digitale 8 – 31 wirtschaft - IHK Frankfurt am Main - IHK.de

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138. Jahrgang

www.frankfurt-main.ihk.de

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DIGITALE WIRTSCHAFT

8 – 31

e-commerce: Der weg inS netZ – cYberkriminalitÄt – markenfÜhrUng

StanDortpolitik

aUSbilDUng

innoVation

recht

Demografiekongress: Jahrhundertchance Integration 38

Azubi-Speeddating in der IHK: Der erste Schritt zum Erfolg 44

Goethe-Universität: „Starke Uni in starker Stadt“ 48

Neue Rechtsprechung: E-MailWerbung zulässig 60

www.facebook.com/FrankfurterSparkasse

Unser Leben, unser Schwung, unsere Frankfurter Sparkasse „Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, um mit Innovationen Erfolg zu haben. Manchmal genügt eine gute Idee und der richtige Finanzpartner, der mit anschiebt.“ Die Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse. Mit uns können Sie etwas bewegen.

Wolfgang Momberger, Helge von Fugler | Unternehmer EBIKE ADVANCED TECHNOLOGIES GMBH | Kunde seit 2013

 Vorwort

Beste Voraussetzungen

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

D „Digitalisierung ist entscheidend für die Innovationskraft von morgen.“

ie digitale Wirtschaft ist nicht nur ein bedeutender Wirtschaftssektor, sondern auch Treiber der Digitalisierung von Unternehmen, Arbeitswelt und Gesellschaft. Damit schafft sie nicht nur das Wachstum und die Beschäftigung von heute, sondern ist auch entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von morgen. Die zunehmende Digitalisierung der Produktion durch die automatisierte Kommunikation von Fertigungsanlagen untereinander wird unter dem Schlagwort Industrie 4.0 zusammengefasst. Die Arbeitsschritte im Produktionsprozess werden immer stärker vernetzt, Messungen werden von Sensoren in Maschinen übernommen und münden in Einkaufs-, Wartungs- und Kontrollprozesse, die eine enorme Effizienzsteigerung mit sich bringen. Wenn etwa in einer Automobilfabrik ein bestimmtes Fertigungsteil knapp wird, wird es vollautomatisch nachbestellt. Nach diesem Wenn-dann-Prinzip können ganze Arbeitsabläufe automatisiert werden. Die Basis für diese immer stärkere digitale Vernetzung ist eine entsprechend leistungsfähige technische Infrastruktur. Frankfurt bietet als Standort zahlreicher Rechenzentren und des größten Internetknotens der Welt De-Cix sowie mit seiner hervorragenden Breitbandversorgung alle Voraussetzungen für den Wandel zur Industrie 4.0. Durch die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft erhöht sich aber kontinuierlich der Bandbreitenbedarf, sodass die digitale Infrastruktur weiter konsequent ausgebaut werden muss, um auch den zukünftigen Herausforderungen des internationalen Standortwettbewerbs gewachsen zu sein.

Jan Schneider Stadtrat, Dezernent für Reformprojekte, Bürgerservice und IT, Frankfurt

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Inhalt 06.15

Vorwort 3 03 Beste Voraussetzungen Jan Schneider, Stadtrat, Dezernent für Reformprojekte, Bürgerservice und IT, Frankfurt



Special Digitale Wirtschaft 3

08 Digitalisierung Im Wandel der Zeit 10 E-Commerce Der Weg ins Netz 12 Cyberkriminalität Der sichere Weg durchs Netz 14 Digitale Präsenz Markenführung im Internet 16 Neue Nutzererwartungen Rembrandt online kennenlernen 18 Digitale Transformation 4.0 verändert die Wirtschaft 20 Rechtsprechung Wiederverkauf digitaler Inhalte 22 ISDN Eine Ära geht zu Ende 26 Digitalisierung Die Evolution des Kunden 28 Bildung im virtuellen Raum Nur das Beste aus zwei Welten 30 Industrie 4.0 Zukunftschancen nutzen

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Unternehmensreport 3

Innovation und Umwelt 3

32 ChiliBangBang „Ich habe es einfach gemacht“ 34 Angel-Bär Eine der letzten Männerdomänen

48 Goethe-Universität „Starke Uni in starker Stadt“ 50 Mittelstand Fördergelder einwerben 51 Umwelt Pflichten für den Versandhandel

Standortpolitik 3 36 Metropolregion Mehr Macht den Bürgermeistern 38 Demografiekongress Jahrhundertchance Integration 41 Studie 2015 Wirtschaft International

INternational 3



Recht und Steuern 3

Unternehmensförderung und Starthilfe 3

42 Personalmanagement Rekrutierungsprozesse im Wandel

52 Europapolitik „Wir brauchen keine Abwertung“ 54 Freihandelsabkommen Handelsbeziehungen dynamisieren

Aus- und Weiterbildung 3

56 Cybersicherheit „Wirtschaftsspionage bekämpfen“ 58 Kommunaler Finanzausgleich IHKs sehen Nachbesserungsbedarf 60 Rechtsprechung E-Mail-Werbung zulässig

44 Azubi-SpeedDating Der erste Schritt zum Erfolg 46 Weiterbildung Defizite erkennen und beheben

67 Vorschau | Amtliches | Impressum |

IHK-Ehrenamt 3

Beilagenhinweis: Einem Teil unserer Ausgabe liegt eine Beilage der BIEG Hessen GbR, Frankfurt bei. Wir bitten um freundliche Beachtung!

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Kurzmeldungen Standortpolitik

der, IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen, wurden vonseiten der Ehrenamtsvertreter verschiedene verkehrspolitische Themen an den Minister adressiert. Es war ein von beiden Seiten sehr offenes Gespräch, bei dem es neben Finanzierungsfragen unter anderem um den Fachkräftemangel, insbesondere bei den Berufskraftfahrern, im Straßenbau und bei Ingenieuren, ging. Auch die

Kommunikation bei großen Baumaßnahmen wurde thematisiert. Sowohl das IHK-Ehrenamt als auch das hessische Wirtschaftsministerium äußerten sich im

Nachgang positiv zum ersten gemeinsamen Kaminabend; das Veranstaltungsformat soll künftig in loser Folge weitergeführt werden. ❙

Steuern

Rekordwerte für Standort Frankfurt

Erbschaftsteuer: Einbeziehung des Privatvermögens problematisch

Foto: Gettyimages / Cultura RM / Oanh

Standortpolitik

„Die positive Entwicklung des Tagungs- und Kongressstandorts Frankfurt gewinnt weiter an Fahrt“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Präsentation der Zahlen für 2014. Mit einem Plus von 3,7 Prozent bei knapp 71 500 Tagungen hat Frankfurt das Rekordergebnis

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des Vorjahrs nochmals deutlich übertroffen. Somit fanden im Durchschnitt täglich rund 195 Meetings statt. Die Anzahl der Teilnehmer ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 4,3 Millionen Personen gestiegen und erreicht ebenfalls einen neuen Höchstwert. Für Frankfurt bedeutet das Aufkommen an Veranstaltungen im Durchschnitt einen täglichen Besucherstrom von etwa 11 800 Menschen. Der Gesamtumsatz aus diesen Veranstaltungen stieg um 8,1 Prozent auf 762,3 Millionen Euro. „Das Kongressgeschäft ist ein bedeutender Wirtschafts- und Imagefaktor für Frankfurt“, betonte Feldmann. „Darüber hinaus können wir den Kongressgästen die vielen Vorzüge unserer Stadt und auch der Region FrankfurtRheinMain ❙ aufzeigen.“

Bei der Neuregelung der Erbschaftsteuer will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble künftig auch das Privatvermögen der Erben für die betriebliche Erbschaftsteuer heranziehen. DIHKPräsident Eric Schweitzer nutzt jede Gelegenheit, auch öffentlich deutlich zu machen, dass es sich hierbei nicht um Spielgeld handelt, sondern dass bei inhabergeführten Familienunternehmen auch das Privatvermögen eine konkrete Funktion hat: Es ist häufig für Sicherheiten und Bürgschaften im Unternehmen gebunden. Ein von Schweitzer in Berlin vorgestelltes Gutachten von Prof. Klaus-Dieter Drüen, Universität Düsseldorf, verweist zudem auf verfassungsrecht­liche Probleme des Schäub-

le-Vorschlags, insbesondere auch bezüglich der damit verbundenen Anreize für Gestaltungen. Drüen betont auch, dass die Einbeziehung des Privatvermögens keinesfalls zwingend erforderlich sei. „Jeder Unternehmer braucht Reserven – auch um Risiken einzugehen. Werden diese Mittel wegbesteuert, leiden darunter Innovationen und Investitionen in Deutschland“, so Schweitzer. ❙

IHK WirtschaftsForum 06.15

Foto: getty images / Mart Klein

Um den hessischen Wirtschaftsund Verkehrsminister Tarek AlWazir in seinem Bemühen um eine ausreichende Finanzierung der hessischen Infrastruktur in Berlin weiter zu unterstützen, haben ihn die Verkehrsausschussvorsitzenden der zehn hessischen IHKs zu einem Kamin­ abend in Frankfurt empfangen. Nach einer Begrüßung durch Prof. Mathias Müller, Vorsitzen-

Foto: Jochen Müller

Kamingespräch mit hessischem Verkehrsminister

Zuwanderung erleichtern, ­Integration stärken dungsvertrag abschließen, müssen zumindest für die dreijährige Ausbildung und eine zweijährige Anschlussbeschäftigung sicher vor Abschiebung sein. Das DreiPunkte-Sofortprogramm bildet die zentrale Forderung des vom DIHK vorgelegten Maßnahmenbündels zur Fachkräftesicherung „Zuwanderung weiter erleichtern, Integration im Interesse der Wirtschaft stärken“.  ❙ Foto: gettyimages / Gary Waters

Mit dem Drei-Punkte-Sofortprogramm Migration und Berufliche Bildung setzt sich der DIHK für eine bessere Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen ein. Junge Menschen aus Nicht-EULändern sollen leichter für eine Ausbildung nach Deutschland kommen und ausländische Studienabbrecher unkompliziert eine Ausbildung aufnehmen können. Flüchtlinge, die hier einen Ausbil-

DIHK unterstützt Investitions-Kommission

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IHK intern

Eine hessische Erfolgsgeschichte Viele Produkte hatte der Frankfurter Heinrich Nestle (1814 –1890) entwickelt, bevor er im Alter von 52 Jahren mit seiner Ersatznahrung für Säuglinge den Durchbruch als Unternehmer erzielte. Damit gelang es Nestlé Mitte des 19. Jahrhunderts, die Kindersterblichkeit weltweit maßgeblich zu senken. Aktuell arbeiten 330 000 Mitarbeiter weltweit für Nestlé, knapp 13 000 davon an 25 Standorten im fünftgrößten Ländermarkt Deutschland. Ger-

hard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender, Nestlé Deutschland, sprach darüber als Gast in der IHK-Vollversammlung am 15. April. Der runde Geburtstag des Firmengründers sei der perfekte Anlass gewesen, um seine Haltung, seinen Innovationsdrang und sein Qualitätsversprechen aufs Neue in Erinnerung zu rufen. Nestlé wolle mit den Verbrauchern in einen offenen Dialog treten – über ihre Wünsche, Sorgen und Verbesserungsvorschläge.  ❙

Kultur

Standortpolitik

Das Gutachten der Expertenkommission zur Stärkung von Investitionen in Deutschland liegt frisch auf dem Tisch von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. DIHKPräsident Eric Schweitzer, Mitglied der Kommission, hatte angesichts der Investitionslücke bei Staat und Privaten in Höhe von 80 Milliarden Euro bereits im Sommer 2014 dringenden Handlungsbedarf angemahnt. Die Experten um DIWChef Marcel Fratzscher fordern insbesondere Mindestinvestitionen

Foto: Goetzke Photographie

Ausbildung

der öffentlichen Hand in Höhe der Abschreibungen. Zudem muss der Staat seine Überschüsse für Investitionen verwenden. „Die Vorschläge sind richtig, aber das A und O für mehr Investitionen bleiben gute Rahmenbedingungen“, so Schweitzer. Bürokratieabbau, finanzierungsneutrale Besteu­e­ rung, Fachkräftesicherung sowie eine verlässliche Energiepolitik sind Kernanliegen des DIHK, die sich jetzt auch im Gutachten wiederfinden.  ❙

Kunst privat! Auch in diesem Jahr öffnen hessische Unternehmen ihre Kunstsammlungen für die Öffentlichkeit: An der Aktion Kunst privat! am Samstag und Sonntag, 20. und 21. Juni, nehmen 34 Unternehmen in 14 Städten teil. Die Führungen durch die Ausstellungen sonst nicht frei zugänglicher Kunstwerke sind kostenlos. Kunst privat! ist ein Ausdruck unternehmerischer Verantwortung für das Gemeinwesen. Die teilnehmenden Firmen engagieren sich für die Kunst und teilen dies mit der Öffent-

lichkeit – sie füllen das Wort „Unternehmenskultur im besten Sinne mit Leben“, sagte Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson. „Ich hoffe, dass das Projekt weiter wächst und überall im Land neue Teilnehmer findet. Kunst bietet immer Anlass zum Austausch und zur Auseinandersetzung.“ Die 2004 gegründete Aktion ist bundesweit einzigartig, bislang hat lediglich Hamburg mit hessischer Unterstützung ein ähnliches Format entwickelt. Weitere Infos online unter www. ❙ kunstprivat.info.

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Foto: gettyIMageS / atoMIc IMagery

durchstarten: Im zuge der digitalisierung ändern viele unternehmen ihre geschäftsmodelle, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

dIgItalISIerung

GESCHÄFTSMODELLE UMDENKEN der Startschuss des digitalen zeitalters fiel im Jahr 2002. Seitdem müssen sich sowohl die gesellschaft als auch Wirtschaft und politik mit den anforderungen des digitalen Wandels beschäftigen.

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lötzlich wurde alles anders: Papier, Filmrolle und Schallplatte hatten ausgedient; Festplatten, CDs und DVDs waren die neuen Stars. Erstmalig speicherten digitale Medien mehr Daten ab als ihr analoges Pendant. Das war 2002. Dieses Datum ging in die Geschichte ein als Beginn des digitalen Zeitalters. Seitdem verändern sich die Lebensbereiche stärker als je zuvor. Licht und Schatten begleiten den Megatrend Digitalisierung. Richtig Fahrt aufgenommen hat die Digitalisierung der Welt mit der zunehmenden Vernetzung im Internet. Wer kennt sie nicht, die üblichen Verdächtigen, wie Facebook, youtube oder Twitter. Es gibt wohl kaum noch jemanden, der nicht täglich online ist. Die Menschen kommunizieren lieber via Smartphone-App, als ein persönliches Gespräch zu führen. Messengerdienste wie Whatsapp oder Snapchat versprechen Nähe rund um die Uhr und verbinden Millionen Menschen. Doch lebt der digitale Mensch damit nicht gemeinsam einsam? Die gute Nachricht: Mehr als vier von fünf Deutschen sind der Ansicht, Digitalisierung biete ihrem Leben mehr

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Chancen als Risiken. Wie das Internet das menschliche Verhalten verändert, lesen Sie auf Seite Seite 16. Auch die Geschäftswelt steht Kopf. Ganze Branchen müssen umdenken, und jedes zweite Unternehmen ändert im Zuge der Digitalisierung sein Geschäftsmodell. „Nicht mehr die Hardware, sondern die Software bestimmt unsere Wirtschaft“, meint Sascha Lobo, Strategieberater und Interneterklärer. Diese Entwicklung ist noch nicht bei allen Entscheidern angekommen. Erst kürzlich warnte Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf davor, dass „viele Unternehmen die Folgen des digitalen Wandels noch immer unterschätzen“. Dies ist gefährlich. Denn passt sich ein Unternehmen nicht rechtzeitig an, verschwindet es vom Markt. Dass ein Drittel der Unternehmen überhaupt keine Digitalstrategie hat, verbessert die Situation nicht. Kempf sieht in der Bewältigung des digitalen Wandels die größte Managementaufgabe der heutigen Zeit. Das Buzzword Industrie 4.0 ist ebenfalls allgegenwärtig. Hinter ihm verbirgt sich nichts Geringeres als die vierte industrielle Revolution. Sogenannte cyber-physische Systeme, ein Verbund an IHK WirtschaftsForum 06.15

Digitale Wirtschaft

intelligenten, untereinander vernetzten Sensoren und Maschinen, sollen ganze Produktionsstrukturen verändern. Maschinen können selbstständig miteinander kommunizieren und sich selber flexibel für neue Aufgaben konfigurieren. Beste Voraussetzungen für Mass Customization, die kundenindividuelle Massenproduktion. Bis zu 30 Prozent Produktivitätssteigerung sollen damit möglich sein. Für den Produktionsfaktor Arbeit gehen diese Entwicklungen mit höheren Überwachungs- und Steuerungsaufgaben und zunehmender Handlungskompetenz einher. Wann die Vision der sogenannten Smart Factory Realität wird, ist unklar. Über den aktuellen Stand erfahren Sie mehr auf Seite Seite 30. Auch im Handel werfen Bits und Bytes etablierte Strukturen durcheinander. Es ist kein Geheimnis, dass E-Commerce (Electronic Commerce) dem klassischen Handel das Wasser abgräbt. Niedrigere Preise, ständige Verfügbarkeit und Bequemlichkeit ziehen auch die letzten Käufer an die digitale Ladentheke. Doch selbst auf OnlinePure-Player kommen harte Zeiten zu. „80 Prozent der Shopbetreiber werden nicht überleben“, konstatiert Kai Hudetz, Geschäftsführer Ifh Institut für Handelsforschung, Köln. Denn Onlinemarktplätze wie Amazon und Ebay sind übermächtig geworden und kaum mehr von normalen Händlern zu bezwingen. E-Commerce-Branchenriesen wie Zalando denken über Kooperationen mit dem stationären Handel nach. Langfristig werden wohl nur Handelskonzepte überleben, die beide Welten geschickt miteinander verbinden. Experten sprechen von Multi- und Omnichannel-Modellen. Klassische Händler haben die Wahl: strategisch reagieren und das Geschäftsmodell anpassen oder abwarten und dem eigenen Untergang zusehen. Hier muss Klartext gesprochen werden, denn E-Commerce ist Realität geworden und wird nicht mehr verschwinden. Mehr über die Chancen des Handels erfahren Sie auf Seite Seite 10. Paradigmenwandel im Handel, Revolution in der Industrie. Neben den großen Herausforderungen der digitalen Wirtschaft geraten die Hausaufgaben, vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen, des Rückgrats der Wirtschaft, schnell in Vergessenheit. Das ist gefährlich, denn stimmen die Grundlagen nicht, hilft auch kein Blick in die Zukunft. Zu den Grundlagen einer digitalen Unternehmenswelt und -führung gehören die funktionale Unternehmenswebseite und ein an sie angepasstes Vermarktungskonzept. Das Thema ist nicht ganz unwichtig, da sich Markenführung immer stärker ins Internet verlagert. Hier stellt die Unternehmenswebsite das Herzstück dar. Dort werden Prozesse optimiert, Abläufe verschlankt und Kunden begeistert. Das BIEG macht in den Websitechecks regelmäßig die Erfahrung, dass nur ungefähr 60 Prozent des Websitepotenzials genutzt werden. Wie die anderen 40 Prozent erschlossen werden können, lesen Sie auf Seite Seite 14. Zur Schattenseite der Digitalisierung gehört die zunehmende Bedrohung durch Hacker, Viren und Trojaner. In der vernetzten Welt von heute haben es Kriminelle einfacher denn je, in Informationstechniksysteme (IT-Systeme) einzubrechen, Webseiten lahmzulegen oder Bankdaten abzugreifen. Ein löchriger Schutz gegen solche Gefahren verursacht in Deutschland jährlich Schäden in Millionenhöhe und kann zur existenziellen Bedrohung für Unternehmen werden. Im Extremfall droht die Pleite. Viele Entscheider unterschätzen die Gefahr aus dem Netz und bewerten Sicherheitskonzepte und deren Umsetzung ausschließlich als Kostenfaktor. Mehr dazu erfahren Sie auf Seite Seite 12. IHK WirtschaftsForum 06.15

ONLINE-MARKETING-TAG 2015 Dienstag, 14. Juli, 10 bis 17 Uhr, IHK Frankfurt Neben den Themen Websitegestaltung und Suchmaschinenoptimierung werden auf dem Online-Marketing-Tag 2015 wieder wichtige Trends der Branche vorgestellt. Die Teilnahme kostet 99 Euro, der Veranstalter ist das BIEG Hessen. Weitere Informationen online unter www.bieghessen.de oder über Daniel Weichert, BIEG Hessen, 0 69/21 97-13 80, [email protected].

BIEG HESSEN Neutral und kostenfrei unterstützt das BIEG Hessen seit 15 Jahren kleine und mittlere Unternehmen in ihrer Onlinestrategie. Das Angebot erstreckt sich vom Websitecheck über Fachveranstaltungen bis hin zu Leitfäden. Das BIEG Hessen ist eine Einrichtung der IHKs Frankfurt, Offenbach, Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und Fulda. Weitere Infos online unter www.bieg-hessen.de.

Gleich auf zweierlei Weise ist die Politik vom digitalen Wandel betroffen. Zum einen muss sie den digitalen Wandel begleiten und passende Rahmenbedingungen vorgeben. Letztendlich geht es dabei um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und damit um die gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung für dieses Land. Aber wie gut kommt die Bundesregierung ihrem Auftrag nach? „Das Internet ist für uns alle Neuland“, mag man glauben, wenn man den Fortschrittsbericht von Eco, dem Verband der deutschen Internetwirtschaft, liest. Dieser hat das Regierungsprogramm Digitale Agenda 2014 bis 2017 im Februar 2015 analysiert. Schlechte Noten gibt es für den Breitbandausbau, der nur schleppend in Gang kommt. Eine der schlechtesten Umsetzungsquoten aller Handlungsfelder hat ausgerechnet das Handlungsfeld Digitale Wirtschaft und digitales Arbeiten. Immerhin sieht Oliver Süme, Eco-Vorstand Politik und Recht, auch Licht am Ende des Tunnels. „Es ist ein gutes Zeichen, dass ein Großteil der Vorhaben aus der digitalen Agenda inzwischen zumindest den Sprung in die erste Umsetzungsphase geschafft hat“, so Süme. Der zweite politische Aspekt des digitalen Wandels betrifft die politische Willensbildung an sich und ihre Veränderung durch Vernetzung und Mitmachweb. Immer mehr Menschen können sich in immer kürzerer Zeit über immer mehr Dinge informieren. Das hat zur Folge, dass „der globale Dummheitsteppich, mit dem die Herrschenden ihre Untertanen überziehen, immer mehr Löcher bekommt“, provoziert Joachim Graf, Herausgeber Zukunftsmagazin iBusiness, München. Zumindest erschwert das transparente Internet kritikloses Durchwinken bestimmter Sichtweisen oder vermeintlicher Mehrheitsmeinungen. Auf in den digitalen Wandel. ❙ AUTOR DANIEL WEICHERT Fachlicher leiter, bIeg Hessen, IHK Frankfurt daniel.weichert@ bieg-hessen.de

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Foto: gettyIMageS / dan broWnSWord

Wer sein stationäres ladengeschäft retten möchte, kommt nicht umhin, sich schnell auf den Weg ins onlinegeschäft zu machen.

e-coMMerce

DER WEG INS NETZ Stationäre Händler müssen verstärkt auf eine gut funktionierende Internetpräsenz setzen. nicht immer muss es gleich ein eigener onlineshop sein, da auch eine professionelle Homepage schon helfen kann.

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twa 80 Prozent der Offlinehändler werden nicht überleben“, mit dieser These provozierte einst der Internetunternehmer Oliver Samwer. Seine Unternehmensgründungsmaschine Rocket Internet galt als Gigant für die Geldverbrennung. Doch der Ableger Zalando macht inzwischen Gewinn. Rocket-Satelliten wie Home24 und Westwing befinden sich auf gutem Kurs. Vielleicht droht nun das Aus für den stationären Handel. Für einen Abgesang ist es zu früh. Der Handel hat durchaus noch Chancen, sein Ladengeschäft zu retten, doch er muss sich schnell auf den Weg machen. Laut einer nicht weniger dramatischen Prognose des Ifh Köln werden bis zu 30 Prozent aller stationären Outlets bis zum Jahr 2020 aus dem Markt ausscheiden. Weitere 40 Prozent werden nur überleben, wenn es

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gelingt, das Geschäftsmodell grundlegend zu verändern. Dafür stehen aber einige vielversprechende Wege offen.

Verkauf über Onlinemarktplätze Es ist ausgerechnet ein Buchhändler, der zeigt, wie man einem Handelstitan wie Amazon die Stirn bieten kann. Osiander, Frankfurt, gehört mit über 30 Filialen zu den zehn größten Sortimentsbuchhandlungen Deutschlands. Buchhändler Heinrich Riethmüller hat die Kette fit für die Zukunft gemacht. Die Wünsche der Kunden stehen im Fokus. Das heißt, dass der Kunde seine Bücher im Webshop, der den Stellenwert einer kleinen Filiale hat, bestellen kann. Es heißt aber auch, dass der Kunde sein online bestelltes Buch in der Filiale abholen kann. Click IHK WirtschaftsForum 06.15

Digitale Wirtschaft

und Collect nennt sich das Modell. Es bietet dem Händler so die Chance, Mehrumsätze zu generieren. Damit bietet Osiander dem Kunden einen zusätzlichen Service, den Amazon nicht bieten kann. Weiterhin offeriert Osiander in mehreren Städten die Option, die Bestellung per Fahrradkurier zu liefern. Der Buchhändler schlägt somit sogar die Expresslieferung von Amazon. Um die taggleiche Lieferung im stationären Handel kümmern sich Dienstleister wie Tiramizoo und Liefery. Es muss aber natürlich nicht immer gleich der eigene Webshop sein, um Anschluss an den digitalen Kunden zu finden. Ein Verkauf über Onlinemarktplätze kann ein guter Start sein, um erst einmal zu sehen, wie E-Commerce funktioniert, welche Kunden dort einkaufen, welche Produkte gefragt sind oder wie Abläufe organisiert werden können. Hohe Investitionen sind zunächst nicht notwendig. Händler können außerdem eine viel größere und überregionale Kundenbasis ansprechen, als sie mit einem einzelnen Onlinestore je erreichen könnten.

Kostengünstiger Einstieg Ebay und Amazon sind dabei vielfach erste Wahl. Doch es gibt zahlreiche Alternativen. Da sind große Plattformen wie Rakuten.de, Meinpaket.de des Logistikdienstleisters DHL, das Internetkaufhaus Hitmeister, der Onlineshopping-Marktplatz yatego oder Kleidoo, das mittelständischen Modehändlern ein digitales Zuhause bietet, aber auch das Händlernetzwerk Bepado. Diese schaffen zwar nicht die Reichweite von Amazon und Ebay, sind dafür aber für einen ersten Einstieg kostengünstiger. Auch bewusst lokal ausgerichtete Marktplätze wie Hierbeidir oder Locafox buhlen zunehmend um Händler. Derartige Plattformen und Marktplätze übernehmen in der Regel auch lästige Services wie die Abwicklung des Bezahlprozesses. Zunehmend schaffen auch Verbundgruppen mehr oder weniger kundenfreundliche Shopping-Portale für ihre Mitglieder. Einen speziellen Ansatz verfolgt dabei der Anbieter Atalanda, der Städten und lokalen Werbegemeinschaften hilft, eine virtuelle Fußgängerzone einzurichten. Jüngstes Beispiel ist die Online City Wuppertal. Über 40 Händler machen auf dem lokalen Marktplatz mit einer Webpräsenz mit. Atalanda nimmt bewusst Rücksicht auf die unterschiedliche Geschwindigkeit der Händler. Das Händlerprofil kann mit wenigen Klicks angelegt werden und ob eine Bestellung im Laden, telefonisch, per E-Mail oder online eingeht oder ein Händler nur sein Sortiment vorstellen will, spielt keine große Rolle. Händler können sich somit auf andere Prioritäten konzentrieren, wie zum Beispiel den Einkauf oder die Preisgestaltung. Wie mittelständische Händler die digitalen Möglichkeiten auch für sich nutzen können, zeigte beispielsweise schon 2013 der Frankfurter Einzelhändler Joachim Stoll mit koffer24.de. Während Elektronikhändler wie Saturn und Cyberport inzwischen mit zunehmender Selbstverständlichkeit Tablets, Terminals und sogar Augmented Reality zur Regalverlängerung nutzen, zeigte Stoll schon damals, dass dies auch im kleinen Laden funktioniert. Die Verkäufer im Frankfurter Fachgeschäft erhalten dabei über Tablets Zugriff auf das gesamte Angebot des Onlineshops und können ihre Kunden so erweitert beraten. Schließlich steht damit im virtuellen Regal nun das gesamte Sortiment bereit. Zudem kann damit direkt im Onlineshop bestellt und verschickt werden. Gleichzeitig aber kann der Kunde seine Ware wie gewohnt auch bar an der Kasse zahlen. Mit Beacons steht eine noch junge Technologie in den Startlöchern, um dem Handel neue Optionen zu bieten. Beacons sind kleine FunkIHK WirtschaftsForum 06.15

sender, die mit einer Reichweite von bis zu 50 Metern Nachrichten und Informationen per Bluetooth auf eine Smartphone-Application eines am Laden vorbeiflanierenden Passanten oder eines Kunden am Regal beamen können. Händler können damit ihre Kunden vor Ort mit passenden Angeboten und Hinweise auf Schnäppchen versorgen. Der Couponing-Anbieter Gettings testete dies bereits erfolgreich in über 70 Einzelhandelsgeschäften in der Düsseldorfer Innenstadt. Von 100 Personen, die vor dem Laden eine Nachricht mit Begrüßung und Hinweisen auf aktuelle Aktionen auf ihr Handy erhalten, betreten 85 Prozent die Beacon-Zone mit den entsprechenden Angeboten. Auch wer als stationärer Händler keinen Shop im Web plant, kommt nicht daran vorbei, seine Sichtbarkeit im Netz zu verbessern. Eine gepflegte Homepage, mit der die Kunden über neu eingetroffene Ware oder Aktionen informiert werden, ist immer von Vorteil. Ein gut gemachter Onlineauftritt allein kann nämlich schon helfen, Kunden ins Geschäft zu locken. So wie beispielsweise beim Modehaus Gebrüder Götz in Würzburg. Die Website bietet unter anderem einen visuellen Einblick in das Geschäft und den umfangreichen Service.

Suchmaschinen optimieren Die Suchmaschinenoptimierung ist ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt. Stationäre Händler sollten eine optimierte Webseite anbieten, um im Internet gefunden zu werden, wie zum Beispiel bei Google. Darüber hinaus sollte der Unternehmer sich bei sozialen Netzwerken (wie beispielsweise Google+) anmelden, da dies hilft, in den Suchergebnissen besser gelistet zu werden. Ein lokaler Händler wird damit im Web nicht unweigerlich zur Nummer eins. Die Präsenz ist aber mit überschaubaren Kosten und Aufwand verbunden und eine wichtige Ergänzung zu anderen Kommunikationsmaßnahmen. Der Händler sollte sich außerdem noch in anderen Onlinebranchenbüchern, wie beispielsweise Gelbeseiten.de, Meinestadt.de oder Das-oertliche.de, und Verzeichnissen wie dem Bewertungsportal yelp.de registrieren. Denn Suchmaschinen wie Google nutzen die dort hinterlegten Informationen ebenfalls und stufen das Unternehmen schneller als seriös ein und sind damit vertrauensbildende Visitenkarten für den Kunden auf der Suche nach Orientierung. Fakt ist, dass der Kunde sich vor dem Kauf mehrheitlich im Web informiert. Studien zufolge, suchen neun von zehn Google-Nutzern regelmäßig nach lokalen Angeboten im Web und die Hälfte von ihnen sogar mit dem Smartphone. Ein gut lesbarer mobiler Auftritt ist also ebenfalls unumgänglich. Den Kunden über Suchmaschinen wie Google und die eigene Homepage zu informieren, ist der Grundstein jeder Kundenbindung. Dies wird dem Kunden auf Dauer jedoch nicht reichen. Ein Teil der Überlebensstrategie muss es deshalb sein, dem Kunden seine Ware dort zu bieten, wo er das möchte. ❙ AUTOR OLAF KOLBRÜCK redaktionsleiter, etailment, Frankfurt [email protected]

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Foto: Gettyimages / id-work

CyberKriminalität

Der sichere Weg durchs Netz Jeder, der im Internet unterwegs ist, kann von Onlinekriminalität betroffen sein. Wer sich informiert, ist sensibilisiert für dieses Thema und kann somit selber das eigene Risiko deutlich minimieren.

