Corinna Schlicht & Eva Marsch (Hg.) Von Geschichten, die ...

Corinna Schlicht & Eva Marsch (Hg.) Von Geschichten, die ausziehen, das Leben zu erkunden. Einblicke in Julia Francks Erzählwelten. Mit einem Interview mit ...
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Dr. Corinna Schlicht (Jg. 1970) ist derzeit wiss. Mit arbeiterin an der Universität Duisburg-Essen. Sie hat Germanistik und Philosophie studiert. Seit 1997 Lehr- und Forschungstätigkeiten an verschiedenen Universitäten, 2003 Dissertation über die pragerdeutsche Schriftstellerin Lenka Reinerová. Veröffentlichungen u. a. zu Heinrich von Kleist, E.T.A. Hoffmann, Siegfried Lenz, W.G. Sebald, Terézia Mora und David Lynch.

ISBN 978-3-942158-24-4

Von Geschichten, die ausziehen, das Leben zu erkunden

Corinna Schlicht & Eva Marsch (Hg.)

Von Geschichten, die ausziehen, das Leben zu erkunden Einblicke in Julia Francks Erzählwelten Mit einem Interview mit Julia Franck

Schlicht / Marsch (Hg.) 

Geschlechtergerechtigkeit wurde 2003 als ein Ziel im Berliner Kommuniqué zum Bologna-Prozess festgeschrieben und wirkt auf ein verändertes Verhältnis der Geschlechter untereinander hin. Das aber setzt voraus zu verstehen, wie und warum sich das Geschlechterverhältnis zu den beste henden Formen entwickelt hat. Der vorliegende Tagungsband präsentiert neun Beiträge, in denen Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlicher geisteswissenschaftlicher Perspektive Fragen von Geschlechtlichkeit und gesellschaftlicher Repräsentation von Machtverhältnissen unter den Geschlechtern diskutieren. Dabei geht es unter anderem um den Zusammenhang von poststrukturalistischem Bildungsdiskurs und der postfeministischen Theorie Judith Butlers, um die Frage weiblicher Autorschaft und dem grundsätzlichen Selbstverständnis einer Autorin oder um die Möglichkeit, mittels einer literaturwissenschaftlichen Studie männliches und weibliches Selbstverständnis im frühen 19. Jahrhundert zu verstehen. „Genderstudies in den Geisteswissenschaften“ liefert aufschlussreiche Erkenntnisse über und für gegenwärtige Debatten um weibliche Sexualität und Emanzipation, bietet reichhaltiges Material für die Auseinandersetzung mit Fra gen zu Geschlecht und Gesellschaft und zeigt gleichzeitig, welchen Fragen im Bereich der Genderstudies es noch nach zuspüren gilt.

UVRR Universitätsverlag Rhein-Ruhr

Corinna Schlicht & Eva Marsch (Hg.)

Von Geschichten, die ausziehen, das Leben zu erkunden Einblicke in Julia Francks Erzählwelten Mit einem Interview mit Julia Franck

Universitätsverlag Rhein-Ruhr, Duisburg



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UVRR/Mike Luthardt Close up of old typewriter © Morten Madsen, 2010

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eISBN

Satz



Druck und Bindung



978-3-942158-25-1 UVRR Format Publishing, Jena Printed in Germany

Inhalt

Vorwort................................................................................................................ 5 Eva Marsch & Corinna Schlicht Einleitung............................................................................................................. 7 Die Schriftstellerin Eva Marsch Julia Franck – Werdegang und Rezeption.......................................................... 15 Anne Schumacher Über das essayistische Schaffen von Julia Franck und ihr Verhältnis zum Literaturbetrieb.................................................................... 27 Eva Marsch & Corinna Schlicht Ein Interview mit Julia Franck............................................................................ 41 Das Werk Susanne E. Krings Ein Ensemble ohne Protagonistin – Julia Francks Debüt Der neue Koch......... 55 Carla Gottwein Die Leiden der jungen Beyla. Betrachtungen zum Roman Liebediener von Julia Franck.................................................................. 77 Anna Sophie Pietsch Hochrationale Sinnlichkeit und kalter Eros. Erzählstrategien in Julia Francks Erzählungen Bauchlandung................................................... 105

