Cahiers de l'éléctricité, contribution \(20'000 signes\) - BKW

TELEFON. 031 330 51 11. C/O BKW FMB ENERGIE AG. TELEFAX. 031 330 58 03 ... verfügbaren einheimischen Energie kann hierzulande sehr günstig produ-.
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WINDKRAFTWERK JUVENT SA C/O BKW FMB ENERGIE AG

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Windenergie heute und morgen Dr. Martin Pfisterer Präsident JUVENT SA und Mitglied der Unternehmensleitung BKW FMB Energie AG

1. Einleitung Die erneuerbare Windenergie ist ein sympathischer Hoffnungsträger. In der Schweiz wie auch weltweit werden hohe Erwartungen gestellt an diese, in ihrer heutigen Ausprägung noch junge Form der Energieproduktion. Der rasch steigende Handlungsbedarf einerseits zur Sicherstellung der künftigen Stromversorgung und anderseits zum Schutz des Klimas vor den belastenden CO2-Emissionen der fossilen Energien Kohle, Erdöl und Erdgas ruft immer stärker nach dem breiteren Einsatz von umweltfreundlichen erneuerbaren Energien, insbesondere von Wasserkraft, Geothermie und Sonnen- sowie Windenergie. 2. Windenergie Schweiz bis heute Die Nutzung der Windenergie in der Schweiz hat im wesentlichen vor zehn Jahren ihren Anfang genommen. Im Jahr 1995 wurde von der Energieunternehmung BKW FMB Energie AG gestützt auf den damaligen Stand der Technik das erste kommerzielle Windkraftwerk unseres Landes gegründet, die JUVENT SA. In der Folge schlossen sich die führenden Energieunternehmungen der Kantone Basel-Stadt, Neuenburg/Freiburg und Aargau als Minderheitsaktionäre der neu gegründeten Gesellschaft an. Ziel der JUVENT SA war und ist es, die hierzulande an bestmöglichen Standorten im Jurabogen verfügbare Windkraft entsprechend der Nachfrage zu wirtschaftlich optimalen Bedingungen zu nutzen und nachhaltig - das heisst ohne jegliche Subvention - zu vermarkten. Darüber hinaus will die JUVENT SA auch die vielen Tausenden von WindInteressierten über diese attraktive Strom-Produktionsform informieren. In einem ersten Schritt hat die JUVENT SA im Herbst 1996 oberhalb St.Imier im Berner Jura drei moderne, dem damaligen internationalen Entwicklungsstand entsprechende Windturbinen der 600 Kilowatt-Klasse errichtet. Es handelte sich dabei um technisch erprobte Produkte des Weltmarktführers für Windturbinen, der dänischen Firma VESTAS. Die Energie dieser drei Turbinen wurde gemäss einem eigens entwickelten neuartigen Marketingkonzept zum voll kostendeckenden Aufpreis von 18 Rappen pro Kilowattstunde inklusive Aufwand für Marketing und Netzausgleich bei Windflauten - in den Kantonen Bern, Jura, Neuenburg, Baselland, Basel-Stadt und Aargau erfolgreich verkauft. Der Verkaufserfolg war derart kontinuierlich steigend, dass die JUVENT SA bereits 1998 eine vierte und in den Jahren 2001 eine fünfte und sechste Windturbine zubauen musste. Bei diesen zwei Ausbauschritten wurden entsprechend der fortgeschrittenen Technologieentwicklung stets neuere, noch leistungsfähigere Turbinen von 660 bzw. 850 Kilowatt eingesetzt. Die weiter zunehmende Nachfrage nach Schweizer Windstrom veranlasste die JUVENT SA letztes Jahr zu einem massiven weiteren Ausbau. Mit der Errichtung der beiden je 1'750 Kilowatt leistenden Grossturbinen entstand dank der Nachfrage von einigen tausend kleinen und grossen Windstromkunden ein Kraftwerkspark von acht modernen Windturbinen mit einer Gesamtleistung von respektablen 7'660 Kilowatt und einem Gesamtaufwand von rund 15 Millionen Franken. Die Jahresproduktion der JUVENT SA von gegen 10 Mio.

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Kilowattstunden - entsprechend dem durchnittlichen Jahresverbrauch von fast 3000 Haushalten -macht rund 90 Prozent der gesamten schweizerischen Windenergienuzung aus.