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ackereinbruch, Datendiebstahl, Computermanipulation und vieles mehr, mittlerweile hören oder lesen wir leider nahezu täglich etwas darüber. Neben allen positiven Seiten, die die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung unseres Wirtschafts- und Privatlebens mit sich bringt, gehört auch hier leider eine negative Seite dazu, die nachfolgend in ihren verschiedenen Facetten beleuchtet wird. Allzu oft hören wir Aussagen wie: „Es trifft eh nur die anderen“, „Wir haben doch eine zertifizierte Firewall“, „Wir sind doch viel zu klein“ oder „Wir haben doch gar keine wichtigen Daten“. Weit gefehlt, da besonders kleine und mittlere Unternehmen im Fokus stehen, denn sie sind die Säulen der Wirtschaft. Hier entstehen die meisten Entwicklungen. Die gesamte Zulieferkette an hochwertigen Vorprodukten ermöglicht erst ein

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vollwertiges Endprodukt, das am Weltmarkt bestehen kann. Ein Beispiel hierfür ist die Automobilindustrie samt der vielfältigen Zulieferlandschaft. Pharma, Chemie sowie viele Hightech-Produkte, aber auch ganz andere Branchen sind von internationalem Interesse. Hier schaut schon gerne mal die Konkurrenz hinein, was denn die neueste Entwicklung so macht oder wie sich der Markt eventuell verändern lässt. Selbstverständlich gewähren ausländische Nationen hier auch mal eine passende Unterstützung durch die eigenen Nachrichtendienste, um an wichtige Informationen zu gelangen. Teilweise sind solche Unterstützungsleistungen für die heimische Wirtschaft ein offen ausgewiesener Arbeitsauftrag für eben diese Dienste. Bekannt ist dieser Umstand schon lange, aber die Dimensionen wurden wohl lange weitgehend unterschätzt. Und durch die in den IHK WirtschaftsForum 06.15

Digitale Wirtschaft

vergangenen Jahren deutlich gestiegene Technik- und Netzwerknutzung ist die potenzielle Angriffsfläche immens angestiegen. So weit muss aber gar nicht gegangen werden, denn eine ganz andere Gefahr droht aus einem anderen Lager: dem Umfeld Cybercrime.

Zielgruppe mittelstand Mafiöse Strukturen und ganz normale Nachwuchskriminelle haben schon vor vielen Jahren den stark wachsenden Markt des Internets für sich entdeckt. Hier gibt es zwei sehr lohnende Zielgruppen. Zum einen Privatleute, die oftmals unzureichend geschützt, nicht ausreichend sensibilisiert sind und beispielsweise auf Phishing-Mails oder trojanisierte Attachments hereinfallen, um danach durch Warenbetrug, Identitätsdiebstahl oder Missbrauch von Onlinebanking-Daten zu Opfern zu werden. Zum anderen aber auch besonders kleine und mittlere Unternehmen, denen es nicht besser ergeht. Denn selbst wenn sich nicht die Konkurrenz oder ein Nachrichtendienst für diese Gruppe interessiert, die Cybercrime Gangs tun es allemal. Über die Vielzahl an potenziellen und leicht auszunehmenden Opfern kommen für diese Gangs leicht mehrere Millionen Ertrag zusammen, monatlich wohlgemerkt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) listet alleine für den vergangenen Februar rund 8,6 Millionen neu hinzugekommene Schädlinge auf. Das sind mehr als drei neue potenzielle Bedrohungen pro Sekunde, selbst bei stündlichem Update eines Virenscanners wären das jeweils rund 2 000 unentdeckbare Schädlinge bis zum nächsten Update. Dieses böse Spiel geht jedoch noch viel weiter. Elektronische Erpressungen gehören mittlerweile leider auch zum Alltag. Hier gibt es zum einen die zielgerichteten, bei denen von zuvor ausgekundschafteten Unternehmen oder Personen gezielt Daten abgegriffen werden. Zum anderen existiert hier ein lebhaftes Massengeschäft. Hierbei werden schlicht alle PCs und Smartphones, die man aufgrund unzureichender Schutzmechanismen quasi mal eben so übernehmen kann, mit Schadsoftware versehen, die zum Beispiel wichtige Dokumente auf der Festplatte verschlüsselt.

argloser umgang mit Daten Den nun benötigten Entsperrcode erhält das Opfer erst nach einer anonymisierten Lösegeldzahlung via Bitcoin, Paysafe oder anderen Geldtransfervarianten. Nachdem ein Angreifer die Herrschaft über ein fremdes System übernommen hat, beginnt die Suche nach dem nächsten Ziel. Besondere Aufmerksamkeit verdienen hier Steuerungsanlagen von Produktionsmaschinen, Haus- und Gebäudeautomation, Sensoren und vieles mehr. Als weitere Bedrohung hat mittlerweile die Erpressung mittels Denial-of-Service Einzug gehalten. Hierbei wird dem Opfer angedroht und auch demonstriert, dass es möglich wäre, die IT-Infrastruktur lahmzulegen und nur gegen eine Schutzgebühr davon Abstand genommen wird. Aufgrund nicht implementierter Erkennungs- und Abwehrmöglichkeiten haben hier schon einige Unternehmen Lehrgeld zahlen müssen. Das Missbrauchs- und Erpressungspotenzial steigt deutlich an, umgekehrt ist leider oftmals überhaupt nicht an eine adäquate Absicherung solcher Systeme gedacht worden. In vielen Fällen befinden sich diese Systeme mit normalen Büro-PCs vernetzt, ein Zugriffsschutz ist schlicht nicht vorhanden. Und über den Zugriff aus dem Internet IHK WirtschaftsForum 06.15

auf einen infizierten PC gelangt ein Angreifer so völlig unbehelligt auf die Steuerungseinheiten. Einmal im Zugriff, lässt sich hier aus Hackersicht eine Menge erreichen, zum Beispiel Eingriffe in die Produktion von nicht qualitätskonformen Produkten durch Manipulation von Systemparametern, ohne dass die Kontrollinstrumente dies warnend anzeigen, oder Lkw werden gezielt auf Parkplätzen ausgeräumt, weil die kostbare Ladung samt Route im Steuersystem auslesbar ist. Der nochmals deutlich erhöhte Vernetzungsgrad im Zuge der laufenden Bestrebungen im Rahmen von Industrie 4.0 öffnet hier viele weitere Felder, bei denen sorgfältig vorher überlegt werden sollte, welcher Schritt sinnvoll ist und welche Formen von Absicherung dafür notwendig sind. Mensch und Benutzer liefern auch oftmals noch weitere Informationen und Einfallstore für Hacker und Kriminelle. Zu viele preisgegebene Informationen in sozialen Netzwerken erleichtern die Profilierung der Zielperson oder liefern Aufschluss über Firmeninterna, die dann im Rahmen von sogenannten Social-Engineering-Angriffen ausgenutzt werden, um den arglosen Benutzer schlicht zu überrumpeln. Noch bevor er merkt, was eigentlich vor sich geht, hat er schon am PC eine Aktion ausgeführt, die dem Angreifer Tür und Tor öffnet.

Schutzprofile anpassen Schutzsysteme und Komponenten gibt es mittlerweile ausreichend viele, doch hängt deren sinnvoller Einsatz davon ab, wie gut die Vorgaben des Benutzers sind. Und da liegt oft genug das Problem. Firmen wie auch Privatleute sind sich der Gefahren und der Zusammenhänge immer noch nicht ausreichend bewusst. Oft ist immer noch nicht mal den Geschäftsführern klar, welche Daten, Systeme und Prozesse absolut lebensnotwendig für das Unternehmen sind. Dementsprechend kann eine Absicherung auch nur ungefähr in die richtige Richtung gehen. Die wirklich zielführenden und notwendigen Maßnahmen werden bei einem solchen Ansatz meist übersehen. Dinge wie Dokumentation, Inventarisierung, auch von Informationswerten, Notfallhandbuch sowie deren Überprüfung auf Tauglichkeit und Vollständigkeit versetzen Unternehmen überhaupt erst in die Lage, den aktuellen Gefahren sinnvoll zu begegnen. Technische Tests und Audits der vorhandenen Systeme runden diesen Arbeitsschritt ab. Wer all das konsequent und sorgsam bedenkt und umsetzt, steht den meisten Gefahren sehr gut gewappnet gegenüber. Ein HightechUnternehmen, das gezielt von ausländischen Nachrichtendiensten angegangen wird, erfordert ein deutlich höheres Schutzprofil. Hier lohnt eine kritische Betrachtung der eigenen Marktposition. Eine darauf basierende Risikobetrachtung samt Analyse und Überprüfung der technischen sowie organisatorischen Gegebenheiten führt dann zu einem konsequenten und zielgerichteten Schutzniveau. ❙ AUTOR CHRISTIAN SCHÜLKE geschäftsführer, Schülke.net – Internet.Security. consulting, langen [email protected]

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Foto: MaurItIuS IMageS / IKon IMageS

Kunden schließen von der professionalität der Website auf das unternehmen und die Qualität seiner produkte.

dIgItale präSenz

MARKENFÜHRUNG IM INTERNET Vertrauensaufbau gegenüber einer Marke geschieht heute immer häufiger im netz. unternehmen sollten sich geeignete Strategien überlegen und sich dort auf den aktiven dialog mit ihren Kunden einlassen.

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er kennt sie nicht: Nivea, Coca-Cola und Apple, Marken, die in der ganzen Welt einen guten Ruf genießen und denen viele vertrauen. Mit Marken geht nicht nur ein Qualitätsversprechen einher, sondern oft auch ein bestimmtes Lebensgefühl. Frauen schmücken sich gern mit einer Handtasche von Prada, während Männer mit einer Nomos am Handgelenk ihrem Status Ausdruck verleihen. Das Image einer Luxusmarke überträgt sich automatisch auf ihren Besitzer und wird als Statussymbol weltweit verstanden. Mit Marken wie Nivea, Dr. Oetker oder Bosch werden Qualität und Beständigkeit verbunden. Diese Unternehmen investieren nicht nur in die Produktqualität, denn diese entscheidet bei Markenprodukten nicht mehr nur allein, sondern auch in den Aufbau von Markenimage und Bekanntheitsgrad, um sich damit vom Wettbewerb zu differen-

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zieren. Das größte Plus einer Marke ist das Vertrauen, das der Kunde ihr entgegenbringt.

Digitale Welt revolutioniert die markenführung Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihr Markenimage von der analogen in die digitale Welt zu transportieren. Sie müssen sich entscheiden, ob sie einen Dialog mit ihren Kunden führen möchten, so wie beispielsweise das Telekommunikationsunternehmen O2, welches seine Kunden auf der konzerneigenen Plattform aktiv in den Innovationsprozess einbezieht, oder aber sich ausschließlich selbst inszenieren, wie zum Beispiel Apple. Letzteres gibt sich exklusiv und mysteriös und verzichtet konsequent auf eine eigene Facebook-Seite. Für viele Konsumenten ist die Website, der Blog oder die Fanpage der IHK WirtschaftsForum 06.15

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erste Kontaktpunkt zum Unternehmen. Umso wichtiger ist es da, ein konsistentes und professionelles Erscheinungsbild über analoge und digitale Kanäle hinweg zu vermitteln. Denn eine Marke lebt von ihrem Wiedererkennungswert. Konsistenz, Qualität, Beständigkeit, Serviceund Dialogbereitschaft schaffen Vertrauen.

Website als Herzstück digitaler markenführung Ähnlich dem Erscheinungsbild eines Ladengeschäfts, schließen Kunden von der Professionalität einer Website auf das Unternehmen sowie die Qualität seiner Produkte oder Dienstleistungen. Eine professionell gestaltete und benutzerfreundliche Website sorgt für positive Emotionen und damit für Vertrauen. Unternehmen müssen heute davon ausgehen, dass die Website der erste Kontaktpunkt für den potenziellen Kunden mit dem Unternehmen ist. Im Gegensatz zu Markenunternehmen fehlt es gerade kleinen und mittleren Unternehmen aufgrund des mangelnden Bekanntheitsgrads an einem ihnen entgegengebrachten Vertrauensvorschuss. Mit dem Internet haben nun auch diese Unternehmen die Chance, potenzielle Kunden weltweit zu erreichen. Umso wichtiger ist der erste Eindruck im Web. Unternehmen sollten sich deshalb fragen, wie sie von ihren Kunden wahrgenommen werden möchten. Dies hängt nicht zuletzt von der Branche ab. Ein Finanzdienstleister wird sich mit seiner Website anders präsentieren als ein Tattoo-Studio. Unternehmen sollten auch darauf achten, wie sie sich in der Offlinewelt präsentieren, um bei Design, Logo und Kundenansprache Konsistenz zu beweisen. Für die richtige Zielgruppenansprache ist entscheidend, dass ein Unternehmen seine Kunden genau kennt. Neben dem Design spielt die Benutzerfreundlichkeit eine entscheidende Rolle. Wichtig zu wissen ist, ob sich die Website mobilen Endgeräten (Responsive Webdesign) anpasst, sie schnell lädt oder der Besucher sofort erkennt, worum es geht (Relevanz). Außerdem sollte das Menü logisch strukturiert und nicht generisch sein. Der Besucher sollte an die Hand genommen werden und mit Buttons zur Handlungsaufforderung (CTA) durch die Seiten hin zum Ziel der Website geführt werden. Ziele können zum Beispiel die Kontaktaufnahme oder der Kaufen-Button sein. Entspanntes Surfen sorgt für positive Emotionen. Diese überträgt der Nutzer auf den Absender. Unternehmen loben auf ihrer Website einen Nutzen aus. Das kann erst einmal jeder. Entscheidend für den Besucher ist, welche Qualifikationen das Unternehmen zur Erfüllung des Nutzenversprechens mitbringt. Ein aussagekräftiger „Über uns“-Bereich zahlt auf das Vertrauenskonto ein. Eine fast noch größere Bedeutung kommt Referenzen und Kundenbewertungen durch Dritte zu. Gütesiegel wie zum Beispiel Trusted Shops, Ekomi oder TÜV Süd zahlen zusätzlich auf das Vertrauenskonto ein. Auch Persönlichkeit und Servicegedanke schaffen Vertrauen. Die praktische Umsetzung kann vom Foto des Firmeninhabers auf der Startseite inklusive Statement, insbesondere im Dienstleistungsbereich, bis hin zum richtigen Ansprechpartner mit Foto, Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf den Unterseiten reichen. Mit den richtigen Bildwelten, Webvideos und Gamification-Elementen lassen sich ebenfalls positive Emotionen wecken.

Keine Scheu vor Dialogen

oder gar einem Shitstorm. Nachvollziehbare Bedenken, die aber auch als Chance gesehen werden sollten. Denn nur das Unternehmen, welches die Wünsche seiner Kunden kennt, kann langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Unternehmen sind daher gut beraten, Kunden zum Dialog aufzufordern und ihnen dabei aktiv zuzuhören. Denn diese möchten sich mehr denn je mit einer Marke und ihren Produkten auseinandersetzen, teilhaben und Einfluss nehmen. Das zeigt auch die jährliche Studie Brandshare. Am wichtigsten ist den Befragten in Deutschland mit 80 Prozent, dass Unternehmen ihr Feedback wertschätzen, indem sie Meinungsäußerungen und Beschwerden ernst nehmen und schnelle Lösungen für Probleme finden (Edelmann, 2015). Unternehmen sollten den Schritt in die Social-Media-Welt allerdings bewusst gehen und sich im Vorfeld drei Fragen beantworten. Erstens, in welchen sozialen Netzwerken hält sich die Zielgruppe auf, zweitens, welche Arten von Inhalten (Blogbeiträge, Fotos, Webvideos) stehen den Kanälen zur Verfügung, drittens, verfügt das Unternehmen über ausreichend personelle Ressourcen für Content-Erstellung und Dialog. Social Media sind keine Eintagsfliege. Fans und Follower erwarten regelmäßigen Content, der unterhält oder einen Mehrwert bietet. Authentizität in der Kommunikation ist dabei besonders wichtig. Denn wo Menschen dank Internet jedes Markenversprechen überprüfen können, müssen Markenversprechen aufrichtig sein.

Kunden möchten teilhaben Eine lange Tradition schließt auf Beständigkeit und sorgt für Vertrauen auf Kundenseite. Aber auch die spannende Story eines Existenzgründers, wie beispielsweise vom Banker zum Würstchenverkäufer, oder der Blick hinter die Kulissen emotionalisieren, differenzieren vom Wettbewerb und lassen den Kunden teilhaben. 89 Prozent der Verbraucher wünschen sich eine Teilhabe an der Marken- oder Unternehmensgeschichte (Edelmann, 2014). Für das Storytelling eignet sich besonders ein Unternehmensblog. Hier können regelmäßig Beiträge aus dem Unternehmensalltag oder der Unternehmenshistorie veröffentlicht werden. In den sozialen Netzwerken gestreut, erhöht sich die Reichweite. Diese Informationen erzeugen Vertrauen und sind nicht nur für Kunden interessant, sondern auch für potenzielle Arbeitnehmer, denen die Reputation eines Unternehmens wichtig ist und die sich im Idealfall gern mit einem Unternehmen identifizieren möchten (Employer Branding). Informationen zur Historie dürfen ebenfalls im „Über uns“-Bereich der Unternehmenswebsite nicht fehlen. Auch ein gut gemachtes Kurzvideo zum Thema ist beliebter Content, der sich schnell in der Social-Media-Welt verbreitet. Vertrauensaufbau ist ein langfristiger Prozess. Kunden möchten wissen, mit wem sie es zu tun haben. Sie wünschen sich, dass Unternehmen ihnen aktiv zuhören und für sie da sind. Das ist ganz wie im wirklichen Leben. Unternehmen, die dies befolgen, erhöhen langfristig ihre Chance auf Erfolg. ❙ AUTORIN UTA NÜBL referentin, bIeg Hessen, Frankfurt [email protected]

Die digitale Markenführung findet verstärkt in sozialen Netzwerken statt. Hier haben Unternehmen die Chance, in einen Dialog mit ihren Kunden zu treten. Viele scheuen diesen Schritt aus Angst vor negativem Feedback IHK WirtschaftsForum 06.15

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Foto: MaurItIuS IMageS / IKon IMageS

Kunden erwarten von unternehmen zunehmend transparenz.

neue nut zererWartungen

REMBRANDT ONLINE KENNENLERNEN die grenzen zwischen der online- und offlinewelt verschwinden oftmals unbemerkt. unterschiedliche ansätze wie innovative apps helfen, diese Verschmelzung zu verstehen und Vorteile aus ihr zu ziehen.

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ieses Foto ging online um die ganze Welt: Beim Schulausflug ins Kunstmuseum lässt eine Gruppe Jugendlicher den Rembrandt links liegen. Jeder im Bild studiert anstelle des Gemäldes sein Handy. Scheinbar illustriert das Bild die oft besungene kulturelle Verarmung der neuen digitalisierten Generation. Aber der Schein trügt: Tatsächlich wurde das Foto für einen Beitrag über eine KunstApplikation (App) aufgenommen. Die Teenager surfen auf der App, um sich Hintergrundinformationen über den Rembrandt zu ziehen, und nutzen das Internet dabei auf zwei für ihre Altersgruppe ganz typische Arten. Zum einen zur persönlichen Weiterbildung (70 Prozent) und zum anderen mobil (92 Prozent, Bitkom, 2014). Sie haben dieselben Ziele und Interessen wie die Vorgeneration, setzen sie jedoch mithilfe der neuen Technologien schneller und effizienter um. Dank der vereinfachten Bedienung greifen sie dabei auch auf mehr Informationen zu. Diese sogenannten Digital Natives, die mit dem World Wide Web aufgewachsen sind, kennen die Welt ohne Internet nur aus dem Fernsehen. Sie erwarten von Unternehmen, die mit ihnen in Kontakt treten, dieselbe Leichtfüßigkeit, mit der sie sich selbst digital bewegen. Sie wollen Inhalte, die für sie persönliche Relevanz besitzen und die

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so bequem wie möglich abrufbar und transparent aufbereitet sind. Diese Anforderungen müssen von Unternehmen neu gedacht und erfüllt werden, wenn sie sich im Kampf um positive Aufmerksamkeit durchsetzen wollen. Das betrifft nicht nur ihre Aktivitäten auf sozialen Plattformen wie Facebook oder Twitter, sondern beeinflusst die gesamte Kundeninteraktion auf allen Ebenen. Was Digital Natives als relevant empfinden, verrät ein Blick auf die soziale Plattform Tumblr. Tumblr ist ein hauptsächlich von der Altersgruppe 16 bis 34 genutztes Netzwerk (Statista, 2015), das es im vergangenen Jahr auf Platz fünf der meistgenutzten sozialen Plattformen in Deutschland geschafft hat. Auf Tumblr werden Bilder, Videos und Texte von anderen Usern übernommen und an die eigenen Follower weiterverbreitet. Ein populärer Post auf Tumblr ist beispielsweise der mit Fotos illustrierte Kurzbeitrag über ein New yorker Restaurant mit taubstummem Personal, dessen Speisekarte den Gästen die Gebärdensprache erklärt. Er erhielt über 300 000 Reblogs und Likes. Oder das Design für ein Kleid im Disney-Stil, das zusätzlich mit praktischen Rocktaschen ausgestattet ist, wurde über 200 000 Mal an die Follower weitergegeben. Im Vergleich dazu kursiert der kostenpflichtig geschalIHK WirtschaftsForum 06.15

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tete Sponsored Post eines großen deutschen Schuhherstellers, der die neuste Schuhmode als unkommentiertes Stillleben präsentiert, auch nach Wochen noch bei unter 400 Aktionen herum. Relevante Inhalte wecken positive Gefühle und erzählen Geschichten. Sie wecken das Bedürfnis, dabei zu sein. Die Nutzer verbreiten diese Inhalte mit, weil sie helfen wollen und gerne zugeben, sie besitzen zu wollen, da sie sie brauchen können oder jemanden kennen, der sich dafür interessiert – idealerweise auch alles auf einmal. Somit haben sie eine persönliche Verbindung zu diesen Inhalten hergestellt. Vor den Tagen der Museums-App hätte für Schüler die Alternative bestanden, ein Buch ins Museum mitzubringen. Nur wenige Schüler hätten diese Möglichkeit wahrgenommen. Denn ein Buch muss vorher bestellt und dann unpraktisch herumgetragen werden, und die Navigation eines Buchindexes gestaltet sich nicht halb so einfach wie die einer App mit Suchfunktion; außerdem wären die Buchinhalte nicht speziell auf die Ausstellung abgestimmt und deshalb weniger relevant. Einfachheit ist deshalb eine der wichtigsten Anforderungen an Onlineinhalte und Onlineprozesse, beispielsweise im E-Commerce beim Thema Retourenmanagement. Einer Studie von ibi research zur Digitalisierung der Gesellschaft zufolge, erhöht ein entschlacktes Retourenmanagement nicht nur die Umsätze, sondern wird von den Kunden als selbstverständlich vorausgesetzt. Insofern überrascht nicht, dass dieselbe Studie als wichtigste Gründe für Onlineeinkäufe Zeitersparnis und die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten nennt, also zwei weitere Vereinfachungen von Kaufvorgängen. In der Flut der Informationen und Angebote in der digitalen Welt wollen sich Nutzer effizient bewegen können. Finden sie das Gesuchte nicht genau da vor, wo sie sich ohnehin schon befinden, und in genau der Form, die sie am einfachsten bedienen können, so wenden sie sich an einen anderen Anbieter, der sich besser präsentiert. Service ist das neue Marketing, urteilte Onlineexpertin Dr. Sabine Holicki bei der Vorstellung der Internettrends 2015 beim diesjährigen Neujahrsgespräch des BIEG Hessen. Unternehmen sollten ihre Angebote auf den Kanälen und Plattformen anbieten, auf denen sich die Nutzer bereits befinden, sei es im Social Web, im Newsletter oder im Multichannel-Marketing, durch die nutzbringende Verknüpfung von online und offline. Eine Basisanforderung an Unternehmen ist mobiles Marketing, die Darstellbarkeit von

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Websites auf dem Endgerät des Nutzers. Schließlich haben heute mehr Jugendliche ein Smartphone als einen Laptop oder Desktopcomputer, und die Zahl der Tabletnutzer nimmt ebenfalls weiter zu. Für Digital Natives besteht der Unterschied zwischen Online- und Offlinewelt nicht mehr. Die Grenzen sind geschmolzen. Befindet man sich bei der Nutzung dieser App denn nun in der echten Welt oder im Internet? Die Antwort auf diese Frage ist nicht mehr relevant und darf bei der Marketingstrategie keine Rolle mehr spielen. Die Kunden erwarten fließende Übergänge. Sie erwarten online und offline den Zugriff auf denselben Service und dieselben Informationen, und am Bildschirm, beim Blick auf die Unternehmenswebsite oder Unternehmensfanpage, wollen sie genauso viel über den Anbieter erfahren wie beim Betreten des Ladengeschäfts. Sie fragen sich, wer sich hinter einem Angebot oder einem Unternehmen verbirgt, wer diese Menschen sind, und warum sie hier sind. Unternehmen, die sich bewusst hinter Corporate Walls verstecken, missverstehen daher die Anforderungen an das neue Marketing. Die neue Lösung lautet Transparenz. Das beginnt ganz simpel mit der Nennung von Ansprechpartnern auf der Website mit Namen und Bild oder mit mutigen, offensiven und vollständigen Vorstellungen im „Über Uns“-Bereich. Es bedeutet aber auch, dass Stellungnahmen und Angebote im Social Web mit Storytelling in einen hoffentlich sympathischen Kontext gestellt werden und dass jederzeit mitkommuniziert wird, wer man ist, was man hier zu suchen hat und aus welchem Grund man gerade den Kontakt mit den Nutzern sucht. Wem das nicht gelingt, der ist im Internet nur zu Gast. Wer sich gut unter den Digital Natives orientiert und ihre Bedürfnisse versteht, der findet auch in der digitalisierten Welt seinen Platz. ❙ AUTORIN ANGELIKA NIERE referentin, bIeg Hessen, IHK Frankfurt angelika.niere@ bieg-hessen.de

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dIgItale tranSForMatIon

4.0 VERÄNDERT DIE WIRTSCHAFT Foto: gettyIMageS / roy Scott

technologie und Service einkaufen allein reicht nicht, um vom Wandel zu profitieren. Führungspersönlichkeiten müssen erkennen, dass digitalität eine zentrale eigenschaft erfolgreicher unternehmen ist.

digitalität wird künftig eine der zentralen eigenschaften von erfolgreichen unternehmen sein.

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b die Menschen in zehn Jahren noch im Kaufhaus in der Innenstadt einkaufen können, ist fragwürdig. Dies ist nur möglich, wenn der Handel seine Prozesse an die aktuellen Gegebenheiten anpasst. E-Commerce-Experten wie Jochen Krisch sehen sogar den reinen Onlinehandel als einzige erfolgreiche Option für die Zukunft. Fragwürdig ist außerdem, ob die Menschen in Zukunft ihre Autos noch selber lenken. Vielleicht, wenn sie keinen Wert auf eine günstige Versicherungsprämie legen. Das Versicherungsmodell wird sich zukünftig ändern und, Vertrauen in die selbstfahrende Technik vorausgesetzt, mit günstigeren Versicherungsprämien aufwarten. Diese Beispiele zeigen, dass es zu einer rasanten Veränderung in allen Bereichen des Wirtschaftslebens kommen wird. Einzelhandel, Serviceberufe, Kommunikations- und Informationstechnologie, Industrie oder Logistik: Alle Branchen sind massiv und unumkehrbar von den einschneidenden Veränderungen betroffen, die die digitale Transformation mit sich bringt. Es genügt für den Gesamtüberblick fast nicht mehr, vom Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Mobilität der Zukunft zu sprechen, denn heutzutage wird nichts weniger verhandelt als die Zukunft von allem. Und es sind immer wieder dieselben drei Faktoren, die diese Zukunft prägen und die viel zitierte Disruption erzeugen, nämlich zunehmende Vernetzung, Digitalisierung von Prozessen und die Marktreife von künstlicher Intelligenz. Es gibt unzählige Geschichten darüber, was die digitale Transformation für den Einzelnen bedeuten kann. Ein Motiv zieht sich dabei durch alle Beobachtungen: Große Unternehmen, die jahrzehntelang an

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der Spitze ihrer Branche standen, können in kürzester Zeit untergehen, und kleine Start-ups dominieren heute die wichtigsten Bereiche von Wirtschaft, Gesellschaft und Forschung. Diese Dynamik war bisher unbekannt; es brauchte die globalisierte Wirtschaft im Zusammenspiel mit der wachsenden Bedeutung digitaler Technologie, um die volle Bandbreite dieser Disruption zum Vorschein zu bringen. Die eigentliche Wertschöpfung findet in vielen Fällen heute an vollkommen anderen Stellen statt. Eindrucksvoll illustriert das ein Blick auf die Superstarunternehmen der neuen Wirtschaft: Uber ist das größte Taxiunternehmen der Welt, ohne Fahrzeuge zu besitzen. Facebook ist das populärste Medienunternehmen der Welt, ohne eigene Inhalte zu erzeugen. Alibaba ist das wertvollste Handelsunternehmen der Welt, und es verzichtet auf eigene Lager. Und Airbnb, der größte Anbieter von Übernachtungen der Welt, besitzt keine Immobilien (Tom Goodwin, Havas Media, 3. März, The Battle Is For The Customer Interface). Das Geschäftsmodell dieser Unternehmen ist der ständigen Vernetzung der modernen (Geschäfts-)Welt angepasst. In der On-Demand Economy geht es nicht mehr darum, was man hat, sondern um das, was man ermöglichen kann. Geld wird in diesen Unternehmen mit der passgenauen Bereitstellung von Plattformen verdient, nicht mehr mit dem Austausch von Ware oder Dienstleistung gegen Bezahlung. Ein Erfolgsfaktor ist dabei die Hoheit in der Beziehung zum Kunden. Für diese wird eine optimale Nutzererfahrung (User Experience) benötigt, das bedeutet, ein reibungsloser Prozess, den die Anwender überall auf dem Smartphone oder Laptop steuern können, liegt den meisten Erfolgsstorys zugrunde. Einige der weltbesten Interaktionsdesigner, Strategen und Produktmanager arbeiten in Start-ups, Agenturen oder Designbüros und entwickeln diese Prozesse. Das gelingt unter anderem deshalb, weil diese Unternehmen ihre Kultur konsequent dem Streben nach Innovation durch Teamarbeit unterwerfen , das heißt, die richtige Balance von Imperfektion und Brillanz suchen und Experimente fördern. Das Arbeiten fühlt sich hier nicht mehr so an wie in den Großraumbüros im Silicon Valley. Design Thinking ist der Überbegriff für kreative Prozesse, die neue Blickwinkel und ungesehene Lösungen ermöglichen. Große, konventionelle Unternehmen werden es schwer haben, bei diesen Veränderungen mitzuhalten, wenn sie nicht bereit sind, ihre Haltung zum Geschäft anzupassen. Heute noch völlig unbekannte Player werden über die Branchen hinweg die Wirtschaft nachhaltig verändern. Vorbei die Zeiten, in denen schiere Marktmacht eine Garantie für das Fortbestehen der Verhältnisse darstellte. Hier reicht der Blick auf die Musikindustrie und den spezialisierten Einzelhandel (Tonträger, Bücher und so weiter), um zu sehen, dass Veränderung ganz schnell gehen kann. Dieser Effekt wirkt auch in die andere Richtung: Google ist schon lange nicht mehr nur eine Suchmaschine, wie die Investitionen des IHK WirtschaftsForum 06.15

