Ein Spaziergang mit ... Daniel Häni

der Gesellschaft gibt, die unbedingt erle- digt werden müssen. Er selbst würde sie .... über zehn Jahre lang ein Einkommen ausbezahlen, das zum Leben reicht.
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Früher Hausbesetzer, heute Unternehmer: Mitten in Basel führt Häni ein Kaffeehaus unter dem Motto „Wer nicht muss, der kann.“

Ein Spaziergang mit ... Daniel Häni Am 5. Juni hat die Schweiz als erstes Land der Welt über ein bedingungsloses Grundeinkommen abgestimmt – und sich mit großer Mehrheit dagegen entschieden. Geht es nach Daniel Häni, dem Initiator der Abstimmung, hat die Debatte darüber jedoch erst richtig begonnen INTERVIEW: SAMANTA SIEGFRIED / FOTOS: ÉRIC VAZZOLER Wir treffen uns mit Daniel Häni im „unternehmen mitte“, einem Kultur- und Kaffeehaus im Herzen von Basel. Das stattliche Gebäude war früher der Sitz der Schweizerischen Volksbank, seit 1998 ist es unter der Leitung von Daniel Häni im Besitz einer Stiftung. Hier legte er den Grundstein der „Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen“, die am 5. Juni 2016 mit 76,9 Prozent Nein-Stimmen verworfen wurde. Herz des Unternehmens ist das Kaf-

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feehaus, das größte der Schweiz soll es sein. Hohe Decken ruhen auf schweren Säulen. Es herrscht reges Treiben an diesem Freitagnachmittag: Studenten mit Laptops, junge Eltern mit ihren Kindern, lernende Schüler, schwatzende Pärchen. Einige sehen so eingerichtet aus, als würden sie bereits den ganzen Tag hier verbringen. Wo früher die Schalterhalle war, stellen wir uns an die Selbstbedienungsbar. Häni bestellt einen Cappuccino, ich eine Cola, auf deren Etikett

in goldenen Lettern die Grundeinkommensfrage prangt: „Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?“ natur: Herr Häni, wo außer auf dieser Flasche Cola spiegeln sich in Ihrem Unternehmen die Gedanken des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) wider? Häni: Wir verzichten im Kaffeehaus auf Konsumzwang. Das Credo lautet: „Wer

Daniel Häni, geboren 1966 im Schweizer Kanton Bern, prägte in den 90er Jahren den Begriff der „Zwischennutzung“ und übernahm 1998 zusammen mit Kollegen und mithilfe einer Stiftung eine leerstehende Bank. Heute will er sich als Unternehmer dafür einsetzen, dass Menschen selbstbestimmter arbeiten können – und lancierte deshalb die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mit außergewöhnlichen Aktionen wie etwa dem Ausschütten von acht Millionen Fünf-Rappen-Stücken vor dem Regierungsgebäude ging die Kampagne als eine der medienwirksamsten in die Schweizer Geschichte ein.

nicht muss, der kann.“ Jeder soll frei entscheiden, ob er konsumieren will. In den Vorstellungsgesprächen mit potenziellen Mitarbeitern wollen wir außerdem neben den fachlichen Kompetenzen herausfinden: Was ist wirklich das Motiv der Menschen, hier zu arbeiten, außer Geld? Damit stellen wir, anstelle von Müssen und Sollen, das Wollen und Können in den Vordergrund. Womit wir bereits beim Kern der Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen sind, richtig? Genau. Die Idee ist, dass jeder den Teil des Einkommens, den man unbedingt braucht, auch ohne Bedingungen bekommt. Die Höhe ist noch zu bestimmen, aber in jedem Fall so viel, dass es für ein menschenwürdiges Leben reicht. In der Schweiz müsste man etwa mit 2500 Franken rechnen, in Deutschland vielleicht mit 1000 Euro. Das gibt uns die Möglichkeit, selbstbestimmter zu entscheiden, was und wie wir arbeiten wollen – und Arbeit abzulehnen, die wir nicht verantworten können. Welche Art von Arbeit wäre das beispielsweise? Das entscheidet dann eben jeder selber. Und wenn es niemand mehr für wichtig hält, den Müll einzusammeln oder die öffentlichen Toiletten zu putzen? Das ist eine entlarvende Frage – für denjenigen, der sie stellt. Der Fragende geht anscheinend davon aus, dass es Arbeiten in der Gesellschaft gibt, die unbedingt erledigt werden müssen. Er selbst würde sie zwar nicht ausführen, weil er sie wahrscheinlich als mindere Arbeit einstuft. Aber er glaubt offensichtlich, dass gesell-