Herbst 2004: Die zwei grössten Autokrane der Schweiz montieren die 8. Windturbine der JUVENT SA auf Mont-Soleil

3. Windenergie international heute Die Windenergie nimmt in manchen Ländern eine bedeutend wichtigere Stellung ein als in der Schweiz. Dies ist vorab aus folgenden Gründen der Fall: •

Das Windaufkommen ist hauptsächlich in Küstenregionen wesentlich höher als in der Schweiz, welche aufgrund ihrer innerkontinentalen Lage in dieser Hinsicht benachteiligt ist. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Leistung einer Windturbine und somit der Energieertrag exponentiell mit der Windgeschwindigkeiten zunimmt und sich die Stromgestehungskosten in der Folge exponentiell reduzieren. Damit führen selbst moderate Unterschiede in der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit zu entscheidenden Unterschieden in der Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen.



Die Schweiz ist aus klimatischen und topografischen Gründen prädestiniert für die Nutzung einer anderen erneuerbaren Energie, der Wasserkraft. Strom aus dieser sauberen und gut verfügbaren einheimischen Energie kann hierzulande sehr günstig produziert werden. Infolgedessen werden rund 60% des Schweizer Stroms hydraulisch erzeugt. Demgegenüber gestalten sich die Verhältnisse für die Wasserkraftnutzung in manchen für die Windenergienutzung geeigneten Ländern ungleich schwieriger. Dies führt in jenen Gegenden automatisch zu einer komparativen Verbesserung der Voraussetzungen für die Windkraftnutzung.

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In einigen Ländern wird die Windenergie aufgrund von politischen Überlegungen wesentlich stärker subventioniert als in der Schweiz. Insbesondere Deutschland hat unter der rot-grünen Regierung Schröder ein starkes Subventionsregime aufgebaut. Derzeit laufen allerdings - ausgelöst von der politischen Opposition - grosse Diskussionen, ob eine derartige Unterstützung noch nicht voll marktfähiger Energien nachhaltig oder bloss auf kurzfristige Effekthascherei ausgerichtet ist. Es melden sich zunehmend gewichtige Stimmen aus Politik und Wirtschaft, die der gewaltigen zwangsweisen Subventionierung durch die Stromkunden Einhalt gebieten wollen, analog wie dies auch bereits andernorts - so etwa in Dänemark - geschehen ist.

Technisch werden heute die meisten Windturbinen als Horizontalachsenläufer mit drei Rotorblättern ausgeführt. An Land ist die maximale Turbinengrösse häufig limitiert durch Transport- und Montagerestriktionen. Im Offshore-Bereich, das heisst draussen im offenen Meer, gibt es dagegen kaum derartige Grenzen. Zudem besteht dort aufgrund der sehr teuren Meeresfundamente ein Interesse daran, möglichst grosse Turbinen zu installieren. Typische Leistungseinheiten sind im Offshore-Bereich deshalb häufig rund doppelt so gross (aktuell bis 5 Megawatt) als Windturbinen an Land. Weitere Forschung und Entwicklung ist dringend nötig, um die Kosten der Windenergienutzung noch mehr zu senken. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der naturgemäss stark fluktuierenden Windenergie auch die Kosten für die Reservestromhaltung in windschwachen Zeiten zugerechnet werden müssen, belaufen sich die so berechneten realen Kosten selbst an sehr günstigen Windstandorten auf rund das Doppelte der Kosten in konventionellen Kraftwerken. Die Gesamtleistung sämtlicher weltweit installierten Windturbinen beträgt heute rund 50 Gigawatt, womit sich pro Jahr schätzungsweise 90 Terawattstunden Strom produzieren lassen, entsprechend dem Anderthalbfachen des schweizerischen Jahresstromverbrauches. Diese eindrücklichen Zahlen werden allerdings relativiert durch den Umstand, dass die Gesamtleistung sämtlicher weltweit installierten Kraftwerke rund 4'000 Gigawatt beträgt, womit sich eine jährliche Produktion von rund 17'000 Terawattstunden erzielen lässt. Dazu kommt, dass der Elektrizitätsanteil am Gesamtenergieverbrauch weltweit nur etwa einen Sechstel ausmacht, d.h. der Windenergieanteil am weltweiten Gesamtenergieverbrauch beträgt weniger als ein Promille. 4. Künftige Entwicklung Die Windenergie wird nur in sehr begrenztem Umfang herkömmliche Wasser- oder thermische Kraftwerke ersetzen können. Durch ihre Abhängigkeit von den jeweils herrschenden Windverhältnissen ist die vauraussehbare Verfügbarkeit von Windturbinen naturgemäss gering. Entsprechend ist auch die Wertigkeit der nicht planbaren Windenergieproduktion bedeutend geringer als die der zuverlässig erfolgenden Bandstromproduktion aus hydraulischen oder thermischen Kraftwerken. Ein gesicherter, mit hoher Zuverlässigkeit planbarer Einsatz von Windenergie zur zeitgleichen Deckung des Stromverbrauches ist nicht möglich. Dementsprechend müssen herkömmliche Kraftwerkskapazitäten in der Grössenordnung von rund 90 Prozent der installierten Windkraftleistung weiterhin bereitgehalten werden, um jederzeit mit der benötigten Reserveleistung die Stromversorgung sicherzustellen. Um den Einsatz von Reserveleistung möglichst gering zu halten, werden in den grossen Windstromnationen immer ausgeklügeltere Meteo-Prognosesysteme eingesetzt. Und