Leonie Krafzik „Ich rede nicht von Liebe […], es muss doch nicht immer gleich alles Liebe sein.“ – Weibliches Begehren in Julia Francks Erzählungen................. 121 Eva Marsch & Corinna Schlicht Leerstellen im kollektiven Gedächtnis: Julia Francks Roman Lagerfeuer. . .......................................................... 133 Pia Eisenblätter Julia Franck – Die Mittagsfrau. Intertextualität und kulturhistorische Kontexte............................................... 165 Corinna Schlicht Erzählen und Erinnern – die Anthologie Grenzübergänge. Autoren aus Ost und West erinnern sich.............................. 201 Corinna Schlicht Wenn der Tod verheißungsvoller ist als das Leben: Julia Francks Roman Rücken an Rücken.......................................................... 207 Eva Marsch Bibliographie.................................................................................................... 219

Vorwort Dieses Buch ist im Rahmen des Lehrprojektes Büchermacherinnen entstanden, das im Frühjahr 2011 an der Universität Duisburg-Essen gestartet ist. Der Universität danken wir für die finanzielle Unterstützung – allen voran sind da die Mitglieder der Gleichstellungskommission zu nennen, die sich von unserer Idee, ein Buchprojekt mit Studierenden zum Werk Julia Francks zu unternehmen, begeistern ließen; Ingrid Fitzek und Anne Schlüter seien hier stellvertretend genannt. Besonders sei aber an dieser Stelle den Beiträgerinnen für ihr großes Engagement und die Begeisterung für Julia Francks Texte gedankt. Thomas Stachelhaus danken wir für seine akribische Textkorrektur, Sabine Walther für ihre Geduld und Nina Kaiser dafür, dass sie uns den Rücken frei gehalten hat. Besonderer Dank gilt schließlich Julia Franck für ein anregendes und eingehendes Gespräch unter sechs Augen, das wir mit ihr im November 2011 in Berlin geführt haben.

Einleitung Im Titel dieses Sammelbands Von Geschichten, die ausziehen, das Leben zu erkunden. Einblicke in Julia Francks Erzählwelten klingt – nicht ohne Grund – das Grimm’sche Märchen Von Einem, der auszog, das Fürchten zu lernen an. Denn Julia Francks Textwelten, die sie seit ihrem Debüt Der neue Koch entwirft, lassen sich durchaus auch als Märchenwelten begreifen. Märchen insofern, als dass die Realitäten ihrer Romane und Erzählungen oft entrückt wirken und die Fokussierung auf die Innenwelten ihrer Figuren mitunter surreale Räume aufmachen, die das Verhältnis von Imagination und Wirklichkeit hinterfragen. Schon ihr Debüt Der neue Koch fordert die LeserInnen1 heraus lesend das Leben zu erkunden. In relativer Zeit- und Ortlosigkeit angelegt erzählt die Berliner Autorin im Jahr 1997 die Geschichte einer namenlosen jungen Frau, die sich von dem Erbe ihrer Mutter, einem Hotel, herausgefordert sieht. In gewisser Weise ist es eine Geschichte vom gescheiterten Erwachsenwerden, denn die Hauptfigur kann sich nicht aus dem Schatten ihrer Mutter befreien. Sie bildet in der Folge keine eigene Identität aus, sondern verharrt nur mehr als eine Art Phantom-Ich im Haus der Mutter. Der Roman ist damit als eine Art unerfülltes Märchen angelegt, auch der titelgebende neue Koch vermag die Erzählerin nicht wach zu küssen. Der Erlösungswunsch ist zwar auch im ausgehenden 20. Jahrhundert präsent, doch eher als unerfüllbares Verlangen. Hieran knüpft Francks zweiter Roman, ihr literarischer Durchbruch Liebediener aus dem Jahr 1999, an. Die Liebe, eines der zentralen Motive des Märchens, fällt – wie schon im Debüt die Identitätsfindung – der Desillusion zum Opfer. Der Traumprinz ist im zweiten Roman schon greifbarer als in Der neue Koch, doch scheitert die Verbindung, das Happy End, auch in Liebediener an der radikalen Subjektivierung der weiblichen Hauptfigur. Gänzlich in sich gefangen ist sie quasi unerlösbar. Dass sie darin verschiedenen anderen Figuren des ausgehenden 20. Jahrhunderts gleicht, wie sie etwa die Erzählwelten Judith Hermanns, Sibylle Bergs oder Christian Krachts bevölkern, lässt sie durchaus als symptomatisch für ein bestimmtes Lebensgefühl ihrer Zeit erscheinen. In ähnlicher Weise lesen sich die Erzählungen aus Francks Erzählband Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen. Diese sind plastische, sinnliche Narrationen verschiedener unerfüllter Sehnsüchte nach körperlicher 1

