Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI); Bericht Österreich

Abbildung 10: Einschätzung der Schulwegsicherheit (N=13, 13%). Obwohl nur 13% der Schulen diese Frage beantwortet haben, konnte ein klarer Trend beobachtet werden, dass die Schulwegsicherheit allgemein als gewährleistet angesehen wurde. Immerhin ca. 15% der Kinder müssen einen Schulweg absolvieren, der ...
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Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI) Bericht Österreich 2017

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Impressum Herausgeber und Medieninhaber Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF) Radetzkystraße 2, 1030 Wien www.bmgf.gv.at Für den Inhalt verantwortlich Dr.in Magdalena Arrouas, gf. Leiterin der Sektion III, BMGF Adelheid Weber, MSc Bakk., Abteilung III/8, BMGF Autorinnen und Autoren a.o. Univ. Prof Dr. Daniel Weghuber, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg; Obesity Academy Austria, Salzburg Katharina Maruszczak, MSc, Obesity Academy Austria – Qualitätsnetzwerk Übergewicht, Salzburg Priv.Doz.in Dr.in Karin Schindler, PhD, Leiterin Abteilung III/8, BMGF Isabella Sulz, Institut für Medizinische Statistik (IMS), Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme (CeMSIIS), Medizinische Universität Wien Dr.in Anna Elisabeth Purtscher, FH Gesundheit – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH Elisabeth Pail, MSc, MBA, FH JOANNEUM GmbH, University of Applied Sciences Coverbild © Fotolia - Christian Schwier Der vorliegende Bericht steht auf der Website des BMGF unter www.bmgf.gv.at als Download zur Verfügung.

Irrtümer, Druck und Satzfehler vorbehalten. Wien, September 2017 ISBN 978-3-903099-31-9

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Tabellen Tabelle 1: Definition von Unter-, Normal-, Übergewicht und Adipositas nach WHO und IOTF in der Altersgruppe 5 bis 19 Jahre .......................................................................................................................... 8 Tabelle 2: Teilnehmende SchülerInnen nach Altersklassen ....................................................................... 13 Tabelle 3: Geschlechterverteilung unter den teilnehmenden 8-jährigen Kindern .................................... 13 Tabelle 4: Anthropometrische Messwerte von 8-jährigen Jungen ............................................................ 15 Tabelle 5: Anthropometrische Messwerte von 8-jährigen Mädchen ........................................................ 16 Tabelle 6: Darstellung der anthropometrischen Messwerte von 9-jährigen Mädchen ........................... 19 Tabelle 10: regionale Ergebnisse anthropometrischer Messwerte für alle Kinder (n=2530) .................... 21 Tabelle 11: regionale Ergebnisse anthropometrischer Messwerte für Mädchen (n=1236) ...................... 21 Tabelle 12: regionale Ergebnisse anthropometrischer Messwerte für Jungen (n=1294) .......................... 21 Tabelle 13: regionale Prävalenz von Übergewicht, Adipositas und morbider Adipositas (gesamt) beider Geschlechter nach IOTF- und WHO-Referenzen ........................................................................................ 22 Tabelle 14: Prädiktoren für Adipositas bei Schulkindern ........................................................................... 27

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Abbildungen Abbildung 1: Untersuchungs- und Ablehnungsrate der Eltern und Kinder................................................ 14 Abbildung 2: Prozentuelle Beteiligung der Schulen pro Bundesland für gesamt Österreich (Anzahl der Schulen pro Bundesland) ............................................................................................................................ 15 Abbildung 3: BMI (IOTF) Verteilung der 8-Jährigen, nach Geschlecht (Jungen N=574, Mädchen N=638) 16 Abbildung 4: BMI (WHO) Verteilung der 8-Jährigen, nach Geschlecht (Jungen N=574, Mädchen N=638) 17 Abbildung 5: BMI (IOTF) Verteilung bei SchülerInnen älter und jünger als 9 Jahre, nach Geschlecht (9 Jahre Jungen N=715, Mädchen N=587).................................. 19 Abbildung 6: BMI (WHO) Verteilung bei SchülerInnen älter und jünger als 9 Jahre, nach Geschlecht (9 Jahre Jungen N=715, Mädchen N=587).................................. 20 Abbildung 7: regionale Ergebnisse BMI (IOTF)-Verteilung (Ostregion N=551, Westregion N=465, Südregion N=267) ....................................................................................................................................... 22 Abbildung 8: regionale Ergebnisse BMI (WHO)-Verteilung (Ostregion N=551, Westregion N=465, Südregion N=267) ....................................................................................................................................... 23 Abbildung 9: Verfügbarkeit eines Schulbusses als Transportmittel zur Schule (N=97, 100%) ................... 23 Abbildung 10: Einschätzung der Schulwegsicherheit (N=13, 13%) ............................................................ 24 Abbildung 11: Nahversorgung mit Lebensmitteln im Schulumfeld ........................................................... 24 Abbildung 12: Angebot von ausgewählten Speisen und Getränken .......................................................... 25 Abbildung 13: Ernährung als Teil des Unterrichtscurriculums (N=97, 100%) ............................................ 25 Abbildung 14: Angebot von gesundheitsfördernden Projekten in der 3. Schulstufe ................................ 26 Abbildung 15: Angebot von gesundheitsfördernden Projekten in der 4. Schulstufe ................................ 26