Unternehmens in Forschung und Herstellung von autonomen Robotern, selbstfahrende Autos und weitere Zukunftstechnologien zeigen. Die zunehmende digitale Vernetzung umfasst alle Bereiche unseres Lebens. Wir befinden uns als Zeitzeugen mitten in einer Entwicklung hin zu einer Zukunft, die noch vor wenigen Jahren als utopisch belächelt wurde. Die Automobilindustrie selbst ist von einem kleinen Goldrausch gepackt worden. Die digitale Welt ist hier in der breiten Masse angekommen und wird die Produktinnovationen und damit die Marktpositionen der Automobilkonzerne in den nächsten Jahren dominieren. Ein wichtiger Aspekt, der diese Veränderungen in allen Wirtschaftsbereichen beschleunigt, ist die Reife von künstlicher Intelligenz. Es wird üblicher werden, dass Aufgaben, die bisher in Menschenhand lagen, von Maschinen übernommen werden. Systeme, die sich automatisch an Messdaten und Erfahrungswerte anpassen, werden die Entscheidungsfindung im Geschäftskontext verändern. Schon heute wird immer mehr Verantwortung an solche lernenden Computersysteme übertragen. Viele heutige und zukünftige Auswirkungen dieser Entwicklung werden intensiv diskutiert . Beispielsweise geben die großen ScienceFiction-Romane und -Filme der vergangenen 100 Jahre eine gute Orientierung über die Themen, die dabei nach wie vor eine Rolle spielen. Für die meisten Unternehmen sind das aber noch abstrakte Zukunftsvisionen, die nur am Rande mit den Chancen zu tun haben, die die digitale Transformation ihnen bietet. Konkrete Ansätze, um die neuen Möglichkeiten effizient zu nutzen, lassen sich jedoch in jeder Branche und für jede Unternehmensgröße finden. In vielen Chefetagen herrscht eine Aufbruchsstimmung, die sich mit dem Beginn des InternetZeitalters in den Neunzigerjahren vergleichen lässt. Ein vorsichtiges Fazit: Es gibt riesige Chancen, die genutzt werden wollen. Damit verbunden sind jedoch auch immense Herausforderungen und Veränderungsschmerzen, die Unternehmen stemmen müssen. Und eines ist ganz klar, nicht allen Unternehmen wird es leichtfallen, diesen Wandel positiv zu nutzen. Orientierte Entscheider wissen das und arbeiten schon längst an sich und dem digitalen Wandel. Ganz wichtig zu wissen ist, dass Technologie und Dienstleistung einkaufen allein nicht ausreicht, um vom Wandel zu profitieren. Es braucht Führungspersönlichkeiten, die erkannt haben, dass Digitalität eine zentrale Eigenschaft erfolgreicher Unternehmen ist. Dazu gehört Interesse an Design Thinking und kreativen Prozessen, um die operative Komplexität von Innovation beherrschen zu lernen. Lange nicht jede der Herausforderungen wird sich nur intern auf Unternehmensseite managen lassen. Um effektiv an den anstehenden Aufgaben zu arbeiten, sind neue, kollaborative Arbeitsformate und multidisziplinäre Teams gefragt. Hierfür den richtigen Partner auf Augenhöhe zu finden, ist der erste Schritt in Richtung digitale Gegenwart. ❙ AUTOR TOBIAS KIRCHHOFER geschäftsführer, Shift, Frankfurt tobias.kirchhofer @shift.agency

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Personalreferent (IHK) Personalreferentin (IHK) HR-Kompetenz für erfahrene Mitarbeiter und Quereinsteiger Professionalisierung der HR-Kompetenz für • Kaufleute mit HR-Praxis • Hochschulabsolventen • Fachwirte, Fachkaufleute Umfassende HR-Kompetenz: • Arbeitsrecht • Personalführung • Personalmarketing • Personal- und Organisationsentwicklung • HR-Organisation, HR-Controlling • Managementtechniken Flexibles, ressourcensparendes Blended Learning Konzept mit Präsenzworkshops und Online-Training. 03.09.2015 bis 08.04.2016 Ansprechpartnerin Ramona Knopp Telefon 0261 30471-16 Telefax 0261 30471-20 [email protected]

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WIEDERVERKAUF DIGITALER INHALTE

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uf Flohmärkten findet der Interessierte auch im digitalen Zeitalter noch Stände mit gebrauchten DVDs, Blu-Ray-Discs, CDs und Platten, die vom Verkäufer ordnungsgemäß erworben wurden. An den auf den Datenträgern verkörperten Inhalten, wie Musik oder Filmen, gibt es eine Vielzahl von Rechten Dritter, insbesondere aus dem Urheberrecht. Nach den urheberrechtlichen Grundsätzen bestimmen zunächst ausschließlich die (Mit-) Urheber, was mit den Inhalten geschehen darf. Wurde der Datenträger mit der Zustimmung der Urheber in der EU beziehungsweise der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) erstmalig verkauft, ist der Erwerber kraft gesetzlicher Regelung berechtigt, den von ihm ordnungsgemäß erworbenen Datenträger der Öffentlichkeit anzubieten oder in den Verkehr zu bringen, mit anderen Worten also, an Dritte weiterzuverkaufen. Nicht zulässig ist die Vermietung des Datenträgers ohne die vorherige Zustimmung der Berechtigten oder aber – nach praxisgerechter Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) – die Veräußerung einer Kopie, wenn das erworbene Original zerstört wurde. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Erschöpfung der Weiterverbreitungsrechte der Urheber an den im Datenträger verkörperten digitalen Inhalten. Datenträger sind einer natürlichen Abnutzung ausgesetzt, weshalb sie mit zunehmendem Gebrauch auch einem Wertverlust unterliegen. Bei rein digitalen Inhalten, das heißt online gelieferter Software, Musik, Filmen, E-Books oder sonstigen Inhalten, ist dies nicht der Fall. Sie sind oft nahezu ohne Kosten kopierbar. Und die Datenqualität hängt nicht von der Frage ab, wie oft das Album gehört, das Video angesehen oder das E-Book gelesen wurde, bevor der rechtmäßige Erwerber Liquidität für Neues benötigt und sie deshalb weiterverkaufen möchte. Mangels Qualitätseinbuße erhält der Zweiterwerber also ein fehlerloses digitales Gut. Die technische Möglichkeit eines Sekundär(Floh-)Markts für digitale Güter in Ersterwerberqualität ist für die Schutzrechtsinhaber existenzbedrohend. Deshalb versuchen die Anbieter digitaler Inhalte üblicherweise, den Weiterverkauf der digitalen Inhalte sowohl technisch als auch rechtlich zu beschränken beziehungsweise auszuschließen. Dies gilt insbesondere, weil digitale Inhalte online übertragen werden können und daher beim Weiterverkauf noch nicht einmal mehr die Kosten des Versands eines Datenträgers anfallen.

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Die Zulässigkeit des Weiterverkaufs von nicht auf einem Datenträger gekaufter Software war lange Zeit Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen. Es steht nun fest, dass unter wenigen Einschränkungen derartige Software vom Erwerber weiterveräußert werden darf. Software-Anbieter können demnach das Entstehen eines Sekundärmarkts nicht verhindern. Da das Entstehen des Sekundärmarkts bei befristeten Lizenzen nicht möglich ist, stellen Software-Anbieter ihr Lizenzkonzept zunehmend von der unbefristeten Lizenz auf Zeitlizenzen um. Die Entscheidungen des EuGH und des BGH (Bundesgerichtshof) hinsichtlich der Weiterveräußerung von Software sind nicht auf andere digitale Inhalte wie Musik, Filme oder E-Books übertragbar. Auf diese digitalen Inhalte ist der Erschöpfungsgrundsatz autonom anzuwenden. Konkret geht es um die Wirksamkeit von Weiterveräußerungsklauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Anbietern digitaler Inhalte. Auch nach den Entscheidungen des BGH und des EuGH zum Wiederverkauf von Software ist in der deutschen Rechtsprechung die Tendenz erkennbar, Weiterveräußerungsverbote in Allgemeinen Geschäftsbedingungen über den Erwerb anderer digitaler Inhalte als Software als wirksam zu betrachten, weil an den digitalen Inhalten mangels hinreichender Verkörperung keine Erschöpfung eintreten könne. Das heißt für den Sekundär-(Floh-)Markt: Alle ordnungsgemäß erworbenen Original-Datenträger können uneingeschränkt weiterverkauft werden. Wird kein Original-Datenträger verkauft, sind bei Software weitere Anforderungen einzuhalten, die zumindest den Onlineverkauf beziehungsweise einen Verkauf durch einen nicht professionellen Händler ausschließen. Musik, Filme, E-Books oder sonstige digitale Inhalte haben auf dem Sekundär-(Floh-)Markt nichts zu suchen. ❙ AUTOR DR. DENNIS VOIGT rechtsanwalt, Melchers rechtsanwälte, Frankfurt [email protected]

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Foto: gettyIMageS / SIMon2579

ordnungsgemäß erworbene datenträger mit Musik oder sonstigen digitalen Inhalten können uneingeschränkt weiterverkauft werden. bei online bezogenen Inhalten ist ein Wiederverkauf oft ausgeschlossen.

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die tage des ISdn-Festnetzes sind gezählt.

ISdn

EINE ÄRA GEHT ZU ENDE unternehmen stellen sich auf die zunehmende digitalisierung der Wirtschaft und gesellschaft ein. die nutzungsund Kommunikationsmöglichkeiten haben sich spürbar verändert und müssen angepasst werden.

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ahrzehntelang waren analoge Telefonanschlüsse und Wählscheiben das Maß der Dinge. Erste Tastentelefone mit großen Displays haben die Telekommunikation in den Unternehmen auf die nächste Stufe gehoben. ISDN stellte für die damalige Zeit revolutionäre und vielfältige Leistungsmerkmale zur Verfügung, wie beispielsweise die Rufnummernanzeige, Weiterleitung, das Anklopfen und andere Funktionen. Durch die neuartige Kanalstruktur, über die bei ISDN erstmalig alles digital übertragen werden konnte, waren sogar erste Datendienste möglich. Der Weg für die ersten ISDN-basierten Internetanschlüsse und den damit verbundenen Erfolg bei Privatkunden und Kleinunternehmen war vorgezeichnet. In der Basisausstattung mit zwei Kanälen und drei

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Rufnummern als sogenannter Mehrgeräteanschluss werden diese bis in die heutige Zeit intensiv und kontinuierlich genutzt. Durch die Ankündigung der Telekom, ISDN 2018 abzuschalten, bleibt nicht mehr viel Zeit, die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Was im privaten Bereich bei vielen Haushalten bereits umgesetzt wurde,

LINK ZUM THEMA Weitere Infos zum Thema Nachfolge ISDN und IP-Transformation online unter www.nachfolge-isdn.de.

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Für die raue Arbeitswelt geschaffen Robuste Begleiter für den Einsatz in der Logistik, auf dem Bau oder in der Produktion. Mörtelmatsch auf der Baustelle, Hitze im Stahlwerk, ein Sturz auf den

Umgebung. Die Geräte verfügen über einen Staub- und Wasserschutz

Boden: Trotz rauer Gegebenheiten ist die Samsung Ruggedized-

gemäß IP671. Darüber hinaus sind sie nicht nur physisch für Extrem-

Produktfamilie mit moderner Technik auch im Außendienst in ihrem

einsätze gewappnet: Ausgestattet mit SAMSUNG KNOX™ schützt die

Element. Gebaut um leistungsstarke, vielseitige Performance und

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550 Das GALAXY Tab Active ist das erste IP671 zertifizierte Tablet von Samsung, welches für den Einsatz in fordernden Business-Umgebungen gebaut wurde. Es wird mit einer speziellen Hülle geliefert, die das Gerät vor externen Einwirkungen schützt und in vollem Umfang den US-amerikanischen Anti-Schock-Militärnormen (MIL-STD 810G12) entspricht.

Das GALAXY XCover 3 ist optimal vor Stößen geschützt und erfüllt sogar den US-amerikanischen Militärstandard MIL-STD 810G12. Auch Nässe und Dreck übersteht es dank IP671-Zertiffizierung souverän.

Nicht nur seine robuste Beschaffenheit macht das Xcover 550 zu einem erstklassigen Begleiter unter fordernden Bedingungen, sondern durch seine kompakte Größe mit geringem Gewicht ist es auch leicht zu verstauen. Zudem ermöglicht eine solide Befestigungs-Öse am Rahmen des Featurephones, ein Trageband zu befestigen. So lässt sich immer ein Platz für diesen praktischen Begleiter finden.

www.samsung.de (1) Schutz bei zeitweiligem Untertauchen bis maximal 1 Meter Wassertiefe für maximal 30 Minuten und ausschließlich in klarem Wasser. Kein Schutz bei Salzwasser und anderen Flüssigkeiten, insbesondere Seifenlauge, Alkohol und/oder erhitzter Flüssigkeit. Sämtliche Abdeckungen des Gerätes müssen stets vollständig verschlossen sein, so dass durch sie kein Wasser eindringen kann. (2) Stürze aus größeren Höhen oder unsachgemäße Bedienung können dem Gerät Schaden zufügen und schließen eine Gewährleistung im Rahmen der Herstellergarantie aus.

Digitale Wirtschaft

steht nun in einer umfangreicheren Variante für die Unternehmen an. Unabhängig von vielen offenen Fragen, die durch die Ankündigung regulatorisch, technologisch und auch politisch beantwortet werden müssen, sind Unternehmen in der Pflicht, sich auf die anstehenden Veränderungen einzustellen.

Eine logische Konsequenz Mit neuen Techniken zur ausschließlich digitalen Übertragung von Daten sowie Bild- und Toninhalten und der überall vertretenen Verfügbarkeit von leistungsfähigen digitalen Netzen verschmelzen zunehmend die bisher getrennten stationären und mobilen Telefon-, Daten- und Rundfunknetze. Die Generation y kennt ISDN nur als unbedeutendes Netz, das eigentlich obsolet ist. Konvergenz wird nun nicht mehr aus der Sicht der physikalischen Netze zu betrachten sein, sondern die Konvergenz der Services innerhalb der Telekommunikationsanwendungen gewinnt den maßgeblichen Stellenwert. In Anbetracht der geänderten Situation im Bereich der IT-Technologien (Informationstechnik) und -Services ist der Wegfall des ISDN-Festnetzes nur eine logische Konsequenz. Die richtige Strategie ist, mit einer den Geschäftszielen und -prozessen entsprechenden Vorgehensweise die Planung einer nachhaltigen und kosteneffizienten IT-Umgebung für die geschäftliche Kommunikation zu beginnen. Das bedeutet, die neuen IT-Technologien dort einzusetzen, wo der Business Case es fordert und die Unternehmensorganisation einen Mehrwert erhält. Also wird mit einer Ist-Aufnahme der Anforderungen der Wechsel in die Web-4.0-Umgebung eingeleitet. Das wird zwar ein paar Jahre Zeit in Anspruch nehmen, aber Stillstand ist in diesem Fall grob fahrlässig.

Ein erster Schritt Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien haben sich zahlreiche Zugangsplattformen entwickelt, die für eine Verarbeitung und Verbreitung von digitalen Inhalten infrage kommen. So vollzieht sich derzeit eine bedeutende Transformationsphase. Diese wird maßgeblich von verschiedenen Entwicklungen geprägt, insbesondere dem explosiven Wachstum im Markt, beispielsweise dem von immer leistungsfähigeren Smartphones, von der Nutzung von Consumergeräten am Arbeitsplatz und dem damit in Verbindung stehenden veränderten Verhalten beim Einkauf von Technologie und dem Trend hin zur cloudbasierten Anwendungsbereitstellung. Auch die konventionellen Systemkonfigurationen aus Hardware und Software verändern sich durch neue Applikationslösungen wie Mikrosysteme oder intelligente Embedded Components. Die steigenden Anforderungen an Funktionalität, Flexibilität und Interoperabilität durch den privaten Anwender wie durch den professionellen, geschäftlichen Anwender, bei gleichzeitig erhöhtem Druck zur Erreichung des optimalen Preis-Leistungs-Verhältnisses, führen zu neuen Herausforderungen in der Hard- als auch in der Software-Technologie. Selbst die Prämisse, der PC werde weiterhin Mittelpunkt von Produktivität und der Zusammenarbeit von Mitarbeitern bleiben, ist nicht mehr länger gültig. Dies hat dann natürlich auch gravierende Auswirkungen auf den Anbietermarkt, der für die Unternehmen neue Herausforderungen beinhaltet. Die jetzt anstehende Ablösung der ISDN-Technologie bedeutet für die Unternehmen einen ersten Schritt auf dem weiteren Weg in die Digitalisierung. Betroffen sind ISDN-Mehrgeräteanschlüsse (S0),

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ISDN-Anlagenanschlüsse (S0) und ISDN-Primärmultiplexanschlüsse (S2M), die Basis für fast jede Anschaltung im Business-Umfeld sind. Die hieran angeschlossenen Systeme sind Telefonanlagen, Alarmanlagen, Brandmeldeanlagen, Aufzugsnotrufe und viele mehr. Hier sind im Einzelnen die Anforderungen, zum Beispiel des Versicherers, zu prüfen, die an eine Leitung bestehen, beispielsweise hinsichtlich des Themas leitungsbasierte Anschaltung, die es dann in der IP-Welt so nicht mehr gibt. Die vorhandenen Verträge sind zunächst einmal gültig. Allerdings gilt es, bei Neuabschluss, unter anderem im Bereich Standortvernetzung oder Sprache, über 24 Monate hinaus dieses Thema zu berücksichtigen. Die ISDN-Nachfolgeprodukte zur Anschaltung sollen dieses Jahr beziehungsweise Anfang 2016 auf den Markt kommen. Sie sind hinsichtlich Preis, technischer Machbarkeit und Stabilität zu prüfen.

Eine große Herausforderung Die Migration auf die neue Technologie wird auf jeden Fall Kosten verursachen, in Form von Dienstleistung, Investition in Hard- und Software sowie Service- und Supportverträgen. Diese sind heute einzuplanen für 2016 / 2017. Die Anschaltung ändert sich grundlegend dahingehend, dass es in Zukunft eben nur noch eine Abschlusskomponente (EAD) gibt, aus der der Kunde Internet und Sprache bezieht und nicht mehr wie heute zwei völlig voneinander getrennte Geräte oder Wege. Daraus können sich Änderungen in der passiven Infrastruktur ergeben, die geplant werden müssen. Ob die neuen Produktpakete günstiger sind, bleibt abzuwarten. Die Anforderungen bringen auch automatisch personelle Veränderungen mit sich. Das heißt, es wird nur noch ein Vertrag beschafft, der IT und Telefonie abdeckt. Die Konvergenz mit den Mobilfunkdiensten wird einfacher. Dabei steigt die Abhängigkeit von einem Anbieter. Es entstehen neue Anforderungen an Sicherheit, Stromversorgung und Verfügbarkeit. Hier muss ein neu gedachtes Konzept aufgestellt werden. Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, Antworten auf die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft zu finden. Jahrzehntelang hat sich die Art und Weise der Nutzung der Kommunikationsmöglichkeiten in den Unternehmen nicht wesentlich verändert. E-Mail, Telefon und so weiter sind nach wie vor Standard. Durch die digitale Transformation beginnt nun für Unternehmen die nächste Stufe mit allen damit verbundenen neuen Herausforderungen. Während der eine Teil der Unternehmen den Veränderungen der digitalen Gesellschaft mit Angststarre begegnet, entwickelt der andere Teil der Unternehmen Strategien, wie sie von diesen Veränderungen profitieren können. Die neuen digitalen Geschäftsmodelle, in Verbindung mit den sozialen Medien und der Blick auf die komplett andere Herangehensweise der jungen Generation, ermöglichen viele Chancen, um langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. ❙ AUTOREN HANS JOACHIM WOLFF (l.) Vorstand, deutscher Verband für post, Informationstechnologie und telekommunikation (dVpt), offenbach [email protected]

CHRISTIAN LEHMANN (r.) leiter unternehmensberatung ItK, dVpt, offenbach [email protected]

IHK WirtschaftsForum 06.15

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GoBD – Handlungsbedarf für Unternehmer! Mit dem Schreiben des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) „Grundsätze ordnungsmäßiger Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD)“ vom 14. November 2014 konkretisiert und verschärft die Finanzverwaltung die Anforderungen an die elektronische Buchführung. Die GoBD sind von allen Buchführungs- bzw. Aufzeichnungspflichtigen zu beachten und gelten demzufolge nicht nur für Bilanzierer sondern z. B. auch für Einnahmen-Überschussrechner. Das BMF-Schreiben konkretisiert die gesetzlichen Regelungen (§§ 145 – 147 AO) und gilt für alle Veranlagungszeiträume, die nach dem 31. Dezember 2014 beginnen. Dem Schreiben kommt eine gewichtige Bedeutung zu, da die Finanzverwaltung daran die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung im Rahmen von Außen- und Betriebsprüfungen beurteilen wird. Die GoBD konkretisieren z. B. das Gebot der zeitnahen Buchungs-/ Belegerfassung, der Weiterverarbeitung von digitalen Dokumenten und die (Un-)Veränderbarkeit von Belegen. Darüber hinaus legt die Finanzverwaltung fest, dass für jedes für die Ordnungsmäßigkeit relevante DV-System eine übersichtlich gegliederte Verfahrensdokumentation vorliegen muss. Dies gilt auch für Nebensysteme, wie

z. B. die Material- und Warenwirtschaft, Archivsysteme und Systeme zur Zeiterfassung. Das BMF-Schreiben enthält auch Erläuterungen zum Datenzugriff auf die aufbewahrungspflichtigen Unterlagen und DV-Systeme. Es weist u. a. daraufhin, dass es allein dem Steuerpflichtigen obliegt sicherzustellen, dass die Finanzverwaltung nur die aufzeichnungsund aufbewahrungspflichtigen Daten einsehen kann. In jedem Fall müssen sich Unternehmer mit den GoBD und deren Folgen auseinandersetzen, um bei zukünftigen Prüfungen vorbereitet zu sein und negativen Rechtsfolgen entgegenzuwirken.

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der Kunde von heute ist nicht mehr sehr treu – er sucht das unternehmen, das seine – auch digitalen bedürfnisse – optimal erfüllt.

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DIE EVOLUTION DES KUNDEN um als digital leader erfolgreich zu sein, muss das neue zeitalter auf unterschiedliche Weise betrachtet werden. unternehmen, die sich darauf einlassen, werden arbeitsplätze sichern und Kunden gewinnen.

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in junges Unternehmen hat heute die Wahl, sich entweder ein Faxgerät zu kaufen oder lieber eine intelligente Website aufzubauen, um alle strategischen Mittel der Branche und der Technik zu nutzen. Nun, so ein junges Unternehmen entsteht gerade irgendwo in Deutschland oder auf dieser Welt – es ist nur eine Frage der Zeit, wann diese Unternehmen jede Branche revolutionieren werden. Die ersten Ausläufer sind schon zu spüren: ein ganzes Haus in 48 Stunden im 3-D-Druck herzustellen, ist kein Problem mehr. Keiner braucht mehr Handwerker oder Baumärkte, wenn alles im 3-D-Drucker entstehen kann. Sogar Autos oder Fleisch kommen aus ihm. Ganze Branchen werden revolutioniert, und Unternehmen, die sich nicht anpassen wollen oder sich nicht weiterentwickelt haben, werden Opfer dieser Revolution. Andere Branchen, sogar ehemalige Marktführer, haben das bisher schon direkt zu spüren bekommen. Das ist der negative Teil der

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Evolution. Dabei geht es nicht nur um die Optimierung der Website oder um die sozialen Medien. Die neue Herausforderung ist eine gesellschaftsübergreifende Veränderung und nicht technologielastig. Digitalisierung verändert die Kultur in der Gesellschaft und in den Unternehmen. Das wertvollste Gut in der heutigen digitalen Gegenwart ist die Zeit. Auch wenn viele Menschen glauben, dass sich Zeit managen lässt: Spätestens, wenn der Satz „Ich habe keine Zeit“ über die Lippen kommt, wird einem schlagartig bewusst, dass Zeit ein neutrales, mächtiges, unerbittliches und sehr gerechtes Wesen ist, sich seit dem Anbeginn der Welt nicht verändert hat und es auch in den nächsten Jahrhunderten nicht wird. Wer noch alte Prozesse im Unternehmen hat und diese mit analogen Mitteln versucht, zu optimieren, wird an der Zeit scheitern. Andere werden ihn einfach überholen und zurücklassen. Der Kunde IHK WirtschaftsForum 06.15

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von heute ist nicht mehr sehr treu und sucht das Unternehmen, das seine (auch digitalen) Bedürfnisse optimal erfüllt. Wer heute noch glaubt, nur mit analogen Mitteln bei Kunden zu punkten, befindet sich in derselben Situation wie ein Kutscher, der glaubt, auf der Autobahn mit 100 Pferden angespannt, ein Rennen zu gewinnen. Um als Digital Leader erfolgreich zu sein, wird es wichtig sein, das digitale Zeitalter auf drei verschiedene Arten zu beobachten, um dann entsprechende Entscheidungen zu treffen: Der private Digital Leader ist zunächst ein privates Wesen, ein Mensch, der ein Privatleben hat, vielleicht eine Familie, Freunde, Hobbys und so weiter. Dieses gilt es zu schützen und zu wahren, denn ein Digital Leader wird in seiner beruflichen Herausforderung nur dann Exzellentes leisten, wenn sein privates Ich glücklich und zufrieden ist. Nur weil jemand im Beruf führt, heißt das nicht, dass es auch zu Hause gemacht werden muss. Der geschäftliche Digital Leader hat die Aufgabe, sein Unternehmen zu führen, jedoch nicht in der traditionellen Form, sondern dafür zu sorgen, dass das Unternehmen von den digitalen Möglichkeiten der heutigen Zeit optimal profitiert und so Mitarbeiter von langweiligen, standardisierten Aufgaben entlastet und ihnen mehr Zeit für die interessanten, lukrativen Aufgaben lässt. Die dritte Dimension ist das Verständnis des digitalen Marktes und dessen Veränderungen, was ständige Aktualisierung des Wissens bedeutet, denn nichts ist älter als die Information von gestern. Die digitale Welt wird heute nicht mehr zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West, Reich und Arm aufgeteilt, auch nicht nach sozialen Schichten. Die Welt von heute teilt sich grob in vier Lager auf: Digitale Asylanten: Diese stehen an den Grenzen und Pforten der digitalen Gesellschaft und klopfen manchmal an, verspüren aber grundsätzlich keinerlei Motivation und Lust, die Regeln der digitalen Gesellschaft anzunehmen. Diese Menschen sind meist verbittert und verärgert über die Entwicklungen und haben es satt, sich anzupassen. Diese Menschen haben schon so viel erlebt – sie brauchen die digitale Gesellschaft nicht mehr zur Verwirklichung ihrer Träume. Digitale Immigranten: Die digitalen Immigranten entdecken neue Wege und neue Möglichkeiten. Digitale Immigranten bewegen etwas und bringen frischen Wind in eine digitale Gesellschaft. Ihre Erfahrungen aus anderen Welten sind wertvoll und extrem nützlich. Sie sind lernwillig und bereit, sich von Altem zu lösen, um Neues kennenzulernen, sind bereit zu handeln und bringen so ihr analoges Erbe mit in die digitale Gesellschaft. Wunderbar für jedes Land, das solche digitalen Immigranten hat, denn diese passen sich den Veränderungen am besten an. Genau das leisten auch digitale Immigranten in Unternehmen, die extrem wertvoll für die digitale Gesellschaft sind: Sie geben viel zurück, meist mehr, als sie bekommen haben. Wenn sich eine Gesellschaft und insbesondere die Politiker und Führungselite mehr um diese Menschen – auch in der Realität – kümmern würden, würde ein Land sehr schnell sehr große Entwicklungsschritte machen. Digitale Eingeborene: Digitale Eingeborene haben es oft schwer, denn sie werden oft missverstanden – meistens als Mitarbeiter. Sie werden von manchen Unternehmen in digitalen Notzeiten ohne Plan und Strategie eingesetzt, in der Hoffnung, dass diese dann das Unternehmen retten können. Solche Schnellschüsse sind für UnIHK WirtschaftsForum 06.15

ternehmen eine große Gefahr – denn digitale Eingeborene können zwar privat schneller und leichter mit neuen Medien umgehen, aber das bedeutet nicht, dass sie für geschäftliche Kampagnen unbedingt geeignet sind, insbesondere nicht, wenn es um Krisenkommunikation im Social Web geht. Hier sind ganz andere soziale Kompetenzen gefordert, die ein digitaler Eingeborener erst erlernen muss, bevor ihm einfach eine Marketingkampagne überlassen wird. Solange digitale Eingeborene die Gefahr nicht kennen, die sie mit ihren Handlungen für ein Unternehmen auslösen können, sollte ein Unternehmen lieber auf digitale Immigranten zurückgreifen und dabei die digitalen Eingeborenen als Reiseführer durch ihr Land an Bord holen. Erst jetzt wird der optimale Schulterschluss zum Erfolg führen. Digitale Snobs: Digitale Snobs leben komplett im Glauben, dass die digitale Welt die Lösung aller Probleme ist. Sie weigern sich, in Teams mitzuarbeiten, wissen alles besser und fühlen sich durch Google und dessen Suchfunktion als Meister der Welt. Leider sind diese digitalen Snobs so hochnäsig, dass sie niemand mehr haben will – sie sind weder in Unternehmen noch privat geschätzt. Digitale Snobs im Team zu haben, bedeutet das Ende für das Team und das Unternehmen. Die Zukunft kann nur noch in digitalen Teams liegen, die ohne Hierarchie, ohne Alters- und Herkunftsbeschränkungen und ohne Statussymbole und Qualifikationen miteinander arbeiten und so übergreifend Innovationen in Unternehmen bringen, die die traditionelle Pyramidenhierarchie verboten und unterdrückt hat. Unternehmen, die sich auf diese Veränderung einlassen und sich in diesen DigitaleLeadership-Herausforderungen begleiten lassen, werden sich und die Arbeitsplätze der Zukunft sichern – und damit noch mehr Kunden gewinnen. ❙ AUTOR SANJAy SAULDIE direktor, european Internet Marketing Institute and academy, Mannheim [email protected]

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NUR DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN die Weiterentwicklung von Methoden und technologien im umfeld beruflicher Weiterbildung führt zu neuen Seminarund unterrichtsformen, die stärker den bedürfnissen mittelständischer unternehmen entgegenkommen.

