Clickertraining - Amon Sul Kennel

Man darf auch nicht vergessen, dass das Tier Möglicherweise ein ...... Deshalb liebe ich Clickertraining und positives Training im Allgemeinen so und hoffe, Dir ...
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geishofer H U N D E S C H U L E

Clickertraining für alle Tierarten

Lektion 1 – Aller Anfang ist gar nicht so schwer.................................................................................3 Zubehör ............................................................................................................................................3 Belohnung ........................................................................................................................................4 Das Tier lernt die Bedeutung des Clickers.......................................................................................5 Trouble Shooting..............................................................................................................................6 Mein Tier scheint keinen Zusammenhang zwischen dem Click und der Belohnung herzustellen ......................................................................................................................................................6 Mein Tier dreht durch wenn es Futter sieht .................................................................................6 Mein Tier beißt mir in die Finger / nimmt die Leckerli hektisch.................................................7 Mein Tier frisst die Leckerlis nicht ..............................................................................................7 Mein Tier hat Angst vor dem Clicker...........................................................................................7 Der erste Trick..................................................................................................................................8 Lektion 2 – Wie bekomme ich Verhalten? .........................................................................................10 Immer dem Leckerli nach ..............................................................................................................10 Schnappschuss ...............................................................................................................................12 Hilfsmittel ..................................................................................................................................13 Zur richtigen Zeit am richtigen Ort............................................................................................13 Physische Manipulation .............................................................................................................13 Schritt für Schritt............................................................................................................................14 Planen ist das halbe Trainieren.......................................................................................................15 Troubleshooting .............................................................................................................................15 Hilfe! Mein Tier macht gar nichts! ............................................................................................15 Mein Tier bietet nun ständig Verhalten an! ................................................................................16 Die Übung klappt einfach nicht .................................................................................................16 Was passiert, wenn mein Tier etwas falsch macht? ...................................................................19 Lektion 3 – Wie sag ich dem Tier was es tun soll? ............................................................................21 Signale einführen ...........................................................................................................................21 Wann?.........................................................................................................................................21 Was? ...........................................................................................................................................22 Wie? ...........................................................................................................................................22 Signale festigen und generalisieren................................................................................................23 Was man sonst noch über Signale wissen sollte ............................................................................24 Vergiftete Signale .......................................................................................................................24 Positiv trainierte Signale sind selbst Sekundäre Verstärker .......................................................24 Neue Signale für alte Übungen ..................................................................................................25 Unerwünschtes Verhalten auf Signal .........................................................................................25 Lektion 4 – Targettraining..................................................................................................................26 Das Target ist das Ziel ;) ................................................................................................................26 Berührung mit der Nase .............................................................................................................26 Wozu Targettraining? .................................................................................................................28 Bitte nicht überbeanspruchen.....................................................................................................29 Berührung mit der Pfote / dem Huf / den Krallen..........................................................................29 Stationäre Targets .......................................................................................................................30 Lektion 5 – Verhaltensketten..............................................................................................................31 Vorwärts .........................................................................................................................................31 Rückwärts.......................................................................................................................................32 Das war’s… (für’s Erste ;) )...............................................................................................................34

Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Lektion 1 – Aller Anfang ist gar nicht so schwer

Da es sich hier um einen Praxis-Kurs handelt möchte ich gar nicht zu lange um den heißen Brei herum reden, warum und wieso und Lerntheorie usw. wird sich im Laufe des Kurses ergeben. Ein klein wenig Vorarbeit ist natürlich schon zu leisten, bevor man los legen kann.

Zubehör

Falls noch nicht vorhanden, brauchen wir natürlich einen Clicker. Es gibt inzwischen viele verschiedene Modelle. Ich persönlich bevorzuge im Allgemeinen den Karen Pryor i-Clicker: http://amzn.to/2dxPGwM

Für Pferde und allgemein das Training im Freien sind auch lautere Clicker gut geeignet, wie z.B. der altbewährte Box-Clicker. Dieser wird aber meistens schneller kaputt und ist auch mit fettingen Wursthänden, langen Fingernägeln usw. schwer zu bedienen: http://amzn.to/2dNFVsU

Im Haus und für geräuschempfindliche Tiere (besonders Kleintiere) ist ein sogenannter Soft-Clicker besser. Einen solchen gibt es z.B. von der Firma Trixie: http://amzn.to/2dNfPpK

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Natürlich muss es kein echter Clicker sein. Auch jedes andere Geräusch oder auch ein Wort kann so konditioniert werden, dass das Tier es als Ankündigung für eine Belohnung versteht. Ich empfehle für den Anfang aber doch sehr den Clicker, weil man damit meistens präziser ist, er immer gleich klingt und emotionslos ist (er hat selbst dann noch die gleiche Bedeutung, wenn Mensch ungeduldig, enttäuscht oder wütend ist). Für taube Tiere (oder Fische – falls wir jemals einen Fisch im Kurs haben ;) ) kann ein Sichtsignal verwendet werden, z.B. eine Taschenlampe, ein Laserpointer oder eine bestimmte Körperbewegung. Auch ein Berührungssignal kann verwendet werden (funktioniert aber natürlich dann nicht auf Entfernung). Sonstiges Zubehör (außer natürlich Leckerlis) brauchen wir erstmal nicht (gegebenenfalls noch ein Target, aber dazu später mehr).

Belohnung

Wir arbeiten zunächst mit Futterbelohnungen, also Leckerlis. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten Tiere zu belohnen, denn eine Belohnung ist alles, was das Tier gerade haben möchte. Für den Anfang eignet sich aber Futter am besten, denn jedes Tier will meistens Futter haben und die Gabe ist auch für unerfahrenere Trainer am einfachsten. Besonders am Anfang sollten die Leckerlis so schmackhaft wie möglich sein, damit das Tier Clickertraining gleich als besonders super einstuft (es sei denn Du hast ein besonders verfressenes Tier, dass schon beim Anblick von Leckerlis fast durchdreht und sich nicht mehr konzentrieren kann – aber dazu später mehr). Welche Leckerlis das sind ist sehr individuell und muss man als Besitzer selbst herausfinden, hier einige Beispiele: Fleischfresser (Hunde, Katzen, Frettchen): kommerzielle Trainingsleckerlis, Hundeleberwurst aus der Tube, Leberwurst, Tunfischpastete, Wurst, Käse, gekochtes Fleisch oder Hühnerherzen, angebratene Hühnerleber, Joghurt... Aus gesundheitlichen Gründen bin ich kein Fan von Milch- und Getreideprodukten, in kleinen Mengen stellen sie wohl kein Problem dar, aber wenn viel trainiert wird, sollte man nach gesunden Alternativen suchen (z.B. reine Fleischprodukte) Pferde: kommerzielle Leckerlis, Karotten, Äpfel, Birnen, Kraftfutter, Pellets Obst nur in Maßen (1-2 Äpfel oder Birnen täglich, Bananen nur alle paar Wochen, wenn das Pferd eine gesunde Darmflora hat) Bitte keine Zuckerstücke, Brotreste und Zitrusfrüchte Andere Tiere: je nach Ernährungsgewohnheiten, kommerzielle Leckerlis gibt es inzwischen sowieso für fast alle Haustierarten

Hausübung: Finde die beliebtesten Leckerlis für Dein Tiere heraus. Sinnvoll ist es eine Rangliste zu erstellen, so kann man später eine Belohnung auswählen, die der Leistung angepasst ist. Für den Anfang wählen wir ein Leckerli aus, das sehr, sehr beliebt ist. Das Allerbeliebteste sollte man sich aber unter Umständen aufsparen und nur in besonders schwierigen Situationen / Übungen einsetzen. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Das Tier lernt die Bedeutung des Clickers

Der Clicker ist keine Wunderfernbedienung für Tiere! Man kann nicht einfach drauf drücken und das Tier macht alles, was man möchte! Ehrlich, es gibt genug Leute die das glauben ;) Der Clicker bedeutet „Das ist richtig! Belohnung kommt gleich“. Diese Bedeutung muss das Tier erst lernen! Das geht aber relativ einfach und meist sehr schnell: Wichtig ist, dass die ersten Trainingseinheiten in ruhiger Atmosphäre, ohne Ablenkungen und mit wirklich tollen Leckerlis stattfinden. Die Leckerli sollten außer Reichweite des Tieres stehen oder in einer Tasche aufbewahrt werden. Nun betätigt man den Clicker und holt sofort ein Leckerli hervor und gibt es dem Tier. Zunächst wird das Tier überrascht sein, dass es einfach so etwas bekommt. Dieser Teil wird nun einige Male wiederholt, bis das Tier die Verknüpfung zwischen dem Click und der Belohnung hergestellt hat. Um zu testen, wann das der Fall ist, wartet man bis das Tier zufällig weg sieht und clickt dann, wendet sich das Tier einem dann sofort zu und erwartet ein Leckerli, hat es vermutlich schon verstanden, worum es geht. http://www.youtube.com/embed/EN8EYQLeknE Meine Hündin Crysella lernt den Clicker kennen Dieser Schritt wird einige Male wiederholt. Man kann die Leckerbissen aus der Hand geben oder auch auf den Boden werfen. Eine gewisse Variation, bei der das Tier sich auch bewegen muss um die Belohnungshappen zu nehmen ist sinnvoll, da manche Tiere sonst einfach nur dastehen und ihren Besitzer anstarren. Das Tier sollte aber jetzt schon darauf vorbereitet werden, dass es später im Training von sich aus etwas tun muss. Das kann vor allem bei solchen Tieren, die bis jetzt mit dem Einsatz von Strafe trainiert wurden, ein Problem darstellen, aber dazu später mehr. Wie schnell ein Tier auf den Clicker konditioniert wird ist sehr individuell. Meist kann man aber nach einigen Wiederholungen schon beginnen ein bestimmtes Verhalten zu trainieren. Dieser Vorgang ist übrigens eine klassische Konditionierung, wie sie Pawlow bei seinen Hunden entdeckt hat: http://de.wikipedia.org/wiki/Pawlowscher_Hund Ursprünglich war der Click nur irgendein Geräusch ohne Bedeutung (oder vielleicht sogar etwas beängstigend). Futter hingegen war schon immer super – es ist ein sogenannter primärer Verstärker, weil Verhalten das dazu führt, dass man Futter bekommt häufiger gezeigt wird, es wird verstärkt. Dadurch, dass nun Click und Futter in Kombination auftreten verknüpft das Tier das Geräusch damit, dass es Futter bekommen wird. Der Click wird zum sekundären Verstärker, der den primären Verstärker ankündigt. Ein sekundärer Verstärker für Menschen ist z.B. Geld. Geld alleine macht nicht glücklich. Man kann es nicht essen oder hat sonst direkt etwas davon. Naturvölker oder kleine Kinder betrachten die Papierstücke und Metallteile als neutralen Reiz. Man muss zunächst erst die Bedeutung von Geld lernen – nämlich dass man es gegen primäre Verstärker (Dinge die uns mehr oder weniger glücklich machen) eintauschen kann. Dann bekommt Geld auf einmal eine sehr große Bedeutung.

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Wichtig: Click und Belohnung gehören IMMER zusammen. Wenn Ihr irgendwann mal nichts mehr für Euer Geld bekommt, dann verliert es ja auch schnell an Bedeutung. Auch wenn aus Versehen auf den Clicker gedrückt wird oder der Click falsch getimet war – es muss immer eine Belohnung erfolgen. Im schlimmsten Fall ist das Tier etwas verwirrt und der Lernfortschritt langsamer, aber das ist das geringere Übel im Vergleich dazu, dass der Clicker seine Bedeutung verlieren könnte. Also nie vergessen: Nach jedem Click gibt es eine Belohnung! Im Folgenden werde ich „Click und Belohnung“ mit „C&B“ abkürzen. Hausübung: Konditioniere Dein Tier auf den Clicker.

