sein Hauptsitz ist in Winterthur, Schweiz; in mehr als 30 weiteren Ländern gibt es nationale Vertretungen. Eine wichtige Aufgabe dieser Vertretungen ist es, bei nationalen Agenda-Prozessen mitzuwirken. Gemeinsam sind seinen Mitgliedern die Sorge um die Zukunft der Menschheit und ihres Planeten sowie die Benennung der Grundursachen der Systemkrise. Der Club of Rome setzt sich ein für einen umfassenden Wertewandel als Grundvoraussetzung für eine andere Art zu wirtschaften und eine Schonung der Ressourcen; für eine gerechtere Gesellschaft, die allen eine Chance auf Arbeit offeriert; für ein politisches System, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz ist heute nötiger denn je. Der Club of Rome verfolgt seine Ziele durch wissenschaftliche Analyse, Kommunikation, die Bildung von Netzwerken sowie eine intensive Zusammenarbeit mit einer Vielzahl unterschiedlicher Partner. Er veröffentlicht Bücher, Diskussionspapiere und Dossiers und organisiert Konferenzen, Webinare, Vorträge sowie hochrangige Tagungen und Veranstaltungen. Entscheidungsträger im öffentlichen und privaten Sektor werden mit wichtigen Erkenntnissen konfrontiert, um Denkblockaden zu lösen und neue Wege zu gehen.

VORWORT

Was wird die Zukunft bringen?

Vaclav Havel, Präsident der Tschechischen Republik, in einem Pressegespräch vor einer entscheidenden Konferenz zur Verhinderung eines Krieges im ehemaligen Jugoslawien, bei der er den Vorsitz führte: »Exzellenz, sind Sie ein Optimist?« Lange Pause. »Nein, ich bin kein Optimist in dem Sinn, dass ich glaube, es wird alles gut gehen; ich bin aber auch kein Pessimist in dem Sinn, dass ich glaube, es wird alles schlecht ausgehen. Ich empfinde Hoffnung. Denn ohne Hoffnung wird es keinen Fortschritt geben. Hoffnung ist so wichtig wie das Leben selbst.«1

E

s ist jetzt 40 Jahre her, dass wir, meine Kollegen und ich, in den Räumen am Massachusetts Institute of Technology fleißig über unserer Arbeit saßen. Zwei Jahre lang machten wir uns ausführlich und gründlich Gedanken über die Zukunft. Unter der Leitung von Dennis L. Meadows und mit Donella H. Meadows als Verfasserin wurde daraus das »berühmt-berüchtigte« kleine Buch mit dem Titel Die Grenzen des Wachstums.2 Es handelte sich dabei um eine Szenarioanalyse, mit der wir folgende Frage beantworten wollten: »Was wird im Lauf der nächsten 130 Jahre geschehen, wenn die Menschheit sich entschließt, ganz bestimmte Strategien zu verfolgen?« Was wird zum Beispiel geschehen, wenn die Weltgesellschaft weiterhin Wirtschaftswachstum anstrebt, ohne sich intensiv um die Kontrolle des Bevölkerungswachstums zu kümmern? Oder was wird geschehen, wenn sich die Menschheit entscheidet, ihre enormen technischen Möglichkeiten (und einiges an finanziellen Mitteln) in weltweitem Maßstab auf die Entwicklung einer umweltfreundlichen Landwirtschaft zu konzentrieren? Wir entwarfen ein paar unterschiedliche Bilder von der Zukunft. Manche zeigten eine Entwicklung zum Schlechteren; in anderen verbesserte sich die Lage für die Menschen entscheidend. Wir stellten allerdings keine Prognose auf. Wir versuchten nicht vorauszusagen, was im Lauf des nächsten Jahrhunderts tatsächlich geschehen würde. Wir glaubten nämlich nicht, dass dies mit der nötigen wissenschaftlichen Genauigkeit zu leisten war. Innerhalb des langen Jahrhunderts von 1970 bis 2100 waren so viele Entwicklungen vorstellbar, dass wir uns nicht in

