Die Suche nach dem Geist - Buch.de

Für seine motivierende Unterstützung, seine Langmut und seine freundschaftlichen Ratschläge möch- ten wir uns schließlich bei Michael Kienecker vom mentis ...
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Dieser Band, der auch an Einsteiger gerichtet ist, versammelt Beiträge zur Suche nach dem Geist von Andreas Hüttemann, Holger Lyre, Jan G. Michel, Gernot Münster, Martine Nida-Rümelin, Achim Stephan und Henrik Walter.

Jan G. Michel & Gernot Münster  Die Suche nach dem Geist

Bei der Suche nach dem Geist handelt es sich seit Jahrhunderten um ein zentrales Unterfangen in der Philosophie, das u. a. durch die folgenden Fragen charakterisiert ist: Was sind Merkmale des Geistes? Welche Arten geistiger Zustände lassen sich unterscheiden? Ist eine naturwissenschaftliche oder physikalische Erklärung des Geistes möglich? Lässt sich das Geistige auf das Physikalische reduzieren? Ist das Physikalische kausal abgeschlossen? Was heißt es eigentlich, dass etwas physikalisch ist? Wie kann der Geist Handlungen bewirken? Können wir denn so handeln, wie wir wollen? Ist unser Wille frei? Welche Rolle spielen neurowissenschaftliche Ergebnisse für die Entwicklung einer guten Theorie des Geistes? Und welche Rolle spielen philosophische Gedankenexperimente? Was macht überhaupt eine gute Theorie des Geistes aus?

die suche nach dem

GEIST herausgegeben von Jan G. Michel und Gernot Münster

Michel & Münster Die Suche nach dem Geist

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GEIST herausgegeben von Jan G. Michel und Gernot Münster

mentis Münster

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 mentis Verlag GmbH Eisenbahnstraße 11, D-48143 Münster Internet: www.mentis.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Satz: Jan G. Michel Gesetzt aus der Warnock Pro Einbandgestaltung: Jan G. Michel Druck: A Z Druck und Datentechnik, Kempten Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier ♾ ISO 9706 Printed in Germany ISBN 978-3-89785-770-4

Vorwort

Bei der Suche nach dem Geist handelt es sich seit Jahrhunderten um ein zentrales Unterfangen in der Philosophie, das u. a. durch die folgenden Fragen charakterisiert ist: Was sind Merkmale des Geistes? Welche Arten geistiger Zustände lassen sich unterscheiden? Ist eine naturwissenschaftliche oder physikalische Erklärung des Geistes möglich? Lässt sich das Geistige auf das Physikalische reduzieren? Ist das Physikalische kausal abgeschlossen? Was heißt es eigentlich, dass etwas physikalisch ist? Wie kann der Geist Handlungen bewirken? Können wir denn so handeln, wie wir wollen? Ist unser Wille frei? Welche Rolle spielen neurowissenschaftliche Ergebnisse für die Entwicklung einer guten Theorie des Geistes? Und welche Rolle spielen philosophische Gedankenexperimente? Was macht überhaupt eine gute Theorie des Geistes aus? Im vorliegenden Band haben wir Beiträge zur Suche nach dem Geist von Andreas Hüttemann, Holger Lyre, Jan G. Michel, Gernot Münster, Martine Nida-Rümelin, Achim Stephan und Henrik Walter versammelt, in denen die oben genannten Fragen behandelt werden. Die Grundlage und Inspiration für diesen Band, der in gewisser Weise unsere langjährige interdisziplinäre Zusammenarbeit im Grenzgebiet von Philosophie und Physik dokumentiert, stellt eine im Wintersemester 2008/09 am Zentrum für Wissenschaftstheorie der Universität Münster gemeinsam organisierte gleichnamige Ringvorlesung dar. Zwar hat das Projekt seitdem eine Reihe

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Vorwort

von Weiterentwicklungen und Verfeinerungen erfahren, unverändert geblieben ist jedoch unser Anspruch, dass die Beiträge zur Suche nach dem Geist sowohl an Einsteiger als auch an Fortgeschrittene gerichtet sind. Wir möchten uns in erster Linie bei allen Beitragenden für ihr Engagement und ihre Beiträge, aber auch für ihre Geduld und Ausdauer bedanken. Dem Zentrum für Wissenschaftstheorie und dem Institut für Theoretische Physik der Universität Münster danken wir für die freundliche Unterstützung, ohne die dieser Band nicht hätte entstehen können. Oxford University Press danken wir für die Genehmigung, den Beitrag von Henrik Walter im vorliegenden Band in deutscher Sprache abzudrucken ( Ü bersetzung von Jan G. Michel ). Für seine motivierende Unterstützung, seine Langmut und seine freundschaftlichen Ratschläge möchten wir uns schließlich bei Michael Kienecker vom mentis Verlag herzlich bedanken. Dezember 2012