Trouble Shooting

Mein Tier scheint keinen Zusammenhang zwischen dem Click und der Belohnung herzustellen Vermutlich kam die Belohnung zu langsam. Man muss darauf achten, dass sie innerhalb ca. einer ½ Sekunde gegeben wird. Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Tier mehr auf die Handbewegungen oder den Anblick des Futters achtet als auf irgendwelche Nebengeräusche. Daher sollte man erst NACH dem Click zum Leckerli greifen. Wer sich schwer tut innerhalb der kurzen Zeit ein Leckerli aus der Tasche zu fuzeln, kann es alternativ auch in der geschlossenen Hand vor der Brust halten – die Leckerli-Hand darf sich aber erst NACH dem Click bewegen. Ich persönlich stelle beim „Anclickern“ meistens eine Schüssel o.ä. mit Leckerlis irgendwo in greifbare Nähe, aber so, dass das Tier sich nicht selbst bedienen kann. So kann man sie meistens schneller erreichen, als wenn sie in einer Tasche sind. http://www.youtube.com/embed/fAty6YwYOXk ...dass es sich nicht selbst bedienen kann, während man die Kamera aufstellt :P Mein Tier dreht durch wenn es Futter sieht Willkommen im Club – ich hab auch 2-3 solche Exemplare, die angesichts von Futter so dermaßen aufgeregt werden, dass sie kaum mehr lernen können. In diesem Fall würde ich es mit weniger schmackhaften Leckerlis probieren (das normale Futter z.B.) und anfangs trainieren, wenn das Tier relativ satt ist. Futtersuchspiele können helfen, dass das Tier lernt, dass es sich konzentrieren muss um Futter zu bekommen.

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Mein Tier beißt mir in die Finger / nimmt die Leckerli hektisch Wirf sie auf den Boden. Man kann einem Tier durchaus beibringen Leckerlis ruhig, höflich und schmerzfrei zu nehmen, aber während dem „Anclickern“ muss das Tier zuerst einmal gar nichts lernen, außer der Bedeutung des Clickers. Mein Tier frisst die Leckerlis nicht Dann sind sie meistens nicht gut genug! Nicht alles was wir als besonders super empfinden, sehen die Tiere auch so. Hier ist unter Umständen mehr Kreativität gefragt. Wenn das Tier sich gerade voll gefressen hat, hat es vermutlich keine so große Motivation für noch mehr Futter etwas zu tun. Das Training sollte also eher vor die Fütterungszeiten verlegt werden. Lass Dein Tier aber niemals hungern! Das würde nicht unter gewaltfreies Training fallen und kann bei einigen Tierarten, wie Katzen oder Pferden auch gesundheitsschädlich sein. Ich persönlich halte auch nichts davon, Tiere für ihr normales Futter arbeiten zu lassen. Die Erfüllung von Grundbedürfnissen sollte nicht an eine Bedingung geknüpft sein (das wäre ja, als würde man einem Kind nur zu Essen geben, wenn es seine Hausübungen brav gemacht hat). Manche Tiere müssen erst lernen Futter als Belohnung zu sehen. Wie das geht, erkläre ich bei Bedarf. Mein Tier hat Angst vor dem Clicker Hält sich die Angst in Grenzen und das Tier nimmt noch Leckerli an, kann man einfach weiter machen. In der Regel lernt das Tier schnell, dass der Clicker nichts Schlimmes ist, sondern - ganz im Gegenteil - Futter ankündigt. Wenn das Tier sehr geräuschempfindlich ist, sollte man einen leiseren Clicker wählen, z.B. einen Soft Clicker oder einen Kugelschreiber (aber Achtung C&B gehören immer zusammen, in weiterer Folge darf man dann in Gegenwart des Tieres nie wieder auf einen Kugelschreiber drücken ohne es zu Belohnen). Man kann auch die Lautstärke des Clickers herabsetzen, indem man ihn in die Tasche steckt, mit einem Handtuch umwickelt, weiter vom Tier entfernt hält (nicht unbedingt direkt ins Ohr clicken)...

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Der erste Trick

Oft können Tiere bereits in der ersten Trainingseinheit ihren ersten "Trick" lernen. Eine kleine Verschnauf- und Denkpause zwischen „Anclickern“ und erstem Trick lernen ist sinnvoll. Lass das Tier einige Minuten tun was es möchte oder spiel mit ihm. Wenn es etwas ganz anderes macht und nicht mehr an die Leckerlis denkt ist ein guter Zeitpunkt, den Clicker noch einmal zu testen. Kommt es sofort in freudiger Leckerli-Erwartung an, dann hat es die Bedeutung verstanden. Wenn nicht wiederhole den letzten Schritt noch einige Male. Es ist aber nicht schlimm, wenn das Tier noch nicht 100% verstanden hat worum es geht, da die Bedeutung des Clickers mit jedem C&B immer mehr gefestigt wird. Manche Tiere – vor allem Katzen – verlieren manchmal sehr schnell das Interesse auch an den Leckerlis. In dem Fall muss man eben eine Pause machen. Auch wenn man pro Einheit nur wenige C&Bs schafft... jedes einzelne verstärkt die Bedeutung ein bisschen mehr. Gehen wir aber davon aus, dass das Tier noch Interesse hat und den Clicker so einigermaßen verstanden hat. Nun ist es also an der Zeit den ersten Trick mit dem Clicker zu lernen. Dazu wählt man am besten ein Verhalten aus, dass das Tier gerade zufällig zeigt. Viele Tiere machen irgendetwas während sie auf das nächste C&B warten. Im Video oben schnüffelt Crysella z.B. häufig am Boden. Besonders gut geeignet für den ersten Trick ist „das Wegschauen vom Futter“: Sobald das Tier zufällig den Kopf weg dreht gibt es C&B. Schaut es nicht weg, passiert gar nichts. Da das Tier bis jetzt einfach so die Leckerlis bekommen hat braucht es einige Wiederholungen bis das Tier begreift, dass es die C&Bs nicht einfach zufällig bekommt, sondern dass es selbst mit seinem Verhalten beeinflussen kann, ob es C&B gibt oder nicht. Zunächst erfordert dies einige Geduld für den Menschen und sehr genaues Beobachten des Tieres, damit auch bei einem nur sehr kurzem Wegschauen sofort geclickt werden kann. Man kann meist nach kurzer Zeit beobachten, dass das mit C&B verstärkte Verhalten immer häufiger gezeigt wird. Sprich dabei nicht mit Deinem Tier und gib vor allem keine Signale oder Kommandos. Das Tier soll sich selbst ein Verhalten erarbeiten und nicht durch menschliches Geschwafel abgelenkt werden ;) D.h. nicht, dass man beim Clickertraining niemals mit dem Tier reden darf, wie manche Leute befürchten. Für den Anfang ist es aber sinnvoll sich auf das wesentliche zu konzentrieren: Verhalten führt zu C&B. Es kann auch jedes beliebige andere Verhalten ausgewählt werden, dass das Tier gerade anbietet. Man muss sich aber für Eines entscheiden und dabei bleiben, sonst wird sich das Tier sehr schwer tun das Konzept zu verstehen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Tier gar nichts macht, in dem Fall könnte man ein Verhalten provozieren (hierzu aber mehr in der nächsten Lektion oder bei Eurem Hausübungs-Feedback). In diesem Video lernt mein verrückter Mali zuerst den Clicker kennen. Da er sich sehr häufig hinlegt, fange ich dann an nur mehr zu clicken wenn er genau das tut. Es ist deutlich zu erkennen, dass er immer häufiger ins Platz geht (auch wenn ich nicht immer das beste Timing habe ☺): http://www.youtube.com/embed/3bf5C0W1Jy8

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Da er übrigens so ein Kandidat ist, der bei jeder Aktivität und insbesondere in der Erwartung von Futter ziemlich abdreht, verwende ich hier nur normales Trockenfutter als Leckerlis. Damit er mich nicht anspringt sitze ich außerdem auf dem Tisch und werfe die Leckerlis ;) An sämtlichen Problemen kann man später arbeiten. Jetzt soll das Tier einmal nur die Bedeutung des Clickers kennenlernen.

Hausübung: Wähle ein Verhalten aus, dass das Tier zufällig ausführt und belohne es mit C&B bis es eben dieses Verhalten zuverlässig immer häufiger zeigt.

Die Erkenntnis, dass das Tier mit seinem eigenen Verhalten das Auftreten von C&B selbst beeinflussen kann, ist aus lerntheoretischer Sicht übrigens eine operante Konditionierung. Das Tier zeigt ein Verhalten, auf das eine positive Konsequenz folgt, häufiger. Wer mehr über die Lerntheorie wissen will ist herzlich eingeladen meinen Blog-Artikel zu diesem Thema zu lesen: http://alina-geishofer.blogspot.co.at/2014/06/ich-muss-lernen-aber-wie.html

Und wie sag ich jetzt meinem Tier was es tun soll!? Soll das Tier nur raten? Muss man ihm nicht sagen, was es tun soll? Was ist mit Kommandos??? Das alles kommt dann in den nächsten Lektionen :D

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Lektion 2 – Wie bekomme ich Verhalten?

Das Tier kennt nun die Bedeutung des Clickers. Spätestens wenn ich anfange den ersten „Trick“ zu trainieren, fragen die meisten Leute, wann man dem Tier nun endlich sagt, was es tun soll. Woher solle es denn wissen, welches Verhalten wir von ihm wollen, wenn wir keine Kommandos geben? Nun die Antwort ist: egal ob wir Kommandos geben oder sonst etwas machen: anfangs weiß das Tier nie was es tun soll. Ein Kommando hilft ihm da auch nicht weiter, denn es kennt ja seine Bedeutung noch gar nicht. Es kann immer nur ausprobieren um herauszufinden, welches Verhalten sich lohnt, welches nicht und – wenn mit Strafe gearbeitet wird – welches negative Konsequenzen hervorruft. Stellt Euch vor, ihr wärt plötzlich auf dem Mars. Ein Marsmensch redet in Marsmenschen-Sprache auf euch ein, schubst Euch vielleicht sogar rum... was sagt Euch das? Gar nichts, nehme ich mal an. Und deshalb sprechen wir am Anfang nicht mit den Tieren, schubsen sie nicht rum und werden vor allem nicht ärgerlich, wenn irgendetwas nicht klappt wie wir uns das vorgestellt haben! Aber wie bekomme ich dann das gewünschte Verhalten und was ist denn nun mit den Kommandos? Ersteres wird in dieser Lektion erklärt. „Kommandos“ – die wir im gewaltfreien Training übrigens „Signale“ nennen – kommen dann erst später. Bitte noch etwas Geduld! Ich verspreche es zahlt sich aus und spart im Endeffekt Zeit und Nerven ;)

Immer dem Leckerli nach

Dem Tier ein Leckerli vor die Nase zu halten und es in eine bestimmte Position oder hinter sich her zu locken war DIE Innovation als man aufgehört hat Tiere mit mehr oder weniger Druck dazu zu bringen, was man möchte. Und das ist natürlich super! Wer läuft nicht lieber einem Leckerli nach als runtergedrückt, rumgeschubst oder hinter jemand nach gezerrt zu werden?