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trotzdem gibt es immer wieder gewaltige unvorhersehbare Abweichungen. So wurde beispielsweise im norddeutschen Stromnetz am 24. Dezember 2004 um 0915 Uhr mit 6'024 Megawatt das Jahresmaximum der Windstromeinspeisung registriert. Einspeisung von Windstrom: grosse Schwankungen Ende Dezember 2004 Leistung (MW)

Weihnachtstage

6000 -6000 MW 5000 4000 3000 2000 1000

Mo 20.12.

Di 21.12.

Mi 22.12.

Do 23.12.

Fr 24.12.

Sa 25.12.

So 26.12.

Quelle: E.ON Netz, Windreport 2005

Entgegen allen Prognosen fiel die Einspeisung in nur 10 Stunden auf 2'000 Megawatt. Am 26. Dezember 2004, also nur 48 Stunden nach der Spitzenleistung, fiel die Stromeinspeisung gar auf blosse 40 Megawatt. Das entspricht also einer nicht vorhersehbaren Leistungsreduktion auf weniger als 1 Prozent des Maximalwertes. Je mehr Windenergie produziert und im Verbund sinnvoll genutzt werden soll, desto leistungsfähiger muss die Netzinfrastruktur sein. Gerade in den windreichen Küstengebieten Nordeuropas stossen die Uebertragungsnetze in Folge der stetig steigenden, kurzzeitigen Windstromeinspeisungen mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen. Dies ist umso mehr der Fall, als die grossen Stromverbrauchs-Zentren weit entfernt sind von den Zentren der Windstromproduktion. Dies ist ein bedeutsamer Unterschied zu den Bandenergie liefernden hydraulischen und thermischen Kraftwerken, die in der Nähe der grossen Ballungszentren gebaut werden können. Als Folge der kaum planbaren Spitzen der Windstromproduktion treten zunehmend Situationen auf, in denen die Hochspannungsnetze vollständig mit Windstrom ausgelastet sind und damit weiterer Strom aus Windenergieanlagen nicht mehr aufgenommen werden kann. Aktuell planen daher die Netzbetreiber Norddeutschlands rund 300 Kilometer neue Hochspannungsleitungen. Dies notabene mit gigantischen Kosten, die der Windstromnutzung zuzurechnen sind.

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Transportengpässe

5. Potenzial Schweiz Für die Abschätzung der Potenziale zur nachhaltigen Windenergienutzung sind insbesondere folgende vier Kriterien massgebend: •

Es braucht vorab günstige Standorte für die Errichtung von Windturbinen. Günstig sind Standorte dann, wenn die Windexposition optimal ist und wenn sie mit elektrischen Leitungen und strassenmässig für Bau und Unterhalt gut erschlossen sind. Zur Eignung gehört auch, dass der Turbinen-Errichtung von der Akzeptanz der Bevölkerung her keine Hindernisse im Wege stehen. In unserem dicht besiedelten Land führen Windenergieprojekte oft zu Interessenkonflikten.



