Burg Hanstein - Zur 700-jährigen Geschichte einer ... - Buch.de

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung ... Überblick über die Geschichte der Familie von Hanstein . ..... Äußeres Zeichen dieser Verflechtung ist der Name, den diese Familie seit 1236 - anfäng- lich nur ...
3MB Größe 6 Downloads 249 Ansichten
Burg Hanstein

Zur 700-jährigen Geschichte einer eichsfeldischen Grenzfeste

Burg Hanstein Zur 700-jährigen Geschichte einer eichsfeldischen Grenzfeste

Joseph Heike (1901-1945), Eichsfelder Landschaftsmaler: Burg Hanstein und Rimbacher Kirche, 1926. Reproduktion: Foto-Grimm, Leinefelde.

Burg Hanstein Zur 700-jährigen Geschichte einer eichsfeldischen Grenzfeste

Herausgegeben im Auftrag des Familienverbandes der von Hanstein von Hans-Dieter von Hanstein

Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2008

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufar.

© 2008 Familienverband der von Hanstein Titelseite und Vorsatz: Chr. Rembe: Ansicht der Ruinen des Schlosses Hanstein. Kolorierte Lithographie, 1849, nach der Natur gezeichnet. Nachsatz: Nicolaus Person: Neue und akkurate Zeichnung des Eichsfeldes, Mainz um 1690. Aus: Hüther, K. J.: Das Eichsfeld im Bild alter und neuer Karten, Duderstadt 1997. Vignetten: Heinz Heinlein (1917-2005) Heiligenstadt.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autoren unzulässig und strafar. Das gilt insbesondere für Kopien, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86944-096-5 Lektorat: Josef Keppler Herstellung: Mecke Druck und Verlag · 37115 Duderstadt (Eichsfeld)

Verlag Mecke Druck · Postfach 1420 · 37107 Duderstadt (Eichsfeld), Tel. 05527/981922 · Fax 05527/981939, [email protected] www.meckedruck.de/verlag 4

Inhalt Grußwort des Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen ............................................ 7 Grußwort des Landrates des Landkreises Eichsfeld ............................................................... 8 Karl-Ludwig von Hanstein, Hans-Dieter von Hanstein Einleitung ..................................................................................................................................... 10 Hans-Dieter von Hanstein Überblick über die Geschichte der Familie von Hanstein .................................................... 13 Historische Ansichtskarten von der Burg Hanstein .............................................................. 17 Peter Aufgebauer Die Vorgängerburgen .................................................................................................................. 53 Peter Aufgebauer „Grundsteinlegung“ 1308 und Bau der heutigen Burg ........................................................ 60 Heinz-Gerd Röhling Au(f)s diesem Fels müsst ihr bauen! Zur geologischen Einordnung der Burg Hanstein ................................................................ 67 Thomas Küntzel Die „Alte Burg“ beim Hanstein - eine Belagerungsburg des Landgrafen von Hessen.... 81 Peter Aufgebauer Errichtung der Burg Ludwigstein 1415 als „Gegenhanstein“ .............................................. 87 Peter Aufgebauer Zeit der Fehden im 14. und 15. Jahrhundert ........................................................................... 91 Elmar Golland „Das Volk alle war dem Ritter geneigt ...“ Werner von Hanstein – eine legendäre Rittergestalt ............................................................. 94 Hans-Dieter von Hanstein „das herezeichen an dem schilte“ Das Wappen des Geschlechts von Hanstein ........................................................................... 99 Thomas T. Müller Die Hand am Burgtor Rechtliche Normierung auf dem Hanstein im 16. Jahrhundert ........................................ 112

