Ein illustriertes Kochbuch über die schwäbische Nationalspeise

23. Linsen und Spätzle .................................................................24. Kartoffeln * Von den Inka in die schwäbische Küche .................. 27. Schwäbischer Kartoffelsalat .
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Siegfried Ruoß Siegfried Ruoß Siegfried Ruoß

Im Im Spätzleshimmel Spätzleshimmel *** ***

Ein illustriertes Kochbuch Ein illustriertes Kochbuch über die schwäbische Nationalspeise über die schwäbische * * * Nationalspeise

Im Spätzleshimmel Ein illustriertes Kochbuch

über die schwäbische Nationalspeise

Mit Illustrationen von Mathias Hütter Mit Illustrationen von Mathias Hütter Mit Illustrationen von Mathias Hütter

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Inhalt

Spätzle – die schwäbische Nationalspeise....................... 7

Eine kleine Kulturgeschichte der Spätzle ........................ 9 Weizen und Dinkel * Ideale Getreide für die Spätzlesküche .......... 10 Reine Handarbeit * Die ersten Spätzle und Knöpfla .................... 16

Spätzle vom Brett ................................................................... 18 Schwäbische Tüftelei * Der Spätzler und seine Nachfolger ......... 18

Des Schwaben Leibspeise ....................................................... 22 Linsen .................................................................................... 23 Linsen und Spätzle ................................................................. 24

Kartoffeln * Von den Inka in die schwäbische Küche .................. 27 Schwäbischer Kartoffelsalat .................................................... 29

Spätzle und Knöpfla im Volksmund .......................................... 30

Spätzle international – die große Verwandtschaft der Spätzle ............................ 33 China * Fliegende Fische, Stocherspitzen und Katzenohren ......... 34 Schweiz * Pizokel, Spätzli und Knöpfli ....................................... 37

Tschechien * Haluzka mit Sauerkraut ........................................ 39

Südtirol/Italien

* Topfenspatzen, Speckspatzeln und Co. ............ 40

Österreich * Nockerln, Nocken, Spatzlraffel............................... 41

Ungarn * Gulasch und Torhenyas als Nationalgericht ................. 45

Rezepte aus dem Spätzleshimmel .................................. 47 Spätzle

* Der Teig und seine Geheimnisse ................................ 48

Grundrezept für 4 Personen ...48

Krautspätzle.........................61

Rietheimer Gmotz, auch als

Herzige Spätzle ....................61

Rietamer Gmootz bekannt .....53

Haselnussspätzle ..................62

Brühte Spatza ......................54

Gaisburger Marsch ...............65

Spätzlesauflauf .....................55

Saure Bohnenspatzen ...........66

Flutten ................................56

Basilikum-Spätzle ................69

Topfenspätzle ......................56

Spinatspätzle .......................69

Kartoffelspätzle

Mangold-Spätzle ..................71

mit Krautsalat ......................57

Zupfte Spätzle ......................72

Spätzle in Saurer Soß’ ..........57

Leberspätzle ........................75

Kässpätzle ...........................58

Honig-Apfelspätzle ...............76

Knöpfla * Das Erstlingswerk der schwäbischen Mehlspeisen........ 77 Grundrezept für 4 Personen ...80

Grüne Knöpfla......................83

Brätknöpfla ..........................82

Kartoffelknöpfla ...................84

Grießknöpfla ........................82

Hefeknöpf ............................87

Semmelknöpfla ....................83 Schupfnudeln * Ein Gaumenschmaus in vielen Variationen ......... 88 Grundrezept für 4 Personen ...89

Schupfnudeln mit Nüssen .....91

Quarknudeln ........................90

Schupfnudeln mit Mohn ........91

Schupfnudeln mit Bärlauch ...90

Schupfnudeln mit Gemüse ....91

Die Ulmer Spatzen .................................................................. 92 Ulmer Löffelspatzen ..............95

Spätzle – die schwäbische Nationalspeise

Koi Mensch woiß, wo dia kloine Gaumaschmoichler herkommat. Ond warom hoißat dia kloina Doigbebbala Spätzle, ond a bissle anderscht gmacht, Knöpfla? Ond wer hot’s erfonda? A Chines, a Schwob oder gar a Italiener?

*** Um das zu erforschen, laden wir Sie ein, den Spuren der geheimnisvollen Urnudel zu folgen.

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Eine kleine Kulturgeschichte der Spätzle

