BKW bereit für die Energie-Zukunft

21.03.2013 - BKW wird darauf aufbauen und sich neu positionieren. Die vertikale Integration ist denn auch eine ausgezeichnete Basis zur Gestaltung des ...
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Geschäftsjahr 2012

BKW bereit für die Energie-Zukunft

Referat von Suzanne Thoma, CEO, anlässlich der Jahresmedienkonferenz vom 21. März 2013 Sehr geehrte Damen und Herren

Ich begrüsse Sie zur Jahresmedienkonferenz der BKW -Gruppe. Ich freue mich, Ihnen erstmals in operativer Verantwortung über den Geschäftsgang unseres Konzern s Rechenschaft abzulegen und die künftigen Herausforderungen des Unternehmens skizzi eren zu können. Sie wissen, ich habe meine neue Funktion zum Jahresbeginn übernommen. Wenn ich Ihnen heute eine durch und durch solid aufgestellte BKW präsentieren kann, dann rede ich stets über die Arbeit der bisherigen Konzernleitung unter der Führung meines geschätzten Vorgängers Kurt Rohrbach.

Für eine Energiewende in realistischen Schritten Ich beobachte in den letzten Tagen und Wochen mit Interesse die politische Diskussion in unserem Land. Der Nationalrat hat die Cleantech-Initiative deutlich verworfen. Die Stimmberechtigten des Kantons Bern haben die Initiative „Bern erneuerbar“ und den Gegenvorschlag abgelehnt. Diese politischen Entscheide und die Begleitdiskussione n zeigen: Nach anfänglichem Enthusiasmus, macht sich eine gewisse Ernüchterung breit. Es wird nämlich konkreter. Es könnte den Einzelnen und dessen Alltagsgewohnheiten betreffen. Verschiedene Argumente scheinen dabei den Ausschlag zu geben – die Angst vor hohen Kosten, aber auch Zweifel an der Machbarkeit. Tatsächlich gibt es viele offene Fragen und eine Vielzahl von Herausforderungen. Diese sind nicht nur technologischer und finanzieller, sondern auch gesellschaftlicher Natur. Das heisst es stellt sich die Frage, welche Kompromisse die Gesellschaft einzugehen bereit ist. Als Verantwortliche eines grossen Energieunternehmens leite ich daraus den Auftrag ab: Wir müssen die Neugestaltung der Energieversorgung und die unternehmerischen Chancen, die sie bietet, beherzt anpacken und konsequent nutzen, ohne aber den Sinn für die Realitäten und die Realisierbarkeit zu verlieren. Nur so kann die Energiepolitik 2050 des Bundesrates, deren Prioritäten die BKW unterstützt, erfolgreich sein.

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Die Strombranche durchlebt zur Zeit einen raschen Wandel. Diesem Wandel ist auch die BKW-Gruppe unterworfen. Zwar sind wir dank unserer Anpassungen, die wir im Jahr 2012 geplant bzw. umgesetzt haben gut aufgestellt. Doch das macht die Herausforderungen nicht kleiner. Wir sehen uns einer anspruchsvollen Marktsituation im In- und Ausland gegenüber. Die Konjunkturlage ist schwierig, der Markt durch die Konkurrenz von subventionierter und nicht-subventionierter Stromproduktion verzerrt. Der Stromhandel steht unten den negativen Vorzeichen einer Währungssituation mit einem noch immer stark bewerteten Franken, verschärften regulatorischen Bestimmungen weiterhin tiefen Energiepreisen und der schwindenden Differenz zwischen Peak - und Offpeak-Erlösen. Die massive Subventionierung von Solarenergie und Windstrom insbesondere in Deutschland wirkt. Sie ruft aber Folgeprobleme hervor, die nicht zuletzt die Netzstabilität und die Netzkapazität betreffen sowie die Rentabilität des nicht-subventionierten Bereichs in Frage stellen. So sind Investitionen in die immer wichtiger werdenden Reservekapazitäten nicht oder nur mit einem ganz langfristigen Horizont zu tätigen.