5

Thomas T. Müller Der Abschied von den Heiligen Die Hansteiner und die Reformation ..................................................................................... 123 Elmar Golland Die unruhigen Zeiten des 17. Jahrhunderts........................................................................... 129 Hans-Dieter von Hanstein Das „Semmelhansloch“ Zum Gesamtgericht Hanstein.................................................................................................. 153 Peter Aufgebauer Die Zeit der Burgenromantik Errichtung des heutigen Rittersaals 1838/40 ......................................................................... 188 Hans-Dieter von Hanstein Franz von Wiesenthal: Mönchslist und Pfaffentrug Eine Ritter- und Geistergeschichte um Friederich von Hanstein ...................................... 194 Josef Keppler Burg Hanstein auf der ersten Denkmalliste des Eichsfeldes und in weiteren Publikationen ................................................................................................ 200 Josef Keppler „ … alle hundert Jahre Festes dröhnende Fanfare“ Die Jubelfeier zum Burgjubiläum 1908 .................................................................................. 204 Josef Keppler Der Hanstein - eine Grenzburg inmitten Deutschlands Von Abschottung und Wiedergeburt ..................................................................................... 221 Hans-Dieter von Hanstein, Lothar Heinemann, Manuela Röhrig, Silvia Rinke Gegenwart und Zukunft der Burg Hanstein ........................................................................ 264 Josef Keppler „… der Hanstein, Perle und Beherrscher des ganzen Eichsfeldes“ Eine Einladung zu Burgrundgang und Kirchenbesuch ................................................... 273 Historische Ansichten ............................................................................................................... 289 Autoren......................................................................................................................................... 296

6

Grußwort

Grußwort des Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen Mitten im Eichsfeld, im Länderdreieck von Thüringen, Hessen und Niedersachsen, thront über dem Werratal eine der schönsten Burgruinen Mitteldeutschlands: die fast 1000 Jahre alte Burg Hanstein. Ursprünglich im sächsischen, dann lange im welfischen Besitz, gehörte die Burg seit 1209 viele Jahrhunderte dem Kurfürstentum Mainz. Im Jahre 1308 wurde zwischen dem damaligen Erzbischof und Kurfürsten von Mainz und den Brüdern Heinrich und Lippold von Hanstein ein Vertrag über den Neubau der Burg Hanstein geschlossen. Dieses Jubiläum jährt sich 2008 zum 700. Mal - ein schöner Anlass, der markanten Burg und ihren ehemaligen Bewohnern eine Festschrift zu widmen. Vor Ihnen liegt das erfreuliche Ergebnis engagierter und langjähriger Heimatforschung und lebendiger Beweis einer besonderen Burggeschichte, die viele neugierig macht. Neugierig auf Vergangenes, aber auch auf Gegenwart und Zukunft. In der Festschrift kommen Historiker, Archivare, Bürgermeister und ein Mitglied der Hanstein-Familie - über Jahrhunderte die Hausherren - zu Wort. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön für Ihr Engagement! Eroberung, Verfall, Wiederaufau, Zerstörung, Grenzburg - die spätgotische Burganlage hat eine wechselvolle Geschichte. Sie ist etwas Besonderes, landschaftlich und architektonisch: Theodor Storm unternahm hierher oft Ausflüge von Heiligenstadt aus. Der nahe gelegenen Teufelskanzel hat er in der Novelle „Eine Malerarbeit“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Auch bei Göttinger Studenten war die Burg ein beliebtes Ausflugsziel. Aus gutem Grund hat die malerische Burg Hanstein einen besonderen Stellenwert in der reichen Burgenlandschaft Thüringens: Ihre Lage macht sie zu einem steinernen Zeugen der Zeitgeschichte. Die Burg symbolisiert eindrücklich die jahrzehntelange deutsche Teilung - sie ist ein Stück Geschichte im ehemaligen Niemandsland zwischen Ost und West. Im Sperrgebiet auf der Ostseite gelegen, konnte keiner sie besuchen - außer den Grenzposten, die den Nordturm der Burg als Beobachtungsposten missbrauchten. Nach der Grenzöffnung sind viele Menschen aus der Umgebung - aus Thüringen, Hessen und Niedersachsen - als erstes auf die Burg Hanstein, die bedeutendste Burg des Eichsfeldes, gegangen. Neben dieser Festschrift gibt es natürlich auch eine „Geburtstagsfeier“, über die ich gern die Schirmherrschaft übernommen habe. Ich bin sicher, dass die 700-Jahr-Feier viele Besucher haben wird. Viel Freude mit diesem Buch, mit den Texten, die von der Burg Hanstein und ihren Bewohnern erzählen. Texte, die zeigen, dass Familiengeschichte auch Heimatgeschichte ist - und umgekehrt. Dieter Althaus Erfurt, im Oktober 2007