Hausübung: Lock dein Tier mit Hilfe eines Leckerlis z.B. zu dir heran, über ein kleines Hindernis (vor dem es KEINE Angst hat), durch die Beine... was auch immer, es sollte nur nicht zu kompliziert sein. Einen Clicker braucht man hier erstmal nicht, am Ende bekommt das Tier einfach das Leckerli. Macht das einige Male und überlegt, was das Tier dabei gelernt hat. In den meisten Fällen nämlich nicht viel ;) Oder kann es die Übung bald auch ohne Lockmittel ausführen? Vermutlich nur schwer und nur dann wenn man die Hand trotzdem so bewegt als hätte man ein Leckerli darin. Und genau hier liegt das Problem mit dem Locken: wenn das Tier einfach nur der Leckerli-Hand folgt, dann denkt es nicht nach. Es läuft einfach so lange hinterher bis es das Leckerli bekommt und weiß oft gar nicht wofür überhaupt. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Angenommen jemand hält dir einen 50€-Schein vor die Nase und sagt „Folge dem Schein, dann bekommst du ihn“. Du tust wie dir geheißen, läufst durch eine fremde Stadt immer dem Schein nach und am Hauptplatz wird er dir ausgehändigt: Kennst du jetzt den Weg zum Hauptplatz? Anders wenn dir jemand einen Stadtplan gibt und sagt er warte am Hauptplatz mit 50€ auf dich. Wenn du dir den Weg selbst erarbeitest, lernst du ihn, weißt warum du das Geld bekommen hast und freust dich vermutlich noch mehr darüber. Außerdem gibt es Übungen, da kann man einfach nicht locken. Übungen auf Entfernung z.B. Lockmittel sind sehr schwer wieder abzubauen und meist braucht man dann sehr lange zumindest eine angedeutete Hilfe, was für Tricks im häuslichen Rahmen zwar egal ist, aber z.B. im professionellen Hundesport ein echtes Problem. Bei ängstlichen, verfressenen Tieren kann locken sogar gefährlich sein, wenn das Tier in einen Gewissenskonflikt kommt: „Ich fürchte mich so vor der Situation, aber ich will so gern das Leckerli“. Nimmt das Tier dann hektisch das Leckerli an, hat es seine Angst nicht überwunden, sondern hat massiven Stress, der in Panik oder Aggression umschlagen kann. Daher niemals ein ängstliches Tier mit Futter in eine Situation locken, die es überfordern könnte! Ähnliches gilt für Hindernisse (daher mein Warnhinweis oben): es ist Gang und Gebe Tiere über Hindernisse zu locken. Bei einem sehr futter-fixierten Tier kann es passieren, dass es blindlings dem Leckerli folgt und nicht aufpasst, was es tut. Hindernisse erfordern aber Konzentration und zwar auf das Hindernis und nicht auf die Leckerli-Hand. Aus all diesen Gründen bin ich kein Fan von Locken! Es ist nicht per se schlecht und kann durchaus eingesetzt werden um ein einfaches Verhalten schnell zu bekommen. Wenn man sich entscheidet zu Locken sollte man folgendes beachten: •

Positionen können gelockt werden, längere Bewegungen eher nicht. Ein Hund lernt z.B. schnell, dass die Grundposition beim Fuss toll ist, wenn er immer dort gefüttert wird. Fuss gehen selbst sollte er sich erarbeiten indem er auch in der Bewegung versucht die tolle Position zu halten und nicht indem er einfach dem 50€-Schein nach rennt.



Das Lockmittel nur sehr kurz verwenden und so schnell wie möglich wieder ausschleichen: je länger man das Lockmittel verwendet desto mehr wird es selbst zum Signal für das Verhalten und es wird immer schwieriger, es wieder abzubauen. 2-3 mal reicht meist aus.



Und nochmal: nie ein ängstliches Tier in eine Situation locken, die ihm zu viel sein könnte!

Spoiler: Eine gute Alternative zum Locken ist das Targettraining, aber dazu später mehr.

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Schnappschuss

So, da wir mit dem Locken nicht so besonders erfolgreich waren nehmen wir jetzt wieder den Clicker zur Hand. Wir erinnern uns: der Clicker bedeutet „Das ist gut, jetzt bekommst du eine Belohnung“. Man kann sich den Clicker also wie eine Fotokamera vorstellen mit der man erwünschtes Verhalten fotografieren und quasi auch konservieren kann. Jedes Verhalten, dass mit C&B verstärkt wird, wird in Zukunft öfter auftreten. Man kann also alles, was das Tier zufällig macht clickern. Das kennen wir schon von unserem ersten „Trick“. Diese Methode nennt sich „Einfangen von Verhalten“ oder „Capturing“ auf neudeutsch ;) Simpler geht es eigentlich gar nicht – wer sagt immer Clickertraining sei so kompliziert? ;) Diese Methode ist z.B. gut um Hunden „Sitz“ beizubringen, weil fast alle Hunde sich von sich aus hinsetzen, wenn sie nicht genau wissen, was ab geht. In dem Moment: C&B und meistens hat der Hund nach nur wenigen Wiederholungen begriffen, dass es sich für ihn auszahlt sich zu setzen. Um die Übung öfter zu wiederholen ist es auch empfehlenswert die Leckerli zu werfen, sodass das Tier automatisch seine Position verlässt um das Leckerli zu holen und man gleich wieder neu anfangen kann.

Hausübung: Das Tier zeigt inzwischen seinen ersten „Trick“ vermutlich recht zuverlässig, wenn ihr trainiert. Damit das Tier schnell lernt, dass es hier um verschiedene Verhaltensweisen geht und nicht nur diese eine, sollte man möglichst schnell ein zweites Verhalten üben. Fang ein weiteres Verhalten ein, dass dein Tier zufällig macht. Was das nun sein könnte ist natürlich äußerst individuell vom Tier und der Situation abhängig. Ein meistens einfaches und später noch nützliches Verhalten ist das Berühren der leeren Hand (also ohne Leckerli): Halte dem Tier die Hand hin und clicke in dem Moment in dem es sie mit der Schnauze berührt. Gut ist es hierfür eine bestimmte, sonst eher untypische Handhaltung zu wählen.

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Hilfsmittel Zeigt das Tier das Verhalten, das man einfangen möchte nicht einfach so, kann man auch versuchen es zu provozieren. Dazu kann man Hilfsmittel verwenden, z.B. Absperrungen, wenn man möchte, dass das Tier sich nur in eine bestimmte Richtung bewegt oder einen Ton (z.B. Mundharmonika), wenn man einen Hund dazu bringen will zu heulen und so weiter und so fort. Hier sind der Phantasie nur insofern Grenzen gesetzt, als dass es sich natürlich um gewalt- und stressfreie Situationen handeln muss. Also nichts verwenden, was dem Tier Angst macht! Und es kommt natürlich wieder sehr auf die Situation an. Man kann auch den eigenen Körper benutzen – z.B. auf das Tier zugehen um es dazu zu bewegen rückwärts zu gehen. Setzt man Körperhilfen ein, sind diese aber meist viel schwerer abzubauen, als Umgebungshilfsmittel. Wenn man das Verhalten später nur mit einem Hörzeichen belegen will, egal wie man sich sonst bewegt, dann ist es besser von Anfang an auf Körperhilfen zu verzichten. Die Verwendung von Hilfsmitteln wird im Tiertraining als „Prompting“ bezeichnet, was auf Deutsch soviel heißt wie Vorsagen, Anregen oder Soufflieren.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Tiere führen manche Verhaltensweisen normalerweise nur in bestimmten Kontexten aus. Wenn man das weiß, kann man sich das zu Nutze machen und mit Clicker und Leckerli vor Ort sein, wenn das passiert. So kann man natürliche Verhaltensweisen einfangen und sie später mit einem Signal belegen. Beispiele hierfür sind z.B. Lautäußerungen (Hund bellt aus irgendeinem Grund = gute Gelegenheit um „Gib Laut“ einzufangen), Scharren (Pferde machen das oft aus Langeweile, vor allem Rüden scharren oft nach dem Markieren mit den Hinterbeinen), Gähnen, sich strecken, Körperpflege (mit der Pfote übers Gesicht fahren) und so weiter und so fort. Jedes Tier hat so seine speziellen Angewohnheiten mit denen man arbeiten kann.

Physische Manipulation Ein Wort noch zur physischen Manipulation – wenn man also ein Tier in eine bestimmte Position bringt, z.B. ins Sitz hinunter drückt oder die Pfote / den Huf hoch hebt, es mit der Leine / dem Führstrick dort hin zieht wo man es haben möchte usw. Diese Methode kann nicht als „gewaltfrei“ angesehen werden, selbst wenn sie sehr sanft ausgeführt wird, wird hier von außen etwas am Tier verändert. Das heißt jetzt nicht, dass man es auf keinen Fall machen darf, man sollte sich nur dessen bewusst sein, dass es im allgemeinen nicht dem modernen Tiertraining entspricht und sich Alternativen überlegen, wie man das Tier anders dazu bringen könnte das Verhalten auszuführen. Selbst wenn das Tier die Manipulation gerne duldet, denkt es dabei nicht nach und lernt wesentlich langsamer, als wenn es sich die Übung selbst erarbeitet. Man darf auch nicht vergessen, dass das Tier Möglicherweise ein gesundheitliches Problem hat und die Übung nicht ausführt, weil es z.B. Schmerzen hat. Es wäre sehr unfair und unter Umständen sogar gefährlich ein Tier physisch in eine Position zu manipulieren, die ihm körperliche Schwierigkeiten bereitet Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Schritt für Schritt

Manche Verhaltensweisen sind zu komplex oder werden vom Tier nicht von sich aus gezeigt und können deshalb nicht einfach eingefangen werden. Diese Verhaltensweisen muss man Schritt für Schritt formen: Dabei wird nicht auf die erwünschte Endhandlung gewartet, sondern bereits jeder Schritt in die richtige Richtung belohnt und die Anforderungen langsam gesteigert. Wenn man z.B. möchte, dass das Tier sich um die eigene Achse dreht, wird zuerst ein spontaner Blick über die Schulter mit C&B bestärkt. Wird dieser zuverlässig ausgeführt erhöht man die Anforderung, es wird nicht mehr bestärkt, wenn das Tier nur zurück blickt, sondern man wartet darauf, bis es den Kopf in diese Richtung wendet. Klappt das, wird nur mehr ein Umwenden des Vorderkörpers bestärkt usw. bis das Tier sich schließlich ganz herum dreht und dann eine besonders tolle Belohnung verdient hat. Um es dem Tier zu erleichtern, sollte man – wenn möglich – nach dem Click das Leckerli dort geben, wo man das Tier haben möchte. Also im obigen Beispiel mit der Drehung gibt man das Leckerli in der Position mit abgewendeten Kopf, vielleicht sogar ein paar Zentimeter weiter hinten. Ähnlich funktioniert das „Kalt – Warm“-Spielchen, wenn man einem Menschen mitteilen möchte, dass es in die falsche oder in die richtige Richtung geht. „Warm“ ist in diesem Fall der Click. „Kalt“ ist das ausbleiben des Clicks. Das Formen von Verhalten heißt in der Fachsprache „Shaping“ und ist eigentlich die bedeutendste Methode im Tiertraining. Auch Verhaltensweisen, die man zunächst eingefangen hat können mittels Shaping noch perfektioniert werden, z.B. in Dauer, Entfernung, Schwierigkeitsgrad usw. Vor allem am Anfang muss man gut aufpassen, dass hier keine Frustration aufkommt. Frustration ist ein negatives Gefühl, dass wir im modernen, gewaltfreien Tiertraining möglichst vermeiden wollen, auch weil es sich negativ auf den Lernprozess auswirkt. Deshalb ist es sehr wichtig die Trainingsschritte sehr klein und die Belohnungsrate hoch zu halten, sodass das Tier fast immer erfolgreich sein kann. Anfangs ist das oft schwierig, solange das Tier das Konzept noch nicht verstanden hat. Es wird aber mit der Zeit immer einfacher. Hausübung 1: Wenn Du jemand findest, der da mitmacht: „shape“ einen Menschen! Da kann man weniger verhauen und bekommt auch gleich Feedback. Überleg dir eine komplexere Übung, z.B. um einen Sessel herum gehen, das Fenster öffnen, den Müll raus bringen ;), was auch immer und zerteile die Übung in kleine Schritte, die du dann mit C&B (z.B. Smarties) belohnen kannst. Hier ist ein Beispiel: http://youtu.be/0T94feDvONc Und noch eines: http://youtu.be/CkE5h7v2gNY Hausübung 2: Wenn das mit einem Menschen gut klappt oder wenn Du keinen findest, der sich für Deinen Online-Kurs zum Affen macht, shape eine Verhaltensweise bei Deinem Tier. Die oben erwähnte Drehung um die eigene Achse wäre eine von unendlichen Möglichkeiten. Eine andere Möglichkeit wäre z.B. eine Deckenübung (eine Decke aufsuchen, sich drauflegen und liegen bleiben): zunächst wird jedes Interesse an der Decke mit C&B bestärkt, dann das berühren mit Nase oder Pfote, dann nur mehr mit der Pfote, dann drauf steigen, dann hinsetzen, dann hinlegen (das reicht für's Erste ;): http://youtu.be/tjhclUXd7Rs Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Planen ist das halbe Trainieren