schaftliche Bedingungen aufrechterhalten werden müssen, die andere dazu zwingen. Und Sie denken das nicht? Ich gebe Ihnen drei mögliche Antworten auf die Frage, wer die sogenannte Drecksarbeit noch machen würde. Erstens: Gemeint sind damit ja oftmals Routinearbeiten, bei denen Fleiß und Gehorsam gefragt sind. Das sind genau die Verrichtungen, die Maschinen gut ausführen können. Das ist ein großes Glück. Denn alles, was derart berechenbar ist, wird kurzoder mittelfristig ohnehin von Robotern übernommen. Zweitens: „Drecksarbeit“ hat viel mit Wertschätzung zu tun. Also muss man Arbeit, von der man denkt, dass sie wichtig ist, die aber niemand freiwillig machen würde, eben besser wert-

schätzen. Und wenn das nicht durch Sinn und Begeisterung gelingt, dann muss man es eben mit Geld machen. Und drittens die philosophische Antwort: Wenn ich denke, es gibt etwas, das unbedingt getan werden muss, dann ist die logische Schlussfolgerung, dass ich es selbst in die Hand nehme. Vielleicht liege ich aber gerade bequem in der Hängematte, weil ich gerne faulenze? Zu sagen, Menschen seien von Natur aus faul, beruht auf einem grundsätzlichen Irrtum. Wenn jemand träge wirkt, geht es darum zu fragen: Warum ist dieser Mensch so? Oft liegt die Wurzel nämlich darin, dass er etwas machen muss, womit er sich nicht identifizieren kann. Faulheit ist dann die Folge davon, wie ein Fieber. Das BGE wirkt gegen die Ursachen des Fiebers. Umfragen geben Ihnen Recht: Dem Meinungsforschungsinstitut Demoscoope gegenüber gaben nur zwei Prozent der Befragten in der Schweiz an, sie würden mit Grundeinkommen bestimmt mit dem Arbeiten aufhören. Gleichzeitig jedoch glauben über 30 Prozent, dass alle anderen > ebendies tun würden.

Basel Hauptbahnhof. Viele Unterstützer der Kampagne kamen für ein „Demokratiepraktikum“ aus Deutschland

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Oben: Ein Getränk mit Hintergedanken: Wer im „unternehmen mitte“ in Basel eine Cola bestellt, wird mit existenziellen Fragen konfrontiert. Rechts: Kaffeepause in der Gerbergasse. „Zu sagen, Menschen seien von Natur aus faul, beruht auf einem grundsätzlichen Irrtum“, meint Häni

Da sehen Sie, wie groß der Mangel an Zutrauen ist. Für uns selbst haben wir ein Menschenbild, für die anderen ein Tierbild: „Ich bin fleißig, aber du bist faul.“ Und wenn ich gar nicht Selbstverwirklichung in meinem Job suche? Vielleicht finde ich die eher in einem Hobby oder bei meiner Familie? Dem steht das BGE ja nicht im Weg. Es geht darum, dass keiner bestimmt, was dir Genugtuung geben soll. In ihrem Buch: „Was fehlt, wenn alles da ist“ sprechen Sie vom „Zwang der Freiheit“. Ist das kein Widerspruch? Ich unterscheide drei Stufen von Freiheit. Freiheit eins: Ich kann tun und lassen, was ich will – ohne Rücksicht. Das ist die primitive, neoliberale Freiheit. Freiheit zwei ist nach dem Philosophen Rousseau: Nicht tun zu müssen, was ich nicht will. Das würde ein BGE ermöglichen: Man kann Nein sagen. Die dritte Stufe von Freiheit schließlich ist der Verzicht darauf zu bestimmen, was die anderen tun sollen. Das ist die Freiheit, die zur Einführung des BGE führt. In einer Grundeinkommensgesellschaft wäre ich dann gezwungen zu tun, was ich wirklich will, weil es keine Ausrede mehr dafür gibt, etwas zu tun, was ich nicht will.