7

Dr. Werner Henning

Grußwort des Landrates des Landkreises Eichsfeld Für viele Eichsfelder, die Gemeinde Bornhagen, den Heimatverein „Bornhagen/Hanstein“ und den Familienverband der von Hanstein, für Historiker und Touristen gleichermaßen ist das 700-jährige Jubiläum der Burg Hanstein eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres 2008. Dieses einmalige gotische Bauwerk nahe der Werra ist für die Eichsfelder steinerner Zeuge einer langen Geschichte, die über viele Jahrhunderte mit dem Kurfürsten- und Erzbistum Mainz verbunden war. Nach preußischer Zeit und ihrer Lage unmittelbar an der ehemaligen Staatsgrenze der einstigen DDR ist sie als Burg an der Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen - gottlob - wieder von allen Seiten zugänglich. Die vorgesehenen Höhepunkte zur Würdigung dieses Ereignisses werden im gesamten Eichsfeld sowie weit darüber hinaus ihre Ausstrahlung entfalten und den ohnehin bereits hohen Bekanntheitsgrad der Burg nachhaltig fördern. Die vorliegende Festschrift vermittelt dem interessierten Leser einen historischen Einblick in die Geschehnisse der Zeit von der ersten urkundlichen Nennung einer Burg an dieser Stelle im Jahr 1070, über die Erbauung der jetzigen Burg ab 1308, Höhepunkte und freudvolle Ereignisse, Wirrnisse und schließlich deren Verfall von 17. Jahrhundert an. Vor dem völligen Vergessen bewahrten vor allem Göttinger Studenten zu Ende des 18. Jahrhunderts die malerischen Mauerreste der Burg, bevor sie Wanderer und Touristen im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für sich entdeckten. Entscheidenden Anteil, sie vor dem völligen Verfall zu bewahren, haben verantwortungsbewusste Eichsfelder und Denkmalpfleger, die 1985 mit der baulichen Sicherung der Burg begannen. Jeder, der die Burg besucht, ist von ihr beeindruckt und kann sich ihrem mystischen Bann - bei aller Aufgeklärtheit - nicht wirklich entziehen. Burgen verbinden wir aus frühester Kindheit mit Märchenhaftem, das uns wieder einfällt. Auch gewalttätige Auseinandersetzungen, von denen wir im Geschichtsunterricht erfahren haben und für die sich viele Erwachsene wieder interessieren, kommen in Erinnerung. Vieles ist geschichtlich wahr und dokumentiert überliefert. Manches ist aber auch Legende, da in der damaligen Zeit von Generation zu Generation das Weitererzählen die verbreitetste Form gedächtnismäßiger Bewahrung der Geschichte war. Hierzu passt und gibt uns zu bedenken, was schon Heinrich Heine wusste: „Das Buch der Geschichte findet mannigfaltige Auslegung.“ Von weitem ist die Ruinensilhouette des wehrhaften Urgesteins am Nordwesthang des Höheberges zu erkennen, und viele Publikationen über das Eichsfeld zeigen sie bildhaft in vielerlei Gestalt. Wenn es für das Eichsfeld mehrere Wahrzeichen geben mag, so gehört die Burg Hanstein auf jeden Fall dazu. Die Anziehungskraft, die sie auf Menschen ausübt, ist ein großer Beitrag für den Tourismus im Eichsfeld und im Werratal. Was wir heute von den erhaltenen und teilweise rekonstruierten Gebäuden und Mauerresten der ab 1308 erbauten mainzischen Grenzfeste sehen, atmet Geschichte, die weit über die urkundlich belegbare Zeit - gewiss bis in die thüringische Herrschaft des 6. Jahrhunderts - zurückreicht. 8