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Weizen und Dinkel

Ideale Getreide für die Spätzlesküche

Weizen Von alters her gelten Spätzle als die Nationalspeise der Schwaben – eine Mehlspeise aus Mehl, Eiern, Wasser und Salz. In unzähligen Variationen aufgetischt, erfreut sie heute nicht nur des Schwaben Herz. Doch welches Mehl ist nun das richtige fürs Spätzlemachen? Die Erfahrung zeigt: Weizenmehl vom Typ 405, das heute in jedem Laden vorrätig ist, eignet sich hervorragend zur Spätzleherstellung. Die Bezeichnung 405 sagt nichts anderes aus, als wie viel unverbrennbare Mineralstoffe bei der Veraschung des Mehls zurückbleiben. Oder in Zahlen ausgedrückt: Beim Mehl Typ 405 bleiben bei der Veraschung von 100 g Mehl 0,405 g Asche zurück. Je mehr Kleie also beim Mahlgang entfernt wird, je ärmer ist das Mehl später an Mineralstoffen, dafür aber umso weißer. Ich habe schon sämtliche Mehlsorten vom Typ 405 gekauft und für meine Spätzle ausprobiert und kann sagen, dass so gut wie kein Unterschied zwischen den einzelnen Mehlen festzustellen war. Natürlich hat jede schwäbische Hausfrau beim Spätzlekochen so ihre eigenen kleinen Geheimnisse. Denn auch aus Weizendunst, einer Mehlkörnung zwischen Grieß und herkömmlichem Mehl, lassen sich Spätzle zubereiten – dadurch bekommen sie eine sehr feste, kernige Konsistenz. Ich persönlich gebe dem normalen Mehl immer 25 % Dunst bei, dann sind die Spätzle kernig, aber nicht zu fest. Manche Hausfrauen oder Hausmänner ziehen es auch vor, dem Mehl einige Esslöffel Grieß beizumengen, um den Teig zu festigen und den Spätzle eine sattgelbe Farbe zu geben. Möchten 1010

Sie gelbe Spätzle herstellen, haben aber zu wenige Eier zur Hand, geben Sie dem Teig einfach 2 – 4 Esslöffel Maismehl oder Grieß bei. Sie werden erstaunt sein, was für goldgelbe Spätzle Sie auf den Tisch bringen!

Dinkel Wie anfangs bereits erwähnt, werden Spätzle heute überwiegend aus Weizenmehl hergestellt. Aber das war nicht immer so. Ursprünglich war der mit dem Weizen verwandte Dinkel das Getreide der Wahl für die regionale Küche, doch seit dem letzten Jahrhundert brachten neue, ertragreiche Weizensorten sowie die verstärkte Verwendung von Mineraldünger und chemischen Behandlungsmaßnahmen den Bauern derart hohe Weizenernten ein, dass dem Dinkel daneben schlicht die Luft wegblieb. Er, ein schwäbischer Dickkopf seinesgleichen, verweigerte kurz und bündig die künstlichen Wachstumshilfen. Beschleunigt wurde sein Untergang noch durch den Einsatz von Mähdreschern bei der Getreideernte, die ihn nur mitsamt dem Spelz ernten konnten und somit einen zusätzlichen Verarbeitungsschritt, das Entspelzen, notwendig machten. Die Getreidefrucht unserer Vorfahren verschwand in der Folge fast vollständig von der Bildfläche und wurde ein Fall für die Mottenkiste. Dabei war das Schwabenkorn, wie der Dinkel weitläufig im Volksmund genannt wird, Jahrhunderte lang die Hauptbrotfrucht der Kelten und Alemannen gewesen. Sein weiter Weg führte ihn von den Steppen Südwestasiens über den Kaukasus zum Schwarzen Meer, in den Balkan und endlich auch in unser Siedlungsgebiet nach Süddeutschland. Die größten archäologischen Funde stammen vom Federsee, aus Schussenried in Oberschwaben und 1968 vom Ulmer Umland. 1111

Kleinere Anbaugebiete finden wir noch in Österreich, im Harz, in der Schweiz, im Elsass und in Italien. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Württemberg noch über 200.000 ha Dinkel gegenüber 12.000 ha Weizen angebaut. 1970 waren es gerade noch 1.000 ha, der hauptsächlich in der Grünkerngewinnung Verwendung fand. Im Sommer sind Dinkelfelder eine reine Augenweide. Braunrötlich wogt das goldglänzende Getreide im Wind und singt seine Jahrhunderte alte Melodie von der Goldenen Ähre. Das Dinkelkorn wird im Spelz ausgesät. Dieser verleiht ihm eine gute Winterhärte und schützt das Getreide vor seinen natürlichen Feinden. So ist Dinkel äußerst robust und gedeiht auf fast allen Böden. Der Spelz umschließt das Korn fest wie eine Ritterrüstung, was ein Trennen von Spelz und Korn erschwert. Beim Entspelzen werden die Körner vielfach beschädigt und können deshalb nicht lange gelagert werden, da sie schnell verderben. Aus diesem Grund wird Dinkel hauptsächlich im Spelz gelagert und erst bei Bedarf von diesem getrennt. 100 kg Dinkel mit Spelz ergeben nach dem Gerben (Entspelzen) noch 70 kg Dinkel. Die übergroßen, beschrifteten Zwillichsäcke, in denen man das Getreide aufbewahrte, und die wir von Flohmärkten her kennen, konnten nur deshalb von den Bauern auf dem Rücken getragen werden, weil sie ein niedrigeres Gewicht als der Weizen hatten. Um die kostbaren Getreidesäcke bei der Übergabe an den Sohn nicht jedes Mal neu beschriften zu müssen, bekam der Erstgeborene immer den Vornamen des Vaters. Der Spelz, besser bekannt als Spreuer, eignete sich hervorragend als Schlafunterlage, besonders für Kinderbetten, und neuerdings auch als Kopfkissen. Gefragt war der Spreuer auch als Füllmaterial für Polstermöbel oder als Vieheinstreu und Viehfutter. Fuhr der Bauer auf den Markt, packte die Bäuerin die

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