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02.12.2015 - Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie Frankfurter ... und auch den ganzen Oktober über trocken und vielfach auch sonnig blieb.
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Das Weinjahr 2015 – Trockenheit, Hitzewellen und ein Wolkenbruch (Stand: 02.12.2015)

Das Weinjahr 2015 war geprägt von Wetterextremen. Wiederholte sommerliche Hitzeperioden mit rekordverdächtigen Höchsttemperaturen wurden jeweils nur kurz von Abkühlungen unterbrochen. Im September strapazierten einige regenreiche Tage kurz vor der Lese nochmals die Nerven der Winzer, bevor ein trockener Herbst schließlich doch noch zu einem guten Ende führte. Das Jahr 2015 begann - wieder einmal - mit einem zu milden Winter. Immerhin gab es aber doch einige nennenswerte Fröste zwischen minus 5 und minus 10 Grad, die Hoffnung machten, dass die gefürchtete Kirsch-Essig-Fliege als Zuwanderer aus warmen Regionen dezimiert werden würde. Der März war durchwachsen, es gab einige leichte Fröste, aber noch keine verfrühten sommerlichen Temperaturen, womit auch noch keine Wachstumsimpulse für den Wein ausgelöst wurden. Erst Mitte April folgten einige frühsommerliche Tage. Der Austrieb im Referenzweinbergs des Weinbauamts im Eltviller Sonnenberg wurde am 22. April nur geringfügig früher als im Mittel der letzten 60 Jahre registriert. Spätfröste in größerem Ausmaß gab es zum Glück nicht, auch wenn in der Nacht zum 29. April die Null-Grad-Marke in einzelnen Lagen leicht unterschritten wurde. Der leichte Entwicklungsvorsprung blieb angesichts der im Durchschnittsbereich liegenden Monate Mai und Juni bis zur Rebblüte erhalten. Acht Tage früher als normal begann die Blüte des Rieslings im Sonnenberg (8. Juni).In der Folge wurde die Trockenheit zu einem immer größeren Wachstumsfaktor. Schon bis Ende Mai hatte sich an der Wetterstation Geisenheim ein Niederschlagsdefizit von rund 70 mm aufgebaut (nur der Januar hatten einen Regenüberschuss gebracht). Der Oberboden war schon stark ausgetrocknet. Am 12. Juni gab es über dem unteren Rheingau ein extremes Starkregenereignis mit Zentrum über Rüdesheim. Dort fielen in kurzer Zeit 65 mm, in Assmannshausen und Geisenheim waren es noch 50 und in Winkel wie auch in Lorch gerade noch 20 mm. Der übrige Rheingau ging leer aus. Aber auch in den Starkregengebieten lief das meiste Wasser oberflächlich ab, mitunter gab es Erosionsschäden. Hagel beschränkte sich glücklicherweise nur auf einen kleinen Streifen, ohne dass er Einfluss auf den Ertrag haben sollte. In der Folgezeit wuchs das Niederschlagsdefizit immer weiter an; bis Ende August fehlten die Regenmengen von drei durchschnittlichen Monaten. Besonders auf flachgründigen Böden wurde das Wasser so knapp, dass die Reben die überdurchschnittliche Wärme im Juli und August nur zum Teil ausnutzen konnten. Junganlagen mussten bewässert werden. Vorteil der Trockenheit war, dass sich kaum Krankheitsdruck aufbauen konnte. Peronospora sollte die ganze Saison über kein Thema bleiben. Oidium hingegen stand temperaturbedingt - stärker im Fokus. Die allseits gefürchtete Kirschessigfliege war praktisch kein Thema. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Männchen bei Temperaturen über 30 Grad ihre Aktivitäten stark reduzieren und Weibchen die Eiablage ab 32 Grad einstellen. Somit konnte sich keine nennenswerte Population aufbauen. Erfolgreich war auch die von vielen Winzern durchgeführte verstärkte Freistellung der Traubenzone. Trotz der enormen Trockenheit setzte die Reife beim Riesling im Referenzweinberg am 15. August ein und damit immerhin noch fünf Tage früher als im langjährigen Mittel. Als man sich Mitte September mit den fehlenden Niederschlägen bereits abgefunden hatte, fielen doch noch größere Regenmengen. Innerhalb von zehn Tagen wurden über den Rheingau hinweg 35 bis 45 l/m² gemessen. Das führte dazu, dass die Reben nochmals Wasser über die Wurzeln aufnahmen und in die Beeren weiterleiteten. Diese drückten sich teilweise vom Stielgerüst ab bzw. es bildeten sich Haarrisse, beides ideale Bedingungen für Botrytis. Plötzlich stand doch wieder ein früherer Lesetermin auf der Tagesordnung als lange geplant. © Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie Frankfurter Str. 135 63067 Offenbach am Main E-Mail: [email protected] Homepage: www.agrowetter.de Twitter: www.twitter.com/dwd_klima

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Das Weinjahr 2015 – Trockenheit, Hitzewellen und ein Wolkenbruch (Stand: 02.12.2015) Die allgemeine Rieslinglese begann bereits Ende September - mit ebenso erstaunlichen wie erfreulich hohen Mostgewichten. Positiv wirkte sich auch aus, dass es ab Ende September und auch den ganzen Oktober über trocken und vielfach auch sonnig blieb. Der Jahrgang 2015 geht mit sehr vielen Vorschusslorbeeren in den Verkauf. Hans Helmut Schmitt, Abt. Agrarmeteorologie, Deutscher Wetterdienst, Offenbach

Abb. 1: Wetter und Rebentwicklung im Rheingau 2015

© Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie Frankfurter Str. 135 63067 Offenbach am Main E-Mail: [email protected] Homepage: www.agrowetter.de Twitter: www.twitter.com/dwd_klima

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