Die Feldenkrais-Methode in der Leib-Psychotherapie nach ...

und Fühlen auswirkt und kam zu dem Schluss, dass die. Beziehung zwischen diesen beiden Aspekten umkehrbar umkehrbar sei. In seinem Buch „Das starke ...
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Ulrike Baldauf

Modul V vom 24.9. bis 29.9.2011 Einbezug von körpertherapeutischen Ansätzen in der Psychoenergetik nach Schellenbaum

Die FeldenkraisFeldenkrais-Methode in der LeibLeib-Psychotherapie Psychotherapie nach Schellenbaum

I.

Allgemeines Diese Methode ist eine körperorientierte Lernmethode, anhand derer der Übende mehr über seinen Körper und seine Bewegungsmuster erfahren soll, die den Lebensalltag eines Menschen prägen und er soll die Möglichkeit haben, diese im Laufe der Lebensjahre eventuell falschen Bewegungsabläufe angemessen zu variieren oder sogar zu korregieren. Moshe Feldenkrais, den ich gleich genauer vorstelle, ging davon aus, dass menschliches Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Bewegen niemals isoliert anzutreffen ist. Ziel ist es, durch sensomotorisches Lernen, ein sich Bewußtmachen von Bewegungsabläufen. Feldenkrais nennt dies awareness oder in Deutsch frei übersetzt mit seinem Standardwerk: „ Bewußtheit durch Bewegung“.

II.

Wer war Moshe Feldenkrais? Ein unglaublicher Visionär, wenn wir sein damaliges Forschen um die Zusammenhänge von Muskeln, Skelett und Neurologie mit dem uns heutigen Wissenstand der Gehirnforschung anschauen. Ganz kurz die Lebensdaten, damit Ihr gleich versteht, was ich meine.

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Ulrike Baldauf Geboren 1904 in Russland, als 15-jähriger ausgewandert nach Tel Aviv, Physik-Studium in Paris, 1933 bis 1940 Nukleartechniker in einem Labor (drei Patente sind auf ihn registriert) und in dieser Zeit entdeckte er auch seine Leidenschaft für die innere Mechanik der Dinge, vor allem aber die menschliche Bewegung, 1949 Auswanderung nach Israel und ab 1952 widmet er sich nur noch der Praxis, Lehre und Verfeinerung seiner Arbeit. Gestorben ist er 1984 in Tel Aviv.

Mit der Entwicklung seiner Methode hat Feldenkrais viele wissenschaftliche Erkenntnisse für den Alltag fruchtbar gemacht. Denn heutige Forschungsergebnisse belegen seine Annahme, dass Lernen auf Gehirnstrukturen einwirkt und körperliches und organisches Lernen unabhängig vom Alter immer möglich ist. Wie wir wissen, hat unser Körper ein Gedächtnis, in das früheste Interaktionserfahrungen eingeschrieben sind und die Grundlage für zukünftige Verhaltensmuster bilden. Das Leibgedächtnis. So sagt auch der bekannte Neuroforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel, „dass jede Verhaltensaktion, jeder Denkvorgang vom einfachsten Reflex bis hin zum komplexesten Akt der Kreativität aus dem Gehirn kommt. Lernen verbindet eine Menge Gehirnfunktionen. Und wir ändern durch Lernen die Struktur des Gehirns und unser Verhalten. Es werden sogar spezielle Eiweiße hergestellt und die Anzahl der Synapsen ändert sich“. Soweit Kandel in einem Interview von 2009 als sein bekanntes Buch „Auf der Suche nach Gedächtnis“ herauskam. Kandel fand nämlich heraus, 2

Ulrike Baldauf dass das Gehirn eine Art angeborenes Vorwissen für Verhalten eingebaut hat (C.G. Jung hätte sicherlich seine Freude an ihm gehabt) und er zeigte auf, dass bei der wiederholten Hervorrufung des Reflexes mehr Serotonin ausgeschüttet wird, (dies ist ja unser Belohnungsneurotransmitter, Stichwort Schokolade!) und die Bildung von Genen aktiviert werden, die sogar wiederum neue gestalten.

III.