Jan G. Michel Gernot Münster

Inhaltsverzeichnis

Jan G. Michel & Gernot Münster Die Suche nach dem Geist und die Rolle der Physik: Eine Einführung ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥

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Andreas Hüttemann Einige Bemerkungen zum Prinzip der kausalen Abgeschlossenheit des Physischen  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 35 Holger Lyre Reduktionismus, Multirealisierbarkeit und höherstufige Näherungen  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 55 Jan G. Michel Mit Gedankenexperimenten argumentieren: Eine Fallstudie in der Philosophie des Geistes  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 81 Martine Nida-Rümelin Bewusstseinsfähige Wesen  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 121 Achim Stephan Willensfreiheit – ein emergentes Phänomen?  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 149 Henrik Walter Beiträge der Neurowissenschaften zur Willensfreiheitsdebatte: Von der Zufallsbewegung zur intelligiblen Handlung  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 169 Literaturverzeichnis  ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 199 Register ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ ‥ 217

Jan G. Michel & Gernot Münster Die Suche nach dem Geist und die Rolle der Physik: Eine Einführung

Im vorliegenden Band geht es um die Suche nach dem Geist – aber was heißt das eigentlich, nach dem Geist zu suchen? Um sich einer Antwort auf diese Frage anzunähern, kann es hilfreich sein, andere Fälle zu betrachten, in denen etwas gesucht wird: Beispielsweise kann man seine verlegte Brille oder seinen Schlüssel suchen. Manchmal sucht man versteckte Ostereier, ein gutes Geburtstagsgeschenk oder einfach den Weg nach Hause. Mitunter recht aufwendig kann die Suche nach einer guten Pilzstelle oder die nach dem Loch im Fahrradschlauch sein. Viele Menschen scheinen zudem auf der Suche nach etwas eher Abstraktem zu sein, wie nach der großen Liebe, nach dem Sinn des Lebens oder nach der durchschlagenden Geschäftsidee. Es lassen sich sicherlich leicht noch viel mehr Fälle finden, in denen etwas gesucht wird. Die Schwierigkeit besteht bei diesen Fällen zumeist darin, dass nicht ganz klar ist, wo oder wie zu suchen ist; klar ist jedoch üblicherweise, was gesucht wird. Bei der Suche nach dem Geist ist das anders: Zumindest auf den ersten Blick scheint nicht so klar zu sein, was gesucht wird, was sich wohl darauf zurückführen lässt, dass nicht ganz klar ist, was mit » Geist « gemeint ist. Für eine allgemeine Charakterisierung dessen, was im vorliegenden Band unter » Geist « verstanden wird, werden im Folgenden daher in einem ersten Schritt einige Charakteristika des Geistes aufgelistet, die in der gegenwärtigen Philosophie des Geistes diskutiert werden. Welche Rolle diese Cha-

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rakteristika für die Suche nach dem Geist spielen, wird deutlich, indem in einem zweiten Schritt ein zusammenfassender und einordnender Überblick über die Beiträge in diesem Band gegeben wird. Anhand dieses Überblicks lässt sich in einem dritten Schritt gut veranschaulichen, dass die Rolle der Physik für die Suche nach dem Geist zentral ist. Um zumindest ansatzweise zu klären, was das heißt, wird schließlich in einem vierten Schritt untersucht, wie eine Charakterisierung des Physikalischen aussehen könnte. 1. Einige Charakteristika des Geistes Um verständlich zu machen, um was es bei der Suche nach dem Geist geht, werden im Folgenden einige Charakteristika des Geistes aufgeführt. Die vier Charakteristika des Geistes, auf die wir uns beschränken, sind der qualitative Charakter des Geistes, der subjektive Charakter des Geistes, der intentionale Charakter des Geistes und der Freiheitscharakter des Geistes. 1 Der qualitative Charakter des Geistes: Um einführend und anschaulich zu erläutern, worin der qualitative Charakter des Geistes besteht, bieten sich Beispiele besonders an. Nehmen wir als erstes Beispiel den Einband des vorliegenden Buches: Abgesehen von den weißen Anteilen können wir dort zwei Blautöne voneinander unterscheiden, ein helles Blau und ein dunkles Blau. Bei bewussten Erlebnissen dieser Art, d. h. bei Farberlebnissen oder allgemein 1.  Es sei darauf hingewiesen, dass sich diese Liste unschwer um eine Reihe weiterer Merkmale des Geistes ergänzen ließe. Vgl. u. a. die Listen von Feigl ( [ 1958 ] 1967, 29 ) und Searle ( 2006, 127 und 144 ff.; s. auch Michel und Kober 2011, 56 ff. ) sowie die lange Liste, die Guttenplan vor dem Hintergrund einer Umfrage unter Studenten im Laufe von mehreren Jahren zusammengetragen hat ( 1994, 6 f. ). Auffällig an der von uns für die Zwecke der Einführung in die vorliegende Suche nach dem Geist vorgelegten Liste ist das Merkmal der Freiheit, das in anderen Listen üblicherweise nicht aufgeführt wird.

