Buch Apel 23.02.2012 AWS

angesehen wird. Die Bewahrung des großen Kulturerbes kann – so ist zu hoffen – dazu beitragen, dass anderen, in der Vergangenheit geschädigten. Landschaften, ebenfalls mehr Aufmerksamkeit zukommt. Solche meist durch Übernutzung zerstörte Landschaften sind nicht nur in Afrika, Asien und Amerika zu beklagen.
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Dieter Apel

Landschaft und Landnutzung Vom richtigen Umgang mit begrenzten Flächen

Dieses Buch wurde klimaneutral hergestellt. CO2-Emissionen vermeiden, reduzieren, kompensieren – nach diesem Grundsatz handelt der oekom verlag. Unvermeidbare Emissionen kompensiert der Verlag durch Investitionen in ein Gold-Standard-Projekt. Mehr Informationen finden Sie unter www.oekom.de. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2012 oekom, München oekom verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH, Waltherstraße 29, 80337 München Satz + Layout: Diakonisches Werk – Stadtverband Hannover e. V., Abt. SINA – Soziale Integration Neue Arbeit Umschlaggestaltung: Sarah Schneider, oekom verlag Umschlagabbildung: Isolatetd Miniature globe © arquiplay77 (Fotolia.com) Druck: Digital Print Group, Nürnberg Dieses Buch wurde auf 100%igem Recyclingpapier gedruckt. Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-86581-303-9 e-ISBN 978-3-86581-497-5

