Der kulinarische Mittelpunkt Wiens feiert seinen Hunderter

21.05.2016 - in zeitraubenden. Begründungen verloren, heißt es in Wien. Die Kapitalsparbuch- ... neut. Er hatte sich einen Zweit- schlüssel besorgt. SN, APA.
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12 ÖSTERREICH

SAM STAG, 21. MAI 20 16

Der kulinarische Mittelpunkt Wiens feiert seinen Hunderter Der Naschmarkt entlang der Wienzeile ist sowohl Genussmeile als auch Touristenattraktion. Eine Spurensuche zum Jubiläum rund um sein Herzstück – das Gasthaus Zur Eisernen Zeit. ANDREAS TRÖSCHER WIEN. Draußen rauscht der Verkehr auf der Wienzeile, schnattern die Standler und Flaneure zwischen farbenprächtigem Obst und Gemüse, deftigen Kebabs, glänzendem Fisch, Gewürzen, Wurst- und Käsespezialitäten. Drinnen: Ruhe, Entspannung, Einkehr. Und Gulasch. Wer in der Eisernen Zeit etwas anderes bestellt, dem ist nicht zu helfen. Denn er verpasst nicht weniger als den Himmel am Gaumen. Aber schön der Reihe nach: Die Eiserne Zeit ist ein Gasthaus, ein typisches Wiener Beisl – und noch viel mehr. Sie ist das Symbol, das Herzstück, das i-Tüpfelchen des Wiener Naschmarkts. Und dieser feiert heuer einen besonders runden Geburtstag – den hundertsten. Seit 1916 gibt es den Naschmarkt in der Form und an diesem Ort. Mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs begann die Übersiedlung vom Karlsplatz. Dort wiederum befand sich bis 1780 ein Mist- und Aschelagerplatz, bevor man sich entschloss, den Kärntnertormarkt von der Freyung nach draußen vor die Stadtmauern zu verlegen. Deshalb hieß er lange Aschenmarkt, wobei sich die Bezeichnung auch von Asch, einem aus Eschenholz gefertigten Milcheimer, herleiten ließe. Aus „Asch“ oder „Esch“ mach „Nasch“? Selbst profunde Kenner der Heimatkunde verzweifeln an dieser Frage. Wo wir gerade bei Namensgebung sind: Auch die Eiserne Zeit heißt nicht aus reiner Willkür so. An jenem Ort wurde, so will es die Legende, dereinst Gold gegen Eisen getauscht. So, genug gelernt. Hunger und Durst mögen erfolgreich bekämpft werden von Gulasch und Bier. Davor darf noch der Geschäftsführer etwas sagen. Seit fünf Jahren ist Florian Czeipek es erst, erlebt hat er dennoch einiges. Allein die Generalsanierung des Naschmarkts sei keine eiserne, sondern eine schwierige Zeit gewesen. Die Fluktuation sehr eingeschränkt, der Lärmpegel

Der Naschmarkt ist längst nicht mehr nur Genussmeile, sondern auch ein Touristenmagnet.

auf Stufe „unerträglich“. Seis drum, als Belohnung gab’s neue Leitungen und Rohre, neuen Bodenbelag und irgendwie auch mehr Platz. Nun laufe alles glänzend, natürlich auch das Einvernehmen mit den Standlern. Mal beziehe man Gemüse, dann wieder die Blumendeko; dafür brächten die Händler ihre leeren Mägen mit in die gute, rundliche Stube. Auch Prominenz finde sich hie und da ein. Überhaupt sei das Publikum gemischt, sagt Czeipek: „Vom Touristen bis zum Stammgast, vom ,Augustin‘-Verkäufer bis zum Universitätsprofessor.“ Klassisches Naschmarktpublikum eben. Also alles wieder „leiwand“ nach Jahren des Staubes und der Lärmbelästigung? Oh nein. Grund zu jammern gibt es schließlich immer. Einige meinen, das Überangebot an Fast Food (Pizza, Burger) passe nicht zur traditionellen Langsamkeit. Sollte die gemächliche Kostprobe von Trockenfrucht und Ziegenkäse womöglich eine aussterbende Spezies sein? Vorsicht ist auf jeden Fall geboten, denn Flair und