Obwohl die Verwendung von Doppelungen (z. B. Leserinnen und Leser), Binnen-I (z. B. RezensentInnen) oder Gender-Gap (z. B. Rezipient_innen) die binäre Geschlechtertrennung nicht vollständig aufhebt und eine gleichwertige Repräsentation aller Geschlechter nicht gewährleisten kann, wird in den meisten Fällen auf eine dieser Möglichkeiten zurückgegriffen, um die zweigeschlechtliche Normierung in Frage zu stellen.

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Nähe, Sexualität oder familiärer Bindung. Man kann sagen, das Märchen-Narrativ vom erfüllbaren Glück ist den Figuren durchaus inhärent, doch die Lebenswirklichkeit bzw. die Mentalität der Umbruchszeit zum 21. Jahrhundert ist zu sehr im Ego gefangen, als dass soziale Interaktionen Glück versprechend wären, weshalb die Imagination zum einzigen Ort der Erfüllung wird. Im Jahr 2003 erscheint Francks Roman Lagerfeuer, der insofern einen Bruch mit ihren bisherigen Veröffentlichungen bedeutet, als dass der immer noch fokussierten Innenperspektive eine historische Außenwelt gegenübergestellt wird. Dem Happy End- Mythos von Rettung und Erlösung aus schlimmen Zuständen ist Julia Franck aus vier Perspektiven auf der Spur, wenn sie die Geschichte von der Flucht aus der DDR und aus Polen in die BRD in den späten 1970er Jahren als Zusammenprall ideologischer Systeme gestaltet, bei dem die einzelnen Individuen zerrieben werden. Der Westen und seine Systembewahrer werden in Francks Roman als nicht weniger gewaltsam entlarvt als jene des Ostens. Beide Systeme agieren mit einem dem Grimm’schen Märchen inhärenten Dualismus von Gut und Böse, jeder reklamiert das Gute für sich. Der Westen, der mit dem Notaufnahmelager Marienfelde, dem Handlungsort des Romans, sein kaltes Gesicht zeigt, ist weder ein Ort der Rettung noch des Glücks. Auch hier wird der Erlösungsgedanke des Märchens, das als durchgehendes Romanmotiv immer wieder anklingt, negiert. Nicht minder pessimistisch fällt der Blick auf das Glückstreben der Hauptfigur in Die Mittagsfrau von 2007 aus. Diese Frauenbiographie, die Weiblichkeit im 20. Jahrhundert angesichts patriarchaler Strukturen beleuchtet, demontiert gleich mehrere Mythen, auf denen das Grimmʼsche Märchen fußt – so z. B. dass Ehe und Königreich nicht unbedingt Glücksgeschenke für eine Frau sind, die den eigenen Intellekt, die eigene Kreativität und Leidenschaft ausleben möchte. Zumal, wenn die Ehe – wie im Märchen nicht unüblich, man denke etwa an Rumpelstilzchen oder an Rapunzel – als Rettung der Frau vor dem Tod daher kommt und der Erlöser zugleich der Peiniger ist. Der König in Rumpelstilzchen droht der jungen Müllerstochter zweimal den Tod an, sollte sie nicht die Prahlereien ihres Vaters bestätigen, indem sie eine beträchtliche Menge Stroh zu Gold spinnt. Erst vor der dritten Nacht – die Gier des Mannes kennt keine Grenzen und die eigentlich unstandesgemäße Frau erscheint angesichts ihrer Funktion als Goldquelle recht attraktiv – kehrt er die Todesdrohung in ein Heiratsangebot um. Die Analogie von Strafe und Belohnung lassen das Eheangebot kaum von der Todesdrohung unterscheiden – es zeigt sich, dass die Märchenwelt in diesem Punkt keine Freiwilligkeit für die Frau kennt. In ähnlicher Weise kann nun das Eheangebot des Nazis Wilhelm gelesen werden, der die Jüdin Helene heiraten will. Indem er ihr eine neue Identität verschafft, stellt er sie unter seinen Schutz und zugleich unter seine Herrschaft. Letzteres zeigt sich für die Frau in schmerzlicher Weise, wenn sie metaphorisch gesprochen doch kein Stroh zu

