Auswirkungen von (regionalen ... - Vision Rheintal

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Auswirkungen von (regionalen) Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt am Beispiel der Gemeinden der Vision Rheintal Johann Bröthaler Ass.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Technische Universität Wien Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik www.ifip.tuwien.ac.at

Rheintalforum: Regionale Betriebsgebiete Vision Rheintal, Götzis, 5. Dezember 2008

Inhalt Auswirkungen von (regionalen) Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt am Beispiel der Gemeinden der Vision Rheintal

1. Welche Wirkungszusammenhänge sind zu beachten? 2. Welche Haushaltseffekte betreffen die Standortgemeinde? 3. Welche Einflussgrößen spielen eine Rolle? 4. Welche Ausmaße haben diese Effekte? 5. Welche Optionen bieten regionale Betriebsgebiete? 6. Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

2

Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

1

Nettoeffekte von Direkte, indirekte und sekundäre Effekte Erschließung eines Betriebsgebietes, Betriebsansiedlung

Widmung Bauland, Gewerbegebiet

Infrastrukturelle Erschließung Lage, Versorgungsgrad

Betriebsansiedlung Flächenausnutzung, Arbeitsplatzdichte, Qualifikation; Umsatz, Vorleistungen, Wertschöpfung

Neue Betriebe

Umzug, Erweiterung bestehender Betriebe

Zusätzliche Beschäftigte

(Innergemeindliche) Vorleistungsverflechtung

(Zuwanderung inkl. Familie)

Kaufkraft-Zuwächse (Sekundäre Effekte)

Technische Infrastruktur Grün-, Freiflächen (Soziale Infrastruktur) Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Fiskalische Effekte von Betriebsansiedlungen (direkt und aus Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten) Infrastruktur-Effekte Errichtung: Investitionsausgaben, -förderung, Finanzierung, Anschlussbeiträge

Betrieb:

Steuer-Effekte Gemeindeeigene Steuern - Kommunalsteuer Beschäftige, Lohnniveau - Grundsteuer Einheitswert abhängig von Widmung, Lage, GSt-Ermäßigungen

Laufende Erhaltungsund Betriebsausgaben, Benützungsgebühren

Ertragsanteile, Transfers im Finanzausgleich Primärer Finanzausgleich

Sekundärer Finanzausgleich

Tertiärer Finanzausgleich

Abgaben-/Ertragshoheit gem. FAG 2005

Transfers (Kostenersätze, Zuweisungen, Zuschüsse, Umlagen) zwischen Gebietskörperschaften gemäß FAG 2005

Alle übrigen intragovernmentalen Transfers nach sonstigen Bundesund Landesgesetzen 1)

Ausschließliche Abgaben

Gemeinschaftliche Bundesabgaben Vorwegabzüge1)

Einwohnereffekte Länder

Bund

Vertikale Verteilung

Sonstige Effekte

Gemeinden

Arbeitsmarkt, Pendler, Wirtschaftsstruktur, Wettbewerbsfähigkeit, Einkommen; soziale, ökologische Folgen; weiche Faktoren (Lebens-/ Umweltqualität, Image-Effekte) Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

Verbundsteuern - Umsatzsteuer - Lohnsteuer - Einkommensteuer - Körperschaftsteuer Produktion/Umsatz, Löhne, Betriebsüberschüsse

GBA

Zuweisungen, Zuschüsse des Bundes an Länder u. Gemeinden

Ausschließliche BundesErtragsanteile des Bundes abgaben

Vergabe der Gemeinde-Bedarfszuweisungen

Horizontale Verteilung Ausschließliche Landesabgaben

B K

Bund

Länder

Landesfonds

Gemeinden

Gem.verbände

…W

Länderertragsanteile

Zweistufige horizontale Verteilung Ausschließliche Gemeindeabgaben

Bundesfonds

B K

…W

Landesumlage

… Gemeindeertragsanteile

4

Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

2

Nettoeffekte von

Fiskalische Effekte von Betriebsansiedlungen Projekterrichtung (Einmalige Effekte) Steuer-Effekte

