Die soziale Landkarte des Oberen Wynentals - Heilsarmee Aargau Süd

Anfangs 2007 entschloss sich das Heilsarmee-Korps Reinach, unter der Leitung des Korpsleiters. Bjørn Marti, bei der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern ...
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PROJEKTARBEIT

Im Auftrag des Heilsarmeekorps Reinach AG September 2008 Öffentliche Version

Raphaela Huwiler Heinz Reutlinger

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit

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Inhaltsverzeichnis Einleitung

Seite

5

1.1. Ausgangslage

Seite

7

1.2. Angebote für Jugendliche

Seite

10

1.3. Angebote für Betagte

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11

1.4. Angebote für MigrantInnen

Seite

12

1.5. Angebote für Familien

Seite

13

1.6. Angebote für Kranke und Behinderte

Seite

14

1.7. Angebote für Bedürftige

Seite

15

1.8. Gesamtübersicht der Angebote

Seite

16

2.1. Ausgangslage

Seite

18

2.2. Bedürfnisse der Jugendlichen

Seite

20

2.3. Bedürfnisse der Betagten

Seite

27

2.4. Bedürfnisse der MigrantInnen

Seite

33

2.5. Bedürfnisse der Familien

Seite

40

2.6. Bedürfnisse der Kranken und Behinderten

Seite

46

2.7. Bedürfnisse der Bedürftigen

Seite

53

2.8. Gesamtübersicht der Bedürfnisse

Seite

61

3.1. Ausgangslage

Seite

67

3.2. Handlungsoptionen für die Heilsarmee

Seite

71

3.3. Bauliche Optionen für die Heilsarmee

Seite

76

3.4. Schlusswort

Seite

78

4.1. Gesprächsleitfaden und Fragebogen

Seite

79

4.2. Adressliste der Angebote

Seite

82

4.3. Quellen

Seite

88

1. Die Angebote

2. Die Bedürfnisse

3. Die Lücken

4. Anhang

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-4-

Einleitung

Anfangs 2007 entschloss sich das Heilsarmee-Korps Reinach, unter der Leitung des Korpsleiters Bjørn Marti, bei der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern einen Projektauftrag zu platzieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll die Frage beantwortet werden, welche sozialen Lücken im Oberen Wynental bestehen. Die Untersuchung wird eingegrenzt auf die Gemeinden Reinach, Menziken, Burg und Leimbach. Aufgrund der Studie erhofft sich die Stelle der Heilsarmee Informationen über Unterversorgungslagen in der Region. Es soll für die Organisation möglich werden, ihre Mittel dort zielgerichtet und effizient einzusetzen, wo es bisher an sozialem Engagement fehlt. Im Bericht sollen auch Interventionsvorschläge für die Verbesserung der aufgezeigten Mängel vorliegen, welche die Heilsarmee mit konkreten Handlungsoptionen ausstatten. Mit einer differenzierten Bedürfnisanalyse soll verhindert werden, dass neue Angebote lanciert werden und mangels Nachfrage kurz darauf wieder verschwinden. Die Ergebnisse der Forschungen sollen aber auch Hinweise liefern, wie die Organisation bei geplanten baulichen Erweiterungen sinnvoll auf unbefriedigte soziale Bedürfnisse in der Region reagieren kann. FORSCHUNGSFRAGE Welche unbefriedigten Bedürfnisse in sozialer Hinsicht bestehen bei Jugendlichen, Betagten, MigrantInnen, Familien, Kranken und Behinderten oder Bedürftigen in den Gemeinden Reinach, Menziken, Burg und Leimbach und wie kann die regionale Heilsarmeestelle ihre Ressourcen diesbezüglich einsetzen, oder bei geplanten baulichen Veränderungen adäquat auf bestehende Unterversorgungen reagieren? Im Februar 2008 haben sich vier Studierende der Hochschule Luzern mit Studienrichtung Soziale Arbeit an dieses Auftragsprojekt herangewagt. Von ihnen wurden bis im Sommer desselben Jahres ein Konzept und eine Grobplanung in Form einer Projektskizze erarbeitet. Kurzfristig haben sich dann zwei Studierende entschlossen, statt der Umsetzung des Projekts, einen Auslandaufenthalt zu absolvieren. Deshalb wurde die eigentliche Umsetzung dann nur noch von Raphaela Huwiler und Heinz Reutlinger ausgeführt. Während des ganzen Sommers wurde in den Gemeinden des Oberen Wynentals recherchiert, geforscht und interviewt. Insgesamt wurden zwölf ExpertInnen auf der Basis von Leitfadeninterviews befragt. Diese wurden anschliessend minutiös transkribiert, ausgewertet und die wichtigsten Aussagen zusammengefasst. Dazu kamen noch vier ergänzende Interviews mit Fachpersonen und Betroffenen in Bereichen, in denen noch wenig gesicherte Aussagen vorhanden waren. Um auch die Befindlichkeit der Zielgruppen direkt einzufangen, wurden über 250 Personen mit einem einfachen Fragebogen zu ihrer Zufriedenheit in verschiedenen Aspekten des sozialen Lebens befragt. Anhand von Skalierungsfragen ergaben sich quantitative Ergebnisse, die statistische Daten lieferten. Die vielen spontanen Kommentare der Befragten wurden ebenfalls erfasst und lieferten zusätzliche qualitative Aussagen.

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Anschliessend an die eigentliche Datenerfassung, wurden die Ergebnisse der ExpertInnen-Interviews und der Stichprobenbefragungen aufbereitet, ausgewertet, gegenübergestellt und interpretiert. Auch wenn die Direktbefragung bei den Betroffenen aufgrund der Anzahl und Auswahl nicht im wissenschaftlichen Sinne repräsentativ ist, können doch eindeutig Tendenzen daraus entnommen werden. Diese ergänzen die Aussagen der ExpertInnen und tragen wesentlich dazu bei, ein umfassendes und genaues Bild der Versorgung im sozialen Bereich der Region zu zeichnen. Das Resultat der Arbeit findet sich nun im vorliegenden Bericht. Entstanden ist eine eigentliche Soziale Landkarte des Oberen Wynentals. Der Bericht besteht aus drei grossen Abschnitten. In einem ersten Teil findet sich eine umfassende Übersicht der bestehenden Angebote im sozialen Bereich. Diese werden entsprechend ihrem Zielpublikum verschiedenen sozialen Gruppen zugeordnet. Ein zweiter Abschnitt befasst sich dann mit den Bedürfnissen in der Bevölkerung. Sie werden in Beziehung gesetzt zu den erfassten Angeboten. Dabei ergibt die Frage nach der Zufriedenheit der Bevölkerung in verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens wichtige Informationen über Unterversorgungslagen. Im dritten und letzten Teil werden dann ausgewählte Lücken im sozialen Netz genauer analysiert und Vorschläge zu deren Behebung ausgearbeitet. In diesem Teil geht es insbesondere auch darum, spezifische Handlungsoptionen für den Auftraggeber aufzuzeigen. Gemäss seinem Wunsch finden sich hier auch Anregungen, wie die Heilsarmeestelle in Reinach bei den geplanten baulichen Veränderungen auf unbefriedigte soziale Bedürfnisse reagieren könnte. Im Anhang finden sich der Gesprächsleitfaden für die ExpertInnenbefragungen, der Fragebogen für das Zielpublikum, sowie eine umfassende Liste aller bestehenden Angebote in der Region und der näheren Umgebung.

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1.

DIE ANGEBOTE

1.1. Ausgangslage Das Obere Wynental liegt im Kanton Aargau zwischen Sempacher- und Hallwilersee. Die grösseren Gemeinden Reinach, Menziken und Burg sind mehr oder weniger zusammengewachsen und liegen etwa 20 Kilometer vom Kantonshauptort Aarau entfernt. Politisch gehört die Region zum Bezirk Kulm. Die vier in dieser Studie untersuchten Gemeinden weisen Ende 2007 folgende Einwohnerzahlen auf: Reinach

7’724 Personen

Menziken

5’452 Personen

Burg

985 Personen

Leimbach

434 Personen

Diese Angaben des Statistischen Amts des Kantons Aargau ergeben eine Gesamteinwohnerzahl von 14’568 für die untersuchte Region.

Leimbach

Reinach

Menziken

Burg

Im Folgenden wird die Abdeckung durch soziale Angebote im Oberen Wynental aufgezeigt. Zu diesem Zweck wurde eine möglichst umfassende Liste aller regionalen sozialen Akteure und ihrer Ange-

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bote erstellt. Die komplette Auflistung findet sich im Anhang des Berichts. Es werden folgende sechs grosse Kerngebiete des sozialen Engagements unterschieden: 1) Jugendliche

4) Familien

2) Betagte

5) Behinderte und Kranke

3) MigrantInnen

6) Bedürftige

Diese Kategorien entsprechen in ihrer Grösse vergleichbaren Anteilen der Bevölkerung und die sozialen Angebote lassen sich ihnen schlüssig zuordnen. Neben den eigentlichen regionalen Dienstleistungen, bestehen auch weitere Angebote in der näheren und weiteren Umgebung. Vor allem die 21 Kilometer entfernte Kantonshauptstadt Aarau, mit ihren verschiedenen sozialen Organisationen und kulturellen Angeboten, ist für die Region sehr wichtig. Der nahe Bezirkshauptort Unterkulm hingegen bietet nur wenige zusätzliche Möglichkeiten. Luzern lässt sich gut erreichen, ist aber von untergeordneter Bedeutung, was die Abdeckung in sozialer Hinsicht betrifft. Dies ist auch dadurch gegeben, dass hier bereits ein anderer Kanton mit anderen Zuständigkeiten vorliegt. Obwohl die Untersuchung sich generell mit den Strukturen in der Region beschäftigt, sollen auch die auswärtigen Akteure berücksichtigt werden. Gerade bei speziellen Problemstellungen sind Anlaufstellen in Aarau sehr wichtig für die Bevölkerung im Oberen Wynental. Die signifikanten auswärtigen Angebote sind ebenfalls in der Adressliste im Anhang erfasst.

Unterkulm

Aarau

Leimbach

21 km 5 km

Reinach

Menziken

Luzern 39 km

Burg

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Auf den nächsten Seiten werden die verschiedenen sozialen Institutionen in der Region erfasst und grafisch dargestellt, aufgeteilt in die sechs erwähnten sozialen Zielgruppen. Da eine Organisation oft ihre Dienstleistungen in verschiedenen Bereichen anbietet, kann sie in mehreren Kategorien auftauchen. Berücksichtigt wurde auch der Umfang des Angebots. Als Kriterium wurde die Anzahl Personen bestimmt, die pro Woche von den Leistungen der Anbieter Gebrauch machen. Die Angebotsgrösse wurde nach folgendem Schlüssel in fünf Kategorien unterteilt:

Grösse der Organisation / Umfang des Angebots 0 – 25 25 - 50

50 – 100

100 – 200

Personen werden pro Woche mit den Angeboten der Organisation erreicht.

Mehr als 200

Es resultieren sechs Karten, welche die Angebotsdichte für die einzelnen sozialen Gruppen in der Region darstellen. Die roten Kreise symbolisieren Standort und Grösse einer Organisation. Das entsprechende Zielpublikum lebt jeweils aber in der ganzen Region. Es geht also nicht um die Darstellung der spezifischen örtlichen Abdeckung im Dorf oder Quartier. Ebenfalls in die Darstellungen mit einbezogen sind die wichtigen weiteren Angebote in der näheren und weiteren Umgebung. Diese werden durch Pfeile dargestellt.

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1.2. Angebote für Jugendliche

3

Aarau

9

6

1 7

8 4 5

2

Luzern

1

Regionaler Sozialdienst

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Beratungsstelle für Jugendliche

2

Röm.-Kath. Pfarrei Menziken-Reinach

Mühlebühlstrasse 5, Menziken

3

Ref. Kirchgemeinde Reinach-Leimbach Neudorfstrasse 5, Reinach

Jugendtreff SCOOP, Jungschar

4

Freie Christengemeinde FCG

Hauptstrasse 5, Reinach

Jungschar

5

Chrischona Gemeinde

Lenzstrasse 1, Reinach

Kids-Treff, Jungschar

6

Jugendkulturhaus Wynental

Wynentalstrasse 1, Teufenthal

Jugendhaus, eröffnet im Mai 2008

7

Fun Park

Eishalle im Moos, Reinach

Skaterbahn, Kletterwand

8

Midnight Games

Turnhallen Neumatt, Reinach

Sportangebot für Jugendliche

9

Schulsozialarbeit

Centralschulhaus, Reinach

Beratung für SchülerInnen

Jugendtreff Aquarium, Jungwacht, Pfadi

Die Liste umfasst Angebote in der Region, die sich spezifisch an Jugendliche wenden. Es sind Beratungsstellen, Treffpunkte und Jugendgruppen. Der Anteil der unter 20-jährigen in der Region beläuft sich auf rund 25 % (Menziken und Burg 26 %, Reinach 24 %, Leimbach 22 %). Es zeigt sich, dass vor allem im Bereich der Jugendarbeit die verschiedenen Kirchen und Freikirchen wichtige Anbieter sind. In Aarau gibt es als spezifische Organisationen für Jugendfragen die Pro Juventute, den Jugendpsychologischen Dienst und den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst. Für Anliegen des Kinderschutzes besteht eine Anlaufstelle in der Kinderklinik. Besonders wichtig ist Aarau aber wegen des kulturellen Angebots und der verschiedenen Treffpunkte für Jugendliche. Auch Luzern ist in dieser Hinsicht von Bedeutung. Im neuen Jugendkulturhaus in Teufenthal wurde der Probebetrieb aufgenommen.

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1.3. Angebote für Betagte

7

14 9

6

8 3

10 1 13 4

11 2

5 12

1

Verein Regionaler Besuchsdienst

Reinach

Besuchsdienst für Betagte

2

Spitex Menziken

Gütschstrasse 2, Menziken

Hauswirtschaftliche Leistungen, Pflege

3

Altersheim Sonnenberg

Neudorfstrasse 55, Reinach

Wohnraum, Betreuung, Pflege für Betagte

4

Pro Senectute

Neuquartierstrasse 16, Reinach

Beratung, Hilfe, Angebote für Betagte

5

Alters- und Pflegeheim Falkenstein

Schwarzenbachstr.9, Menziken

Wohnraum, Betreuung, Pflege für Betagte

6

Gemeinnütziger Frauenverein

Gigerstrasse 44, Reinach

Besuch von Betagten

7

Ref. Kirchgemeinde Reinach-Leimbach Neudorfstrasse 47, Reinach

Angebote für Betagte

8

Freie Christengemeinde FCG

Hauptstrasse 5, Reinach

Angebot „60 Plus“

9

Spitex Reinach

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Hauswirtschaftliche Leistungen, Pflege

10

Chrischona Gemeinde

Lenzstrasse 1, Reinach

Angebote für SeniorInnen

11

Alterswohngemeinschaft Häne

Hofackerstrasse 2, Menziken

Betreute Wohngemeinschaft

12

Bürgerheim

Kleinfeldstrasse 3, Menziken

Betreutes Wohnen für Betagte

13

Pflegeheim Spital

Spitalstrasse 1, Menziken

Wohnen und Pflege

14

Stiftung Dankensberg

Dankensbergerstr. 12, Beinwil

Alters- und Pflegeheim für den Bezirk Kulm

Der Anteil der über 65-jährigen an der Gesamtbevölkerung der Region beläuft sich auf 14 % (Reinach 15 %, Menziken 14 %, Burg 13 %, Leimbach 19 %). Die Anbieter in diesem Segment sind Alters- und Pflegeheime, Beratungsstellen und Dienste für die Betreuung zu Hause. Wichtige Organisationen sind die Pro Senectute und die örtlichen Spitex-Dienste. Angebote ausserhalb der Region (z.B. in Aarau) sind für ältere Menschen, schon bedingt durch die eingeschränkte Mobilität, weniger von Bedeutung.

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1.4. Angebote für MigrantInnen

Aarau 1

2

3

5

4

1

Netzwerk Integration

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Diverse Angebote für MigrantInnen

2

Albanisch-Islamischer Verein

Hauptstrasse 3, Reinach

Moschee, Kaffeetreff für AlbanerInnen

3

Türkisch-Islamischer Verein

Hauptstrasse 3, Reinach

Moschee, Treff für TürkInnen

4

Centro Espaňol

Hauptstrasse 33, Menziken

Treffpunkt für SpanierInnen

5

Türkischer Sport- und Kulturverein

Hauptstrasse 41, Menziken

Treffpunkt für TürkInnen

Der Anteil der MigrantInnen liegt in der Region bei rund 31 %. In Reinach und Menziken findet sich ein Ausländeranteil von 31,4 %, in Burg liegt dieser bei 31,8 %. Einzig die ländliche Gemeinde Leimbach unterscheidet sich mit 4,3 % AusländerInnen deutlich. Somit liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Region signifikant über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 21,7 %. Das Netzwerk Integration, im Sinne einer Steuergruppe, ist ein wichtiger Akteur. Es werden Deutschkurse für Ausländerfrauen, Spielabende für Migrantenkinder, Themenabende und Foren angeboten. Es gibt noch verschiedene selbst organisierte Treffpunkte, die sich an die entsprechenden Landsleute wenden. Neben den oben erwähnten gibt es noch kleinere Treffs für AlbanerInnen, KroatInnen, ThailänderInnen, etc. In Aarau kümmern sich insbesondere das HEKS und die Caritas um Anliegen von MigrantInnen. Die Personengruppen der Asylsuchenden und der anerkannten Flüchtlinge finden dort spezifische Unterstützung. Für die Aufnahme und Betreuung der Asylsuchenden ist der Kantonale Sozialdienst in Aarau zuständig.

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1.5. Angebote für Familien

Aarau

4 2 7

1

5 3

6

8

1

Pink Panther Tagesstruktur

Alte Strasse 47, Reinach

Hort, Kinderkrippe, Mittagstisch

2

Regionaler Sozialdienst

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Familienberatungsstelle

3

Gemeinnütziger Frauenverein

Menziken - Burg

4

Mütter-/Väterberatung Bezirk Kulm

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Beratung, Begleitung Eltern mit Kindern

5

Kinder-Mami-Papi-Treff

Sonnmattstrasse 14, Menziken

Diverse Angebote für Familien

6

Kindertagesstätte Spatze-Näscht

Neue Bahnhofstr. 14, Menziken

Tagesbetreuung für Kinder

7

Schulsozialarbeit

Centralschulhaus, Reinach

Beratung SchülerInnen, Eltern

8

Kinderkrippe Jim Knopf

Kirchstrasse 21, Menziken

Kinderkrippe, Kindertagesstätte

Kinderhort Mikado

In dieser Kategorie geht es um Angebote für Familien. Hier finden sich auf der einen Seite Beratungsstellen für Familienfragen, auf der anderen Seite Betreuungsstätten für Kinder (Kinderhorte, Kinderkrippen, etc.). Die Dienstleistungen richten sich primär an berufstätige Eltern; Zielgruppe sind somit nicht direkt die Kinder. Über 60 % der Bevölkerung in der Region lebt in familienähnlichen Strukturen. In Aarau gibt es eine Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität. Im Bereich von Familienfragen engagiert sich auch die dortige Stelle der Pro Juventute. Für spezifische Anliegen von Frauen findet sich in der Kantonshauptstadt das Frauenhaus Aargau / Solothurn. Für alle von Gewalt und Übergriffen Betroffenen gibt es im Weiteren eine Beratungsstelle Opferhilfe.

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1.6. Angebote für Kranke und Behinderte

7

Aarau 4

1 8 6 2

3

5

1

Stiftung Lebenshilfe

Saalbaustrasse 9, Reinach

Für Menschen mit geistiger Behinderung

2

Verein Regionaler Besuchsdienst

Reinach

Besuchsdienst für Kranke, Sterbebegleitung

3

Spitex Menziken

Gütschstrasse 2, Menziken

Krankenpflege

4

Klinik im Hasel

Gontenschwil

Klinik für Suchtkranke

5

Spital Menziken

Spitalstrasse 1, Menziken

Medizinische Leistungen und Pflege

6

Spitex Reinach

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Krankenpflege

7

AGS Suchtberatung

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Beratung für Suchtkranke

8

Stiftung Schürmatt

Schürmattstrasse 589, Zetzwil

Wohnen / Betreuung für Behinderte

Im Bereich Angebote für Kranke und Behinderte finden sich verschiedenste Angebote in der Region. In Menziken gibt es ein Regionalspital; parallel dazu sind die Spitex-Dienste speziell für die Krankenbetreuung zu Hause sehr wichtig. Die Stiftung Lebenshilfe ist eine grosse Organisation im Dienste von Menschen mit einer geistigen Behinderung. Ausser dem Kantonsspital in Aarau finden sich im Kantonshauptort eine Beratungsstelle für Diabetes-Kranke, eine Stelle der Lungenliga und die Pro Infirmis. Im Weiteren kümmert sich Procap Aargau um Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung. Auch das Schweizerische Rote Kreuz betreibt in Aarau ein Tageszentrum für Behinderte und Betagte. Zuzsatzangebote für Hörbehinderte, mehrfach Behinderte und Suchtkranke befinden sich zudem in den Gemeinden Unterentfelden, Zetzwil, Gontenschwil und Holderbank.

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1.7. Angebote für Bedürftige

Aa rau

2

1

4

3

1

Regionaler Sozialdienst

Kirchenbreitestrasse 47, Reinach Sozialhilfe, Beratung

2

Gemeinnütziger Frauenverein

Gigerstrasse 44, Reinach

Unterstützung bedürftiger Familien

3

Bürgerheim

Kleinfeldstrasse 3, Menziken

Wohnen für Bedürftige

4

Heilsarmee Korps Reinach

Stumpenbachstrasse 38, Reinach Diverse Hilfsangebote für Bedürftige

Unter Bedürftigen werden in diesem Bericht Menschen in materiellen Nöten verstanden. Es sind Personen mit keinem oder bescheidenem Einkommen, SozialhilfebezügerInnen und Personen am Rande unserer Gesellschaft. So haben zum Beispiel 26 % der EinwohnerInnen im Bezirk Kulm ein Jahreseinkommen von unter 25'000 Franken. 1,5 % der Bevölkerung in der Region bezieht Sozialhilfe. Die Arbeitslosenquote liegt in den untersuchten Gemeinden deutlich über dem Schweizer Durchschnitt von 2,8 %: In Reinach liegt sie bei 4,6 %, in Menziken und Burg bei 4,2 %. In Leimbach hingegen wurden nur 1,4 % Arbeitslose registriert. Das wichtigste Angebot in diesem Bereich wird durch den Regionalen Sozialdienst bereitgestellt, der auch für die amtliche Sozialhilfe zuständig ist. Für in Not geratene Menschen engagieren sich in Aarau das HEKS und die Caritas. Es gibt dort auch eine Fachstelle für

Schuldenfragen

und an

der

Kasinostrasse eine

Beratungsstelle für erwerbslose Personen. Der Kantonale Sozialdienst ist für die gesamte Bevölkerung im Kanton Aargau zuständig, ist aber eher Kontaktstelle für den Regionalen Sozialdienst als für die Betroffenen selber.

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1.8. Gesamtübersicht der Angebote

Angebote für Jugendliche

Angebote für Betagte

Angebote für MigrantInnen

Angebote für Familien

Angebote für Kranke und Behinderte

Angebote für Bedürftige

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Die vorliegende Gesamtübersicht zeigt die Dichte und Grösse der sozialen Angebote in der Region Oberes Wynental, unter Berücksichtigung der wichtigsten Akteure in der näheren Umgebung. In dieser Hinsicht sind vor allem die Strukturen in Aarau wichtig für die Region. Die Grafiken geben aber keine Auskunft über die Versorgungslage und allfällige Unterversorgungen. Die Dichte eines Angebots muss dazu erst mit den vorhandenen Bedürfnissen verglichen werden. Wo keine solchen vorhanden sind, braucht es auch keine Strukturen - wo viele solche vorliegen, werden auch viele entsprechende Offerten benötigt. Deshalb kann erst eine Analyse der verschiedenen Bedürfnisse und eine Gegenüberstellung mit den bestehenden Dienstleistungen eine Aussage über Lücken im Sozialen Netz ermöglichen. Mit diesen Aspekten befassen sich die folgenden Kapitel dieses Berichts. Trotzdem lassen sich bereits einige Schlüsse aus den bisherigen Resultaten ziehen. Offensichtlich ist die Angebotsdichte im Oberen Wynental für Betagte, Kranke und Behinderte sehr gross. Viele Beratungsstellen, Heime, Spitäler, Pflegedienste und kirchliche Kreise engagieren sich in diesem Gebiet. Zusammen mit den spezifischen Angeboten in der näheren und weiteren Umgebung darf davon ausgegangen werden, dass eine gute Versorgung in diesem sozialen Feld besteht. Allerdings kann nur eine fundierte Analyse über befriedigte und offene Bedürfnisse eine endgültige Antwort über die Versorgungslage geben. Das Angebot für Jugendliche scheint auf den ersten Blick recht gross und vielfältig. Bei näherem Hinsehen stellt sich allerdings heraus, dass ein Grossteil der gebotenen Möglichkeiten von Kirchen oder Freikirchen getragen werden. Die Vermutung liegt nahe, dass für den Teil der Jugend, der sich von kirchlichen Offerten lieber distanziert, kaum Angebote bestehen. Im Mai 2008 wurde der Probebetrieb im Jugendkulturzentrum Wynental aufgenommen. Das Zentrum befindet sich in der Gemeinde Teufenthal, elf Kilometer entfernt von Reinach. Nach dem zweijährigen Probebetrieb soll eine definitive Betriebsbewilligung erfolgen. Neben verschiedenen Beratungsstellen gibt es für Familien eine recht grosse Palette von weiteren Anlaufstellen. Vor allem für die externe Kinderbetreuung ist offensichtlich gut gesorgt. Es bestehen verschiedene Kinderhorte, Kinderkrippen und Mittagstische in den Gemeinden. Dies ist vor allem für berufstätige Eltern eine grosse Erleichterung. Bei den spezifischen Angeboten für MigrantInnen zeigt sich, dass das Netzwerk Integration der alleinige Akteur in diesem Feld ist. Es ist die einzige Organisation, die sich mit ihren Angeboten direkt an die ausländische Bevölkerung wendet. Trotzdem lassen sich recht viele selbst organisierte Treffpunkte ausmachen, in denen sich MigrantInnen gemeinsam mit Landsleuten aufhalten können. Um hier aber von einer Unterversorgungslage zu sprechen, müssten zuerst gesicherte Aussagen über unbefriedigte Bedürfnisse von Ausländerinnen und Ausländern vorliegen. Für Bedürftige ist klar ersichtlich, dass der Regionale Sozialdienst die wichtigste Adresse ist. Es lassen sich kaum weitere Hilfestellungen in der Region ausmachen, mit Ausnahme der Heilsarmee in Reinach und des Bürgerheims in Menziken.