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Inhaltsverzeichnis Tabellen ........................................................................................................................................................ 3 Abbildungen ................................................................................................................................................. 4 Zusammenfassung ........................................................................................................................................ 6 Hintergrund .................................................................................................................................................. 7 Abschätzung von Übergewicht und Adipositas: BMI ................................................................................... 8 Ziel und Zielsetzung ...................................................................................................................................... 9 Studiendesign ............................................................................................................................................... 9 Probandenauswahl ....................................................................................................................................... 9 Methodik .................................................................................................................................................... 10 Ethische Aspekte .................................................................................................................................... 10 Training und Standardisierung ............................................................................................................... 10 Statistische Selektion .............................................................................................................................. 10 Datenerhebung........................................................................................................................................... 11 Andere Daten ............................................................................................................................................. 11 Dateneingabe ............................................................................................................................................. 12 Datenanalyse .............................................................................................................................................. 12 Resultate ..................................................................................................................................................... 13 Stichprobenbeschreibung....................................................................................................................... 13 Anthropometrische Daten und Prävalenz der BMI-Klassen 8-jähriger Kinder ....................................... 15 Anthropometrische Daten und Prävalenz der BMI-Klassen bei unter 9-jährigen und ab 9-jährigen Kindern ................................................................................................................................................... 17 Anthropometrische Daten und Prävalenz der BMI-Klassen aller Kindern nach österreichischen Regionen ................................................................................................................................................. 20 Schulbezogene Determinanten des Ernährungs- und Bewegungsverhalten ......................................... 23 Adipositasprädiktoren ............................................................................................................................ 27 Diskussion ................................................................................................................................................... 27 Stichprobenbeschreibung....................................................................................................................... 27 Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ........................................................................................... 28 Determinanten ....................................................................................................................................... 29 Limitationen................................................................................................................................................ 29 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen .............................................................................................. 29 Danksagungen ............................................................................................................................................ 30 Referenzen.................................................................................................................................................. 31

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Zusammenfassung Der vorliegende Bericht fasst die erstmalige Teilnahme Österreichs an der Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI) der WHO Europa zusammen. Es handelt sich dabei um eine repräsentative, österreichweite Statuserhebung der Übergewichts- und Adipositasprävalenz 8- bis 9-jähriger Kinder sowie ausgewählter schulumfeldspezifischer Determinanten von Übergewicht und Adipositas im Volksschulalter. 97 von 200, per geschichteter Zufallstichprobe, ausgewählten Volksschulen aller österreichischer Bundesländer beteiligten sich. Von den 5135 registrierten Kindern der 3. Schulstufe konnten die Daten von 2510 Kindern (davon 1230 Mädchen) inkludiert werden. Alter, Geschlecht, Größe, Körpergewicht, Body Mass Index, Bauch- und Hüftumfang wurden nach einem standardisierten Untersuchungsprotokoll zwischen Oktober 2016 und Februar 2017, sowie ausgewählte Adipositasprädiktoren in einem strukturierten Interview mit den jeweiligen SchuldirektorInnen bzw. LehrerInnen erhoben. Während österreichweit weitgehend unabhängig von der angewandten Referenz (IOTF vs. WHO) circa 30% der Jungen als übergewichtig, adipös oder morbid adipös eingestuft (gesamt 31,4-32,3% nach WHO, 27,7-28,5% nach IOTF) wurden, konnten bei Mädchen deutliche regionale Unterschiede im Sinne eines Ost-West- bzw. eines Ost-Süd-Gefälles beobachtet werden (gesamt 20,6-29,1% nach WHO, 21,5-29,5% nach IOTF). Die größte Häufigkeit an morbider Adipositas war bei Jungen der Südregion zu verzeichnen (5,2%). Der Urbanisierungsgrad des Wohnumfeldes (städtisches Umfeld als Risikofaktor) und eine fehlende (kostenlose) Verfügbarkeit von Gemüse in der Schule konnten als weitere Prädiktoren für Adipositas identifiziert werden. Diese Ergebnisse bestätigen, dass eine gezielte Ernährungs-, Bewegungs- und Gesundheitsförderung im schulischen Umfeld wesentliche Elemente eines präventiven Gesamtkonzeptes sind. Die Implementierung eines solchen einfachen, effektiven und nachhaltigen Monitorings ermöglicht die Beurteilung der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern im Zeitverlauf, die Identifizierung von Risikogruppen und die Evaluierung von bereits etablierten Präventionsstrategien.