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Gold spinnen kann, sie nämlich keine Jungfrau mehr und daher keineswegs so beherrschbar ist, wie von Wilhelm gewünscht. Erlösung ist auch hier Illusion. Schließlich erzählt Francks jüngster Roman Rücken an Rücken aus dem Jahr 2011 ebenfalls eine Geschichte des desillusionierenden Scheiterns. Diesmal ist die DDR der Schauplatz unerfüllbarer Sehnsüchte. Abermals geht Franck der Frage nach, wie sozial-politische Lebensbedingungen die Existenz des Einzelnen formen und bedrohen. Da hilft dann auch kein Wünschen mehr, nur der Tod, doch dieser immerhin selbstbestimmt verübt, schenkt Erlösung. Dass Julia Franck sich in diesem Roman wie schon in Die Mittagsfrau als Romantikerin erweist, die zumindest der Idee einer großen, die Fülle des Ich umspannenden Liebe eine Chance gibt, begründet wohl die ungeheure Spannung, die ihren Texten zugrunde liegt. Dem Narrativ romantischer Sehnsucht und ihrer Erfüllung wie in den Liebesgeschichten zwischen Carl und Helene (Die Mittagsfrau) oder zwischen Thomas und Marie (Rücken an Rücken) wird in Francks Erzählwelten ein Raum gegeben. Doch die Sehnsucht und die romantische Liebeskonzeption werden insofern in Frage gestellt, als dass Franck zwar die Liebe wahr sein, doch nicht in der Wirklichkeit überdauern lässt. Helene kann sie nicht so recht leben, denn heimlich lässt sie ein Kind von Carl abtreiben, wie zur Strafe stirbt er später bei einem Unfall. Und Thomas und Marie treffen schon als suizidale Figuren aufeinander. Marie hatte ihre Sammlung mit Morphium und Thomas seine Todessehnsucht, die er seiner Lyrik anvertraute, längst schon angelegt bzw. entwickelt, sodass diese Liebenden sich nur noch zum Sterben vereinen können. Und wenn sie nicht gestorben sind, … Im ersten Teil dieses Bandes, der sich der Schriftstellerin Julia Franck widmet, führt Eva Marsch in deren Werdegang sowie in die Rezeption ihres Werkes ein. Julia Francks essayistische Arbeiten, wozu ihre Einmischungen zu tagespolitischen Themen ebenso wie Francks Ausführungen zum Literaturbetrieb und zu ihrer eigenen Poetik gehören, finden im Beitrag von Anne Schumacher eine eingehende Betrachtung. Schließlich kommt die Autorin selbst zu Wort. In einem Interview, das im November 2011 in Berlin stattfand, sprechen wir mit ihr über ihre Poetologie, ihren Umgang mit der Presse und ihre literarischen Vorbilder. Der zweite Teil des Bandes nimmt die Werke in ihrer Entstehungschronologie in den Blick. Jeder ihrer bisherigen Veröffentlichungen widmet sich ein Aufsatz. In den Einzelbeiträgen werden jeweils Themen, Struktur und Motive beleuchtet, wobei von den Beiträgerinnen durchaus eigene Akzente in den möglichen Lesarten der Romane und Erzählungen gesetzt werden. Da Francks bisher veröffentlichte Prosatexte in der literarischen Öffentlichkeit sehr unterschiedlich