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Dieter Apel

Landschaft und Landnutzung Vom richtigen Umgang mit begrenzten Flächen

Inhalt Abkürzungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Dank 1

Einleitung

11

1.1 Landnutzung unter Konkurrenzdruck

11

1.2 Nachhaltige Landnutzung – Untersuchungsraum Europa

13

1.3 Strategien zur Lösung der ökologischen Krisen

15

1.4 Untersuchungsthese

16

1.5 Landflächen nach der Hauptnutzungsart

17

1.6 Landnutzung nach regionalen Bedingungen

18

1.7 Flächennutzung – komplexe Thematik

18

2

19

Wald- und Moorflächen

2.1 Ökologische und soziale Bedeutung europäischer Wälder

19

2.2 Grundlage der Vegetation – die Photosynthese

19

2.3 Wald und Moor als Kohlenstoffspeicher

20

2.4 Waldumbau zu naturnahen Wäldern

22

2.5 Nachhaltige Holzverwendung

22

2.6 Das Klimaschutzpotenzial der Waldflächen

23

2.7 Ökologische Bedeutung europäischer Moorflächen

25

2.8 Klimaschutzpotenzial von Moorflächen

26

2.9 Wohlfahrtswirkungen von Wald und Moor, Chancen für den Waldumbau

27

3

29

Landwirtschaftsflächen

3.1 Zur Situation der industriellen Landwirtschaft

29

3.2 Zur Kulturgeschichte des Bodens

30

3.3 Agrarökologische Forschung und Praxis

32

3.4 Energie- und Treibhausgas-Bilanz von Ackerflächen

34

3.5 Vorzüge von Dauergrünland

37

3.6 Grünland-Weidenutzung versus Stall-Tierhaltung

38

3.7 Gefahren der industriellen Intensivtierhaltung

40

3.8 Landwirtschaft für »Erneuerbare Energie«

41

3.9 Zukünftige Energiepflanzen, Biogas aus Reststoffen

45

4

Flächen zur technischen Nutzung der Sonnenenergie

4.1 Passive Sonnenenergie-Nutzung

48 48

4.2 Solarthermische Dachanlagen

49

4.3 Dachanlagen der Photovoltaik

49

4.4 Freifeldanlagen der Photovoltaik

50

4.5 Solar-Freifeld-Kraftwerke

50

4.6 Windenergieanlagen

51

4.7 Energiespeicher

53

4.8 Von zentraler Versorgung zu dezentraler Autonomie

54

4.9 Vergleichende Bewertung der technischen Wege

55

5

57

Renaturierbare und rekultivierbare europäische Landschaften

5.1 Geschichte des Wandels europäischer Landschaften

57

5.2 Möglichkeiten und Potenziale einer Revitalisierung degradierter Landschaften

59

5.3 Die mediterranen Regionen – Landschaftszustand und Revitalisierung

60

5.4 Nachhaltige mediterrane Landwirtschaft

64

5.5 Der Balkankarst – Renaturierung und Rekultivierung

68

5.6 Renaturierung westeuropäischer Landschaften

69

5.7 Nachhaltige Waldwirtschaft in Nordeuropa

75

5.8 Nachhaltige Landwirtschaft in Mitteleuropa

80

5.9 Die Alpenregion – Schutz einer einzigartigen Kultur- und Naturlandschaft

84

6

95

Siedlungs- und Verkehrsflächen – Städte und Stadtregionen

6.1 Stadt- und Verkehrsentwicklung: Gegenseitige Abhängigkeit

95

6.2 Zur Entwicklung der europäischen Industriestadt

96

6.3 Autoorientierte Stadt- und Stadtumlandentwicklung

98

6.4 Ursachen der Landschaft verbrauchenden Suburbanisierung

99

6.5 Flächenverbrauch – Indikator für Umweltbelastungen

101

6.6 Schritte zur nachhaltigen Stadt- und Raumstruktur

103

6.7 Die wohnliche, sichere und lebendige Stadt

106

6.8 Schritte zur energiesparenden und vom Auto entlasteten Stadt

109

6.9 Schritte zur grünen Stadt und Resümee

116

7

Bauen und Transport in der freien Landschaft

119

7.1 Landschaft – physische, sinnliche und emotionale Lebensgrundlage

119

7.2 Bauen auf dem Land und der Preis des Baulands

120

7.3 Transport und Verkehr – Reduzierung durch wahre Preise

123

8

129

Wasserressourcen und Landnutzung

8.1 Zwischen Wassermangel und Hochwasserschäden

129

8.2 Wasserspeicherung, vorbeugender Hochwasserschutz

130

8.3 Gefährdung des Wassers durch Verschmutzung

133

8.4 Schutzwälder – Wasserversorgung und Hochwasserschutz

136

8.5 Naturnahe Flusslandschaften und Hochwasserschutz

137

8.6 Wassersensible Stadtentwicklung

140

9

142

Ergebnisse und Folgerungen

9.1 Landnutzung und Landschaftsstruktur – Schlüsselstrategie zur Lösung der ökologisch-sozialen Krisen

142

9.2 Ökologisch orientierte Land- und Waldwirtschaft

143

9.3 Energie von Sonne und Wind bei geringem Flächenbedarf

147

9.4 Renaturierung und Rekultivierung europäischer Landschaften

149

9.5 Städte und Stadtregionen – landschaftsverträglich, energiesparsam, menschenbelebt statt autoverstopft 9.6 Bauen und Transport in der freien Landschaft

158 164

9.7 Wasser und Landschaft

166

9.8 Ausblick

168

Literatur

171

Abkürzungsverzeichnis BfN

Bundesamt für Naturschutz

BHKW

Blockheizkraftwerk

BUND

Bund für Umwelt und Naturschutz

CCS

Abspaltung und unterirdische Endlagerung von CO2

CO2-Äquiv.

Kohlendioxid-Äquivalente

d. h.

das heißt

Difu

Deutsches Institut für Urbanistik

EG

Europäische Gemeinschaft

EU

Europäische Union

ha

Hektar, 10.000 Quadratmeter

IAASTD

International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (Weltagrarrat)

i. A.

im Allgemeinen

Kfz

Kraftfahrzeug

kg

Kilogramm

km, m

Kilometer, Meter

Kwh

Kilowattstunden

Lkw

Lastkraftfahrzeug

m. E.

meines Erachtens

Mio.

Millionen

MW

Megawatt, 1.000 Kilowatt

NRW

Nordrhein-Westfalen

NS-Regime

»Nationalsozialistisches Regime« (1933-1945)

Pkw

Personenkraftwagen

qkm, qm

Quadratkilometer, Quadratmeter

SRL

Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung

SRU

Sachverständigenrat für Umweltfragen

t

Tonne, tausend Kilogramm

THG

Treibhausgas

u. a.

und andere(s)

UBA

Umweltbundesamt

VCD

Verkehrsclub Deutschland

VCÖ

Verkehrsclub Österreich

VCS

Verkehrsclub Schweiz

z. T.

zum Teil

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Treibhausgas (THG)-Emission pro Kopf und Jahr

14

Tabelle 2: Potenzielle Kohlendioxid-Senke von Waldflächen in Deutschland

24

Tabelle 3: Treibhausgas-Emissionen (THG) der industriellen Landwirtschaft

36

Tabelle 4: Industrielle Tierhaltung versus Grünland-Weide

40

Tabelle 5: Treibhausgas-Bilanz (THG) von Agro-Diesel

42

Tabelle 6: Treibhausgas-Bilanz (THG) von Bio-Ethanol

43

Tabelle 7: Treibhausgas-Bilanz (THG) von »Biogas« – auf Maisbasis

44

Tabelle 8: Reduzierung (+) oder Emission (-) von Treibhausgasen durch Wald-, Moor- und Landwirtschaftsflächen