Grußwort Die Ausführungen der Autoren dieser Schrift, die sieben Jahrhunderte Burg- und Eichsfeldgeschichte beleuchten, sind sehr aufschlussreich. Sie haben Wissenswertes zusammengetragen und lassen beim Lesen alte Zeiten lebendig Revue passieren. Mein Gruß und Dank gilt allen, die sich in die Vorbereitung und Gestaltung des Festjahres um die Burg Hanstein in jeglicher Form eingebracht haben und einbringen. Für das langjährige Engagement zur Erhaltung der Burg danke ich der Gemeinde Bornhagen und dem Heimatverein „Bornhagen/Hanstein“ sowie allen, die sich um Denkmalpflege und Geschichtsschreibung der Burg Hanstein mühen. Der Festschrift wünsche ich das rege Interesse möglichst vieler Leser und allen Höhepunkten im Festjahr 2008 ein gutes Gelingen. Dr. Werner Henning Heilbad Heiligenstadt, am 20. September 2007

9

Karl-Ludwig von Hanstein, Hans-Dieter von Hanstein

Einleitung Zwischen der Familie von Hanstein und der Burg Hanstein sowie dem Eichsfeld besteht seit nunmehr vielen Jahrhunderten eine enge Beziehung und Verbundenheit. Sie geht über das 700-jährige Jubiläum dieser Burg, das im Jahre 2008 begangen wird, hinaus. Äußeres Zeichen dieser Verflechtung ist der Name, den diese Familie seit 1236 - anfänglich nur einzelne Glieder dieses Geschlechts - trägt. Anfangs als „einfache“ Burgmänner, seit 1308 als Erbburgmänner - und später bis zur Enteignung 1945 auch als Eigentümer haben sie die wechselvolle Geschichte dieser Anlage wesentlich mitgestaltet. Ein Jahrestag wie der 4. Oktober 2008, an dem sich zum 700. Mal die Vertragsunterschrift zum Neubau der Burg Hanstein zwischen den zwei Brüdern Heinrich und Lippold von Hanstein und dem damaligen Erzbischof von Mainz, Peter von Aspelt, jährt, ist natürlich besonders für die noch heute lebenden Nachkommen dieser beiden Brüder Heinrich und Lippold ein großes, wichtiges Ereignis, aber auch - worauf Landrat Dr. Henning in seinem Grußwort hingewiesen hat - für die Menschen im Eichsfeld und in Nordhessen, darüber hinaus für alle kunsthistorisch Interessierten und für Touristen, die in ihrer Freizeit in immer stärkerem Maße die reizvolle Gegend des Eichsfeldes entdecken. Das 700-jährige Burgjubiläum ist Anlass, im Rahmen eines Festjahres zu feiern, aber auch ein Anstoß, über die lange Geschichte dieses Ortes nachzudenken. Bereits 1908 erschien eine Festausgabe zum 600-jährigen Jubiläum der Burg. Es handelte sich um eine 40-seitige Broschüre von Adolf Fey mit dem Titel „Geschichte der Burg Hanstein“. Auf Anregung des Familienverbandes der von Hanstein hat sich hundert Jahre später im Vorfeld des 700-jährigen Burgjubiläums ein Kreis von an der Burg Interessierten aus dem Raum Eichsfeld/Göttingen zusammengefunden, um eine neue, den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht werdende Schrift zur Burg Hanstein zu erarbeiten. Für dieses Vorhaben waren von Anfang an zwei Grundsätze leitend: Zum Ersten sollte eine Gesamtdarstellung der Geschichte der Burg und ihrer Bewohner durch die sieben Jahrhunderte entstehen und zum Zweiten ein Buch, das nicht nur für ein ausgewähltes Fachpublikum, sondern für einen großen Leserkreis verständlich sein soll. Die 700-Jahr-Feier der Burg Hanstein als Anstoß für die Herausgabe dieses Buches ist ohne Zweifel eine Verpflichtung, die gesamte Geschichte des Hansteins durch die Jahrhunderte hindurch zu betrachten. Die klassische Burgenzeit ist natürlich das Mittelalter - und das ist auch für den Hanstein die wichtigste, spannendste Epoche. Es ist die Zeit, in der die Burg ihre eigentliche Funktion als Wohn-, Schutz- und Herrschaftsanlage erfüllte. In diese Zeit fallen der Neubau der Burg, der sich ein- bis zweihundert Jahre hinzog, sowie alle wichtigen Begebenheiten. Gesellschaftliche und militärische Veränderungen im 16. und 17. Jahrhundert führten zur Krise der Burgen. In ihrer mittelalterlichen Gestalt überlebten nur wenige Anlagen. Sofern sie nicht zu wehrhaften Festungen oder zu schlossartigen Anlagen umgebaut wurden, waren sie dem Verfall preisgegeben, so dass von vielen Burgen heutzutage kaum noch Reste vorhanden sind. Letzteres Schicksal drohte auch dem Hanstein. Dass von der alten gotischen Burganlage die heutzutage noch zu bewundernden imposanten Teile vorhanden sind, hat verschiedene Gründe, denen in der Schrift nachgegangen wird. Hierzu zählen die Nutzung der Burg 10