Atmosphäre kommen rasch abhanden, wenn an sonnigen Samstagen der Naschmarkt von oben aussieht wie eine verstopfte Arterie kurz vor dem Infarkt. Kampffotografieren obsiegt dann über Lustwandeln, Staunen über Feilschen. Bekritteln manche, der Markt mutiere zum Freilichtmuseum, könnte man einwenden, das sei eben der Wandel der Zeit. Jemand, der ihn 2016 das erste Mal sieht, wird nicht viel vermissen. Jemand, der den Naschmarkt seit Jahrzehnten nicht be-

Legendär: die Eiserne Zeit.

Weiter Kritik an Matura-Aufgaben Nicht eindeutige Aufgabenstellung machte das Durchkommen schwer. WIEN. Die Aufregung um die teils dramatisch hohen Durchfallquoten bei der Mathematik-Zentralmatura hält an. Nach den Notenkonferenzen werden sich auch Ministerium und das testerstellende Bundesinstitut für Bildung (BIFIE) mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Während Mathe-Experten die Aufgaben nicht unbedingt für schwieriger, allerdings für „gefinkelter“ halten als jene des Vorjahres, wird an Schulen weiter nach Erklärungen dafür gesucht, dass an einer Reihe von Schulen offenbar mehr als die Hälfte der Schüler scheiterte. Durch die Bank weisen Schüler und Lehrer darauf hin, dass die Aufgaben nicht oder viel zu wenig an die 400 Übungsaufgaben angelehnt gewesen seien, die das BIFIE zur Vorbereitung veröffentlicht hatte.

„Die Schüler haben – oft auch mit Nachhilfelehrern – alles durchgerechnet und auch verstanden. Vergeblich“, sagt eine Direktorin den SN. Zudem „waren die Angaben nicht ganz eindeutig lesbar. Es hat

Auch die Lehrer waren gespannt auf die Lösung auch unter den Kollegen unterschiedliche Ergebnisse gegeben“, erzählt ein Salzburger Schuldirektor. „Die Kollegen waren sehr gespannt auf die am Abend vom BIFIE bekannt gegebenen Lösungen.“ Ein Grazer Direktor betont, Fachkollegen hätten ihn darauf hingewiesen, dass teils Kompetenzen überprüft worden seien, die ausschließlich Stoff der Unterstufe sei-

en. Zwei Angaben waren unterschiedlich interpretierbar: Bei der Steueraufgabe habe es missverständliche Angaben zum Freibetrag von 11.000 Euro gegeben. Die Wetterballonaufgabe sei anders zu lösen, wenn jemand „bei“ im Sinn von „während“ verstehe. Bei der Äquivalenzumformung hätten sich viele Schüler ob der Aufforderung „Erklären Sie konkret!“ in zeitraubenden Begründungen verloren, heißt es in Wien. Die Kapitalsparbuchaufgabe sei für eine AHS ungewöhnlich und „fast zu leicht“ gewesen, aber auch nie geübt worden. Bei der Vektoraddition lauerte eine Falle. Und bei der LkwBeladungsaufgabe sei eine weltfremde grafische Darstellungsmethode verlangt worden. schli

SPITZE FEDER

Ines Hinterkörner

Immer diese Entscheidungen! Müsli oder Toast oder Obst oder Butterbrot mit Marmelade/Schinken/Radieschen/Honig zum Frühstück? Zu Fuß gehen, ins Auto/aufs Rad steigen oder drei Stationen mit dem Bus in die Arbeit fahren? Zu Hause bleiben, Österreich neu entdecken oder im Urlaub ins Ausland reisen? „Tatort“ oder „Downton Abbey“ oder Rosamunde Pilcher? Die Qual der Wahl, sie begleitet uns ständig. Auch morgen. Wählen oder nicht wählen? Hü oder hott? Dabei ist es doch ganz leicht. Zwar prognostizieren Meteorologen für Sonntag zumindest im Großteil Österreichs – quasi als Wahl-Schikane – Sommerwetter. Aber anders als beim täglichen Frühstück muss man nur aus zwei Möglichkeiten seine Wahl treffen. Und dann herrscht für die nächsten sechs Jahre wieder Ruhe. Hoffentlich.