Wie man vor allem beim Shaping sieht, sollte man einen ungefähren Plan im Kopf haben, was man erreichen will. Einer der größten Fehler im Tiertraining ist, einfach drauf los zu trainieren und selbst gar nicht zu wissen worauf das hinaus laufen soll. Über das Erstellen von Trainingsplänen könnte man einen eigenen Kurs machen. Für den Anfang ist es aber einmal sehr wichtig, sich ein genaues Bild davon zu machen, was man vom Tier möchte um genau in diesem Moment clicken zu können. Das klingt einfacher als es tatsächlich ist und wird durch ein Trainingstagebuch massiv erleichtert. Gut geplante, kurze Trainingseinheiten mit hoher Erfolgsquote führen wesentlich schneller zum Erfolg und man hat die Zeit, die man für den Papierkram braucht schneller wieder drin als man denkt. Besonders beim Shaping ist es sehr wichtig, die Übung in möglichst kleine Einzelschritte zu zerlegen, damit das Tier verstehen kann, was man von ihm will und es nicht frustriert wird. Frustrierte Tiere machen nämlich im besten Fall gar nichts mehr oder gehen weg. Im schlimmsten Fall kann Frustration auch zu Aggression führen. In jedem Fall aber dazu, dass Mensch und Tier den Spaß am Training verlieren. Übungen so zu planen können, dass die Erfolgsquote möglichst hoch ist, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die einen guten Tiertrainer ausmachen!

Troubleshooting

Hilfe! Mein Tier macht gar nichts! Vor allem Tiere, die vorher mit Strafe erzogen worden sind, trauen sich oft nicht von sich aus Verhalten anzubieten, weil sie Angst haben einen Fehler zu machen. Manche Tiere sind aber auch einfach nur so recht passiv. Wichtig beim Clickertraining ist es daher zu aller erst Strafe komplett weg zu lassen! Auf dieses Thema werde ich später noch näher eingehen, vorerst reicht es zu wissen, dass es eben sehr wichtig ist positiv zu arbeiten, damit das Tier überhaupt die Möglichkeit hat etwas auszuprobieren. Tut es das nicht, kann es das auch lernen: Man nehme ein paar Gegenstände und clickere einfach alles, was das Tier damit macht. Die Gegenstände sind nicht unbedingt notwendig, man kann auch so jede Bewegung mit C&B bestärken, aber Gegenstände regen das Tier meist mehr an irgendetwas damit zu machen. Dieses Kreativitätstraining lohnt sich auch bei aktiveren Tieren, aber manche passiven Tiere lernen so erst, dass es nicht nur ok, sondern sogar erwünscht ist, dass sie etwas ausprobieren. Ein bekanntes Spiel bei dem das Tier auf diese Weise lernt Verhalten anzubieten ist „101 Dinge, die man mit einer Schachtel machen kann“. Hierzu gibt es auf Youtube unzählige Videos: https://www.youtube.com/results?search_query=101+thing+to+do+with+a+box Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Mein Tier bietet nun ständig Verhalten an! Tritt das andere Extrem auf, dass das Tier nun ständig nur mehr damit beschäftigt ist in der Hoffnung auf C&B den Kasper zu machen, ist es empfehlenswert Shaping-Sessions klar zu kennzeichnen. Für viele Tiere reicht es aus wenn sie sehen, dass man den Clicker und die Leckerlis zur Hand nimmt. Es kann aber auch sehr hilfreich sein, den Anfang und das Ende mit einem bestimmten Wort anzukündigen (z.B. „Los geht's“ und „Ende“ oder was auch immer). Wenn man angebotenes Verhalten außerhalb dieser markierten Trainingseinheiten konsequent nicht mit C&B belohnt, lernt das Tier sehr schnell wann es sich lohnt Verhalten anzubieten und wann nicht (d.h. nicht, dass man tolles Verhalten außerhalb der Trainingseinheiten nicht würdigen soll, aber eben nicht mit C&B)

Die Übung klappt einfach nicht Die häufigsten Gründe hierfür sind: •

schlechtes Timing (es wird im falschen Moment geclickt)



schlechte Planung (Mensch weiß selber gar nicht so genau, worauf es hinauslaufen soll)



die Trainingsschritte sind nicht klein genug bzw. der Schwierigkeitsgrad wird zu schnell erhöht



die Belohnungsrate ist zu gering



die Trainingseinheit dauert zu lange



Mensch und/oder Tier sind nicht richtig bei der Sache

Timing Das richtige Timing ist das A&O beim C&B ;) Damit das Tier versteht, was wir von ihm wollen, müssen wir natürlich auch genau das Verhalten mit dem Click markieren, dass wir bestärken möchten. Clickt man zu spät kann es sein, dass das Tier schon wieder etwas ganz anderes macht und dann dafür belohnt wird. Und auch wenn es nichts anderes macht hat man nur ca. ½ Sekunde Zeit um zu belohnen, damit das Tier auch eine Verknüpfung zwischen seinem Tun und der Belohnung herstellt. Je nachdem wie schnell das Tier unterwegs ist, kann es sehr schwierig sein genau im richtigen Moment zu clicken. Dennoch kann man immer noch wesentlich schneller auf den Clicker drücken, als dem Tier ein Leckerli einfach so zu geben, also haben wir beim Clickertraining schon einen entscheidenden Vorteil :) Gutes Timing ist eine reine Übungssache. Man kann es auch ohne Tier üben, z.B. indem man einen Ball in die Hand nimmt, fallen lässt und versucht zu clicken bevor er den Boden erreicht. Oder auch mit diesem Spielchen (gefunden über spass-mit-hunden.de): http://www.bbc.co.uk/science/humanbody/sleep/sheep/ Hilfreich ist es auch hierfür, sich ein genaues Bild davon zu machen, was das Tier tun soll und wann man bestärken möchte. Am besten überlegt man sich ein Anzeichen an dem man selbst sehr einfach Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer 16 Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

erkennt, dass das Tier gerade das macht, was man möchte und konzentriert sich genau darauf. Wenn man z.B. einem Hund „Platz“ beibringen möchte, kann man sich zunächst nur auf die Ellenbogen konzentrieren und genau in dem Moment Clicken, indem sie den Boden berühren. Das Training zu filmen ist eine gute Möglichkeit um das eigene Timing im Nachhinein zu überprüfen. Anfangs hat fast jeder ein schlechtes Timing. Man muss ja nicht nur sein Auge und seine Reaktionsfähigkeit schulen, sondern sich gleichzeitig noch an die Handhabung von Clicker, Leckerlis und gegebenen Falls Hilfsmittel gewöhnen. Bitte daran nicht verzweifeln ;) Es ist – wie gesagt – eine reine Übungssache und je länger man es macht, desto besser wird man darin. Es ist übrigens auch kein „Nachteil“ des Clickertrainings. Timing spielt eine extrem wichtige Rolle im Tiertraining, egal mit welchen Methoden man arbeitet. Einfach nur Leckerlis zu geben macht ein gutes Timing manchmal fast unmöglich und wenn man mit Strafe arbeitet kann ein falsches Timing fatale Folgen haben, wenn das Tier die Strafe nicht genau mit dem Verhalten verknüpft, das bestraft werden hätte sollen. Planung Wie bereits erwähnt: Planung ist das halbe Training. Wenn man nicht weiß, was man eigentlich vom Tier möchte, ist es beinahe unmöglich dass es selbst darauf kommt. Das heißt übrigens nicht, dass Training immer eine trockene Sache sein muss. Mit meinen Hunden albere ich auch oft rum und clicker alles mögliche was sie Nettes anbieten oder ändere meine Pläne, wenn sich was anderes ergibt. Aber solche Dinge würde ich anfangs nicht machen, so lange Mensch und Tier sich noch an die Methode gewöhnen müssen. Schwierigkeitsgrad Einer der häufigsten Fehler, die im Tiertraining gemacht werden, ist es, zu schnell zu viel zu verlangen. Um Frustration zu vermeiden und die Belohnungsrate hoch zu halten ist es sehr wichtig, die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. Das ist nur möglich, wenn man die Übung in viele kleine Einzelschritte zerlegt und den Schwierigkeitsgrad so anpasst, dass das Tier sie meistern kann. So tastet man sich langsam an das gewünschte Endergebnis heran. Oft ist uns gar nicht bewusst, was für das Tier eine Schwierigkeit darstellen könnte und es ist auch sehr individuell. Typische Schritte wären z.B.: •

Verhalten einfangen oder formen



Präzision (was soll das Tier genau machen)



Dauer des Verhaltens erhöhen (wie lange soll das Tier das Verhalten ausführen)



Distanz erhöhen (zum Trainer oder dem Ort wo das Verhalten ausgeführt werden soll)



Schnelligkeit erhöhen (oder reduzieren, je nachdem was man möchte)



Ablenkungen steigern

Und hier wären wir schon wieder beim Planen ;) Man sollte sich im Vorfeld genau überlegen, welche Schritte für dieses Tier und dieses Verhalten eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrades Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer 17 Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

darstellen und an was man genau arbeiten möchte. Wichtig: wird bei einem Kriterium der Schwierigkeitsgrad erhöht, muss er bei den anderen wieder heruntergeschraubt werden. Möchte man z.B. die Ablenkungen steigern, muss man die Dauer und Distanz die man unter geringerer Ablenkung schon erreicht hat, wieder verkürzen. Arbeitet das Tier unter dieser Ablenkung gut, können nach und nach die anderen Kriterien wieder erhöht werden. Das klingt langwieriger als es im Endeffekt ist. Gut geplant und langsam gesteigert erhält man ein wesentlich stabileres Ergebnis, als wenn man versucht alle Kriterien auf einmal zu steigern und meistens geht es sogar schneller, vor allem wenn das Tier schon Erfahrung mit diesem Konzept hat. In der Regel kann man sagen, wenn ein Verhalten mindestens 8 von 10 mal gut geklappt hat, kann man zum nächsten Schritt übergehen. Wie schnell das der Fall ist, ist von Tier zu Tier und von Übung zu Übung unterschiedlich. Belohnungsrate Wenn man den Schwierigkeitsgrad gut anpasst, sollte auch die Belohnungsrate – also die Häufigkeit von C&B stimmen. Auch hier ist aber sehr unterschiedlich, wie gut oder schlecht motiviert ein Tier ist und wie hoch oder niedrig seine Frustrationstoleranz ist. Im Zweifelsfall gebe ich lieber ein gratis Leckerli her oder belohne einen besonders netten Gesichtsausdruck oder was auch immer, als das Interesse des Tieres zu verlieren. Wir wollen was von ihm, also müssen wir es ihm schmackhaft machen mit uns zusammen zu arbeiten. Im wahrsten Sinne des Wortes ;) Dauer der Trainingseinheit Die optimale Dauer einer Trainingseinheit ist tatsächlich nur 45 Sekunden! Wenn das Zeitfenster, in dem das Tier sich C&B verdienen kann, klein ist, erhöht das die Motivation in dieser kurzen Zeit sein Bestes zu geben um möglichst viele C&Bs abstauben zu können. Die Konzentrationsspanne eines Tieres ist sehr individuell. 45 Sekunden hält sie aber in jedem Fall. Viele Tiertrainer stellen sich einen Timer um tatsächlich nach so kurzer Zeit aufzuhören, denn Menschen neigen fast alle dazu immer zu lange zu trainieren. Wenn es gut läuft will man immer noch mehr und wenn es schlecht läuft, will mit allen Mitteln wenigstens einmal ein gutes Ergebnis. Besser ist aber nach 45-60 Sekunden eine Pause einzulegen, egal wie die Einheit gelaufen ist. Nach ca. einer Minute in der man mit dem Tier spielen oder schmusen kann, es einfach machen lässt was es möchte oder – wenn es immer noch Futter fixiert ist – Leckerlis suchen lässt, kann man die nächste kurze Trainingseinheit starten. Gemütszustand Wenn man abgelenkt ist, genervt, schlecht drauf oder aus einem anderen Grund nicht wirklich bei der Sache ist, dann fällt das Training aus. Man sollte immer nur trainieren, wenn man auch wirklich Zeit und Lust dazu hat und sich voll und ganz darauf konzentrieren kann. Das soll natürlich keine Ausrede sein um nicht zu trainieren ;) Manchmal ist es notwendig den inneren Schweinehund zu überwinden und manchmal kann Tiertraining auch eine angenehme Abwechslung zu Alltagsproblemen darstellen. Wenn man aber merkt, dass man ungeduldig wird oder sich nicht auf Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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das Tier konzentrieren kann, dann ist es sinnvoller das Training abzubrechen und etwas anderes zu machen. Man kann auch einfach mal nur mit dem Tier spielen, schmusen oder spazieren gehen. Auch Tiere können einen schlechten Tag haben, müde sein, nervös, krank usw. Dann haben sie sich ebenfalls eine Pause verdient. Wenn das Training sonst gut läuft und einmal nicht so, dann lässt man es für diesen Tag eben sein.