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Hintergrund In den letzten 30 Jahren hat sich die Prävalenz des Übergewichts weltweit um mehr als die Hälfte verdoppelt und hat epidemische Ausmaße angenommen [1]. Auch Europa ist stark betroffen von der steigenden Prävalenz der mit Übergewicht und Adipositas assoziierten „nicht-übertragbaren Krankheiten“ (NCDs), die ein erhöhtes und frühzeitiges Mortalitätsrisiko mit sich bringen [1]. Bei drei von den vier häufigsten nicht-übertragbaren Krankheiten spielt Übergewicht eine kausale Rolle [2]. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Österreicherinnen und Österreicher sind übergewichtig oder adipös. Kinder und Jugendliche sind ebenfalls von der globalen Epidemie betroffen. Laut Schätzungen der WHO sind weltweit 22 Millionen Kinder unter 5 Jahren übergewichtig [3]. 60% der Kinder, die vor der Pubertät übergewichtig waren, tragen ein erhöhtes Risiko übergewichtig oder adipös im Erwachsenenalter zu bleiben [4]. Übergewicht im Kindes- und Jugendalter erhöht das allgemeine Risiko, an Adipositas und anderen Stoffwechselerkrankungen im Erwachsenenalter zu erkranken. Kinder und Jugendliche mit Übergewicht oder Adipositas leiden zudem überdurchschnittlich häufig an psychischen Komorbiditäten, was auch schlechtere schulische Leistungen sowie ein reduziertes Selbstwertgefühl zur Folge haben kann [5]. Aufgrund der frühzeitigen Adipositas und deren Folgen senkt sich der Altersschnitt bei Krankheitsbeginn von nicht-übertragbaren Krankheiten drastisch, was zudem eine erhebliche finanzielle Last für das Gesundheitssystem bedeutet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) - Regionalbüro für Europa hat daher die „Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI)“ zur Überwachung der Veränderungen im Übergewicht bei Kindern im Grundschulalter 2006/2007 etabliert. Österreich hat sich, im Rahmen der Europäischen Ministerkonferenz der WHO 2013 zum Thema Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten, verpflichtet, an entsprechenden Studien teilzunehmen (Vienna Declaration 2012) [6]. Internationale Daten zum europäischen Vergleich der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sind in Österreich nicht bzw. nur eingeschränkt vorhanden. Der Österreichische Ernährungsbericht stellt die Basis der Gesundheitsberichterstattung in Österreich dar und wird als Fundament für die Planung ernährungspolitischer Maßnahmen angesehen. Im bislang rezentesten Ernährungsbericht 2012 [7] wurde berichtet, dass die Prävalenz von Übergewicht (ohne Adipositas) bei 7- bis 14-jährigen Kindern und Jugendlichen im Zeitraum seit 2008 von 11 auf 17% gestiegen war. Bei einer geschlechterspezifischen Betrachtung wurde bei den Mädchen eine Erhöhung der Prävalenz von 10 auf 16% und bei den Jungen von 12 auf 17% berichtet, während die Adipositasprävalenz bei Jungen als stabil (9%) und bei den Mädchen sogar leicht rückläufig (7 auf 5,5%) interpretiert wurde [8]. Aus der sehr kleinen Quotenstichprobe (188 Mädchen und 199 Jungen, stratifiziert nach Geschlecht, Altersgruppen und geografischen Regionen (Ost- und Westösterreich), ergeben sich jedoch erhebliche Schwierigkeiten bezüglich der Validität der Daten. Demgegenüber wurde von Mayer et al. [9] eine statistisch repräsentative Stichprobe von 14500 4- bis 19-jährigen Kindern und Jugendlichen untersucht und im Durchschnitt 23% der Jungen und 15% der Mädchen als übergewichtig oder adipös berichtet. Altersbezogene Detailanalysen wurden jedoch nicht publiziert. Ein Vergleich der unterschiedlichen Daten scheitert hier jedoch an den unterschiedlichen Definitionen von Übergewicht und Adipositas, d.h. an den zugrundeliegenden Referenzwerten. Die sich aus den oben angeführten epidemiologischen Fakten weltweit ergebende Morbiditätsund Mortalitätslast hat die WHO dazu veranlasst Maßnahmen zu setzen, um der Ausbreitung dieser Epidemie entgegenzuwirken [10]. Alle Mitgliedsstaaten, die sich in der Vienna Declaration 7