47

Dank

Besonders danke ich zunächst meiner Partnerin Hedi Apel für geduldiges Korrekturlesen sowie Anregungen und Hinweise. Großer Dank gilt Anneliese Bäte und ihren Kolleginnen vom Büroservice SINA (Soziale Integration Neue Arbeit) in Hannover, dass sie aus einem nicht immer leicht lesbaren Manuskript mit Geduld und Mühe ein Buch gemacht haben. Dem oekom verlag danke ich für die Kooperation sowie Susanne Darabas, Volker Eidems und Clemens Herrmann für das Feedback. Michael Adler bin ich dankbar, dass er die Verbindung zum Verlag vermittelte. Nicht zuletzt habe ich all den Autor(inn)en und Forscher(inne)n zu danken, ohne deren tiefere fachwissenschaftliche Vorarbeiten in der Geobotanik und Ökologie, in der Agrar- und Forstwissenschaft sowie in den Raumwissenschaften dieser Versuch einer fachübergreifenden Sicht nicht möglich gewesen wäre. Dieter Apel im Februar 2012

1

Einleitung

1.1 Landnutzung unter Konkurrenzdruck Klimawandel, Naturzerstörung, Ressourcenverknappung und Hungerkrisen haben gemeinsame Ursachen, die Ideologie unbegrenzten ökonomischen Wachstums in einer endlichen Welt (Leggewie & Welzer 2009) und die Ausbeutung der in Jahrtausenden angesammelten Naturschätze in nur zwei Jahrhunderten. »Wir wenden ungeheure Mengen an Energie auf, um diese Ressourcen in gigantische Materialströme zu verwandeln, die den Globus umrunden, um dorthin zu gelangen, wo die Menschen leben, die versorgt werden wollen« (Schmidt-Bleek 2007, S. 29), oder die es sich leisten können, so versorgt zu werden. Überlagert werden diese Krisen durch die globalen Verteilungsungleichgewichte und durch ein Finanzsystem, das die Gesellschaft in bisher unbekannter Dimension belastet. Dieser Problembereich muss hier ausgeklammert bleiben, so wesentlich er auch für die Bewältigung der Krisen ist (Radermacher 2009, Hanisch 2010). Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die letztendlich maßgebliche Lebensbasis, die im kosmischen Maßstab zerbrechlich erscheinende Erdoberfläche. Alles Leben auf der Erde hängt unter dem Energiespender Sonne von der dünnen Oberflächenschicht der Landmassen der Erde von oft nur wenigen Dezimetern Dicke, den Wasserflächen der Erde und der aufliegenden Luftschicht ab. Um Meeresforschung soll es hier nicht gehen, sondern um »Landnutzungsforschung«. Wir fragen: »Nutzen wir die Landflächen der Erde richtig?« Die begrenzte Landfläche steht unter hohem Konkurrenzdruck unterschiedlicher Ansprüche. Die Städte dehnen sich flächenmäßig weiter in die umgebende Landschaft aus. Für Straßen und andere Verkehrsanlagen wird ebenfalls weiterer Raum in Anspruch genommen, oft auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen. Letztere lassen sich aber nur noch sehr begrenzt auf Kosten von Wald, Moor und Grasland hinzugewinnen, ohne immense Schäden im Hinblick auf globalen Klimawandel und Naturschutz, auf lokales Klima, lokale Wasserwirtschaft und Erholungsflächen hervorzurufen. Bekannt ist zum Beispiel, dass durch Abholzen von Moorwald und Trockenlegen der Torfböden auf Sumatra (Indonesien) »ein Vielfaches dessen an Kohlendioxid freigesetzt« wird, was durch den Energie-Ertrag