Einleitung als Gefängnis im 17. und 18. Jahrhundert sowie die Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert, in der mit dem Mittelalter auch die Burgen „wiederentdeckt“ und erhalten, zum Teil neu aufgebaut oder in Rekonstruktion aufwändig restauriert wurden, wie die Wartburg bei Eisenach in Thüringen oder die Hochkönigsburg im Elsass. Die hier vorgelegte Gesamtdarstellung der Burggeschichte des Hansteins erhebt nicht den Anspruch, diese in allen Einzelheiten und all ihren Dimensionen zu erfassen. Ein solcher Inhalt würde den Rahmen dieser Schrift, die auch den Charakter einer Festschrift zum Jubiläumsjahr trägt, sprengen. In diesem Zusammenhang sei auf die neu herausgegebene Reprintausgabe der zweibändigen Familiengeschichte der von Hanstein von 1856/57 mit dem Titel „Urkundliche Geschichte der von Hanstein in dem Eichsfeld“ mit über 1300 Seiten hingewiesen. Auch wenn ein großer Teil dieser Familiengeschichte über die engere Burggeschichte hinausgeht, so gibt sie doch eine Ahnung von der vorhandenen Stofffülle in diesem Bereich. Diese Schrift lässt Raum für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen einzelner Zeitabschnitte und Sachbereiche der Burg Hanstein. Parallel zu diesem Buch wurden Spielszenen von Hans-Dieter und Barbara von Hanstein verfasst, die weitgehend analog dem Konzept des Buches, aber in lockerer Form über das Medium Film in Kurzsequenzen die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner vermitteln. Realisiert wurde dieses Vorhaben von der Schauspielgruppe des LingemannGymnasiums Heiligenstadt unter ihrem Leiter Mario Berend. Bei der Abfassung dieses Buches wurde neben Wissenschaftlichkeit, die sich vor allem auf eine solide Quellenarbeit stützt, Wert auf eine Allgemeinverständlichkeit der Ausführungen gelegt, so dass dieses Buch einen größeren Leserkreis erreichen möchte. Garant hierfür sind die ausgewählten Autoren, die bisher zahlreiche Artikel und Schriften zu allgemeinhistorischen und heimatgeschichtlichen Themen in Zeitschriften und einschlägigen Werken publiziert haben: Dr. Peter Aufgebauer ist Dozent am Institut für Historische Landesforschung der Universität Göttingen. Elmar Golland wirkte als Fachlehrer für Deutsch und Geschichte in Dingelstädt und Leinefelde. Josef Keppler unterrichtete als Diplomlehrer für Deutsch und Musik in Wahlhausen, Mackenrode und Uder, war Kulturamtsleiter und Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde in Heiligenstadt und ist Redaktionsmitglied und Lektor des „Eichsfeld-Jahrbuches“ sowie der „Eichsfelder Heimatzeitschrift“. Der Archäologe Dr. Thomas Küntzel ist gegenwärtig an der Hochschule Anhalt in Dessau im Fachbereich Architektur, Geoinformatik und Facility Management tätig. Thomas T. Müller ist Direktor der Mühlhäuser Museen, Redaktionsleiter des „EichsfeldJahrbuches“ und war zuvor Stadtarchivar in Heiligenstadt. Einen außergewöhnlichen Gesichtspunkt im Rahmen dieses Themas bearbeitete Dr. Heinz-Gerd Röhling, der Geologe am Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover ist. 11