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Verliert dann auch das Sprichwort „Not macht erfinderisch“ seine Gültigkeit? Zum Teil. Ich unterscheide zwischen konstruktivem und destruktivem Druck. Ich bin für konstruktiven Druck, für Wettbewerb und Herausforderungen. Aber nicht für einen Wettbewerb um die Existenz. Bezogen auf die Existenz wirkt Druck destruktiv und macht nicht erfinderisch, sondern ohnmächtig. Existenzangst macht die Menschen nicht verantwortungsfähig, im Gegenteil. Wir gehen im Café durch eine verschnörkelte Tür und steigen ein paar Stufen in den „SAFE“ hinab, einen kleinen Raum mit einer Bühne und rund 50 Zuschauerplätzen. Junge Menschen proben gerade für ein Theaterstück. Daneben führt eine halbgeöffnete schwere Tür in den ehemaligen Tresor der Bank. Golden nummerierte Fächer auf weiß-grünen Kacheln. Heute ist der SAFE ein beliebter Aufführungsort im „unternehmen mitte“. Sprechen wir über Geld. Macht Geld denn glücklich? Moment. (Häni bleibt abrupt stehen, was er oft macht, wenn ihm etwas Wichtiges

einfällt oder er mit etwas nicht einverstanden ist.) Es ist ein großer Irrtum zu glauben, beim BGE gehe es um mehr Geld. Es geht im Grunde überhaupt nicht um Geld. Sondern darum, die Existenz nicht mehr an Bedingungen zu knüpfen. Geld ist nur das Mittel. Wer Geld aber als Zweck sieht, ist oft unglücklich. Aber jeder soll, so Ihr Vorschlag, ohne Gegenleistung etwa 2500 Franken pro Monat bekommen. Das ist immerhin rund die Hälfte des schweizerischen Durchschnittseinkommens. Ja, aber fast jeder hat heute bereits ein Einkommen, nur aus verschiedenen Quellen und zu verschiedenen Bedingungen. Die Aufgabe des Staates wäre es, dieses Geld einzusammeln, von Bedingungen „freizuwaschen“ und dann wieder auszuzahlen. Im Prinzip ist es ein Nullsummenspiel. Das Geld ist bereits vorhanden. Können Sie das erklären? Das BGE wird nicht zusätzlich zum Lohn ausbezahlt, sondern mit den bereits bestehenden Einkommen oder Sozialleistungen verrechnet. Das Grundeinkommen kommt, wie der Name sagt, nicht oben drauf, sondern sichert den Sockel aller Einkommen.

Das heißt: Wenn ich bisher 5000 Franken verdiente, bekomme ich künftig 2500 vom Staat als BGE ausbezahlt und 2500 von meinem Arbeitgeber. Für diese müsste ich aber weiterhin meine volle Stelle antreten? Ja, klar. Das Grundeinkommen ist nicht dafür da, dass sie weniger arbeiten. Und Umfragen bestätigen ja auch, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen arbeiten will. Mit dem Konzept sinken aber die zu besteuernden Erwerbseinkommen. Wie holt der Staat die wieder rein? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Etwa über eine Einkommenssteuer: Wer mehr verdient, bezahlt mehr Steuern. Oder über eine Verbrauchs- und Mehrwertsteuer, die den Konsum besteuert. Aber genau wie die Höhe des BGE, müsste auch die Form der Besteuerung in einem späteren Schritt bestimmt werden. Dafür wurden Sie ebenfalls kritisiert: Sie halten die Debatte gerne auf einer philosophischen Ebene. Details zur konkreten Umsetzung wurden vor der Volksabstimmung nicht eingehend besprochen.