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2.

DIE BEDÜRFNISSE

2.1. Ausgangslage Im ersten Teil des Berichts wurde eine umfassende Übersicht der verschiedenen Angebote und Dienstleistungen im sozialen Umfeld des Oberen Wynentals erstellt. Im zweiten Teil dieses Papiers geht es nun um die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen. Die Aufteilung in soziale Gruppen folgt der bisherigen Strukturierung: Beleuchtet wird deshalb wieder die spezifische Situation der Jugendlichen, Betagten, MigrantInnen, Familien, Kranken / Behinderten und der Bedürftigen. Für die Datenerhebung wurden in jedem dieser Bereiche zwei ExpertInnen aus der Region befragt. Es sind Personen, die über ein möglichst breites und fundiertes Wissen im entsprechenden Themenkreis verfügen. Bei der Auswahl der beiden ExpertInnen im jeweiligen Bereich wurde zudem darauf geachtet, dass die eine Person eher die Sichtweise von Behörden oder wichtigen Organisationen vertritt, während die andere an der Basis arbeitet und deshalb einen anderen Fokus hat. Die Liste der befragten ExpertInnen präsentiert sich wie folgt:

SOZIALE GRUPPE

INTERVIEWSTUFE

EXPERTE / EXPERTIN

FUNKTION

Jugendliche

Behörde

Bruno Rudolf

Gemeinderat Reinach, Jugendkommission

Basisarbeitende

Cindy Bertschi

Mitarbeitende Jugendtreff, Projekte

Organisation

Lea Ehrler

Sozialarbeiterin, Pro Senectute

Basisarbeitende

Rita Steiner

Mitarbeitende Regionaler Besuchsdienst

Steuergruppe

Marianne Eichenberger

Mitarbeitende Netzwerk Integration

Basisarbeitender

Hassan Bajrami

Albanisch-Islamische Gemeinschaft, Menziken

Organisation

Annelies Gaberell

Beraterin, Mütter- / Väterberatung Bezirk Kulm

Basisarbeitende

Lisa Kressnig / Claudia Emmenegger

Stellenleiterin Kinderhort Spatze-Näscht / Stellvertreterin Spatze-Näscht

Behörde

Martin Heiz / Pia Müller

Gemeindeammann Reinach / Gemeinderätin Reinach

Basisarbeitende

Marianne Schlegel

Mitarbeitende, Spitex Reinach

Behörde

Alfred Merz

Gemeinderat Menziken, Soziale Wohlfahrt

Sozialdienst

Peter Rohrer

Stellenleiter, Regionaler Sozialdienst

Betagte

MigrantInnen

Familien

Kranke Behinderte

Bedürftige

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Um auch die Sichtweise der Betroffenen in den Bericht einfliessen zu lassen, wurde zudem eine Zielgruppenbefragung vorgenommen. Mit einer einfachen quantitativen Stichprobenbefragung zur Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen wurden die Personen in den sozialen Gruppen direkt angesprochen. Die Befragten konnten sich anhand einer Skalierungsfrage mit Werten von eins bis zehn zu ihrer Zufriedenheit in den im Folgenden beschriebenen fünf Bedürfniskategorien äussern. Sicher ist die Anzahl der befragten Personen mit fünfzig pro Gruppe zu klein, um fundierte wissenschaftliche Rückschlüsse zu erlauben. Trotzdem zeigen die Resultate wichtige Tendenzen. Dieselbe Kurzbefragung wurde auch den ExpertInnen vorgelegt, um ihre Einschätzung der Situation zu dokumentieren. Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen, sowie die Bedürftigen, waren schwieriger direkt zu befragen. Deshalb liegt hier die Anzahl der Stichproben tiefer. In diesen zwei Bereichen wurden deshalb zusätzliche Kurzinterviews mit Basisarbeitenden durchgeführt, um das Bild zu vervollständigen. Die Gegenüberstellung der verschiedenen Sichtweisen lässt wichtige Rückschlüsse über die Abdeckung der gruppenspezifischen Bedürfnisse zu. Bei der Auswertung der Befragungen werden im Folgenden bereits Unterversorgungslagen und Lücken im Sozialen Netz der Region sichtbar. Die Bedürfnisse werden in fünf Kategorien eingeteilt: 1) Lebensunterhalt

4) Arbeit / Beschäftigung

2) Wohnsituation

5) Soziale Teilhabe

3) Medizinische Versorgung Der Lebensunterhalt umfasst die eigentliche Grundversorgung im materiellen Sinne. Gemeint sind damit alle in einem Privathaushalt notwendigen Aufwendungen, ohne Wohnkosten oder die Kosten für die medizinische Grundversorgung. Materielle Engpässe, finanzielle Notlagen und der Bezug von Sozialhilfe sind dabei wichtige Indizien für nicht befriedigte Bedürfnisse. Im Bereich Wohnsituation geht es um die speziellen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen. Untersucht wird, welche Wünsche und Anforderungen es an den Wohnraum gibt und ob genügend geeignete Angebote vorhanden sind. In der dritten Kategorie Medizinische Versorgung werden die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen im gesundheitlichen Kontext untersucht. Die Frage ist, welche Hilfestellungen im Bereich Heilung, Pflege, Betreuung, Beratung oder auch Prävention erwünscht sind und ob die Angebotspalette ausreichend ist. Beim Thema Arbeit / Beschäftigung geht es um jede Form der Betätigung der Betroffenen. Welche Arbeitsstellen werden gewünscht und welche Hilfestellungen bei der Arbeitssuche können genützt werden? Das Thema Arbeitslosigkeit ist ein wichtiger Teilaspekt. Bei Nichtberufstätigen (z.B. Betagten) geht es aber auch um das Bedürfnis nach sinnvoller Betätigung, oder bei Jugendlichen um Berufsperspektiven. Im Bereich Soziale Teilhabe werden Bedürfnisse nach sozialen Kontakten, nach gruppenspezifischen Treffpunkten und nach kulturellen Angeboten erfasst. Gefragt wird nach den speziellen Wünschen in den sechs Personengruppen, nach den entsprechenden Angeboten und nach der Qualität der Wunschbefriedigung.

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2.2. Bedürfnisse der Jugendlichen EXPERTEN - INTERVIEW 1 BRUNO RUDOLF, GEMEINDERAT REINACH - Gemeinderat seit 2002 - Schulvorstand KV Reinach-Menziken - Mitglied der Jugendkommission - Präsident SVP Reinach Die materielle Situation von Jugendlichen ist sehr unterschiedlich. Man kann aber feststellen, dass Angebote, die gratis sind, offensichtlich besser genutzt werden. Somit kann man davon ausgehen, dass manche jungen Leute nicht unbedingt gut betucht sind, dies gilt insbesondere auch für solche mit Migrationshintergrund. Für überschuldete Jugendliche gibt es die Schuldenberatung in Aarau. Bei finanziellen Problemen kann aber auch der Dienst der Schulsozialarbeit in Anspruch genommen werden. Das ist sicher für alle, die noch zur Schule gehen, die erste Anlaufstelle und sie wird jetzt sogar noch ausgebaut, um vor allem im Bereich der Prävention wirksamer zu werden. Im Weiteren existiert noch der Regionale Sozialdienst bei materiellen Engpässen. Die Hemmschwelle dorthin zu gehen ist aber sicher höher. Es gibt in der Region ein grosses Wohnungsangebot. Es hat viele günstige Wohnungen und es wird auch viel gebaut, vor allem Eigentumswohnungen. Durch den neu entstehenden Wohnraum werden auch wieder ältere und günstigere Wohnungen frei. Davon profitieren oft auch Jugendliche. Es gibt schon Angebote ab sechshundert Franken. Einige junge Leute leben auch in Wohngemeinschaften. Allgemein besteht aber bei den jungen Leuten kein grosser Drang möglichst schnell zu Hause auszuziehen. Es kann sogar eher das Gegenteil beobachtet werden. Für qualifizierte Stellensuchende ist das Angebot im Bereich Arbeit sicher gut. Anders sieht es für schlecht ausgebildete Jugendliche aus. Hier wirkt sich der Rückzug der Industrie aus dem Wynental direkt auf das Stellenangebot aus. Ein Spiegel für das Angebot für Lehrstellen ist die Auslastung des KV’s (Kaufmännischer Verein). Das KV Reinach und das KV Lenzburg haben vor einigen Jahren fusioniert. Vor circa fünf Jahren hatte es sehr wenige Lehrstellen und entsprechend wenige SchülerInnen haben das KV besucht. Inzwischen gibt es wieder zwei volle Klassen am KV in Reinach und das deutet direkt auf ein besseres Lehrstellenangebot hin. Dazu entstanden im Bereich Anlehren neue Angebote. Als Brückenangebote gibt es das zehnte Schuljahr und das Werkjahr in Menziken. Oft finden sich geeignete Stellen dann erst ausserhalb der Region. Die Abdeckung im Gesundheitsbereich ist sehr gut. Es gibt genügend Ärzte/Ärztinnen, Zahnärzte/Zahnärztinnen und dazu kommt noch das Spital in Menziken. Es wird viel im Bereich Prävention und Gesundheit unternommen. Es gibt Veranstaltungen zum Beispiel zum Thema Sucht. Auch andere Themen, die nicht mit dem Gesundheitsbereich zu tun haben, werden dort thematisiert, wie das „Littering“ oder der Umgang mit digitalen Medien.

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Auf dem Gebiet der Sozialen Teilhabe gab es früher eine offene Jugendarbeit in Reinach. Sie wurde aber aufgrund gewisser Vorfälle eingestellt. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet die Jugendkommission. Sie besteht aus fixen Mitgliedern. Als Verbindungsglied zur Zielgruppe wird ein Jugendrat einberufen. Dort wirken Jugendliche aus Vereinen mit und es gibt auch aus jedem Schulhaus ein bis zwei VertreterInnen. Zusammen werden Bedürfnisse abgeklärt und Projekte entwickelt. Daraus ist vor zwei Jahren der Fun Park entstanden, der eine Skaterbahn und eine Kletterwand anbietet. Das Angebot wird rege genutzt, vor allem seit es gratis ist und auch die Helmpflicht abgeschafft wurde. Die Jugendkommission verwaltet ein jährliches Budget von CHF 30'000.--. Im Internet gibt es zwei Formulare. Auf dem einen können interessierte Personen Anträge und Projekte bei der Jugendkommission eingeben. Mit dem anderen können die Jugendräume „Jump“ gemietet werden. Das Angebot ist sehr günstig, vor allem weil eine gute Infrastruktur mit Küche, Musikanlage und Billardtischen vorhanden ist. Die Benützung kostet lediglich sechzig Franken. Daneben muss ein Depot von hundert Franken erstattet werden. Natürlich müssen die Hausregeln eingehalten werden. Gute Erfahrungen wurden mit den Midnight Games gemacht, die seit Oktober 2007 angeboten werden. In der Doppelturnhalle Neumatt vergnügen sich jeden Samstagabend im Schnitt um die 40-45 Jugendliche mit Sport und „Chillen“. Gespannt kann man sein, wie das neue Angebot in Teufenthal genutzt wird. Seit diesem Jahr läuft dort das Jugendkulturhaus im Probebetrieb. Es liegen noch keine konkreten Zahlen über die Nutzung vor. Es gibt dort ein Kaffee, das alle zwei Wochen geöffnet hat. Vor allem aber wird eine sehr gute Infrastruktur zur Verfügung gestellt und die Jugendlichen können selber ihre Events organisieren. Dieses Angebot wurde vom Regionalplanungsverband Wynental aufgrund einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz lanciert. Es fehlt aber noch an der Information der Zielgruppe. Das wird nun unter anderem an der kommenden Jungbürgerfeier im Glashaus Reinach nachgeholt. Der Experte Bruno Rudolf schätzt die Antworten der Jugendlichen zu ihrer Zufriedenheit wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Jugendliche

Einschätzung Experte 1

10 9 8 7 6 5 4 Zufriedenheit

3 2 1

Le

be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

0

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EXPERTINNEN - INTERVIEW 2 CINDY BERTSCHI, JUGENDARBEITENDE - Hauptleitung beim JOW (Jugend Oberes Wynental), inzwischen geschlossen - ehemalige Jungscharleiterin - Jugendarbeit bei der Heilsarmee - Studium an der Hochschule Luzern, Sozialarbeit Die materielle Situation der Jugendlichen ist meist abhängig von derjenigen der Eltern. Entsprechend gibt es auch die ganze Bandbreite. Die Höhe des Taschengelds hängt aber auch von der Einstellung der Eltern ab, inwieweit sie die Jugendlichen zum haushälterischen Umgang erziehen möchten. Für Jugendliche mit finanziellen Problemen, zum Beispiel Überschuldung, gibt es keine besonderen Angebote in der Region. Allenfalls kann der Sozialdienst angefragt werden. Auf jeden Fall gibt es in Aarau eine Schuldenberatungsstelle, aber bei einem grossen Engpass ist schon die Bezahlung der Fahrkarte dorthin ein Problem. Das Wohnen ist bei den Jugendlichen kein grosses Thema. Viele leben noch zu Hause bei den Eltern. Besonders bei jungen Leuten mit Migrationshintergrund ist dies weit verbreitet. Die Wohnverhältnisse können aus „Schweizer Sicht“ sehr prekär scheinen, wenn zum Beispiel erwachsene Jugendliche kein Einzelzimmer zur Verfügung haben. So etwas kann aber in der entsprechenden Bevölkerungsgruppe durchaus üblich sein. Auch die gesundheitliche Versorgung dürfte bei Jugendlichen kein Kernthema sein. Die Abdeckung mit ÄrztInnen und durch das Spital ist sicher gut in der Region. Mit zwei Psychiatern ist allerdings die Versorgung in diesem Bereich nicht genügend. Sie sind immer überbucht und es ist schwierig einen Termin zu erhalten. Im Bereich Sucht (Alkohol, Drogen) ist die Situation kaum anders als im gesamtschweizerischen Durchschnitt. Im Bereich Arbeit ist das Finden einer Lehrstelle nicht immer einfach. Dies gilt vor allem für Jugendliche ausländischer Abstammung. Viele gehen dann ohne Lehre direkt arbeiten, auch weil der höhere Verdienst lockt. Glücklicherweise werden viele Betriebe von MigrantInnen geführt und ausländische Jugendliche finden dann oft dort eine Beschäftigung. Hier spielen die Beziehungen und das Netz unter Landsleuten eine wichtige Rolle. Als Brückenangebot existiert das zehnte Schuljahr. Bei der Berufswahl hilft das Berufsberatungszentrum, das sich aber in der Kantonshauptstadt befindet. Die PolitikerInnen denken, dass es kein Problem für Jugendliche ist, für die Berufsberatung nach Aarau zu pendeln. Ein grosses Thema unter Jugendlichen, aber auch in der Jugendpolitik, ist sicher immer wieder die Frage der Sozialen Teilhabe in Form von Treffpunkten, Jugendzentren und Freizeitangeboten. Die Kirchen und Freikirchen versuchen immer wieder Angebote zu schaffen. Aber diese Treffpunkte werden meist zu wenig professionell aufgebaut und werden dann oft schon bald wegen Konflikten wieder geschlossen. Ein einziges professionell geführtes Jugendzentrum gibt es seit 2008 in Teufenthal. Das Jugendkulturhaus ist nun im Probebetrieb und es wird sich zeigen, wie viele Jugendliche das Angebot

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nützen. Die Frage stellt sich, ob die jungen Leute vom Lande wirklich in ein anderes Dorf in den Ausgang gehen, oder nicht gleich lieber nach Aarau, Luzern oder sogar Zürich. Die meisten Jugendtreffs in der Region scheitern an der Ausländerproblematik. Meist werden solche Angebote von SchweizerInnen organisiert und zu Beginn auch von Schweizer Jugendlichen genutzt. Dann kommen aber immer mehr jugendliche MigrantInnen; es entstehen regelmässig Konflikte und Reibereien. In der Folge erscheinen die SchweizerInnen nicht mehr und es bleiben nur noch die anderen Jugendlichen. Dazu kommen Schlägereien und Randalierer. Dies verhindert einen geordneten Ablauf zu garantieren. Die Konsequenz ist, dass die Treffpunkte bald wieder verschwinden. Es besteht eine grosse Kluft zwischen Schweizer und ausländischen Jugendlichen. Das beginnt bereits in der Schule und auf dem Pausenplatz. Die Gruppe von Balkanjugendlichen ist dabei besonders gross. Sie sprechen ihre eigenen Sprachen, bilden ihre eigene Gemeinschaft und schotten sich ab. Eigentlich müssten professionelle Angebote geschaffen werden, die von beiden Gruppen gemeinsam genützt werden; in der Praxis erweist sich das jedoch oft als unmöglich. Das Schaffen von spezifischen Treffs nur für SchweizerInnen oder AusländerInnen ist auch nicht besonders dienlich. Der Mangel an Angeboten wirkt sich besonders verschärfend auf die Problematik aus. Entsteht irgendwo ein neuer Treffpunkt, beginnt schon bald wegen der fehlenden Offerten der Kampf um das neue Territorium. Was gemäss den Protokollen wirklich gut funktioniert, sind die Midnight Games, obwohl auch dort der Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich hoch ist. Schlussendlich bleiben als Treffpunkte nur Strassen, der Bahnhof oder Pubs und Restaurants. Im Sommer gibt es immerhin noch das Schwimmbad. Jugendliche über 18 Jahren gehen in der Regel sowieso nach Zürich, Luzern oder Aarau in den Ausgang. Die Expertin Cindy Bertschi schätzt die Zufriedenheit der Jugendlichen wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Jugendliche

Einschätzung Expertin 2

10 9 8 7 6 5 4 Zufriedenheit

3 2 1

Le

be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

0

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BEFRAGUNG DER ZIELGRUPPE Befragte Personen:

51, davon ungefähr 15 bis 20 mit Migrationshintergrund

Befragungsorte:

Strassen, Plätze, Bahnhöfe

Besonderes:

24 weibliche und 27 männliche Jugendliche

In den meisten befragten Lebensbereichen scheinen bei Jugendlichen keine verbreiteten Problemlagen vorzuliegen. Auch beim Arbeitsmarkt oder bei der Lehrstellensuche sind es nur wenige Jugendliche, die sich offensichtlich in unbefriedigenden Situationen befinden. Jedenfalls äusserten sich nur ganz vereinzelte in dieser Hinsicht. Die Themen „Wohnen“ und „Gesundheitliche Versorgung“ sind bei den jungen Leuten gemäss ihren Aussagen kaum problembehaftet. Der Bereich Soziale Teilhabe verdient eine genauere Betrachtung. Schon die Durchschnittszahl von 4,13 zeigt eine relativ grosse Unzufriedenheit in diesem Umfeld. Viele der Befragten äusserten sich mit grossem Nachdruck über die fehlenden Treffpunkte und Freizeitangebote. Die Aussagen von jungen Leuten mit Migrationshintergrund unterschieden sich dabei nicht. Nebenstehende Grafik zeigt die Anzahl Jugendlicher in den verschiedenen Zufriedenheitsstufen. Für einen kleinen Teil der Zielgruppe scheint das Angebot

12

J U G E N D L I C H E

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 1

2

durchaus zu genügen, während sich die Meisten offensicht-

4

5

6

7

8

9

10

ZUFRIEDENHEIT X

lich wesentlich mehr wünschen.

Soziale Gruppe: Jugendliche

3

Zielgruppenbefragung

10 9 8

Zufriedenheit

7 6 5 4 3 2 1

Le

be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

0

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Lebensunterhalt

6.90

Wohnsituation

8.26

Gesundheitliche Versorgung

8.46

Arbeit / Beschäftigung

7.42

Soziale Teilhabe

4.13

FAZIT IM BEREICH JUGENDLICHE (DATENINTERPRETATION)

Es zeigt sich, dass die Jugendlichen im Vergleich mit der

10

E X P E R T E

9 8 7 6 5

1

4 3

Einschätzung der ExpertInnen im Durchschnitt eher zufriedener sind als vermutet. Es trifft sogar noch für den sehr umstrittenen Bereich der Sozialen Teilhabe zu. Die Bereiche Wohnen und Gesundheit sind kein grosses Thema für die jungen Leute. Die medizinische Versorgung funktioniert offensichtlich sehr gut und im Bereich der Wohnungen exis-

2

tieren auch genügend günstige Bleiben für Jugendliche, die

1

zu Hause ausziehen wollen und sich noch keine teure Unterkunft leisten können. Die Bereiche Arbeit und Finanzen

0 L

W

G

A

S

sind eng miteinander verbunden. Die meisten Jugendlichen

10

E X P E R T I N

9 8 7 6 5 4

2

zeigen sich in diesen Bereichen recht zufrieden. Es sind wenige, die Mühe haben eine Anstellung zu finden und sich entsprechend auch sehr unzufrieden äussern. Für junge Menschen mit Migrationshintergrund ist es offensichtlich schwieriger eine geeignete Arbeit zu finden. Dies hängt aber direkt mit dem oftmals tieferen Bildungsniveau und

3

sprachlichen Nachteilen zusammen. Es existieren aber oft

2

dichte Netze unter Familien und Landsleuten, so dass jun-

1

ge ausländische Stellensuchende nicht selten in Betrieben von MigrantInnen unterkommen.

0 L

W

G

A

S

10

Z I E L G R U P P E

9 8 7 6 5 4

Im Bezug auf Treffpunkte und Freizeitangebote besteht offenbar eine grosse Unzufriedenheit bei jungen Leuten in der Region. Wenige sind zwar ganz zufrieden mit dem Gebotenen, aber für die Mehrzahl existieren offensichtlich keine geeigneten Möglichkeiten. Die Betroffenen beklagen sich, dass sie sich nur auf Strassen und Plätzen, beim

3

Bahnhof oder bei Schulhäusern oder dann eben in Pubs,

2

Restaurants und Clubs mit Konsumzwang treffen können.

1

Vor allem die älteren Jugendlichen weichen in die grösse-

0 L

W

G

A

S

ren Städte wie Aarau und Luzern aus, viele zieht es sogar bis nach Zürich in den Ausgang. Es gibt zwar durchaus

L

Lebensunterhalt

W

Wohnsituation

kommen von den Kirchen und Freikirchen. Es gibt dort

G

Gesundheitliche Versorgung

Jungschar, Pfadi und Jugendtreffs für OberstufenschülerIn-

A

Arbeit / Beschäftigung

nen. Die Angebote sprechen aber vor allem die Jüngeren

S

Soziale Teilhabe

an und es gibt auch einige junge Leute, die sich von kirchli-

Zufriedenheit

chen Angeboten lieber distanzieren. Die Freikirchen spre-

einige Angebote für junge Leute. Viele dieser Offerten

chen zudem oft nur ihre „eigenen“ Leute an.