Karl-Ludwig von Hanstein, Hans-Dieter von Hanstein Aus der Familie von Hanstein beteiligte sich an diesem Werk Hans-Dieter von Hanstein, der nicht nur von seiner Familienzugehörigkeit her einen Bezug zur Burg hat, sondern auch am Fuße der Burg in Werleshausen geboren wurde, wo sein Vater einige Jahre Pfarrer war. Er ist Theologe und Pädagoge und seit Jahren als Studienrat im Schuldienst tätig. Weiter schrieben für dieses Buch Beiträge: Lothar Heinemann in seiner Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Bornhagen, die zur Zeit Eigentümerin der Burg Hanstein ist, Manuela Röhrig, die 1. Vorsitzende des Heimatvereins Hanstein/Bornhagen, sowie Silvia Rinke, ihre Vorgängerin von 1999 bis 2005. Der Familienverband der von Hanstein als Initiator und Herausgeber dieses Buches anlässlich der 700-Jahr-Feier der Burg Hanstein möchte allen Autoren, die an dieser Schrift mitgearbeitet haben, herzlich danken. Ein besonderer Dank gilt dem Ministerpräsidenten von Thüringen, Herrn Dieter Althaus, und dem Landrat des Landkreises Eichsfeld, Herrn Dr. Werner Henning, für ihre Grußworte. Dank sagen möchten wir den Mitgliedern der Familie Annemarie von Hanstein, Göttingen, und Carola von Fischer geb. Freiin v. Hanstein, Hamburg, für ihren Einsatz zum Gelingen dieses Buches und für die Vorbereitung des Burgjubiläums im Jahre 2008. Die Familie von Hanstein freut sich über die in den letzten Jahren fachmännisch vorgenommenen Sanierungsarbeiten an der Gesamtanlage der Burg und hofft, dass sie aufgrund ihrer historischen und baulichen Bedeutung sowie ihrer reizvollen Lage auch weiterhin erhalten bleibt und noch viele Generationen diese Burg entdecken und besuchen. Hierzu möchte dieses Buch einen Beitrag leisten. Dipl.-Theol. Hans-Dieter von Hanstein

Prof. Dr. Karl-Ludwig von Hanstein

Herausgeber im Namen des Familienverbands

Senior des Familienverbandes der von Hanstein

12

Geschichte der Familie von Hanstein

Überblick über die Geschichte der Familie von Hanstein von Hans-Dieter von Hanstein Als am 4. Oktober 1308 die Brüder Heinrich und Lippold von Hanstein1 mit dem damaligen Erzbischof und Kurfürsten Peter von Mainz den Vertrag zum Neubau der Burg Hanstein abschlossen, wohnten schon mehrere Generationen ihres Geschlechts im Eichsfeld und auch auf der Burg Hanstein. Ihr Großvater Heidenreich nannte sich in einer Urkunde von 1236 als erster ihrer Familie auch „von Hanstein“ nach der gleichnamigen Burg. Es war eine Zeit, in der sich erst nach und nach feste Familiennamen einbürgerten.