Was passiert, wenn mein Tier etwas falsch macht? Das Tier macht gar nichts falsch! Es wird immer die Entscheidung treffen, die ihm am nützlichsten erscheint. Wenn wir als Trainer es nicht schaffen ihm das schmackhaft und verständlich zu machen, was wir wollen, dann sind wir eigentlich diejenigen, die etwas falsch gemacht haben. Aber wir sind auch nur Menschen und deshalb ist das auch nicht schlimm ;) Im Allgemeinen passiert also nicht viel, wenn das Tier etwas nicht so macht, wie wir uns das vorgestellt haben. Das schlimmste was dem Tier passieren kann, ist dass es kein C&B bekommt. An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass nach dem Click eine Belohnung folgen muss, damit es nicht seine Bedeutung verliert. Wenn man sich als „verklickt“ und so ein Verhalten bestätigt, dass man gar nicht möchte, hat man Pech gehabt und muss dem Tier trotzdem ein Leckerli geben. Das bringt niemand um und ist im schlimmsten Fall etwas verwirrend. Zu clicken und sich dann zu entscheiden, dass das Verhalten doch nicht so super war, dass das Tier ein Leckerli verdient hat ist das gleiche als würde man ein Versprechen brechen, verwirrt das Tier noch mehr und mindert die Bedeutung des Clickers. Wenn das Tier also etwas macht, was uns nicht gefällt dürfen wir auch nicht clicken! In der Literatur wird öfter empfohlen, ein Wort wie z.B. „Falsch“ zu verwenden, dass dem Tier anzeigt, dass dieses Verhalten nicht das ist, mit dem es sich eine Belohnung verdienen kann. „Nein“ wird meistens verwendet im Sinne von „Hör mit allem auf was du tust und warte auf neue Anweisungen“. Das hat beim Clickertraining natürlich nichts verloren, denn das Tier soll ja etwas machen und nicht nur auf Anweisungen reagieren. „Falsch“ (oder was auch immer man verwenden möchte) würde dann eher so etwas heißen wie „Dafür bekommst du keine Belohnung, probier etwas anderes aus“. Das ist dann ein sogenannter „No-Reward-Marker“ („Keine-Belohnung-Marker“). Aber selbst das kann für ein Tier schon eine Form von Strafe sein. Es kommt also sehr auf das Tier an, ob es sinnvoll ist einen No-Reward-Marker zu verwenden. Mein hyperaktiver Mali z.B. braucht ihn, weil er sonst hundert mal das gleiche ausprobiert und dabei schon fast einen Herzinfarkt bekommt, anstatt etwas Neues anzubieten. Seine Mutter Sookie dagegen geht einfach weg, wenn sie nicht oft genug belohnt wird. Bei einem No-Reward-Marker würde sie gleich gehen unter dem Motto „Dann halt nicht! Wenn Du nicht verstehst, wann Du clicken und mir ein Leckerli geben sollst, hat das Training mit Dir keinen Sinn“ ;) Manche Tiere brauchen also schon allein dafür, dass sie anwesend sind eine entsprechende Anerkennung und sehen es nicht ein, dass sie bei etwas mitmachen sollen, wo es auch mal keine Belohnung gibt. Wieder andere Tiere sind schnell frustriert oder stark verunsichert, wenn man nur ein bisschen ernster dreinschaut und ein „No-Reward-Marker“ gibt ihnen den Rest. Deshalb ist es so wichtig die Trainingsschritte von vornherein so klein zu planen, dass das Tier möglichst gar keine Fehler macht. Passiert dann doch einer, dann unterstützt man das Tier, z.B. in dem man aufmunternd mit ihm Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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spricht, es mit einem Leckerli in die richtige Position lockt oder was auch immer (genauer können wir darauf gegebenenfalls im Hausübungsfeedback eingehen, weil es sehr individuell ist, was einem Tier hilft ohne ihm etwas beizubringen, was man eigentlich nicht möchte). C&B gibt es jedenfalls dann nicht. Nach einer kurzen Pause (ich zähle im Kopf immer bis 10) startet man einfach einen neuen Versuch. Spätestens nach dem dritten Fehlversuch sollte man den Schwierigkeitsgrad überdenken und ein paar Schritte zurück gehen.

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Lektion 3 – Wie sag ich dem Tier was es tun soll?

Kommen wir nun endlich zu dem Teil, wenn die Übung einen Namen erhält. Lieber würde ich diese Lektion als Letzte einfügen, aber ich weiß, wie unglaublich schwierig es anfangs für die meisten Menschen ist zuerst einmal nichts zu sagen ;) Man könnte diesen Namen nun „Kommando“ nennen, aber dieser Begriff wird eigentlich nicht mehr verwendet, weil ein Kommando ausgeführt werden muss, ob man will oder nicht. Andernfalls hat man mit negativen Konsequenzen zu rechnen (also Strafe). Was wir im positiven Tiertraining verwenden, nennen wir Signale, obwohl dieser Begriff auch etwas schwammig ist. Im Englischen wird es „Cue“ genannt, was man mit Stichwort oder Regiesignal übersetzen kann. Das trifft meiner Meinung nach das, was wir hier verwenden am besten, denn ein Signal ist so etwas wie eine grüne Ampel oder eine offene Tür. Es signalisiert dem Tier, dass es jetzt für das gewünschte Verhalten eine Belohnung bekommen kann. Führt es das Verhalten nicht aus, bekommt es eben keine Belohnung – Pech gehabt ;) Das sollte aber nur sehr selten vorkommen und zeigt meistens an, dass etwas im Training nicht so gut läuft wie erwünscht, aber dazu später noch mehr. Jetzt müssen wir ja erst einmal das Signal einführen.

Signale einführen

Wann? Warum wir bis jetzt noch keine Signale verwendet haben, habe ich schon erwähnt: Es ist völlig kontraproduktiv dem Tier ein Signal beizubringen, wenn es die Übung noch nicht beherrscht. Wenn das Tier die Übung nur halbherzig macht und wir geben gleich das Signal, wird das Tier auch in Zukunft denken, dass die Übung so ausreicht und sie auf Signal hin immer nur halbherzig ausführen. In dem Moment in dem das Signal eingeführt wird, wird die Übung also quasi eingefroren so wie sie jetzt ist. Die Frage wann ein Signal eingeführt werden soll ist also nicht so schwer zu beantworten: dann wenn das Tier mit 99,9% Wahrscheinlichkeit das Verhalten genau so ausführt, wie wir uns das vorgestellt haben und wie wir es auch in Zukunft wollen. Natürlich kann man auch später noch am Fine-tuning arbeiten, aber wieso sollte man es sich unnötig schwer machen ;) Im Zweifelsfall ist es daher immer besser das Signal zu spät als zu früh einzuführen.

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Was? Alles kann ein Signal sein. Ein Hörzeichen (Wort, Geräusch), ein Handzeichen, ein Körpersignal, ein Objekt, sogar ein Geruch oder alles andere was das Tier wahrnimmt. Dessen sollte man sich bewusst sein, weil Tiere sehr oft ihre ganz eigenen Signale haben und in Wirklichkeit auf etwas ganz anderes reagieren, als wir uns das ausgedacht haben. Sie achten teilweise schon auf kleinste Veränderungen in unserer Körperhaltung oder Atmung. Das kann zum einen gut sein: man kann z.B. sehr subtile Signale trainieren und sie für verblüffende Tricks verwenden. Das berühmteste Beispiel für ein Tier das auf sehr feine Körpersignale achten konnte ist der Kluge Hans: http://de.wikipedia.org/wiki/Kluger_Hans Auch zum Schummeln bei Prüfungen kann man minimale Hilfen einsetzen. Ein Seufzer z.B. kann dem Hund signalisieren sich beim Anhalten „automatisch“ zu setzen ;) Es kann aber auch von Nachteil sein, wie die Geschichte einer Obedience-Teilnehmerin zeigt, deren sehr erfolgreicher Hund bei einem besonders wichtigen Turnier plötzlich nicht mehr auf das „Hier“ reagiert hat. Nach intensiver Detektivarbeit fand die Hundeführerin heraus, dass ihr Hund bis jetzt gar nicht auf das Hörzeichen reagiert hatte, sondern auf ein bestimmtes Wippen ihres Pferdeschwanzes. Blöder Weise hatte sie bei dieser Veranstaltung die Haare offen getragen und der Hund hatte keine Ahnung, was sie von ihm wollte. Wenn man also möchte, dass das Tier später zuverlässig auf ein bestimmtes Signal reagiert, muss man schon beim Einführen des Signals sehr genau darauf achten, welche Signale man dem Tier eigentlich gibt. Im Allgemeinen reagieren Tiere besser auf Sichtzeichen, als auf Hörzeichen. Gibt man zwei widersprüchliche Signale „gewinnt“ meist das optische Signal. Das alles ist natürlich auch nicht so wichtig, wenn man nur zum Spaß kleine Tricks übt, aber selbst dann fördert eine klare Kommunikation die Mensch-Tier Bindung, während widersprüchliche Signale zu Missverständnissen und Frustration führen. Signale sollten außerdem anfangs sehr deutlich sein und sich von anderen Signalen und unwichtigen Nebengeräuschen usw. unterscheiden. Später, wenn Mensch & Tier das Konzept gut verinnerlicht haben, kann man auch auf subtilere Signale umsteigen. Außerdem sollten sie immer möglichst gleich sein. Auch hier haben Sichtzeichen einen Vorteil und Geräusche sind gesprochenen Wörtern vorzuziehen. Je länger ein Wort als Hörzeichen ist, desto anfälliger ist es dafür verschieden zu klingen und auch emotional gefärbt zu sein, wenn man z.B. ärgerlich wird.