Der Hammering Man, berühmtes Kunstwerk von Jonathan Borofsky, vor der Baseler UBS-Bank symbolisiert den Arbeiter in uns allen. Der fleißigste Basler misst 13,5 Meter und wiegt acht Tonnen

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Das war Absicht. Wir wollen nicht, dass eine solch weitreichende Grundsatzentscheidung aufgrund von persönlichen Vor- oder Nachteilen gefällt wird, sondern wirklich, weil man seinen Mitmenschen die bedingungslose Existenzsicherung gewähren will. Deswegen haben wir den Verfassungsartikel zur Abstimmung sehr einfach gehalten. Erst einmal geht es um einen Richtungsentscheid. Es gibt natürlich gute Antworten auf diese Detailfragen. Aber alles zu seiner Zeit. Wir haben unterdessen das Kaffeehaus verlassen und spazieren durch die Stadt. Vor dem Eingang des Hauptbahnhofs haben sich Obdachlose versammelt, müde Menschen auf Holzbänken, neben ihnen häufen sich die Bierdosen. Hier, da sitzen ja sogenannte Randständige. Die sind den ganzen Tag damit beschäftigt, die Zeit totzuschlagen und bis am Abend eine bettartige Situation herzustellen. Das ist nicht faul, das ist ein harter Job. Aber er ist nicht produktiv. Sie sind nur mit sich selbst beschäftigt und leisten nichts für unsere Gesellschaft. Ein BGE würde sie viel besser integrieren als Sozialhilfe.

Vor den Skulpturen des Künstlers Jean Tinguely. Seine Spezialität: Maschinen, die sinnlose Arbeiten ausführen

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Auch bisher durchgeführte Pilotversuche zum BGE richten sich meist an Bedürftige: etwa in Armenvierteln von Namibia oder Brasilien und bald auch mit einer Gruppe Sozialhilfeempfänger in Lausanne. Was halten Sie davon? Das ist nicht ideal, denn das BGE ist von allen für alle. Wissen Sie, wenn den Menschen die Vorstellung für etwas fehlt, dann brauchen sie Experimente. Aber das ist noch kein BGE, nur ein Aspekt davon. In Finnland sollen ab dem Jahr 2017 mindestens 2000 Menschen von der Regierung monatlich 560 Euro ohne Gegenleistung bekommen. In Finnland sehen wir das Szenario, vor dem sich zu Recht die Gewerkschaften hier fürchten: Der Sozialstaat wird abgeschafft für ein Grundeinkommen auf dem Niveau der Grundsicherung nach Hartz IV in Deutschland. Das ist ein neoliberaler Missbrauch des BGE-Gedankens. Hartz IV übrigens wurde von einem Sozialdemokraten eingeführt. Es gilt, aufmerksam zu sein, wer aus welchen Beweggründen ein Grundeinkommen fordert. Und das geplante Experiment in Kenia? Dort will die US-Spendenorganisation GiveDirectly 6000 Menschen

über zehn Jahre lang ein Einkommen ausbezahlen, das zum Leben reicht. Das ist ein guter Schritt für die Entwicklungshilfe. Das Geld den Bedürftigen direkt zu geben, ohne reinreden zu wollen. Nicht mehr so paternalistisch. Wir müssen aufhören, die Menschen fremdbestimmen zu wollen. Das Projekt geht meiner Meinung nach in eine gute Richtung. Warum braucht ein Wohlstandsland wie die Schweiz ein BGE? Gerade weil hier keine Not herrscht, ist es ideal. Wir leben im Überfluss, aber tun so, als würden wir noch im Mangel leben. Anstatt im Überfluss zu jammern, sollten wir uns die Frage stellen: Wie wollen wir zusammen leben? Für die Schweiz spricht auch die direkte Demokratie. Also die Selbstbestimmung im Politischen. Die Forderung nach dem BGE wirft nun die Frage nach der Selbstbestimmung in der Arbeit auf. Daher ist es im Grunde eine urschweizerische Initiative. Aber ihre Unterstützer im Kampagnenteam waren zu einem großen Teil Deutsche. Ja, nicht wenige Befürworter aus Deutschland sind hierher gepilgert und machten eine Art Demokratiepraktikum. Es war für viele ein großes Ereignis, bei ei-