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ernen ist wie Rudern gegen den hängig ermöglicht. Dabei sind die meisten Strom. Hört man damit auf, treibt Merkmale des Unterrichts genauso wie man zurück.“ Was Benjamin Britten bei klassischen Präsenzseminaren. Die Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Teilnehmerzahl liegt zwischen 15 und diesem Bild auf den Punkt brachte, hat in 20, es werden feste Unterrichts- und seiner Gültigkeit und Brisanz für die berufPausenzeiten eingehalten, es ist während liche Weiterbildung heute ein Vielfaches der gesamten Unterrichtszeit ein Trainer an Gewicht und Bedeutung gewonnen. im Klassenraum, Methodik und Didaktik Innovations- und Produktzyklen sind sind in vieler Hinsicht ähnlich und selbst ein Vorteil von virtuellen KlassenräuGejagte globalisierter vernetzter EntwickKlassensprecher werden gewählt. Meist men ist deren ortsunabhängigkeit. lungen in Wissenschaft und Technologie, stehen den Teilnehmern ein Computer und zwei Monitore zur Verfügung. Über deren betriebliche Implementierung und wirtschaftlicher Einsatz Menschen leisten müssen. Ihre Kenntnisse und ein Headset sind sie in direktem Kontakt mit dem Kursleiter. Parallel Fähigkeiten müssen immer schneller Schritt halten mit sich wandelngibt es weitere interaktive Kommunikationstools, wie eine Chatden Anforderungen. Neben profunden beruflichen Grundkenntnissen funktion, mit der Schüler Fragen an den Trainer richten können, oder werden Spezialisierung und Anpassungsfähigkeit immer wichtiger. eine virtuelle Tafel für die aktive Teilnahme am Unterricht. Über den Klassische Schulungen, bei denen eine Anzahl von Mitarbeitern sich einen Monitor folgt der Teilnehmer dem Lehrprogramm, am anderen mit einem Trainer in einem Raum trifft und über einen dem Thema kann er selbstständig Unterrichtsaufgaben lösen und so das Gelernte angemessenen Zeitraum hinweg neuen Stoff erlernt, konventioneller unmittelbar praktisch umsetzen. Präsenzunterricht, werden diesen Anforderungen in vielen Fällen nur unzureichend gerecht und sind im betrieblichen Alltag schwierig zu alle zeitlichen formate möglich realisieren, unabhängig davon, ob diese Seminarform inhouse oder bei Dieses Rückgrat der Wissensvermittlung, also der interaktive Liveuntereinem Bildungsträger stattfinden soll. Welche neuen Möglichkeiten richt im virtuellen Klassenraum, wird oft ergänzt durch Elemente aus haben sich vor dem Hintergrund dieser Veränderungen entwickelt? dem E-Learning, wie programmierten Lerneinheiten oder Leistungsabfragen, oder auch Bücher, Skripte und E-Books für das ergänzende E-Learning erfordert medienkompetenz Selbststudium. Zusätzlich können klassische Präsenzphasen in das Die Digitalisierung der Arbeitswelt findet ihre Entsprechung in der didaktische Konzept miteingebunden werden, wenn der Erwerb von Lernwelt. Jeder kennt heute zahlreiche Beispiele für das, was sprach- Fertigkeiten dies erfordert und der Mobilitätsaufwand vertretbar ist. gebräuchlich E-Learning genannt wird. All diesen Angebotsformen ist Als Beispiel wären hier Kurse im Bereich Automatisierungstechnik zu allerdings eins gemeinsam: Der Lernende wird allein gelassen, er muss sehen, die im Theorieanteil hervorragend vermittelt werden können; im sich selbst organisieren und kann bei Problemen oft nicht mehr Hilfe praktischen Aspekt ist aber eine Präsenzunterweisung besser geeignet. erwarten als eine FAQ-Liste. Andererseits liegt darin auch eine Stärke Mit Blick auf die möglichen Inhalte dieser Lernform muss differendieser Angebote, nämlich die Freiheit des Lernenden, Ort, Zeitpunkt ziert werden. Die meisten gewerblich-technischen Themen und alle und Tempo des Wissenserwerbs selbst bestimmen zu können. Allerdings Lernziele, die Fertigkeiten beschreiben, können nur mit Abstrichen im wird ihm in der Regel eine hohe Medienkompetenz und ausgeprägte virtuellen Klassenraum vermittelt werden. Dessen Stärke liegt in der Fähigkeit zur Selbstorganisation abverlangt. Dies ist für kleinere Theorievermittlung und hier insbesondere bei den Themen IT, EDV, CAD, Lerneinheiten meist problemlos zu leisten, bei umfangreichem Stoff Medien, Management und kaufmännische Inhalte. Dabei sind, abhängig scheitern aber viele Lerner. von den geplanten Abschlüssen, alle zeitlichen Formate möglich, von In der beruflichen Weiterbildung hat sich an dieser Stelle in den einem einstündigen Kurzseminar bis zur zweijährigen Umschulung vergangenen Jahren eine Lernform etabliert, der es gelingt, Stär- mit anerkanntem Berufsabschluss. Nach der Entwicklungsphase und ken aus beiden Welten der beruflichen Bildung zu integrieren. Der Evaluation von Inhalten und Didaktik zeigt sich gerade bei den UmLiveunterricht im virtuellen Klassenzimmer nutzt moderne Informa- schulungen, dass die Abschlussnoten der Teilnehmer in der Tendenz tionstechnologien, um konventionellen Präsenzunterricht in seiner ein wenig besser sind als bei konventionellen Präsenzlernformen interaktiven und abwechslungsreichen Prägung in einem System vergleichbarer Abschlüsse. Die Teilnehmer fast aller Weiterbildungen abzubilden, das Teilnehmern den Zugang zum Unterricht ortsunab- berichten, dass sie den Unterricht im virtuellen Klassenraum intensiver IHK WirtschaftsForum 06.15

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und effektiver erleben als in klassischen Präsenzschulungen. Zahlreiche Fachwirtausbildungen werden inzwischen im virtuellen Klassenraum berufsbegleitend angeboten. Gerade mittelständische Betriebe, die drohendem Fachkräftemangel vorbeugen wollen, bilden rege Nachfrage, denn die Vorteile liegen auf der Hand. Die zeitliche Belastung von Mitarbeitern und Betrieb wird so gering wie nur möglich gehalten, wenn der Mitarbeiter sich als Teilnehmer eines Kurses im virtuellen Klassenraum abends von daheim einloggen kann. Ein Erfolgskriterium des virtuellen Klassenraums liegt in der Ortsunabhängigkeit. Große Bildungsträger mit Filialstruktur bieten nahezu flächendeckend Standorte an, an denen Teilnehmer sich in die Klassenräume einloggen können, wahlweise auch von daheim. So ist es möglich, dass den Betrieben angeboten werden kann, einzelne Mitarbeiter in Schulungen zu schicken, während es dem Bildungsträger möglich ist, bundesweit eine für ihn wirtschaftlich tragfähige Unterrichtsgruppe zu bilden. Die Erfahrung zeigt, dass dieses Konzept bei fast allen Themen funktioniert und so für alle Beteiligten ein hohes Maß an Planungssicherheit gegeben ist. Allerdings kann Qualität in Inhalt und Durchführung nur mit dem richtigen Mix an Dezentralisierung und Zentralisierung sichergestellt werden. Denn taucht ein technisches Problem mit dem Computer oder der Leitung während des Unterrichts auf, muss dies umgehend behoben werden. Das geht dann reibungslos, wenn der Bildungsträger eine leistungsfähige IT-Abteilung unterhält, die sich sofort auf die betroffenen Geräte schalten kann und über

Fernwartung die Probleme behebt. Ebenso ist nur eine zentralisierte Produktentwicklung in der Lage, schnell auf die Marktentwicklungen zu reagieren, Schulungen zu evaluieren und kontinuierlich zu verbessern. Die neusten Entwicklungen in dieser Lernform liegen in einer engeren Verzahnung von Theorie und Praxis und werden durch zwei Ansätze erreicht. In den Umschulungen werden gegenwärtig zahlreiche Übungsfirmen gegründet, die typische Betriebsabläufe im Austausch mit anderen Unternehmen einüben und zur Routine ausbilden. In den anderen Weiterbildungen wird dieses Ziel mit programmierten Planspielen verfolgt, die Aufgabenstellungen und Prozessabläufe aus dem betrieblichen Arbeitsalltag aufgreifen und die Kursteilnehmer in einer praxisnahen, betrieblichen Abarbeitung dieser Aufgaben einbinden. So kann beispielsweise der Jahresabschluss eines Betriebs simuliert erstellt und dabei sämtliche Handlungen und Prozesse an der richtigen Stelle ausgeführt werden. ❙

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Industrie 4.0

Zukunftschancen nutzen Das Thema Industrie 4.0 ist seit Langem präsent. Es bedarf jedoch weiterer Erläuterungen, da immer noch Zweifel laut werden, ob und vor allem wann das Thema für bestimmte Industriezweige relevant wird.

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ach der Mechanisierung, der Elektrifizierung und der Computerisierung der Produktion folgt jetzt die Kombination mit dem Internet. Häufig wird als Synonym der Begriff cyber-physisches System (CPS) verwendet. In den sogenannten CPS kommunizieren Kunden, Mitarbeiter, Maschinen, Werkstücke und Produkte in Echtzeit miteinander. Die gesamte Wertschöpfungskette soll so organisiert werden, dass wichtige Informationen im oder am Produkt gespeichert werden. Um die Selbstorganisation zu optimieren, wird in Zukunft aus dem Laufzettel oder Lastenheft ein elektronisches Verzeichnis in einer Datenbank. Dazu erhält jedes Produkt eine Kennzeichnung, die den Zugriff auf alle relevanten Informationen erlaubt. Sicherlich fragen sich einige, ob für die Verwaltung aller Produkte der Welt überhaupt genügend benötigte IP-Adressen vorhanden sind. Der Industrie-4.0-Experte Dieter Böttcher beruhigte die Interessenten auf dem Industrieforum Industrie 4.0 am 24. September in der IHK Frankfurt. „Es gibt nach dem IPv6-Standard 2128 IP-Adressen. Das ist eine Zahl mit unvorstellbaren 39 Stellen, die auf jeden Fall ausreichend ist“, so Böttcher. Die zunehmende Verschmelzung von IT und Produktion bietet den hoch innovativen Industrieunternehmen die Chance, ihre Stellung gegenüber der internationalen Konkurrenz zu behaupten. Zum komplexen System, das hinter dem Begriff Industrie 4.0 steht, werden Technologiefelder wie Embedded Systems, Cloud Computing, Smart Factory, robuste Netze und IT-Sicherheit gezählt. Industrie 4.0 wird zweifelsohne eine weitere Effizienzsteigerung in der Produktion ermöglichen. Anderl ging während des Forums Industrie 4.0 davon aus, dass vielfältige Impulse für die Industrie durch die Möglichkeiten der Individualisierung, durch Kunden- und Marktinteraktion sowie in der Produktion nach Bedarf liegen. Daraus werden sich auch völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln. In Verbindung mit dem Trend zum preisgünstigen 3-D-Drucker für zu Hause, den ersten professionellen 3-D-Stationen und den vereinzelt bereits in der Fertigung eingesetzten 3-D-Druckern wird die Stückzahl oder Losgröße 1 realistisch.

Sammeln von Echtzeitdaten Weiterhin lassen sich außer Kunststoff, Keramik oder Metalllegierungen auch Schokolade, Keksmasse und sogar Beton in 3-D-Druckern verarbeiten. Die schichtweise aufgebauten Ausdrucke haben zwar nicht ganz die Festigkeit wie ein herkömmlich gefertigtes oder im Spritzgussverfahren in einem Stück aus Kunststoff hergestelltes Werkstück. Es gibt jedoch auch Vorteile, die insbesondere in der beliebigen inneren Struktur und den daraus folgenden Möglichkeiten zu sehen sind. Die Pkw-Karosserie aus einem Stück spart Material, da sie im Inneren bionische Strukturen zur Erhöhung der Festigkeit nach Art von Schildkrötenpanzern enthält, die bisher nicht vorstell- oder herstellbar

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waren. Erste Meldungen zum 3-D-Druck von elektronischen Bauteilen bis hin zu Solarzellen mit Verfahren der organischen Elektronik lassen vermuten, dass bald alles druckfähig sein wird. Einen ganz anderen Aspekt von Industrie 4.0 sehen Experten im Sammeln von Echtzeitdaten während der Nutzung eines Produkts, die den Verschleiß melden oder Wartungen nach tatsächlich gemessener Nutzungszeit empfehlen. So wird der Ölwechsel erst dann erforderlich, wenn das Öl einen tatsächlich vom Sensor gemessenen Verschmutzungsgrad aufweist und nicht nach einer pauschalen Kilometerleistung. In Verbindung mit Big-Data-Analysen können intelligente Produkte Daten liefern und ihre Hersteller aus sich wiederholenden Mustern lernen und Fehler beheben, bevor sie auftreten. Dies verstärkt die Kundenbindung und ermöglicht bisher unbekannte Dienstleistungen.

Datenschutz sicherstellen Die vom Arbeitskreis Industrie 4.0 angedachte Forschungsstrategie für Deutschland bezieht sich zum großen Teil auf den Bereich Sicherheit und Wissensschutz für das Internet der Dinge. Hierzu berichtet Dr. Thorsten Henkel, Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) und Loewe-Zentrum Center for Advanced Security Research (Cased), an dem auch die TU und die Hochschule Darmstadt beteiligt sind. Der deutsche Begriff der Sicherheit enthält im englischen zwei Aspekte: Safety und Security. Zum einen müssen Piraterie oder Spionage ausgeschlossen und Datenschutz sichergestellt werden, zum anderen muss die Verwundbarkeit oder die externe Beeinflussung von Systemen auf jeden Fall ausgeschlossen werden. In Sicherheitsfragen wurden bei einer Umfrage des VDE 2013 die größten Hindernisse auf dem Weg zu Industrie 4.0 gesehen. Das Fraunhofer SIT entwickelt Sicherheitskonzepte für beide Aspekte. Unter anderem wird laut Henkel zurzeit ein vertrauenswürdiges, mobiles Ad-hoc-Netz vorangetrieben, das sich selber kontrolliert und Manipulationen erkennt sowie die manipulierte Einheit selbsttätig isoliert. Nur in sicheren CPS ist der Datenaustausch in Wertschöpfungsketten auch über Unternehmens- oder Ländergrenzen hinweg vorstellbar, um beispielsweise die Qualität der Vorprodukte zu kontrollieren oder die Anlieferung nach Bedarf zu automatisieren. Aber auch das ist ja in vielen Unternehmen eine übliche Praxis, wie bei der Bestückung von Platinen mit elektronischen Bauteilen. Das Internet der Dinge steht auch für die selbstständige Kommunikation der Produkte mit ihren Produktionsmaschinen. Beispielhaft beschreibt Kai Sippel, Supply-Chain-Manager, Sanofi Aventis Deutschland, Berlin, die Insulin-Pen-Produktion. Diese Stifte enthalten das vorportionierte Insulin zur direkten Injektion in die Haut für Millionen Diabetiker weltweit. Selbstverständlich verlangen die unterschiedlichen nationalen Arzneimittelgesetze der Staaten eine qualitätsgesteuerte IHK WirtschaftsForum 06.15

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und nachprüfbare Produktion jeder einzelnen Charge. Es fallen durch verschiedene Insuline, Packungsgrößen, unterschiedliche Sprachen und Beschriftungsvorschriften in den einzelnen Empfängerländern 450 Varianten an. Dabei müssen, für den Endverbraucher unsichtbar, alle Regularien des jeweiligen Staats, der unternehmensinternen Qualitätssicherung, der Wareneingangskontrolle und viele weitere Standards erfüllt und dokumentiert sein. „Es lassen sich aber heute schon Zeit und Geld sparen, indem man die Individualisierung der Produkte soweit wie möglich automatisiert. Unsere Anwendungen bei der Überwachung der Waren- und Datenströme in der Produktion liegen zurzeit bei Industrie 3.5“, schätzt Sippel.

Produktivität steigern Enormer Forschungsbedarf wird zukünftig bei der Aufbereitung, Speicherung und Analyse der riesigen Datenmengen bestehen. Die in Echtzeit erfassten Daten aller Produkte einer Linie können durch mathematische Methoden der Big-Data-Analyse zu Schlussfolgerungen führen, die die intelligente Produktion direkt steuert. Das Echtzeitbild der Produktion ermöglicht andere Steuerungs- und Entscheidungsalgorithmen bisher VOM 1. MÄRZ als BIS 30. JUNI gewohnt. Die von Sensoren erfassten Datenmengen sollen sich laut Bitkom alle zwei Jahre verdoppeln und in den nächsten Jahren die bisher unvorstellbare Menge von mehreren Millionen Terabyte umfassen. Es wird darauf ankommen, smarte Algorithmen einzusetzen, die daraus in Echtzeit die richtigen und

wichtigen Schlüsse für die Maschinensteuerung ziehen können, um nicht in einem Datenmeer zu versinken. Rechtzeitig zur Cebit im März untersuchte das Fraunhofer IAO im Auftrag des Bitkom mit einer Studie mögliche Produktivitätssteigerungen und Wachstumsimpulse, die durch den Einsatz von Industrie-4.0Technologien für deutsche Unternehmen entstehen können. Bitkom erwartet 78 Milliarden mehr Wertschöpfung bis 2025. In anderen Branchen steht die Einführung intelligent vernetzter Technologien bis heute noch aus, und selbst in den genannten lässt der Ersatz gewachsener IT-Strukturen durch Internettechnologien vielfältige Umbrüche erwarten. Wie in bisher allen Innovationszyklen in den vergangenen 100 Jahren, kann die Zahl der Arbeitskräfte und der Umsatz auch in diesem steigen. Industrie 4.0 könnte in Volkswirtschaften, die unter dem demografischen Wandel leiden, als Mittel gegen Fachkräftemangel gesehen werden. ❙

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IHK WirtschaftsForum 06.15

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SerIe e XIStenzgründung

„ICH HABE ES EINFACH GEMACHT“ FotoS: cHIlIbangbang

trotz vieler negativer Meinungen wagte Sevinc yerli den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute ist die Mutter von drei Kindern eine erfolgreiche designerin und froh, diesen Schritt gegangen zu sein.

Sevinc yerli, Inhaberin, chilibangbang: „Ich wollte etwas machen, was nicht abhängig von den lebensphasen einer Frau ist, sondern die Frau auf lange zeit begleitet.“

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Sevinc yerli ist 36 Jahre alt, gebürtige Türkin, Mutter von drei Kindern, gelernte Makeup-Artistin und Stylistin. Seit 14 Jahren reist sie einmal im Jahr für ein paar Wochen nach Los Angeles (LA), um die neuesten Modetrends kennenzulernen. In Venice Beach entdeckt sie einen Laden, der nur T-Shirts verkauft. yerli gefallen die Oberteile so sehr, dass sie nach ihrer Herkunft recherchiert. Im LA Fashion District kommt sie mit Herstellern ins Gespräch, sieht, welche Möglichkeiten es gibt und wie die Shirts produziert werden. Ihre Inspirationen nimmt sie mit zurück nach Deutschland und beschließt, ihre ganz eigene Kollektion entstehen zu lassen. Das war vor gut eineinhalb Jahren. Mittlerweile hat sich ihr Label ChiliBangBang im deutschen Markt etabliert. Den Stil ihrer Kollektionen beschreibt sie selber als „ein bisschen Streetstyle und Glamour zusammengefügt, in hoher Qualität und für jede Figur geeignet“. yerli liegt die Qualität der Kleidungsstücke sehr am Herzen. Nachdem sie die ersten Shirts in LA produzieren ließ, entschied sie sich doch für eine Produktionsstätte in Europa. Nicht nur die Einfuhr nach Deutschland, der Versand und die große Entfernung waren ein Problem, sondern auch die Stoffe, die Verarbeitung und die Beschaffenheit der Kleidungsstücke. Zurück zu ihren türkischen Wurzeln, lässt sie die T-Shirts schließlich in

Istanbul produzieren, um ihren Kunden einen europäischen Standard zu gewährleisten. „Ich wusste, dass die Textilindustrie in Istanbul sehr gut ausgebaut ist“, so yerli. Der Besuch verschiedener Messen in Deutschland, der Türkei, Frankreich und Italien brachte ihr wichtige Kontakte, die sie als Neuling in der Branche gut nutzen konnte. Ein Jahr lang hat sich yerli in die Materie eingearbeitet, alles über die Stoff herstellung, die Produktion, den Verkauf und das Marketing gelernt. Die größte Herausforderung auf dem Weg in die Selbstständigkeit war nicht die zu erlernende Masse an Informationen, sondern, die negativen Meinungen anderer zu vernachlässigen. Viele Menschen in ihrem Umfeld haben yerli von diesem Schritt abgeraten. „Ich habe mein Ziel sehr genau vor Augen gehabt, die negativen Meinungen nicht an mich rangelassen und es einfach gemacht“, sagt sie. Der Name war schnell gefunden. Bang Bang ist ihr Lieblingslied von der Sängerin Nancy Sinatra und Chili steht für die Emotion, die in einer Frau ausgelöst wird, wenn sie eines ihrer Shirts trägt. Das Logo ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Die bewusst gewählte Schriftart American Captain stellt die Verbindung zum Herkunftsland ihrer Idee dar. Auch die professionellen Beratungsleistungen von Jumpp – Frauenbetriebe oder IHK WirtschaftsForum 06.15

unternehmensreport

der IHK Frankfurt waren für die Gründerin enorm hilfreich. Hier lernte sie unter anderem, ihren Businessplan zu schreiben und zu verstehen. „Der Businessplan war nicht nur ein Vorzeigemittel für Banken, sondern auch mein Wegweiser“, sagt yerli. Weiterhin holte sie sich bei diesen Einrichtungen auch alle Informationen über Förderungen, wie beispielsweise für Messen, Kredite oder Existenzgründerprogramme. „Auf dem Weg in die Selbstständigkeit ist die IHK für mich unverzichtbar gewesen“, betont sie. Die junge Mutter brachte im Mai 2014 ihre erste T-ShirtKollektion nur mit eigenem Kapital heraus. yerli versuchte von Anfang an, unternehmerisch zu handeln, das heißt, sie hält ihre Fixkosten bewusst so gering wie möglich. „Ich habe keine großen Büroräume und arbeite viel mit Freelancern, da ich nur das mache, was ChiliBangBang auch erlaubt.“ Das Besondere an ihren Oberteilen ist neben dem extravaganten Design die Größe. yerli bietet lediglich eine Konfekti-

KONTAKT ChiliBangBang Im Trutz 55 60322 Frankfurt Telefon 01 62 / 2 79 92 89 E-Mail [email protected] Internet www.chilibangbang. com Weitere Kontaktadressen und Infos rund um das Thema Existenzgründung bei der IHK Frankfurt, Unternehmensförderung und Starthilfe, Stefan Müller, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt, Telefon 0 69 / 21 9712 77, E-Mail s.mueller@ frankfurt-main.ihk.de, Internet www.frankfurt-main.ihk.de/ existenzgruendung

IHK WirtschaftsForum 06.15

die t-Shirts werden in Istanbul produziert, um einen europäischen Qualitätsstandard zu gewährleisten.

onsgröße an. Durch Bündchen, Kordeln oder andere Funktionen lassen sich die T-Shirts individuell an die Figur anpassen. Die Mutter von drei Kindern weiß, wie schwer es für eine Frau sein kann, ein T-Shirt zu finden, das richtig passt. „Ich wollte etwas machen, was langlebig und nicht abhängig von Lebensphasen ist, sondern die Frau auf eine lange Zeit begleitet“, sagt die Designerin. yerli profitierte schnell von den gewonnenen Messekontakten und ihrer Vertriebsstrategie, die Ware selber den Geschäften anzubieten. Bereits nach kurzer Zeit hatte sie ihre erste Mitarbeiterin, die ihr vor allen Dingen bei den Designs und der Entwicklung zur Seite steht. Mittlerweile besteht ihr Team aus sechs bis sieben Mitarbeitern, die zum Teil bei ihr angestellt sind oder auf freiberufl icher Basis für sie arbeiten. Auch auf ihre Grafiker, die Künstler aus verschiedenen europäischen Ländern sind und die ihre Ideen mit neuen Inspirationen kombinieren, ist sie stolz. Im Februar brachte sie dann ihre zweite Kollektion auf den Markt. Diese besteht weiterhin nur aus T-Shirts, was auch zukünftig

so bleiben soll. Mitbewerber hat yerli viele, aber Angst vor ihnen hat sie keine: „Sie inspirieren mich und ich hoffe, ich inspiriere sie.“ Ihre Vorbilder sind neben den Modedesignern Coco Chanel oder Marc Jacobs, deren Philosophie sie teilt, auch Philipp Plein, da er ebenfalls aus Nürnberg stammt und den internationalen Durchbruch geschafft hat. Um den Vertrieb und das Marketing kümmert sich yerli selber, da ihr diese Arbeit viel Vergnügen bereitet. Um die Distribution ihrer Kollektion europaweit auszubauen, arbeitet sie zukünftig mit einer Agentur zusammen. In Deutschland vertreibt sie die T-Shirts über ihren eigenen Internetshop und 30 Modeboutiquen. Werbung schaltet sie fast ausschließlich über soziale Netzwerke. „Ich glaube, dass das die Zukunft ist. Vom ersten Tag an war ich auf allen Kanälen aktiv“, erklärt sie. Um ihre Mode online und auf Messen professionell zu präsentieren, finden mehrmals im Jahr größere und kleinere Fotoshootings statt. Als gelernte Make-up-Artistin und Stylistin hat sie bereits jede Menge Erfahrung in diesem

Bereich. Durch ihre Arbeit an der Famous Face Academy in Frankfurt, an der sie auch Schüler im Bereich Fotoshooting unterrichtet hat, sammelte sie Kontakte zu Fotografen, von denen sie heute noch profitiert. Neben den großen Shootings zum Start einer Kollektion macht die 36-Jährige auch gerne kleinere Shootings mit Nachwuchsfotografen: „Wir promoten uns gegenseitig und profitieren beide davon.“ Die nächsten Schritte bei ChiliBangBang sind nun der europaweite Vertriebsaufbau, und die Bekanntheit der Marke zu steigern. In fünf Jahren möchte yerli mit ihren Kollektionen international in mehreren Ländern der Welt vertreten sein. Ihr Wunsch ist es, „dass ChiliBangBang viele Frauen überzeugt, selbstbewusst zu sein, sich zu lieben und sich nicht von Klischees einschüchtern zu lassen“. ❙ AUTORIN ELISA WRABETZ referentin, unternehmenskommunikation, IHK Frankfurt e.wrabetz@ frankfurt-main. ihk.de

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angel-bär

EINE DER LETZTEN MÄNNERDOMÄNEN Spätestens seit robert redfords oscargekrönter Film „aus der Mitte entspringt ein Fluss“ 1992 in die Kinos kam, erlebte das Fliegenfischen in naturbelassenen gewässern auch hierzulande einen boom. angel-bär in Frankfurt hat sich seither zusehends zum Spezialanbieter für die Fliegenfischerei entwickelt.

Das hundertjährige Bestehen ist stets Meilenstein in der Geschichte eines Unternehmens – und normalerweise wird ein solch seltenes Jubiläum groß gefeiert. Nicht aber bei Angel-Bär in Frankfurt, dem nach eigenen Angaben ältesten Angelsportgeschäft in Hessen. „Wir können das diesjährige Jubiläum nicht hundertprozentig belegen, deshalb bewerben wir es auch nicht“, sagt Inhaber Jörg Kraft. Trotz intensiver Recherchen konnte er nur wenige Fakten über die Anfänge des Fachgeschäfts zusammentragen, die historischen Firmenakten wurden vermutlich im Krieg zerstört. Ungewiss sei, ob der Gründer mit Familiennamen tatsächlich Bär hieß oder der Unternehmensname vom Logo, dem angelnden Bären, abgeleitet wurde: „Sicher ist nur, dass diese Wort-Bild-Marke ein ganzes Jahrhundert unverändert von Besitzer zu Besitzer durchgereicht wurde.“ Geschäftssitz war ehemals in der Fahrgasse. Als der Laden im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer fiel, zog Angel-Bär in die Braubachstraße 7 um. Herbert Kaulich, Krafts Stiefvater, übernahm das Geschäft in 1977. In

KONTAKT Angel-Bär Braubachstraße 7 60311 Frankfurt Telefon 0 69 / 28 37 85 E-Mail [email protected] Internet www.angel-baer.de

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guter alter Kaufmannstradition wurde der Unternehmenskauf seinerzeit mit einem rechtsverbindlichen Handschlag zwischen ihm und dem Vorbesitzer Herbert Möwes besiegelt. „Als sich meine Eltern Anfang der Neunziger zur Ruhe setzen wollten, war ich als Sohn natürlich derjenige, der in ihre Fußstapfen treten sollte“, erzählt Kraft. Von montags bis samstags im Laden zu stehen, im Sommer nicht mehr mit der Familie in den Urlaub fahren zu können, weil die warme Jahreszeit immer Hochsaison für Angler ist, hat den gelernten Fernmeldeelektroniker lange zögern lassen, von einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln. Erst beim dritten Anlauf hatten die Eltern Erfolg: „Obwohl Angeln für mich damals nur ein kleines Hobby war, habe ich 1993 gesagt: Okay, ich riskiere es.“ Seither führt er gemeinsam mit seiner Frau Anja das Frankfurter Traditionsgeschäft. Schon sein Stiefvater hatte die Marktnische des Fliegenfischens besetzt, Kraft hat das Spezialsortiment weiter ausgebaut. Denn durch den Kinofilm „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ mit Brad Pitt und Craig Sheffer in den Hauptrollen erlangte das Fliegenfischen seit Anfang der Neunzigerjahre auch in Deutschland eine größere Popularität. „Fliegenfischen ist zwar ein bisschen teurer als herkömmliches Angeln, aber es ist ein cooleres, weil aktiveres Fischen“, erklärt Kraft. Anders als beim Angeln, sitze der Fliegenfischer nicht

am See oder Fluss auf seinem Stuhl und warte geduldig, bis ein Fisch anbeißt. Vielmehr laufe er mit Wathosen im Gewässer und werfe dort seine Angel mit dem Köder – der Fliege – aus. Die Fliegenfischerei biete daher ein besonders intensives Naturerlebnis. „In Hessen gibt es aber nur wenige geeignete Gewässer“, sagt der 46-Jährige. Lediglich die Sinn im Spessart sowie die Mud im Odenwald bieten in der RheinMain-Region ideale Bedingungen für die Fliegenfischerei. Angeln scheint eine der wenigen verbliebenen Männerdomänen zu sein. Kraft kennt die Gründe: „Frauen ha-

ben oft Probleme damit, lebende Maden und Würmer an den Haken zu pieksen und den gefangenen Fisch zu töten und auszunehmen.“ Bei den Fliegenfischerkursen, die er in Amorbach im Odenwald regelmäßig anbietet, sei aber meistens mindestens eine Teilnehmerin dabei. Anders als der Begriff vermuten lasse, seien die Fliegenköder nämlich künstliche Insekten-Attrappen. „Frauen macht es vor allem Spaß, den Fisch zu überlisten und zu fangen, ihm dann aber die Freiheit wiederzugeben“, erzählt er. Da die Fliegen, im Gegensatz zu Angelhaken, keine scharfen Widerhaken haben, bleiben die Fische beim Anbeißen unverletzt. Fliegenfischen ermögliche daher ein schonendes Zurücksetzen von kleinen und geschützten Fischen.

der angelnde bär ist seit vielen Jahrzehnten das unverwechselbare logo des Frankfurter traditionsgeschäfts angel-bär. IHK WirtschaftsForum 06.15

FotoS: petra MenKe

unternehmensreport

anja und Jörg Kraft, Inhaber, angel-bär: „die Kunden lieben das gewisse Flair unseres ladens.“