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verpflichtet haben, werden angehalten sich diesem Problem zu stellen und am europäischen Gesamtprojekt COSI mitzuwirken [6]. Die European Childhood Obesity Group (ECOG) hat Empfehlungen und Richtlinien vorgegeben [11], anthropometrische Daten zu messen und zu sammeln, um diese international vergleichbar zu machen und so angemessene Gesundheitsstrategien und präventive Maßnahmen implementieren und evaluieren zu können [12].

Abschätzung von Übergewicht und Adipositas: BMI Weltweit wird der Body Mass Index (BMI) als geeignet angesehen, das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit abzuschätzen. Auch die WHO empfiehlt die Einteilung des Körpergewichtes in Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas, deren Grenzwerte mit Hilfe des BMI festgelegt werden. Der BMI berechnet sich aus dem Gewicht in kg dividiert durch die Größe in m² [13]. Trotz seiner simplen und praktischen Handhabung hat der BMI auch einige Nachteile, wie zum Beispiel die fehlende Berücksichtigung des Fettverteilungsmusters [14]. Nicht nur in Österreich, sondern weltweit resultieren Unterschiede je nach Verwendung eines bestimmten Referenzwertes, wodurch adäquate Vergleiche zwischen den Ländern häufig nicht möglich sind. Da es in der Wachstumsphase zu Änderungen der Körperzusammensetzung kommt, unterliegt der BMI bei Kindern und Jugendlichen typischen alters- und geschlechtsspezifischen Veränderungen. Im Wachstumsalter sollte die Bestimmung von Übergewicht und Adipositas daher anhand des altersbezogenen BMI in Form von populationsspezifischen BMI-Perzentilen erfolgen. Die AGA (Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter) in Deutschland empfiehlt die Verwendung einheitlicher BMI-Perzentile, die den Alterszeitraum von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr umfassen [15]. Im deutschsprachigen Raum sind die Grenzwerte mit dem 90. (Übergewicht) und 97. Perzentil (Adipositas) festgelegt [16], andere internationale Referenzwerte empfehlen das 80. und 95. Perzentil [17]. Neue Referenztabellen für österreichische Kinder und Jugendliche wurden von Mayer et al. 2015 [9] entwickelt. International finden häufig die Referenzkurven von Cole et al. Verwendung [18,19]. Ein internationales Expertenteam der International Obesity Task Force hat diese Referenzwerte als Empfehlung übernommen und propagiert diese als Basis zum Vergleich von Übergewicht und Adipositas bei Kinder und Jugendlichen weltweit [20]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2007 auch neue Referenztabellen für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren veröffentlicht [21]. Jene Referenzwerte wurden aus mehreren weltweiten Stichproben von gesunden, gestillten Kindern erstellt [11]. Trotz der Unterschiede der IOTF- und WHOReferenzwerte werden beide zur Beschreibung der Übergewicht- und Adipositas-Prävalenz für Kinder und Jugendliche empfohlen. Tabelle 1: Definition von Unter-, Normal-, Übergewicht und Adipositas nach WHO und IOTF in der Altersgruppe 5 bis 19 Jahre UG

NG

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