Feldenkrais in der LPT In unserem Prozeduralem Gedächtnis speichern wir erlernte Bewegungsabläufe, die wir ohne zu überlegen abrufen können: Fahrradfahren, Schnürsenkel binden, Autofahren, also unbewußte Handlungen, weil diese zur Routine geworden sind. Diese unbewußten Handlungen dringen häufig nicht ins Bewußtsein vor. Feldenkrais hat nun bereits in den 40-iger Jahren untersucht, wie körperliches Verhalten sich auf Denken und Fühlen auswirkt und kam zu dem Schluss, dass die Beziehung zwischen diesen beiden Aspekten umkehrbar sei. In seinem Buch „Das starke Selbst“ postuliert er ganz klar, dass die Gegenwart und -das ist die Zeit in der wir leben-, das wichtigste sei, was wir mit unserem gegenwärtigen Selbst tun. Und genau das machen wir in der LPT im Spontanritual mit unseren Selbstinitianden, indem wir versuchen, ihn immer wieder auf das Hier und Jetzt zu bringen, auf den Punkt, ihn aus seiner kausalgeschwängerten Gedanken- und Grübelwelt zurückzuholen, den Spot auf seinen Körper zu lenken, damit die Einheit von Körper und Geist/Gehirn nicht verloren geht. Wir lenken behutsam unsere Klienten da hin, wo die Zeit ist. Jetzt. Die Decartes´sche Formel: Cogito ergo sum wurde nun schon des öfteren widerlegt, in jüngerer Zeit von Antonio Damasio, dem portugiesischen Gehirnforscher, der

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Ulrike Baldauf ebenso wie Moshe Feldenkrais -damals schon- die Wechselwirkungen zwischen Körper und Bewußtsein untersuchte. Damasio verfügt heute natürlich über ganz andere Vorgehensweisen wie Feldenkrais sie hatte und fand heraus, dass ein sensorisch und motorisch strukturiertes Gedächtnis, welches im Limbischen System lokalisiert ist, nicht unmittelbar dem Bewußtsein zugänglich ist. Und hier setzt die von Feldenkrais erprobte Methode ganz besonders ein, freilich auch andere uns bekannten und in diesem Modul vorgestellten Körperpsychotherapien. Heute wissen wir, dass Denken und Fühlen keine gegensätzlichen Extreme sind. Emotionen verstärken unser Denken und Erinnern und diese Emotionen werden auch im Körper gespeichert. (siehe die Depression, die mit körperlichen Beschwerden einher geht und diese körperlichen Beschwerden können ein erster Anhaltspunkt für den Mediziner sein, dass es sich um eine seelische Krankheit handelt und umgekehrt ein gesunder Mensch wird unerwartet gebrechlich, bricht sich vielleicht „nur“ ein Bein und fällt über dieses Missgeschick in ein tiefes grüblerisches Loch.) Feldenkrais erkannte damals bereits in den 40-iger und 50iger Jahren, dass die verbreitetsten gesundheitlichen Probleme ihre negative Dynamik aus der engen Verknüpfung körperlicher und seelischer Anteile beziehen. Zwar war die Psychoanalyse schon bekannt, doch von Psychosomatik war noch lange nicht die Rede.

In der LPT kommen Menschen zu uns, die einen bestimmten Leidensdruck haben. Ziel ist es, dass unsere Klienten/Therapiepartner vorerst sich als Einzelmenschen schätzen und ich sage auch, sich selbst anerkennen und auch lieben lernen. Jesus´ Wort: Liebe Deinen Nächsten, wie dich selbst besagt ja, dass wir uns selbst lieben lernen sollen, denn erst dann sind wir fähig, die Liebe an den Nächsten weiterzugeben. 4

Ulrike Baldauf In seinem Buch „Bewußtheit durch Bewegung“ geht Feldenkrais nun auf das Ich-Bild ein. Um ein vollständiges Ich-Bild zu haben, müsste der Mensch sich seiner gesamten Oberfläche seines Körpers bewußt sein: vorne, hinten, an den Seiten, zwischen den Beinen usw. und aller Gelenke in seinem Skelett obendrein. Das ist natürlich nicht möglich. Durch eine erlernte Vertrautheit mit dem Körper können wir uns aber unseren Körper in einer Stellung vorstellen, die zu einer ihm ungewohnten Bewegung gehört. Wir können diese Bewegung erst denken und dann ausführen. Feldenkrais postuliert weiter, dass der einzelne nach seinem subjektiven Bild handelt und kommt zu dem Schluss, dass die Differenz zwischen Bild und Wirklichkeit oft mehr als 300 % und noch mehr ist. Seine Theorie bestätigt heute wiederum, wie sehr Menschen, die an einer Körperschema-Störung leiden, ein vollkommen anderes äußerliches Bild von sich haben, als es in Wirklichkeit ist. Patienten mit Essstörungen, Anorexia nervosa z.B. überschätzen total ihren Körperumfang, leugnen den oft lebensgefährlichen Grad ihrer Krankheit und sind auch dann noch nicht überzeugt von ihrem Leid, wenn sie mit Fotos von sich selbst konfrontiert werden. Erst in einer Klinik ist es eventuell möglich, diese Menschen zu heilen. Und Heilung geschieht auch durch Bewußtheit und Bewegung, was nicht nur Laufen und Gehen bedeutet. Wie wir schon bei Jacobson gehört haben, ist jede Muskeltätigkeit Bewegung. Feldenkrais ergänzt diese wichtige Aussage, dass dauernde Entspannung wiederum die Muskeltätigkeit verlangsamt und sie schwach macht. Er schreibt, dass bei Geisteskranken (heute würden wir das anders ausdrücken), nervösen Menschen und solchen, deren Selbsteinschätzung schwankt, wir Störungen des Muskeltonus beobachten könnten, die dem jeweiligen Fehler entsprächen und man könne Fehler im Regulieren der Intensität von Bewegungen und des 5