Das Fachgeschäft lebt von seinen Stammkunden, denn Laufkundschaft gibt es in der Braubachstraße kaum. „Zu uns kommt der Hartz-IV-Empfänger ebenso wie der Millionär, und jeder geht auf seine Art und Weise angeln“, so Kraft. Da Angel-Bär insbesondere in der FliegenfischerSzene einen Namen hat, kommen die Kunden aus der gesamten RheinMain-Region und darüber hinaus. „Oftmals machen sogar Fliegenfischer aus benachbarten Ländern wie Österreich oder der Schweiz einen Abstecher zu uns, wenn sie in Frankfurt eine Messe besuchen.“ Kraft bietet auch Angelkurse sowie Wurf- und Fliegenbindekurse an, sie dienen der Kundenbindung und -gewinnung. „Man kann nicht im Laden sitzen und warten, dass irgendwann ein Kunde vorbeikommt. Man muss Kunden motivieren und – um in IHK WirtschaftsForum 06.15

der Anglersprache zu bleiben – sie ködern.“ Angel-Bär betreibt darüber hinaus einen Onlineshop, „der ist für uns ein Zubrot“. Täglich werden zwei, drei Pakete verschickt: „Einen großen Internetshop könnten wir zu zweit nicht stemmen.“ Erstaunlicherweise sei es vor allem hochwertige Ware, insbesondere Kleidung, die online bestellt werde. Fischerzünfte, Angelvereine und Privatpersonen üben für festgelegte Gewässerabschnitte die Fischereirechte aus – und wer dort angeln möchte, muss zunächst einen Erlaubnisschein erwerben. Solche Gastkarten für das Angeln, unter anderem im Main, Seemenbach, Nidda, Nidder, Kinzig und Eschbach, bietet Angel-Bär ebenfalls an. Provision erhält Kraft dafür nicht, dennoch spricht er von einer Win-winSituation: „Zünften und Vereinen bleibt der Verwaltungsaufwand

erspart, und die Angler kaufen bei uns außer den Gastkarten meist noch Zubehör.“ Die Verschmutzung von Main und Rhein ist längst kein Thema mehr, die Wasserqualität hat sich seit den Siebzigerjahren extrem verbessert. „Die Fische sind gesund und können bedenkenlos gegessen werden“, so Kraft. Eines der Hauptprobleme sei nach wie vor die Kanalisierung der Flüsse und Bäche sowie deren Verbauung mit Staustufen. Fischtreppen seien ebenfalls kaum noch vorhanden, sodass Fische wie Lachs und Meeresforelle dadurch nicht zu ihren Laichplätzen in die Flüsse wandern könnten. „Dabei war der Main früher einmal einer der lachsreichsten Flüsse Europas“, schwärmt Kraft. Aktuell größtes Problem sei der Kormoran, der sich extrem vermehrt habe. Während ein Angler in der Regel nur zwei Edel-

fische wie Zander oder Forelle pro Tag fangen darf und seltene Fische wie Lachs, Meerforelle, Stör, Steinbeißer und Äsche ganzjährig geschützt sind, frisst ein einzelner Kormoran ungeachtet von Schonzeiten oder Mindestmaßen pro Tag 400 bis 500 Gramm Fisch. „Allein die etwa 300 Kormorane, die an der Griesheimer Schleuse stehen, holen pro Jahr knapp 55 000 Kilo Fisch aus dem Main und der Nidda“, klagt Kraft. Fischerzünfte und Angelvereine versuchten regelmäßig, mit gezielten Besatzmaßnahmen wieder Fischarten einzubürgern oder Fischbestände zu sichern. Aber gerade in den Wintermonaten dezimierten die Kormorane die Fischbestände erheblich. Das frustriere viele Angler. „Ich habe den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut – und rückblickend kann ich sagen, es war die richtige Entscheidung“, sagt Kraft. Das ein oder andere Mal hat er mit dem Umzug in größere, modernere Geschäftsräume geliebäugelt. Diesen Gedanken hat er aber immer wieder verworfen: „Die Miete wäre höher und wir müssten zusätzliches Personal einstellen. Das wirft der Laden einfach nicht mehr ab.“ Und so bleibt Angel-Bär wohl noch lange Zeit in seinen angestammten Geschäftsräumen in der Braubachstraße 7. „Auf nicht einmal hundert Quadratmetern ist alles da, was ein Angler braucht. Und die Kunden lieben das gewisse Flair unseres Ladens“, sagt Kraft. „Deshalb ist alles gut, so wie es ist.“ ❙ AUTORIN PETRA MENKE chefredakteurin, IHK WirtschaftsForum, unternehmermagazin der IHK Frankfurt [email protected]

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Me tropolregIon

MEHR MACHT DEN BÜRGERMEISTERN Was würde eigentlich geschehen, wenn bürgermeister die Welt regierten: unter dieser Fragestellung lud die IHK Frankfurt am 5. Mai zum tag der Metropolregion ein. Keynotespeaker war der uS-amerikanische politiktheoretiker prof. benjamin barber.

mehr Aufgaben von Bund und Ländern in die Kommunen gereicht würden, ohne jedoch deren notwendige finanzielle Basis zu sichern. Als Beispiel nannte er die derzeitige Flüchtlingspolitik. Dabei seien die Städte und Regionen die Keimzellen für innovative Lösungen aktueller und zukünftiger Herausforderungen und Megatrends, die über die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und die Zukunft der Gesellschaft entscheiden. Der IHK-Präsident nutzte die Veranstaltung, um die Bürgermeister der Metropolregion zu einem gemeinsamen regionalen Strategieprozess im Rahmen einer internationalen Bauausstellung (IBA) aufzurufen. Die IBA, so Müller, verstehe er unter den Schlagworten Infrastruktur, Bauen und Arbeiten als Forum der Vernetzung. Der momentane Schub in der Metropolregion FrankfurtRheinMain könne dadurch mit einer konkreten Per-

spektive für deren Städte und Gemeinden verbunden werden. Keynotespeaker war Prof. Benjamin Barber, renommierter USamerikanischer Politiktheoretiker und Autor des Buchs „Wenn Bürgermeister die Welt regierten“. Nach seiner Einschätzung geht die Zeit der Nationalstaaten bei der Bewältigung globaler Aufgaben zu Ende. Für eine echte Partizipation der Bevölkerung seien Nationalstaaten als monokulturelle, homogene und statische Einheiten schlichtweg zu groß, für die Lösung globaler Herausforderungen jedoch zu klein. So hätten es die Nationalstaaten in den zurückliegenden Jahrzehnten beispielsweise nicht geschafft, die Folgen des Klimawandels auch nur ansatzweise zu bewältigen. Die Herausforderungen der Zukunft könnten laut Barber schneller und effizienter von den multikulturellen, offenen und vielfältigen Städten und Regio-

nen gelöst werden, da nur dort die notwendigen Kapazitäten vorhanden seien. Zudem seien Bürgermeister sehr viel pragmatischer als Politiker auf nationaler Ebene und arbeiteten dadurch lösungsorientierter. Barber forderte daher, die Balance zwischen den Nationalstaaten und den lokalen Verwaltungen neu zu justieren. Das Stichwort dafür – glokal – sei die Verbindung von globaler Aufgabenstellung und lokaler Lösung. Denn globale Probleme seien gleichzeitig immer auch städtische Probleme und in den Städten würden die globalen Probleme unserer Zeit zuallererst zutage treten. Bürgermeister benötigen nach Einschätzung Barbers aber nicht nur mehr Befugnisse, sondern auch mehr finanzielle Mittel, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Barber hob in seinem Vortrag abschließend die Bedeutung einer wachsenden Zusammenarbeit und FotoS: JoSe poblete

„Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten“, sagte IHK-Präsident Prof. Mathias Müller in seiner Begrüßungsrede anlässlich des Tags der Metropolregion, der unter dem Motto „Wenn Bürgermeister die Welt regierten“ stand. Alleine die zehn größten Städte der Erde kämen zusammen auf über 300 Millionen Einwohner und damit ungefähr auf die Einwohnerzahl Europas, Tendenz steigend. Diese Zahlen verdeutlichten die Einflussmöglichkeiten der Städte, wenn sich Bürgermeister international vernetzen und zusammenschließen. Gleiches gilt nach seiner Einschätzung aber auch für die Metropolregion FrankfurtRheinMain mit ihren mehr als fünf Millionen Einwohnern und deren Vorteil einer engeren regionalen Zusammenarbeit. Müller ging weiterhin auf die Bedeutung der Kommunalpolitik ein. Er kritisierte, dass immer

Von links: Michael ebling, oberbürgermeister, Mainz, peter Feldmann, oberbürgermeister, Frankfurt, und Michel-eric dufeil, eu-Kommission, generaldirektion regionalpolitik.

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Standortpolitik

Von links: georg rosenthal, oberbürgermeister a. d., Würzburg, prof. Mathias Müller, präsident, IHK Frankfurt, petra roth, oberbürgermeisterin a. d., Frankfurt, christian ude, oberbürgermeister a. d., München, und Walter Hoffmann, oberbürgermeister a. d., darmstadt.

eines wachsenden Austauschs zwischen den Städten hervor. Dieser Austausch trage dazu bei, dass die Verantwortlichen in den Städten voneinander lernen. Während der Podiumsdiskussion unter Mitwirkung von Barber, den Oberbürgermeistern aus Frankfurt und Mainz, Peter Feldmann und Michael Ebling, sowie Michel-Eric Dufeil, Europäische Kommission, Brüssel, bekräftigte Barber seine These, dass Städte und Regionen die zentralen Plattformen für die Lösungen aktueller und künftiger Herausforderungen seien. Ebling stimmte dieser Einschätzung zu: Viele Innovationen sowie die Impulse für Kultur und Kreativwirtschaft gingen von den

Städten aus. Diese Impulse seien auch der Grund für den derzeitigen Zuzug in die Kernstädte in FrankfurtRheinMain. Zudem seien es ausschließlich Städte und Gemeinden, die beispielsweise die Integration von Flüchtlingen vor Ort sicherstellen könnten. Dafür sind auch nach Ansicht Eblings mehr finanzielle Mittel nötig. Feldmann erwähnte die vielen Städtepartnerschaften Frankfurts, die ein gutes Beispiel für eine zunehmende Kooperation der Städte darstellten und für den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch der Städte untereinander sprächen. Die Thesen Barbers, so Feldmann, seien bereits heute Teil der Realität.

prof. benjamin barber, uS-amerikanischer politiktheoretiker, forderte, die balance zwischen den nationalstaaten und den lokalen Verwaltungen neu zu justieren.

IHK WirtschaftsForum 06.15

Auch die Initiativen der ABG Frankfurt Holding, in Kooperation mit Kommunen in der Region Wohnungsbauprojekte durchzuführen, sind nach Ansicht Feldmanns hervorragende Beispiele für diese Zusammenarbeit. Dufeil betonte, dass aus Sicht der EU weder die Städte noch die Metropolregionen die zentralen Ansprechpartner bei der Umsetzung der regionalpolitischen Ziele der EU seien, sondern die Bundesländer. Dufeil bekräftigte die Anwesenden aber zugleich in ihrem Bestreben, sich für eine Verfasstheit der Metropolregion FrankfurtRheinMain einzusetzen, um bei den Bundesländern, aber auch in Europa, eine stärkere Wahrnehmung zu gewährleisten. In der Podiumsdiskussion mit IHK-Präsident Müller, den ehemaligen Oberbürgermeistern aus Darmstadt, Würzburg und München, Walter Hoffmann, Georg Rosenthal und Christian Ude, sowie der ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisterin, Petra Roth, standen die Finanzsituation der Kommunen und die Bedeutung der Metropolregionen im Vordergrund. Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass Städte als Zukunftslaboratorien fungieren und dadurch viele Herausforderungen besser als Länder, Bund oder EU lösen könnten. Hoffmann

bedauerte rückwirkend, während seiner Amtszeit in vielen Fragestellungen nicht über mehr Entscheidungsmöglichkeiten verfügt zu haben. Sie stimmten auch darin überein, dass den Städten häufig die finanziellen Mittel zur Umsetzung ihrer Aufgaben fehlen. Roth kritisierte den kommunalen Finanzausgleich scharf und appellierte an die Politik, den Städten ihr erwirtschaftetes Geld für die notwendigen Investitionen vor Ort zu lassen. Auch Rosenthal kritisierte die „zunehmende Entmündigung der Kommunen und die zunehmende Entdemokratisierung“, da die Kommunen bei der Verteilung des Geldes über keinerlei Mitspracherecht verfügten. Für Ude stellen viele der existierenden Verwaltungsgrenzen Anachronismen dar, die in Zukunft keinen Bestand mehr hätten. Weder Landkreise noch Bundesländer, sondern Metropolregionen seien die Räume, die den heutigen politischen Realitäten entsprächen. Ude und Roth meinten übereinstimmend, dass die kommunale Selbstverwaltung innerhalb der Regionen Bestand haben wird. Müller hob abschließend noch einmal die Notwendigkeit einer effizienteren regionalen Zusammenarbeit hervor, sieht die Region aber auf einem guten Weg. Es gebe ein „gewachsenes Verständnis in FrankfurtRheinMain dafür, dass Probleme am besten in der Breite gelöst werden“. Die Region, so Müller, sei die Stadt der Zukunft. ❙ AUTOR SEBASTIAN TRIPPEN referent, Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung, IHK Frankfurt [email protected]

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FotoS: MandelKern

über 450 besucher zählte der Frankfurter demografiekongress.

deMograFIeKongreSS

JAHRHUNDERTCHANCE INTEGRATION Integration bietet chancen, ist aber zugleich mit Verantwortung für unternehmen, politik und gesellschaft verbunden. dies waren die Kernthemen beim 5. Frankfurter demografiekongress am 21. april in der IHK Frankfurt.

FrankfurtRheinMain ist ohne Zweifel eine der internationalsten Regionen Deutschlands und wird geprägt von der damit verbundenen Vielfalt. 750 000 Menschen, die in der Metropolregion leben, haben eine ausländische Staatsbürgerschaft. Alleine in Frankfurt leben Menschen aus 170 Nationen: Eine Tatsache, auf die FrankfurtRheinMain stolz sein könne, wie Prof. Mathias Müller, Präsident, IHK Frankfurt, beim 5. Demografiekongress hervorhob: „Für ein multikulturelles Zusammenleben gibt es kein Rezept. Entscheidend ist die Offenheit der Menschen gegenüber Vielfalt – dies ist in FrankfurtRheinMain eindeutig gegeben.“ Oft genug stelle Zuwanderung auch das Zusammenleben vor Herausforderungen. Diese dürften Migration und Zuwanderung aber nicht pauschal in ein negatives Licht rücken, forderte Müller. Entscheidend sei die schnellstmögliche Integration der bei uns bleibenden Menschen

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in den Arbeitsmarkt sowie in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben. „Dabei ist die Sprache das A und O“, betonte er. Müller verwies darauf, dass es viel zu oft noch bürokratische Hürden gebe, die die Integration der Einwanderer erschwere: „Auf dem Weg hin zum Einwanderungsland stehen wir uns zu oft noch selbst im Weg.“ Viele Rahmenbedingungen für Zuwanderung und Integration seien noch von einer Abwehrhaltung geprägt, was insbesondere für Regeln zur Aufnahme von Flüchtlingen gelte. Beispielsweise müssten in einer Ausbildung befindliche junge Ausländer, die bisher nur einen Duldungsstatus haben, davor geschützt werden, abgeschoben zu werden. „Es muss dafür gesorgt werden, dass Flüchtlinge durch aktive Teilhabe am Arbeitsprozess integriert werden und sich damit eine eigene Identität schaffen können“, sagte Müller. Die derzeitige Attraktivität Deutschlands biete die „Jahr-

hundertchance“, einen Beitrag zur Lösung der demografischen Herausforderungen zu leisten, so die These der Keynote von Prof. Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus, TU Dortmund. Mehr als 500 000 Zuwanderer jährlich seien nötig, damit Deutschland seinen heutigen Wohlstand halten könne, rechnete er vor. Aktuell bewege sich das Plus ungefähr in dieser Größenordnung, vor einigen Jahren wanderten allerdings noch mehr Menschen aus Deutschland aus als herkamen. Vor diesem Hintergrund müssten alle Verantwortlichen hart daran arbeiten, damit Deutschland

weiter ein attraktives Einwanderungsland bleibe, so Müller. „FrankfurtRheinMain bietet die besten Voraussetzungen für eine positiv gelebte Willkommenskultur und könnte ein Modellprojekt für den Rest der Republik sein“, sagte Bascha Mika, Chefredakteurin, Frankfurter Rundschau, in der anschließenden Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit dem Demografienetzwerk FrankfurtRheinMain und der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) hatte die Frankfurter Rundschau im Vorfeld des Kongresses zur Teilnahme an einer Onlineumfrage zum Thema „Lebensgefühl

DEMOGRAFIENETZWERK FRANKFURTRHEINMAIN Weitere Berichte sowie Fotos und Videos zum Kongress des Demografienetzwerks FrankfurtRheinMain online unter www.demografienetzwerk-frm.de. Das Demografienetzwerk FrankfurtRheinMain wurde 2011 im Kontext des ersten Demografiekongresses gegründet. Mittlerweile besteht es aus 15 Partnern, die viele ihrer Aktivitäten zu den Themen demografischer Wandel und Fachkräftesicherung in dem Netzwerk bündeln.

IHK WirtschaftsForum 06.15

Standortpolitik

FrankfurtRheinMain“ aufgerufen. Das Ergebnis: Von der überwiegenden Anzahl der Teilnehmer wird die Region als weltoffen, wirtschaftsstark und kulturell vielfältig wahrgenommen. Nur eine Minderheit der Bevölkerung sieht in einer vermehrten Zuwanderung ein Problem. Peter Feldmann, Oberbürgermeister, Stadt Frankfurt, sieht seine Stadt schon jetzt als Vorbild

schaftswachstum in den Griff zu bekommen. „Damit die Industrie auch künftig der entscheidende Wohlstandstreiber bleiben kann, ohne die Wohlfühlfaktoren zu zerstören, sind wir auf junge Menschen angewiesen, die sich als Fachkräfte dieser Probleme annehmen“, sagte er. Der IHK-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf das Erfolgsmodell duale Ausbildung:

Kongressforums. Matthias Böss, Referent, Regionalverband FrankfurtRheinMain, stellte fest, dass die Kommunen vor der Herausforderung stehen, trotz knapper Kassen neue Anforderungen an die Daseinsvorsorge zu befriedigen. Deutlich werde dies beispielsweise bei der Kinderbetreuung oder bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Die Auswertungen, die Böss für die Mitgliedskommunen des

absehbaren Herausforderungen meistern zu können. Altenkamp sprach von „Kosten der Kleinheit“: Sie würden die Frage aufwerfen, ob die Region mit ihrer polyzentrischen Struktur weiter zukunftsfähig sein könne. Beatrice Dott, Referentin für Finanzmanagement, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), versuchte, die Entwicklungen in

Von links: prof. Henrik Müller, tu dortmund, bärbel Schäfer, Moderatorin, prof. Mathias Müller, präsident, IHK Frankfurt, und peter Feldmann, oberbürgermeister, Frankfurt.

für andere: „Wir haben 48 Prozent Migranten in der Stadt, und es ist eine friedliche Stadt. Ich bin überzeugt, wir sind schon heute ein Modell dafür, wie das Zusammenleben gelingen kann.“ Nicht von ungefähr verzeichneten sowohl die Stadt als auch die Region insgesamt seit Jahren einen kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs. Die Umfrage offenbart jedoch auch die Kehrseite dieser eigentlich positiven Entwicklung: So stehen Begleiterscheinungen, wie starke Verkehrsbelastung, Umweltverschmutzung und Mangel an bezahlbarem Wohnraum, ganz oben auf der Sorgenliste. Wolf Matthias Mang, Präsident, VhU, sieht im technologischen Fortschritt den entscheidenden Hebel, um die Begleiterscheinungen von Bevölkerungs- und WirtIHK WirtschaftsForum 06.15

„Nach wie vor bringen uns Investitionen in Bildung die besten Renditen. Wir sind gut beraten, das System der dualen Ausbildung weiter zu stärken, denn darum beneidet uns die ganze Welt.“ Als weiteren Pluspunkt – auch für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Region – hob Müller die Branchenvielfalt hervor: „In FrankfurtRheinMain ist eben nicht wie in vielen von ökonomischer Stagnation betroffenen Regionen eine Monostruktur zu finden.“ Genau wie die Vielfalt der Bevölkerung sei es auch die Vielfalt in der Unternehmerschaft, die zum Erfolg der Region beitrage. Welche Konsequenzen die Attraktivität der Region und die damit einhergehende verstärkte Zuwanderung für die Kommunen haben, war Thema eines

Regionalverbands vorgenommen hat, zeigen dieses Missverhältnis deutlich: Diese konnten seit 2010 zwar ein Einnahmeplus von elf Prozent verbuchen – im selben Zeitraum stiegen die Schulden jedoch um 35 Prozent. Uwe Becker, Kämmerer, Stadt Frankfurt, verwies darauf, dass ein rechtzeitiger Ausbau der sozialen Infrastruktur notwendig sei, wenn die Stadt wachse, und dies auch mittelfristig erwartet werde. Insbesondere hob er die Bedeutung der Bildung hervor: Aus diesem Grund werde der Bildungsetat den Sozialetat, der bisher immer der größte Faktor gewesen sei, demnächst übertreffen. Für Norbert Altenkamp, Bürgermeister, Bad Soden, steht die interkommunale Zusammenarbeit im Mittelpunkt, um die

FrankfurtRheinMain einzuordnen. Sie verwies darauf, dass es sich um typische Probleme einer Wachstumsregion handele und dass die Finanzen mit dem Wachstum bisher nicht Schritt halten konnten. Für Dott ist aktuell der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu investieren und sich fit zu machen für den nahenden demografischen Wandel: „Nicht der demografische Wandel ist das Problem, sondern das, was wir aus ihm machen.“ ❙ AUTOR CHRISTIAN WESSLING referent, Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung, IHK Frankfurt [email protected]

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KÖnIgSteIn

„KONSTANTER WACHSTUMSMOTOR“ Seit 80 Jahren ist Königstein „Heilklimatischer Kurort“. Das Prädikat ist das Zeichen für Qualität und hohe medizinische Kompetenz, das nach den offiziellen „Begriffsbestimmungen – Qualitätsstandards für die Prädikatisierungen von Kurorten, Erholungsorten und Heilbrunnen“ des Deutschen Heilbäderverbands geprüft wird. Neben einem therapeutisch anwendbaren Bioklima und hoher Luftqualität muss ein heilklimatischer Kurort eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Beispielsweise seien hier ein dem Kurbetrieb entsprechender Ortscharakter mit einem Kurpark und entsprechenden Angeboten an Hotels und Gaststätten genannt. BESTELLUNG DER STUDIE Die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ kann kostenfrei bei Ulf Horstmann, Standortpolitik, IHK Frankfurt, Telefon 0 69 / 21 97-13 33, E-Mail u.horstmann@frankfurt-main. ihk.de, bestellt werden.

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Kurzum: Es müssen eine angemessene Infrastruktur vorgehalten und vielfältige Angebote für Gäste gemacht werden. Von diesen Angeboten profitieren allerdings auch die Bürger der Gemeinde. Sie wohnen schließlich in dem Ort, den andere als Ziel für Erholung und Genesung aufsuchen. Diese Anforderungen zu erfüllen, kostet Geld – und dies ist in Zeiten angespannter kommunaler Haushalte eine Herausforderung für die Städte und Gemeinden. Die Aufgabe Tourismus ist eine freiwillige kommunale Leistung; Investitionen in Infrastruktur und Marketing müssen entsprechend gerechtfertigt werden. Hier schließt sich allerdings wieder der Kreis: Eine Anforderung für die Prädikatsvergabe ist die Voraussetzung, dass der Kurbetrieb und Tourismus für das Wirtschaftsleben des jeweiligen Kurorts von Bedeutung sein müssen. Dass das neben den unmittelbar spürbaren Effekten in Königstein der Fall ist, weist die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ nach, die durch das Institut Dwif erstellt und durch die IHK Frankfurt kofinanziert worden ist. Im Rahmen des Forums „Kur und Tourismus“ wurden am 21. April die Ergebnisse der Studie im Haus der Begegnung in Königstein vorgestellt. Danach generiert Königstein 277 000 Übernachtungen im Jahr, die Zahl der Tagesbesucher beläuft sich jährlich auf 900 000. In Summe ergeben sich knapp 1,2 Millionen touristische Aufenthaltstage. Insgesamt erwirtschaftet der Tourismus in

Foto: KÖnIgSteIner KurgMbH

Königstein und Falkenstein wurde erneut das prädikat „Heilklimatischer Kurort“ verliehen. Hinweise zur bedeutung von Kur und tourismus für die Wirtschaft liefert die Studie „Wirtschaftsfaktor tourismus“.

tourismus ist in Königstein ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. die zahl der tagesbesucher beläuft sich dort auf 900 000 jährlich – das Kurbad ist dabei ein anziehungspunkt.

Königstein einen Bruttoumsatz von 66,7 Millionen Euro. Der Tourismus ist eine klassische Querschnittsbranche, von der viele Wirtschaftszweige über die sogenannte Umwegrentabilität profitieren: Rund die Hälfte der Umsätze werden im Gastgewerbe erwirtschaftet, über 30 Prozent im Dienstleistungsbereich und etwa ein Fünftel im Einzelhandel. Das touristische Einkommen beläuft sich auf 35,6 Millionen Euro, der relative touristische Beitrag zum Primäreinkommen beträgt rund sechs Prozent. Alleine aus Mehrwertsteuer und Einkommensteuer resultieren etwa 6,4 Millionen Euro Steueraufkommen aus dem Tourismus. Die Summe kommt jedoch als Gemeinschaftssteuer Bund, Ländern und Kommunen zugute. Geschätzt verbleiben etwa zwei bis fünf Prozent der Nettoumsätze in der Kommune, das entspricht in Königstein einer Summe zwischen ein und drei Millionen Euro pro Jahr.

„Der Tourismus ist wichtiger Wirtschaftsfaktor und konstanter Wachstumsmotor für die Gesamtwirtschaft“, betonte IHK-Vizepräsident Thomas Reichert bei der Präsentation der Studienergebnisse. Die Branche schaffe Mehrwert für die einzelnen Kommunen und leiste einen wichtigen Beitrag zur dynamischen Entwicklung der Standorte in der Region. „FrankfurtRheinMain steht nicht nur im Wettbewerb um Touristen, sondern muss sich mit weichen Standortfaktoren auch als attraktiver Wohn- und Arbeitsort profilieren“, so Reichert. Dazu leiste der Tourismus einen wich❙ tigen Beitrag. AUTOR ULF HORSTMANN referent, Standortpolitik, IHK Frankfurt u.horstmann@ frankfurt-main. ihk.de

IHK WirtschaftsForum 06.15

Standortpolitik

StudIe 2015

WIRTSCHAFT INTERNATIONAL Der IHK-Bezirk Frankfurt ist in Sachen Internationalität spitze: Von den knapp 100 000 Unternehmen im Bezirk der IHK Frankfurt haben rund 13 300 Unternehmen einen internationalen Hintergrund. Das entspricht einem Anteil von 13 Prozent. Betrachtet man die Ausländer aus den 27 in der Studie untersuchten Ländern, so gab es im Vergleich zu 2013 einen Nettozuwachs von knapp 9 300 Personen. Davon stammen rund 7 500 Personen aus der Europäischen Union. Zudem hat sich die Zahl der Ausländer aus dem asiatischen Raum um 2 500 Personen erhöht. Unterscheidet man die ausländischen Unternehmen nach dem Kriterium, ob sie im Handels-

register eingetragene Unternehmen oder Kleingewerbetreibende sind, zeigen sich deutlich Unterschiede zwischen den Unternehmen aus den untersuchten Herkunftsländern: Kanada, die USA, Großbritannien sowie Japan und China kommen auf Handelsregisteranteile von über 60 Prozent. Bei den Unternehmen mit südeuropäischen Wurzeln überwiegen hingegen die Kleingewerbetreibenden mit bis zu 80 Prozent. Unternehmen aus Polen, Vietnam und Brasilien haben sogar einen Kleingewerbeanteil von mehr als 90 Prozent. Von den internationalen Unternehmen im IHK-Bezirk ist fast ein Fünftel im produzierenden Gewerbe tätig. Die überwiegende

WEITERE INFOS Die Studie Wirtschaft International ist eine gemeinsame Initiative der IHK Frankfurt mit der FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region, dem Statistischen Amt der Stadt Frankfurt und der Wirtschaftsförderung Frankfurt. In regelmäßigen Abständen wird die Anzahl der ausländischen Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt und die Zahl der dort lebenden Ausländer aus 27 Herkunftsländern untersucht. Kontakt: IHK Frankfurt, Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung, Diana Schüler, E-Mail [email protected]. Die Studie kann online unter www.frankfurt-main.ihk.de/wirtschaftinternational abgerufen oder als Printversion bei der IHK Frankfurt bestellt werden.

Foto: gettyIMageS / danIl MeleKHIn

etwa jedes achte unternehmen im IHK-bezirk Frankfurt hat einen internationalen Hintergrund, und jeder fünfte einwohner des IHK-bezirks besitzt einen ausländischen pass. dies geht aus der IHK-Studie Wirtschaft International 2015 hervor.

Mehrheit von 81 Prozent ist 2015 dem Dienstleistungssektor zuzuordnen. Rund 4 300 Unternehmen sind in den Wirtschaftszweigen Handel, Verkehr, Lagerei und Gastgewerbe aktiv, was einem Anteil von 32 Prozent entspricht. Über 5 000 Unternehmen (38 Prozent) sind den Branchen Information und Kommunikation, Vermietung, Finanz- und Unternehmensdienstleistungen zurechenbar. In der Stadt Frankfurt haben rund 9 600 der ausländischen Unternehmen des IHK-Bezirks ihren Sitz, das entspricht einem Anteil von 73 Prozent. Im Main-TaunusKreis sind es knapp 1900 (14 Prozent) und im Hochtaunuskreis rund 1700 (13 Prozent) ausländische

Unternehmen. Die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung ist fast identisch. Knapp drei Viertel der gesamten ausländischen Bevölkerung leben in der Stadt Frankfurt, und jeweils 13 Prozent leben in einem der beiden Landkreise. Betrachtet man nur die 27 untersuchten Länder, so ergeben sich ähnliche Werte von 71 Prozent, 15 Prozent und 14 Prozent. ❙ AUTORIN DIANA SCHÜLER referentin, Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung, IHK Frankfurt [email protected]

nacHHaltIgKeIt

Elektroautos kostenlos testen Elektroautos gehört die Zukunft. Unternehmen haben vom 10. bis 24. Juli die Chance, selber zu erleben, wie zuverlässig, günstig und alltagstauglich nachhaltige Mobilität im beruflichen Kontext

IHK WirtschaftsForum 06.15

sein kann. Die Initiative des hessischen Wirtschaftsministeriums, „E-Flotte – elektromobil unterwegs in Hessen“, bietet hierzu kostenfrei die Möglichkeit. Die Kriterien für die Teilnehmer: Sie

sind beruflich viel unterwegs und angestellt in einem hessischen Unternehmen, oder selbst in Hessen als Unternehmer tätig. Egal ob in der Industrie, im Handwerk, im sozialen Bereich

oder einem anderen Berufsfeld: Die Größe des Unternehmens und die Branche spielen keine Rolle. Onlinebewerbung unter www.eflotte-hessen.de bis 16. Juni. ❙

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 Unternehmensförderung und Starthilfe

Personalmanagement

Rekrutierungsprozesse im Wandel Mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen klagen über Probleme bei der zügigen Besetzung freier Stellen. Die Hauptursache hierfür ist der Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels. Angesichts des War for Talents sind die Unternehmen umso mehr gefordert, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen (Employer Branding) sowie Suchprozesse zu optimieren und Reaktionszeiten zu verkürzen. Online-Jobportale und soziale Medien führen zunehmend zur Wiedereingliederung der Personalgewinnung in das Unternehmen (Insourcing). Allerdings werden dabei insbesondere im Mittelstand die Gesamtkosten sowie der Zeitaufwand bei unternehmensseitig durchgeführten Suchen meist unterschätzt. Geschwindigkeit und Effizienz gehören größen- und branchenunabhängig bei Unternehmen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Personalsuche. Viele Global Player prüfen in diesem Sinne verstärkt das komplette Outsourcing ihrer Rekrutierungsaktivitäten (Recruitment Process Outsourcing) beziehungsweise haben dies bereits umgesetzt. Alternativ werden verstärkt sogenannte Active-Sourcing-Einheiten aufgebaut. Deren Aufgabe ist es, die Ansprache potenzieller Kandidaten insbesondere in sozialen Netzwerken voranzutreiben, um so einen kontinuierlichen Kandidatenzufluss zu gewährleisten. Die einfache und vermeintlich kostengünstige Schaltung von Stellenanzeigen in Onlineportalen

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sorgt im Mittelstand für den Trend des Insourcings von Rekrutierungsprozessen. Viele kleine und mittelständische Unternehmen unterschätzen jedoch Kosten und Aufwand der durchgeführten Suchen in Eigenregie und halten nur begrenzt Ressourcen (Mitarbeiter, Systeme, Prozesse) hierfür vor. Dies hat zur Folge, dass ein erfolgreicher und zügiger Rekrutierungsprozess nicht dargestellt werden kann, Belastungsspitzen im Einstellungsprozess können nicht abgedeckt werden, und in letzter Konsequenz entstehen ökonomische Nachteile oder gar Imageschäden. Ein Rekrutierungsprozess kostet in erster Linie Zeit und Mitarbeiterkapazitäten. Die Erfahrung zeigt: Für die erfolgreiche Besetzung von Fach- und Führungspositionen ist ein durchschnittlicher Zeitraum von drei Monaten zu veranschlagen. Zu oft unterschätzen Unternehmen die entstehenden internen und externen Suchkosten. Trotz der vermeintlich günstigen Nutzung der Online-Anzeigenportale entsteht bei einem vom Unternehmen selbst durchgeführten Rekrutierungsprozess ein hoher interner Kostenblock. Hierbei sind vor allem die eigenen Mitarbeiterkapazitäten (in der Personalabteilung als auch die Führungskräfte der suchenden Organisationseinheit) inklusive kalkulatorischer Kosten (zum Beispiel Lohnnebenkosten und Vorhalten des Arbeitsplatzes) zu veranschlagen. Eine externe professionelle Unterstützung für komplexe und

Foto: Gettyimages / Andy Roberts

Ein professioneller Rekrutierungsprozess ist zu einem der wichtigsten Imagefaktoren zur positiven Darstellung der Arbeitgebermarke geworden. Unternehmen stehen damit vor neuen Herausforderungen.

zeitkritische Personalsuchen sollte daher immer erwogen werden und dabei auch der Bedarf nach modularen Rekrutierungsdienstleistungen im Sinne einer verlängerten Werkbank geprüft werden. Modulare Dienstleistungen sind zum Beispiel die Übernahme der Anzeigen- und Bewerberadministration, das Active Sourcing (Kandidatenidentifikation und -ansprache), Durchführung von Kandidateninterviews oder die Unterstützung bei der Kandidatenplatzierung durch externe Spezialisten. Insourcing bei gleichzeitiger Modularisierung der Prozesse stellt die Personalarbeit vor neue Herausforderungen. Im Sinne eines kosteneffizient und professionell gemanagten Rekrutierungsprozesses sollten Unternehmen stets zwischen Eigenleistung und dem Zukauf von externen

Dienstleistungen entscheiden. Der Markt bietet hierfür intelligente Lösungen, insbesondere für den Mittelstand, an. Sie stehen den Personalverantwortlichen entweder als kosteneffiziente Dienstleistungsmodule zur Verfügung oder der Personaldienstleister/berater übernimmt den vollständigen Suchprozess. Denn auch für kleine und mittelständische Unternehmen ist ein professioneller Rekrutierungsprozess einer der wichtigsten Imagefaktoren zur positiven Darstellung der Arbeit❙ gebermarke. Autor Marcus Michel Partner, Contagi, Frankfurt und St. Gallen marcus.michel @contagi.ch

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STEUERN

Haushalt: Frankfurter KonsoliWeiter auf 50 s dierungskur

StandortpolitiK

Europa vor der Wahl: Wirtschaftspolitische Positionen 34

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trasten: Spiel mit Kon ierung San Umbau und dflügels 52 des IHK-Sü

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Familienunternehmen: Pioniergeist der Enkelgeneration 40

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aus- und Weiterbildung

a zubI-SpeeddatIng

DER ERSTE SCHRITT ZUM ERFOLG Foto: SIgMa StudIo ScHlotte

Für unternehmen wird es zunehmend schwieriger, geeignete azubis für noch offene ausbildungsstellen zu finden. beim azubi-Speeddating in der IHK Frankfurt zählen der persönliche eindruck und das bauchgefühl mehr als harte Fakten.

unternehmensvertreter und potenzielle azubis haben zehn Minuten zeit, sich kennenzulernen.