Strategie BKW 2030 wird konsequent umgesetzt Vor dem Hintergrund dieser Situation muss es unser vordringlichstes Ziel sein, die Profitabilität der BKW-Gruppe und ihre Zukunftsfähigkeit zu wahren. Ein zentrales Mittel dafür ist das Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm. Die letzten Monate zeigen: Das Programm in all seinen Facetten greift. 2012 wurden insgesamt 50 Mio. Fr. eingespart. Von den 250 Stellenstreichungen, die wir vornehmen müssen, sind 180 realisiert.

Die BKW hat früh und prompt auf den sich abzeichnenden Umbruch in der Energiewir tschaft reagiert. Dabei setzen die Energiestrategie des Bundesrates, die gesetzlichen und regulatorischen Bestimmungen den Rahmen. Mit der neuen Strategie „BKW 2030“ leistet unsere Unternehmen einen massgeblichen Beitrag zum Umbau des Energieverso rgungssystem. Sie konzentriert sich auf Erneuerbare und Effizienz. Dabei arbeitet die BKW unternehmerisch, innovativ und zukunftsorientiert. Sie sichert die Rentabilität, I nvestitionskraft und Attraktivität für Kunden, Investoren und Mitarbeitende. Diese Strategie wird konsequent umgesetzt. Abbild davon ist die neue Konzern- und Organisationsstruktur. Die auffälligste Veränderung in der neuen Konzernstruktur ist sicher der neue Geschäftsbereich „Erneuerbar und Effizienz“. Er stärkt unseren neuen strategischen Schwerpunkt bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Die Schaffung eines eigenen Geschäftsbereichs ist zugleich verbunden mit dem Auftrag, einen positiven und wachsenden Beitrag zum Konzernergebnis zu leisten. Ebenfalls von grosser Bedeutung

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ist die Bildung des Geschäftsbereichs „Markt“. Dieser soll die Kompetenzen in der Marktbearbeitung bündeln und so beim Kunden einen umfassenden Nutzen stiften.

Auf Kurs ist unsere neue Strategie auch beim Ausbau von Produktionskapazitäten im Hydro- und Windbereich. Wir haben 2012 in der Schweiz zahlreiche WasserkraftProjekte vorangetrieben. In Deutschland und in Italien haben wir das Windportfolio mit dem Erwerb von jeweils zwei Anlagen ausgebaut. Mit Investitionen von rund einer Milliarde Schweizer Franken sind wir mit Abstand der grösste Sc hweizer Investor in diesem Bereich. Wir arbeiten mit Nachdruck am Ausbau der neuen erneuerbaren Energien im Inland sowie im angrenzenden Ausland. Nicht weniger wichtig waren die Entwicklungen im Bereich des Netzes. 2012 haben wir die Überführung des Übertragungsnetzes an Swissgrid erfolgreich vorbereitet. Wir haben zudem die Erneuerung des Unterwerks Mühleberg-Ost abgeschlossen und dabei Effizienz und Versorgungssicherheit weiter verbessert. Die BKW wird bis Ende 2014 die betrieblichen Netzprozesse in den Regionen weiter optimieren und startet dazu ein entsprechendes Projekt. Die Kunden werden von einer höheren lokalen Verankerung profitieren.

Erlauben Sie mir in diesem Kontext eine Anmerkung: Bedauerlicherweise sehen wir uns beim Ausbau der erneuerbaren Energien immer wieder mit grossen bürokratischen und politischen Hürden konfrontiert. Trotz eines breiten politischen Konsenses zum Ausbau der erneuerbaren Energien, treffen wir bei allen konkreten Projekten auf teilweise erbitterten Widerstand. Wenn wir die neue Energiepolitik umsetzen wollen, brauchen wir bei allen Akteuren Vernunft und Realismus. Die Veränderung der Energieversorgung erreichen wir nicht, in dem wir davon reden, sondern indem wir in gut abgewogenen Schritten konsequent handeln.