Ulrike Baldauf Gesichtsausdrucks erkennen. Kurz gesagt mit Schellenbaum: Energiesignale.

Feldenkrais unterscheidet ganz genau zwischen Bewußtsein und Bewußtheit und erklärt es so, das Bewußtheit Bewußtsein ist und das Erkennen dessen was im Bewußtsein vor sich geht oder dessen was in uns vor sich geht, während wir bei Bewußtsein sind. Dieser Satz ist sehr schwer für mich zu verstehen, doch dann bringt er folgendes Beispiel: „Ich kann bei vollem Bewußtsein die Treppe hinaufgehen und doch nicht wissen wie viele Stufen es sind. Um dies herauszufinden, wie viele es sind, werde ich es ein zweites mal tun und meine Aufmerksamkeit dabei auf das lenken, was ich tue, mir gleichsam zuhören und die Stufen zählen“, so schreibt er ca. 1967. Und jetzt kommt Erinnerung in mir hoch und ich verstehe : Wie oft schon bin ich bei vollem Bewußtsein, mit klarem Verstand die Treppe am Al Mött hinaufgegangen, sehe sie genau vor mir, habe oft sogar die Stufen gezählt und heute am 14.September 2011 um 16.50, jetzt da ich diese Zeilen schreibe, weiß ich nicht mehr wie viele Stufen es sind. Bewußtheit kann also Verwirrung lösen und setzt schöpferische Kräfte frei. In der LPT trennen wir Psyche und Körper bekanntlich nicht. Eine Änderung unseres Verhaltens, unseres Leidens kann nur eintreten, wenn sie in Körper und Psyche gleichzeitig geschieht. Geschieht dies nicht und wir lassen unsere Klienten bloß erzählen, dann wird eine eventuelle Verhaltensänderung, eine Linderung des Leids zwar behandelt- oberflächlich- und nur so lange vorhalten, bis dass der Betroffene sich dieser Änderung bewußt bleibt, wird er aber durch irgendetwas abgelenkt und die alltägliche Routine stellt sich wieder ein, dann kommt es in den meisten Fällen zum Rückfall. Deshalb ist das Spürbewußtsein und damit auch das Erkennen der Energiesignale so wichtig in unserer Arbeit. Mit der 6

Ulrike Baldauf Methode Feldenkrais können wir unseren Klienten und auch uns selbst ein Spürbewußtsein angedeihen lassen und durch die Wiederholungen der Bewegungen, die ein Feldenkrais-Therapeut uns zwar vorgibt, wir aber in unserem subjektiven Empfinden diese ausführen, können eingeschlafene Gehirnfunktionen wieder erweckt und durch die Wiederholungen sogar den Neurotransmitter Serotonin aktiv werden lassen.

In den Nachbemerkungen zu Moshe Feldenkrais in dem wunderbaren Buch: „Bewußtheit durch Bewegung“ schreibt sein Übersetzer und langjähriger Leiter des Feldenkrais-Instituts in Zürich Franz Wurm: „Feldenkrais deutet die Mittel an, sich einzusehen, sich am eigenen Leib, sich wörtlich am Eingefleischten zu erkennen, um sich dann nach Belieben, sein zu lassen oder zu ändern, um aus dem, der man hat sein sollen und werden müssen, der zu werden, der man ist.“ ist.“ Und genau das möchten wir unseren Therapiepartnern in der Psychoenergetik vermitteln, dass das Hier und Jetzt, so wie wir gerade sind, unsere gesamte Biographie beinhaltet.

Quellen: -

Moshe Feldenkrais: Bewußtheit durch Bewegung Moshe Feldenkrais: Das starke Selbst Peter Schellenbaum: Träum dich wach Peter Schellenbaum: Nimm deine Couch und geh Welt am Sonntag vom 21.6.2009, Interview mit Eric Kandel Vorabzug des Buches: Auf der Suche nach dem Gedächtnis von Eric Kandel, Siedler Verlag, 2006 - Wikipedia - Feldenkrais Verband Deutschland

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