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rezipiert wurden, findet sich jeweils eine detaillierte Sichtung sowohl der bisher erschienenen feuilletonistischen als auch der literaturwissenschaftlichen Beiträge zu den jeweiligen Erzählungen und Romanen. Susanne Krings erkennt in Francks Debüt Der neue Koch „Ein Ensemble ohne Protagonistin“, dessen Mechanismen sie unter Bezugnahme auf Erving Goffman herausstellt. Der Roman Liebediener wird von Carla Gottwein mit seinen Intertexten Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang von Goethe sowie Die neuen Leiden des jungen W. von Ulrich Plenzdorf hinsichtlich seiner Konzeption von Liebe und Tod untersucht. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass es sich bei der Erzählerin Beyla um einen „weiblichen Werther“ handelt. Die vielfältigen Themen und Motive der Erzählungen Francks aus dem Jahr 2000 werden in den beiden Aufsätzen von Anna Sophie Pietsch und Leonie Krafzik genauer betrachtet. Während Pietsch die Erzählstrategien in Francks Erzählungen als zwischen den Polen von hochrationaler Sinnlichkeit auf der einen und kaltem Eros auf der anderen Seite verortet, ist es laut Krafzik das weibliche Begehren, das die Handlungen antreibt. Der dritte Roman Francks, Lagerfeuer, widmet sich den „Leerstellen im kollektiven Gedächtnis“, nämlich dem Leben in einem der so genannten Notaufnahmelager, die für Ausreisende aus der DDR und anderen Ost-Staaten unter anderem in West-Berlin während der deutsch-deutschen Teilung existierten. Doch suchen wir (Corinna Schlicht und Eva Marsch) nicht nur nach jenen Leerstellen, sondern lesen den Roman auch im Kontext der Wendeliteratur und versuchen hier eine Einordnung. Für den Roman Die Mittagsfrau stellt Pia Eisenblätter die intertextuellen Bezüge, u. a. zu Irmgard Keun und Vicki Baum, und die kulturhistorischen Kontexte der 1920er Jahre in Berlin heraus. Auch die Anthologie Grenzübergänge. Autoren aus Ost und West erinnern sich darf in einer solchen Werkschau nicht fehlen. Doch werden hier nicht die Einzelbeträge der AutorInnen aus Ost und West vorgestellt, sondern Francks Motive für einen solchen Sammelband (Corinna Schlicht) diskutiert. Schließlich widmet sich der letzte Beitrag (Corinna Schlicht) dem jüngsten Roman Rücken an Rücken, der von einer düsteren Kindheit in der DDR erzählt und den Motiven für den Suizid seiner Hauptfigur nachspürt. Abschließend findet sich eine ausführliche Bibliographie (Eva Marsch) zu den Publikationen Julia Francks sowie zur Forschungsliteratur. Dieser Band ist in Zusammenarbeit mit Studentinnen verschiedener Studiengänge (Bachelor, Lehramt und Master) der Universität Duisburg-Essen entstanden.

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Wir hoffen, dass er anderen Studierenden und auch Lehrenden als Einführung in Francks Erzähltexte dienlich ist und neue Lesarten eröffnet. Corinna Schlicht und Eva Marsch Essen, im Januar 2012

Die Schriftstellerin