Unerlässlich ist die nachhaltige Nachfrage nach der Windenergie. Eine echte Entwicklung der Windenergie wird nur dann stattfinden, wenn diese an sich sympathische Energie von interessierten Kunden auch tatsächlich auf Dauer nachgefragt wird. Verkommt die Windenergie zur - womöglich von einer kurzlebigen Politik getragenen Modeerscheinung, so werden ihrem Potenzial enge Grenzen gesetzt werden.



Mitentscheidend für die Potenzial-Abschätzung sind natürlich die staatlichen Rahmenbedingungen. Einengende planerische und landschaftsschützerische Bestimmungen bilden zunehmend unüberwindliche Schranken für den Ausbau von Windkraftanlagen. Als trügerisch erweisen sich sodann unzweckmässige staatliche Subventionsregelungen. Sind sie nicht vernünftig begrenzt, so führen sich nach anfänglichen KurzfristErfolgen oft zu langfristig sinkenden Zuwachsraten. Zur auf Dauer ausgerichteten, nachhaltigen Ausschöpfung von Windkraft-Potenzialen bilden überrissene Subventionsregelungen nach dem Beispiel Deutschlands eine schlechte Grundlage.



In der Schweiz kann Strom günstig und ökologisch in grossen Mengen Strom aus erneuerbarer, einheimischer Wasserkraft produziert werden. Der gesamte einheimische Strombedarf wird heute nahezu vollständig CO2-frei abgedeckt. Der Einsatz von Windenergie kann daher hierzulande - anders als etwa in andern Ländern mit hoher fossiler Stromproduktion - keine zentrale Option in einer CO2-Reduktionsstrategie darstellen.

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Die Windenergie in der Schweiz ist aus diesen Gründen wie auch wegen des bescheidenen Windaufkommens von vornherein auf einen kleinen, aber durchaus interessanten Markt, einen Nischenmarkt beschränkt. Wenn sich auch die insgesamt installierte Windkraftleistung in der Schweiz von gegenwärtig rund 9 Megawatt bescheiden ausnimmt, so ist doch die entsprechende jährliche Zuwachsrate sehr eindrücklich: Gemittelt über die letzten zehn Jahre betrug diese nämlich rund 20 Prozent. Unter der Annahme, dass sich mittelfristig nicht massive Beschränkungen für den Windenergiemarkt ergeben, darf eine Potenzialabschätzung auf eine weitere jährliche Zuwachsrate von 10 bis 20 Prozent abgestützt werden. Bei einer solchen Zuwachsrate ergibt sich im Jahr 2010 eine extrapolierte Windkraftleistung in unserem Land von 15 bis 23 Megawatt. Das entspricht einer jährlichen Stromproduktion von 20 bis 30 Gigawattstunden. Mit dieser Strommenge lässt sich im Jahr 2010 bis zu einem halben Promille des landesweiten Strombedarfs decken, was rund einem Zehntel Promille des schweizerisches Gesamtenergieverbrauchs entspricht. Andere Potenzialabschätzungen - zum Beispiel vom Bundesamt für Energie - weisen bedeutend höhere Zahlen aus. Dort sind jährliche Wachstumsraten bis zu 60 Prozent zugrunde gelegt. Dies ist aus unserer zehnjährigen praktischen Erfahrung heraus nicht nachvollziehbar. Die genannt hohen Zuwachsraten lassen sich wohl nur mit einem theoretischen Studienansatz erklären, der den oft mühseligen Anforderungen der praktischen Umsetzung nicht Rechnung trägt. 6. Potenzial international Bei der Abschätzung des Windenergiepotenzials international kann gleich vorgegangen werden. Auch der internationale Windenergiemarkt wies über die letzten Jahre eine stabile jährliche Zuwachsrate von rund 20 Prozent auf. Basierend auf dieser Zuwachsrate ergibt sich im Jahr 2010 eine extrapolierte Windkraftleistung weltweit von insgesamt 125 Gigawatt womit sich dann jährlich rund 225 Terawattstunden produzieren lassen. Dies wird ungefähr ein Prozent des weltweiten Stromkonsums abdecken und etwa 2 Promille des globalen Gesamtenergieverbrauchs. Es drängt sich allerdings die Frage auf, ob eine Zuwachsrate von 20 Prozent mittel- bis längerfristig realistisch ist. In vielen gut geeigneten Küstengebieten ergeben sich zunehmend Widerstände gegen die weitere Windenergienutzung. Die Entwicklung stösst immer mehr an räumliche Grenzen sowie an Grenzen der politischen und gesellschaftlichen Akzeptanz. Auch die grossen Pläne zur Errichtung riesiger Offshore Windparks bilden vielerorts noch Gegenstand breiter Diskussionen zu technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Fragen. Obige Zahlen zur installierten Leistung und der damit erzielbaren Produktionsmengen zeigen, dass sich die gewaltigen nationalen und internationalen Herausforderungen im Energiebereich mit der Windkraft alleine nicht meistern lassen. Gleichzeitig widerspiegeln jedoch die recht stabilen, hohen jährlichen Wachstumsraten die hohe Attraktivität der Windenergie, sowohl in der Schweiz wie auch international.