Ausgaben

Einnahmen

ƒ Kompensationseffekte durch

ƒ Kommunalsteuer

den Finanzausgleich 1)

aus Aktivitäten d. Bauwirtschaft

ƒ Sonstige Steuereinnahmen durch Umweg-/FAG-Effekte2)

InfrastrukturEffekte

(Sonstige Transaktionen)

Investitionsausgaben für ƒ Technische Infrastruktur Straßen, ÖPNV, Wasser, Abwasser, Energie ƒ (Soziale Infrastruktur) Erziehung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Verwaltung ƒ Grün- und Freiflächen ƒ (Kauf von Immobilien, Zuschüsse, Darlehensgewährung)

ƒ Gebühren, Beiträge

für Aufschließung, Anschluss

ƒ (ggf. Investitionszuschüsse Bund, Land, EU)

ƒ (ggf. Schuldaufnahme)

ƒ (Verkauf gemeindeeigener Immobilien)

1) Erhöhte oder verminderte Gemeindeertragsanteile der Standortgemeinde durch veränderte Finanzkraft (Kommunalsteuer, Grundsteuer) und/oder Einwohnerzahl 2) Erhöhte Kommunalsteuereinnahmen durch primäre und sekundäre Beschäftigungseffekte in der Standort-Gemeinde und in sonstigen Gemeinden; Veränderte Ertragsanteile und intragovernmentale Transfers aller Gebietskörperschaftseinheiten durch produktions- und einkommensbedingt erhöhte gemeinschaftliche Bundesabgaben und/oder veränderte Zuteilungsschlüssel. Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

5

Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Fiskalische Effekte von Betriebsansiedlungen Laufender Betrieb (Jährliche Effekte) Steuer-Effekte

Ausgaben

Einnahmen

ƒ Kompensationseffekte durch

ƒ Kommunalsteuer (direkt,

den Finanzausgleich (Einnahmenminderung und erhöhte Transferlasten durch erhöhte Finanzkraft, ggf. durch zusätzliche Einwohner)

indirekt; primär, sekundär)

ƒ Grundsteuer ƒ Sonstige Steuereinnahmen durch Umweg-/FAG-Effekte

ƒ (Ertragsanteile an GBA durch zusätzliche Einwohner)

InfrastrukturEffekte

(Sonstige Transaktionen)

Erhaltungs-/Betriebsausgaben für ƒ Technische Infrastruktur Straßen, ÖPNV, Wasser, Abwasser, Energie ƒ (Soziale Infrastruktur) Erziehung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Verwaltung ƒ Grün- und Freiflächen ƒ (anteilige Verwaltungsausgaben, ggf. Schuldendienst bei Darlehensaufnahme)

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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ƒ Benützungsgebühren ƒ (laufende Transferzahlungen) ƒ (ggf. Schuldendienst bei Darlehensgewährung)

ƒ (Miet- und Pachteinnahmen)

Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

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Infrastruktur-Effekte von Betriebsansiedlungen ƒ Finanzierungsbedarf über allgemeine Haushaltsmittel Gemeindefiskalischer Nettoeffekt der Infrastrukturbereitstellung in der Regel negativ

ƒ Starke Streuung der fiskalische Effekte abhängig von örtlichen Gegebenheiten, infrastrukturellen Voraussetzungen, Eigenschaften des Ansiedlungsobjektes, Baulandverdichtung oder Ansiedlung „auf der grünen Wiese“

ƒ Bandbreite der jährlichen Infrastruktur-Effekte von Betriebsansiedlungen (am Beispiel von 6 Fallbeispielen, netto in Euro pro Jahr; Ifip, 2004)

Euro pro Beschäftigten

Minimum

Maximum

Median

-2.000

-100

-250

Infrastruktur-Effekte

ƒ Verantwortlichkeit der Gemeinde in frühen Phasen der Planung/Widmung Einflussgrößen Länge, Gestaltung, örtliche Gegebenheiten, Errichtungskosten pro lfm, Zurechenbarkeit zum Projekt Betreiber, ÖV-Netz, bedienende Verkehrsmittel, Personenzahl Länge (Bebauungsdichte, Entfernung zum Siedlungskörper), Kapazitäten, örtliche Gegebenheiten Zurechenbarkeit zum Projekt, Lage, Siedlungsstruktur, GFZ, Versorgung in Umgebung