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Die Jugendkommission hat schon einiges ins Rollen gebracht. So existieren dank ihrer Initiative der Fun Park mit Skaterbahn und Kletterwand, sowie die Jugendräume „Jump“, die mitsamt einer guten Infrastruktur gemietet werden können. Zudem wurde mit Erfolg das Projekt „Midnight Games“ lanciert. Diese Angebote richten sich aber nur an eine kleine Schar von Jugendlichen mit besonderen Interessen, vor allem im sportlichen Bereich. Als eigentliche Treffpunkte haben sie nur eine sekundäre Funktion. Auch die Organisation von Anlässen in den Jugendräumen verlangt von den Jungen einiges an Initiative und Risikobereitschaft. Eine grosse Problematik bei der Lancierung von Angeboten im Bereich Jugend ist die ausgeprägte Kluft zwischen in- und ausländischen Jugendlichen. Hier bestehen offensichtlich mindestens zwei parallele Gesellschaftsgruppen. Auf der einen Seite sind da die SchweizerInnen und auf der anderen Seite die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bei der zweiten Gruppe ist diejenige mit Menschen aus dem Balkan besonders gross. Bei den ausländischen Gruppen gibt es dann wiederum viele Untergruppen, je nach Herkunft. Besonders gross sind diese bei den albanischstämmigen und den türkischen Jugendlichen. Zwischen den verschiedenen Gruppen bestehen grosse Konkurrenzen und Rivalitäten. Es gibt kaum Kontakte über die Grenzen hinaus. Das lässt sich bereits in der Schule und entsprechend auf den Pausenplätzen beobachten. Diese Situation erschwert den Aufbau von Angeboten erheblich. Manche gut gemeinte Projekte von Kirchen und Jugendlichen selber, sind an dieser Problematik nach kurzer Zeit gescheitert. Es gibt ohnehin offensichtlich viel zu wenig Begegnungsmöglichkeiten und Treffpunkte und wenn dann eines der raren Angebote seine Türen öffnet, beginnt sofort der Kampf um das neue Territorium unter den Herkunftsgruppen. Neue Treffpunkte werden oft von SchweizerInnen aufgebaut, aber nach kurzer Zeit werden sie von anderen Gruppen eingenommen. Dazu kommen dann weitere Probleme wie Randale, Schlägereien und Nichtbeachten von Hausregeln. Solch gut gemeinte, von Nichtprofessionellen aufgezogene Treffs, werden oft in Kürze frustriert wieder geschlossen. So lange die Rivalitäten zwischen den Jugendlichen verschiedener Herkunft anhalten und das Angebot so dürftig ist, muss es zu Konkurrenzverhalten um den wenig vorhandenen Raum kommen. Als Lösungen bieten sich hier Angebote an, die Verbindungen zwischen den Gruppen herstellen. Die Midnight Games, die mit Erfolg in Reinach eingeführt wurden, sind sicher ein solcher Ansatzpunkt. Das Brückenschlagen zwischen den verschiedenen Landsleuten muss frühzeitig beginnen. Hier hat sicher die Schule einen wichtigen Auftrag. Andererseits braucht es genügend Begegnungsraum, damit sich die Konkurrenz entschärft. Die Angebote müssen aufgrund des hohen Spannungsfelds professionell betreut werden. Das neue Angebot mit dem Kulturhaus in Teufenthal ist ein Schritt in diese Richtung. Es muss sich aber zuerst zeigen, ob dadurch genügend Jugendliche angezogen werden und ob die Distanz und die Lage in einem anderen Dorf Hinderungsgründe sind. Der Probebetrieb läuft seit diesem Jahr und man darf gespannt sein auf die ersten Zahlen. Bei der Befragung der jungen Leute hat sich allerdings herausgestellt, dass kaum jemand über das neue Zentrum Bescheid weiss. Offensichtlich gibt es noch ein grosses Manko bei der Information. Wenn schon ein neues und aufwändiges Angebot geschaffen wird, sollte die Zielgruppe auch genügend darüber informiert werden. Bestrebungen in dieser Hinsicht sind im Gange. Trotzdem sind erhebliche Zweifel erlaubt, ob das neue Zentrum die unbefriedigende Situation im Bereich der Sozialen Teilhabe für Jugendliche im Oberen Wynental wesentlich zu entschärfen vermag.

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2.3. Bedürfnisse der Betagten EXPERTINNEN - INTERVIEW 1 LEA EHRLER, PRO SENECTUTE - ausgebildete Sozialarbeiterin (HSA Luzern) - während 14 Jahren Stellenleiterin bei Pro Senectute Reinach AG - seit einem halben Jahr nicht mehr Leiterin, sondern Beraterin mit einem 50 %-Pensum In materieller Hinsicht kann man davon ausgehen, dass zwei Drittel der Betagten sehr gut situiert sind. Im Vergleich zu städtischen Gebieten sind in der Region auch viele sehr gut eingebettet, weil sie hier ihr soziales Netz (Angehörige) haben. Zudem haben viele eigene Häuser, Land mit Obstbäumen oder grosse Gärten. Hin und wieder wenden sich ältere Menschen mit finanziellen Problemen an die Pro Senectute. Hier werden sie oftmals an den Sozialdienst weiter verwiesen, mit dem eine sporadische Zusammenarbeit existiert. Eine Zeit lang wurden alle Personen über sechzig Jahren vom Sozialdienst generell zur Pro Senectute geschickt. Insofern musste man sich aber umgehend abgrenzen, da dies die Kapazität der Stelle bei Weitem übersteigt, zumal sie für den ganzen Bezirk Kulm zuständig ist. Zuschüsse gibt die Pro Senectute vor allem für Hilfsmittel wie Hörgeräte oder bei speziellen Anliegen wie zum Beispiel Zahnbehandlungen. Dazu muss von der Stelle ein Gesuch gestellt werden und das Geld kommt vom Bund. Zur Wohnsituation kann gesagt werden, dass der Grossteil der Betagten in den eigenen vier Wänden lebt. Man darf davon ausgehen, dass nur etwa acht Prozent in Heimen untergebracht sind. In ein Heim gehen die Betagten in der Regel erst, wenn sie über achtzig sind und wirklich Pflege brauchen. Die Spitex hat viel dazu beigetragen, dass die Leute länger daheim bleiben können. Aber auch Pro Senectute und der Regionale Besuchsdienst bieten Hilfestellungen zu Hause an. Vor allem bei den grösseren, etablierten Heimen bestehen recht lange Wartelisten. Es ist nicht einfach, einen Heimplatz zu bekommen. Viele Leute erkundigen sich in dieser Hinsicht bei der Pro Senectute und es gibt dort auch Listen mit den verschiedenen Angeboten. Nicht der Vergleich der Heimtaxen, sondern die generelle Finanzierbarkeit eines Heimaufenthalts beschäftigt manche Betroffenen. In den letzten Jahren informieren sich die Angehörigen aber oft direkt, zum Beispiel über das Internet. Ein wichtiger Anbieter ist das Pflegeheim des Spitals Menziken. Es ist vom Status her ein Krankenheim und die Krankenkassen zahlen dort die vollen Pflegekosten. Dies kann finanziell von Vorteil sein, aber die Leute müssen auch wirklich pflegebedürftig sein. Eine neue Wohnung zu finden, ist kein grosses Problem in der Region. Es existiert auch viel günstiger Wohnraum. In gesundheitlicher Hinsicht ist die Versorgung sehr gut. Wichtige Bedürfnisse werden durch die Spitex abgedeckt. Pro Senectute bietet in dieser Hinsicht auch einen Haushilfsdienst und einen Mahlzeitenservice an. Im Weiteren gibt es auch noch zwei Restaurants, die Essen nach Hause bringen. Für Menschen, die einsam, psychisch angeschlagen oder am Sterben sind, leistet der Besuchsdienst wertvolle Dienste. Bei der ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung gibt es allerdings Engpässe. Es fehlt jetzt schon an AllgemeinmedizinerInnen, und es werden in den nächsten Jahren sicher noch drei ansässige Hausärzte/Hausärztinnen altershalber aufhören. Es gibt auch keinen Hals-Nasen-Ohren-

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Arzt in der Region. Dafür müssen die Leute entweder nach Aarau oder Luzern reisen. Bedarf würde auch für ein Tageszentrum bestehen, wie es zum Beispiel das Rote Kreuz in Aarau führt. Jeden Tag wird dort eine Gruppe Leute betreut. Sie bekommen Mahlzeiten, Beschäftigung, Betreuung und Therapien. Es wurden von der örtlichen Pro Senectute schon Projekte in dieser Hinsicht lanciert, aber mangels Finanzierung wieder eingestellt. Ein solches Zentrum sollte sich nicht nur an Betagte wenden, sondern zum Beispiel auch an IV-BezügerInnen. Damit könnte man es auch über IV-Gelder mitfinanzieren. Die örtlichen Heime und das Spital haben immer wieder guten Willen gezeigt, Tagesoder Nachtaufenthalte anzubieten, aber konkret hat es nie geklappt. Dies könnte ein wichtiges Angebot sein für Leute, die beispielsweise einen Partner oder eine Partnerin mit Demenz zu Hause betreuen und einfach einmal einen Tag Abstand und Ruhe brauchen. Im Bereich Beschäftigung und Soziale Teilhabe gibt es viele Angebote für Betagte. Pro Senectute bietet einmal monatlich einen Mittagstisch an. Dann gibt es einen Spielnachmittag in Reinach, wo vor allem gejasst wird. Im Weiteren bieten sich Turnstunden, Wander- und Velogruppen oder auch Sprachkurse an. Nach diesen Betätigungen sitzen die Leute dann auch noch länger zusammen und pflegen Kontakte. Von den Kirchen werden auch spezielle Angebote für ältere Menschen bereit gestellt. Die Betagten wissen meist ihren Tag gut auszufüllen. Einzig der Sonntag ist für manche ein Problem. Die Familien nutzen diesen Tag für sich und die älteren Menschen bleiben alleine. Ein spezielles Sonntagsangebot mit Treffpunkt, Mahlzeit und Ausflügen wäre sehr hilfreich, aber es ist schwierig eine verantwortliche Person zu finden, die für eine Kontinuität sorgt und auch bereit ist, ihre eigenen Sonntage dafür zu opfern. Die Expertin Lea Ehrler schätzt die Zufriedenheit der Betagten wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Betagte

Einschätzung Expertin 1

10 9 8 7 6 5 4 Zufriedenheit

3 2 1

Le

be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

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EXPERTINNEN - INTERVIEW 2 RITA STEINER, REGIONALER BESUCHSDIENST - seit 2002 aktive Mitarbeitende beim Regionalen Besuchsdienst - abgeschlossene Kurse für Besuchsdienst und Sterbebegleitung Im materiellen Bereich ist es sicher für viele Betagte hart, wenn sie realisieren müssen, wie schnell ihr Erspartes bei einer Pflegebedürftigkeit aufgebraucht ist. Ein Platz in einem Alters- oder Pflegeheim ist mit enormen Kosten verbunden und je pflegebedürftiger die Betroffenen werden, umso teurer wird es. Jede Dienstleistung und jeder Handgriff werden separat berechnet. Hier leistet der Besuchsdienst manchmal nützliche Dienste, indem solch kleine Verrichtungen übernommen werden können. Oft ist es vielleicht besser, wenn die Betagten gar nicht mehr realisieren, dass die Pflegekosten schon lange nicht mehr von ihrem eigenen Geld beglichen werden. In der Bedürfniskategorie Wohnen gibt es ein umfassendes Angebot in der Region für Betagte. Die Altersheime Sonnenberg in Reinach und Falkenstein in Menziken bieten gute Aufenthaltsmöglichkeiten. Dazu kommt noch die Stiftung Dankensberg in Beinwil am See, die sich als Alters- und Pflegeheim für den ganzen Bezirk Kulm anbietet. Im Spital Menziken gibt es zudem eine grosse Pflegestation. Bei der gesundheitlichen Versorgung bieten die Spitex-Organisationen wichtige Leistungen an. Es ist sicher wünschenswert, dass pflegebedürftige Menschen dadurch länger zu Hause bleiben können. Aber es bedeutet auch eine Unterordnung unter den Terminplan der Betreuenden. So wird man schon um 18 Uhr bettfertig gemacht, weil es der Arbeitsplan nicht anders zulässt. Die Abdeckung mit ÄrztInnen ist grundsätzlich gut. Allerdings fehlt es bei diesen oft an Zeit für persönliche Kontakte. Es kommt zu Schnellabfertigungen und eine ganzheitliche Betreuung bleibt auf der Strecke. Besonders die betagten Menschen sind schutzlos den Folgen der Kostenexplosion im Gesundheitssektor ausgeliefert. Hier müssten die PolitikerInnen vermehrt an Lösungen arbeiten. In den Heimen gibt es sehr gute Angebote in Bezug auf Beschäftigung. Es finden Spielnachmittage statt, es wird gebastelt, geturnt und es gibt auch immer wieder Feste und Feiern, zum Beispiel wenn jemand Geburtstag hat. Solche Betätigungsmöglichkeiten findet man mehr in den Heimen als auf der Pflegestation des Spitals. Aber auch dort gibt es diverse Angebote, so werden zum Beispiel manchmal gemeinsam Mahlzeiten gekocht. Auch ausserhalb der verschiedenen Institutionen existieren viele Möglichkeiten zur Betätigung. Der Frauenverein organisiert Spielnachmittage und die Pro Senectute bietet Turnen, Wandergruppen, Schwimmen, PC-Kurse und vieles mehr an. Die Angebote sind sehr reichhaltig. Dagegen ist die Hemmschwelle der Zielgruppe sehr gross. Vielfach trauen sich die Betagten nicht mehr, sie sind ängstlich, verunsichert und tun sich schwer mit neuen Kontakten. Dazu kommen die altersbedingten Handicaps, wie nachlassende Fingerfertigkeit, schlechtes Sehen oder Hören. Besonders die Männer zeigen Mühe, sich auf neue Betätigungen einzulassen. Das Benützen von Angeboten wird oftmals durch die eingeschränkte Mobilität verunmöglicht, besonders wenn sie ausserhalb der näheren Region stattfinden.

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Im Bereich der Sozialen Teilhabe haben die Betagten unterschiedliche Bedürfnisse und Kompetenzen. Wenn jemand lange zu Hause gelebt hat und dort ein gutes soziales Netz aus Verwandten und Freunden hatte, wird er auch in einem Heim schneller Kontakt finden. Wer aber vorher schon zurückgezogen gelebt hat, tut sich auch später meistens sehr schwer. Oftmals beginnt der Rückzug, wenn der Partner oder die Partnerin stirbt. Die Menschen verlassen dann kaum noch das Haus und die Hemmschwelle wird immer höher. Die Betroffenen sagen dann oft, sie seien gerne zu Hause und brauchen keinen Kontakt. Aber dies dient oft zum Schutz und das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen wird verdrängt. Sie beginnen sich auch selbst zu vernachlässigen, ernähren sich nicht mehr richtig oder trinken viel zu wenig. Es gibt eine grosse Dunkelziffer von Menschen, von denen niemand weiss, wie sie leben. Eine gute Lösung für diese Problematiken wären Alterswohngemeinschaften. Viele Betagte leben allein in grossen Häusern mit vielen Zimmern und Gärten. Hier gäbe es grosses Entwicklungspotential und es könnte eine gute Lösung für die Zukunft sein. Die MitbewohnerInnen müssten ja auch nicht unbedingt im gleichen Alter sein. Aber es stellt sich wieder das Problem der grossen Hemmschwelle. Eine andere Möglichkeit wäre auch, vermehrt Kinder und Betagte zusammenzubringen. Dies könnte in Form eines Generationentreffs oder eines Kinderhorts in einem Altersheim geschehen. Allerdings ist der organisatorische Aufwand recht gross und es muss auf beiden Seiten zuerst eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Abschliessend für den Bereich der Sozialen Teilhabe muss erwähnt werden, dass der Besuchsdienst eine wichtige Funktion erfüllt. Hier würde noch Bedarf bestehen, dass sich auch vermehrt Männer als Besucher engagieren. Die Expertin Rita Steiner schätzt die Zufriedenheit der Betagten wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Betagte

Einschätzung Expertin 2

10 9 8 7 6 5 4 Zufriedenheit

3 2 1

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BEFRAGUNG DER ZIELGRUPPE Befragte Personen:

52, davon 34 Frauen und 18 Männer

Befragungsorte:

Strassen, Plätze, vor Einkaufszentren

Besonderes:

Befragungen zu Hause durch Mitarbeitende der Pro Senectute

Offensichtlich sind die betagten Menschen in der Region Oberes Wynental sehr zufrieden. Jedenfalls erreichen die Zahlen auf der Zufriedenheitsskala Spitzenwerte, besonders im Bereich des Wohnens. Einzig auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung liegt die Bewertung leicht tiefer. Hier wurde von den Befragten mehrmals spontan geäussert, dass es zu wenig AllgemeinmedizinerInnen auf dem Platz gibt. Auch wurde von mehreren Personen bemängelt, dass die HausärztInnen zu wenig Zeit für ihre PatientInnen aufbringen können und es zu unpersönlichen Schnellabfertigungen kommt. Dann wurde erwähnt, dass ein Ohrenarzt bzw. eine Ohrenärztin fehlt, oder dass keine Angebote im Bereich der Alternativmedizin existieren. Bei der materiellen Versorgung gab es einige Stimmen, die beklagten, dass die Renten keinen befriedigenden Lebensstandard zulassen. Die steigenden Preise vor allem bei den Krankenkassenprämien werden nicht durch Rentenerhöhungen ausgeglichen. Im Bereich der Sozialen Teilhabe äusserten sich ebenfalls die meisten Betagten sehr zufrieden. Interessanterweise sagten gleich mehrere Personen, dass es sehr viele interessante Angebote für ältere Leute gebe, diese aber von anderen genutzt werden sollten. Die Befragten selber benötigen nach eigenen Angaben keine Kontakte und sie sind zufrieden alleine. Hingegen wurde doch mehrmals erwähnt, dass die Wochenenden, vor allem die Sonntage, ein Problem sind. Dann wollen die Jungen etwas für sich unternehmen und die älteren Leute bleiben von ihren Familien alleine gelassen. An Sonntagen gibt es keine Angebote.

Soziale Gruppe: Betagte

Zielgruppenbefragung

10 9 8

Zufriedenheit

7 6 5 4 3 2 1

Le

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0

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Lebensunterhalt

8.20

Wohnsituation

9.14

Gesundheitliche Versorgung

7.69

Arbeit / Beschäftigung

8.75

Soziale Teilhabe

8.20

FAZIT IM BEREICH BETAGTE (DATENINTERPRETATION)

Wie schon bei den Jugendlichen äussert sich die Zielgrup-

10 9 8 7 6 5

E X P E R T I N

pe eher zufriedener als es die ExpertInnen erwarten. Die-

1

„Man muss halt zufrieden sein wie es ist“ und „man darf ja

4 3

ses Resultat kann aber etwas relativiert werden, wenn man berücksichtigt, dass dahinter eine bestimmte Grundhaltung der älteren Menschen steckt. So haben erstaunlich viele Befragte die folgenden zwei Standardsätze geäussert:

2

nicht klagen“. Gerade diese Leute haben dann auf der Zu-

1

friedenheitsskala auch meistens die Zehn gewählt. Nach der Auswertung der Befragungen kann mit Sicherheit ge-

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sagt werden, dass es bei der Versorgung mit ÄrztInnen für

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E X P E R T I N

9 8 7 6 5 4

2

gewisse Leute einige Probleme gibt. So fehlt es an HausärztInnen und die bestehenden haben oft zu wenig Zeit und der persönliche Kontakt wird vernachlässigt. Trotzdem haben viele Betagte ihren bewährten Hausarzt oder ihre Hausärztin und sind damit sehr zufrieden. In materieller Hinsicht gibt es einige, die Mühe haben mit ihrer Rente den

3

Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Grossteil der Betagten

2

lebt aber in guten bis sehr guten materiellen Verhältnissen.

1

Die Expertin 2 hat die Zufriedenheit in diesem Bereich wesentlich tiefer eingeschätzt. Als Mitarbeitende des Be-

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S

suchsdienst hat sie vor allem Menschen in Pflegeheimen

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Z I E L G R U P P E

9 8 7 6 5 4

besucht und dabei erlebt, wie schnell das Vermögen der Betagten bei den ständig steigenden Pflegekosten aufgebraucht ist. Die Explosion im Gesundheitswesen betrifft besonders auch die ältere Generation sehr stark. Im Bereich der Sozialen Teilhabe ist die Situation schwieri-

3

ger zu beurteilen. Offensichtlich gibt es viele gute Angebote

2

für Betagte in der Region. Die Betroffenen äussern sich

1

auch sehr zufrieden damit. Trotzdem fällt auf, wie viele

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G

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S

Menschen von sich sagen, dass sie nichts dergleichen benötigen und sich alleine genügen. Beide Expertinnen

L

Lebensunterhalt

W

Wohnsituation

tion und Verdrängung von Bedürfnissen stattfinden. Jeden-

G

Gesundheitliche Versorgung

falls ist die Hemmschwelle für die Benutzung von Angebo-

A

Arbeit / Beschäftigung

ten aus verschiedenen Gründen sehr gross. Mangelnde

S

Soziale Teilhabe

Mobilität, Handicaps, Unsicherheiten und Ängste sind wich-

Zufriedenheit

tige Faktoren. Viele Betagte leben auch komplett isoliert

haben Zweifel angebracht, wie weit hier Rückzug, Resigna-

und werden von keinen Angeboten erreicht.

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2.4. Bedürfnisse der MigrantInnen EXPERTINNEN - INTERVIEW 1 MARIANNE EICHENBERGER, NETZWERK INTEGRATION - Lehrerin in Reinach - erteilt seit 1989 Deutschkurse für Fremdsprachige - Leitung von Integrationskursen - seit der Gründung im Jahre 2000 aktive Mitarbeitende im Netzwerk Integration Bei materiellen Schwierigkeiten helfen sich MigrantInnen-Familien oft zuerst selber aus, bevor sie andere Angebote nutzen. Dies hat aber auch mit der Angst zu tun, dass mit dem Bezug von Sozialhilfe der Verlust der Aufenthaltsbewilligung droht. Bei materiellen Engpässen kann neben dem Regionalen Sozialdienst auch noch die Lebensmittelhilfe des Kantons Aargau („Carton du coeur“) angefragt werden. Aber oftmals sind MigrantInnen sehr schlecht informiert über solche Hilfsangebote. Besonders schwierig in materieller Hinsicht ist die Lage von allein erziehenden MigrantInnen, die keine Familie oder Sippe als Rückhalt haben. Es wäre sehr gut, wenn es ein niederschwelliges Angebot in dem Bereich für alle MigrantInnen gäbe, wohin sie sich ohne Angst hinwenden könnten. Im Bereich Wohnen zeichnet sich die Region durch ein grosses Angebot von günstigen Wohnungen aus. Dies ist allgemein bekannt und mit ein Grund, warum hier so viele AusländerInnen wohnen. Oft arbeiten die Väter weit entfernt, aber die Familie wohnt kostengünstig in Reinach-Menziken. Es gibt aber auch immer mehr gut etablierte Migranten-Familien, die Häuser kaufen in der Region. Es existieren einige Quartiere, wo praktisch ausschliesslich ausländische Personen wohnen. Wenn einmal vier bis fünf ausländische Familien in einem Block leben, wollen dort vielfach keine SchweizerInnen mehr einziehen. Unter den Aspekten der gesundheitlichen Versorgung muss in der Region ein Ärztemangel festgestellt werden. Ausländische Personen haben dabei oft besonders Mühe, bei einem Arzt oder einer Ärztin unterzukommen und müssen ausserhalb der Region suchen. Zahnärzte/Zahnärztinnen werden hingegen oft in den Heimatländern der Zuwanderer besucht, da dies dort ungleich billiger ist. Die örtlichen Angebote im Gesundheitsbereich werden von MigrantInnen nur spärlich benutzt. Es gilt auch für die kostenlose Mütterberatung, die nur wenig in Anspruch genommen wird. Das Nichtbenützen der Angebote hat mit einer Wechselwirkung aus mangelnder Information und mangelndem Interesse zu tun. Um diese Spirale zu durchbrechen würde es einen extrem niederschwelligen Zugang zu Beratung und Information im Gesundheitsbereich brauchen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden sich MigrantInnen oft direkt an das örtliche Spital. Im Bereich Arbeit gibt es ein recht grosses Stellenangebot in der Region. Trotzdem liegt der Prozentsatz der Arbeitslosigkeit über dem Schweizerischen Durchschnitt. Es fehlen vor allem Teilzeitstellen. Für ungebildete Arbeitskräfte gibt es in der Industrie einige Angebote, doch sind die Arbeitsbedingungen manchmal sehr schlecht. Frauen, die nicht gut Deutsch sprechen und Jugendliche ohne ausreichende Ausbildung sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. In diesem Bereich gibt es Brücken-

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angebote durch den Sozialdienst. Das Problem sind aber nicht eigentlich die fehlenden Stellen, sondern die ungenügende Ausbildung der Leute. Zur Förderung jener Menschen wären zusätzliche Angebote wünschenswert. Offizielle Treffpunkte für MigrantInnen gibt es keine in der Region. Oft werden solche aber von den Betroffenen selber auf die Beine gestellt. So gibt es den albanisch-islamischen, den türkischislamischen Verein und einige selbst gegründete Clubs, wo sich Landsleute treffen können. Für Jugendliche stehen verschiedene Angebote offen, die sich aber nicht spezifisch an MigrantInnen richten. Für die Frauen existieren wenige Möglichkeiten. Dieser Lücke sollte auch mit den vom Netzwerk Integration lancierten Deutschkursen für Frauen begegnet werden. Allerdings dürfen viele Migrantinnen kaum das Haus verlassen oder können neben der Belastung aus Arbeit und Familie keine freie Zeit aufbringen. Im Bereich von Integrationsangeboten ist das fehlende Interesse der ausländischen Bevölkerung ein grosses Hindernis. Eine vom Netzwerk Integration vor drei bis vier Jahren bei zweihundert albanischen Familien gemachte Umfrage hat bemerkenswerte Ergebnisse gezeigt: Das Interesse an Veranstaltungen über Kleinkindererziehung oder für bessere Chancen von Schulkindern erwies sich als verschwindend klein. Noch am ehesten waren die Menschen an Treffpunkten, wo sie sich mit Landsleuten treffen könnten, interessiert. Dies zeigt, dass oft gut gemeinte Angebote ihre Wirkung verfehlen, weil schlicht kein Bedürfnis dafür besteht. Die Expertin Marianne Eichenberger schätzt die Zufriedenheit der MigrantInnen wie folgt ein:

Soziale Gruppe: MigrantInnen

Einschätzung Expertin 1

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3 2 1

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EXPERTEN - INTERVIEW 2 HASSAN BAJRAMI, ALBANISCH – ISLAMISCHER VEREIN - Mitglied im Albanisch-Islamischen Verein, früher Präsident - seit vier Jahren Mitarbeitender im Netzwerk Integration - albanischstämmige Familie, seit 1969 in der Schweiz In materieller Hinsicht zeigt sich folgendes Bild: AusländerInnen, die hier die Schule und eine Berufslehre gemacht haben, sind in der Regel gut versorgt, vorausgesetzt sie haben keine Probleme mit der deutschen Sprache. Einwanderer/Einwanderinnen die schon länger hier sind haben oft mehr Probleme, vor allem wenn sie die Arbeit verlieren. Die meisten sind zudem ungelernt und das Lohnniveau ist entsprechend tief. Zum Glück leben auch gerade die Albanischstämmigen oft noch in einer Art Sippengemeinschaft und die gegenseitige Unterstützung ist sehr tragfähig. Auch aus diesem Grund sind es nur wenige, die Sozialhilfe beanspruchen. Im Weiteren lässt es bei manchen der Stolz nicht zu sozialhilfeabhängig zu werden und bei anderen kommt noch die Furcht um die Gefährdung der Aufenthaltsbewilligung dazu. Auch wissen die Leute, dass sie später die Sozialhilfe wieder zurückzahlen müssen, wenn sich die Situation stabilisiert hat. Die finanzielle Situation wird auch durch die regelmässigen Reisen in die Heimat stark belastet. Viele Familien fahren zweimal oder mehr im Jahr zu ihren Angehörigen und unterstützen sie auch noch finanziell. Die Zufriedenheit mit der materiellen Situation ist deshalb nicht sehr hoch in diesem Bevölkerungssegment. Das Wohnangebot in der Region ist recht gross. Es gibt auch günstige Wohnungen. Da kommt es einfach darauf an, welche Ansprüche man hat. Es wird auch viel gebaut, aber der neu entstehende Wohnraum ist für MigrantInnen meistens zu teuer. Eigentlich ist es kein Problem eine Wohnung zu finden, wenn man die richtigen Referenzen hat. Für AusländerInnen ist die Wohnungssuche sicher etwas schwieriger. Gerade für Albanischstämmige ist es wegen ihrem schlechten Ruf nicht einfach. Sie leiden nun darunter, weil sich ein paar wenige Landsleute in ein schiefes Licht gestellt haben. Die gesundheitliche Versorgung in der Region ist sehr gut. Dem Befragten sind keine Fälle bekannt wo MigrantInnen von keinem Arzt oder Ärztin aufgenommen wurden und schon gar nicht, weil sie keine SchweizerInnen sind. Die Zahnärzte/Zahnärztinnen können zum Teil keine neuen PatientInnen mehr annehmen, aber die Ablehnungen haben nichts damit zu tun, ob man AusländerIn ist oder nicht. Die unter dem Thema Wohnangebot beschriebenen Vorurteile wirken sich auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Als AlbanerIn hat man wirklich ein Problem bei der Arbeitssuche. Alle MigrantInnen, die keine Stelle haben oder arbeitslos geworden sind, haben es sehr schwer eine Arbeit zu finden, besonders wenn sie schlecht qualifiziert sind. Vor allem die ältere Generation bleibt dabei oft auf der Strecke, ausser die Betroffenen besitzen Fähigkeiten, die gerade gefragt sind. Wer eine Stelle hat, ist in der Regel sehr zufrieden damit, auch wenn die Arbeitsbedingungen nicht immer optimal sind. Es sind meistens schon langjährige Mitarbeitende und sie haben sich gut eingegliedert im Betrieb. Allerdings haben auch viele Angst um ihren Job, vor allem in Zeiten der Rezession. Angebote für Weiterbildungen gibt es kaum. Auch wenn sie existieren würden ist allerdings fraglich, wie weit sie von den Zugewanderten genützt würden. Da ist die Hemmschwelle (schon wegen der Sprache) beträchtlich.

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Die Soziale Teilhabe wird durch viele selbst organisierte Clubs gewährleistet. Dort können sich die entsprechenden Landsleute treffen. Es gibt sechs bis sieben albanische Treffpunkte, dann einen spanischen, einen thailändischen und weitere mehr. Das hat natürlich nichts mit Integration zu tun, sondern da treffen sich Gleichgesinnte. Zudem existiert auch eine Moschee mit einer Kaffeestube, wo sich eher die älteren Leute treffen. Für die Jugendlichen gibt es in diesem Bereich Billardclubs, einen albanischen Motorradclub und einen albanischen Fussballverein in Reinach. Es hat genügend Angebote, wo sich Landsleute treffen können. Im Bereich der Integration werden einige Angebote durch das Netzwerk geschaffen. Aber immer wieder muss die Erfahrung gemacht werden, dass die gut gemeinten Offerten auf nur wenig Interesse stossen. Es liegt nicht an der Information. Die Menschen in der Zielgruppe wissen was angeboten wird und kommen trotzdem nicht. Es fehlt einfach an Interesse. Zudem hat es auch mit dem Horizont der Menschen zu tun, die manchmal erst später einsehen, was ihnen ein Angebot gebracht hätte. Das Bildungsniveau der Eltern ist ganz entscheidend dafür, wie sie diese Angebote für sich oder ihre Kinder nutzen. Ein typisches Beispiel dafür sind die Deutschkurse, die auch nur mässig besucht werden. Das Netzwerk Integration wollte auch eine Spielgruppe für albanischstämmige Kinder ins Leben rufen. Aber auch dieser Versuch ist mangels Interesse gescheitert. Zusammenfassend kann man sagen, dass es wirklich nicht an den Angeboten fehlt. Das Desinteresse der Betroffen ist leider der Stolperstein und man kann nur hoffen, dass nächste Generationen die Integration besser verwirklichen. Der Experte Hassan Bajrami schätzt die Zufriedenheit der MigrantInnen wie folgt ein:

Soziale Gruppe: MigrantInnen

Einschätzung Experte 2

10 9 8 7 6 5 4 Zufriedenheit

3 2 1

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be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

0

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BEFRAGUNG DER ZIELGRUPPE Befragte Personen:

50, mehrheitlich Männer

Befragungsorte:

Strassen, Plätze, vor Einkaufszentren, in Treffpunkten

Nationalitäten:

mehrheitlich TürkInnen / AlbanerInnen, insgesamt aus elf Nationen

Die Zufriedenheit der MigrantInnen liegt gemäss der Stichprobenbefragung unter derjenigen von anderen Bevölkerungsgruppen. Vor allem in den beiden Bereichen Lebensunterhalt und Arbeit lassen sich relativ tiefe Werte feststellen. Diese Bereiche sind natürlich auch unmittelbar miteinander verknüpft. Acht Personen haben sich geäussert, dass sie arbeitslos oder auf Stellensuche sind. Mehrfach wurde auch geäussert, dass es sehr schwierig ist, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Entsprechend unzufrieden äusserten sich die Betroffenen. Bei denjenigen, die über eine Arbeitsstelle verfügen, ist der Anteil der sehr Zufriedenen dann aber recht hoch. Die Grafik rechts zeigt die Verteilung der Zufriedenheiten bei der materiellen Situation. Hier gibt es offensichtlich nur ganz wenige sehr Zufriedene, während die tieferen Bereiche recht gut vertreten sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass die materielle Situation für viele MigrantInnen unbefriedigend ist. Im gesundheitlichen Bereich hingegen ist die Abdeckung recht gut. Verschiedentlich wurden von Befragten die hohen Zahnarztkosten beklagt. Im Bereich der Sozialen Teilhabe zeigt sich bei der Datenauswertung ein uneinheitliches Bild. Jedenfalls besteht hier kein grundlegender Mangel.

Soziale Gruppe: MigrantInnen

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M I G R A N T I N N E N

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ZUFRIEDENHEIT

Zielgruppenbefragung

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Zufriedenheit

7 6 5 4 3 2 1

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be ns un te rh al W G t es oh un ns dh itu ei at tli io ch n e Ve rs A or rb gu ei t/ ng B es ch äf tig un So g zi al e Te ilh ab e

0

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Lebensunterhalt

5.03

Wohnsituation

6.65

Gesundheitliche Versorgung

7.54

Arbeit / Beschäftigung

5.90

Soziale Teilhabe

6.83

FAZIT IM BEREICH MIGRANTINNEN (DATENINTERPRETATION)

Die ausländische Bevölkerung ist im Schnitt offensichtlich

10

E X P E R T I N

9 8 7 6 5 4

1

3

weniger gut situiert als die einheimische Bevölkerung. Besonders auf dem Arbeitsmarkt ist es für viele MigrantInnen schwierig, Fuss zu fassen. Durch den Rückgang der Industrie in der Region sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen, vor allem auch solche für wenig qualifizierte Arbeitskräfte. Dieser Arbeitsplatzverlust trifft dann vielfach die ältere Generation von Einwandern. Für einige ist es kaum mehr möglich wieder eine neue Stelle zu finden. Diese

2 1

Schwierigkeiten hängen aber auch direkt mit niedriger Bil-

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W

G

A

dung oder schlechten Deutschkenntnissen zusammen. Die

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Generation von AusländerInnen, die bereits hier aufge-

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E X P E R T E

9 8 7 6 5

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wachsen ist, hat in der Regel bereits bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Aber auch hier sind Ausbildung und Sprachkenntnisse ganz entscheidend für die Stellensuche. Offenbar haben zu viele ausländische Eltern noch nicht eingesehen, wie wichtig eine gute Ausbildung und Integration ihrer Kinder für deren Zukunft ist. Neben den Bildungsdefiziten gibt es aber durchaus auch Nachteile für Migran-

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tInnen wegen ihrer Herkunft. Einige Volksgruppen haben

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offensichtlich mit ihrem schlechten Ruf zu kämpfen. Dies

0 L

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G

A

trifft mindestens auf die albanischstämmige Bevölkerung

S

10

Z I E L G R U P P E

9 8 7 6 5 4

vermehrt zu. Inzwischen gibt es aber auch viele Eingewanderte im Oberen Wynental, die sich sehr gut integriert und etabliert haben. Einige von ihnen haben auch Betriebe und Geschäfte gegründet. Jugendliche MigrantInnen auf Stellensuche kommen somit oft an Arbeitsstellen bei ihren Landsleuten unter.

3 2

Entsprechend ist die materielle Situation für viele Auslände-

1

rInnen nicht befriedigend. Die regelmässigen Reisen zu

0 L

W

G

A

S

den Familien in der Heimat stellen eine zusätzliche finanzielle Belastung dar und manche unterstützen auch ihre

L

Lebensunterhalt

Verwandten im Heimatland mit Geld. Erstaunlich ist unter

W

Wohnsituation

diesen Voraussetzungen, dass der Anteil der MigrantInnen

G

Gesundheitliche Versorgung

bei den SozialhilfeempfängerInnen proportional nicht höher

A

Arbeit / Beschäftigung

S

Soziale Teilhabe

dem Stolz nicht abhängig zu werden. Dazu kommt noch die

Zufriedenheit

Furcht vor Konsequenzen für die Aufenthaltsbewilligung.

ist in der Region. Das hängt mit den starken familiären Netzen von Auswandererfamilien zusammen, aber auch mit

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Die Wohnsituation für die ausländische Bevölkerung ist in der Umgebung von Reinach und Menziken recht gut. Für die weniger gut situierten Personen gibt es ein grosses Angebot an günstigem Wohnraum. Es lassen sich auch immer wieder leer stehende Wohnungen finden. Bei einem Rundgang durch die Gemeinden lässt sich aber nicht verleugnen, dass eine gewisse „Ghettoisierung“ stattfindet. Es gibt Quartiere und Strassenzüge in denen nur noch AusländerInnen wohnen. Oft sind es sogar alles Menschen mit derselben Herkunft. Der Bereich der Sozialen Teilhabe verdient eine besondere Behandlung, auch weil er indirekt mit dem Thema Integration verknüpft ist. Treffpunkte, wo sich Landsleute treffen können, gibt es erstaunlich viele. Je länger die Explorationen in der Region dauerten, umso mehr kleine Treffs der Einwanderer tauchten auf. Offensichtlich organisieren sich die Menschen hier sehr gut selber und schaffen die nötigen Angebote. Dies trifft aber nur auf Bevölkerungsgruppen zu, die auch genug stark in der Region vertreten sind. Insbesondere die albanisch- und die türkischstämmigen Menschen haben hier gute Angebote aufgebaut. So existieren auch eine Moschee und verschiedene Kultur- und Sportvereine der jeweiligen Volksgruppen. Entsprechend dem kulturellen Hintergrund handelt es sich dabei aber immer um eigentliche Männerclubs. Für die Frauen gibt es keine Angebote, aber sie würden vermutlich auch kaum genutzt werden. Es gibt im Weiteren Treffs für serbische, kroatische, spanische und thailändische EinwohnerInnen. Alle Migrantentreffs werden aber immer ausschliesslich von den eigenen Landsleuten aufgesucht und liefern sicher keinen Beitrag zur Integration der ausländischen Bevölkerung. Eine Vermischung findet nicht statt und ist wohl auch nicht gewünscht. Problematisch ist die Situation für Einwanderer, die aus „exotischeren“ Gegenden stammen. So hat sich ein Eritreer bei der Befragung geäussert, dass er zu niemandem Kontakt finde. Es seien ihm keine Landsleute in der Region bekannt und die Kontaktaufnahme mit SchweizerInnen sei ihm bis jetzt nicht gelungen. Die Integration der ausländischen Bevölkerung ist ein wichtiges Thema für die Region und wird die Zukunft entscheidend mitprägen. Mit über dreissig Prozent ist der Anteil an AusländerInnen in der Region deutlich über dem Schweizerischen Durchschnitt. Besonders gut vertreten sind dabei die albanisch- und türkischstämmigen EinwohnerInnen. Diese Gruppen bilden eigentliche geschlossene Gesellschaften und die Kluft zu den SchweizerInnen ist oft recht gross. Dies zeigt sich schon in der Schule und deutliche Anzeichen für diesen Graben lassen sich bei den Jugendlichen erkennen. Soll die Region nicht in isolierte und sich sogar rivalisierende Untergruppen zerfallen, braucht es einen Brückenschlag. Integration muss hier nicht als Anpassung der ausländischen Bevölkerung an die schweizerischen Gepflogenheiten definiert werden, sondern als gegenseitige Annäherung. Das Netzwerk Integration leistet eine ganz wichtige Arbeit. Erste Erfolge, um aus dem Nebeneinander ein Miteinander zu machen, wurden sicher erzielt, auch wenn viele Angebote immer wieder am mangelnden Interesse der ausländischen Bevölkerung zu scheitern drohen. Hier braucht es viel Informationsarbeit, Geduld und Verständnis. Die Betroffenen müssen erst zur Einsicht kommen, welche Vorteile ihnen und ihren Kindern aus einer besseren Bildung, guten Deutschkenntnis und tragfähigen Kontakten zur einheimischen Bevölkerung erwachsen. Es besteht sicher berechtigte Hoffnung, dass sich eine zweite (oder dritte) Generation von Einwanderern besser in die hiesigen Verhältnisse integriert. Aber es genügt nicht, nur die Zeit arbeiten zu lassen. Es droht die Spaltung der Bevölkerung in verschiedene Gesellschaften, die sich nicht nur durch die Herkunft sondern auch durch den Lebensstandard unterscheiden. In diesem Gefälle kann auch das Potential für Konflikte stecken. Integrationsarbeit ist also enorm wichtig für die Zukunft der Region.

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2.5. Bedürfnisse der Familien EXPERTINNEN - INTERVIEW 1 ANNELIES GABERELL, MÜTTERBERATERIN, MÜTTER- / VÄTERBERATUNG BEZIRK KULM - Erstausbildung zur Kinderkrankenschwester - 2003 höheres Fachdiplom als Mütterberaterin HFD - seit zehn Jahren Arbeit auf der Stelle im Bezirk Kulm Die materielle Situation der Familien in der Region ist sehr unterschiedlich. Es gibt die ganze Palette von sozial Schwachgestellten bis zu sehr Wohlhabenden. Für Familien in materiellen Nöten ist der Regionale Sozialdienst zuständig Der Dienst ist aber überlastet und kann sich ausser um finanzielle Unterstützung nicht noch um weitere familiäre Probleme kümmern. Es gibt zusätzlich noch die Elternbeihilfe des Kantons Aargau für Eltern mit tiefem Einkommen. Es ist eine finanzielle Unterstützung für das erste halbe Jahr nach der Geburt, wenn ein Elternteil das Kind vollumfänglich betreut. In Dürrenäsch findet sich noch die „LEA“, wo Eltern Erstausstattungen für Säuglinge erhalten können. Es sind sehr gut erhaltene Gebrauchsgegenstände, die man später wieder zurückgeben muss. Bei Bedarf werden die Angebote des Sozialdienstes, der Elternbeihilfe und der LEA von der Mütter- und Väterberatung vermittelt. Im Bereich Wohnen ist das Angebot für Familien recht gut. Es gibt leer stehende Wohnungen und in der Region sind auch die Mietzinse nicht besonders hoch. Zum Angebot gehören neben Blockwohnungen und Einfamilienhäusern auch viele Altbauwohnungen mit ausgesprochen günstigen Zinsen. Manche der billigen Wohnungen liegen allerdings in eigentlichen Ausländervierteln und oft wollen Schweizer Familien nicht unbedingt dort wohnen. Das Thema Gesundheit ist sicher wichtig für Familien. In diesem Bereich gibt es nicht viele Anlaufstellen. Vor allem hat es keine Angebote, die kostenlos in Anspruch genommen werden können, mit Ausnahme der Mütter- und Väterberatung im Kleinkinderbereich. Für die weitere Entwicklung der Kinder finden sich keine regionalen Angebote, die Betroffenen müssen nach Aarau oder Baden. Manche Eltern sind schlecht informiert über die Entwicklungsabläufe der Kinder. Dies trifft vor allem auf MigrantInnen zu, weil dort noch die sprachlichen Probleme dazu kommen. In grösseren Städten gibt es Quartierprojekte, wo Beratende Hausbesuche machen, um Eltern über altersgerechte Betreuung der Kinder zu informieren. So etwas wäre auch hier wünschenswert. Für Familienprobleme, oder im Besonderen Eheprobleme, existieren nicht wie in anderen Bezirken kostenlose Angebote. Eheberatungen sind in jedem Fall kostenpflichtig hier. In Aarau gibt es eine Ehe- und Familienberatungsstelle der Kirche. Sie ist kostengünstig und es wurden auch schon Leute aus der Region dorthin vermittelt. Die Arbeitssituation präsentiert sich sehr unterschiedlich in der Region. In der Industrie werden auch Ungelernte zu niederen Löhnen beschäftigt. Zudem findet man Kleingewerbe, Familienbetriebe und den ganzen Dienstleistungssektor. Ein grosser Anteil der Beschäftigten arbeitet aber auswärts. Vor allem bei den besser Verdienenden und Akademikern findet man viele PendlerInnen. Die Kinderkrippen sind sehr stark ausgelastet und für manche Eltern zu teuer. Obwohl bei den Tarifen nach Ein-

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kommen abgestuft wird, ist für einige Betroffene der Aufenthalt ihrer Kinder in der Krippe nicht finanzierbar. Andere Eltern organisieren sich privat mit der Kinderbetreuung und arrangieren sich mit Verwandten und Bekannten. Früher gab es auch noch einen Tagesfamilien-Verein, der sich aber aufgelöst hat. Es besteht in der Region durchaus Bedarf nach einem weiteren Tagesangebot für Kinder. Insbesondere gefragt wären aber günstige Angebote für weniger gut situierte Eltern. Eigentliche Treffpunkte und Begegnungsangebote für Familien hat es nur wenige in der Region. Aus verschiedenen Gründen leben viele Familien auch ziemlich isoliert. Es gibt im Bereich der Sozialen Teilhabe immerhin Angebote wie einige Krabbelgruppen oder den Kinder-Mami-Papi-Treff ReinachMenziken. Der Elternverein Kulm organisiert Ausflüge, Spielnachmittage, eine Spielzeugbörse und betreut eine Ludothek. Der Verein wird von einigen Eltern selbständig organisiert. Oft initiieren Privatpersonen Angebote im Bereich Familien, aber diese laufen dann manchmal nur drei bis vier Jahre, bis die eigenen Kinder grösser geworden sind. Betreffend Spielplätze ist das Angebot in den Gemeinden sehr gut. Es hat neben den Plätzen von Kindergärten und Schulen noch zwei bis drei weitere öffentliche Angebote. Die Expertin Annelies Gaberell schätzt die Zufriedenheit der Familien wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Familien

Einschätzung Expertin 1

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Zufriedenheit

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EXPERTINNEN - INTERVIEW 2 LISA KRESSNIG, KINDERHORT SPATZE-NÄSCHT - Kleinkindererzieherin, Ausbildung zur Krippenleiterin - seit eineinhalb Jahren Stellenleiterin im Spatze-Näscht CLAUDIA EMMENEGGER - Kleinkindererzieherin, Stellvertreterin der Leiterin - seit fast zwei Jahren im Spatze-Näscht Die materielle Situation der Familien ist recht unterschiedlich. Im Zusammenhang mit der Kinderkrippe trifft man eher auf die besser situierten Eltern, die sich dieses Angebot auch leisten können. Familien, bei denen wegen einem finanziellen Engpass beide Elternteile arbeiten müssen, wären zwar am meisten auf Tagesangebote für die Kinder angewiesen, aber können sich diese schlichtweg nicht leisten. Der Kinderhort Pink Panther in Reinach kann zwar, weil es von der Gemeinde mitgetragen wird, nach Einkommen abgestufte Tarife anbieten. Sie sind aber für viele Betroffene immer noch unerschwinglich. Die Familien müssen andere Lösungen treffen und zum Beispiel dafür sorgen, dass Verwandte oder Bekannte die Kinderbetreuung tagsüber übernehmen. Es hat in der Region genügend familien- und kinderfreundliche Wohnungen. Die Industrialisierung hat auch zu einer regen Bautätigkeit im Wohnsektor geführt und es wurden viele Blöcke errichtet. Das Angebot an freien Wohnungen ist recht gross und es gibt darunter auch immer wieder ausgesprochen günstige Offerten. Je weiter man dann Richtung Aarau kommt, umso teurer wird der Wohnraum. Zudem wird momentan immer noch viel gebaut. Die gesundheitliche Versorgung in der Region erweist sich als sehr gut. Das Spital und die verschiedenen Ärzte/Ärztinnen bieten ein gutes Netz. Gerade für die Familien besteht aber ein Mangel an KinderärztInnen. Aufgrund der Pensionierung ist nun eine der beiden Praxen geschlossen worden und es bleibt nur noch ein letztes Angebot. Dies zwingt die Ratsuchenden immer weiter weg nach Angeboten zu suchen, zum Beispiel bis nach Lenzburg. Hier haben vor allem auch NeuzuzügerInnen Mühe. Eigentliche Familienberatungen werden durch den Regionalen Sozialdienst übernommen. Für Kinder im Schulalter erfüllt der Schulpsychologische Dienst eine wichtige Funktion. Bei Problemen wenden sich die Eltern aber häufig zuerst an den Kinderarzt oder die Kinderärztin, die sie dann gegebenenfalls weiter verweisen. Im Bereich Arbeit ist das Stellenangebot eher begrenzt in der Region. Viele ArbeitnehmerInnen pendeln deshalb zu ihren Arbeitsplätzen ausserhalb. Das Angebot an Teilzeitstellen, zum Beispiel für Frauen und insbesondere Wiedereinsteigerinnen, ist dürftig. Am ehesten lassen sich hier Arbeitsplätze im Gesundheitswesen finden. Für die Soziale Teilhabe von Familien lassen sich einige Angebote finden. Der Elternverein Oberwynental und auch die Gemeinde Menziken sind auf diesem Gebiet aktiv. Für die Eltern ist in dieser Hinsicht gesorgt. Ganz anders sieht es aber für ihre Kinder und die Jugendlichen aus. In dem Bereich fehlt es eindeutig an geeigneten Angeboten. Die wenigen Jugendtreffs leiden an der Ausländerprob-

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lematik. Wird ein bestehender Treff von einer Gruppe ausländischer Jugendlicher gut besucht, gehen die einheimischen jungen Leute nicht mehr dorthin. Es kommt zu Konflikten und bald getraut sich niemand mehr vor Ort etwas Neues aufzubauen. Die Kirchen engagieren sich in diesem Bereich. Sie organisieren Jugendtreffs, Kinder- und Jugendlager und vieles mehr. Aber hier taucht dann eine weitere Hemmschwelle für die Jugendlichen auf. Gerade im Teenager-Alter wollen viele nichts mit der Kirche zu tun haben, auch wenn die Angebote nicht unbedingt religiös geprägt sind. Hier ist oft eine kritische und ablehnende Haltung von jungen Leuten gegen Kirche und Glauben anzutreffen. Wer an einem solchen Angebot teilnimmt, „outet“ sich in den Augen der Jungen als gläubig. Allgemein läuft die Information über bestehende Angebote für Familien nicht besonders gut. Hier könnten noch Verbesserungen stattfinden. Auch die Homepage der Gemeinde Menziken könnte in dieser Hinsicht ausgebaut werden. Die Gegend ist als Wohnregion eigentlich sehr attraktiv. Die Attraktivität könnte auch bewusst gesteigert werden, wenn all die guten Angebote ausreichend publiziert würden. Ein regionales Problem ist sicher, dass es viele AusländerInnen hat und ein grosser Teil davon wenig integriert ist. In dieser Hinsicht könnte man einiges unternehmen. Es wurde auch schon versucht, eine Spielgruppe für albanische Kinder zu organisieren. Aber es scheiterte am Interesse der Eltern. Natürlich hat es ausländische Familien, die sich in jeder Hinsicht um Integration bemühen. Sie informieren sich, fördern ihre Kinder im integrativen Bereich und lernen Deutsch. Aber viele zeigen kein Interesse. Sie lernen kaum Deutsch und grenzen sich selber aus. Wenn Angebote, zum Beispiel Deutschkurse, etwas kosten, werden sie kaum genutzt. Die Expertinnen Lisa Kressnig und Claudia Emmenegger schätzen die Zufriedenheit der Familien wie folgt ein:

Soziale Gruppe: Familien

Einschätzung ExpertInnen 2

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BEFRAGUNG DER ZIELGRUPPE Befragte Personen:

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Befragungsorte:

Strassen, Plätze, vor Einkaufszentren

Besonderes:

ca. 80 % der Befragten waren Frauen

Bei der Auswertung der Fragebogen fällt vor allem die grosse Polarität der Antworten im Gesundheitsbereich auf. Hier gibt es offensichtlich fast nur ganz Zufriedene und sehr Unzufriedene. Dies bestätigte sich auch in mehreren Aussagen während der Befragungen. Während Familien, die schon seit langem ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin haben, meist sehr zufrieden sind mit der Versorgung, sieht es bei denjenigen die neu einen Allgemeinpraktizierenden suchen anders aus. Viele beklagen den vorhandenen Ärztemangel im allgemeinen Sektor, andere vermissen beim Arztbesuch persönlichen Kontakt und fühlen sich nicht ernst genommen. Es wird gesagt, dass sich die MedizinerInnen wegen ständiger Überlastung nicht genügend Zeit für den einzelnen Patienten nehmen können. Im Bereich Arbeit wird vor allem von Frauen das Fehlen von geeigneten Teilzeitstellen beklagt. Auffallend ist im Bereich Soziale Teilhabe, dass die Zufriedenheit der Familien eher durchschnittlich ist. Es gibt kaum Nennungen in den Bereichen „sehr zufrieden“ oder „sehr unzufrieden“. Bemängelt wurde verschiedentlich die schlechte Information über bestehende Angebote, auch zum Beispiel im Internet. Einige Familien bedauern das mangelhafte Angebot für ihre Kinder und Jugendlichen. In diesem Bereich gebe es kaum Möglichkeiten, und die Jugendlichen verbringen die Freizeit deshalb oft auf der Strasse.