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7. Import-Potenzial aus schweizerischer Sicht In der öffentlichen Diskussion wird hin und wieder angeregt, die Schweiz möge in grossem Stil Windstrom importieren. Diese Anregung - als Ersatz für dereinst stillzulegende Kernkraftwerke vorgebracht - ist wohl gemeint. Sie hört sich auf Anhieb auch durchaus positiv an. Nur eben: So einfach ist die Umsetzung des Grossimportes von Windstrom leider nicht. Verschiedene Abklärungen bei wichtigen Windstromproduzenten in Norddeutschland, Dänemark und Holland haben ergeben, dass einem Grossimport Grenzen gesetzt sind. Das Haupthindernis besteht darin, dass die betreffenden Unternehmungen und Länder die Windenergieanlagen für ihren eigenen Bedarf errichten. Sie denken nicht daran, diese ihre einheimische erneuerbare Energie ins Ausland zu verkaufen. Politiker aller Parteifarben - von Linken über Grüne bis zu Bürgerlichen - erklären übereinstimmend, dass sie nicht bereit sind, die mit den Windturbinen verbundenen Belastungen ihrer Landschaft und Umwelt für den Windstromverkauf ins Ausland hinzunehmen. Von verschiedener Seite wird angefügt, dass ein gebirgiges niederschlagsreiches Land wie die Schweiz mit seiner privilegierten Stellung als Produzentin erneuerbarer Wasserkraft seine Stromversorgung nicht auf die im Ausland spärlich verfügbare Windenergie abstützen solle. Aufgrund dieser nachvollziehbaren Erklärungen ist festzustellen, dass es kein grosses Potenzial für Windstrom-Importe gibt. Die Belastungen von Landschaft und Oekologie dem Ausland zu überlassen und den sauberen Windstrom, also das Produkt der Belastungen, in der Schweiz zu konsumieren, entspricht einer wenig glaubwürdigen ökologischen Position. Abgesehen vom aufgezeigten Haupthindernis, stehen dem Grossimport von Windstrom auch andere, vorab technische Probleme im Weg. Schon heute gibt es bekanntlich in Norddeutschland Netzengpässe bei Spitzen der Windstromproduktion. Mit einem Grossimport wären weitere folgenschwere Netzprobleme verbunden. Ueberdies wären hierzulande die erforderlichen Reservekapazitäten bereitzustellen, um bei den unvermeidlichen Windflauten die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Und das Ganze hätte natürlich auch seinen nicht zu unterschätzenden Preis. Von einer Vergünstigung des Stromes könnte nicht die Rede sein.

Umweltgütezeichen für die JUVENT SA: Zertifizierung nach naturemade star

Intensive Kundenkontakte: Der damalige Energieminister Bundesrat Adolf Ogi nimmt von JUVENTPräsidenten Dr. Martin Pfisterer die Urkunde für seinen privaten Windstrombezug entgegen