Straße

ÖPNV Wasser, Abwasser Freiraum-, (Soziale) Infrastruktur

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

Fiskalische Effekte Investitionsausgaben, Folgeausgaben (Personal/Sachausgaben); Finanzierung nur zum Teil über Kostenbeiträge (z.B. Verkehrsflächenbeitrag) Transferleistungen an Verkehrsunternehmen, Kostenbeiträge Investitionsausgaben und Folgelasten, Kostendeckung über Anschlussbeiträge und Benützungsgebühren Finanzierung nur zum Teil durch Nutzerbeiträge

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Finanzierungsspielraum für investive Zwecke Freie Finanzspitze (in Euro/EW) 2007

350

300

250

200

150

100

50

0 bis 2.500 EW

2.501-5.000 EW

5.001-10.000 EW 10.001-20.000 EW 20.001-50.000 EW

über 50.000 EW

-50

Größenklassen nach Einwohner gemäß Volkszählung 2001

-100

Vision Rheintal Anzahl Gemeinden Einwohner

Gemeinden Vision Rheintal

bis 2.500 EW

2.5015.000 EW

Sonstige Vlbg Gem.

5.00110.000 EW

Gemeinden ohne Wien

10.00120.000 EW

20.00150.000 EW

Gesamt

11

6

5

4

3

29

13.885

20.803

36.474

69.702

101.484

242.348

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

4

Steuereffekte von Betriebsansiedlungen ƒ Effekte auf eigene Steuern (Kommunalsteuer) der Standortgemeinde abhängig von - Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze in der Gemeinde - Innergemeindlichen Vorleistungsverflechtungen - Branchenabhängigem Wertschöpfungsanteil - Qualifikation, Bruttolohnsumme

ƒ Bandbreite der jährlichen Kommunalsteuer-Effekte von Betriebsansiedlungen (gemäß kommunaler Finanzstatistik, in Euro pro Jahr; Ifip, 2008) Euro pro Beschäftigten

Minimum

Maximum

Median

200

1.500

530

Kommunalsteuer

ƒ Regionale Bedeutung von Betrieben und lokale/regionale Vorleistungsverflechtungen vielfach schwierig zu beurteilen

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Kommunalsteuer-Einnahmen 2007 in Euro pro Erwerbstätigen (ohne öffentl.)

1200

1000

800

1.400

600

400

1.200 200

0 bis 2.500 EW

1.000

2.501-5.000 EW

5.001-10.000 EW

Vision Rheintal

10.001-20.000 EW

20.001-50.000 EW

über 50.000 EW

Gemeinden ohne Wien

800

600

400

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

Fraxern

Viktorsberg

Bildstein

Übersaxen

Zwischenwasser

Lochau

Kennelbach

Fußach

Meiningen

Koblach

Hohenems

Altach 10

Götzis

Hard

Feldkirch

Mäder

Lustenau

Rankweil

Weiler

Bregenz

Sulz

Lauterach

Röthis

Dornbirn

Klaus

Höchst

Gaißau

Wolfurt

0

Schwarzach

200

Gemeinden der Vision Rheintal

Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

5

Steuereffekte von Betriebsansiedlungen ƒ Effekte auf Verbundsteueraufkommen abhängig von - Anzahl neu geschaffener Arbeitsplätze in Österreich - Steuerpolitik (Bemessungsgrundlagen, Steuertarife) - Umsatz, Wertschöpfung (Löhne, Betriebsüberschüsse)

ƒ Ertragsanteile aus spezifischem Ansiedlungsprojekt direkt nicht relevant für Standortgemeinde (Aufteilung auf Bund bzw. alle Länder/Gemeinden) Ertragsanteile in %

Gemeinden

Länder

Bund

12 %

16 %

72 %

Gemeinschaftl. Abgaben

ƒ Beispiel: Von 10.000.000 € Steueraufkommen landen 1.200.000 bei Gemeinden, davon 48.000 € in Vorarlberg, davon 33.000 € bei Gemeinden d. Vision Rheintal