Herkunft des Geschlechts von Hanstein Heinrich und Lippold sowie ihre Vorfahren - soweit sie bekannt sind - standen als Ministeriale2 in unterschiedlichen Funktionen im Dienst der Mainzer Erzbischöfe. Seit 1150 bekleideten sie hauptsächlich das Vizedomamt auf dem Rusteberg, d. h., sie waren weltliche Stellvertreter des Erzbischofs auf dem Eichsfeld3 und nannten sich „von Rusteberg“. Der oben erwähnte Heidenreich von Hanstein, der sich in den Urkunden in der Regel „von Rusteberg“ nannte, war von 1239 bis 1256 Vizedom bzw. Viztum und erhielt 1241 dieses Amt als Erblehn für den jeweils Ältesten seiner legitimen Söhne. Sein Enkel Heinrich von Rusteberg war kinderlos und verkaufte noch zu seinen Lebzeiten 1323 das Vizedomamt an Mainz. Im Zusammenhang mit dem Verkauf dieses Amtes und einigen anderen Besitzungen gab es jahrelange Auseinandersetzungen zwischen Heinrich von Rusteberg, seinen Vettern von Hanstein und dem Erzbischof von Mainz, die mit Ausgleichszahlungen und mit der Rückgabe von Besitzungen endeten. Das Vizedomamt als Erblehn ging der Familie aber für immer verloren. Als ältester Vorfahr der Familie von Hanstein wird ein Dietrich (Theodericus), Vizedom in Apolda, angenommen, der 1121 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird. Er soll der Vater der ersten beiden zur Familie von Hanstein gehörenden Brüder und Vizedome Heidenreich (Heidenricus) und Hellwig (Helmwicus) zu Rusteberg sein. Diese Annahme stützt sich auf eine im 19. Jahrhundert in Fritzlar gefundene Urkunde, in der verschiedene Mainzer Ministerialen als Zeugen genannt werden, u. a. Heidenreich und Hellwig von Rusteberg als Söhne des Vizedoms Dietrich von Apolda.4 1

Statt Lippold finden sich auch die Schreibweisen Luppold und Lupold. Die Personennamen tauchen in den alten Urkunden und anderen Quellen in verschiedenen Schreibweisen auf. In diesem Beitrag werden die gängigen, am meisten verwendeten Formen gewählt.

2

Ministeriale: Dienstmann, im Mittelalter ursprünglich der Angehörige einer Oberschicht unfreier Hofdiener, der zum Verwaltungs- und Kriegsdienst herangezogen wurde, besondere Dienstrechte hatte und Dienstlehen erhielt; ab dem 12. Jahrhundert verschmolzen sie mit den freien Vasallen zur Ritterschaft.

3

Das Erzbistum Mainz, welches ein recht großes, aber nicht geschlossenes Herrschaftsgebiet umfasste, wurde im Jahre 1120 in vier Verwaltungsbezirke eingeteilt: 1. Rheingau mit Amtssitz in Mainz, 2. Franken mit Amtssitz in Aschaffenburg, 3. Thüringen mit Amtssitz in Apolda, später Erfurt, und 4. das Eichsfeld (anfangs mit den Mainzer Besitzungen in Hessen in und um Fritzlar sowie Amöneburg und Hofgeismar) mit Amtssitz auf der Burg Rusteberg.

4

Dort heißt es u. a.: „Presentibus ministerialibus Maguntine ecclesie: Theodorico vicedomino in Apolda et filiis eius Heindenrico vicedomino in Rusteberc et fratre eius Helmvico“. Nach Georg Bauer, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen ersten Band zur Geschichte der Familie von Hanstein geschrieben hat, ist die Annahme irrig, dass Dietrich

13