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Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung · 19. April 2014 · Nr. 16

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Sie lacht gern: Martina BerktoldThaumiller fühlt sich wohl in ihrer Rolle als Chefin. Ihr Führungsstil ist kooperativ, dem Team begegnet sie auf Augenhöhe Fotos: Hotels

Aufrichtigkeit sind der Unternehmerin immer wichtig. Und Berktold-Thaumiller nimmt ihre Mannschaft ernst. „Meine Leute sind allesamt Fachkräfte, ich spreche mit ihnen also auf Augenhöhe“, sagt sie. Dazu gehört es aus ihrer Sicht, Kritik offen zu äußern und auch annehmen zu können. Vor sich macht sie dabei keineswegs Halt. „Fehler sind erlaubt, können passieren“, so Berktold-Thaumiller. „Grantig, mitunter aufbrausend, jedoch nicht nachtragend“ werde sie aber bei wiederholten Leichtsinnigkeiten oder Schludrigkeiten. Doch offenbar kommen derlei Ärgernisse im Birgsauer Hof nur selten vor. Das Team ist gut eingespielt, die Abläufe bewährt. Trotzdem wird ständig etwas verbessert, wird am Interieur gefeilt – ganz gleich ob Spültechnik, Bodenbelag oder Mobiliar. „Wir wollen uns einfach ständig steigern, die Nase in den Wind halten“, so die Inhaberin. „Unsere Gäste sollen ja nicht nur bezahlen, sondern sich auch wohlfühlen.“ In Kürze gibt es einen neuen Teppichboden. In schicker Landhaus-Optik präsentieren sich die unlängst renovierten Doppelzimmer der Spitzenkategorie „Mädelegabel“. Mit bis zu 48 Quadratmetern sind sie überdies sehr großzügig. Stolz ist Martina Berktold-Thaumiller auch auf die hauseigene Spa-Oase mit Pool und Saunen sowie die neuen Treatments, die von einer eigens für das Hotel engagierten Kosmetikerin angeboten werden. Damit nicht genug. In absehbarer Zeit will die Chefin ihr Haus beim Heizen auf einen technisch neueren Stand bringen. „Wir wollen unabhängiger werden von den ständig steigenden Energiepreisen“, sagt sie. Deshalb soll ein Blockheizkraftwerk angeschafft werden. Die Unterstützung der örtlichen Bank ist ihr dabei sicher, zu-

mal der Betrieb auf soliden Füßen steht. Eine weitere Idee ist es, Kooperationen mit ortsansässigen Bauern ins Leben zu rufen. Ziel sei es, eigene Dinge zu produzieren und Gutes aus der nächsten Umgebung zu verarbeiten. Das passt zu einer Personalie, auf die die Hotelchefin besonders stolz ist: Alex Baums, gebürtiger Thüringer mit Schweiz-Referenzen, leitet seit einiger Zeit die Küche des Hauses. „Er suchte eine Küche, wo er frisch und regional kochen kann und darf“, erzählt Berktold-Thaumiller mit sichtlicher Freude. „Es ist das erste Mal, dass ich einen Koch habe, der mit allem was er hat und kann, das tut, was wir hier wollen.“ Intensiv hat sich Martina Berktold-Thaumiller zusammen mit ihrer Rezeptionistin in den vergangenen Jahren mit Verkauf und Marketing beschäftigt. Zwar hat der Birgsauer Hof ausgesprochen viele Stammgäste, doch die durchschnittliche Verweildauer sei im Lauf der Zeit gesunken. Umso wichtiger sei es, neue Gäste zu gewinnen. Das Internet spiele dabei eine zentrale Rolle, fast alle Buchungen kämen online. Die Direktorin setzt dabei auf die eigene Homepage und das Portal Booking.com. „Die sind in unserer Gegend sehr gut aufgestellt, kümmern sich“, findet sie. Außerdem passe das Portal zu der von ihr angepeilten Zielgruppe. Bei Facebook, Twitter und weiteren Social-Media-Kanälen indessen lässt sie sich von einer jungen Agentur in Oberstdorf beraten. „Ganz ehrlich, ich bin in diesem Bereich kein Fachmann“, gesteht sie. Was denkt Martina Berktold-Thaumiller über den Wettbewerb, über die Destination Oberstdorf? Mit den Kollegen in der Gegend laufe es rund, auch Tourismus Oberstdorf sei gut aufgestellt. Der Ort strebe touristisch nach oben,

punkte im Kräftemessen mit Zielen wie Oberstaufen und Bad Hindelang. Konkurrenz gebe es im nahen Österreich. Hotels im Kleinwalsertal oder im Tannheimer Tal könnten ihren Gästen besonders viel bieten, weil die steuerlichen und finanziellen Konditionen in der Alpenrepublik besser seien. „Da können wir Mittelständler in Deutschland kaum mithalten“, beschreibt sie das Dilemma und schiebt einen Rundumschlag gegen Politiker und Bürokraten hinterher: „Oft habe ich das Gefühl, dass Leute über uns entscheiden, die keine Ahnung haben.“ Auch ärgern sie die Diskussionen über die Nachteile der Gastronomie als Arbeitsplatz. „Das schreckt die jungen Leute ab“, findet sie. Zumal es nicht leicht sei, deutschsprachiges, gastronomisch ambitioniertes Fachpersonal in die zwar schöne, aber eben auch abgelegene Bergregion zu locken. „Da bekommen sie 37 Angebote von irgendwoher, aber keines, das passt.“ Gibt’s noch weitere Knackpunkte? „Vielleicht eine flexiblere Lösung für die Zufahrt, mit der sich unser Restaurantgeschäft beflügeln ließe“, überlegt die Chefin. Doch dann gerät sie ins Zögern, relativiert ihren Gedanken. „Ich will hier aber auch keine Blechlawine sehen.“ So scheint das Leben und Arbeiten der Martina Berktold-Thaumiller in beneidenswert geordneten Bahnen zu verlaufen, scheint im Stillachtal die Welt eher in Ordnung als anderswo. „Wissen Sie, es ist gut so, wie es ist“, sagt sie. „Auch wenn die Gastronomie manchmal sehr kräftezehrend sein kann, habe ich hier meine Wurzeln, meine Familie und mein Wirken an einem Fleck. Hier schöpfe ich sehr viel Kraft“, verrät sie. „Ich denke, an einem anderem Ort könnte und wollte ich kein Hotel führen.“

Zur Person Martina Berktold-Thaumiller ist Eigentümerin und Chefin des Birgsauer Hofs, Deutschlands südlichstem Hotel. Die 43-Jährige stieg vor zehn Jahren in das 3-Sterne-superior-Hotel mit 30 Gästezimmern und angeschlossenem Restaurant ein, nachdem ihr Bruder, der eigentlich als Nachfolger für den elterlichen Betrieb feststand, überraschend gestorben war. Ihre Lehre als Hotelfachfrau absolvierte Berktold-Thaumiller zuvor im Parkhotel Frank, einem der führenden Häuser Oberstdorfs. Nach der Ausbildung arbeitete sie längere Zeit in Österreich und Großbritannien. Martina Berktold-Thaumiller ist verheiratet und hat drei Kinder. Den Mix aus „Lage, familiärer Handschrift, guter Küche und tollem Personal“ bezeichnet die leidenschaftliche Gastgeberin als Erfolgsrezept für ihr Hotel.

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