ƒ Einwohner-Effekte durch Zuwanderung - 600-900 Euro pro Einwohner (abhängig von Gemeindegröße)

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Primärer, sekundärer und tertiärer Finanzausgleich Primärer Finanzausgleich

Sekundärer Finanzausgleich

Tertiärer Finanzausgleich

Abgaben-/Ertragshoheit gem. FAG 2005

Transfers (Kostenersätze, Zuweisungen, Zuschüsse, Umlagen) zwischen Gebietskörperschaften gemäß FAG 2005

Alle übrigen intragovernmentalen Transfers nach sonstigen Bundesund Landesgesetzen1)

Ausschließliche Abgaben

Gemeinschaftliche Bundesabgaben Vorwegabzüge1)

Bröthaler, Bauer, Schönbäck, 2006, S.63.

Gemeinden

Länder

Bund

Vertikale Verteilung

GBA

Zuweisungen, Zuschüsse des Bundes an Länder u. Gemeinden

Ausschließliche BundesErtragsanteile des Bundes abgaben

Vergabe der Gemeinde-Bedarfszuweisungen

Horizontale Verteilung Ausschließliche Landesabgaben

B K

Bund

Länder

Landesfonds

Gemeinden

Gem.verbände

…W

Länderertragsanteile

Zweistufige horizontale Verteilung Ausschließliche Gemeindeabgaben

Bundesfonds

B K

…W

Landesumlage

… Gemeindeertragsanteile

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

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Nettoeffekte von Kompensationseffekte des Finanzausgleichs Bei erhöhter Finanzkraft1) einer Gemeinde Primärer, sekundärer und tertiärer Finanzausgleich

Empirische Evidenz (in % der Kommunalsteuer-Erhöhung)

ƒ Ertragsanteile nach

ƒ 8 % (0-12 %) abhängig von horizontaler Verteilung

Finanzkraft Verminderte Einnahmen ƒ Finanzzuweisung § 21 FAG

ƒ 17 % (0-90 %)

(Finanzkraftstärkung)

Erhöhte Ausgaben

abhängig von Finanzkraftverteilung

ƒ Landesumlage

ƒ 14 % (0-24 %)

ƒ Umlagen/Beiträge für

ƒ 9 % (1-19 %)

länderweise unterschiedlich

- Sozialhilfe - Pflicht-/Berufsschulen - Krankenanstalten - Verkehrsverbund - Bezirksumlagen - Verbandsumlagen

% der zusätzl. Kommunalsteuer

Je Land bzw. Transfer unterschiedlich (hier Pauschalabschätzung) Lasten werden im Durchschnitt zu rund 60 % nach Finanzkraft auf Gemeinden verteilt

Minimum

Maximum

Median

13 %

115 %

48 %

Verminderung zusätzl. KSt

1) Länderweise und je Transfer unterschiedlich definierte Finanzkraft: Kommunalsteuer, Grundsteuer (unterschiedliche Anteile/Hebesätze), z.T. Ertragsanteile (z.T. abzüglich Spielbankabgabe, Getränkesteuerausgleich, mit/ohne Bedarfszuweisungen, mit/ohne Landesumlage), z. T. alle eigenen Gemeindeabgaben; Empirische Evidenz: Annahme einer Erhöhung der Kommunalsteuer um 100.000 Euro (Median/Min/Max aller österreichischen Gemeinden ohne Wien). Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Kompensationseffekte des Finanzausgleichs bei Erhöhung der Kommunalsteuer um 100 Tsd. Euro (in % d. Erhöhung) 80 70 60 50 40 30 20 10

Tertiäre Transfers

Höchst

Wolfurt

Klaus

Schwarzach

Bregenz

Dornbirn

Rankweil

Lustenau

Sulz

Lauterach

Röthis

Weiler

Sekundäre Transfers

Kennelbach

Feldkirch

Viktorsberg

Hard

Hohenems

Altach

Ertragsanteile

Götzis

Lochau

Mäder

Koblach

Fußach

Gaißau

Meiningen

Fraxern

Bildstein

Übersaxen

Zwischenwasser

0

Gemeinden der Vision Rheintal

Kompensationseffekte bei isolierter Erhöhung der Kommunalsteuer um 100.000 Euro der jeweiligen Gemeinde (ceteris paribus). Die Umverteilung erfolgt jeweils zu Gunsten aller übrigen Gemeinden des Landes Vorarlberg (zum Teil mit zeitlicher Verzögerung). Das Ausmaß der Kompensationseffekte hängt auch von der Höhe der Finanzkraft-Änderung ab. Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