Einführung: Der Geist und die Physik

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bei visuellen Erlebnissen, handelt es sich um etwas Geistiges oder Mentales. Der Unterschied beim Erleben der Farben des Einbandes verdeutlicht, dass diese geistigen Eigenschaften einen unterschiedlichen qualitativen Charakter haben. Aber nicht nur visuelle Erlebnisse weisen einen qualitativen Charakter auf, sondern auch Tast- und Hörerlebnisse sowie Geruchs- und Geschmackserlebnisse. Das folgende Beispiel von Ansgar Beckermann veranschaulicht dies unserer Ansicht nach besonders schön: » Und wenn jemand sagt, er wisse trotzdem noch nicht, worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmackseindrucks bestehe, dann können wir diesem Unverständnis so begegnen: Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken, lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung: › Das, was sich jetzt geändert hat, das ist der qualitative Charakter deines Geschmackserlebnisses.‹« ( Beckermann [ 1999 ] 2008, 409, Hervorhebung im Original ) Hat man einmal verstanden, was mit dem qualitativen Charakter des Geistes gemeint ist, ist schnell ersichtlich, dass nicht nur bewusste Sinneserlebnisse einen qualitativen Charakter aufweisen, sondern auch Körperempfindungen wie Hunger, Durst, Wärme, Kälte, Kitzel oder Juckreiz. Ein weit verbreitetes Beispiel für den qualitativen Charakter ist zudem das Beispiel des Schmerzes: Bei der Schmerzhaftigkeit von Schmerzen scheint es sich um das wesentliche Merkmal von Schmerzen zu handeln, und das ist ein qualitatives Merkmal. Darüber hinaus gibt es Diskussionen darüber, ob auch Gedanken einen qualitativen Charakter haben – fühlt es sich beispielsweise anders an, einen Gedanken in verschiedenen Sprachen zu denken, sagen wir den Gedanken, dass die positive Quadratwurzel aus 49 sieben ist? Und was ist mit den Gedanken an Schoko-

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ladengeschmack, Zahnschmerz oder den letzten Sommerurlaub – fühlen sie sich unterschiedlich an? In der Literatur zum qualitativen Charakter bewusster Erlebnisse spricht man auch von » phänomenalen Eigenschaften des Bewusstseins «, verkürzt von » phänomenalem Bewusstsein « oder ganz kurz von » Qualia « 2. Charakteristisch für diese Eigenschaften ist, dass es irgendwie ist, sie zu haben. Traditionell wurde davon ausgegangen, dass es sich dabei um private, intrinsische, nicht aussprechliche und dem Bewusstsein direkt oder unmittelbar zugängliche Eigenschaften handelt ( vgl. Dennett [ 1988 ] 2002 ). Ob diese traditionelle Konzeption zutreffend ist oder nicht, war in den letzten Jahren Gegenstand hitziger Kontroversen, die bislang zu keinem Konsens geführt haben. 3 Im vorliegenden Band wird der qualitative Charakter des Geistes vor allem im Beitrag von Martine Nida-Rümelin behandelt, spielt aber auch im Beitrag von Jan G. Michel eine Rolle. Der subjektive Charakter des Geistes: In einem engen Zusammenhang mit dem qualitativen Charakter des Geistes steht der subjektive Charakter des Geistes, denn qualitative oder phänomenale Eigenschaften existieren nur, wenn sie von einem bewussten Subjekt erlebt werden. Betrachten wir zu Illustration das Beispiel des Bauchschmerzes: Einen Bauchschmerz gibt es nur, wenn es jemanden gibt, der den Bauchschmerz hat. Allgemein: Um Bauchschmerzen zu haben, muss es ein Subjekt geben, das den Bauchschmerz erlebt. Dasselbe gilt für alle Eigenschaften des Bewusstseins, die einen qualitativen Charakter aufweisen ( s. o. ), wie 2.  Bei » Qualia « ( Singular: » Quale « ) handelt es sich um ein Kunstwort, das spätestens seit der Verwendung von C. I. Lewis ( 1929 ) in den Debatten der Philosophie des Geistes gebräuchlich ist. 3.  Vgl. z. B. Churchland 1985, Dennett 1991b, Searle 1992, Chalmers 1996, Levine 2001, Kim 2005. Siehe auch Michel 2011.