69 Prozent der Schweizer rechnen mit einer zweiten Abstimmung über das BGE. Für Häni klingt das fast wie ein Arbeitsauftrag

ner Volksabstimmung mitzuwirken. In Deutschland liegt das Monopol politischer Ideen im Bundestag und bei den Parteien, nicht bei der Zivilgesellschaft. Dieses Monopol müssten wir aufbrechen. Wir gehen vom Bahnhof die Straße abwärts in Richtung Rheinufer. Auf dem Weg kommen wir an der BIZ vorbei, der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr, danach zum Hauptsitz der UBS-Bank. Davor ragt der Hammering Man in die Höhe: das berühmte Kunstwerk von Jonathan Borofsky, das in verschiedenen Städten der Welt steht und die Silhouette eines Arbeiters zeigt, der – dank eines eingebauten Motors – langsam einen Hammer gegen ein Werkstück bewegt.

Grundeinkommen könnte die Antwort auf die Digitalisierung sein. Die humanistische Antwort auf den technologischen Fortschritt: den Menschen als Menschen ernst zu nehmen und nicht als Rädchen im Getriebe zu nutzen. Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre? Das Gleiche, aber besser. Weil ich mich noch mehr an der Sinnhaftigkeit des Tuns orientieren würde. Und was ist für Sie sinnvolle Arbeit? Ich bin Unternehmer und arbeite mit einer Art konstruktiver Unzufriedenheit. Es passiert mir oft, dass Menschen glauben, etwas gehe nicht. Das stachelt mich an zu zeigen, was alles geht. Dann habe ich das Gefühl, dass ich womöglich etwas Sinnvolles tue. Auch an das BGE haben viele nicht geglaubt: Gerade einmal 23 Prozent haben dafür gestimmt. Sie sehen darin trotzdem einen Sieg? Nein, keinen Sieg: Demokratie ist kein Gewinnspiel. Aber ein bemerkenswerter Erfolg. Ich habe nur mit 15 Prozent JaStimmen gerechnet. Deshalb war ich kein

unglücklicher Mensch am 5. Juni. Die Gegner haben gesagt: So, jetzt ist das Thema vom Tisch! Ich glaube aber, es wurde erst richtig lanciert. Was geschieht als nächstes? Noch bin ich dabei, den Abstimmungskampf zu verarbeiten und zu analysieren. Aber eine neueste Umfrage zeigt, dass 69 Prozent der Bevölkerung mit einer zweiten Abstimmung rechnen. Das klingt fast wie ein Arbeitsauftrag. Und? In einem nächsten Schritt interessiert mich der Kern des Gegenarguments. Warum denken wir, es sei gut, an die Existenz unserer Mitmenschen Bedingungen zu stellen? Auch gilt es, das Missverständnis der Nicht-Finanzierbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens aus dem Weg zu räumen. Hand aufs Herz: Glauben Sie, dass Sie die Einführung eines BGE noch erleben werden? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schneller kommt, als wir denken. Die Frage ist nur, ob es lediglich aus ökonomischer Notwendigkeit eingeführt wird – von „Helikoptergeld“, um die Wirtschaft anzukurbeln, ist bereits die Rede. Oder schaffen wir es als Bürgerinnen und Bürger, uns gegenseitig das Grundeinkommen zuzusprechen? In einem Akt der Selbstbestimmung und nicht als verordnete Maßnahme. Das hätte meiner Meinung nach eine viel höhere Qualität. ■

Hier, das Symbol der alten Arbeit. Ist doch interessant, dass es gerade vor einer Bank steht. Unser in die Jahre gekommener Sozialstaat war mal eine große Errungenschaft und Antwort auf die industrielle Arbeit. Wer sich nicht selbst helfen kann, dem helfen wir als Gemeinschaft. Ich glaube aber, jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt. Der Sozialstaat war die Antwort auf die Industrialisierung. Das

Beim Theater Basel: Spaziergang zwischen Pyramiden aus Glasbausteinen

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