Geordneter Ausstieg beim KKW Mühleberg Für diesen Übergang wird auch das Kernkraftwerk Mühleberg eine bedeutende Rolle spielen. Die über 3 TWh Mühleberg-Strom leisten zur Zeit noch einen unverzichtbaren Beitrag zur Energieversorgung unseres Versorgungsgebietes. Die Sicherheit der Anlage ist uns wiederholt attestiert worden. Ich verweise Sie dabei auf die Einschätzungen von Seiten unserer Aufsichtsbehörde und internationaler Experten. Dem ausstehenden Bundesgerichtsentscheid zu Mühleberg sehen wir mit Zuversicht entgegen. Die BKW hat bisher alle geforderten Nachweise und Dokumente fristgerecht eingereicht. Wir werden dem ENSI bis Mitte Jahr die Umsetzungsplanung für die Nachrüstung des KKM vorlegen. Danach wird die Aufsichtsbehörde Stellung beziehen. Auf dies er Grundlage können

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wir dann beurteilen, auf welche Weise wir die vorgesehenen Massnahmen umsetzen und damit auch die Kosten schätzen. Der Verwaltungsrat wird dann bis Ende 2013 unter Abwägung aller Gesichtspunkte einen Grundsatz- und Investitionsentscheid zu Mühleberg fällen. Solides Betriebsergebnis, belastende Sonderrückstellungen Ich gehe nun auf die Geschäftsentwicklung der BKW -Gruppe ein. Die BKW hat im vergangenen Jahr ein solides, zufriedenstellendes operatives Betriebsergebnis erwirtschaftet. Zum Ergebnis trugen sowohl das Energie- als auch das Netzgeschäft bei. Ausschlaggebend für diesen Abschluss waren neben dem Produktionsrekord des KKM die gesteigerte Produktion bei den erneuerbaren Energien, aber auch die Effekte unseres Programms zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung. Negativ ins Gewicht fallen beim Jahresabschluss 2012 der rückläufige Stromabsatz und die getätigten Sonderrückste llungen. Die BKW Gruppe hat 2012 ihre operative Ertragskraft – also das EBITDA – um 273 Mio. Fr. auf 411 Mio. Fr. gesteigert. Dieser Betrag berücksichtigt Sonderrückstellungen in der Höhe von 112 Mio. Fr. Ohne Einbezug der Sonderbelastungen hätte das EBITDA 523 Mio. Fr. betragen. Dieser Wert liegt 105 Mio. Fr. oder 25% über dem Vorjahr. Der Rei ngewinn beträgt 135 Mio. Fr., wobei die Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten das Finanzergebnis positiv beeinflusst hat. Angesichts der schwierigen Marktsituation ist dieses Ergebnis sehr zufriedenstellend. Mit einer Eigenkapitalquote von 36,5% und einer längerfristig geregelten Fremdfinanzierung steht die BKW finanziell auf festen Füssen.

Trotz der Sonderrückstellungen präsentieren sich die Finanzen der BKW Gruppe unverändert solide. Unser Unternehmen verfügt über die erforderlichen Mittel, um den strat egischen Umbau des Kraftwerkparks voranzutreiben und neue Geschäftsmodelle aus der Taufe zu heben. Wir sind für die Zukunft bereit, auch finanziell!

Nach den Referaten von Hermann Ineichen und Beat Grossenbacher werde ich detaillierter darauf eingehen.