Schlepperei: Haftstrafen in drei Prozessen BILD: SN/TRÖSCHER (2)

sucht hat, würde ihn wahrscheinlich kaum wiedererkennen. Immerhin gibt es sie noch, die alten Taferl und Beschriftungen, die Zierschnitzereien an den Ecken und auf den Dächern der Stände, die morbiden Winkel und ungeschönten Rückseiten, wo der Naschmarkt wie von einer Klippe in den Schacht der U4 hinabzustürzen droht. Und über allem wachend: die SchauerUhr, hoch oben im Türmchen, darunter ein Durchgang, die Kapelle aus dem Freihaus – man muss nur genau hinsehen. Und auch sie ist noch da: die Eiserne Zeit. Ihre Hülle steht längst unter dem Schutz des Denkmalamts, ihre betriebliche Existenz wird geschützt vom Gulasch, das in den Töpfen vor sich hin blubbert. Das tat es schon 1916, als die Eiserne Zeit jene fleißigen Arbeiter verköstigte, die die vielen neuen Marktstände zu errichten hatten. Das Gulasch mag ihre Mühsal wohl mehr als nur gelindert haben.

Bei insgesamt drei Schlepper-Prozessen in Innsbruck, Klagenfurt und Korneuburg wurden am Freitag jeweils mehrjährige Haftstrafen verhängt. Am Landesgericht Innsbruck erhielt ein 27jähriger Pakistaner fünf Jahre Haft. Er soll zwischen 2013 und 2016 „viele“ Landsleute nach Europa geschleppt haben. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Drei Männer, die vormals bei Firmen am Flughafen Wien beschäftigt waren, wurden am Landesgericht Korneuburg zu drei, zweieinhalb und zwei Jahren Haft verurteilt. Sie hatten laut Anklage einem Dutzend Personen aus Sri Lanka Flüge in die USA ermöglicht, indem sie getürkte Flugtickets übergaben und sie durch Personaleingänge an den Passkontrollen vorbeischleusten. Auch dieser Richterspruch ist nicht rechtskräftig. Am Landesgericht Klagenfurt wurde ein Albaner wegen Schlepperei im Auftrag der Mafia zu 14 Monaten Haft verurteilt. Er zeigte sich geständig. Das Urteil ist ebenSN,APA falls nicht rechtskräftig.

INNSBRUCK.

KURZ GEMELDET Narzissenfest: 27 Teams bei Bootskorso am Start

Betrunkener zwei Mal von Polizei gestoppt

Beim 57. Narzissenfest im obersteirischen Ausseerland werden am Sonntag beim Stadt- und Bootskorso 27 Teams ihre mit Tausenden Narzissenblüten gesteckten Figuren präsentieren. Bereits am Samstag wird die Narzissenkönigin gewählt. SN, APA

NEUHOFEN.

BAD AUSSEE.

Asylbewerber misshandelte Ehefrau WOLFSBERG. Über mehrere Monate hat in Kärnten ein 29 Jahre alter Mann aus Afghanistan seine 25-jährige Ehefrau immer wieder verprügelt und verletzt. Laut Polizei sperrte er sie nach den Prügelattacken in der Wohnung ein. Der Mann wird auf freiem Fuß angezeigt, außerdem wurde er aus der Asylbewerberunterkunft im Bezirk Wolfsberg weggewiesen. SN, APA

Gleich zwei Mal ist ein betrunkener Autofahrer in Neuhofen an der Krems (Bezirk Linz-Land) von derselben Streife aus dem Verkehr gezogen worden. Nach einem Alkotest (1,26 Promille) hatten die Beamten dem Mann Führerschein und Autoschlüssel abgenommen. 45 Minuten später stoppten sie ihn erneut. Er hatte sich einen Zweitschlüssel besorgt. SN, APA

Deutscher in Tunnel tödlich verunglückt REUTTE. Ein 59-jähriger Deutscher ist

Freitag früh bei einem Verkehrsunfall im Achseljochtunnel auf der Fernpassstraße (Bezirk Reutte) tödlich verunglückt. Der Mann war aus ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal gegen einen Lkw geprallt. SN, APA