Wikipedia beschreibt den Begriff Speeddating als eine ursprünglich aus den USA stammende Methode, schnell neue Flirt- oder Beziehungspartner, aber auch Geschäftskontakte zu finden. Einen ähnlichen Hintergrund hat das Azubi-Speeddating, das am 2. Juli in der IHK Frankfurt stattfindet. Nur geht es hierbei nicht um private oder Geschäftskontakte, sondern um den ersten Kontakt mit dem zukünftigen

Arbeitgeber beziehungsweise Auszubildenden. Angesichts der Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt – mehr angebotene Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerber – ist der Weg eher ungewöhnlich. Aber es zeigt sich schon seit einiger Zeit, dass Bewerber und Unternehmen immer schwerer zueinanderfinden. In dieser Situation hat sich der direkte Kontakt zwischen Anbieter und Nachfrager bewährt.

Das Azubi-Speeddating funktioniert ganz einfach: Mitmachen können Unternehmen aller Branchen und Größen. Unternehmen, die noch unbesetzte Ausbildungsstellen haben, melden sich zunächst bei der IHK Frankfurt an. Dabei hat jedes Unternehmen, ganz gleich, ob Konzern oder Kleingewerbetreibender, die gleiche Fläche für seinen Stand zur Verfügung. Gleichzeitig wird an den abgebenden Schulen Werbung gemacht, und interessierte Schüler melden sich für einen Gesprächstermin bei der Firma ihrer Wahl an. Am Tag des Azubi-Speeddatings haben Schüler wie Unternehmen dann jeweils etwa zehn Minuten Zeit, ihr Gegenüber kennenzulernen. Danach erfolgt der Wechsel. Eine kurze Zeit, um sich zu präsentieren und zu zeigen was in einem steckt. Und dies auf beiden Seiten. Denn so langsam wird auch in Frankfurt und der RheinMain-Region sichtbar, dass der demografische Wandel und die hohe Studierneigung der Schüler die Personalressource Auszubildende schrumpfen lassen. Außer Schulabgängern nehmen beispielsweise noch unversorgte Absolventen einer berufsvorbereitenden Maßnahme

WEITERE INFOS Das 3. Azubi-Speeddating in der IHK Frankfurt findet am Donnerstag, 2. Juli, von 10 bis 15 Uhr statt. Weitere Infos online unter www.azubispeed-dating.net.

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der Arbeitsagentur oder Studienzweifler, die durch Mundpropaganda auf das Speeddating aufmerksam wurden, an der Veranstaltung teil. Jeder ist willkommen, frei nach dem Motto: Jeder ist seines Glückes Schmied. Unternehmen sollten sich auf das Azubi-Speeddating gut vorbereiten. Hierzu gehört auch, Werbemittel oder Informationen vorzuhalten, die die wesentlichen Merkmale der angebotenen Stellen aufzeigen. Eine niedrigschwellige Möglichkeit der Kontaktaufnahme erleichtert den Bewerbern den ersten Schritt. Die Bewerber sind ihrerseits aufgefordert, entweder eine Bewerbungsmappe oder einen Lebenslauf mitzubringen, damit auch nach dem Gespräch der weitere Kontakt erfolgen kann. In erster Linie aber sollen sie sich und ihre persönlichen Kompetenzen präsentieren. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass es nicht in jedem Fall zu einer Besetzung eines noch freien Ausbildungsplatzes kommt beziehungsweise nicht jeder seinen Traumpartner findet. Doch in einigen Fällen wurde aus dem ersten Kontakt sogar ein Praktikum mit ❙ anschließender Ausbildung. AUTOR FRANK ZIEMER Stellvertretender geschäftsführer, aus- und Weiterbildung, IHK Frankfurt [email protected]

IHK WirtschaftsForum 06.15

 Aus- und Weiterbildung

IHK-Bildungszentrum Nähere Informationen zu den nachfolgenden Bildungsangeboten erhalten Sie unter der Rufnummer 0 69 / 21 97 +  Durchwahl oder unter www.frankfurt-main.ihk.de/ihk-bildungszentrum oder [email protected]. IHK-Seminare

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Briefe und E-Mails kundenorientiert gestalten 11. Juni 2015 / 8 UE / eintägiges Seminar

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Praxis der Mediation 26. Juni 2015 / 8 UE / eintägiges Seminar

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Weiterbildung

Defizite erkennen und beheben Ältere und Ausländer gehören zu den Verlierern bei der Weiterbildung. Angesichts des bevorstehenden Fachkräfte­ bedarfs und ­des späteren Eintritts von Beschäftigten in das Rentenalter stimmen diese Ergebnisse bedenklich.

Bei der jährlichen Umfrage der IHKs zu Reaktionen auf das Aus­ scheiden älterer Mitarbeiter antworteten 60 Prozent aller gefragten IHK-Unternehmen, dass sie mit Weiterbildung das Leistungspotenzial ihrer Mitarbeiter steigern wollen. Seit Jahren zeigen diese Umfragen ebenfalls, dass die betrieblichen Investitionen in Weiterbildung aufrecht­erhalten werden. Fast ein Drittel der hessischen Unternehmen wäre sogar bereit, bei besseren Geschäftserwartungen noch mehr Weiterbildung anzubieten.

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Die Weiterbildungsbereitschaft kommt auch bei den meisten Mitarbeitern an, Ältere und Ausländer ausgenommen. Dies zeigt der Adult Education Survey (AES) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, mit dem alle zwei Jahre das Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung erhoben wird. Danach haben im Jahr 2014 51 Prozent aller Deutschen im erwerbsfähigen Alter an mindestens einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen. Damit ist der Wert gegenüber 2012 um weitere zwei Prozent-

punkte gestiegen, was die seit 2010 zu beobachtende steigende Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland bestätigt. Diesmal haben die Studienautoren dafür 3100 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren zu ihrem Weiterbildungsverhalten befragt. Berücksichtigt wurden verschiedene Formen der Weiterbildung: betriebliche Weiterbildung, individuelle  berufsbezogene und nichtberufsbezogene Weiterbildung. Über zwei Drittel der Weiterbildungsaktivitäten sind der betrieblichen Weiterbildung zu-

zuordnen. Dementsprechend ist die Weiterbildungsbeteiligung bei den Erwerbstätigen mit 58 Prozent am höchsten. Es holen auch Gruppen auf, die bislang weniger am lebenslangen Lernen teilgenommen haben. So hat sich die Teilnahmequote bei der Gruppe der Arbeiter unter den Erwerbstätigen um sechs Prozentpunkte, die bei den Un- und Angelernten um sieben Prozentpunkte auf jeweils 44 Prozent erhöht. Ebenfalls aufgeholt haben die Frauen: Während die Teilnahmequote bei den Erwerbstätigen schon im letzten IHK WirtschaftsForum 06.15

 Aus- und Weiterbildung Die nächsten Schwerpunkte 2015 im

❙  Ansprechpartner Frankfurt: Hasan Kara, Fachkräfteentwickler, Telefon 0 69 / 21 9712 45, E-Mail hasan.kara@ frankfurt-main.ihk.de ❙  Ansprechpartner Hoch-

taunuskreis, Main-TaunusKreis: Frank Brückner, Telefon: 0 61 92 / 9 64 70, E-Mail frank.brü[email protected]

AES ausgeglichen war, beteiligen sich nun auch in der Bevölkerung insgesamt Männer und Frauen gleich häufig an Weiterbildung. Die Beteiligung von Frauen liegt in Höhe von 61 Prozent. Damit liegen sie, alle Weiterbildungsarten zusammengerechnet, vor den Männern mit 58 Prozent. Betrachtet man die Daten nach Altersgruppen geordnet, ergibt sich ein bekanntes Bild: Die höchste Teilnahmequote liegt in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen (58 Prozent) vor, gefolgt von den 35- bis 44-Jährigen und den 45- bis 54-Jährigen mit einer Weiterbildungsquote von jeweils 53 Prozent. Die Jüngsten, die 18bis 24-Jährigen, kommen etwas weniger häufig in den Genuss von Weiterbildung (50 Prozent). Am seltensten in Weiterbildungsmaßnahmen aller Art vertreten sind nach wie vor ältere Mitarbeiter (39 Prozent). Deren Teilnahmequote hat sich über die vergangenen Jahre stetig erhöht. Lag sie im Jahr 2010 noch bei 27 Prozent, waren es 2012 dann 32 Prozent. In den vergangenen beiden Jahren hat sich diesbezüglich aber laut jetzt vorliegender Umfrage kaum etwas getan. Die Weiterbildungsquote Älterer ist in diesem Zeitraum nur leicht um einen Prozentpunkt angestiegen. Hinzu kommt: Dieser Zuwachs lässt sich allein darauf zurückführen, dass Ältere häufiger an Maßnahmen im Teilbereich IHK WirtschaftsForum 06.15

der individuellen, berufsbezogenen Weiterbildung teilgenommen haben, also solche Maßnahmen, die sie selbst finanziert und in ihrer Freizeit absolviert haben. In der betrieblichen Weiterbildung hat ihre Teilnahmequote hingegen abgenommen (von 27 Prozent im Jahr 2012 auf aktuell 25 Prozent). Doch nicht nur Ältere, auch Ausländer gehören laut AES zu den Verlierern bei der Weiterbildung. Insgesamt ist ihre Teilnahmequote sogar von 34 Prozent auf 32 Prozent gesunken. Immerhin sind in der betrieblichen Weiterbildung nunmehr drei Prozent mehr ausländische Teilnehmer vertreten als vor zwei Jahren. Das ändert aber wenig am großen Abstand zu den deutschen Weiterbildungsteilnehmern: Während insgesamt 39 Prozent von ihnen im Jahr 2014 an einer betrieblichen Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen haben, war dies nur 20 Prozent ihrer ausländischen Kollegen vergönnt. Angesichts des bevorstehenden Fachkräftebedarfs und des späteren Eintritts von älteren Beschäftigten in das Rentenalter stimmen diese Ergebnisse bedenklich. Denn Weiterbildungsdefizite hemmen nicht nur die Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft für neue Prozesse in den Unternehmen, sondern können auch zu höheren Fehlerquoten führen. Die IHK Frankfurt bietet hier Beratungspakete an, die in Absprache mit dem Entscheider in Unternehmen auch die Beschäf❙ tigten miteinbezieht. Autorin Dr. Brigitte Scheuerle Geschäftsfüh­rerin, Aus- und Weiter­bildung, IHK Frankfurt b.scheuerle@ frankfurt-main. ihk.de

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die goethe-universität ist die viertgrößte universität in deutschland. die Frankfurter alma Mater feierte im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges bestehen.

goe tHe-unIVerSItät

„STARKE UNI IN STARKER STADT“ ein gespräch mit prof. birgitta Wolff, präsidentin der goethe-universität Frankfurt, über ihre ersten eindrücke seit der amtsübernahme im Januar sowie die gleichwertigkeit von Studium und ausbildung.

frau Prof. Wolff, die goetheuniversität frankfurt ist mit über 45 000 Studierenden die viertgrößte universität in Deutschland. Zum Vergleich: alle Hochschulen in Sachsen-anhalt kommen gemeinsam auf knapp 56 000 Studierende. mit welchen ersten Eindrücken blicken Sie auf Ihre neue aufgabe? WOLFF: Ich sehe eine starke Uni in einer starken Stadt. Die Goethe-Universität hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren gleichsam neu erfunden. Dieser Geist des Aufbruchs ist zum Glück weiterhin spürbar – auch in der neuen Architektur, die die verschiedenen Uni-Standorte prägt. Wir bemühen uns, diesen Geist noch besser zu pflegen – zum Beispiel durch eine bessere interne Kommunikation und Koordination mit dem neuen Forschungsrat und einer Arbeitsgruppe Lebendiger Campus. Besonders wichtig ist

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mir, die richtigen Weichen zu stellen, um die bereits hohe wissenschaftliche Qualität der GoetheUniversität weiterzuentwickeln. Deshalb arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an der Verlängerung unserer drei Exzellenzcluster in den Gesellschafts-, Lebenswissenschaften und Medizin, in denen bereits jetzt Schlüsselbereiche der Goethe-Universität miteinander kooperieren. Sie lehrten bisher an der Ottovon-gericke-universität in magdeburg sowie an der georgetown university in Washington D. C. Darüber hinaus waren Sie Kultus- sowie Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin in Sachsen-anhalt. In welchen Punkten kann die goethe-universität von Ihrer Erfahrung profitieren? WOLFF: Dieser Hintergrund hilft mir vielleicht dabei, noch brachliegende Internationalisierungs-

potenziale der Goethe-Uni zu erkennen. In den USA habe ich eine andere Wissenschaftskultur kennengelernt, die lösungsorientierter und vernetzter arbeitet und keine Scheu davor hat, sich öffentlich darzustellen. Natürlich hilft die Ministeriumserfahrung, auch unbefangener mit der Politik umzugehen. Schließlich ist das Land trotz Stiftungsuni weiterhin mit Abstand der größte Geldgeber. Wir müssen also politisch erklären, wa rum es für das Land gut ist, uns mehr Ressourcen zu geben. Ich finde es auch wichtig, die Zahl der Studienabbrecher zu senken und die Kooperationen mit den Nachbaruniversitäten und -hochschulen, zum Beispiel mit der TU Darmstadt und der FH Frankfurt, weiter zu stärken. Die Landesregierung empfängt Sie mit einem neuen Hochschul-

finanzierungspaket. Sind Sie mit dem Inhalt zufrieden? WOLFF: Teils, teils. Die GoetheUniversität profitiert nur unterproportional von den vereinbarten Zuwächsen, sie verliert aber auch nichts. Das Bauprogramm ist auf einem besseren Weg als zuvor. Die goethe-universität ist eine relativ junge Stiftungsuniversität. Im gegensatz zu vielen milliardenschweren uS-Eliteuniversitäten ist der Kapitalstock allerdings eher gering. WOLFF: Das ist ein Jahrhundertprojekt. In den USA sind diese enormen Stiftungsstöcke zum Teil über Jahrhunderte aufgebaut worden. Da kann man nicht erwarten, dass dies die Goethe-Universität in zehn Jahren schafft. Immerhin hat das Jubiläumsjahr 2014 der Goethe-Uni einen großen Schwung gebracht – 71 Millionen Euro an Einwerbungen. Als Nahziel sehe IHK WirtschaftsForum 06.15

  Innovation und Umwelt

ich die bessere Ausfinanzierung von Berufungen dank Stiftungserträgen. Das schaffen wir bereits. 2014 haben wir bei Berufungen von Professoren 80 Prozent aller Erstplatzierten gewinnen können. Das zeigt, dass wir auch schon mit den vorhandenen Mitteln wettbewerbsfähiger geworden sind. Im Hinblick auf die Anzahl der Stiftungslehrstühle ist die Goethe-Universität führend in der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Ist dies eine besondere Stärke und Ausdruck für die gute Vernetzung von Wirtschaft, Gesellschaft und Universität? Wolff: Ja, hier haben wir schon viel erreicht, aber natürlich lässt sich das auch noch weiter steigern. So werben wir bei der Wirtschaft und privaten Gönnern weiterhin intensiv für das Deutschland-Stipendium, um möglichst viele begabte Studierende finanziell zu unterstützen. Die Freundesvereinigung ist inzwischen auf 1700 Mitglieder angewachsen, auch hier gibt es noch viel Potenzial nach oben. Und mit dem Museum Giersch, dem Quandt-Stiftungsfonds und der Kassel-Stiftung haben wir genügend Beispiele für ein hervorragendes bürgerschaftliches Engagement. Es lohnt sich also, die Universität gegenüber Frankfurt und seinen Bürgern zu öffnen. An den Bologna-Reformen gibt es immer noch Kritik. War die Bologna-Reform die richtige Entscheidung? Wolff: Es ist wie bei der früheren Werbung für Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht. Beim Bologna-Prozess hat Deutschland mit der ihm eigenen Gründlichkeit vieles stärker verschult als nötig und keine Alternativen gelassen. An der Goethe-Uni haben wir daher 2010 mit Reformen begonnen und BachelorIHK WirtschaftsForum 06.15

Studiengänge teilweise wieder auf acht Semester verlängert oder neue Studienordnungen erlassen. Die Erkenntnis ist: Zunehmende Verschulung und wissenschaft-

ein Kind von Akademikern, das einen Handwerksberuf ergreift, sei ein Bildungsabsteiger. Solche Vorstellungen müssen wir korrigieren. Die teilweise hohen

Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin, GoetheUniversität Frankfurt: „Ich bin grundsätzlich gegen eine Diskriminierung von Ausbildungswegen. Menschen haben unterschiedliche Neigungen und Fähigkeiten, die alle in der Welt gebraucht werden. Unser Bildungssystem muss darauf eingehen.“

liches Studium widersprechen sich. Wir brauchen auch weiterhin persönlichkeitsbildende Elemente. Und wir brauchen mit Sicherheit noch bessere Angebote in den Orientierungs- und Studieneinstiegsphasen. Wir wollen uns künftig stärker auch daran messen lassen, inwieweit es uns gelingt, möglichst viele Studierende zum Abschluss zu führen. Sie haben sich für die Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung als komplementäre Bildungswege ausgesprochen. Gibt es an der Goethe-Universität Aktivitäten hinsichtlich der Vermittlung von Studienabbrechern an Ausbildungsbetriebe? Wolff: Ich habe selbst erst eine Ausbildung gemacht und dann studiert. Ich bin grundsätzlich gegen eine Diskriminierung von Ausbildungswegen. Menschen haben unterschiedliche Neigungen und Fähigkeiten, die alle in der Welt gebraucht werden. Unser Bildungssystem muss darauf eingehen. Es darf kein Stigma sein, wenn jemand nicht studiert. Die OECD hat uns aber mit ihrem missverstandenen Begriff der „Bildungsaufsteiger“ leider falsche Zielvorgaben gemacht. So kam es zu der irrigen Vorstellung,

Abbrecherzahlen an deutschen Universitäten sind nicht selten auch das Ergebnis falscher Erwartungen. An der Goethe-Uni strebe ich daher an, für Studenten eine Beratung anzubieten, die entweder eine konkrete Hilfe für das Studium, einen Studienrichtungswechsel oder einen Wechsel in eine berufliche Praxis empfiehlt. Dabei wollen wir auch mit der IHK und der Handwerkskammer zusammenarbeiten. Wir sollten möglichst schon vor der Einschreibung die richtigen Signale senden, damit Bewerbern klar wird, ob sie nicht besser eine Fachhochschule oder eine duale Ausbildung wählen sollten. Das Angebot an dualen Studiengängen wird bisher vor allem durch Fachhochschulen bedient. Wäre dieses Modell nicht auch für Universitäten interessant? Wolff: Beim dualen Studium sollten sich die Unis raushalten, das

passt besser in die Fachhochschulen. Ich bin dagegen, die Rollen von FHs und Unis zu verwässern. Im Hinblick auf die Anzahl ausländischer Studierender ist die Goethe-Universität besonders attraktiv. Wie können diese internationalen Fachkräfte von morgen als Arbeitskräfte für die Region gewonnen werden? Wolff: Im Vergleich zum Beispiel mit München überrascht Frankfurt angenehm. Die Stadt ist sauber, grün, und sie hat ihr Image geändert: weg von der Bankenstadt hin zur Kultur- und Wissensstadt. Dieser Imagewandel wird der Stadt helfen, noch mehr internationale Fachkräfte in die Stadt zu locken. Zählen doch bei solchen Entscheidungen nicht allein die harten Standortfaktoren, sondern auch die weichen. Daher hört man vermutlich nirgendwo sonst in Deutschland auch so viele internationale Stimmen auf der Straße. Diese große Vielfalt sollte man noch stärker als Chance begreifen. Schon heute ist Frankfurt eine der sieben lebenswertesten Metropolen der Welt. Und die Beschäftigungschancen von Studienabgängern der GoetheUniversität sind auch im globalen Vergleich prächtig: 2012 haben wir unter den besten Hochschulen der Welt erstmals Platz zehn erreicht. Das ist großartig und zeigt, dass wir Studierende als spätere Arbeitskräfte gut in der Region halten können. Woran es aber leider fehlt, ist preiswerter Wohnraum. Da haben wir noch Nachholbedarf.  ❙

Interview Detlev Osterloh (l.) Geschäftsführer, Innovation und Umwelt, IHK Frankfurt [email protected]

Reinhard Fröhlich (r.) Geschäftsführer, Unternehmens­ kommunikation, IHK Frankfurt r.froehlich@ frankfurt-main. ihk.de

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Mit tel stand

Fördergelder einwerben Ihr Geschäftsmodell war gut, sie holten Innovations- und Gründerpreise. Warum also nicht auch in andere europäische Länder expandieren – und wenn ja, in welches Land: Das fragte sich die Geschäftsführung des jungen Frankfurter Finanztech-Unternehmens Bettervest. Die Gesellschaft bietet die erste CrowdinvestingPlattform, auf der ganz normale Menschen in Energieeffizienzprojekte von Unternehmen, Sozialträgern, Vereinen und Kommunen

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investieren können und dafür an den erzielten Einsparungen beteiligt werden. Um die Frage nach inte­ ressanten Märkten in Europa zu beantworten, müsste ein Unternehmen eigentlich zunächst die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen genau analysieren, um solche Länder zu identifizieren, in denen das eigene Geschäftsmodell am einfachsten und effektivsten umzusetzen ist. Im Bereich Energieeffizienz kommt es im hohen Maße auf die Rahmenbedingungen an, wie das Beispiel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und der damit in Zusammenhang gebrachten gestiegenen Strompreise in Deutschland zeigt. Bettervest stellte einen Antrag im KMU-Instrument des Horizont 2020 genannten Haupt­ instruments der EU zur Förderung europäischer Forschung und Innovation in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Für das KMU-Instrument genannte Teilprogramm sind in den kommenden Jahren sieben Prozent des EU-Forschungsbudgets vorgesehen – das entspricht insgesamt 490 Millionen Euro. Das Programm ist insoweit eine Besonderheit, da hier die speziellen Bedürfnisse und Möglichkeiten von KMUs berücksichtigt wurden. So sind beispielsweise Einzelanträge ohne europäische Partner möglich – und wie das Beispiel Bettervest zeigt, erfolgreich. Allerdings muss der Antragsteller deutlich machen, dass

Foto: Gettyimages / DrAfter123

EU-Fördergelder nach Hessen holen und für innovative Ideen im Unternehmen einsetzen, um damit das eigene ­Geschäft auszuweiten: Die IHK-Innovationsberatung hilft kleinen und mittelständischen Unternehmen dabei, die ­richtigen Förderprogramme zu identifizieren.

er in der Champions League mit nur sehr wenigen Gewinnern (pro Jahr nur etwa 700 Förderungen in Phase eins in ganz Europa) spielen will. Die pauschale Förderung in Höhe von 50 000 Euro für ein halbes Jahr in der Phase eins des Programms kann für die Ausarbeitung eines Businessplans, aber auch für eine Machbarkeitsstudie, wie im Fall von Bettervest, verwendet werden. Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Phase dient das Ergebnis dazu, weitere Gelder für Phase zwei – die Markteinführung – zu beantragen. In dieser Phase des KMU-Instruments geht es um einen mittleren sechsstelligen Zuschuss für Personal- und Sachkosten in den nächsten zwei Jahren. Wie in allen Forschungs-

und Entwicklungs(FuE)-Förderprogrammen, steht am Anfang der Gespräche mit der IHK-Innovationsberatung die Überlegung, welches Projekt ein Unternehmen im Sinne von Projektmanagement eigentlich beantragen will – und welches Programm am besten dazu passt. Im Beratungsgespräch wird daher analysiert, ob und in welchen Förderprogrammen das geplante Projekt die besten Chancen auf Bewilligung hat.  ❙ Autor Dr. Kai Blanck Referent, IHK-Innovationsberatung Hessen, Frankfurt [email protected]

IHK WirtschaftsForum 06.15

  Innovation und Umwelt

Umwelt

Pflichten für den Versandhandel Die folgenden Ausführungen zu Kennzeichnungspflichten und Entsorgungsverantwortung gelten sowohl beim Verkauf von Produkten über eigene Onlineshops als auch für Angebote auf Handelsportalen wie Amazon oder Ebay. Die Angaben müssen auf den Webseiten eingebunden werden, wenn die Produkte auf der Internetseite zum Verkauf, zur Miete oder zum Ratenkauf angeboten werden.

Verpackungsverordnung Nur gut verpackte Ware kommt heil beim Kunden an. Wer jedoch Verpackungsmüll produziert und diesen zum privaten Endverbraucher schickt, muss für dessen Entsorgung aufkommen. Jeder kennt das tägliche Geschäft auf Dawanda, Ebay, Redcoon und so weiter. Die Verpackungsverordnung ist weitgehend unbekannt. Die Verpackungen, die zum Versand benutzt werden, müssen bei einem Dualen System registriert sein. Das führt zu jährlichen Registrierungskosten in unterschiedlicher Höhe für Papierverpackungen, Kunststoff- oder Verbundverpackungen. Das Duale System kommt als Dienstleister dieser Entsorgungspflicht nach. Von den über zehn Anbietern auf dem Markt kann der Günstigste frei gewählt werden. Nach der Registrierung muss die

Registrierungsnummer im Geschäftsverkehr beziehungsweise im Impressum aufgeführt werden. So haben auch die Kunden einen Nachweis.

Elektroaltgerätegesetz Die Rücknahmepflicht kommt 2015: Hersteller und Importeure von Elektrogeräten unterliegen schon länger den Registrierungspflichten des Elektroaltgerätegesetzes, auch beim Verkauf im Internet. Die verkauften Elekt­ rogeräte müssen bei der Stiftung EAR registriert werden. Zudem führt nun der Umweltgesetzgeber noch eine Rücknahmepflicht für Elektroaltgeräte ein. Stationäre Händler müssen ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern bei einem Neukauf Altgeräte der gleichen Geräteart und -funktion am Verkaufsort oder in Nähe der Abgabestelle unentgeltlich zurücknehmen (Eins-zu-eins-Rücknahme). Bei Altgeräten mit einer maximalen Kantenlänge von 25 Zentimetern müssen diese Händler (mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche) die Altgeräte in

Weitere Infos Die Umweltberatung der IHK Frankfurt hilft, sich in dem Labyrinth unzähliger Einzelanforderungen in Gesetzen, Verordnungen, Satzungen und Verwaltungsvorschriften zurechtzufinden. Informationen online unter www.frankfurt-main.ihk.de (Suchbegriff „Umwelt“).

IHK WirtschaftsForum 06.15

haushaltsüblichen Mengen auch ohne einen Neukauf zurücknehmen. Die gleichen Regelungen gelten auch für Onlinehändler mit mehr als 400 Quadratmeter Lager- und Versandfläche. Die Rücknahme im Fall eines solchen Vertriebs ist durch geeignete Rückgabemöglichkeiten in zumutbarer Entfernung zum jeweiligen Endnutzer zu gewährleisten. Wie das in der Praxis funktionieren soll, ist derzeit noch nicht erkennbar.

EU-Ökodesignrichtlinie Die Ökodesignrichtlinie fällt unter die europäische Umweltgesetzgebung und schafft einen Rahmen für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte. Ihr Geltungsbereich wird kontinuierlich auf weitere Produktgruppen ausge-

weitet, das Glühlampenverbot oder das Duschkopfverbot gelten wohl als die bekanntesten. Heute sind mit Fenstern, Dampfkesseln, Stromkabeln, Servern, intelligenten Zählern sowie Weinkühlschränken, wasserführenden Produkten und Staubsaugern kaum Produktgruppen ausgenommen. Bisher mussten Onlinehändler lediglich die auf dem Etikett und dem Produktdatenblatt aufgeführten Informationen zur Verfügung stellen, nicht jedoch das Etikett und das Produktdatenblatt selbst. Seit dem 1. Januar müssen nun für energieverbrauchsrelevante Produkte auch elektronische Energieeffizienzetiketten und Produktdatenblätter zur Einsicht für die Verbraucher auf den Webseiten eingebunden werden. Das Ziel dieser Regelungen ist es, dass Verbraucher bei Onlinekäufen genau die gleichen Informationen erhalten wie bei anderen Erwerbsmöglichkeiten und sie daher auch im Onlinehandel nunmehr eine auf allen relevanten Fakten basierende, fundierte Kaufentscheidung treffen können. ❙

Autorin Luise Riedel Referentin, Innovation und Umwelt, IHK Frankfurt [email protected]

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Auch Verkäufer im Internet müssen gesetzliche Anforderungen erfüllen, die das europäische oder deutsche ­Umweltrecht stellt. So haben Shopbetreiber im Internet Produktkennzeichnungs- und Entsorgungspflichten.

Foto: gettyIMageS / Jorg greuel / porträt: IFo / roMy bonItz

blick auf die europäische zentralbank und die von den bankentürmen geprägte Frankfurter Skyline.

europapolItIK

„WIR BRAUCHEN KEINE ABWERTUNG“ ein gespräch mit prof. Hans-Werner Sinn über die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen exportwirtschaft und die Finanzpolitik der europäischen zentralbank. der präsident des ifo Instituts, München, ist Keynotespeaker des Hessischen außenwirtschaftstags, der am 7. Juli in der IHK Frankfurt stattfindet.