12

der Palmölplantagen eingespart werden soll (Adler 2008, S. 3). Nebenbei wird dabei ein einmaliges Ökosystem zerstört und der zurückbleibende Boden in relativ kurzer Zeit unfruchtbar sein. Aber auch hierzulande und in Europa stellen sich kritische Fragen, wenn man sich durch unsere Agrar-Kulturlandschaft bewegt. Zu welchem Zweck und mit welchem Nutzen wird eigentlich was mit welchem Aufwand angebaut? Das Aufziehen von Nahrungsmitteln scheint in manchen Regionen nicht mehr im Vordergrund zu stehen, sondern ausgedehnte Mais-, Raps- und auch Zuckerrübenfelder fallen ins Auge. Wie kann so viel Kulturfläche in Anspruch genommen werden für einen geringen Netto-Ertrag an »Erneuerbarer Energie«, wenn außerdem zweifelhaft ist, ob die Treibhausgas-Bilanz überhaupt positiv ausfällt? Die unterschiedlichen Produktionspfade (»Biodiesel«, Bio-Ethanol«, »Biogas«) sind zu untersuchen. Ferner beruht die industrielle Landwirtschaft auf einem hohen Einsatz an fossiler Energie für Düngemittel, Pestizide, Maschinen u. a., die nicht nur beträchtliche Treibhausgas-Emissionen zur Folge haben, sondern auch Boden, Grundwasser und Flüsse schädigen und die Gesundheit von Menschen und Tieren bedrohen. Hier sind alternative Wege zu prüfen und weiterzuentwickeln, bevor das Ende des Erdölzeitalters dazu endgültig zwingt. Dazu gibt es bereits viele erfolgreich erprobte Ansätze. Auch ein Blick in die Agrar-Kulturgeschichte ist lehrreich und ermutigend (Montgomery 2010). Bewunderung und hohen Respekt lösen Bilder von chinesischen Kulturlandschaften mit kleinteiliger Terrassenfelderstruktur aus, die sich über Jahrtausende als stabile Agrar-Ökosysteme bewährten (Müller 1997). Auch in Europa können wir ähnliche Agrar-Kulturleistungen bewundern, insbesondere im Mittelmeerraum und in der Alpenregion. Der Alpenraum umfasst eine reiche Vielfalt an Kulturlandschaften, deren Schutz und Erhaltung als große europäische Aufgabe angesehen wird. Die Bewahrung des großen Kulturerbes kann – so ist zu hoffen – dazu beitragen, dass anderen, in der Vergangenheit geschädigten Landschaften, ebenfalls mehr Aufmerksamkeit zukommt. Solche meist durch Übernutzung zerstörte Landschaften sind nicht nur in Afrika, Asien und Amerika zu beklagen. Seit Jahrhunderten oder seit über zweitausend Jahren hat die Ausbeutung europäischer Wälder

13

gravierende Landschaftsschäden hinterlassen: Kahle oder mit nur dürftiger Vegetation bestandene Berghänge, halbwüstenartige Karsthochflächen, trockengelegte und durch Brände zerstörte Moorwälder, durch Wasser- und Winderosion geschädigte Ackerflächen. Warum sollte es nicht möglich sein – als Beitrag zur Bewältigung der Energie-, Ernährungs-, Klima- und Umweltkrise – geschädigte Landschaften wieder zu revitalisieren mit kräftiger Vegetation oder zu rekultivieren? Heute haben wir dazu die technischen Mittel und die fachlichen Kenntnisse. Und viele junge, gebildete Menschen möchten gern eine sinnvolle Arbeit leisten. Die Möglichkeiten dazu und die Potenziale in verschiedenen Regionen Europas werden untersucht. Ein weiterer Lebensbereich, der uns in den vergangenen sechzig Jahren viel Landschaftsfläche und herbe Durchschneidungen von Landschaften gekostet hat und noch kosten soll, ist die Verkehrs- und Stadtentwicklung. Obwohl das Auto fachlich als das am wenigsten geeignete Verkehrmittel für die Stadt gilt und uns daher auch nicht zu lebenswerteren Städten verholfen hat, sind ideologische Fixierung und »das Pflegen von Fetischen« (Leggewie & Welzer 2009, S. 91) noch groß. Wir sollten aber den »Klimawandel als Kulturwandel« verstehen und die anstehende »große Transformation als Veränderungschance begreifen« (ebd., S. 174). Möglichkeiten und bereits realisierte Ansätze zu anderen, menschenbelebten statt autoverstopften, zu grünen, gesunderen, energiesparsamen, urbanen Städten und Dörfern werden erörtert.

1.2 Nachhaltige Landnutzung – Untersuchungsraum Europa Die detaillierteren Analysen beschränken sich auf den geographischen Bezugsraum Europa. Eine weltweite Betrachtung ist zur Lösung der Klima-, Umwelt- und Versorgungskrise aber notwendig und wurde eingangs auch angesprochen. Daher soll auf die erforderliche Rolle Europas im »Weltkonzert« kurz eingegangen werden. »Der Umweltverbrauch der reichen Länder ist heute so hoch, dass man für eine Übertragung dieses Lebensstils auf den Rest der Welt drei