Donaueschingen: Spannende Reise durch ferne Galaxien

Der. Synthesizer, ein elektronisches Instrument, das der russische Physiker Termen in den. 1920er Jahren konstruiert hat und das dann zunächst den Namen ...
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19.10.2015

Manfred Beathalter

Donaueschingen

Spannende Reise durch ferne Galaxien Mit einer atemberaubenden Instrumentierung entführt Sid Hille und seine Band Contemporary Collective in neue Welten

Eine klangvolle Reise durch Raum und Zeit, frei improvisierte Musik, auf die man sich einfach nur einlassen muss, um musikalische Abenteuer zu erleben: „Music from outer Space“ nennt der Pianist Sid Hille sein Musik-Projekt, das er im Donaueschinger Museum Art Plus erklingen ließ: Contemporary Collective heißt die Band, die Sid Hille aus Finnland mitgebracht hat. Gitarre, Bassklarinette und Cello, Sid Hilles E-Piano und Elektronik, eine wenig atemberaubende Instrumentierung also. Aber die gut 70 Zuhörer werden mitgenommen auf eine umso spannendere Reise durch ferne Galaxien. Schwingungen wie aus Klangschalen, Windgeräusche, mal schwebende mal laut kreischende Klänge, mal geschwätziges Kommunizieren zwischen Temu Viikainens Gitarre und Heikki Nikulas wunderbar sanfter Bassklarinette oder Markus Hohtis Cello, das mal ein kontinuierliches rhythmisches Feld ausbreitet, mal die anderen Musiker mit Energie und kraftvollem Tempo vor sich hertreibt, Musik im Kollektiv, im besten Sinne des Wortes. Hier passiert viel, weil die Musiker aufeinander hören, sich Zeit lassen und

improvisieren. Das ist ihr Metier und irgendwie passt alles gut zusammen, auch wenn das Quartett gängige Hör- und Musikgewohnheiten hinter sich lässt. Elektronik spielt eine Rolle. Sid Hille, in Freiburg geborener Musiker, der in Donaueschingen groß geworden ist und nach Jahren in den Niederlanden seit gut 20 Jahren in Helsinki/Finnland lebt, entlockt seinem E-Piano schwebende Spitzen. Der Synthesizer, ein elektronisches Instrument, das der russische Physiker Termen in den 1920er Jahren konstruiert hat und das dann zunächst den Namen „Thereminovox“ bekam, lässt weite Klangräume entstehen. Sie scheinen aus einer unbekannten Welt zu kommen, fernab irdischer Schwere. Und sie geben der Musik viel Zeit sich zu entwickeln. Ein manchmal warmer Cello-Klang, in den hinein Bassklarinette, Gitarre und Piano fetzige Farbtupfer setzen, bevor die Klarinette sich zu kraftvollen Bögen aufschwingt und das Stück mit einem Mal an Fahrt gewinnt: Das ist ein Hör-Abenteuer, auf das Contemporary Collective die Zuhörer mitnimmt. Ein vielfarbiges Stück, mal mit schmatzenden oder schnalzenden Tönen, mal mit kühlen distanzierten sphärischen Klängen, die aus einer fernen Ecke des Universum zu kommen scheinen: Es ist ein Sound mit schönen Passagen und großer Klarheit, der auch mal ruhig und suchend dahingleitet, um kurz danach und eingeleitet von Sid Hilles Piano, wieder in Schwung zu kommen: Percussiv, jazzig, elektronisch, „Music from outer Space“ eben.