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Vorwort

der Lage sahen, eine bestimmte Zukunftsvariante herauszupicken und diese gegen die Vielzahl anderer Möglichkeiten zu verteidigen. Stattdessen machten wir eine Szenarioanalyse. Wir versuchten Aussagen zu treffen über die voraussichtlichen Ergebnisse unterschiedlicher Strategien und Maßnahmen. Wir versuchten zu beschreiben, welche Wirkung man voraussichtlich erzielen könnte, würde man gesellschaftliche Ressourcen einsetzen, um schneller zu technischen Lösungen für die offensichtlichen Probleme der Zeit zu kommen: Bevölkerungswachstum, Nahrungsmittelund Ressourcenknappheit sowie die sich abzeichnende Umweltzerstörung. Wir verwendeten ein Computermodell, um eine Vorstellung von möglichen Entwicklungen zu bekommen, wenn sich die Menschheit zum Beispiel für eine Obergrenze beim Pro-Kopf-Verbrauch oder auch bei der Kinderzahl pro Frau entscheiden würde. Wir versuchten, unsere verschiedenen Szenarien – unsere Zukunftsbilder – in sich stimmig zu gestalten. Wir versuchten sicherzustellen, dass die Bevölkerungsentwicklung mit unseren Annahmen zur gewünschten Familiengröße übereinstimmte, und dass die gewünschte Familiengröße wiederum zum jeweils vorhandenen Bildungsstand und Grad der Gesundheitsversorgung passte. Wir versuchten zu gewährleisten, dass die von uns erwarteten technischen Lösungen in unseren Szenarien nicht unvermittelt auftauchten, sondern erst nach jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung und Pilotprojekten in kleinerem Maßstab. Um sich widersprechende Annahmen auszuschließen, speisten wir alle unsere Annahmen in das Computermodell ein. Das Computermodell bewahrte uns auch davor, aus dem gesamten Annahmenpaket unlogische Rückschlüsse zu ziehen. Die wichtigste Schlussfolgerung aus unseren Bemühungen in den frühen 1970er-Jahren war diese: Wenn sich nicht grundsätzlich etwas änderte, war die Menschheit im Begriff, auf gefährliche Weise über die materiellen Grenzen unseres Planeten hinauszuwachsen. Diese Schlussfolgerung beruhte auf der (für uns, aber nicht für alle, selbstverständlichen) Beobachtung, dass die Menschheit Zeit braucht, um jedes aus der (für uns, aber nicht für alle, selbstverständlichen) Endlichkeit des Planeten entstehende dringende Problem zu lösen. Sie braucht Zeit, um das Problem zu identifizieren, Zeit, um zu akzeptieren, dass das Problem tatsächlich besteht, Zeit, es zu lösen, und Zeit, die neue Lösung umzusetzen. Der erste Teil  – die »Verzögerung bei der Wahrnehmung und Akzeptanz« – ließ es (uns, aber nicht allen) plausibel erscheinen, dass die Menschheit es sich gestatten würde, in ihrer Größe und ihren Auswirkungen auf die Umwelt über die nachhaltige Tragfähigkeit des globalen Ökosystems hinauszuwachsen. Diese lange Verzögerung würde das, was wir »Grenzüberziehung« (overshoot) nannten, ermöglichen, wenn nicht sogar herausfordern, insbesondere dann, wenn die Menschheit sich den Grenzen des Planeten mit hoher Geschwindigkeit nähern würde. Tatsächlich kann die Menschheit durchaus eine Zeit lang im Zustand der

Was wird die Zukunft bringen?

15

Grenzüberziehung verbleiben (wie etwa bei der Überfischung der Meere), dieser Zustand kann und wird aber nicht ewig anhalten, wenn die Grundlagen einmal zerstört sind (wenn es also keine Fische mehr gibt).

Wird die Welt zusammenbrechen? Wenn eine Grenzüberziehung einmal eingetreten ist, dann gibt es nur noch zwei Wege zurück auf die Ebene der Nachhaltigkeit – entweder gesteuerter Niedergang durch die geordnete Einführung einer neuen Lösung (Fisch aus Fischfarmen) oder Zusammenbruch (man isst keinen Fisch mehr, weil es keinen mehr gibt – und entzieht den Fischern damit die Lebensgrundlage, wie nach 1992 in Neufundland geschehen). Die Grenzüberziehung kann nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Wenn man das versucht, werden sich sehr schnell unlösbare Probleme ergeben. Durch diese Probleme wird die Motivation, neue Lösungen zu identifizieren und umzusetzen, deutlich erhöht. Eine neue Lösung taucht aber nicht von heute auf morgen auf, sondern erst nach einer »Verzögerung bei der Lösung und Umsetzung«, die leicht zehn Jahre dauern kann. Selbst wenn man also beginnt, bevor die Grundlagen ganz verschwunden sind, geht man das Risiko ein, diese vollends zu verbrauchen, während man noch auf eine neue Lösung wartet. Das war die eigentliche Botschaft von Die Grenzen des Wachstums von 1972. In den Jahrzehnten seit der Veröffentlichung lieferte die zögerliche Reaktion der Menschheit auf das Klimaproblem eine erstklassige Bestätigung dieser Botschaft. In den 1960er-Jahren3 wurde das Problem erstmals identifiziert, der Weltklimarat (Intergovernmental Panel of Climate Change  – IPCC) wurde 1988 etabliert, um die Sicht der Wissenschaft beizusteuern,4 und 1997 wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen.5 40 Jahre später haben wir aber immer noch keine Reduktion der jährlichen Treibhausgasemissionen erreicht. Die Menschheit verbleibt dauerhaft in einem Zustand der Grenzüberziehung (indem sie etwa doppelt so viel CO2 im Jahr ausstößt, wie die Wälder und Meere der Erde aufnehmen können), und wir können bereits erste Anzeichen der nahenden schrittweisen Zerstörung des Ökosystems erkennen,  das eine ganze Reihe ökologischer Dienstleistungen liefert, auf die die Menschheit angewiesen ist. Auf einer Konferenz nach der anderen wird über gesteuerten Niedergang diskutiert, mit wenig Wirkung allerdings, was die Emissionen betrifft. In den Szenarien der Grenzen des Wachstums stellten Grenzüberziehung und Zusammenbruch eine Zukunftsvariante dar, von der meine Kollegen und ich tatsächlich glaubten, es werde infolge einer neuen, weisen, vorausschauenden Politik gar nicht so weit kommen. War das Gefahrenpotenzial des endlosen Wachstums und der verzögerten Lösungen erst einmal verstanden, wäre rasches Handeln die Folge. Eine Warnung, die auf Vernunft