Wie? Wenn man sich nun ein gutes Signal ausgedacht hat, übt man am Anfang der Trainingseinheit noch ein paar mal das Verhalten ohne Signal. Dann beginnt man damit das Signal während oder idealerweise kurz vor dem Verhalten zu geben. Von jetzt an wird das Verhalten nicht mehr mit C&B bestärkt, wenn das Tier es spontan, also ohne Signal ausführt. Dieser Schritt wird häufig wiederholt. Es ist sehr unterschiedlich wie lange ein Tier braucht um ihn zu verstehen und hängt u.a. von der Erfahrung des Tieres und dem gewählten Signal ab. Anfangs kann das durchaus dauern. Je mehr Signale ein Tier gelernt hat, desto leichter wird es sich tun, Neue zu lernen. Um Frustration zu vermeiden ist es anfangs wichtig, das Signal sehr häufig zu geben und Fehler möglichst zu vermeiden. Erst nach und nach kann man länger warten bis man das Signal gibt und das Tier nur mehr belohnen, wenn es das Verhalten dann zeigt. Ein Video hierzu reiche ich noch nach. Hausübung: Führe ein Signal für ein bereits trainiertes Verhalten aus den letzten Lektionen ein (eines, dass das Tier besonders gut beherrscht). Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Signale festigen und generalisieren

Juhuu! Ihr habt nun eine komplette Übung mit einem Signal belegt :) Die schlechte Nachricht ist: hier fängt die eigentliche Arbeit erst an. Verhaltensweisen bekommen und Signale einführen ist der leichtere Teil. Der, der wirklich Geduld und Können erfordert ist, das Tier so zu trainieren, dass es das Verhalten auch wirklich immer und überall sofort, schnell und anhaltend ausführt und auch nur dann, wenn es das Signal bekommen hat und nicht einfach so. Nur dann kann man wirklich sagen, dass das Tier die Übung beherrscht. Ich habe kaum einen Satz öfter gehört, als „Eigentlich kann er es, aber er macht es nicht immer“. Darauf muss ich dann leider immer sagen: „Dann kann er es nicht wirklich“. Die Frage ist aber, wie wichtig ist es Dir, dass das Tier das Verhalten wirklich immer und überall ausführt? Wer zu Hause nur spaßeshalber Tricks übt kann gut damit leben, wenn diese eben nur im Wohnzimmer funktionieren. Deshalb gehe ich auf diesen Teil hier nur kurz ein, da es eher ein Thema für einen Fortgeschrittenen- als einen Einführungskurs ist. Man sagt, eine Übung muss ungefähr 5000 mal durchgeführt werden, bis das Tier sie wirklich kann und das unter folgenden Bedingungen: •

an mindestens fünf verschiedenen Orten



in jeder erdenklichen Körperposition des Trainers (stehend, sitzend, liegend, dem Tier den Rücken zugewandt, sich bewegend, Kopfstand machend...)



bei jeder Ablenkung

Und eben auch wichtig ist es, dass das Tier das Verhalten nicht einfach so anbietet (außer in einer Shaping-Session oder in seiner „Freizeit“). Das geht manchmal einfach, weil ein Verhalten auf das keine Konsequenz folgt immer seltener auftritt und auf Verhalten ohne Signal folgt ja ab jetzt keine Konsequenz mehr. Tut sich das Tier damit schwer, kann man auch „Verhalten nicht ausführen, wenn kein Signal gegeben wird“ belohnen.

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Was man sonst noch über Signale wissen sollte

Eigentlich kann man über dieses Thema Bücher schreiben, aber das würde natürlich zu weit führen, deshalb hier noch ein paar Fakten über Signale, die jeder wissen sollte, der Tiere trainiert, gegebenenfalls können wir auf das Thema noch individuell in Euren Hausübungen eingehen.

Vergiftete Signale Dieser Fachbegriff (poisened cue) bezeichnet Signale, die das Tier mit etwas Negativem verbindet. Das sind vor allem solche, die über Strafe (bzw. aversive Methoden) gelehrt oder die zwar mit positiver Bestärkung trainiert, dann aber mit Strafe „abgesichert“ wurden, wenn das Tier einen Fehler gemacht hat. Als Strafe kann hier schon ein „nein“ oder ein scharf gesprochenes Kommando verstanden werden und zu Meideverhalten führen (je nachdem wie sensibel das Tier ist). Aber auch eine zufällige Verknüpfung kann zu einem vergifteten Signal führen, z.B. ein Schreckreiz, der genau dann auftritt, wenn das Signal gegeben wird oder das Üben des Signals in unangenehmen Situationen. Verknüpft das Tier etwas Negatives mit dem Signal, handelt es sich um eine klassische Konditionierung (so wie es den Clicker mit etwas Positiven verknüpft – wir erinnern uns an Pawlow und seine Hunde ;) ). Es kann dazu führen, dass das Tier das gewünschte Verhalten nicht mehr ausführt: ein weiterer Grund dafür, warum Strafe im Tiertraining nicht nur unnötig und moralisch bedenklich ist, sondern vor allem auch absolut kontraproduktiv. Wenn man nun so ein vergiftetes Signal hat – was tut man dann? Man könnte es mühevoll gegenkonditionieren um es wieder mit etwas Positiven zu verknüpfen oder viel, viel einfacher: man verwendet es nicht mehr und führt einfach ein neues Signal ein. Dazu trainiert man das Verhalten zunächst noch ohne Signal und führt dann einfach ein Neues ein, wenn die Übung so klappt, wie man sich das vorstellt.

Positiv trainierte Signale sind selbst Sekundäre Verstärker Im Gegensatz zu Vergifteten werden positiv trainierte Signale im allgemeinen mit einem positiven Gefühl verknüpft, genau wie der Clicker kündigen sie ja etwas Tolles an, nämlich die großartige Gelegenheit sich ein C&B verdienen zu können. Das ist sehr wichtig zu wissen, denn damit wirkt das Signal belohnend auf das, was das Tier gerade tut, wenn ihm das Signal gegeben wird. Daraus folgt: •

Die großartige Möglichkeit Verhaltensketten aufzubauen ohne zwischen den einzelnen Verhaltensweisen belohnen zu müssen! Dazu später mehr.



Die Gefahr, dass unerwünschtes Verhalten unabsichtlich belohnt und damit verstärkt gezeigt wird. Wird ein positiv trainiertes Signal z.B. immer dann gegeben um das Tier davon abzuhalten irgendeinen Blödsinn zu machen, wird genau dieser Blödsinn positiv bestärkt. Signale sollten also vor allem dann gegeben werden, wenn das Tier gerade nichts Unerwünschtes tut, im Idealfall genau dann, wenn es etwas Tolles macht. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Neue Signale für alte Übungen Man kann jederzeit neue Signale für bereits fertige Übungen einführen. Das geht in der Regel sehr einfach und schnell: Gib einfach das neue Signal, dann das Alte und belohne dann das erwünschte Verhalten mit C&B. Die Reihenfolge ist sehr wichtig: Zuerst Neues, dann Altes, dann Verhalten, dann Belohnung. Das ist besonders dann relevant, wenn man ein Hörzeichen und ein Sichtzeichen verwendet, denn wenn sie gleichzeitig gegeben werden, wird das Tier nur auf das bekannte Signal achten. Mit der Zeit wartest Du immer länger zwischen Neuen und alten Signal. Reagiert das Tier auf das Neue bevor das Alte kommt, belohne es fürstlich und wiederhole den Schritt mehrfach. Führt es das Verhalten auf das neues Signal hin nicht aus, kann man noch eine Zeit mit dem alten Signal helfen. Die meisten Tiere begreifen aber sehr schnell, dass sie schneller an C&B kommen, wenn sie gleich auf das neue Signal reagieren.

Unerwünschtes Verhalten auf Signal Hat man ein Verhalten unter Signalkontrolle, dann hat man es unter Kontrolle :) Das heißt, es kann durchaus sinnvoll sein, auch unerwünschtes Verhalten zu belohnen und mit einem Signal zu belegen. Geeignet sind da vor allem aufmerksamkeitsfordernde Verhaltensweisen, wie Lautäußerungen, Anspringen, Scharren usw. die meistens sowieso unabsichtlich durch Aufmerksamkeit (auch Schimpfen ist Aufmerksamkeit!) belohnt werden. Diese Verhaltensweisen sind meistens leicht einzufangen und können dann mit einem Signal belegt werden. Und wir erinnern uns – wenn es gut trainiert ist, führt das Tier das Verhalten dann nur mehr auf Signal und nicht mehr spontan aus. Betonung liegt hier auf „wenn es gut trainiert ist“ ;) Es ist also wirklich wichtig, hier einen genauen Trainingsplan aufzustellen und die Sache durchzuziehen, denn zwischen zeitig hat man natürlich ein Monster erschaffen, dass genau dieses Verhalten in der Hoffnung auf C&B häufig anbieten wird. Das ist also auch eher was für fortgeschrittene Trainer und ich erwähne es vor allem um Euch die unendlichen Möglichkeiten des Clickertrainings aufzuzeigen ;) , aber wenn Ihr so etwas in Eurer Hausübungen probieren wollt, stehe ich sehr gerne hilfreich zur Seite :)

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Lektion 4 – Targettraining

Das Target ist das Ziel ;)

In diesem Fall ist einmal nicht der Weg das Ziel, sondern eben das Target – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die deutsche Übersetzung des englischen Wortes „Target“ ist eben „Ziel“. Im Tiertraining ist ein Target ein Hilfsmittel, das das Tier berühren soll. Am bekanntesten sind Targets, die das Tier mit seiner Nase/Schnauze berührt oder auch Targets, die das Tier mit der Pfote/dem Huf berührt bzw. sich auf sie stellt/setzt. Es gibt aber auch unendlich viele andere Möglichkeiten: Tiere können lernen fast alles mit fast jedem Körperteil zu berühren. In diesem Einführungskurs beschränken wir uns aber erst einmal auf Nasentargets. Bodentargets besprechen wir in der nächsten Lektion und der Rest ist dann schon eher was für Freaks ;) Sinn dieser Übungen ist es, dass man so das Tier dazu bringen kann sich an einen bestimmten Ort zu bewegen ohne körperlichen Einfluss zu nehmen.

Berührung mit der Nase Unsere erste Target-Übung hatten wir bereits: Das Berühren der Hand des Trainers. Das ist der so genannter „Handtouch“. Das Berühren der Hand ist eine gute Einstiegsübung für's Clickertraining, weil es sich meistens leicht einfangen lässt. Es hat aber noch weitaus mehr Vorteile: die eigene Hand hat man immer dabei und wenn das Tier gelernt hat, die Hand zuverlässig zu berühren und ihr zu folgen, kann man es jederzeit lenken, wenn man seine Position oder Blickrichtung ändern will. Hausübung: Falls es das Tier noch nicht kann, bring ihm mit Hilfe des Clickers bei, Deine Hand zu berühren und ihr zu folgen. Das lässt sich meistens leicht einfangen. Falls nicht, muss es geshaped werden indem schon jeder Blick zur Hand bzw. jede Annäherung bestärkt wird. Berührt das Tier die Hand zuverlässig, kann man den Schwierigkeitsgrad steigern indem man die Position der Hand variiert und dann die Hand bewegt, sodass das Tier ihr ein paar Schritt folgen muss um sie berühren zu können. Der Handtouch ist eines der ersten Dinge, die ich einem Tier beibringe. Es ist einfach, praktisch und man braucht nicht unbedingt ein extra Signal zu trainieren, da schon die Präsentation der Hand ein Signal darstellt. Wichtig: nach dem Click die Hand kurz wegnehmen um sie dann erneut präsentieren zu können. Wenn man dem Tier die Hand ständig vor die Nase hält, senkt das die Motivation und die SignalWirkung lässt zu wünschen übrig. Hausübung Teil 2: Lenke Dein Tier mit Hilfe des Handtarget durch's Zimmer o.ä. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Targetstick Die Hand des Trainers hat den großen Vorteil immer verfügbar zu sein. Der Nachteil ist, dass die Variation der Position begrenzt ist. Daher gibt es die tolle Erfindung des Targetsticks. Das kann eigentlich jeder beliebige Stab sein, z.B. ein Kochlöffel. Im Fachhandel gibt es Teleskop-Sticks (ähnlich einer Radioantenne), die den Vorteil haben, dass man sie in der Länge variieren kann. Am Ende befindet sich meist eine kleine Kugel in einer deutlichen Farbe um das Tier dabei zu unterstützen, den Targetstick wirklich am Ende und nicht irgendwo zu berühren. Besonders praktisch sind Targetsticks mit eingebauten Clicker, so muss man nicht Stick und Clicker in der Hand halten. Für größere Tiere kann man auch größere Sticks selbst basteln, indem man z.B. einen Tennisball am Ende eines Stabes anbringt.