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das Erleben von Blau beim Betrachten des Bucheinbandes, das Erleben von Bananengeschmack oder das Erlebnis, das man hat, wenn man Sand durch seine Hände rieseln lässt. Das zeigt, dass es einen entscheidenden Unterschied in der Existenzweise zwischen beispielsweise Bauchschmerzen und Bäumen gibt: Während ein Bauchschmerz nur existiert, wenn es jemanden – ein erlebendes Subjekt – gibt, von dem der Bauchschmerz erlebt wird, ist das bei der Existenz eines Baumes nicht der Fall. Man kann daher sagen, dass der Baum objektiv existiert, der Schmerz hingegen nur subjektiv. Aber heißt das, dass man den Geist dann wissenschaftlich objektiv gar nicht untersuchen kann? Doch, das ist möglich, wie anhand einer sinnvollen Unterscheidung von John Searle deutlich wird ( u. a. 2006, 146 f. ): Sowohl von » objektiv « als auch von » subjektiv « gibt es nämlich jeweils eine erkenntnistheoretische und eine ontologische Lesart. In der erkenntnistheoretischen Lesart lassen sich subjektive und objektive Aussagen voneinander unterscheiden: Eine Aussage ist erkenntnistheoretisch subjektiv, wenn ihre Wahrheit oder Falschheit von den Gefühlen oder Einstellungen eines Subjekts abhängt, z. B. bei der Aussage » Peter ist netter als Paul «. Dagegen ist eine Aussage erkenntnistheoretisch objektiv, wenn ihre Wahrheit oder Falschheit nicht von den Gefühlen oder Einstellungen eines Subjekts abhängt, z. B. bei der Aussage » Peter hat Schuhgröße 43 «. Neben der erkenntnistheoretischen Lesart gibt es eine ontologische Lesart, derzufolge sich zwei Seinszustände voneinander unterscheiden lassen: Ontologisch subjektive Zustände existieren nur in Abhängigkeit davon, dass sie von einem Subjekt erlebt werden. Ontologisch objektive Zustände existieren hingegen unabhängig von subjektivem Erleben. Das verdeutlicht, dass geistige Zustände wie Bauchschmerzen, Bananengeschmack und Besorgnis ontologisch subjektiv sind und sich wesentlich von z. B. Bäumen, Beuteltieren und Bosonen unterscheiden, die ontologisch objektiv existieren. Die Unterscheidung

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zwischen der erkenntnistheoretischen und der ontologischen Lesart von » subjektiv « und » objektiv « ermöglicht allerdings, dass die ontologische Subjektivität von geistigen Zuständen erkenntnistheoretisch objektiv wissenschaftlich untersucht werden kann. Um den subjektiven Charakter des Geistes geht es im vorliegenden Band vor allem Martine Nida-Rümelin, die dafür plädiert, den nicht-empirischen Begriff des erlebenden Subjekts als Grundbegriff in die empirischen Wissenschaften einzuführen. Der intentionale Charakter des Geistes: Abgesehen vom qualitativen und vom subjektiven Charakter des Geistes ist Intentionalität ein wesentliches Charakteristikum des Geistes. Mit dem ursprünglich wohl von Franz Brentano eingeführten Begriff der Intentionalität ( Brentano [ 1874 ] 2008 ) ist ganz allgemein die Fähigkeit der Bezugnahme gemeint: Wir können uns gedanklich auf alles Mögliche beziehen, beispielsweise auf die Socken von Albert Einstein oder auf das Wetter von morgen, d. h., unsere Gedanken können unterschiedliche Inhalte oder Gehalte haben. Darüber hinaus können wir zu einem bestimmten gedanklichen Inhalt unterschiedliche Einstellungen einnehmen, man spricht auch von intentionalen oder propositionalen Einstellungen: Beispielsweise kann man nicht nur glauben, dass morgen die Sonne scheint, man kann auch wünschen, dass morgen die Sonne scheint, oder befürchten, dass morgen die Sonne scheint. Bereits diese kurzen Ausführungen weisen auf eine Reihe von Fragen hin, die eine erfolgreiche Theorie des Geistes beantworten muss: Wenn ich an Einsteins Socken denke, was an meinen Gedanken ist es, dass sie über Einsteins Socken und nicht über etwas anderes sind? Worin genau und zwischen was besteht diese ( Art der ) Verbindung? Wie lassen sich im Rahmen einer Theorie des Geistes einerseits Inhalte oder Gehalte von Gedanken bestimmen und andererseits Einstellungen zu Inhalten oder Gehalten modellieren? Welche Rückschlüsse können durch die Beobachtung und