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8. Zusammenfassung Die Windenergie ist nicht nur sympathisch und attraktiv. Sie zeichnet sich bis heute auch durch beträchtliche Wachstumsraten aus. Und darüber hinaus werden ihr mittel- bis längerfristig erhebliche Potenziale zugeschrieben. Windenergie hat - wie jede Energieproduktion - ihre Stärken und Schwächen. Zu ihren Stärken gehört neben ihrer Attraktivität der Umstand, dass sie zu den erneuerbaren einheimischen Energien zählt, die nahe der Wirtschaftlichkeit sind. Wie kaum eine andere Energie stösst die Windenergie auf grosses, durchwegs positives Publikumsinteresse. Die jährlich rund 50'000 Besucher des Windkraftwerkes der JUVENT SA sind dafür Beweis. Die Schwächen der Windkraft liegen insbesondere in der nicht planbaren Verfügbarkeit und damit in ihrer geringeren Wertigkeit im Vergleich zu hydraulischen und thermischen Kraftwerken. Belastend ist sodann der Umstand, dass Windturbinen-Projekte - wenn sie in grösserer Anzahl realisiert werden - oft in Konflikt geraten mit landschaftlichen und ökologischen Aspekten. Der an sich verheissungsvollen Idee des Grossimportes von Windenergie stehen politische, ökologische und technische Hindernisse entgegen. Es versteht sich, dass die grossen ausländischen Produzenten ihren mit Belastungen von Landschaft und Oekologie verbundenen Windstrom im eigenen Land nutzen und nicht dem Wasserkraftland Schweiz abtreten wollen. Aus schweizerischer Sicht ist festzuhalten, dass die Nutzung der Windenergie - wie die erfolgreiche zehnjährige Entwicklung der JUVENT SA belegt - einer, wenn auch bescheidenen Marktnachfrage entspricht. Sie verdient damit ihren Platz als ergänzende Energie im nationalen Strommix. Die Nachfrage nach dem Windstrom der JUVENT SA ist unverfälscht von mittelfristig unsicheren staatlichen Subventionen und damit nachhaltig, das heisst auf Dauer angelegt.

Windpark Mont-Crosin (mit 4 Windturbinen)

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Keine Subventionskrücken zur Markteinführung erneuerbarer Energien Wer neue Energietechnologien echt fördern will, muss dies auf lange Sicht tun. Er muss dies nachhaltig tun. Die Technologie-Entwicklung eignet sich wenig zum Feiern kurzfristiger Erfolge. Politisch motivierte Förder-Initiativen haben aber oft den raschen Durchbruch zum Ziel. Es geht dabei mitunter mehr um das momentane Präsentieren der Förderer als um das Aufzeigen und Entwickeln langfristig tragfähiger Lösungen. Bei der Förderung neuer Energietechnologien gibt es grundsätzlich zwei wichtige Phasen. Zuerst erfolgt die wissenschaftliche Grundlagen- und Laborarbeit. Bei genügender Reife dieser Phase steht die angewandte Entwicklung an. Es geht dabei - oft im Rahmen von Pilotprojekten - darum, die neuen Entwicklungen zur Marktreife und zur Markteinführung zu bringen. Die Phase der Grundlagenarbeit ist klar die Sache von Staat und Forschungsinstitutionen. Die Schweiz verfügt über herausragende Forschungsstätten für neue Energietechnologien. Bezüglich der finanziellen Unterstützung dieser Stätten zeigt sich unser Land indessen zu wenig aktiv. Hier besteht Handlungsbedarf. Die Phase der Markteinführung hingegen ist nicht Sache des Staates. Es mag für Politiker und Beamte verlockend sein, neue Anlagen zu subventionieren und feierlich einzuweihen. Es ist aber nicht ihre Aufgabe. Vielmehr soll die Energiewirtschaft die Verantwortung für diesen Prozess übernehmen. Sie soll nach den entsprechenden Marktnischen für neue Energietechnologien suchen. Subventionierungen führen nie zu nachhaltigen Lösungen. Ausländische Entwicklungen zum Beispiel von Dänemark, England, Schweden und neuerdings auch von Deutschland zeigen dies zur Genüge. Neue Technologien müssen sich im Markt oder zumindest in einer Marktnische behaupten können. Sie müssen dauerhaft auf eigenen Füssen stehen können, ohne politisch motivierte und zumeist kurzfristig angelegte Subventionskrücken. Das nunmehr während zehn Jahren erfolgreich erprobte Beispiel der JUVENT SA belegt, dass es in der Schweiz möglich ist, Windstrom ohne einen einzigen Franken Subvention in einem Nischenmarkt nachhaltig an eine immer zahlreicher werdende Kundschaft zu vermarkten.