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Zusammenfassung der Ergebnisse ƒ Große Streuung der Ergebnisse bei Betriebsansiedlungen – Ausgabendeckung von 5% bis über 500% (bei Wohnsiedlungen 50% bis 70%) – Negativbeispiel mit geringen Steuereinnahmen und gleichzeitig hohen

Infrastrukturausgaben: flächen- und logistikintensive (Produktions- und Handels-) Betriebe mit niedrigem Lohnniveau in peripherer Lage – Positivbeispiel mit hohen Steuereinnahmen und niedrigen Infrastrukturausgaben: mehrgeschoßige, büro- und einzelhandelsdominierte Betriebe mit spezialisierter Produktion auf Baulücken in dicht bebautem Gebiet

ƒ Bandbreite der jährlichen gemeindefiskalischen Effekte von Betriebsansiedlungen (Durchschnittswerte bzw. Fallbeispiele, in Euro pro Beschäftigen) Steuer-Effekte

Minimum

Maximum

Kommunalsteuer Kompensationseffekte (Mittel) Infrastruktur-Effekte Fallbeispiele

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

Median

200

1.500

530

-100

-750

-260

Minimum

Maximum

Median

-2.000

-100

-250

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Rheintalforum, J. Bröthaler, 5. 12. 2008

Regionale/interkommunale Betriebsgebiete ƒ Freiwillige Kooperation von Gemeinden – Gemeinsame Planung, Erschließung, Entwicklung, Vermarktung, Management von

einzelnen Betriebsgebieten, z.T. gesamte Betriebsansiedlung – Risikoteilung bei Investitionen, stärkere Position bei Finanzierung, – Regionale Bindung von Betrieben, überregionale Wettbewerbsfähigkeit – Teilung haushaltswirksamer Effekte (kein weitergehender Kosten-/Nutzenausgleich)

ƒ Teilung der Ausgaben – Gemeinsame Finanzierung der inneren und äußeren Erschließung, Ver-/Entsorgung – Sonstige Vorleistungen, z.T. spezielle Leistungen der Standortgemeinde

(z.B. Bereitstellung kaufreifer Grundstücke), Abstimmung Wirtschaftsförderung

ƒ Teilung der Einnahmen – Kommunalsteuer, z.T. Grundsteuer (bei Umwidmung) – Verkehrsflächenbeitrag, Anschluss-, Bereitstellungs-, Benützungsgebühren – z.T. Bonus für Standort-Gemeinde

ƒ Aufteilungskriterien – Fixierte (ausverhandelte) Anteile, nach Einwohnerzahl, Finanzkraft, Flächenanteilen,

Flächenpotenzial, Arbeitskräftepotenzial, Erwerbstätigen, Auspendler, z.T. spezielle Anteile der Standortgemeinde Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Beispiel: INKOBA Lengau ƒ Bundeslandübergreifende Kooperation – Oberösterreich (Lengau, Lochen) – Salzburg (Neumarkt am Wallersee, Straßwalchen) – Anlass: Strukturschwache Grenzregion – Interkommunale Betriebsansiedlung, Inkoba als Verein

ƒ Gemeinsames Betriebsgebiet – Gewerbegebiet 10 ha (geplant 24 ha) – Entwicklung eines Standortes

mit überregionaler Bedeutung – Mind. 3 Mitarbeiter je 1000 m2

ƒ Teilung des Aufwandes

Quelle: lengau.inkoba.at

– Ausgaben für Erschließung (1,2 Mio. Euro)

ƒ Teilung der Einnahmen – Kommunalsteuer (von Unternehmen des Gewerbegebietes)