Soziale Gruppe: Familien

Zielgruppenbefragung

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Zufriedenheit

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Lebensunterhalt

7.61

Wohnsituation

8.37

Gesundheitliche Versorgung

7.36

Arbeit / Beschäftigung

7.67

Soziale Teilhabe

6.45

FAZIT IM BEREICH FAMILIEN (DATENINTERPRETATION)

Die Einschätzung der Zufriedenheit bei Familien durch Exper-

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E X P E R T I N

9 8 7 6 5 4

1

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tInnen und die Zielgruppe selber liefert uneinheitliche Ergebnisse. Sicher erweist sich auch hier die Zielgruppe zufriedener, als dies die Fachpersonen einschätzen. Es kristallisieren sich aber doch einige Mängel bei der Versorgung heraus. Im Gesundheitssektor sind offensichtlich die Ärzte/Ärztinnen für manche Familien ein Problem. Es gibt eher zu wenige AllgemeinpraktikerInnen und auch das Angebot an KinderärztIn-

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nen lässt zu wünschen übrig. Einige Betroffene äussern sich

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auch sehr unzufrieden über die eigentliche Behandlung. Die

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MedizinerInnen bringen zu wenig Zeit für ihre Anliegen auf.

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Auf dem Gebiet der Beschäftigung ist das fast nicht vorhandene Angebot an Teilzeitstellen offensichtlich ein Problem. Dies betrifft vor allem Frauen, und in diesem Segment dann besonders die Wiedereinsteigerinnen. Für die Tagesbetreuung der Kinder gibt es genügend Plätze in der Region. Allerdings sind diese trotz Subventionen (und im Falle von Pink

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Panther trotz Abstufung der Tarife nach Einkommen) für

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manche Familien zu teuer. Gerade wenn beide Elternteile

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aufgrund finanzieller Engpässe arbeiten müssen, ist die Un-

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terbringung der Kinder in einem der Tagesangebote uner-

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schwinglich. Gefragt wären hier Möglichkeiten für schlechter

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situierte Eltern. Für die Soziale Teilhabe von Familien gibt es offensichtlich einige Angebote. Allerdings kristallisiert sich heraus, dass die Information über diese nicht einwandfrei funktioniert. Sowohl Expertinnen wie Betroffene äussern sich über mangelnde

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Kommunikation von familienspezifischen Offerten. Besonders

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schlecht sind die MigrantInnen informiert, auch was wesentliche Fragen der Kindsentwicklung betrifft. Hier scheitern aber

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Bemühungen oft am Desinteresse der Betroffenen. Ganz klar geht aus den Befragungen aber hervor, dass die soziale Teil-

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Lebensunterhalt

habe der Kinder und Jugendlichen für viele Familien das

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Wohnsituation

vordringlichste Anliegen ist. Es herrscht eine grosse Überein-

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Gesundheitliche Versorgung

stimmung mit den Aussagen der Jugendlichen selber, dass

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Arbeit / Beschäftigung

es in diesem Bereich kaum geeignete Angebote und Treff-

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punkte gibt. Die bestehenden Treffs scheitern oft an der Ausländerproblematik. Bei den kirchlichen Angeboten gibt es zudem eine bedeutende Hemmschwelle für junge Leute, die nichts mit Kirche oder Glauben zu tun haben wollen.

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2.6. Bedürfnisse der Kranken und Behinderten EXPERTINNEN - INTERVIEW 1 MARTIN HEIZ, GEMEINDEAMMANN REINACH, FDP - seit 20 Jahren Gemeindeammann (Gemeindepräsident) - im Verwaltungsrat des Spitals - Ressorts Finanzen, Sicherheit, Verkehr, allgemeine Verwaltung PIA MÜLLER, GEMEINDERÄTIN REINACH, FDP - seit drei Jahren Gemeinderätin - Ressorts Gesundheit und Soziale Wohlfahrt Wenn die Menschen ihre Eigenverantwortung wahrgenommen haben, sind sie im Bereich der mate-

riellen Absicherung im Krankheitsfall gut aufgehoben. Die Abdeckung geschieht durch die Krankenkassen. Es kommt aber relativ häufig vor, dass Betroffene ihre Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen können. Dann kommt der Sozialdienst zum Zuge und das kann für die Gemeinde sehr teuer werden. Bei den Betagten wird vieles durch Ergänzungsleistungen zur AHV abgedeckt. Nur gibt es auch Fälle, wo die Leute nicht wissen, dass sie Anspruch auf diese Leistungen hätten. Das Wohnungsangebot in der Region ist allgemein recht gut. Es hat insbesondere relativ viele günstige Wohnungen. Besonders in Menziken hat es einige leere Wohnungen. Sie sind aber eher teuer und können nicht so gut vermietet werden. Für Pflegebedürftige, die einen Platz in einem Heim wünschen, ist die Lage in der Region zum jetzigen Zeitpunkt noch gut. Das Angebot ist in allen Bereichen vorhanden, wenn auch meistens voll ausgelastet. Deshalb bestehen Wartelisten. Anhand der Bevölkerungsentwicklung muss aber erwartet werden, dass in Zukunft vermehrter Bedarf entstehen wird. Momentan finden alle Pflegebedürftigen einen geeigneten Platz, vielleicht einfach nicht von heute auf morgen. Es existiert in Reinach momentan auch noch eine Wohngruppe, die freie Plätze hat. Die Unterkünfte sind alle rollstuhlgängig und gut ausgebaut. Spital und Spitex arbeiten im Bereich der gesundheitlichen Versorgung perfekt. Es hat einige SpezialärztInnen, zum Beispiel ChirurgInnen. Es gibt auch eine Gemeinschaftspraxis von zwei PsychologInnen / PsychiaterInnen. Man findet aber in der Region natürlich nicht das ganze Angebot. Für besondere Anliegen muss man in die weitere Umgebung ausweichen. Gut wäre es aber sicher, hier in der Gegend einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (oder entsprechende Ärztin) und eine spezialisierte medizinische Fachperson für DiabetikerInnen zu haben. Was dringend fehlt, sind Gynäkologinnen. Wir haben nur männliche Frauenärzte in der Gegend und das ist für manche Frauen ein Hindernis. Was sich zudem deutlich abzeichnet, ist ein Mangel an HausärztInnen. Dieses Problem haben aber viele ländliche Gegenden. Sollte die Grundversorgung in dieser Hinsicht gefährdet sein, müsste man versuchen das Angebot durch das Spital abzudecken. Grundsätzlich ist die Versorgung also sehr gut und es ist klar, dass man für ganz spezifische Angebote nach Aarau fahren muss. Soweit Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen Arbeit und Beschäftigung suchen, gibt es durchaus Möglichkeiten. Es gibt Beschäftigungsprogramme in den Gemeinden, zum Beispiel beim

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Bauamt, bei der Post, in der Kläranlage, im Wald oder auch im Kinderhort Pink Panther. Die Menschen sind dort in einem normalen Arbeitsablauf, werden aber von der Sozialhilfe bezahlt. Mit Pink Panther gibt es eine gute Zusammenarbeit. Familien und Alleinerziehende werden unterstützt, wenn sie zum Beispiel eine Ausbildung nachholen oder beenden müssen. Sie können ihre Kinder zu einem reduzierten Preis in der Tagesstruktur unterbringen. Das Angebot an Teilzeitstellen ist nicht besonders gross und hier würde mehr Bedarf bestehen. Die Gemeinde nimmt an einem Projekt zur Arbeitsmarktintegration in der Region Aargau Süd teil. Daraus gibt es schon sehr gute Resultate und die Gemeinden werden nächsten Monat entscheiden, wie es weiter geht. Besonders für Behinderte ist die Soziale Teilhabe gut abgedeckt. Hier arbeitet die Stiftung Lebenshilfe auf professioneller Basis. Es gibt zudem einen Behinderten-Sportclub, der sehr aktiv ist und die Leute an die Veranstaltungen abholt. Für die Kranken zu Hause ist die Spitex eine grosse Hilfe. Die Mitarbeitenden dieser Organisation melden es auch weiter, wenn sie Leute mit sozialen Defiziten antreffen. In diesem Bereich leistet auch der Frauenverein wertvolle Dienste. Der Verein ist sehr aktiv und hat etwa neunhundert Mitglieder. Die ehrenamtlichen Frauen schaffen Kontakte, gehen auf Besuch und organisieren auch eine Brockenstube. Pro Senectute arbeitet auch in diesem Gebiet und der Mahlzeitendienst wird gerne in Anspruch genommen. Was nicht gut abgedeckt ist, ist der Bereich der Notschlafstellen oder wenn jemand notfallmässig woanders untergebracht werden muss. In diesem Segment engagiert sich die Heilsarmee. Die Betten dort sind aber meistens besetzt. Die ExpertInnen Martin Heiz und Pia Müller schätzen die Zufriedenheit der Kranken und Behinderten wie folgt ein:

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EXPERTINNEN - INTERVIEW 2 MARIANNE SCHLEGEL, SPITEX REINACH - Ausgebildete Pflegefachfrau - seit 13 bis 14 Jahren bei der Spitex Reinach - seit zwei Jahren Stützpunktleiterin In materieller Hinsicht ist die Situation von Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen für Mitarbeitende der Spitex nur schwer erfassbar. Es existiert sicher das ganze Spektrum. Bei einer Person in offensichtlich grossen finanziellen Nöten war bereits die Heilsarmee aktiv. Die Krankheitskosten sind durch die obligatorischen Krankenkassen gut abgedeckt. Zusatzversicherungen, wie zum Beispiel die Hauspflege, werden jedoch aus Kostengründen nicht abgeschlossen. Das betrifft oft allein erziehende Mütter. Wenn sie dann krank werden, können sie sich eine Hilfe im Haushalt nicht leisten und sie können sich dementsprechend nicht genügend schonen. So etwas kann einen ganzen Heilungsprozess gefährden. Allgemein nehmen solche Engpässe zu. Viele unserer PatientInnen, vor allem auch ältere Leute, wohnen allein in ihren eigenen Häusern. Diese sind oft in den Randgebieten der Gemeinden. Vor allem die älteren Häuser haben zum Beispiel das Badezimmer im Keller, weil es nachträglich eingebaut wurde. Dies ist für pflegebedürftige Personen eine grosse Erschwerung. Manchmal ziehen die Leute auch in Blockwohnungen, wenn ihnen das Haus zu gross wird. Diese Wohnungen liegen dann zentraler. Für betagte Pflegebedürftige gibt es auch Alterswohnungen und Altersheime. Die Pflegeheime sind immer ausgebucht und es existieren Wartelisten. Besonders schwierig ist es, für jemanden ein Ferienbett zu finden. Hier muss man meist bei der Suche über die Region hinaus gehen. Die gesundheitliche Versorgung der Region funktioniert sehr gut. Die Spitex ist zwar sehr stark ausgelastet, aber eine solch massive Überlastung, wie sie in anderen Regionen der Schweiz bekannt wurde, gibt es in der Region nicht. Die Haushaltshilfe kommt hier aber zunehmend auch an die Grenzen ihrer Kapazität. Es werden jedes Jahr mehr Arbeitsstunden von der regionalen Spitex aufgebracht. Besonders stark nimmt die Pflege zu. Die Betroffenen werden früher aus dem Spital nach Hause geschickt, weil die Rehabilitationszeit dort eingeschränkt wurde. In diesem Bereich arbeitet auch noch eine private Spitex, die zum Beispiel Nachtwachen macht. In Birrwil stellt sich zudem eine freischaffende Spitexfrau für Pflegedienste zur Verfügung. Bei den ÄrztInnen existiert ein Mangel im Bereich der AllgemeinmedizinerInnen. Von den ansässigen HausärztInnen sehen einige der Pensionierung entgegen und es wird schwierig werden, diese zu ersetzen. Wenn neue ÄrztInnen eine Praxis eröffnen, wird von den PatientInnen oft bemängelt, dass sich diese nicht mehr so viel Zeit nehmen wie der bisherige Hausarzt oder die bisherige Hausärztin. Der persönliche Kontakt hat kaum noch Platz. Der Anteil der SpezialistInnen hat hingegen zugenommen. Es hat zum Beispiel vier ChirurgInnen und einen Urologen in der Region. Für speziellere Anliegen müssen die Betroffenen nach Aarau. Es liegen Pläne vor, an der Hauptstrasse ein Gesundheitszentrum zu errichten. Die Notwendigkeit lässt sich allerdings hinterfragen. Im Bereich der Behinderten leisten die Stiftung Lebenshilfe und die Stiftung Schürmatt in Zetzwil wichtige Dienste. Die Spitex wurde auch schon angefragt, wenn in den Institutionen für Behinderte Menschen krank geworden sind. Dies ist aber nicht möglich, weil sich die Spitex nur im privaten Bereich bewegt und nicht innerhalb anderer Organisationen.

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Ein Mangel zeichnet sich in der Betreuung psychisch Kranker ab. Es hat zwar zwei PsychiaterInnen und einen Psychologen / eine Psychologin, aber was die Betreuung zu Hause betrifft, fehlt es zum Beispiel an freischaffenden Psychiatrieschwestern. In den Bereichen Arbeit / Beschäftigung und Soziale Teilhabe ergibt sich folgendes Bild: Oft wären die Pflegebedürftigen sehr froh, wenn die Mitarbeitenden der Spitex nach ihren Handreichungen noch mehr Zeit für persönliche Kontakte hätten. Das ist aber aufgrund des Arbeitspensums nicht möglich. In diesem Bereich erfüllt der Regionale Besuchsdienst eine ganz wichtige Aufgabe. Er ist aber völlig ausgebucht und es ist schwierig dort eine Betreuende zu finden. Es fehlt auch an Hilfestellungen, wenn jemand auf kleine Dienste angewiesen ist, weil er zum Beispiel nicht mehr gut zu Fuss ist. Besonders wenn dann keine Familie in der Nähe ist, fehlt es an Angeboten. Dasselbe gilt auch für psychisch angeschlagene Menschen. Hier fehlt es an geeigneten Betreuungsangeboten. Der Entlastungsdienst der Pro Senectute arbeitet in diesem Bereich, für manche Leute ist er aber schon zu teuer. Die Vereinsamung von Pflegebedürftigen ist ein allgemeines Problem. In diesem Bereich gibt es zwar einige Angebote und Treffpunkte. Gerade die Pro Senectute ist sehr aktiv. Aber für viele Betroffene ist die Hemmschwelle einfach zu gross. Die Leute scheuen neue Kontakte und sind verunsichert. Dann ziehen sie sich lieber zurück, obwohl sie eigentlich durchaus eine soziale Einbindung brauchen würden. Vor acht Jahren wurde in der Region auch an der Idee eines Tagesspitals nach einem Vorbild in Aarau gearbeitet. Aber bei der Befragung der potentiellen NutzerInnen erwies es sich, dass sie zu wenig Interesse bezeugten. Es ist für die Leute oftmals schwierig, überhaupt eine Hilfestellung anzunehmen. Die Expertin Frau Schlegel schätzt die Zufriedenheit der Kranken und Behinderten wie folgt ein:

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BEFRAGUNG DER ZIELGRUPPE Befragte Personen:

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Befragungsorte:

Strassen, Plätze, zuhause

Besonderes:

12 Befragungen bei Pflegebedürftigen zu Hause durch die Spitexdienste Reinach und Menziken

Die Anzahl der befragten Personen liegt in diesem Bereich tiefer, weil es ungleich schwieriger ist, an diese Leute heranzutreten. Dank der Unterstützung der Spitexorganisationen von Reinach und Menziken, konnte aber dennoch eine beachtliche Zahl von Betroffenen befragt werden. Um die tiefere Zahl Resultate auszugleichen, folgen auf der nächsten Seite zwei Zusatzinterviews mit Basisarbeitenden. Die Stichprobenbefragung der Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen liefert ausgesprochen hohe Werte der Zufriedenheit. Offensichtlich besteht in keinem Bereich eine erkennbare Unterversorgung. Am höchsten ist der Wert bei der gesundheitlichen Versorgung. Dies spricht für ein sehr gut funktionierendes Netz im regionalen Gesundheitswesen. Einzig wurde hin und wieder erhebliche Unzufriedenheit mit ÄrztInnen geäussert. Dies liegt aber durchaus im Bereich der subjektiven Wahrnehmung von Einzelpersonen. Während der Grossteil der Befragten bei der sozialen Teilhabe grosse Zufriedenheit geäussert hat, zeigten sich einige wenige in dieser Hinsicht stark unbefriedigt. Einige Kommentare gingen auch in die Richtung, dass die Betroffenen keine vermehrten Kontakte brauchen und wünschen.

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Lebensunterhalt

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Wohnsituation

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Gesundheitliche Versorgung

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Arbeit / Beschäftigung

7.50

Soziale Teilhabe

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ZUSATZBEFRAGUNGEN INTERVIEW MIT PFLEGEFACHFRAU, SPITEX MENZIKEN Die materielle Versorgung der Pflegebedürftigen ist gesichert. In Problemfällen ist der Sozialdienst zuständig. Oft fehlt es an der Information, welche Leistungen die Betroffenen in Anspruch nehmen können. Pflege- und Altersheime hat es genügend. Die Menschen möchten heute so lange zu Hause bleiben wie möglich. Dies wird durch die Spitex ermöglicht. Aber auch Verwandte und Nachbarn werden möglichst in die Betreuung eingebunden. Es braucht viel Überzeugungsarbeit, die Menschen dazu zu bewegen, sich frühzeitig in ein Heim anzumelden. Bei den HausärztInnen macht sich eine

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Überalterung bemerkbar. Bei der sozialen Teilhabe existieren einige

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Bedürfnisse bei den Betroffenen, die Hemmschwelle ist aber sehr gross. Die Kirchen offerieren sehr gute Möglichkeiten zur Betätigung und zu Kontakten. Diese Angebote werden eher wenig genutzt.

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INTERVIEW MIT SOZIALARBEITERIN, SPITAL MENZIKEN In materieller Hinsicht ist für alle Pflegebedürftigen gesorgt. Die Leistungen von AHV / IV reichen für ein Zweierzimmer im Spitalpflegeheim. Wenn Menschen aus finanziellen Hindernissen nicht in ein Heim gehen, sind sie schlecht informiert. Gut betuchte Menschen erleben, wie schnell ihr Vermögen für Pflegeleistungen aufgebraucht ist und sind deshalb häufig unzufriedener. Es gibt für alle Pflegebedürftigen Plätze in Heimen der Region, auch wenn Wartefristen existieren und es vielleicht nicht möglich ist, im „Wunschheim“ unterzukommen. Angehörige sagen oft, dass es zu wenige Plätze hat, weil sie nicht verstehen, dass Heime aus Kostengründen nicht vorsorglich freie Zimmer bereit halten können. Manchmal muss aber schon bis nach Zofingen, Sursee oder Sins gesucht werden. Notoder Zwischenlösungen haben sich aber manchmal als Glücksfall entpuppt, weil es den Betroffenen dort so gefallen hat, dass sie geblieben sind. Bei der medizinischen Versorgung fällt vor allem der Mangel an HausärztInnen ins Gewicht. Die hiesigen ÄrztInnen können bei Einstellung der Tätigkeit ihre Praxen nicht mehr verkaufen. Wie häufig auf dem Lande, lassen sich keine NachfolgerInnen finden. Es fehlen Dienstleistungen im psychiatrischen Bereich und Übergangslösungen bei der Rehabilitation, zum Beispiel eine Tagesklinik. Die Spitex bietet sehr gute Angebote für Pflegebedürftige zu Hause, es fehlt aber ein Nachtdienst. Dazu kann man zwar die Dienste einer privaten Spitex in Anspruch nehmen, aber das ist sehr teuer. Im Bereich Beschäftigung sind die Behinderten bei der Stiftung Lebenshilfe und in der Schürmatt sehr gut aufgehoben. Sonstige geschützte Werkstätten gibt es nur in Seon und Aarau. Es hat aber immer mehr Firmen in der Region, die sich in dieser Hinsicht engagieren. Im Bereich der sozialen Teilhabe findet man das grösste Manko. Der Besuchsdienst und die Pro Senectute leisten zwar wertvolle Dienste, oft sind Angebote jedoch nur für Leute geeignet, die auch „fit“ sind. Die Kirchen haben früher in diesem Bereich wesentlich mehr unternommen.

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sicher gesorgt und auch die Betroffenen äussern sich in der Regel sehr zufrieden. Ganz klar zeichnet sich ein Mangel an HausärztInnen ab. Die ExpertInnen sind sich nicht einig, ob dieser Mangel schon jetzt gravierend ist, oder ob sich dies erst in einigen Jahren zuspitzen wird. Natürlich ist es für eine alle SpezialärztInnen und medizinischen Dienstleistungen anzubieten. Mehrmals wurde aber erwähnt, dass besonders ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder eine entsprechende Ärztin fehlt. Im Bereich der Rehabilitation wäre auch eine Tagesklinik wünschenswert. Die Betreuung der Behinderten ist in der Region sehr gut gelöst. Hier leisten die Stiftung Lebenshilfe in Reinach und die Stiftung Schürmatt in Zetzwil wertvolle Ar-

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zielle Seite der medizinischen Betreuung gut abgedeckt. Wenn jemand nicht mehr für die Prämien aufkommen kann, sorgt das Sozialamt dafür, dass die Person weiter versichert ist. Viele Pflegebedürftige können dank der Spitexdienste zu Hause wohnen; für die anderen gibt es genügend Pflegeplätze, manchmal verbunden mit den üblichen Wartelisten.