Das Berühren mit der Nase lässt sich auch hier meistens einfach einfangen, da Tiere oft von sich aus den Stick beschnüffeln, wenn man ihnen das noch unbekannte Objekt vor die Nase hält. In dem Moment, in dem das Tier das Ende des Sticks mit der Nase berührt bekommt es dafür C&B. Berührt das Tier den Stick nicht spontan, muss das Verhalten geformt werden, indem jede Annäherung an den Stick bestärkt wird. Nach einigen Wiederholungen, beginnt man auch hier die Position des Target zu variieren um zu sehen, ob das Tier bereits die Verknüpfung hergestellt hat. Im weiteren Übungsverlauf wird die Länge der Berührung verändert und das Target bewegt, sodass das Tier ihm nachfolgen muss um es weiterhin mit der Nase berühren zu können. Das Tier hat die Verhaltensweise verstanden, wenn es die Spitze des Targesticks berührt, egal in welcher Position (natürlich muss er noch für das Tier erreichbar sein) und so lange auch in Bewegung bis der Click erfolgt. Auch hier ist es wieder wichtig: den Stick nach dem Click kurz außer Sicht nehmen (z.B. über die Schulter legen oder unter den Arm klemmen). Mit dem Targetstick kann man das Tier ebenso wie mit der Hand lenken, man hat aber deutlich mehr Variationsmöglichkeiten und vor allem bei kleinen Tieren schonen sie erheblich den menschlichen Rücken ;)

Hausübung Teil 1: Trainiere Dein Tier, den Targetstick zu berühren. Wenn Du keinen Stick hast tut's auch ein Kochlöffel Hausübung Teil 2: Erhöhe den Schwierigkeitsgrad, sodass das Tier dem Stick auch in Bewegung folgt.

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Signale Wie gesagt, braucht man hier nicht unbedingt ein Signal, da die Präsentation des Targets bereits ein sehr starkes optisches Signal darstellt. Ob man die Übung mit einem Hörzeichen belegen möchte oder nicht, hängt auch davon ab, was man später machen möchte. Für sehr genaues Arbeiten kann es sinnvoll sein – vor allem den Handtouch ausschließlich unter akustische Signalkontrolle zu bekommen, damit es im Zweifelsfall nicht zu Verwechslungen kommt. Man kann dem Tier auch ein und das selbe Hörzeichen für die Hand und den Targetstick beibringen. So lernt es das Konzept Dinge mit der Nase zu berühren und kann das auch auf andere Gegenstände übertragen. Für den Anfang reicht es aber völlig aus, wenn das Tier zunächst nur auf das optische Signal reagiert. Man kann das Hörzeichen ja auch noch später einführen. Falls man es möchte, wird häufig das Hörzeichen „Touch“ (das englische Wort für „Berühre“) verwendet.

Wozu Targettraining? Der Vorteil liegt darin, dass das Tier weder durch Zwang, noch durch Locken in eine bestimmte Position gebracht wird, sondern dass es freiwillig dem Target folgt und es berührt um sich damit eine Belohnung zu verdienen. Mit Zwang ist hier nicht unbedingt Gewalt gemeint, schon alleine das Verwenden einer Leine oder eines Führstricks ist Zwang. Das Tier folgt, weil der Mensch es hinter sich her zieht. Auch wenn das Tier in eine bestimmte Position gebracht wird (ins Sitz heruntergedrückt wird) ist das Zwang. So lernt das Tier einen Bewegungsablauf wesentlich langsamer, als wenn es einem Target folgt. Es befolgt ja nicht das Kommando, sondern wird vom Menschen in Bewegung / in Position gebracht. Zwar kann ein Tier auch so ein bestimmtes Verhalten mit einem bestimmten Signal verknüpfen, es dauert aber meist länger und es kommt leichter zu Fehlverknüpfungen. Aber auch das bloße Locken mit Leckerlis hat, wie wir bereits erfahren haben den selben Nachteil: das Tier ist auf das Leckerli konzentriert, läuft diesem nach und achtet gar nicht darauf, was es eigentlich tut. Schließlich bekommt es das Leckerli und weiß vermutlich gar nicht so genau, wofür die Belohnung denn eigentlich war. Und wir wissen auch schon, dass man ängstliche Tiere nicht in Situationen locken darf, die sie überfordern könnten. Targettraining stellt hier einen Kompromiss dar. Das Tier kann frei entscheiden, ob es dem Target folgt um sich ein C&B zu verdienen. Targets sind großartige Hilfsmittel um Tiere in Bewegung zu setzen und sie dazu zu bringen einen bestimmten Ort – auch auf Entfernung – aufzusuchen oder eine bestimmte Position einzunehmen, die man dann mit C&B bestärken kann. Aber sie sind genau das: Hilfmittel! Nicht mehr und nicht weniger.

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Bitte nicht überbeanspruchen Targettraining wird vor allem bei Katzen und Kleintieren oft gleichgesetzt mit Clickertraining. Das ist falsch. Rennt das Tier dem Target hinterher über Hindernisse oder in bestimmte Positionen machte es eine Targetübung und sonst nichts. Es kann deshalb nicht Fuß gehen, weiß was „Voran“ bedeutet oder kennt den Parcours, es bewegt sich einfach nur zum Target. Das stellt einen Kompromiss dar, wenn man eine Übung nicht durch Shaping aufbauen kann (oder will), aber aus den bekannten Gründen auf Lockmittel verzichten möchte. Es ist aber dennoch ein ähnliches Prinzip wie das Locken. Das Target ist also ein Hilfsmittel um ein bestimmtes Verhalten zu provozieren. Klappt das gut, muss dass Target wieder abgebaut werden und das eigentliche Verhalten mit einem Signal verknüpft werden. Targets lassen sich aber meistens leichter abbauen, als ein Lockmittel.

Berührung mit der Pfote / dem Huf / den Krallen...

Genauso wie das Tier lernt etwas mit der Nase zu berühren, kann es auch lernen, etwas mit der Pfote (ich schreib jetzt einfach immer Pfote, aber es gilt natürlich für alle Tiere, die Vordergliedmaßen haben, Fischflossen mal nicht berücksichtigt ;) zu berühren. Einfachste Übung: Pfote geben ☺

Hausübung: Bring Deinem Tier bei, Dir die Pfote zu geben. Das kann man Einfangen, wenn das Tier sowieso pfötelt, wenn es um Leckerlis bettelt / gestreichelt werden möchte oder shapen indem man jedes Anheben der Pfote clickt. Klappt das gar nicht, kann man das Verhalten auch provozieren indem man dem Tier ein Leckerli in der Faust vor die Nase hält. Wie einfach bzw. schnell es geht ist sehr individuell. Ich hab schon bei Hunden die Erfahrung gemacht, dass Manche von Natur aus dazu neigen, viel mit den Pfoten zu machen und andere eher gern das Maul einsetzen. Wichtig: die Handhaltung, wenn man um die Pfote bittet sollte sich deutlich vom Hand-Touch unterscheiden. Welche Pfote das Tier gibt ist erstmal egal. In weiterer Folge ist es empfehlenswert die rechte und die linke Pfote mit verschiedenen Signalen zu belegen. Ich verwende hier „Pfote“ für die Linke und „Andere“ für die Rechte. Aber Ihr wisst ja, Signal sowieso erst einführen, wenn das Verhalten sitzt Pfote und vor allem bei Pferden Huf geben ist im Übrigen nicht nur ein einfacher und lustiger Trick. Man kann es für Pflegemaßnahmen sehr sinnvoll nutzen. Anstatt dem Tier einfach die Beine wegzuziehen, was immer irgendwie eine stressige Situation darstellt, kann man ihm auch einfach sagen, was man möchte. (Vorsicht giftig! Wenn man nur mehr beim Tierarzt oder Hufschmied das Signal gibt und die Gesamtsituation für das Tier unangenehm ist, könnte man das Signal vergiften. Daher immer vor allem in angenehmen Situationen üben und erst im Ernstfall verwenden, wenn es sehr gut und vor allem gerne ausgeführt wird). Wie beim Targetstick, kann man auch eine Arm-Verlängerung für's Pfotegeben einführen, z.B. eine Fliegenklatsche. Damit kann man dann die Pfote hin lenken wo man sie haben will. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer 29 Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

Stationäre Targets Und dann haben wir noch die Möglichkeit, dass das Tier auf etwas drauf tritt, sich setzt oder legt. Dafür ist eigentlich alles geeignet auf das man treten, sich setzen oder legen kann: ein Pappkarton, einen Blumenuntersetzer, ein Brett, eine Matte oder Decke, eine Plattform oder ein Podest... was auch immer es ist, rutschfest sollte es sein. Leicht erhöht und farblich gut zu sehen ist ebenfalls von Vorteil. Mit solchen Targets hat man schier unendliche Möglichkeiten: man kann das Tier auch auf Entfernung positionieren. Mehrere Tiere können auf jeweils ihr eigenes Target trainiert werden, dann nimmt auf nur ein Signal hin jedes genau die ihm zugedachte Position ein (super falls man mit seinen Raubkatzen im Zirkus auftreten will, aber auch nicht unpraktisch wenn man mehrere Hunde in ihre Körbchen schicken möchte, weil der Briefträger kommt). Das Voran-Schicken im Hundesport kann so trainiert werden, ebenso wie die genaue Position beim Fussgehen und Vorsitzen oder Tricks auf Entfernung und vieles, vieles mehr. Das berühren eines stationären Targets wird am besten mit Shaping trainiert. Einfangen kann man es meistens nicht. Also zuerst jedes Hinschauen zum Target clickern, Interesse daran, darauf zu gehen, daran schnuppern, es mit der Pfote antippen, eine Pfote drauf stellen, zwei Pfoten usw. bis man das Verhalten hat, dass man möchte. Anfangs kann es hilfreich sein, das Leckerli auf oder in der Nähe des Target zu geben. Klappt das gar nicht, weil das Tier null Interesse am Target zeigt (oder der Mensch es nicht mehr aushält zu warten ;) kann man versuchen das Tier mittels Nasen- oder Pfotentarget hinzuführen – je nachdem was genau gewünscht ist. Nur wenn das auch gar nicht hin haut, könnte man das Tier auch 2-3 mal in die richtige Position locken ;) Erst wenn das Tier genau verstanden hat, was es mit dem Target auf sich hat, kann man langsam anfangen zuerst die Dauer und in weiterer Folge die Distanz zu erhöhen.

Hausübung: Trainiere Dein Tier sich auf ein Target zu stellen, setzen oder zu legen. Da es hier so unendlich viele Möglichkeiten gibt, möchte ich die Hausübung relativ offen lassen. In Eurem Kursplatz-Thema können wir das dann individuell besprechen.