Herr Prof. Sinn, seit Herbst vergangenen Jahres erwarten die deutschen Exporteure von monat zu monat immer bessere geschäfte. Das Stimmungsbild ist also sehr positiv, und die tatsächlichen Exportzahlen geben ihnen recht. teilen Sie diesen Optimismus auf mittlere Sicht? SINN: Ja, und zwar vor allem auch deswegen, weil es jüngst zu einer starken Abwertung des Euro gekommen ist. Dahinter steht das neue Programm Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank. Das bedeutet: Die Banken kommen dadurch zu sehr viel Geld, wissen aber nicht, wo sie es anlegen sollen. Also tragen sie es ins Ausland – und dadurch

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kommt die Euro-Abwertung zustande. Allenfalls die Reaktion der US-Notenbank, die nun gar nicht glücklich über diese Entwicklung ist, könnte den deutschen Exporteuren einen Strich durch die Rechnung machen. Die aktuell sehr guten Exportzahlen beruhen zu einem wesentlichen teil auf einer starken nachfrage aus den uSa. Dennoch gibt es auch in der deutschen unternehmerschaft kritische Stimmen zum geplanten transatlantischen freihandelsabkommen ttIP zwischen der Eu und den uSa. mit welchen argumenten überzeugen Sie die Kritiker?

SINN: Zunächst ist Handel immer positiv für alle Beteiligten, weil man sich auf das konzentrieren kann, was man besonders gut kann. Wenn Zollschranken abgebaut und auch deutsche Standards in den USA nicht mehr zurückgewiesen werden können, ist das für die deutschen Verbraucher in jedem Fall ein Kostenvorteil. Man denke nur an die billigen Textilien oder Agrarprodukte, die wir dann werden einführen können.

Natürlich freut das die Bauern und die hiesige Textilindustrie nicht. Freihandel ist nützlich, weil die Gewinner mehr gewinnen als die Verlierer, nicht aber, weil es nur Gewinner gäbe. Europa zeigt sich gespalten: Wirtschaftlich prosperieren derzeit vor allem die nicht-EuroLänder und das exportstarke Deutschland. andererseits füllt die wirtschaftliche und europa-

HESSISCHER AUSSENWIRTSCHAFTSTAG Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident, ifo Institut, München, ist Keynotespeaker des Hessischen Außenwirtschaftstags am Dienstag, 7. Juli, in der IHK Frankfurt. Weitere Infos online unter www.hessischer-aussenwirtschaftstag.de.

IHK WirtschaftsForum 06.15

 International

politische Dauerkrise Griechenlands die Nachrichtenspalten. Wie schätzen Sie die Situation in Frankreich, Italien und Spanien ein, allesamt wichtige Handelspartner Deutschlands? Sinn: Was Deutschland davon hat, Autos gegen Schuldscheine zu verkaufen, erschließt sich mir nicht ganz. Aber zu Ihrer Frage: Spanien hat die Preise im Vergleich zum Rest der Eurozone in der Krise um sechs Prozent gesenkt. Das hat zwar die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, reicht aber bei Weitem noch nicht aus. Wahrscheinlich müssten die Preise tatsächlich um 30 Prozent herunter. Die Industrieproduktion liegt 28 Prozent unter Vorkrisenniveau – mit einer Seitwärtsbewegung im vergangenen Jahr. Das sieht somit alles andere als rosig aus. Auch politisch ist da einiges im Gang, wenn man an die neuen Protestbewegungen von links und aus der bürgerlichen Mitte denkt. Frankreich versucht sich an einigen Reformen. Ich sehe bei unseren Nachbarn aber noch keinen grundlegenden Reformansatz, der irgendwie an die Agenda 2010 in Deutschland erinnern würde. Und Italien tut sich ebenfalls schwer. Die Politiker sind noch mit den konstitutionellen Reformen des Wahlrechts beschäftigt. Erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen sind, können dann eventuell auch Reformen ihres Arbeitsmarkts angepackt werden, die substanzielle Verbesserungen bringen. Diese drei Länder werden von der Euro-Abwertung profitieren. Denn sie wird der Eurozone insgesamt neuen Schwung bringen, die strukturellen Probleme aber nur übertünchen. Wie schätzen Sie die weitere Wechselkursentwicklung und deren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft ein? IHK WirtschaftsForum 06.15

Sinn: Der schwache Euro hilft der Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure, er schädigt andererseits natürlich die Importeure. Sie leben schließlich davon, dass sie billig ausländische Ware einkaufen und hierzulande verkaufen. Vor allem

und umgekehrt braucht Russland die deutschen Industriewaren. Beide Länder haben ideale Vo­ raussetzungen für Handelsgewinne, theoretisch haben sie sogar bessere Voraussetzungen dafür als die USA und Deutschland, so

Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident, ifo Institut: „Die größte Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Investitionen für die Wettbewerbsfähigkeit in schlechteren Zeiten nicht aufzuschieben, sondern jetzt zu tätigen. […] Wenn der Euro erst zu seinem normalen Kurs zurückkehrt, dann herrschen wieder andere Verhältnisse. Und darauf sollten sich Unternehmen vorausschauend vorbereiten.“

schädigt er auch die Verbraucher, denn sie müssen aufgrund der höheren Importpreise für viele Waren mehr bezahlen. Das ist keine Politik, die Deutschland mittelfristig nutzt. Sie nutzt zwar den deutschen Exporteuren, aber sie verringert den Lebensstandard der Menschen. Deutschland braucht keine Euro-Abwertung, denn wir haben unsere Waren auch bislang schon im Ausland zu billig verkauft. Aber die EZB hat den Euro ja nicht wegen Deutschland abgewertet, sondern um Südeuropa zu retten. Die deutschen Exporte nach Russland befinden sich wegen Rubelkrise und EU-Sanktionen im freien Fall, die russische Wirtschaft befindet sich in der Rezession. Andererseits ist Russland als Gaslieferant für die deutsche Energieversorgung von großer Bedeutung. Müssen und werden Russland und die EU schon aufgrund dieser wirtschaftlichen Abhängigkeiten wieder aufei­ nander zugehen? Sinn: Sie sollten es zumindest. Russland ist für Deutschland nämlich ein extrem wichtiger Handelspartner. Er passt als Komplement ideal zur deutschen Industrie –

sehr ich die Handelsöffnung zu den USA begrüße. Handel unter Gleichen nutzt allen ein bisschen, Handel unter Ungleichen nutzt allen sehr viel. Aber ich vermag es nicht abzuschätzen, wie weit die politischen Gefahren hier tatsächlich reichen und ob die Konflikte in absehbarer Zeit gelöst werden. Ich kann es nur hoffen. Aus- wie inländische Beobachter kritisieren regelmäßig die Investitionsschwäche der deutschen Wirtschaft. Dabei sind die Finanzierungsbedingungen für deutsche Unternehmen dank niedriger Zinsen so günstig wie nie. Worin liegt diese Zurückhaltung begründet? Sinn: Deutsche Unternehmen haben in den vergangenen 25 Jahren eine beispiellose Expansion in benachbarte Länder hinter sich. Die daraus resultierende Investitionsschwäche innerhalb Deutschlands

hat der Bauboom seit 2010 zwar etwas abgemildert. Hinsichtlich der Ausrüstungsinvestitionen ist die Entwicklung jedoch weiterhin verhalten, die Unternehmen expandieren nach wie vor lieber in den Niedriglohngebieten vor unserer Haustür. Da Investitionen stets Wachstumstreiber sind, muss die Frage schon erlaubt sein, ob die europäische Politik in jeder Hinsicht richtig aufgestellt ist, wenn sie durch Rettungsschirme oder das OMT-Programm der EZB interessante Anreize zum Kapitalexport gibt und damit die Binnenkonjunktur schwächt. Solange es solche Anreize gibt, darf man auch nicht kritisieren, wenn man der Meinung ist, dass in Deutschland zu wenig investiert wird. Unternehmen können ihr Geld schließlich nur einmal ausgeben. Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen für die deutsche Exportwirtschaft in den kommenden Jahren? Sinn: Die größte Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Investitionen für die Wettbewerbsfähigkeit in schlechteren Zeiten nicht aufzuschieben, sondern jetzt zu tätigen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass sich Unternehmen angesichts des schwachen Euros mit dem Erreichten zufriedengeben und die Zukunft ausblenden. Wenn der Euro erst zu seinem normalen Kurs zurückkehrt, dann herrschen wieder andere Verhältnisse. Und darauf sollten sich Unternehmen vorausschauend vorbereiten. ❙

Interview Dr. Jürgen ­R atzinger Geschäftsführer, International, IHK Frankfurt j.ratzinger@ frankfurt-main. ihk.de

PETRA MENKE Chefredakteurin, IHK WirtschaftsForum, Unternehmermagazin der IHK Frankfurt [email protected]

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Foto: MAURITIUS IMAGES / THOMAS SCHULTZE

Freihandel sabkommen

Handelsbeziehungen dynamisieren Die Zahl der Freihandelsabkommen steigt: Einerseits profitieren deutsche Unternehmen von einem vereinfachten ­Warenaustausch, andererseits ist das Geflecht der Freihandelsabkommen immer schwerer zu durchschauen.

Mittelständische deutsche Unternehmen sind oft Teil einer internationalen Produktionskette oder bauen eine solche sogar selbst auf. Der Anteil von Zwischenprodukten und Komponenten am Warenaustausch ist heute deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Die Tatsache, dass die

Komponenten eines Endprodukts die Zollgrenzen mehrfach passieren, kann dazu führen, dass die gesamte Belastung durch Zölle trotz neuer Freihandelsabkommen steigt. Dennoch legen Umsätze und Gewinne der Unternehmen in einem Zielmarkt nach Abschluss eines Freihandelsabkommens mit

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diesem in der Regel deutlich zu. Dies gilt sowohl für größere Partnerländer als auch für kleinere Märkte.

Positive Effekte Der Warenaustausch mit Mexiko beispielsweise verzeichnete nach Abschluss des EUFreihandelsabkommens im Jahr 2000 eine große Dynamik. Die Tatsache, dass Mexiko über die Nafta auch mit dem attraktiven US-Markt verbunden ist, machte und macht den Markt auch als Investitions­standort zusätzlich interessant. So können deutsche Automobilzulieferer und Kfz-Hersteller in Mexiko relativ kostengünstig produzieren und diese Waren dann zollfrei in

den US-amerikanischen Markt liefern. In Nordafrika setzt vor allem Marokko erfolgreich auf die positiven Effekte von Freihandelsabkommen. Im Rahmen des EUMittelmeerabkommens können deutsche Unternehmen zollfrei Waren aus Marokko beziehen und nach Marokko liefern. Viele Unternehmen nutzen dies für lohnintensive Fertigungsprozesse wie zum Beispiel Qualitätskontrollen. Zunehmend wird Marokko aber auch als Hub für die arabischen Märkte genutzt, mit denen Marokko über die arabische Freihandelszone Gafta verbunden ist. Zu der seit 2005 offiziell vereinbarten Zollfreiheit im Gafta-Raum gibt es derzeit allerdings noch viele IHK WirtschaftsForum 06.15

 International

Ausnahmen, mit denen die einheimischen Wirtschaften geschützt werden sollen. Dieses Phänomen ist weit verbreitet. Je mehr protektionistisch begründete Ausnahmen die Vertragspartner aber festschreiben, umso wirkungsloser wird das jeweilige Freihandelsabkommen. Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist der südamerikanische Wirtschaftsraum Mercosur. Da die beiden großen Länder Argentinien und Brasilien in wichtigen Sektoren wie der Landwirtschaft und der Automobilproduktion konkurrieren, wird die eigentlich bestehende Zollunion durch Ausnahmeregelungen immer wieder außer Kraft gesetzt.

Zahlreiche Ausnahmeregelungen So werden nicht nur die seit 1995 bestehende Zollfreiheit für den internen Warenverkehr und der gemeinsame Außenzoll durch zahlreiche Ausnahmeregelungen durchbrochen, die vor allem die Automobilindustrie betreffen. Auch bei der Beseitigung nichttarifärer Handelshemmnisse innerhalb des Mercosur und der Einführung einer gemeinsamen Handelspolitik bestehen erhebliche Defizite. Ein Freihandelsabkommen der EU mit Brasilien wird zwar seit Langem diskutiert und verhandelt, ein Abschluss ist derzeit aber nicht in Sicht. Auch im Handel mit den anderen Bric-Staaten Indien, China und Russland müssen deutsche Unternehmen mit zum Teil hohen Zollsätzen und nicht-tarifären Handelshemmnissen umgehen. Im Fall Chinas kommt erschwerend hinzu, dass China kein Freihandelsabkommen mit der EU, dafür aber mit vielen anderen Ländern in Asien, aber auch in Ozeanien, Südamerika und sogar Europa abgeschlossen hat. Deutsche UnIHK WirtschaftsForum 06.15

ternehmen, die in China oder den mit China über Freihandelsabkommen verbundenen Märkten produzieren, können von diesen Freihandelsräumen profitieren. Wer nur nach China liefert, riskiert, Marktanteile an andere Hersteller zu verlieren.

Lieferketten passgenau anpassen Der russische Markt stellt Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Zu hohen Zollsätzen kommen nicht-tarifäre Handelshemmnisse, beispielsweise in Form der sehr aufwendigen Produktzertifizierung. Die Eurasische Zollunion zwischen Russland, Kasachstan und Weißrussland bringt für deutsche Unternehmen nur wenige Vorteile. Der schwache Rubel und die im Zusammenhang mit dem Ukrainekonflikt verhängten EU-Sanktionen belasten den deutsch-russischen Handel massiv. Das Projekt Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok ist in weite Ferne gerückt. Die Frage, ob die positiven Effekte durch Freihandelsabkommen durch neue Handelshemmnisse konterkartiert werden oder ob sogar Marktanteile gefährdet sind in Regionen, in denen die EU keine eigenen Freihandelsabkommen abschließt, bleibt schwer zu beantworten. In jedem Fall sollten sich auch mittelständische Unternehmen mit diesem Thema intensiv beschäftigen, um ihre Lieferketten möglichst passgenau auf das jeweilige handelspolitische Umfeld anzupassen. ❙ Autorin Monika Goldbach Referentin, International, IHK Frankfurt m.goldbach@ frankfurt-main. ihk.de

Hessischer AuSSenwirtschaftstag 2015 Dienstag, 7. Juli, 8.30 bis 18 Uhr, IHK Frankfurt Mit dem Hessischen Außenwirtschaftstag bieten die IHKs allen hessischen Unternehmen, die bereits international tätig sind oder dies für die Zukunft planen, ein Informations- und Kommunikationsforum an. Die Plenumsveranstaltung wird sich mit weltwirtschaftlichen und handelspolitischen Themen beschäftigen. Keynotespeaker Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident, ifo Institut, München, spricht zum Thema „Die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Situation in Deutschland und Europa“. Im Fokus der Länder- und Regionenworkshops stehen diesmal

Südeuropa, Osteuropa und die arabischen Märkte sowie die großen Schwellenländer China, Indien und Brasilien. Rund 20 Unternehmensvertreter präsentieren und diskutieren ihre Erfahrungen im internationalen Geschäft, und mehr als 40 Auslandshandelskammern bieten vorab terminierte Beratungsgespräche an. Am Vorabend wird der Hessische Exportpreis 2015 verliehen. Die Teilnahme kostet 130 Euro für den ersten und 70 Euro für den zweiten Teilnehmer des gleichen Unternehmens. Information und Anmeldung online unter www.hessischeraussenwirtschaftstag.de.

Verleihung des Hessischen Exportpreises Montag, 6. Juli, 17.30 Uhr, IHK Frankfurt Insgesamt haben sich 54 Unternehmen um den Hessischen Exportpreis 2015 beworben. Die Gewinner werden am 6. Juli, dem Vorabend des Hessischen Außenwirtschaftstages, im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung vorgestellt und geehrt. Der Hessische Exportpreis wird von der IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen, den hes-

sischen Handwerkskammern und dem Land Hessen in den Kategorien Handwerk grenzenlos erfolgreich, Service und Beratung international sowie innovative Exportstrategien verliehen. Schirmherr ist der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Infos und Anmeldung online unter www. frankfurt-main.ihk.de/verleihung-exportpreis.

Frankfurter AuSSenwirtschaftskalender CHKD Recruitment Fair – Deutsch-Chinesische Karrieremesse Freitag, 19. Juni, IHK Frankfurt, 9 bis 18 Uhr, Telefon 0 69 /  21 97-14 33 Verleihung des Hessischen ­Exportpreises 2015 Montag, 6. Juli, IHK Frankfurt, 17.30 Uhr, Telefon 0 69 / 21 9712 16 Hessischer Außenwirtschaftstag 2015 Dienstag, 7. Juli, IHK Frankfurt, 8.30 bis 18 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-15 06

Workshop: Erfolgreich verhandeln mit arabischen Geschäftspartnern Montag, 5. Oktober, IHK Frankfurt, 9 bis 17.30 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-14 35 Roundtable Russland: Lagebericht und aktuelle Entwicklungen Dienstag, 10. November, IHK Frankfurt, 10 bis 13 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-15 06 Weitere Infos und Anmeldung zu den Veranstaltungen online unter www.frankfurt-main.ihk. de/veranstaltungen. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist teilweise gebührenpflichtig.

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cyberSIcHerHeIt

„WIRTSCHAFTSSPIONAGE BEKÄMPFEN“ Foto: MaurItIuS IMage / IKon IMageS / porträt: HMdIS

ein gespräch mit Hessens Innenminister peter beuth über cyberkriminalität und Wirtschaftsspionage. er erklärt, inwiefern die deutsche Wirtschaft bereits betroffen ist und welche präventionsmaßnahmen Schutz bieten können.

die landesregierung will insbesondere kleine und mittelständische unternehmen für die gefahren der cyberkriminalität sensibilisieren.

Herr Beuth, in den medien kursieren Schätzungen, die von mehrstelligen milliardenschäden für die deutsche Wirtschaft durch Wirtschaftsspionage ausgehen. Wie groß ist die gefahr durch Cyberkriminalität? BEUTH: Der Gesamtschaden ist immens und lässt sich kaum abschließend beziffern. Auch die Spannweite ist groß. Cyberkriminalität kann einem schon bei

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einem Onlineeinkauf begegnen und Unternehmen in Form von groß angelegten Spionageaktivitäten schaden. Wir haben es hier mit einem wachsenden Kriminalitätsphänomen zu tun, auf das wir mit adäquaten Schutzmechanismen reagieren müssen. Der virtuelle Cyberraum ist kein rechtsfreier Raum. Unsere Sicherheitsregeln müssen uneingeschränkt gelten und umgesetzt werden.

Sie haben in Ihrem ministerium ein Kompetenzzentrum Cybersicherheit. Welchen nutzen haben unternehmen davon? BEUTH: Mit dem Kompetenzzentrum Cybersicherheit haben wir eine Struktur geschaffen, die Bürger, Wirtschaft und Verwaltung beim Thema IT-Sicherheit mit zahlreichen Maßnahmen unterstützt. Wir haben speziell für unsere Bürger zusammen

mit dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik der TU Darmstadt eine Studie und daraus eine Infobroschüre zum Umgang mit sozialen Netzwerken erstellt. Zu den Aufgaben zählt auch eine behördenübergreifende Koordination aller Cybersicherheitsfachleute, vom Landeskriminalamt über den Katastrophenschutz bis hin zum Landesamt für Verfassungsschutz. Im Rahmen unseres Computer Emergency Response Teams (Cert) finden kleine und mittelständische Betriebe, die von Cyberkriminalität akut betroffen oder einfach nur in Sorge sind, einen Ansprechpartner. Darüber hinaus richtet sich unser Angebot auch an Kommunen. Weshalb machen Sie sich als hessischer Innenminister für die Prävention gegen Wirtschaftsspionage stark? BEUTH: Hessen ist als zentraler Wirtschaftsstandort in Deutschland besonders durch Wirtschaftsspionageaktivitäten von fremden Nachrichtendiensten gefährdet. Die Abwehr von Spionageaktivitäten anderer Staaten in Deutschland ist eine wichtige Aufgabe und Kernkompetenz der Verfassungsschutzbehörden. Das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen sieht Wirtschaftsspionage als eine ernst zu nehmende, in der Praxis allerdings oft unterschätzte Gefahr. Deshalb wollen wir die hessische Wirtschaft für die Gefahren sensibilisieren und Hilfsangebote anbieten. Das Ziel von Wirtschaftsspionage durch IHK WirtschaftsForum 06.15

 Recht und Steuern

fremde Nachrichtendienste ist die unlautere Unterstützung der eigenen Wirtschaft bei der Entwicklung neuer Technologien, um sich dadurch Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt zu sichern. Der ungewollte und oft unbemerkte Abfluss von Wissen gefährdet den wirtschaftlichen Erfolg der hessischen Unternehmen. Dies gilt es, zu verhindern. Wenn Sie das so schildern, hört es sich so an, als würde das Geschäft Spionage durchaus florieren. Inwiefern ist die deutsche Wirtschaft von Spionage betroffen? BEUTH: Betroffen sind nicht nur große Wirtschaftsunternehmen, sondern insbesondere auch kleine und mittelständische Unternehmen mit hoher Innovationskraft, die nicht selten Marktführer in ihren Branchen sind. Wie muss man sich Wirtschaftsspionage vorstellen? BEUTH: Die Methoden der Wirtschaftsspionage sind variantenreich und werden durch schnell fortschreitende Entwicklungen in der IT immer vielseitiger. Cyberangriffe werden genutzt, um an Insiderinformationen zu gelangen. Sie sind relativ einfach, schnell und flächendeckend in Echtzeit durchführbar. Fremde Nachrichtendienste versenden häufig zielgerichtete E-Mails. Sie werden so professionell gestaltet, dass beim Opfer kein Misstrauen erzeugt wird. Ein

Link in der präparierten E-Mail führt dann gerne auf eine eigentlich seriöse Website, auf der die Schadsoftware versteckt ist. Aber häufig geben bereits die eher unbedarfte Preisgabe persönlicher und privater Daten in sozialen Netzwerken, in Kombination mit den Informationen aus Firmenauftritten im Internet, einem Angreifer nützliche Informationen, für die sonst ein hoher Rechercheaufwand nötig wäre. Welche Hilfestellungen bieten Ihr Ministerium und das Landesamt für Verfassungsschutz an? BEUTH: Aufgabe des Verfassungsschutzes ist es, Spionageaktivitäten zu verhindern und die Wirtschaft durch Beratung und Aufklärung vor Angriffen fremder Nachrichtendienste zu schützen. Hierzu gilt es, die Sensibilität von Unternehmen gegenüber den Angriffsgefahren zu erhöhen, Kenntnisse über Methoden und Ziele von Nachrichtendiensten zu vermitteln und Hilfestellung beim Einsatz geeigneter Schutzmaßnahmen zu leisten. Zur erfolgreichen Bekämpfung dieser Herausforderung ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Verfassungsschutz nötig. Cyberattacken durch Wirtschaftsspione verursachen jährlich einen immensen Schaden. Kann sich ein Mittelständler überhaupt gegen HightechSpione schützen?

Cyberkriminalität, Datenklau und Wirtschaftsspionage Keine Bedrohung für Ihr Unternehmen? / Infoveranstaltung, Donnerstag, 11. Juni, 17 bis 19.30 Uhr, IHK Frankfurt Peter Beuth, hessischer Innenminister, Robert Schäfer, Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz Hessen, und Bodo Meseke, Partner, Ernst & Young, zeigen auf, wo die Risiken und Gefahren lauern und informieren über Präventionsmaßnahmen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Infos und Anmeldung online unter www.frankfurt-main.ihk.de/ veranstaltungen.

IHK WirtschaftsForum 06.15

BEUTH: Hundertprozentigen Schutz gibt es nie. Andererseits helfen bereits Standardvorkehrungen, um einigermaßen gesichert zu sein. Noch immer nutzen einige Unternehmen nicht mal Firewalls. Damit ist der Spionage Tür und Tor geöffnet und diese Unternehmen gefährden sich leichtfertig. Bei den individuellen Schutzmechanismen besteht oft noch erheblicher Handlungsbedarf.

BEUTH: Wir wollen Unternehmen nicht pauschal mit gesetzlichen Meldepflichten überziehen. Wenn wir die Cyberkriminalität jedoch wirkungsvoll eindämmen wollen, dann können wir es Unternehmen, die von einer größeren Attacke betroffen sind, nicht selbst überlassen, ob sie dies melden oder nicht. Für die Betreiber kritischer Infrastrukturen werden mit dem IT-Sicherheitsgesetz, dessen Ver-

Peter Beuth, hessischer Innenminister: ­„Unternehmen, die Opfer von Cyberkriminalität wurden, sind häufig sehr zurückhaltend. Würden sie hingegen offener kommunizieren, könnten andere Betriebe gewarnt und der gesamtwirtschaftliche Schaden könnte gemindert werden.“

Kaum jemand, der ausspioniert wurde, redet gerne darüber. Was halten Sie von einer Meldepflicht, damit die Behörden über Spionageattacken besser informiert sind? BEUTH: Unternehmen, die Opfer von Cyberkriminalität wurden und Schaden genommen haben, sind häufig sehr zurückhaltend. Würden sie hingegen offener kommunizieren, könnten andere Betriebe gewarnt und der gesamtwirtschaftliche Schaden könnte gemindert werden. Es geht ja nicht darum, dass Unternehmen ihren Schadensfall an die große Glocke hängen, aber die entsprechenden Sicherheitsbehörden sollten sie schon informieren, damit Abwehrstrategien zum Nutzen aller entwickelt werden können. Der Verfassungsschutz sichert Vertraulichkeit zu. Also würden Sie zu gesetzlichen Meldepflichten für alle tendieren?

abschiedung wir für den Herbst erwarten, Meldepflichten und Sicherheitsvorgaben eingeführt. Die Details muss eine Rechtsverordnung klären, die wir mitgestalten werden. Plant Ihr Ministerium Aufklärungskampagnen zum Schutz sensibler Daten? BEUTH: Wir bieten zahlreiche Aufklärungskampagnen für unterschiedliche Zielgruppen. Als hessisches Innenministerium nehmen wir gemeinsam mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und den Industrie- und Handelskammern das Thema Cybersicherheit für kleine und mittelständische Unternehmen noch mal stärker in den Fokus.  ❙ Interview Simone Windisch Referentin, Recht und Steuern, IHK Frankfurt s.windisch@ frankfurt-main. ihk.de

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KoMMunaler FInanz auSgleIcH

IHKS SEHEN NACHBESSERUNGSBEDARF die hessischen Industrie- und Handelskammern kritisieren den gesetzentwurf zum neuen kommunalen Finanzausgleich. einige der geplanten neuregelungen sehen sie kritisch, unter anderem die nivellierungshebesätze.

Reform des kommunalen Finanzausgleichs. „Die hessische Wirtschaft ist in erheblichem Umfang von der Regelung betroffen, denn sie ist auf handlungsfähige und finanziell auskömmlich ausgestattete Kommunen angewiesen“, erklärte Gräßle. Es sei daher auch im Interesse der Wirtschaft, dass der Finanzbedarf der Kommunen angemessen ermittelt und abgedeckt werde. Zudem finanziere die Wirtschaft über die Gewerbesteuer zu einem großen Teil die kommunalen Ausgaben. Der Hessische Staatsgerichtshof hatte 2013 in seinem Urteil zur Klage der Stadt Alsfeld gegen das hessische Finanzausgleichsgesetz aus dem Jahr 2011 vor

das land Hessen steht vor der aufgabe, einen Systemwechsel im Finanzausgleich zu bewerkstelligen.