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te oder den Kirchen gibt, ist die Hemmschwelle für die Betroffenen oft zu hoch. Viele dieser Angebote richten sich an Menschen, die mobil und fit sind. Hier fehlen nach übereingebedürftigen wenden. Die Einschätzung der Fachpersonen

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Bereich einige Angebote, insbesondere von der Pro Senectu-

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erweist sich aber als richtig, dass die eigentlich Betroffenen sich auch in diesem Bereich als zufrieden äussern werden. Viele haben sich schon zurückgezogen, haben resigniert oder verdrängen ihre Bedürfnisse nach sozialen Kontakten und menschlicher Zuwendung. Das Annehmen von Hilfe wird für manche zum Hindernis. Kontaktmöglichkeiten oder Freizeitangebote für diese Menschen würden Sinn machen, müssten aber immer die spezielle Befindlichkeit der Betroffenen berücksichtigen. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Hemmschwellen möglichst klein zu halten und den direkten Kontakt zu den Menschen zu suchen.

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2.7. Bedürfnisse der Bedürftigen EXPERTEN - INTERVIEW 1 ALFRED MERZ, GEMEINDERAT, VIZEAMMANN MENZIKEN - seit drei Jahren im Gemeinderat Menziken - Ressorts Gesundheit, Soziale Wohlfahrt, Gutsbetrieb, Bürgerheim, Altersheim - Mitglied der Sozialdemokratischen Partei SP Die materielle Versorgung der Menschen mit finanziellen Problemen wird sehr professionell durch den Regionalen Sozialdienst abgedeckt. Diese Stelle ist aber eher überlastet. Zudem wird leider aus Kostengründen die Arbeit des Sozialdienstes immer mehr in den administrativen Bereich verlegt. Die persönliche Beratung und Betreuung kommt dadurch zu kurz. Langfristig gesehen wäre dies aber kostengünstiger, da Menschen ohne umfassende Betreuung erfahrungsgemäss kaum mehr aus der Sozialhilfe herauskommen. Für ältere Menschen erbringt die Pro Senectute wichtige Leistungen im Bereich der materiellen Absicherung. Es gibt leicht überdurchschnittlich viele SozialhilfebezügerInnen in der Region. Die Gemeinde Menziken gibt rund 1,5 Millionen Franken im Sozialbereich aus, bei Steuereinnahmen von rund 10 Millionen Franken. Seit Jahren wird vergeblich versucht, diese Ausgaben zu senken. Dies hat direkt mit der Wirtschaft zu tun. Die Alu Menziken als wichtiger Arbeitgeber verabschiedet sich aus der Region und hinterlässt viele Arbeitslose, die keine Stelle mehr finden. Wenn dann die Arbeitslosenkasse ausgeschöpft ist, werden sie ausgesteuert und erscheinen schlussendlich in der Sozialstatistik. Eher überraschend ist, dass der Anteil ausländischer SozialhilfebezügerInnen entgegen der verbreiteten Meinung proportional nicht höher liegt. Das Wohnungsangebot im günstigen Segment ist sehr gross. Vor allem gibt es auch viele Altliegenschaften, in denen seit Jahren nichts mehr renoviert wurde. Deshalb zieht es viele Leute in bescheidenen finanziellen Verhältnissen in die Region. Es ist gerade wieder eine Familie hierher gezogen, die sich mit der Anmeldung in der Gemeinde gleichzeitig beim Sozialdienst angemeldet hat. Für SozialhilfebezügerInnen wird der Beitrag für das Wohnen nach den kantonalen Richtlinien ausbezahlt. Dies ist natürlich eher wenig, und die Betroffenen werden deshalb wahrscheinlich nicht besonders zufrieden mit ihren Wohnverhältnissen sein. Im gesundheitlichen Bereich ist die Versorgung in der Region allgemein sehr gut. Das Spital, Altersund Pflegeheime sowie die Spitex bilden zusammen ein tragfähiges Netz. Allerdings gibt es, wie oft auf dem Lande, einen Mangel an AllgemeinmedizinerInnen. Nachdem vor ungefähr vier Jahren ein Arzt aufgehört hat, ist kein Nachfolger oder eine Nachfolgerin mehr gekommen. Auch hat es in der Gemeinde nur einen einzigen Zahnarzt. Die gesundheitliche Versorgung der Bedürftigen wird durch die obligatorische Krankenkasse abgedeckt. Allerdings gibt es bei diesen Menschen häufig Krankenkassenausstände, die über das Sozialamt saniert werden müssen. Aus finanziellen Gründen ist die Gemeinde interessiert daran, dass die Leute in diesem Bereich tatsächlich abgesichert sind. Ein grosses Problem stellt das neue Gesundheitsgesetz im Kanton Aargau dar. Organisationen wie die Spitex und viele andere erhalten keine Kantonsbeiträge mehr. Die Finanzierung der diversen Aufgaben bei der Grundversorgung wird an die Gemeinden weiter geschoben. Sie müssen Leistungsvereinbarun-

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gen mit den verschiedenen Anbietern im Gesundheitsbereich abschliessen, was eine enorme finanzielle Mehrbelastung bedeutet. Im Bereich Arbeit ist das Angebot in der Region deutlich rückläufig. Deutlich sieht man das an der Tabakindustrie, von der die Gegend geprägt ist. Es gibt inzwischen mit der Firma Villiger in Pfeffikon nur noch einen letzten Produzenten in der näheren Umgebung. Jahrzehntelang war die Alu Menziken der grösste Arbeitgeber hier, aber von den 1200 Arbeitsplätzen in Spitzenzeiten sind noch 400 geblieben. Neue Industrie kommt nicht ins Obere Wynental. Aber die Leute sind geblieben und viele von ihnen arbeiten heute als PendlerInnen. Für Arbeitslose gibt es Beschäftigungsprogramme in Aarau und Muhen. Das RAV befindet sich in Suhr. SozialhilfeempfängerInnen müssen zehn Bewerbungen im Monat vorweisen. Aber das regionale Angebot an Arbeitsplätzen ist sehr beschränkt, vor allem für wenig qualifizierte Stellensuchende. Das Angebot für eine Soziale Teilhabe ist gross in der Gemeinde Menziken. Es gibt zum Beispiel über neunzig Vereine. Auch das Freizeitangebot ist mit Hallen- und Freibad, Wanderwegen, Radwegen und Sportmöglichkeiten reichhaltig. Dabei gibt es auch viele Angebote, die von jedermann kostenlos genutzt werden können. Treffpunkte, wo sich weniger gut Situierte miteinander treffen können, sind wohl kaum gefragt. Der Experte Alfred Merz schätzt die Zufriedenheit der Bedürftigen wie folgt ein:

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EXPERTEN - INTERVIEW 2 PETER ROHRER, STELLENLEITER REGIONALER SOZIALDIENST - Ausbildung an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern - zwei Jahre als Sozialarbeiter in der Gemeinde Reinach BL - seit 1970 Stellenleiter des Regionalen Sozialdienstes - Ausbildung zum Supervisor in Zürich Für Menschen mit materiellen Nöten ist primär der Regionale Sozialdienst zuständig. Vier Mitarbeitende sind ausschliesslich auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Sozialhilfe tätig. Die Versorgung Notleidender im Bereich des Materiellen Lebensunterhaltes ist somit gewährleistet. Allerdings wird die Sozialhilfe als administrative („arithmetische“) Aufgabe verstanden und nicht im traditionell sozialarbeiterischen Verständnis, in dem die Beziehung zu den Klienten und eine ganzheitliche Sichtweise der Problemlage zentral sind. Einziger ausgebildeter Sozialarbeiter ist der Stellenleiter, in den übrigen Funktionen arbeiten Professionelle im administrativen Bereich. In der Region gibt es viele Menschen mit materiellen Problemen. Die industrielle Hochblüte der Zigarrenindustrie ist Vergangenheit. Viele der ehemals dort beschäftigten Personen sind hier geblieben, darunter viele AusländerInnen. Seit zwei Jahren hat es genügend Personal beim Regionalen Sozialdienst und mit den vorhandenen Stellenprozenten ist die Gewährung der Sozialhilfe gesichert. Der Kantonale Sozialdienst in Aarau ist ein wichtiger Bezugspunkt für die regionale Stelle in Reinach, für die Betroffenen selber ist aber diese Stelle keine Option. Hingegen ist die Schuldenberatungsstelle in der Kantonshauptstadt, bei der die vier Gemeinden Mitglieder sind, ein wichtiges Angebot. Bei Problemlagen in diesem Bereich werden die Leute dorthin vernetzt. Menschen die Sozialhilfe beziehen, dürfen keine teure Wohnung haben. Hier wird von den Behörden Druck ausgeübt. Aber im Bereich Wohnen ist das Angebot auch für Menschen in schwierigen finanziellen Verhältnissen gut. Es gibt günstige und sogar sehr billige Wohnungen in der Region. Allerdings existieren durchaus problematische Quartiere oder Wohnblöcke. Dies ist oft dort der Fall, wo vor allem AusländerInnen wohnen, zum Beispiel an der Alten Landstrasse. Menschen mit knappem Budget haben oft keine andere Wahl, als genau in solcher Umgebung eine Wohnung zu beziehen. Auf der Burg sind im früheren Haus für Asylsuchende verschiedene SozialhilfeempfängerInnen untergebracht. Das Niveau wird dort von der Gemeinde bewusst tief gehalten. Die Versorgung in medizinischer Hinsicht ist für die Bedürftigen gut gelöst. Es gibt ausreichend Ärztinnen und Ärzte und darunter auch viele sozial eingestellte. Das Bürgerheim in Menziken ist eine wichtige Einrichtung und deckt dort einen weiten Bereich ab. Zudem ist im Spital von Menziken auch eine Sozialarbeiterin beschäftigt. Für Gesundheitsberatungen müssen die Leute hingegen oft nach Aarau oder Zofingen fahren. Die Beschäftigungssituation ist in der Region recht gut. Es existieren nach wie vor viele Industriebetriebe. Allerdings gibt es schon einige Arbeitslose, vor allem bei den wenig qualifizierten, das heisst schlecht ausgebildeten Leuten. Als Beratungsstellen fungieren das RAV und ein Gewerkschaftsbüro.

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Im Bereich der Sozialen Teilhabe gibt es keine eigentlichen Angebote für Bedürftige und wenig Etablierte. Dies hängt sehr mit dem politischen Geist in der Region zusammen. Gute Angebote würden bestimmt benützt, aber solche liegen nicht im Interesse der Gemeinden. Diese Menschen sind nicht sonderlich erwünscht und sollen sich nicht zu wohl fühlen hier. Diese ablehnende Haltung findet man auch den AusländerInnen gegenüber. Eine grundlegende Lücke im Versorgungssystem der Region ist aber eindeutig der Mangel an sozialarbeiterischer Beratung. Es ist niemand da, der die vorliegenden Probleme vertieft angehen, explorieren und aufarbeiten könnte. Es ist schwer, den zuständigen Behörden verständlich zu machen, dass eine umfassende Aufarbeitung der Probleme längerfristig effizienter wäre, als nur eine rein materielle Sachhilfe. Der Nachfolger des Stellenleiters wird nicht mehr Sozialarbeiter sondern Jurist sein. Die Mitarbeitenden des Sozialdienstes sind in einer „Sandwich-Position“ zwischen den Bedürfnissen der Betroffenen und den Auflagen der Behörden. Anträge an die Gemeinden um finanzielle Unterstützungen von Bedürftigen werden hinterfragt. Dies alles hängt direkt mit dem politischen Klima in den Gemeinden zusammen, das sehr rechtslastig geprägt ist. Der Experte Peter Rohrer schätzt die Zufriedenheit der Bedürftigen wie folgt ein:

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Befragungsorte:

Strassen, Plätze, zu Hause

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Mithilfe bei der Befragung von Betreuenden und Betroffenen

Die Befragung der Zielgruppe erwies sich als recht schwierig. Die Betroffenen mussten überhaupt erst ausfindig gemacht werden. Dank der Unterstützung von Betreuenden und Menschen aus der Zielgruppe, die „Gleichgesinnte“ befragt haben, konnte doch eine beachtliche Zahl Befragungen stattfinden. Um die trotzdem ungleich kleinere Zahl von Stichprobenbefragungen auszugleichen, wurden auch in diesem Bereich zwei Zusatzinterviews bei Basisarbeitenden vorgenommen. Die Gruppe der Bedürftigen zeigt sich in allen Bereichen recht unzufrieden. Einzige grosse Ausnahme ist aber der Aspekt Wohnen. Bei den meisten scheint dies kein grosses Problem zu sein und die Zufriedenheitswerte in dem Bereich erreichen beinahe die Resultate der anderen Bevölkerungsgruppen. Alle übrigen Werte sind aber ausgesprochen tief. Beim Lebensunterhalt beklagen viele, dass mit Renten und Sozialhilfe kaum zu leben sei. Es wurde massive Kritik an der Arbeit des hiesigen Sozialdienstes laut. Die Betroffenen fühlten sich dort schlecht behandelt und unverstanden. Ähnliches wurde über die ÄrztInnen gesagt. Die Bedürftigen zeigten sich vielfach weder mit der Auswahl an ÄrztInnen noch von der Qualität der Behandlung befriedigt. Mehrfach wurde den MedizinerInnen Unfreundlichkeit vorgeworfen. Auch die Beschäftigungssituation wurde stark bemängelt. Es gibt keine Angebote für Frauen, ältere Menschen oder solche mit Handicaps. Es fehlen auch Teilzeitstellen. Viele Befragte äusserten den Wunsch nach vermehrter sozialer Teilhabe, zum Beispiel in Form von Treffpunkten. Es gibt keine solchen Angebote in der Region für Leute, die kein Geld haben. Mehrmals wurde auch von den Bedürftigen auf die Unterversorgung der Jugend in diesem Bereich hingewiesen. Im Rahmen dieser Studie war es wie erwähnt nicht möglich eine grössere Zahl von Bedürftigen direkt zu befragen. Trotzdem ist ein genauerer Blick auf die Resultate aus den siebzehn Befragungen von einigem Interesse, lassen sich doch eindeutige Trends heraus lesen. Deshalb werden die Daten im Folgenden nicht nur im Durchschnitt grafisch dargestellt, sondern es gibt zu jeder Bedürfniskategorie auch eine Ansicht über die Verteilung der Antworten. Daraus lässt sich erkennen, dass in den Bereichen Lebensunterhalt, Arbeit und Soziale Teilhabe nur ganz wenige Personen einigermassen bis sehr zufrieden sind. Gerade diese relativ wenigen positiven Wertungen heben schlussendlich den Durchschnitt beträchtlich an. Auffällig ist aber, dass tatsächlich ein Grossteil der Befragten den tiefsten Zufriedenheitswert in diesen Bereichen gewählt hat. Diese offensichtlich starke Unzufriedenheit kam bei manchen Gesprächen auch mit grosser Vehemenz und emotionaler Beteiligung der Betroffenen zum Vorschein. Man kann deshalb von einer Personengruppe in der Region ausgehen, die sich in grossem Masse unterversorgt, benachteiligt, ausgegrenzt und unverstanden fühlt. Obwohl das materielle Existenzminimum sicher gestellt ist, sind grundlegende Bedürfnisse nicht abgedeckt. Die Menschen leiden auch an Perspektivenlosigkeit und schwanken zwischen Resignation und Wut.

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Lebensunterhalt

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Gesundheitliche Versorgung

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ZUSATZBEFRAGUNGEN

INTERVIEW MIT BETREUENDEN, BÜRGERHEIM MENZIKEN Das Geld für die Bedürftigen kommt entweder vom Sozialamt oder aus IV/AHV-Renten. Viele möchten mehr Geld zur Verfügung haben. Für RaucherInnen und AlkoholikerInnen verschärft sich das finanzielle Problem. Wohnungen sind für (ehemalige) Drogenabhängige, AlkoholikerInnen und psychisch Kranke nur schwer zu finden. Für solche Fälle gibt es das Bürgerheim. Die Leute werden hier von Polizei, Sozialamt oder Gemeinde eingewiesen und haben meistens einen Beistand oder Vormund. Auch gibt es noch die private Wohngemeinschaft Häne. Die gesundheitliche Versorgung in der Region ist sehr gut. Verständlicherweise haben Alters- und Pflegeheime Wartelisten. Das Angebot an Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Bedürftige ist bescheiden. Fraglich ist aber, ob überhaupt ein Bedürfnis besteht. Für die wenigen, die wirklich wollen, gibt es jedoch kaum geeignete Offerten. Der finanzielle Aufwand dafür wäre sehr gross, weil die Personen in diesem Bereich auf eine umfassende Betreuung angewiesen sind. Bei der Sozialen Teilhabe gibt es genug Treffmöglichkeiten, zum Beispiel

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die vielen kleinen „Beizli“ im Dorf. Für diejenigen Betroffenen, die

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wirklich Kontakt suchen, gibt es genügend Möglichkeiten. Eine davon ist auch das Hallen- und Freibad. Aber manche Bedürftige sind ausgesprochene Einzelgänger und wenig kontaktfreudig.

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INTERVIEW MIT SEELSORGERIN DER LANDESKIRCHE, REINACH Bei Geldsorgen wenden sich nur wenige Menschen direkt an die Kirche. Manchmal fragen vor allem jüngere Leute an der Tür nach Geld oder Arbeit. Bei älteren Personen leistet die Kirche Unterstützung, wenn trotz Ergänzungsleistungen der Lebensunterhalt nicht gesichert ist. Was den Wohnraum betrifft, so gibt es genügend günstige Wohnungen und es existieren auch Sozialwohnungen in der Gemeinde. Die gesundheitliche Versorgung ist im Bereich der physischen Problemlagen sehr gut abgedeckt. Anders sieht es aus, wenn die Betroffenen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Hier fehlt es an Angeboten und es bleibt nur die Psychiatrie im Spital. Die Aussicht auf Arbeit oder Beschäftigung für Bedürftige ist eher schlecht. Es gibt kaum geeignete Angebote und es gibt keine Organisation die hier zuständig ist. Für jüngere Leute existieren Projekte, allerdings nicht vor Ort. Auch bei der Sozialen Teilhabe ist die Situation schwierig für weniger gut Situierte. Natürlich gibt es kostenlose Angebote, die von allen Menschen genutzt werden können. Aber die Hemmschwelle für die Betroffenen ist oft zu gross. Dies gilt insbesondere auch für Offerten, die sich spezifisch an die Betroffenen wenden. Sich an einem Weihnachtsabend für Bedürftige zu zeigen, heisst auch, von anderen Menschen als bedürftig wahrgenommen zu werden. Bei vielen lässt dies der Stolz nicht zu. Grundsätzlich gibt es aber nur ganz wenige Angebote, die sich direkt an Bedürftige richten.

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Im Bereich Bedürftige fällt auf, dass die Einschätzungen der ExpertInnen untereinander, aber vor allem in Bezug auf die Zielgruppe recht uneinheitlich oder sogar widersprüchlich sind. Es ist auch der einzige der sechs Bereiche, wo die Fachpersonen die Zufriedenheit der Zielgruppe tendenziell höher einschätzen, als dies die Betroffenen selber äussern. Am besten abgedeckt sind die Bedürfnisse der weniger Privi-

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legierten offensichtlich im Bereich Wohnen. Hier wird die

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aus. Obwohl von Fachpersonen die gesundheitliche Versor-

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gen sicher eher bescheiden sind, scheinen die Betroffenen sich entgegen Einschätzungen von ExpertInnen hier recht wohl zu fühlen. Ganz anders sieht es im Gesundheitsbereich gung als sehr gut beurteilt wird, macht sich bei den Betroffe-

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günstigem Wohnraum in der Region. Obwohl die Behausun-

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herrscht eher Mangel an AllgemeinmedizinerInnen. Die Wahlmöglichkeiten sind beschränkt, und offenbar fühlen sich viele Bedürftige schlecht behandelt und nicht ernst genommen in den Praxen. Auch nehmen sich die ÄrztInnen zu wenig Zeit für die PatientInnen. Ähnliche Vorwürfe werden laut, was die Betreuung beim Regionalen Sozialdienst betrifft. In

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lich primär mit den örtlichen ÄrztInnen zusammen. Es

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finanzieller Hinsicht kriegen zwar alle ihre Renten oder Sozi-

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Ein solches Leben ist für viele sehr unbefriedigend. Gross ist der Wunsch nach Arbeit, insbesondere nach Teilzeitstellen. Aber offensichtlich ist es besonders für ältere Menschen und solche mit Handicaps kaum möglich, etwas Geeignetes zu finden. Es fehlt in dieser Hinsicht auch an Unterstützung. So begnügt sich der Sozialdienst einzig mit dem Auszahlen der

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alhilfe, aber damit ist nur das Existenzminimum abgesichert.

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Sozialleistungen. Bei der Sozialen Teilhabe ist die Gruppe der Bedürftigen neben den Jugendlichen die einzige, die explizit den Wunsch nach mehr Angeboten äussert. Der Wunsch nach Treffpunkten wird von einigen Befragten bejaht. Hier fehlen vor allem kostenlose Möglichkeiten, wo sich Menschen ohne Geld treffen können. Es gibt aber andererseits in diesem Bereich auch viele EinzelgängerInnen, die kaum von solchen Angeboten Gebrauch machen würden. Grundsätzlich ist die minimale Grundversorgung in allen Bereichen gesichert. Es fehlen jedoch Angebote, die diese Menschen ganzheitlich mit all ihren Anliegen unterstützen.

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2.8. Gesamtübersicht der Bedürfnisse ZUSAMMENFASSUNG DER RESULTATE Aus den bisherigen Resultaten lässt sich eine Gesamtübersicht über den Zufriedenheitsgrad der verschiedenen sozialen Gruppen in den untersuchten Bedürfniskategorien herstellen. Eine grafische Darstellung dazu findet sich auf Seite 63. Im Folgenden sind die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammengefasst. In einem ersten Teil werden nochmals die Bedürfnisse der einzelnen Bevölkerungsgruppen beschrieben, im zweiten Teil konzentriert sich der Blickwinkel auf die fünf Bedürfniskategorien für alle erfassten sozialen Gruppen. DIE ZUFRIEDENHEIT DER SOZIALEN GRUPPEN Jugendliche Mit Ausnahme der Sozialen Teilhabe sind die Bedürfnisse bei den jungen Leuten recht gut abgedeckt. Gesundheit und Wohnen sind keine zentralen Themen. Im Bereich der Arbeitssuche sind es nur wenige, die Mühe haben eine geeignete Stelle zu finden. Für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist dies jedoch ungleich schwieriger. Im Bereich der Treffpunkte besteht allerdings erhebliche Unzufriedenheit. Hier fehlen für die meisten geeignete Angebote und die Jugendlichen treffen sich auf Strassen, Plätzen und an Bahnhöfen. Weiter bleiben Pubs und Restaurants mit Konsumzwang. Gutgemeinte Angebote wurden oft bald wieder geschlossen, weil es zu Konflikten kam. Es gibt erhebliche Spannungen zwischen einheimischen und ausländischen Jugendlichen. Es wurden durch die Jugendkommission Angebote geschaffen, aber diese richten sich erst an einen kleinen Teil der jungen Leute. Das neue Jugendkulturhaus in Teufenthal ist noch kaum bekannt. Für treffende Aussagen müssen erst die Resultate aus dem Probebetrieb abgewartet werden. Betagte Die Bedürfnisse der Betagten sind sehr gut abgedeckt. Die Säulen in den Zufriedenheitsskalen erreichen hier die höchsten Werte. Bei der materiellen Versorgung führt die hohe Belastung durch Pflegekosten zu Unzufriedenheiten bei einigen Betagten. Trotzdem ist aber für alle gesorgt, auch wenn die eigenen materiellen Reserven aufgebraucht sind. Auch gibt es genügend Pflegeplätze, wenn auch verbunden mit Wartefristen und nicht immer im „Wunschheim“. Bei Beschäftigungsangeboten und der sozialen Teilhabe äussern sich die meisten Betroffenen als genügend versorgt. Die ExpertInnen äussern aber einheitlich Zweifel an diesen Aussagen. Es kann zunehmend eine Vereinsamung und Isolierung von Betagten beobachtet werden. Rückzug, Resignation und Handicaps erschweren noch die Überwindung der ohnehin hohen Hemmschwelle, bestehende Angebote zu nützen. MigrantInnen Allgemein äussern sich MigrantInnen in den meisten Bereichen im Durchschnitt weniger zufrieden. Dies betrifft vor allem die unmittelbar verknüpften Bereiche Arbeit und Lebensunterhalt. Es gibt einige, die im Zuge der Deindustrialisierung in der Region ihre Stelle verloren haben und keine neue mehr finden. Dies hat auch mit mangelnder Ausbildung und schlechten Sprachkenntnissen zu tun. Für die zweite Generation der Einwanderer ist die Situation schon etwas besser, aber auch hier gibt es einige,

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die vergeblich auf Arbeitssuche sind. Wieder spielen der Bildungsgrad und die Deutschkenntnisse eine wichtige Rolle. Durchaus kommen aber auch Vorurteile, besonders gegen gewisse Landsleute, ins Spiel. Generell ist die Arbeitslosigkeit ein Problem bei den MigrantInnen und viele arbeiten auch in schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Bei der Sozialen Teilhabe haben sich mindestens die grösseren Volksgruppen sehr gut selber organisiert. Es gibt viele kleine Treffpunkte für Landsleute. Im Bereich Integration klafft eine recht grosse Lücke zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Einwanderern. Die Bemühungen des Netzwerks Integration werden oft durch das Desinteresse der Zuwanderer vereitelt. Hier braucht es noch viel Informationsarbeit, Geduld und Innovation. Familien Im Bereich Beschäftigung fehlt es an Teilzeitstellen. Vor allem Frauen und insbesondere Wiedereinsteigerinnen finden wenige geeignete Arbeitsstellen. Für die Betreuung der Kinder gibt es genügend Angebote an Kinderhorten und Kinderkrippen. Allerdings sind diese trotz Subventionen oder einkommensabhängigen Tarifstufen für einige Familien unerschwinglich. Gerade wenn aus finanzieller Knappheit beide Elternteile arbeiten müssen, fehlen kostengünstige Angebote zur Tagesbetreuung von Kindern. Es gibt für Familien einige Angebote, die vor allem von Elternvereinen aber auch den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Es mangelt aber in diesem Bereich offensichtlich an ausreichender Information. MigrantInnen werden von den Angeboten kaum erreicht, dies aber oft auch bedingt durch mangelndes Eigeninteresse. Allgemein werden von den Familien die fehlenden Treffpunkte für ihre Kinder und Jugendlichen beklagt. Kranke und Behinderte Die Versorgung in diesem Bereich funktioniert sehr gut. Für die Behinderten bietet die Stiftung Lebenshilfe ein umfassendes Angebot. Kinder mit Behinderungen sind in der Stiftung Schürmatt sehr gut aufgehoben. Im medizinischen Bereich macht sich der Mangel an HausärztInnen bemerkbar. Für die Pflege zu Hause leistet die Spitex wichtige Dienste. Plätze in Spital und Pflegeheimen sind genügend vorhanden. Die Situation der Kranken und Behinderten entspricht in vielen Punkten der Einschätzung im Segment der Betagten. Die Grundversorgung ist gewährleistet. Auf dem Gebiet der sozialen Teilhabe äussern sich die Betroffenen meist sehr zufrieden. Die ExpertInnen weisen aber durchaus auf Mängel in dieser Beziehung hin und sprechen von Vereinsamung und Isolierung. Bedürftige Obwohl die Versorgung der Bedürftigen von den ExpertInnen als gut eingeschätzt wird, macht sich in dieser Bevölkerungsgruppe eine recht hohe Unzufriedenheit breit. Einzige Ausnahme bildet der Bereich des Wohnens: Hier lassen sich offensichtlich dank dem breiten und günstigen Wohnungsangebot geeignete Unterkünfte finden. Das Leben mit minimalen Renten oder Sozialhilfe ist für viele ein grosses Problem. Es besteht ein grosses Bedürfnis nach Arbeit. Für Frauen, ältere Menschen und insbesondere solche mit Handicaps gibt es aber kaum Stellen. Es fehlen auch Teilzeitstellen. Auch im Bereich der sozialen Teilhabe wünschen sich viele Bedürftige Treffpunkte, wo sich auch Menschen ohne Geld aufhalten können. Die minimale Versorgung in allen Bereich ist zwar gesichert, es fehlen jedoch Angebote zur ganzheitlichen Betreuung dieser Menschen, die oft mit mehreren Problemen gleichzeitig zu kämpfen haben. Es existiert innerhalb des Kreises der Bedürftigen eine Gruppe von Menschen, die sich ganz stark unterversorgt, benachteiligt und ausgegrenzt fühlt.