ƒ Aufteilungskriterien – Fixierte Anteile: OÖ-Gemeinden 50:15, Sbg-Gemeinden 20:15 – Analoge Teilung der Landesförderungen (OÖ 100 Tsd. €, Sbg 54 Tsd. €)

Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Schlussfolgerungen für Gemeinden (Finanzpolitik, Raumplanung) – Ausgewogenes Verhältnis Wohnbevölkerung - Wirtschaft, Wohnen – Arbeiten - Freizeit – Eigene Finanzkraft: Konzentration auf Kommunalsteuer, damit Arbeitsplätze als zentraler Anreiz – Nicht jeder Arbeitsplatz ist ein Gewinn für das Gemeindebudget! – Abschätzung der fiskalischen Wirkungen von Betriebsansiedlungen

bereits in frühen Planungsphasen – Horizontale Steuerung: Unterstützung freiwilliger Gemeinde-

kooperationen bei Betriebsansiedlungen (Förderung, Information), primär anlass-/projektbezogene Aufwands-/Ertragsteilung – Vertikale Steuerung: Ausgleichsmechanismen für nicht haushalts-wirksame Kosten/Nutzen-Effekte durch übergeordnete Gebietskörperschaft (Finanzausgleich, Landesförderungen) Auswirkungen von Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt

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Quellenangaben ƒ Bröthaler, J., Sieber, L., Schönbäck, W., Maimer, A., Bauer, H., Aufgabenorientierte

Gemeindefinanzierung in Österreich: Befunde und Optionen, Springer, Wien/New York, 2002.

ƒ Bröthaler, J., Bauer, H., Schönbäck, W., Österreichs Gemeinden im Netz der finanziellen Transfers Steuerung, Förderung, Belastung, Springer, Wien – New York, 2006.

ƒ GemBon, Analyse- und Informationssystem zur Beurteilung der Bonität der österreichischen

Gemeinden, GemBon Version 2.0/2007, Software des Fachbereichs Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (E280/3) im Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung der Technischen Universität Wien (J. Bröthaler, W. Schönbäck) auf Basis der Gebarungsdaten aller österreichischen Gemeinden 1992-2005 (Statistik Austria), Wien, 2008.

ƒ SimFag, Simulationsmodell des österreichischen Finanzausgleichs, Daten gemäß

Zwischenabrechnungen des BMF über die Teilung der gemeinschaftlichen Bundesabgaben zwischen Bund, Länder und Gemeinden sowie gemäß Gebarungsstatistik der Statistik Austria, Software des Fachbereichs Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (E280/3) der Technischen Universität Wien, Version 3.3: J. Bröthaler, Wien, 1991-2008.

ƒ Schönbäck W., Schneider M., Winkelbauer S., Regionale Entwicklungsplanung und interkommunaler

Finanzausgleich. Darstellung der empirischen Relevanz anhand der Effekte von Betriebs- und Wohnansiedlungen auf den Gemeindehaushalt; in: Raumplanung und Raumordnung, 56. Jg. Heft 2-3, 1998, S. 153-159.

ƒ Schönbäck, W., Bröthaler, J., Zur "Umwegrentabilität" öffentlicher Ausgaben - Konzepte und Methoden zur Messung der überbetrieblichen Wirkungen staatlicher Aktivitäten, in: Theurl, E. , Winner, H. , Sausgruber, R. (Hrsg.), Kompendium der österreichischen Finanzpolitik, Springer, Wien/New York, 2002, S. 597-648.

ƒ Schönbäck, W., Oppolzer, G., Bröthaler, J., Fiskalische Nettoeffekte der Ansiedlung von Betriebs- und Wohnobjekten in der Stadt Salzburg, Beitrag zum räumlichen Entwicklungskonzept (REK) Salzburg, Projekt des Instituts für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik der TU Wien Im Auftrag des Magistrates der Stadt Salzburg, Abteilung 9 (Raumordnung und Verkehr), Wien, 2004.

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Auswirkungen von (regionalen) Betriebsansiedlungen auf den Gemeindehaushalt am Beispiel der Gemeinden der Vision Rheintal

Johann Bröthaler Ass.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Technische Universität Wien Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik www.ifip.tuwien.ac.at

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