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Lektion 5 – Verhaltensketten

Verhaltensketten sind Verhaltensweisen, die hintereinander auftreten und die in der Regel nicht einzeln belohnt werden müssen. Prüfungen oder eine Kür sind eine Verhaltenskette, aber es gibt auch viele kleinere Verhaltensketten, die uns zunächst wie ein einzelnes Verhalten erscheinen, wie z.B. das Apportieren. Es ist nicht einfach nur ein Verhalten, sondern besteht mindestens aus Warten bis der Gegenstand geworfen wird, Hinlaufen, Gegenstand aufnehmen, Gegenstand halten, Zurückbringen, Hergeben. Es gibt zwei Möglichkeiten eine Verhaltenskette aufzubauen:

Vorwärts Das Tier soll eine Verhaltensweise nach der anderen zeigen und erst nach der letzten gibt es C&B. Jede einzelne Verhaltenswiese wird auf Signal hin ausgeführt. Diese Variante empfiehlt sich, wenn die Abfolge der Verhaltensweisen nicht immer gleich ist und wenn Zwischen-Signale gegeben werden dürfen, z.B. eben für eine Prüfung oder eine Kür. Hier können wir uns den Effekt zu nutze machen, dass positiv trainierte Signale selbst sekundäre Verstärker sind. Das Timing ist daher wichtig. Man gibt ein Signal und in dem Moment in dem das Tier das Verhalten ausführt und man normalerweise clicken würde, gibt man das Signal für das nächste Verhalten, erst beim letzten gibt es dann C&B. Das muss man natürlich langsam aufbauen und darf nicht gleich eine 30 Minuten Vorführung mit unzähligen Verhaltensweisen trainieren. Zunächst muss jede Verhaltensweise für sich beherrscht werden und unter Signalkontrolle sein. Erst wenn das wirklich sitzt, kann man beginnen zwei Verhaltensweisen zu kombinieren. Welche das sind, ist in dem Fall relativ egal, es sollte für das Tier nur nicht allzu schwer sein von der einen in die andere Position zu wechseln. Man trainiert zuerst noch ein paar Mal das erste Verhalten und dann anstatt C&B gibt man im richtigen Moment das Signal für das zweite Verhalten. Das wird dann so lange geübt, bis das Tier das Konzept verstanden hat. Dann kann man ein drittes Verhalten dahinter setzen.

Hausübung: Baue eine Vorwärts-Verhaltenskette auf. Zwei verschiedene Verhalten reichen für den Anfang völlig aus.

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Rückwärts Etwas trickreicher, aber dafür umso genialer ist eine rückwärts aufgebaute Verhaltenskette. Diese Methode eignet sich vor allem für immer gleich bleibende Abfolgen, z.B. kompliziertere Tricks. Die ganze Verhaltenskette kann man – wenn sie fertig aufgebaut ist – mit einem eigenen Signal belegen, sodass man keine Zwischensignale mehr geben muss. Das vorhergehende Verhalten wirkt dann als Signal für das nächste und das Ausführen des nächsten Verhaltens als Verstärker für das Verhalten davor. Am Ende der Verhaltenskette kommt C&B. Klingt kompliziert – ist es aber eigentlich nicht. Nehmen wir einfach eine Kette aus zwei Verhaltensweisen, z.B. „Hier mit Vorsitzen“. Das Tier kommt heran und sitzt vor dem Trainer ab. Dafür bekommt es C&B. Wir haben bereits gelernt, dass das Verhalten bestärkt wird, das wir clickern, also in dem Fall das Vorsitzen. Das Tier kommt aber auch gerne heran gelaufen, weil es gerne Vorsitzen möchte (da verdient man sich ja eine tolle Belohnung). Das Kommen ist zwingend notwendig um überhaupt Vorsitzen zu können. Es kommt also auf Signal gelaufen und wenn es am Trainer ankommt, ist das das Signal, dass es jetzt für ein Vorsitzen ein C&B bekommen wird. Sich zu setzen und dafür belohnt zu werden ist so toll, dass das Tier damit schon für das Kommen belohnt wird. Man kann hier wie bei der vorwärts-aufgebauten Verhaltenskette für jedes Verhalten ein eigenes Signal verwenden oder auch ein Signal einführen, dass die gesamte Kette auslöst. Auch hier sehr wichtig: zunächst muss jedes einzelne Verhalten gut trainiert werden. Vor allem das letzte Verhalten in der Kette sollte am häufigsten geübt und belohnt werden, damit das Tier eine hohe Motivation hat sich durch die vorhergehenden Verhaltensweisen „durchzuarbeiten“ um die großartige letzte Aufgabe zu meistern, die dann mit C&B bestärkt wird. Beherrscht das Tier die letzte Verhaltensweise so ziemlich perfekt, kann eine zweite davor gestellt werden.

Hausübung: Baue eine Rückwärts-Verhaltenskette aus mindestens 2 Verhaltensweisen auf.

Egal ob vorwärts oder rückwärts aufgebaut, für Verhaltensketten gilt das gleiche wie für alle Ketten: sie ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Ist das Tier bei einem Verhalten unsicher, ist die Kette nicht stabil. Merkt man, dass man zu enthusiastisch voran geschritten ist, muss man einen Schritt zurück gehen, die unsichere Verhaltensweise herausnehmen und wieder extra üben, bis sie annähernd perfekt ist. Erst dann kann man die Kette wieder zusammenfügen. Macht das Tier einen Fehler muss die Verhaltenskette unterbrochen werden. Lässt man es weiter versuchen und belohnt es schließlich für die Endhandlung, kann es sein, dass es glaubt der Fehler gehört dazu. So bauen Tiere oft recht eigenwillige Verhalten in Ketten ein, die eigentlich gar nicht dazugehören, aber sie wurden gezeigt und durch das nächste Signal / Verhalten bestärkt. Natürlich heißt das nicht, dass man mit dem Tier schimpfen muss oder ähnliches. Man kann einfach ganz freundlich die Übung abbrechen. Das kann geschehen indem man es einfach anspricht, zu sich holt o.ä. Sensibelchen müssen vielleicht auch mit einem Leckerli an den Anfang der Kette zurück geführt werden (aber ohne Click!). Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

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Verhaltensketten sind ein Fluch und ein Segen zugleich. Sie ermöglichen es auch viele Verhaltensweisen aneinander zu reihen ohne dazwischen belohnen zu müssen. Schwierig werden sie, wenn das Tier seine eigenen Verhaltensketten entwickelt. Meine Hunde haben z.B. immer einen Kauknochen bekommen, wenn sie vom Lacki-Machen wieder raufgekommen sind. Ich habe sie damit für das Heraufkommen belohnt. Sehr bald haben sie begriffen, dass sie nur heraufkommen können, wenn sie vorher hinuntergegangen sind. Hinuntergehen ist aber nur möglich, wenn ich sie hinaus lasse, was ich im Normalfall tue, wenn sie an der Tür kratzen... Und schwubs auf einmal haben sie gelernt, an der Tür zu kratzen, rausgelassen zu werden, die Stiegen hinunter zu laufen und gleich wieder hinauf um sich ihren verdienten Knochen abzuholen... mit Lacki machen hatte das nichts mehr zu tun, sie wollten sich einfach nur ein paar Kauknochen zusätzlich verdienen. Ziemlich clever eigentlich und ziemlich nervig, wenn dann plötzlich jeder ständig an den Türen kratzt. Viele problematische Verhaltensweisen sind unabsichtlich trainierte Verhaltensketten. Sehr typisch z.B. ein Hund der immer gerufen wird, wenn er bellt und dann belohnt wird. Bald wird er anfangen ständig zu bellen, weil er damit das Rufen auslöst und er sich eine Belohnung abholen kann. Ob die Tiere nun besonders gefinkelt sind und uns über's Ohr hauen wollen, oder ob sie glauben es uns damit recht zu machen, sei einmal dahin gestellt ;)

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Das war’s… (für’s Erste ;) ) So, nun kennst Du alle notwenigen Basics um mit Deinem Tier zu clickern. Nochmal in aller Kürze zusammengefasst: 1. Konditionier Dein Tier auf den Clicker 2. Bring Dein Tier dazu erwünschtes Verhalten zu zeigen. Du kannst es locken, einfangen, shapen und/oder provozieren 3. Bestätige erwünschtes Verhalten mit C&B 4. Übe so lange, bis das Verhalten genau Deinen Vorstellungen entspricht 5. Belege das Verhalten mit einem Signal 6. Übe weiter und steigere langsam die Anforderungen Targets können verwendet werden um das Tier (oder einzelne Körperteile des Tieres) in eine bestimmte Position zu bringen. Verhaltensketten zu verstehen ist wichtig um 1. Den Aufbau unerwünschter Verhaltensketten zu vermeiden 2. Erwünschte Ketten von mehreren Verhaltensweisen aufzubauen, die man dazwischen nicht extra belohnen muss. Und das war es eigentlich auch schon. Mit diesem Wissen ausgerüstet, kannst Du Deinem Tier so ziemlich alles beibringen, wozu es körperlich in der Lage ist und was natürlich ethisch vertretbar ist (also bitte keine gefährlichen Stunts ☺) Im Grunde funktioniert das Training immer gleich. Die individuellen Unterschiede (und die Kunst des Trainers diesen zu Erkennen) liegt in den Feinheiten wie: Welche Belohnungen verwendet man für was? Wie hoch muss die Belohnungsrate sein, damit das Tier motiviert bleibt? Wie hoch ist die Frustrationstoleranz des Tieres? Wie groß oder besser wie klein müssen die einzelnen Trainingsschritte sein? Wie bringe ich mein Tier dazu ein bestimmtes Verhalten zu zeigen? Und so weiter und so fort. In diesen u.ä. Punkten unterscheiden sich schon Tiere innerhalb einer Art extrem voneinander. Deshalb gibt es keine Patentregeln oder Standardrezepte. Und genau das ist das schöne am Tiertraining: jedes Tier ist ein Individuum und jedes Mensch-TierTeam ist einzigartig. Deshalb ist Tiertraining keine rein technische Angelegenheit, sondern erfordert Einfühlungsvermögen, genaue Beobachtungsgabe und sehr viel Kreativität. Gepaart mit der richtigen Technik kann man so gemeinsam große und kleine Ziele erreichen und hat auf dem Weg dort hin eine spannende und vor allem auch lustige Zeit. Klare Kommunikation führt zu gegenseitigem Verstehen und das wiederum festigt die Bindung zueinander! Deshalb liebe ich Clickertraining und positives Training im Allgemeinen so und hoffe, Dir das Thema hiermit näher gebracht zu haben. Und wünsche Euch viel Spaß beim Training ☺ Wem diese Art des Trainings gefällt und wer noch mehr erfahren möchte über die schier unendlichen Möglichkeiten des positiven Trainings ist gerne eingeladen auch den Kurs (Clicker)Training für Freaks zu belegen. Hier lernst Du was man noch alles mit klassischer und operanter Konditionierung erreichen kann, welche weiteren Möglichkeiten es beim Targettraining mit allen möglichen Körperteilen gibt, wie man die Kommunikation, durch verschiedene Belohnungen und Eventmarker noch verfeinern kann, dass Clicker- bzw. Markertraining durchaus auch bei Verhaltensproblemen sinnvoll eingesetzt wird und wie man planmäßig zu einem wirklich flüssigen Verhalten kommt, das immer und sofort funktioniert. Copyright © Hundeschule – Haustierberatung Alina Geishofer 34 Fischa 29, 8342 Gnas, www.haustierberatung.com, [email protected], 0681/10840403

Weiterführende Literatur Bücher Karen Pryor: Positiv bestärken – sanft erziehen: http://amzn.to/2dvt03E Sabine Winkler: Hunde-Clicker-Box: Plus Clicker für sofortigen Spielspaß: http://amzn.to/2dxRtCc Viviane Theby: Verstärker verstehen: Über den Einsatz von Belohnung im Hundetraining: http://amzn.to/2dhI1Re Birgit Rödder: Katzen-Clicker-Box: Plus Clicker für sofortigen Spielspaß: http://amzn.to/2dNHXsU Isabel Müller: Clickertraining für Kaninchen, Meerschweinchen & Co: http://amzn.to/2dHNcNH Marlitt Wendt: Im Dialog mit dem Pferd: Belohnungslernen – der Schlüssel zu Motivation und Vertrauen: http://amzn.to/2dvveje Mata Pohl: Clickertraining: Positive Bestärkung in der Pferdeerziehung: http://amzn.to/2dhHEpO

DVD Denise Nardelli: Der Trick mit dem Klick – Neuauflage – Trainingskarten mit DVD: http://amzn.to/2dxS5aK

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