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DIE ZUFRIEDENHEIT IN DEN BEDÜRFNISKATEGORIEN Lebensunterhalt Ein recht grosser Teil der Bevölkerung lebt in guten materiellen Verhältnissen. Am anderen Ende der Skala kann sicher gesagt werden, dass der minimale Existenzbedarf durch Renten, Versicherungen und die Sozialhilfe gewährleistet ist. Eine Unzufriedenheit im Bereich Lebensunterhalt lässt sich bei den MigrantInnen ausmachen. Diese arbeiten bedingt durch tieferes Bildungsniveau und schlechte Sprachkenntnisse oft in Tieflohnbereichen. Entsprechend ist der Lebensstandard tiefer und das Gefälle gegenüber den besser Situierten führt zu weniger Zufriedenheit. Für Menschen in materiellen Nöten bedeutet die Minimalversorgung durch Sozialleistungen eine schwierige Situation und viele leiden darunter. Es fehlen Perspektiven und Unterstützungsangebote. Das Leben auf dem Existenzminimum ist für manche eine Situation ohne Ausweg. Der Regionale Sozialdienst sorgt je länger je mehr nur noch für die finanzielle Mindestversorgung. Eine umfassende Beratung und Betreuung bleibt aus Spargründen auf der Strecke. Ob dies langfristig gedacht wirklich Geld spart, ist bei PolitikerInnen und Fachpersonen umstritten. Wohnsituation In diesem Bereich scheinen in der Region keine Engpässe zu bestehen. Offensichtlich bestehen Angebote für alle Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten. Insbesondere gibt es genügend freie Wohnungen und viele davon in für schweizerische Verhältnisse sehr günstigem Bereich. Dadurch haben auch die weniger gut betuchten Menschen gute Chancen, eine angemessene Bleibe zu finden. Das gilt sogar für den Bereich der Bedürftigen, die vom Sozialamt nur eine begrenzte Unterstützung für die Wohnungsmiete erhalten. Für Pflegebedürftige und Betagte gibt es zudem genügend Plätze in Heimen und im Spital. Bei den Alters- und Pflegeheimen bestehen die üblichen Wartefristen, manchmal muss aber auch auf Angebote ausserhalb der Region zurückgegriffen werden. Gesundheitliche Versorgung Die Abdeckung in diesem Bereich ist generell sehr gut im Oberen Wynental. Ein Engpass zeichnet sich bei den ÄrztInnen ab. Hier fehlt es, wie oft auf dem Lande an AllgemeinmedizinerInnen. Dieser Mangel könnte sich in Zukunft noch verschärfen, da in nächster Zeit einige MedizinerInnen aus Altersgründen aufhören werden. In den meisten befragten Gruppen wurden aber immer auch Stimmen laut, die die Qualität der ÄrztInnen bemängelten. Hier fehlt es offenbar vor allem an Zeit und persönlichen Kontakten. Je nach individuellen Bedürfnissen wurde das Fehlen von gewissen SpezialistInnen im medizinischen Bereich genannt. Am meisten erwähnt wurde dabei das Fehlen eines Hals-NasenOhren-Arztes. Nicht für alle befriedigend ist die Abdeckung im psychiatrischen Bereich, bei den KinderärztInnen, bei den GynäkologInnen oder auf dem Gebiet der Rehabilitation. Bedingt durch die Grösse der Region ist es aber klar, dass nicht für alle individuellen medizinischen Bedürfnisse vor Ort gesorgt werden kann. Hier kommen dann Angebote in der weiteren Region, insbesondere in Aarau zum Tragen.

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Arbeit / Beschäftigung Das Angebot an Arbeitsplätzen wird von den befragten ExpertInnen und der Bevölkerung unterschiedlich beurteilt. Was sich aber mit Sicherheit abzeichnet ist, bedingt durch den Rückzug der Industrie aus dem Wynental, ein Engpass bei Teilzeitstellen und Stellen für weniger qualifizierte Arbeitskräfte. Im ersten Bereich sind die Betroffenen oft Frauen und Menschen mit Handicaps, im zweiten Bereich findet man vermehrt MigrantInnen. Arbeitende, die durch den Abbau in der Industrie ihren Arbeitsplatz verloren haben, finden oft keine neue Stelle, vor allem wenn es an einer soliden Ausbildung fehlt. Hier sind ältere ArbeitnehmerInnen in einer besonders schwierigen Lage, besonders wenn sie gleichzeitig einen Migrationshintergrund haben. Es kommen dann als Erschwerung noch mangelhafte Deutschkenntnisse dazu. Die Arbeitslosenquote ist in der Region auch höher als im Schnitt der übrigen Schweiz. Für Jugendliche hat sich diese Situation in den letzten Jahren verbessert. Das Lehrstellenangebot ist ausreichend und bei Schwierigkeiten helfen Brückenangebote. Für Menschen, die nicht (mehr) arbeiten können, gibt es einige wenige Beschäftigungsangebote. Soziale Teilhabe Der Bereich der sozialen Teilhabe wird in den untersuchten Bevölkerungsgruppen offensichtlich sehr unterschiedlich erlebt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es primär zwei Gruppen gibt, die hier offensichtlich mehr Angebote wünschen und dies auch explizit einfordern. In erster Linie beklagen die Jugendlichen das Fehlen von geeigneten Treffmöglichkeiten und Freizeitangeboten, doch äussern auch Bedürftige den Wunsch nach Treffmöglichkeiten für Menschen ohne finanzielle Mittel. Bei den MigrantInnen zeigt sich in diesem Bereich ein anderes Bild. Vor allem die besser vertretenen Landsleute organisieren sich in ihren Gruppen sehr gut selber. Es sind viele kleine Treffs und Clubs entstanden. Fast ausschliesslich sind dies jedoch Angebote für Männer, was sicher kulturell bedingt ist. Für MigrantInnen, die kaum Landsleute in der Region haben, gestaltet sich die soziale Anbindung schwierig. Bei den Betagten, Kranken und Behinderten schliesslich ist die Situation noch einmal anders. Hier werden von den Betroffenen kaum Bedürfnisse nach vermehrten Kontaktmöglichkeiten geäussert. Es herrscht allgemein scheinbar grosse Zufriedenheit. Die befragten ExpertInnen äussern aber Zweifel an diesem Bild. Bestehende Angebote werden nur deshalb so wenig benutzt, weil es eine grosse Hemmschwelle für diese Menschen gibt. Viele haben auch resigniert, sich zurückgezogen oder seien zu stolz, um Hilfe anzunehmen.

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GESAMTINTERPRETATION Zusammenfassend kann man sagen, dass mindestens die Grundbedürfnisse in der Region ausreichend bis sehr gut versorgt sind. Diese Aussage wird auch durch die vorherige Tabelle gestützt. Anhand der Darstellung kann die Zufriedenheit der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den untersuchten Kategorien auf einen Blick erfasst werden. Es gibt in der allgemein recht hohen Zufriedenheit nur wenige auffällige Abweichungen. Die Tabelle lässt auch direkt Rückschlüsse auf das soziale Netz in der Region Oberes Wynental zu. Deutlich wird, dass eigentlich in allen Bereichen ein tragfähiges Netz existiert und es keine klaffenden Lücken gibt. Dies ist insofern nicht erstaunlich, als man davon ausgehen kann, dass die Versorgung bei den Grundbedürfnissen in der Schweiz allgemein gut funktioniert. Es gibt keinen plausiblen Grund, warum dies im Oberen Wynental anders sein soll und warum ausgerechnet hier besonders krasse Unterversorgungslagen vorliegen sollen. Andererseits zeigen die Daten aber auch, dass das soziale Netz nicht für alle gleich dicht gewoben ist. Es gibt durchaus Bereiche, in denen legitime Bedürfnisse von Betroffenen schlecht abgedeckt sind und wo durchaus Optimierungen wünschenswert wären. Diese Mängel werden im anschliessenden dritten Teil dieses Berichts noch eingehender betrachtet. Wie erwähnt ist in den Gemeinden des Oberen Wynentals die Abdeckung der Grundbedürfnisse gewährleistet. Menschen in finanziellen Engpässen erhalten Unterstützung in Form von Beiträgen. Das Existenzminimum ist gesichert. Menschen mit medizinischen Problemen erhalten die nötigen Hilfestellungen. Bei besonderen Anliegen müssen sie verständlicherweise in der weiteren Region Unterstützung suchen. Es gibt genügend Pflegeplätze für Betagte, Kranke oder Behinderte. Es existieren Treffpunkte und Freizeitangebote für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Für Familien gibt es Kinderkrippen und Beratungen im Kleinkinderbereich. Grundsätzlich besteht ein vielfältiges Netz von Angeboten in den verschiedenen Bereichen. Trotz diesem soliden Netz lässt sich aber ein grundsätzliches Vakuum im Bereich einer ganzheitlichen Unterstützung für Menschen in Notlagen ausmachen. Menschen am Rande der Gesellschaft sind meist von Multi-Problemlagen betroffen. Da kommen zu den finanziellen Problemen gesundheitliche Schwierigkeiten dazu. Es fehlt an Arbeit oder Beschäftigung, die sozialen Kontakte sind allenfalls verloren gegangen. Oft kommt auch noch ein Migrationshintergrund dazu. Betroffene werden nicht selten ausgegrenzt oder nicht ernst genommen. Wie gesagt gibt es für diese Menschen zwar durchaus die minimale existenzielle Hilfe und niemand braucht auf der Strasse zu leben oder zu verhungern. Eine ganzheitliche Beratung und Betreuung lässt sich aber in der Region kaum finden. Eine solche müsste sehr niederschwellig und möglichst kostenlos sein, damit sich die Betroffenen auch wirklich dorthin wenden. Durch die Reduktion des Sozialdienstes auf die finanzielle Hilfe bleiben andere Grundbedürfnisse deutlich unterversorgt. Es gibt kaum Perspektiven für die betroffenen Personen, je aus ihrer Misere herauszufinden. Diese ganzheitliche Betreuung fehlt aber auch für die Betagten oder Kranken. Die finanzielle Abdeckung der medizinischen Kosten und die medizinischen Leistungen funktionieren zwar gut, für andere Bedürfnisse wird aber nur wenig gesorgt. Solche ganzheitlichen Unterstützungen von Menschen in Problemlagen könnten durch eine gute Vernetzung der Hilfsangebote in der Region optimiert werden. Es existieren viele Organisationen und Vereine im sozialen Bereich, es findet aber zwischen diesen Institutionen nur wenig Austausch statt. Durch Koordination und nützen von Synergien könnten wertvolle Impulse entstehen, die das soziale Netz tragfähiger für alle machen und eine umfassendere Unterstützung von Menschen in Notlagen ermöglichen.

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3.

DIE LÜCKEN

3.1. Ausgangslage Im letzten Kapitel werden die vorgefundenen sozialen Lücken katalogisiert und es werden daraus Handlungsoptionen entwickelt. Da sich die Heilsarmee sinnvollerweise nicht in allen Bereichen in gleichem Masse engagieren kann, werden diese Optionen in Absprache mit dem Auftraggeber spezifisch auf die Möglichkeiten der Organisation zugeschnitten behandelt. Das betrifft auch die im letzten Abschnitt beschriebenen Konsequenzen auf geplante bauliche Erweiterungen bei der Heilsarmee Reinach.

LÜCKE 1 – TREFFPUNKTE FÜR JUGENDLICHE Im Bereich Treffpunkte existiert ein grosses Nachholbedürfnis bei den Jugendlichen. Auf den Seiten 25 und 26 des Berichts wurde die Ausgangslage in diesem Bereich bereits eingehend beschrieben. Um diesen Mangel zu entschärfen, braucht es grosszügige und professionell geführte Jugendräume. Gut gemeinte, kleinere Angebote scheitern häufig an Konflikten um das neue Territorium und der Unmöglichkeit einen geregelten Betrieb aufrecht zu erhalten. Verschärft wird diese Problematik ganz stark durch den grossen Graben zwischen einheimischer und ausländischer Jugend. Einzelne punktuelle Angebote wurden durch die Jugendkommission geschaffen (Fun Park, Midnight Games, Jugendräume „Jump“), sie wenden sich aber nur an einen kleinen Teil der Jugendlichen. Auch das neue Jugendkulturhaus in Teufenthal wird voraussichtlich den Mangel an Treffpunkten nicht entscheidend verbessern. Es müssen aber noch die Resultate aus dem Probebetrieb abgewartet werden. Um eine wesentliche Verbesserung der Situation herbeizuführen, braucht es ein grosszügig ausgelegtes Angebot im Oberen Wynental selber. Um einen geregelten Betrieb zu garantieren, müsste der Treffpunkt ein grosses räumliches und thematisches Spektrum haben und zudem professionell geführt werden. Entsprechend ist ein solches Projekt mit hohem Aufwand und Kosten verbunden.

LÜCKE 2 – DURCHMISCHUNG DER JUGENDLICHEN Der Anteil der ausländischen Bevölkerung ist mit über dreissig Prozent sehr hoch im Oberen Wynental. Bei den Jugendlichen ist dieser Anteil sogar noch höher. Es zieht sich ein markanter Graben zwischen den einheimischen und den ausländischen Jugendlichen hin. Die Gruppe der jungen Leute mit Migrationshintergrund unterteilt sich dann nochmals je nach Herkunft. Besonders gross sind dabei die Untergruppen der verschiedenen balkanstämmigen und der türkischen Menschen. Die Gesellschaft zerfällt in eigentliche Teilgruppen, übergreifende Kontakte und Verbindungen sind rar. Es kommt gerade bei den Jugendlichen zu Abgrenzung und Konflikten. Diese mangelnde Integration, die sich schon in der Schule und auf Pausenplätzen äussert, bedeutet für eine zukünftige Entwicklung der Region latente Probleme. Integration kann hier aber nicht einfach Anpassung der ausländischen Bevölkerung an Schweizer Normen bedeuten, sondern es muss eine gegenseitige Annäherung stattfinden. In diesem Bereich fehlt es an geeigneten Anstrengungen, die bestehende Kluft zu überwinden. Um eine weitere Aufspaltung der Gesellschaft zu verhindern, müsste unbedingt schon bei den Kindern und Jugendlichen angesetzt werden.

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LÜCKE 3 – INTEGRATION DER MIGRANTINNEN Was für den Bereich der Jugendlichen bereits erwähnt wurde, gilt für die gesamte Gruppe der MigrantInnen. Auch hier gibt es im Umfeld der Integration einige Mängel und Hemmnisse. Das Netzwerk Integration arbeitet seit einigen Jahren auf diesem Gebiet und bemüht sich immer wieder um neue Offerten an die ausländische Bevölkerung (zum Beispiel Deutschkurse für Migrantinnen). Diese Angebote werden aber entweder nur spärlich genutzt oder fallen wegen mangelndem Interesse ganz ins Wasser. Das Desinteresse und das fehlende Verständnis für den Nutzen von Integrationsangeboten durch die ausländische Bevölkerung ist ein grosses Hindernis. Hier braucht es viel Informationsarbeit, Geduld, interkulturelle Übersetzung, aber auch ein gutes Mass an Zeit. Die Bemühungen in diesem Bereich hätten eine breitere Unterstützung verdient. Die Integrationsarbeit ist eine wichtige Investition in die Zukunft der Region. Der Zerfall der Gesellschaft in ethnische Untergruppen bietet einiges Konfliktpotential, zumal die Gruppe der MigrantInnen tendenziell auch weniger gut situiert ist. Ohne eine funktionierende Integration sind soziale Spannungen voraussehbar.

LÜCKE 4 – GANZHEITLICHE UNTERSTÜTZUNG VON BEDÜRFTIGEN Menschen mit finanziellen Problemen sind gleichzeitig häufig von mehrfachen Problemen betroffen. Zu den Geldnöten kommen oft gesundheitliche und psychische Probleme, Arbeitslosigkeit, Alter, Kontaktverlust und Ausgrenzungen. Die Betroffenen werden zwar in ihren existenziellen Grundbedürfnissen versorgt – es gibt die materielle Existenzsicherung durch Renten und Sozialhilfe, es gibt Wohnungen und die gesundheitliche Versorgung ist im medizinischen Sinne gewährleistet – eine ganzheitliche Unterstützung, welche sich um die Multiproblemlagen der Betroffenen kümmert, fehlt aber weitgehend in der Region. Durch die Zurückstufung des Sozialdiensts auf die materielle Notversorgung fehlt es an einer umfassenden Beratung und Begleitung. Spargründe, sowie allgemein das derzeitige politische Klima in der Region spielen dabei eine wichtige Rolle. Da eine geeignete Begleitung für die Bedürftigen fehlt, haben diese kaum eine Chance, sich aus ihrer eingeengten Lage zu befreien. Sie verharren auf dem Existenzminimum und finden keine Arbeit oder soziale Kontakte. Die Probleme verschärfen sich gegenseitig und manche Betroffenen haben komplett resigniert. Es fehlt hier ganz eindeutig an niederschwelligen Beratungsangeboten, welche sich um den Menschen als Ganzes kümmern, geeignete Ressourcen mobilisieren und die Betroffenen an andere Stellen weiter vernetzen können.

LÜCKE 5 – TREFFPUNKTE FÜR MINDERBEMITTELTE Menschen, die über wenig oder keine finanziellen Mittel verfügen, haben keine Treffmöglichkeiten. Es gibt zwar genügend Restaurants und Pubs, aber hier herrscht überall Konsumzwang. Von den Betroffenen wurde mehrfach geäussert, dass sie sich eine solche Kontaktmöglichkeit wünschen, wo sich weniger gut Situierte treffen könnten. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass auch wenn ein solches Angebot bestünde, die Hemmschwelle für viele Personen gross wäre, dorthin zu gehen. Viele der Bedürftigen werden auch als ausgesprochene EinzelgängerInnen und als kontaktscheu beschrieben. Es gibt aber auf jeden Fall genügend InteressentInnen in der Zielgruppe, die ein geeignetes Angebot nützen würden. Ein solcher Treffpunkt könnte auch einen Ansatz bieten für eine nachfolgende ganzheitliche Betreuung der Betroffenen.

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LÜCKE 6 – KONTAKTE FÜR BETAGTE UND PFLEGEBEDÜRFTIGE Obwohl von der Zielgruppe in dieser Hinsicht wenig unbefriedigte Bedürfnisse geäussert wurden und die Zufriedenheit offensichtlich hoch ist, sind sich die ExpertInnen einig, dass es hier einige Mängel gibt. Viele Leute vereinsamen, ziehen sich zurück und resignieren. Es herrscht auch ein weit verbreiteter Stolz, der das Zugeben von Hilfsbedürftigkeit und den Wunsch nach mehr sozialen Kontakten erschwert. Es existiert eine sehr grosse Hemmschwelle, obwohl es verschiedene Freizeit- und Betätigungsangebote im Bereich Betagte und Pflegebedürftige gibt. Diese Offerten richten sich aber meist an Menschen, die mobil und fit sind. Der regionale Besuchsdienst erfüllt eine wichtige Aufgabe für Betroffene, die das Haus nicht verlassen können. Im Gesamten gibt es aber noch zu viele Betagte und Kranke, die von sozialen Kontakten abgeschnitten sind. Es fehlen geeignete Massnahmen, um an diese Vereinsamten heranzutreten. Es muss auch nach Möglichkeiten gesucht werden, wie die genannte Hemmschwelle reduziert werden kann. Im Weiteren wurden von Betagten auch sehr konkrete Wünsche geäussert. So fehlt zum Beispiel eine Treffmöglichkeit am Sonntag, wenn viele Betagte alleine bleiben.

LÜCKE 7 – VERNETZUNG DER SOZIALEN AKTEURE Eine Lücke ganz anderer Art zeigt sich in der Zusammenarbeit der Engagierten im sozialen Bereich. Wie sich schon bei der Auflistung der Angebote gezeigt hat, gibt es in der Region viele Akteure, die sich für Anliegen der Bevölkerung einsetzen. Im Laufe der Befragungen hat sich aber gezeigt, dass diese gegenseitig eher schlecht informiert sind. Eine gute Koordination und daraus resultierende Zusammenarbeit könnte einiges an Ressourcen freisetzten. Eine früher regelmässig stattfindende Konferenz der involvierten Stellen ist versandet. Dies ist bedauerlich, da in diesem Bereich einiges an Potential für eine fruchtbare Zusammenarbeit besteht. Zur Veranschaulichung sei zum Beispiel erwähnt, dass Bedürftige in den Umfragen erwähnt haben, dass sie gerne einsame Betagte besuchen gehen würden. Ein weiterer Ansatz wären generationenübergreifende Projekte, so wurde zum Beispiel die Idee eines Kinderhorts in einem Altersheim geäussert. Solche Ansätze bedingen aber eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit bei den sozialen Vereinigungen. Hier gibt es durchaus Optimierungsmöglichkeiten.