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Teil 2

Auf dem Weg zur Energiedienstleisterin Das künftige Energiesystem wird, namentlich in der Schweiz, durch eine hohe Dezentr alität und Komplexität gekennzeichnet sein. Unsere Stromkunden werden auch Strompr oduzenten sein. Aus einem geordneten, klar strukturierten System wird ein komplexes Miteinander von Produktion, Konsum und Speicherung. An einem kalten Wintertag werden auch Kleinproduzenten Strom aus dem Netz beziehen wollen. Neue Technologien werden zur Anwendung kommen. Dabei wird eine umfassende Systemkompetenz für das Energiesystem der Zukunft zentral sein. Die BKW und ihr Geschäftsmodell, die vertikale Integration, haben sich – wie auch das Ergebnis aufzeigt – als solid erwiesen. Die BKW wird darauf aufbauen und sich neu positionieren. Die vertikale Integration ist denn auch eine ausgezeichnete Basis zur Gestaltung des künftigen Energiesystems. Zentrale und dezentrale kurz-, mittel- und langfristige Speichertechnologien werden zur Verfügung stehen müssen. Wir werden unsere Kunden dann nicht mehr einfach mit Strom versorgen, sondern wir werden mit ihnen bedürfnisgerechte, regionale, lokale und individuelle Lösungen erarbeiten. Nur so können die dezentralen Energieproduzenten mit ihren unregelmässigen Stromeinspeisungen in ein funktionierendes Gesamtsystem, eines Smart Grid, eingebunden werden. Die BKW wird zur Energiepartnerin für private, kleine und grosse Unternehmen, Gemeinden und Kantone.

Damit Sie mich richtig verstehen: Das klassische Energieversorgungsgeschäft bleibt bestehen, und die sichere Stromversorgung bleibt unser erster Auftrag. Doch parallel zum klassischen Infrastrukturgeschäft wird die Entwicklung neuer innovativer Gesamtsysteme und Dienstleistungen zur neuen Kernkompetenz der BKW. Wir konzipieren, planen, bauen und betreiben unterschiedliche Energiesysteme.

Auch im Bereich der Energieeffizienz entstehen neue Geschäftsfelder, so bei der Ene rgieberatung, Planung und Umsetzung. Ein aktuelles Beispiel: In den nächsten Wochen lanciert die BKW das Starter Kit aus dem Smart living-Programm. Es ermöglicht den Kunden, ihren Stromverbrauch ohne Aufwand zu ermitteln. Die Verbrauchswerte werden im Viertelstunden-Rhythmus aufgezeigt und können bequem auch via Smartphone j ederzeit abgerufen werden. Der Verbrauch wird in kWh oder – was wesentlich interessanter ist – in Franken angezeigt. Und der Nutzer sieht, wie energieeffizient er sich im Ve rgleich zu anderen Personen bereits verhält.

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„Energy solutions“ konzentriert sich denn auch auf das Management des „Gesamtsystem Haus“. Es bietet Lösungen für Effizienz, Komfort und Intelligenz in Gebäuden. Dazu gehört auch die Umsetzung von erneuerbarer Kleinproduktion.

Die Energie- und Netzinfrastrukturen werden in den kommenden Jahren erneuert, m odernisiert und ausgebaut werden. Wichtig für die konkrete Umsetzung sind dazu erfahrene Partner. Wie Sie wissen, haben wir mit den Firmen Arnold und ISP bereits zwei konzerneigene Gesellschaften, die nahezu schweizweit erfolgreich als Anbieter von Netzdienstleistungen aktiv sind und mit grosser technischer Kompetenz die Projekte bei den Kunden umsetzen. Neue technologische Lösungen ermöglichen standardisierte, kostengünstige Angebote, z. B. auch für kleinere Stromversorgungsunternehmen, die mit der BKW zusammenarbeiten. Bereits heute sind über 1‘000 Mitarbeitende der BKW im reinen Dienstleistungsgeschäft tätig. Die BKW wird sich durch Innovation an führender Stelle und als führende Energiedienstleisterin positionieren. Die Basis dafür werden die vertikale Integration und die konsequente Umsetzung der Strategie sein.

Die BKW ist bereit für die Zukunft. Sie wird die vielfältigen Herausforderungen meistern und die Chancen des Wandels nutzen!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.