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allem vorgegeben, den zur Aufgabenerfüllung erforderlichen Finanzbedarf der Kommunen zu bestimmen. Aus diesem Bedarf ist unter Berücksichtigung der eigenen Einnahmen der Kommunen und bislang nicht genutzter Einnahmepotenziale die erforderliche Finanzausstattung abzuleiten. Diese Ausstattung ist den hessischen Kommunen vom Land zu gewährleisten. Das Land Hessen steht damit vor der Aufgabe, einen Systemwechsel im Finanzausgleich zu bewerkstelligen: weg vom bisherigen Verbundansatz mit pauschalen Schlüsselzuweisungen, hin zu einem System, das den Bedarf der Kommunen ermittelt und dann Foto: gettyIMageS / gary WaterS

Mit der geplanten Reform des kommunalen Finanzausgleichs (KFA) wird das Land Hessen zwar grundsätzlich den Anforderungen des Staatsgerichtshofs gerecht. Nach Einschätzung der hessischen Industrie- und Handelskammern sind jedoch eine Reihe von Neuregelungen des KFA verbesserungsbedürftig. Insbesondere die Erhöhung der Nivellierungshebesätze und die Einführung einer Solidaritätsumlage sehen die IHKs kritisch. Der Geschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen (Arge), Matthias Gräßle, und der Federführer Steuern der Arge, Dr. Matthias Leder, erläuterten in einer Pressekonferenz die Stellungnahme der Arge zur

bei diesen für eine auskömmliche Finanzierung sorgt. Darüber hinaus hat das Land – wie die Kommunen – seine eigene Schuldenbremse zu erfüllen, wofür es in den kommenden Jahren noch kräftige Anstrengungen unternehmen muss. Offen ist zudem, wie das Ringen um einen neuen Länderfinanzausgleich ausgeht. Neue Belastungen würden auf das Land dann zukommen, wenn das Bundesverfassungsgericht zum Beispiel entscheidet, dass 100 Prozent der Steuereinnahmen der Kommunen in die Finanzkraftmesszahl eines Bundeslandes eingehen. Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen wird nach Ansicht der Arge das Land der Verpflichtung des Hessischen Staatsgerichtshofs, einen bedarfsgerechten Finanzausgleich vorzulegen, grundsätzlich gerecht. Zum ersten Mal in der Geschichte Hessens wird der Bedarf der hessischen Kommunen und Landkreise durch umfangreiche Erhebungen und Berechnungen ermittelt. „Das systematische Vorgehen und die Offenlegung der Annahmen, auf denen die Berechnungen erfolgen, verdienen Respekt“, so Gräßle. Grundsätzlich könne festgehalten werden, sagte Leder, dass das Land mit dem Reformmodell versucht habe, dass es möglichst wenige Verlierer geben werde. Der sogenannte Festansatz im kommunalen Finanzausgleich solle in vertikaler Hinsicht durch einen Stabilitätsansatz ergänzt werden. „Dadurch erhalten die Kommunen und Landkreise höhere finanziIHK WirtschaftsForum 06.15

 Recht und Steuern

Steuerfälligkeiten im Juni Staatssteuern Am 10. Juni 2015 werden fällig: Vorauszahlung auf die Körperschaftsteuer sowie die Einkommensteuer einschließlich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer der Veranlagten für das zweite Quartal 2015. Umsatzsteuer- / Mehrwertsteuer-Vorauszahlung für den Monat Mai 2015 der Monatszahler. Monatszahler ist jeder Unternehmer, dessen Umsatzsteuer im Kalenderjahr 2014 mehr als 7 500 Euro betragen hat; Monatszahler sind auch solche Unternehmer,

elle Sicherheiten“, ergänzte er. Das neue Finanzausgleichsmodell bedeute für die Kommunen und Kreise insgesamt eine Verbesserung zur alten Regelung. Den Kommunen werde mittel- und langfristig eine Mindestfinanzausstattung in Höhe von etwa 95 Prozent der im Jahr 2014 zur Verfügung stehenden allgemeinen Deckungsmittel – eigene Steuereinnahmen plus KFA – garantiert. Die geplante Erhöhung der Nivellierungshebesätze im Kommunalen Finanzausgleich lehnt die IHK-Arbeitsgemeinschaft jedoch ab. „Dies schädigt letztlich den Wirtschaftsstandort Hessen“, betonte Gräßle. Die Nivellierungshebesätze bewirkten, dass die Steuerkraft bei den Realsteuern für alle Kommunen einheitlich auf die Basis derselben Hebesätze gestellt werde. Es sei zu erwarten, dass die hessischen Kommunen ihre Hebesätze auf das Niveau der Nivellierungshebesätze erhöhen werden. Damit würden sie verhindern wollen, Nachteile im kommunalen Finanzausgleich zu erfahren. „Wir befürchten, dass mit einer Erhöhung der Nivellierungshebesätze im kommunalen Finanzausgleich in Verbindung mit den Vorgaben des Landes für defizitäre Kommunen und Kommunen des IHK WirtschaftsForum 06.15

die ihre berufliche oder gewerbliche Tätigkeit im Jahr 2014 oder 2015 aufgenommen haben (Existenzgründer). Im Mai 2015 einbehaltene Lohnund Kirchensteuer sowie einbehaltener Solidaritätszuschlag, wenn die für das Kalenderjahr 2014 abzuführende Lohnsteuer mehr als 4 000 Euro betragen hat. Im Mai 2015 einbehaltene Bauabzugsteuer (Abführung an das für den beauftragten Bauunternehmer zuständige Finanzamt; weitere Infos online unter www. finanzamt.de).

kommunalen Schutzschirms eine kommunale Steuererhöhungsspirale ausgelöst werden könnte“, sagte Leder. Zwar sollten die Nivellierungshebesätze im KFA für fünf Jahre festgeschrieben werden. Für defizitäre Kommunen gelte jedoch die Vorgabe des Landes, dass die Realsteuerhebesätze zehn Prozent über dem durchschnittlichen Hebesatz vergleichbarer Kommunen liegen müssen. Und hier erfolge keine Festschreibung auf fünf Jahre: „Somit ist zu erwarten, dass sich die durchschnittlichen Hebesätze kontinuierlich nach oben entwickeln werden.” Kritisch sehen die hessischen IHKs auch die geplante Solidaritätsumlage. Diese bedeutet, dass steuerstarke Kommunen einen Teil ihrer Einnahmen zur Finanzierung des KFA abführen müssen. Dies kann dazu führen, dass Kommunen nach Zahlung der Solidaritätsumlage Schulden aufnehmen müssen, die ohne Zahlung der Solidaritätsumlage einen ausgeglichenen Haushalt oder sogar Überschüsse gehabt hätten. Eine derartige Situation entspreche weitgehend derjenigen, die das Land Hessen beim Thema Länderfinanzausgleich beklagt. Danach würde das Land Hessen schon seit Längerem Überschüsse erwirtschaften, wenn es nicht so

hohe Ausgleichszahlungen an finanzkraftschwächere Bundesländer zahlen müsste. Aus Sicht der IHK-Arbeitsgemeinschaft ist diese Klage der hessischen Landesregierung zum Länderfinanzausgleich berechtigt. „Es stellt sich deshalb die Frage, weshalb die Landesregierung mit der Solidaritätsumlage im kommunalen Finanzausgleich eine dem Leistungsprinzip widersprechende Umlage einführt, die sie im Länderfinanzausgleich zu Recht beklagt“, so Leder. Die beabsichtigte Vereinfachung des KFA wird nach Einschätzung der hessischen IHKs nicht erreicht. „Wir haben Zweifel, ob durch das neue Modell eine Vereinfachung und eine höhere Treffsicherheit erreicht werden.“ Dies zeige auch die breite Kritik aufseiten der kommunalen Spitzenverbände, der Kommunen und der Landkreise. Zudem zeigten die Nachbesserungen von Januar, dass

das KFA-System durch zusätzliche Ergänzungsansätze noch weiter aufgebläht und das Regelwerk noch unübersichtlicher wird. Der vom Land für die KFAReform 2016 vorgesehene Met­ ropolzuschlag für die Stadt Frankfurt in Form einer Einwohnergewichtung in Höhe von 110 Prozent greift nach Ansicht der IHKs die Aufgaben und Lasten der hessischen Metropole nur unzureichend auf und fällt – trotz geringfügiger Nachbesserung – zu gering aus. Die Höhe des Zuschlags sollte deshalb erneut überdacht werden. ❙ Autor Alfred Siegl Stellvertretender Geschäftsführer, Recht und Steuern, IHK Frankfurt [email protected]

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recHtSprecHung

E-MAIL-WERBUNG ZULÄSSIG Foto: gettyIMageS / altrendo IMageS

das landgericht Stuttgart hat ein bemerkenswertes urteil erlassen. die rechtsprechung zur Werbung in sogenannten no-reply-e-Mails muss weiterhin beobachtet werden. bislang gibt es nämlich noch keine endgültige Klärung.

das thema e-Mail-Werbung beschäftigt auch weiterhin die rechtsprechung.

Die unerwünschte E-Mail-Werbung stellt einen Eingriff in das Allgemeine Persönlichkeitsrecht nach § 823 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dar. Der Empfänger einer solchen E-Mail-Werbung kann von dem Versender daher verlangen, dass dieser zukünftig keine weitere E-Mail-Werbung mehr an ihn, den Empfänger, sendet. Des Weiteren stellt die unerwünschte E-Mail-Werbung auch einen Verstoß gegen § 7 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) dar. Insoweit kann der Versender auch von Mitbewerbern oder Verbraucherschutzverbänden darauf in Anspruch genommen werden,

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künftig auf eine solche E-MailWerbung gegenüber jedermann zu verzichten. Dies gilt jedenfalls dann, wenn der Werbende unverhofft per E-Mail an den Adressaten herantritt. Wenn aber per E-Mail bloß eine Eingangsbestätigung versandt wird, in deren Abspann sich (auch) eine Mitteilung befindet, die als Werbung aufgefasst werden kann, wird es interessant.

Kurzer abspann Einen solchen Fall hatte kürzlich das Landgericht Stuttgart zu beurteilen. Der dortige Kläger war Kunde des dortigen Beklagten. Sein diesbezügliches Vertrags-

verhältnis hatte er gekündigt und per E-Mail um eine entsprechende Kündigungsbestätigung gebeten. Auf seine E-Mail erhielt er dann eine automatisierte Eingangsbestätigung. Diese war im Betreff beschrieben mit den Worten „Automatische Antwort auf Ihre E-Mail vom …“. Der Text erschöpfte sich in den Worten „Vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir bestätigen Ihnen hiermit den Eingang Ihres Mails. Sie erhalten baldmöglichst eine Antwort.“ Nach der Schlussformel erfolgte noch ein kurzer Abspann, worin es unter anderem hieß: „Übrigens: Unwetterwarnungen per SMS kostenlos auf

Ihr Handy. Ein exklusiver Service nur für (…) Kunden. Infos und Anmeldung unter www.(…).de“.

unerwünschte Zusendung Das Landgericht Stuttgart erkannte in diesem Abspann zwar noch Werbung. Der Begriff der Werbung umfasse nämlich alle Maßnahmen eines Unternehmens, die auf die Förderung des Absatzes seiner Produkte oder seiner Dienstleistungen gerichtet seien. Auch die mittelbare Absatzförderung sei hiervon erfasst. Gleichwohl sah das Landgericht Stuttgart in dieser E-Mail keinen Eingriff in das Allgemeine Persönlichkeitsrecht nach § 823 BGB. Der Grund, weshalb bei der unerwünschten Zusendung von Werbung per E-Mail ein Eingriff in das Allgemeine Persönlichkeitsrecht angenommen werde, sei nämlich dem Umstand geschuldet, dass zum einen Kosten für den E-MailEmpfänger entstehen könnten und zum anderen das Aussortieren einen Aufwand für den Empfänger bedeute. So sei der Empfänger einer unaufgefordert zugesandten E-Mail gehalten, sich mit dieser auseinanderzusetzen. Um den Inhalt abzuklären, sei es erforderlich, die EMail zu öffnen, wenn sich nicht aus dem Betreff selbst bereits ablesen lasse, dass es sich um Werbung handele. Außerdem sei dem Empfänger nicht zumutbar, erbetene von nicht erbetenen E-Mails zu trennen, um Letztere zu löschen. Schließlich sei eine IHK WirtschaftsForum 06.15

 Recht und Steuern

Sichtung der E-Mails erforderlich, um zur Unterbindung weiterer Zusendungen etwa einen Widerspruch einzulegen, was eine nicht unerhebliche Belästigung des Empfängers darstelle.

Revision zugelassen Diese Umstände seien bei einer bloßen Eingangsbestätigung aber nicht anzunehmen, auch wenn sie im Abspann Werbung enthalte. Ein spezielles Aussortieren sei nicht erforderlich. Der Betreff und auch die Überschrift selbst hätten die Worte enthalten „Automatische Antwort auf E-Mail“. Hieraus und auch aus der Uhrzeit sei für den Adressaten erkennbar gewesen, dass es sich bei der E-Mail um eine Eingangsbestätigung gehandelt habe. Derartige E-Mails würden von den Empfängern schon deshalb nicht gelöscht werden, damit sie später als Nachweis für den Eingang der eigenen E-Mail dienten. Die Gefahr, dass der Empfänger ohne die Versendung einer weiteren E-Mail an den Absender weitere Werbung erhalte, bestehe im Gegensatz zu der klassischen E-Mail-Werbung ebenfalls nicht. Schließlich sei der Adressat nicht gezwungen gewesen, die E-Mail bis zu ihrem Schluss zu lesen. So habe sich aus der E-Mail-Adresse „no reply“ ergeben, dass auf diese E-Mail ohnehin nicht geantwortet werden könne. Da der Umfang der E-Mail insgesamt gering gewesen sei, habe man auch das Wesentliche aus dieser E-Mail sofort herauslesen können.

Diese Entscheidungsbegründung hört sich zunächst zwar nach einem Freibrief an, Werbung zumindest in dem Abspann von Eingangsbestätigungen, die per E-Mail versandt werden, unterzubringen. Allerdings ist hierzu das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der hier aufgeworfenen Rechtsfrage hat das Landgericht Stuttgart nämlich die Revision zum Bundesgerichtshof zugelassen. Dieser wird dann seinerseits die Frage zu beantworten haben, ob in der in einer No-Reply-E-Mail in der Form einer automatisierten Eingangsbestätigung versandten Mitteilung, die als Werbung aufgefasst werden kann, ein Eingriff in das Allgemeine Persönlichkeitsrecht zu sehen ist.

Rechtsprechung im Auge behalten Ob in einem solchen Fall nicht nur ein Eingriff in das Allgemeine Persönlichkeitsrecht gemäß § 823 BGB, sondern auch ein Verstoß gegen § 7 UWG zu verneinen ist, bleibt ebenfalls offen. Das Landgericht Stuttgart hatte hierüber nicht zu entscheiden. Deshalb ist auch noch nicht abschließend geklärt, ob eine in einer NoReply-E-Mail in der Form einer automatisierten Eingangsbestätigung versandte Mitteilung, die als Werbung aufgefasst werden kann, einen Wettbewerbsverstoß darstellt. Die Rechtsprechung zu der Werbung in No-Reply-E-Mails muss daher weiterhin im Auge behalten werden. ❙

Autoren Dr. Jan-Felix Isele (l.) Rechtsanwalt, ­Danckelmann und Kerst, Frankfurt [email protected]

IHK WirtschaftsForum 06.15

Dr. Hans-Jürgen Ruhl (r.) Rechtsanwalt, ­Danckelmann und Kerst, Frankfurt [email protected]

Abmahnrisiken erkennen und ­vermeiden

Neues Verbraucherrecht und Werbung /  Freitag, 26. Juni, 14 bis 17 Uhr, IHK Frankfurt Mitte 2014 trat das Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie in Kraft, es brachte viele Veränderungen für Verbraucher und Unternehmer mit sich. Die Neuregelungen machen vieles einfacher, bergen aber auch Gefahren für Shopbetreiber. Mittlerweile ist seit der Rechtsänderung fast ein Jahr vergangen. Dennoch haben immer noch nicht alle Shopbetreiber ihre Webseiten aktualisiert – für Abmahner ein gefundenes Fressen. Fehlerhafte oder fehlende Pflichtinformationen können leicht über eine Internetsuche gefunden und abgemahnt werden. Die Referenten, Dr. Hans-Jürgen Ruhl und Dr. Jan-Felix Isele, Fachanwälte für gewerblichen Rechtsschutz, Kanzlei Danckel-

mann und Kerst, Frankfurt, vermitteln einen Überblick über typische Wettbewerbsverstöße, sowohl nach dem neuen Verbraucherrecht als auch nach den allgemeinen Vorschriften des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Die Teilnehmer erhalten zudem praktische Tipps, was bei der Konzeption von Werbeund Vertriebsmaßnahmen zu beachten ist und wie sie sich im Fall einer Abmahnung am besten verhalten. Die Teilnahme kostet 75 Euro. Weitere Infos und Anmeldung online unter www.frankfurt-main. ihk.de/veranstaltungen. Kontakt: Birgit Diehl, Recht und Steuern, IHK Frankfurt, E-Mail [email protected], Telefon 0 69 / 21 97-13 13. ❙

Rechts- und Steuertipps ✔✔

Betriebsänderungen: Begrenzte Mitwirkung des Betriebsrats Der Betriebsrat hat bei geplanten Betriebsänderungen einen Anspruch auf Verhandlungen über einen Interessenausgleich gegenüber dem Arbeitgeber. Daraus kann ein Anspruch auf Unterlassung einer Betriebsveräußerung folgen, solange diese noch nicht vollzogen ist. Nach Durchführung der Betriebsänderung ist ein Unterlassungsanspruch ausgeschlossen, weil ein Verhandlungsanspruch nicht mehr durchsetzbar ist. Das hat das Landesarbeitsgericht Hamm im Fall eines Betriebsrats in einem Produktionsunternehmen für Absaug- und Filteranlagen entschieden. Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan angesichts einer geplanten Aus-

gliederung einer Abteilung blieben erfolglos, worauf der Arbeitgeber den Betriebsteil verkaufte und übereignete. Der Betriebsrat beantragte eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung der Übertragung. In seiner Begründung weist das Gericht darauf hin, dass der Unterlassungsanspruch angesichts der bereits erfolgten Betriebsänderung ausgeschlossen sei, weil ein Verhandlungsanspruch über einen Interessenausgleich nicht mehr durchgesetzt werden könne. Die Durchführung einer Betriebsänderung gehöre zur wirtschaftlichen Entscheidungskompetenz des Arbeitgebers, die der betrieblichen Mitbestimmung entzogen sei. Insoweit beschränke sich das Beteiligungsrecht des Betriebsrats auf Information und Beratung. (Beschluss des Landesarbeitsgerichts Hamm vom 17. Februar 2015) ❙

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Foto: gettyIMageS / traFFIc_analyzer

recht und Steuern

die Wahl der richtigen rechtsform ist mitentscheidend für den geschäftserfolg eines unternehmens.

recHtSForMen

WER DIE WAHL HAT, HAT DIE QUAL angehende unternehmer fragen sich oftmals, ob sie ein einzelunternehmen oder eine gmbH gründen sollten. die richtige rechtsformwahl hängt dabei stets von den Startbedingungen und zielen eines unternehmens ab.

Für Einzelgründer bietet sich der Start als Kleingewerbetreibender an, wofür nur eine Gewerbeanmeldung erforderlich ist. Notarkosten und ein Mindestkapital entfallen. In Ausnahmefällen, zum Beispiel für den Beginn eines Handwerksbetriebes, kann eine zusätzliche Erlaubnis nötig sein. Die Firmierung muss im Rechtsverkehr unter dem Vor- und Zunamen des Inhabers erfolgen. Branchen- und Etablissementbezeichnungen dürfen hinzugefügt werden, wenn sie nicht den Eindruck einer ins Handelsregister eingetragenen Firma erwecken. Die Firmierung als eingetragener Kaufmann (e. K.) erfordert

LINK ZUM THEMA Weitere Infos online unter www.frankfurt-main.ihk.de/ rechtsform.

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überdies die Eintragung ins Handelsregister. Eine Eintragungspflicht liegt in der Regel bei einem Jahresumsatz von 250 000 Euro vor, wobei Kleingewerbetreibende durch freiwilligen Eintrag die Kaufmannseigenschaft auch vorher erlangen können. Vorteilhaft ist die Führung eines Firmennamens, der durch die Registereintragung vor gleich/ ähnlich lautenden Firmierungen in derselben Gemeinde geschützt ist. Der e. K. ist zur kaufmännischen Buchführung verpflichtet und unterliegt den Regeln des Handelsgesetzbuches. Kleingewerbetreibende und eingetragene Kaufmänner haften mit ihrem gesamten Privatvermögen. Sie unterliegen wie die Gesellschafter einer Personengesellschaft mit ihren (anteiligen) Einkünften der Einkommensteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag. Bei gewerblicher Tätigkeit fallen

unter Berücksichtigung eines Freibetrages von 24 500 Euro Gewerbesteuern an, die teilweise auf die Einkommensteuer angerechnet werden können. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) eignet sich zur Gründung einer Personengesellschaft. Zur Gründung genügen die Anzeige beim Gewerbeamt sowie ein Vertrag zwischen mindestens zwei Partnern; eines Mindestkapitals, eines eigenen Bankkontos sowie des Mitwirkens eines Notars bedarf es nicht. Die GbR hat im Rechtsverkehr unter den Familiennamen und mindestens einem Vornamen der Gesellschafter aufzutreten. Der Zusatz GbR ist zu empfehlen. Durch die Handelsregistereintragung wird die GbR zu einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG), die einen Firmennamen führen darf, Bücher zu führen und zu bilanzieren hat. Bei GbR und OHG haftet jeder Gesellschafter

mit seinem Privatvermögen für alle geschäftlichen Verbindlichkeiten, auch für die des Partners. Die Kommanditgesellschaft (KG) unterscheidet sich von der OHG nur dadurch, dass die Haftung gegenüber Gläubigern bei einem oder mehreren Gesellschaftern, den Kommanditisten, auf ihre Einlage begrenzt ist. Die Höhe der Einlage ist ins Handelsregister einzutragen. Mindestens ein Gesellschafter, der Komplementär, haftet bei der KG mit seinem gesamten Vermögen. Bei der Gründung einer GmbH & Co. KG übernimmt eine GmbH die Rolle des Komplementärs. Somit haftet allein das Vermögen der GmbH für die Verbindlichkeiten der GmbH & Co. KG. Sowohl die GmbH als auch die KG sind gesondert im Handelsregister einzutragen. Für beide Gesellschaften wird Buchführung, Bilanzierung und die Abgabe von Steuererklärungen verlangt. IHK WirtschaftsForum 06.15

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WP/StB Steffen Drögemüller - StB Thomas Kammandel *) - WP/StB Thomas Worm **) *) Fachberater für internationales Steuerrecht **) Fachberater für Vermögens- und Finanzplanung

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 Recht und Steuern

Eine Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen gewährt die GmbH. Sie eignet sich daher bei risikoreichen Geschäftsbetrieben. Die GmbH kann durch eine oder mehrere Personen gegründet werden. Sie bedarf eines notariellen Gesellschaftsvertrags sowie einer Handelsregistereintragung. Eine vereinfachte GmbH-Gründung ist mithilfe eines standardisierten gesetzlichen Musterprotokolls möglich. GmbH-Gründer brauchen ein Stammkapital von 25 000 Euro. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgt erst, wenn mindestens 12 500 Euro auf das GmbH-Konto eingezahlt sind und zur freien Verfügung der Geschäftsführung stehen. Es gelten Kapitalerhaltungsvorschriften, wenn das Stammkapital angegriffen wird. Neben einem oder mehreren Gesellschaftern kann ein Dritter, der kein Gesellschafter ist, als Geschäftsführer eingesetzt werden. Der Geschäftsführer ist an eine besondere Sorgfaltspflicht gebunden, aus deren Verletzung sich eine Privathaftung ergeben kann. So haftet er beispielsweise persönlich im Falle der Insolvenzverschleppung. Ist das zur Gründung einer GmbH geforderte Stammkapital nicht vorhanden, besteht seit der Novellierung des GmbH-Rechts im Jahr 2008 die Möglichkeit, eine Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) – die sogenannte Mini-GmbH – zu gründen. Das Mindeststammkapital be-

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trägt nur einen Euro. Wesentlicher Unterschied zur GmbH ist, dass eine Sachgründung nicht möglich ist. Das Stammkapital ist somit in bar zu erbringen. Auch darf die UG ihre Gewinne nicht voll ausschütten, sondern muss jährlich 25 Prozent ihres Gewinns in der Bilanz in der gesetzlichen Rücklage einstellen, bis das Stammkapital einer GmbH erreicht ist. Gemeinsam ist der GmbH und der UG, dass sie neben dem Firmennamen ihren jeweiligen Rechtsformzusatz vollständig zu führen haben. Sie sind zur Buchführung und Bilanzierung verpflichtet. Das Geschäftsführergehalt ist steuermindernd absetzbar. Auch ist ein Gesellschafterwechsel leichter möglich als bei einer Personengesellschaft. Die Kleine AG bietet seit 1994 für kleinere Unternehmen eine Wahl zur GmbH, insbesondere wenn hohe Kapitalbeträge finanziert und Investoren beteiligt werden sollen. Sie ist nicht börsennotiert und genießt gesetzliche Erleichterungen. Gegründet werden kann sie als EinpersonenAG mit dem Gründer als Vorstand, der von drei Aufsichtsräten zu kontrollieren ist. Das Grundkapital der AG beträgt 50 000 Euro, wovon mindestens ein Viertel bei der Gründung eingezahlt sein muss. Es haftet für Verbindlichkeiten nur das Gesellschaftsvermögen. Europaweit tätigen AGs bietet die sogenannte Societas Europaea (SE) seit 2004 eine Alternative. Sie ermöglicht die Gründung von

Tochtergesellschaften im europäischen Ausland nach weitgehend einheitlichen Rechtsprinzipien. Das Grundkapital beträgt aber 120 000 Euro, das in Aktien zerlegt ist. GmbH und AG unterliegen neben der Körperschaftsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag mit ihrem Gewerbebetrieb der Gewerbesteuer. Bei einer Ausschüttung des Gewinns an die Gesellschafter fällt weiterhin Einkommensteuer an. Bei Ausschüttung der Dividende wird Kapitalertragsteuer fällig. Die Partnerschaftsgesellschaft kann von Freiberuflern, die kein Handelsgewerbe ausüben, als Rechtsform gewählt werden. Sie ist in das Partnerschaftsregister einzutragen und darf den Zusatz „& / und Partner“ führen. Der Partnerschaftsvertrag bedarf der Schriftform. Ein Mindestkapital braucht es nicht. Im Übrigen beruht sie grundsätzlich auf den Grundlagen der GbR. Obwohl die Partner für Verbindlichkeiten der Partnerschaft gesamtschuldnerisch und persönlich haften, bietet sie für Berufsfehler die Möglichkeit der Haftungsbeschränkung auf einen handelnden Partner. Soweit nur Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit erzielt werden, fällt im Vergleich zur GbR keine Gewerbesteuer an. Auch ausländische Firmen können in Deutschland je nach Organisationsgrad der Niederlassung eine (unselbstständige) Betriebsstätte oder eine (selbstständige) Zweigniederlassung

gründen. Beide sind beim Gewerbeamt anzumelden; die Zweigniederlassung ist zudem ins Handelsregister einzutragen. Im Unterschied zur Betriebsstätte, die keinen von der Hauptfirma abweichenden Firmennamen führen darf, kann die Zweigniederlassung einen eigenen Firmennamen haben, soweit die Bezeichnung des Stammhauses in der Firma der Zweigniederlassung samt Rechtsformzusatz erscheint. Die in Deutschland erzielten Gewinne sind in der Regel in Deutschland zu versteuern. Die Gründung der deutschen Tochtergesellschaft einer ausländischen Firma unterliegt dem deutschen Recht. Auch kann eine wirksam gegründete und registrierte Auslandsfirma die Komplementärstellung in einer deutschen Kommanditgesellschaft übernehmen (zum Beispiel Ltd. & Co. KG). Neben den beschriebenen Rechtsformen gibt es unter anderem noch die Genossenschaft, den Verein und die Stiftung. Obwohl der Rechtsformwechsel durch das Umwandlungs- und das Umwandlungssteuergesetz erleichtert wurde, ist eine rechtliche und steuerliche Beratung zur Rechtsformwahl anzuraten. ❙ Autorin Tanja Winkler Referentin, Recht und Steuern, IHK Frankfurt [email protected]

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Änderung von Satzungsrecht Anlage zu § 1 Abs. 1 der Gebührenordnung Die Vollversammlung der IHK Frankfurt am Main hat in ihrer Sitzung am 11. Dezember 2014 die folgende Ergän-

zung zur Gebührenordnung (Gebührentarif) der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main vom 14. April 2010 beschlossen: neue Gebühr in €

Gebühren-Nr. Gebührentatbestand 4

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Gebühr für die Durchführung der Prüfung der 130,00 € kodifizierten Zusatzqualifikation (mit Fertigkeitsprüfung)

Begründung Seit der Neuordnung des Berufsbildungsgesetzes gibt es darüber hinaus

die Möglichkeit, in den Ausbildungsverordnungen sogenannte „kodifizierte Zusatzqualifikationen“ einzubetten.

Matthias Beck light die finanzielle Restrukturierung der Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA zählt. Beck engagiert sich ehrenamtlich, unter anderem als Mitglied im Fachausschuss Sanierung und Insolvenz des IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer). Seit 2000 gehört Matthias Beck dem IHKAusschuss für Wirtschafts- und Unternehmensberatung und seit 2004 auch der IHK-Vollversammlung an; zudem ist er als Beisitzer in der Einigungsstelle für Wettbewerbssachen tätig. ❙

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Vollversammlung: Präsident Müller wiedergewählt 08

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Die Änderung der Anlage zu § 1 Abs. 1 der Gebührenordnung wurde vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung am 21. April 2015 (AZ III 4-1 – 041-d-06-0006#010) genehmigt. Frankfurt am Main, 24. April 2015 Prof. Dr. Mathias Müller, Präsident Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer

Am 23. Mai feierte Herbert Hans Grüntker, Vorsitzender des Vorstands, Frankfurter Sparkasse, seinen 60. Geburtstag. Der Diplom-Kaufmann begann seinen Berufsweg im Jahr 1982 bei der BHF-Bank in Frankfurt, wo er zuletzt die Abteilung Vermögensverwaltung leitete. Nach seiner Station als Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen bei den BarmeniaVersicherungen in Wuppertal setzte Grüntker seinen beruflichen Werdegang bei der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen fort.

Dort übte er zwischen 1993 und 2005 verschiedene Funktionen aus, zuletzt leitete er als Generalbevollmächtigter das Asset Management. Im Jahr 2005 wechselte er als stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes zur Frankfurter Sparkasse; zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz des Gremiums. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen engagiert der gebürtige Frankfurter sich auch ehrenamtlich, unter anderem seit 2007 im Bankenausschuss der IHK Frankfurt. ❙

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Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, 12. Dezember 2014

Herbert Hans Grüntker

Am 19. Mai feierte Matthias Beck, Partner bei Ey in Eschborn, seinen 50. Geburtstag. Sein Studium an der TH Darmstadt hat er 1991 als Diplom-Wirtschaftsingenieur abgeschlossen und startete seine berufliche Laufbahn bei KPMG klassisch in der Wirtschaftsprüfung. 2001 wechselte er als Partner zu Ey in Frankfurt und baute dort die Restrukturierungspraxis auf. Er hat große Distressed-Transaktionen für namhafte Investoren verantwortlich begleitet, wozu als High-

137. Jahrgang

Diese ermöglichen leistungsstarken Auszubildenden, in einem weiteren Wahlbaustein eine mündliche bzw. praktische Prüfung abzulegen und damit eine zusätzliche Qualifikation zu erwerben (Verordnung über die Berufsausbildung zum Medientechnologen / zur Medientechnologin Druck vom 7. April 2011, §§ 9 und 10, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2011 Teil I Nr. 16, S. 570). Der zusätzliche Prüfungsaufwand wird durch die bisherigen Tarife der Gebührenordnung nicht abgedeckt. Die Änderung der Anlage 1 zu § 1 der Gebührenordnung tritt am Tag nach ihrer Verkündung in Kraft.

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Die nächste Ausgabe des IHK WirtschaftsForums erscheint am 1. Juli 2015.

Hans-Jörg Gittler Impressum Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main

IHK WirtschaftsForum Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain Herausgeber Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main Börsenplatz 4 60313 Frankfurt am Main Telefon 0 69 / 21 97- 0 Fax 0 69 / 21 97-14 24 Internet www.frankfurt-main.ihk.de Verantwortlich für den Inhalt Reinhard Fröhlich, Geschäftsführer, Unternehmens­kommunikation, IHK Frankfurt Chefredakteurin Petra Menke Telefon 0 69 / 21 97-12 03 E-Mail wirtschaftsforum@ frankfurt-main.ihk.de Redaktionelle Mitarbeit: Elisa Wrabetz Abonnements, Adressänderungen Gina Reimann Telefon 0 69 / 21 97-12 04 E-Mail [email protected] Nachdruck, auch auszugsweise, und elektronische Vervielfältigung von Artikeln und Fotos nur nach Rücksprache und mit Quellenangabe. Nachdruck von Namensbeiträgen nur mit der Genehmigung des Verfassers. Belegexemplar erbeten. Die mit Namen des Verfassers gekennzeichneten Artikel geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt die Meinung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main wieder. Titelbild: Gettyimages / inhauscreative

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Verlag Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG Sontraer Straße 6 60386 Frankfurt am Main Geschäftsführung Ralf Zarbock Anzeigenleitung Ralf Zarbock Telefon 0 69 / 42 09 03-75 E-Mail [email protected] Internet www.zarbock.de/wifo Grafik Druck- und Verlagshaus Zarbock Anzeigenpreisliste Nr. 116 vom 1. November 2014 Internet www.zarbock.de/wifo

Am 21. Mai feierte Hans-Jörg Gittler, Vorstandsvorsitzender, Bahn-BKK, Frankfurt, seinen 55. Geburtstag. Seit Juli 1998 ist er im Vorstand der BahnBKK, im Januar 2002 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Nach den Studien der Betriebs- und der Verwaltungswirtschaft, beruflichen Stationen bei der AOK und verschiedenen rheinland-pfälzischen Ministerien war er als Prokurist für die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Wibera / PwC tätig. Daneben

engagiert er sich in Aufsichtsräten, unter anderem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Bitmarck Holding, ist in der Versicherungswirtschaft vertreten und Lehrbeauftragter der Fachhochschulen in Ludwigsburg und Rosenheim mit dem Schwerpunkt Changemanagement und Gesundheitsökonomie. Hans-Jörg Gittler gehört seit September 2006 dem Versicherungsausschuss der IHK Frankfurt an, zudem ist er Beiratsmitglied im Verein Gesundheitswirtschaft Rhein-Main. ❙

Druck Societätsdruck, Frankfurt Der Bezug des IHK-Magazins erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen Beitrags­ pflicht als Mitglied der IHK. Das IHK ­Wirt­schaftsForum ist für Mitgliedsunternehmen der IHK Frankfurt am Main kosten­los. Nicht­mitglieder können das ­Unternehmermagazin für FrankfurtRheinMain abonnieren. Das Jahresabo kostet für Nicht­mitglieder 30 Euro, das Einzel­ exemplar 2­ ,50 Euro. Das IHK WirtschaftsForum e­ rscheint am Anfang jeden Monats, Doppel­ausgaben im Juli/August und Dezember/Januar.

Handelsrichter Der Präsident des Landgerichts Frankfurt am Main hat auf gutachterlichen Vorschlag der Industrie- und Handelskammer Hans-Werner Geiss ab 7. April 2015, Klaus-Stefan Ruoff ab 26. April 2015, Achim Apell und Frank Christian Benner ab 27. April 2015 und Dagmar Bollin-Flade ab 2. Mai 2015 für fünf Jahre zum Handelsrichter bei dem Landgericht Frankfurt am Main ernannt. Die Entscheidungen der Kammern für Handelssachen ergehen in aller Regel schnell und praxisnah, da sich der juristische Sachverstand des Vorsitzenden Richters und die kaufmännischen Erfahrungen der Handelsrichter in wirtschaftlichen Streitigkeiten ergänzen.

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