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WEITERE LÜCKEN Im Laufe der Befragungen wurden weitere Lücken und Mängel von ExpertInnen und Zielgruppen geäussert. Dies sind zum Teil sicher auch sehr individuelle Anliegen und Wünsche. Es zeigen sich aber trotzdem einige interessante Tendenzen darin. Deshalb werden im Folgenden diese Anregungen zur Komplettierung dieses Kapitels stichwortartig festgehalten: 

Fehlende Information über Sozialleistungen für Betagte



Fehlende Information über Angebote für Jungendliche (insbesondere über Jugendkulturhaus)



Ungenügende Information für Familien über Angebote, z. B Kinderhorte, Kinderkrippen



Keine freischaffende Psychiatrieschwester



Psychiatrisches Ambulatorium fehlt



Betreuung von psychisch kranken Menschen ist mangelhaft



Zuwenig HausärztInnen / AllgemeinpraktikerInnen



Zuwenig KinderärztInnen



Zuwenig ZahnärztInnen



Es fehlt ein Hals-Nasen-Ohren-Spezialist / Spezialistin



Es fehlt eine weibliche Gynäkologin



Es fehlen Übergangsangebote im Bereich der Rehabilitation



Tagesklinik / Tageszentrum ist nicht vorhanden



Für Pflegebedürftige zu Hause fehlt ein Nachtdienst



Es gibt nicht genügend Teilzeitstellen



Für WiedereinsteigerInnen gibt es kaum Arbeitsplätze



Geschützte Werkstätten sind nicht vorhanden



Für schlechter Situierte gibt es keine bezahlbaren Kinderkrippen



Zu wenig Notschlafstellen



Kostengünstige Eheberatungsstelle fehlt



Förderung von Alterswohngemeinschaften wäre wünschenswert

Mit dieser ergänzenden Auflistung unbefriedigter Bedürfnisse ist die Erfassung der Lücken abgeschlossen. Im Folgenden beschäftigt sich der Bericht nun mit konkreten Handlungsoptionen, um gegen diese Mängel anzugehen. In Absprache mit dem Auftraggeber wurden aber nur die Bereiche explizit behandelt, die für die Heilsarmee im Zusammenhang mit ihrem sozialen Engagement von direktem Interesse sind. Sinnvollerweise soll das Angebot in diesen Bereichen ausgebaut werden, wo die Organisation bis jetzt schon tätig war und auch wertvolle Dienste am Mitmenschen geleistet hat. Aus der Tradition der Heilsarmee ist dies sicher vor allem der Bereich der Bedürftigen. Aus den Recherchen hat sich auch ergeben, dass diese Organisation der einzige soziale Akteur ist im Oberen Wynental, der sich den Randständigen und Obdachlosen direkt und pragmatisch annimmt. Die Bereiche Jugend- und Integrationsarbeit sind sicher weniger Kerngebiete der Heilsarmeetätigkeit.

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Entnommene Seiten Die Seiten 71 bis 77 enthalten für die Heilsarmeestelle in Reinach spezifische Informationen und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Fragen darüber werden gerne persönlich beantwortet.

Die Heilsarmee Bjørn Marti Stumpenbachstrasse 38 5734 Reinach Fon: 062 771 11 72 Mail: [email protected] www.heilsarmee.ch/reinach Spendenkonto: 50-5542-4

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3.4. Schlusswort Während unseren intensiven Recherchen im Sommer 2008 durften wir erleben, wie für uns aus einer unbekannten und gesichtslosen Gegend irgendwo im tiefen Aargau eine vertraute, facettenreiche und spannende Region geworden ist. Dies verdanken wir all den Menschen, die wir während unserer Arbeit getroffen haben. Wir wurden mit viel Freundlichkeit und Offenheit empfangen, und es haben sich auch persönliche Kontakte ergeben. Wie die Teile eines grossen Puzzles hat jedes Gespräch dazu beigetragen, ein detailliertes Bild der Gemeinden Reinach, Menziken, Burg und Leimbach zu zeichnen. Das Resultat ist nun die vorliegende Studie. An dieser Stelle möchten wir allen Einwohnerinnen und Einwohnern der Region danken, die sich Zeit für uns genommen haben und bereit waren, unsere Fragen zu beantworten. Insbesondere gilt dieser Dank den zahlreichen Expertinnen und Experten von Behörden und Organisationen, die sich für ein Leitfadeninterview zur Verfügung gestellt haben. Über 250 Menschen haben auch an unserer Kurzbefragung zur Zufriedenheit teilgenommen und uns dabei oft auch ganz offen und unkompliziert viel Persönliches anvertraut. Besonderer Dank gilt auch den Personen, die sich spontan bereit erklärt haben in ihrem Umfeld für uns weitere Befragungen durchzuführen. Dies waren zum Teil Mitarbeitende von Organisationen, aber andererseits auch Private, die in ihrem persönlichen Umfeld für uns geforscht haben. Dies war uns eine grosse Hilfe in Bereichen, wo wir mit unseren Fragen nur mit Mühe oder gar nicht an die betroffenen Menschen gelangt wären. Mit diesem Bericht ist unsere Arbeit im Oberen Wynental abgeschlossen. Gezeigt wird das Bild eines grundsätzlich gut funktionierenden sozialen Netzes, das aber durchaus schwache Stellen aufweist. Mit dem Resultat hoffen wir, mindestens das Wissen über die sozialen Zusammenhänge in der Region bereichert zu haben. Diese Arbeit kann als Basis für weitere Erkundungen oder Vertiefungen dienen. Wir hoffen aber, dass diese Studie nicht nur Wissen vermehrt, sondern auch Anregung bietet für konkrete Interventionen. Besonders freuen würde uns, wenn auf der Basis dieser Arbeit Prozesse ins Rollen kommen, die benachteiligten Menschen direkt zugute kommen.

September 2008 Raphaela Huwiler Heinz Reutlinger

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4

ANHANG

4.1. Gesprächsleitfaden und Fragebogen

LEITFADEN FÜR DIE BEFRAGUNG DER EXPERTINNEN SEITE 1 Einleitung -

Eigenvorstellung durch die Befragenden Vorstellung Projekt (regional) Weiterverwendung der Daten Methodisches Vorgehen (Notizen, Aufnahme, Zeitrahmen) Einstimmung

Fragen zur Wohnsituation -

Wie wichtig ist das Thema „Wohnen“ für die Zielgruppe? Wie schätzen Sie die Wohnsituation dieser Gruppe ein? Wie schätzen Sie das Angebot an Wohnraum allgemein und speziell für die Zielgruppe ein (günstige Wohnungen, betreutes Wohnen, etc.)? Gibt es Schwierigkeiten in diesem Bereich? Falls ja, gibt es Hilfestellungen? Gibt es konkrete Lücken? Ideen zur Bewältigung?

Fragen zur materiellen Situation / Lebensunterhalt -

Wie schätzen Sie die materielle Situation der Zielgruppe ein? Gibt es spezifische Probleme in diesem Bereich? Welche Angebote werden genutzt in der Region? Angebote in der weiteren Umgebung? Gibt es deutliche Unterversorgungen? Lücken? Mängel? Ideen?

Fragen zur Gesundheit -

Wie schätzen Sie die Abdeckung im Bereich Gesundheit allgemein ein (ÄrztInnen, Pflege- und Betreuungsangebote, Gesundheitsberatung, etc.)? Welche Bedürfnisse hat die Zielgruppe im Bereich Gesundheit? Welche spezifischen Probleme gibt es in diesem Bereich? Welche Angebote werden genutzt? Welche Angebote in der weiteren Umgebung sind wichtig? Gibt es unabgedeckte Bereiche? Ideen zur Bewältigung?

Fragen zur Arbeit -

Wie schätzen Sie die Arbeits-, Beschäftigungs- respektive Ausbildungssituation der Zielgruppe ein? Wie schätzen Sie das Stellen- / Beschäftigungsangebot respektive das Angebot an Ausbildungsplätzen in der Region für die Zielgruppe ein? Gibt es problematische Bereiche? Welche Angebote werden genutzt? Wie wichtig sind die Angebote in der weiteren Umgebung? Was sind die wichtigsten Mängel? Lösungsvorschläge?

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LEITFADEN FÜR DIE BEFRAGUNG DER EXPERTINNEN SEITE 2 Fragen zur sozialen Teilhabe -

Welches sind besonders wichtige Bedürfnisse der Zielgruppe im Bereich Soziale Teilhabe? Wie schätzen Sie das Bedürfnis dieser Gruppe nach Begegnungsangeboten ein (Treffs, Freizeitangebote, etc.)? Wie schätzen sie die sozialen Kontakte dieser Gruppe ein? Gibt es Schwierigkeiten in diesem Bereich? Welche Angebote werden genutzt? Wie wichtig sind die Angebote in der weiteren Umgebung? Wo gibt es unabgedeckte Bedürfnisse? Lösungsvorschläge?

Abschlussfragen -

(Anhand „Soziale Landkarte Angebote“): Haben wir wichtige Angebote nicht erfasst? Haben Sie noch Anmerkungen, Nachträge? Haben wir etwas Wichtiges vergessen? Spezialfragen: Beispielsweise im Bereich Jugendliche: Viele Angebote für Jugendliche werden von kirchlichen Organisationen zur Verfügung gestellt. Gründe / Auswirkungen?

Skalierungsfrage -

Geben Sie uns eine Einschätzung der Bedürfnisabdeckung in den verschiedenen Kategorien (Lebensunterhalt / Wohnen / Gesundheit / Arbeit / Soziale Teilhabe) von 1 – 10 ab. Beispielfrage: Wie schätzen Sie die Zufriedenheit der Zielgruppe im Bereich Wohnen ein, wenn von einer Skala von 110, 1 sehr unzufrieden und 10 sehr zufrieden bedeutet?

Fragen zur Person -

Ausbildung Seit wann in dieser Position / an dieser Stelle?

Verabschiedung /Dank

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FRAGEBOGEN ZIELGRUPPEN-BEFRAGUNG Wohnen Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Wohnsituation / dem Wohnangebot in der Region?

1



2



3



4



5



6



7



8



1 = gar nicht zufrieden

9



10



sehr zufrieden = 10

Lebensunterhalt Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer materiellen Situation und Angeboten in der Region, an die Sie sich wenden können, wenn Sie auf materielle Hilfe angewiesen sind?

1



2



3



4



5



6



7



8



1 = gar nicht zufrieden

9



10



sehr zufrieden = 10

Gesundheit Wie zufrieden sind Sie mit Angeboten / der Abdeckung im Bereich Gesundheit in der Region (ÄrztInnen, Gesundheitsberatung, Pflege- und Betreuungsangebote, etc.)?

1



2



3

1 = gar nicht zufrieden



4



5



6



7



8



9



10



sehr zufrieden = 10

Arbeit / Beschäftigung Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeits- / Beschäftigungs- oder Ausbildungssituation und geeigneten (Stellen-) Angeboten in der Region?

1



2



3

1 = gar nicht zufrieden



4



5



6



7



8



9



10



sehr zufrieden = 10

Soziale Teilhabe Wie zufrieden sind Sie mit Begegnungsangeboten (Treffs, Kontakt- und Freizeitangebote, etc.) in der Region?

1



2



3

1 = gar nicht zufrieden



4



5



6



Was Sie sonst noch sagen wollten?

- 81 -

7



8



9



10



sehr zufrieden = 10

4.2. Adressliste der Angebote

Angebote für Jugendliche

Chrischona-Gemeinde Reinach

FCG – Freie Christengemeinde Reinach

Fun Park

Jugendkulturhaus Wynental

Alzbachkappelle Lenzstrasse 1 5734 Reinach

Hauptstrasse 5 5734 Reinach

Eishalle im Moos 5734 Reinach

Wynentalstrasse 1 5723 Teufenthal

Tel. 062 772 19 90

Tel. 062 771 74 72

www.chrischonareinach.ch

www.fcg-reinach.ch

www.kunsteisbahn.ch

Infos auf der Homepage von Reinach AG

Jungschar

Jungschar

Skaterbahn, Kletterwand

Jugendhaus

Jugendpsychologischer Dienst, Aarau

Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Aargau

Kinderschutzgruppe Kinderklinik Kantonsspital Aarau AG

Midnight Games

Herzogstrasse 1 5001 Aarau

Ambulatorium Aarau Tellstrasse 22 5000 Aarau

Tellstrasse 5000 Aarau

Turnhalle Neumatt 5734 Reinach

Tel. 062 832 64 40

Tel. 062 838 61 80

Tel. 062 838 56 16 /57 34

Tel. 078 629 45 66

www.beratungsdiensteaargau.ch

www.pdag.ch MidnightProjekteSchweiz, Tel. 041 410 91 00

Psychologische Beratung

Abklärungen, Beratung und Therapie

Hilfe und Schutz bei Misshandlung und Missbrauch

Tel. 079 744 11 41

Abklärung und Beratung spitalintern/extern

Midnight Games für Jugendliche ab der Oberstufe, jeweils Samstags

Pro Juventute – Engagiert für die Zukunft

Reformierte Kirchgemeinde Reinach-Leimbach

Regionaler Sozialdienst

Römisch katholische Pfarrei Menziken-Reinach

Bezirksstelle Kulm Talstrasse 10 5726 Unterkulm

Kirchgemeindehaus Neudorfstrasse 5 5734 Reinach

Kirchenbreitestr.47 5734 Reinach

Katholisches Pfarramt Mühlebühlstrasse 5 5737 Menziken

Tel. 062 776 02 89

Tel. 062 771 81 75

Tel. 062 765 48 50

Tel. 062 765 48 00

www.projuventute.ch

www.ref-reinachleimbach.ch

Infos auf der Homepage von Reinach AG

www.kath.menziken.ch

Beratung und Unterstützung von Jugendlichen

Jugendtreff SCOOP, Jungschar

Jugendberatungsstelle

Jugendtreff Aquarium, Jungwacht, Pfadi

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Angebote für Betagte

Alters- und Pflegeheim Falkenstein

Altersheim Sonnenberg

Alterswohngemeinschaft Häne

Bürgerheim Menziken

Schwarzenbachstr. 9 5737 Menziken

Neudorfstrasse 55 5734 Reinach

Hofackerstrasse 2 5737 Menziken

Kleinfeldstrasse 3 5737 Menziken

Tel. 062 765 80 00

Tel. 062 765 08 08

Tel. 062 771 04 04

Tel. 062 771 19 18

www.asana.ch

www.altersheimsonnenberg.ch

Wohnraum, Betreuung und Pflege für Betagte

Wohnraum, Betreuung und Pflege für Betagte

Betreute Wohngemeinschaft

Betreutes Wohnen für Betagte

Chrischona-Gemeinde Reinach

FCG – Freie Christengemeinde Reinach

Gemeinnütziger Frauenverein Reinach-Leimbach

Pflegeheim Spital Menziken

Alzbachkappelle Lenzstrasse 1 5734 Reinach

Hauptstrasse 5 5734 Reinach

Gigerstrasse 44 5734 Reinach

Spitalstrasse 1 5737 Menziken

Tel. 062 772 19 90

Tel. 062 771 74 72

Tel 062 771 58 12

Tel. 062 765 31 31

www.chrischonareinach.ch

www.fcg-reinach.ch

Infos auf der Homepage von Reinach AG

www.asana.ch

Angebote für SeniorInnen

Angebot „60 plus“

Besuch von Betagten

Wohnen und Pflege

Pro Senectute

Spitex Menziken

Spitex Reinach

Beratungsstelle für den Bezirk Kulm Neuquartierstrasse 16 5734 Reinach

Reformierte Kirchgemeinde ReinachLeimbach Kirchgemeindehaus, Neudorfstrasse 5 5734 Reinach

Spitex-Verein Menziken-Burg Gütschstrasse 2 5737 Menziken

Kirchenbreitestr.47 5734 Reinach

Tel. 062 771 09 04

Tel. 062 771 81 75

Tel. 062 771 03 60

Tel. 062 771 30 02

www.pro-senectute.ch

www.ref-reinachleimbach.ch

www.spitexag.ch

www.spitexag.ch

Beratung, Hilfe, Angebote für Betagte

Angebote für Betagte

Krankenpflege und hauswirtschaftliche Leistungen

Krankenpflege und hauswirtschaftliche Leistungen

Stiftung Dankensberg

Verein Regionaler Besuchsdienst

www.menziken.ch

Dankensbergstrasse. 12 5712 Beinwil am See

5734 Reinach

Tel. 062 765 48 60

Tel 079 473 75 33

www.beinwilamsee.ch

www.regionalerbesuchsdi enst.ch

Alters- und Pflegeheim für den Bezirk Kulm

Besuchsdienst für Betagte, Sterbebegleitung

- 83 -

Angebote für MigrantInnen

Albanisch-Islamischer Verein

CARITAS Aargau

Centro Español

Hauptsrasse 3 5734 Reinach

Laurenenvorstadt 80 5001 Aarau

Hauptstrasse 33 5737 Menziken

HEKS - Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, Regionalstelle Aargau/Solothurn Rain 24 5000 Aarau

Tel. 062 771 73 98

Tel. 062 822 90 10

Tel. 062 771 88 63

Tel. 062 836 30 20

www.caritas-aargau.ch

www.heks.ch

Moschee, Kaffeetreff für AlbanerInnen

Sozialberatung und Projektarbeit für Menschen in Notsituationen

Treffpunkt für SpanierInnen

Sozial benachteiligte Menschen, insbesondere MigrantInnen und Asylsuchende

Kantonaler Sozialdienst

Netzwerk Integration

Türkisch-Islamischer Verein

Türkischer Sport- und Kulturverein

Obere Vorstadt 3 5001 Aarau

Kirchenbreitestrasse 47 5734 Reinach

Hauptstrasse 3 5734 Reinach

Hauptstrasse 41 5737 Menziken

Tel. 062 835 29 90

Tel. 062 771 65 83

www.ag.ch/sozialdienst /de/pub/

Infos auf der Homepage von Reinach AG

Unter anderem im Bereich: AsylbewerberInnenbetreuung

Diverse Angebote für MigrantInnen

Moschee, Treffpunkt für TürkInnen

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Treffpunkt für TürkInnen

Angebote für Familien

Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität

Beratungsstelle Opferhilfe

Frauenhaus Aargau/Solothurn

Gemeinnütziger Frauenverein Menziken-Burg

Metzgerstrasse 20 5000 Aarau

Bahnhofstrasse 57 5001 Aarau

Postfach 2708 5001 Aarau

Postfach 229 5737 Menziken

Tel. 062 822 55 22

Tel. 062 837 50 60

www.fapla-ag.ch

www.frauenzentrale.ch/ag

www.frauenhausaargau.ch

www.sgf-menziken.ch

Beratung, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit

Beratung und Begleitung in Krisensituationen

Schutz, Unterkunft und Beratung für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder

Kinderhort Mikado, Aufgabenhilfe, Mittagstisch für SchülerInnen

Kinderkrippe Jim Knopf

Kinder-Mami-Papi-Treff

Kindertagesstätte Spatze-Näscht

Mütter-/Väterberatung Bezirk Kulm

Kirchstrasse 21 5737 Menziken

Sonnmattstrasse 14 5737 Menziken

Neue Bahnhofstrasse 14 5737 Menziken

Kirchenbreitestrasse 47 5734 Reinach

Tel. 062 771 91 61

Tel. 062 771 63 30/13

www.kath-menziken.ch

www.spatze-naescht.ch

www.muetterberatungkulm.ch

Kinderbetreuung, Kindertagesstätte

Diverse Angebote für Familien

Tagesbetreuung für Kinder

Beratung, Begleitung Eltern mit Kindern

Pink Panther Tagesstruktur

Pro Juventute

Regionaler Sozialdienst

Schulsozialarbeit

Alte Strasse 47 5734 Reinach

Bezirksstelle Kulm Talstrasse 10 5726 Unterkulm

Kirchenbreitestr.47 5734 Reinach

Centralschulhaus 5734 Reinach

Tel. 062 771 47 77

Tel. 062 776 02 89

Tel. 062 765 48 50

Tel. 062 771 65 36

www.pink-panther.ch

www.projuventute.ch

Infos auf der Homepage von Reinach AG

Natel. 079 414 54 80

Hort, Kinderkrippe, Mittagstisch

Beratung und Unterstützung von Familien

Familienberatungsstelle, Pflegekinderwesen, Alimenteninkasso

Beratung SchülerInnen und Eltern

Tel. 062 772 26 36

Tel. 062 771 38 77

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Angebote für Kranke und Behinderte

IZ Aarau Integrationszentrum

Aargauer DiabetesGesellschaft (ADG) Beratungsstelle und Sekretariat Kantonsspital / Haus 16 5000 Aarau

AGS Suchtberatung

Effingerhort

Beratungszentrum Oberwynental Kirchenbreitestrasse 47 5734 Reinach

REHA – Haus für Alkoholabhängige 5113 Holderbank

Erlinsbacherstrasse 37/39 5000 Aarau

Tel. 062 824 72 01

Tel. 062 771 68 15

Tel. 062 887 80 80

Tel. 062 824 76 34

www.diabetesgesellschaft .ch Diabetesberatung und Verkauf von Diabetesmaterial

www.suchthilfe-ags.ch

www.effingerhort.ch

www.effingerhort.ch

Suchtberatung

Betreutes Wohnen für Alkohol- und Medikamentenabhängige

Begleitung von abstinenten Suchtkranken

Klinik für Suchtkranke im Hasel

Lungenliga Aargau

Kantonsspital Aarau

Tellstrasse 5001 Aarau

5728 Gontenschwil

LANDENHOF - Zentrum und Schweizerische Schule für Schwerhörige Landenhofweg 1 5035 Unterentfelden

Tel. 062 838 41 41

Tel. 062 738 60 01

Tel. 062 737 05 05

Tel. 062 832 40 00

www.ksa.ch

www.effingerhort.ch

www.landenhof.ch

www.lungenliga-ag.ch

Medizinische Leistungen und Pflege

Fachklinik für Menschen mit Suchtproblematiken

Informationen und Beratung, Therapeutische Massnahmen

Beratung von Menschen mit Erkrankungen der Atemwege und der inneren Organe

Procap Aargau – Für Menschen mit Handicap

Rotkreuz Tageszentrum für Behinderte Schweizerisches Rotes Kreuz Aargau, Tageszentrum, Mühlemattstrasse 40, 5001 Aarau

Spital Menziken

Kasinostrasse 15 5000 Aarau

Pro Infirmis – Die Organisation für behinderte Menschen Beratungsstelle Aarau, Bahnhofstrasse 18, Postfach, 5001 Aarau

Tel. 062 823 55 20

Tel. 062 832 20 50

Tel. 062 824 05 15

www.procap.ch

www.proinfirmis.ch

www.srk-aargau.ch

Sozialversicherungsberatung, Sozialberatung mit Verweisungscharakter

Beratung

Tagesstruktur für behinderte Menschen, Ergound Physiotherapie

Medizinische Leistungen und Pflege

Spitex Menziken Spitex-Verein Menziken-Burg Gütschstrasse 2 5737 Menziken

Stiftung Lebenshilfe

Stiftung Schürmatt

Verein Regionaler Besuchsdienst

Sekretariat Saalbaustrasse 9 5734 Reinach

Schürmattstrasse 589 5732 Zetzwil

5734 Reinach

Tel. 062 771 03 60

Tel. 062 765 76 76

Tel. 062 767 07 00

Tel 079 473 75 33

www.spitexag.ch

www.stiftunglebenshilfe.ch

www.schuermatt.ch

www.regionalerbesuchsdi enst.ch

Krankenpflege und hauswirtschaftliche Leistungen

Angebote für Menschen mit einer geistigen Behinderung

Wohnen / Betreuung für Behinderte

Besuchsdienst für Kranke, Sterbebegleitung

Hintere Bahnhofstrasse 6 5001 Aarau

Spitalstrasse 1 5737 Menziken Tel 062 765 31 31 www.asana.ch

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Angebote für Bedürftige

Bürgerheim Menziken

CARITAS Aargau

Fachstelle für Schuldenfragen Aarau (FSA)

Kleinfeldstrasse 3 5737 Menziken

Laurenzenvorstadt 80 5001 Aarau

5000 Aarau

Gigerstrasse 44 5734 Reinach

Tel. 062 771 19 18

Tel. 062 822 90 10

Tel. 062 822 82 11

Tel. 062 771 58 12

www.menziken.ch

www.caritas-aargau.ch

www.ag.schulden.ch

Infos auf der Homepage von Reinach AG

Betreutes Wohnen Bedürftige

Sozialberatung und Projektarbeit für Menschen in Notsituationen

Schuldenberatung, Schuldensanierung

Unterstützung bedürftiger Familien

Heilsarmee Korps Reinach

Kantonaler Sozialdienst

los-Beratung Aarau

Stumpenbachstrasse 38 Postfach 359 5734 Reinach

Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz HEKS Regionalstelle Aargau/ Solothurn, Rain 24 5000 Aarau

Obere Vorstadt 3 5001 Aarau

Kasinostrasse 25 5001 Aarau

Tel. 062 771 11 72

Tel. 062 836 30 20

Tel. 062 835 29 90

Tel. 062 837 07 70

www.heilsarmee.ch

www.heks.ch

www.ag.ch/sozialdienst /de/pub/

www.los-aargau.ch

Diverse Hilfsangebote für Bedürftige

Sozial benachteiligte Menschen

Telefonische Beratung

Beratung von Erwerbslosen

Regionaler Sozialdienst

Kirchenbreitestr.47 5734 Reinach Tel. 062 765 48 50 Infos auf der Homepage von Reinach AG Gesetzliche Sozialhilfe, Beratung

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Gemeinnütziger Frauenverein Reinach-Leimbach

4.3. Quellen Die statistischen Angaben auf den Seiten 7 – 15 wurden folgenden Quellen entnommen: 

Statistisches Amt des Kantons Aargau Bleichemattstrasse 4, 5000 Aarau http://www.ag.ch/staag/



Schlussbericht Sozialraumanalyse Oberes Wynental im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes REPLA, ausgeführt durch Fachhochschule Aargau / Nordwestschweiz und Katholische Hochschule für Soziale Arbeit Saarbrücken Brugg, Dezember 2005

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