Abschrift: Letzter Brief von Heinrich Pfeiffer (1879-1915) an seine Tochter Anna

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Douai 4. Mai 1915 Liebe Anna! Diesen Brief sende ich Dir zu deinem Geburtstage. Hoffentlich wird er zur rechten Zeit eintreffen. Zehn Jahre wirst Du nun alt, und wenn ich so die Jahre an mir im Geiste vorüber gehen laße, muß ich sagen es waren es doch Jahre des Friedens und Glückes. Ja Jahre des Glückes in unserer Familie und im Deutschen Vaterlande. Durch den schrecklichen Weltkrieg, der so plötzlich über unser Vaterland herein gebrochen ist, lernt man erst die Zeiten des Glücks und des Friedens recht schätzen. Ich wünsche nun zu Deinem Geburtstage Seite 2

euch allen zu Hause die besten Glückwünsche und hoffe daß es euch gut geht, so daß wir mit Gottes Hilfe, den nächsten Geburtstag wieder alle im Kreise unserer Familie feiern können. Ich lege Dir als Geburtstagsgeschenk eine Mark in den Brief und eine Blume welche hier in Douai in unserem Garten wo wir liegen gewachsen ist. Viel kann man hier aus dem Kriege nicht senden oder man müßte stehlen. Hier stehen feine Häuser leer wo die Bewohner geflüchtet sind. Die Wertsachen sind alle ausgeraubt es sind ja noch allerlei Sachen da aber ich rühre davon nichts an. Gestern hatten wir eine große Marschübung 37 km weit und sind heute noch müde. Das schöne ist daß die Kugeln nicht bis Seite 3

hierher gehen. Unerwartet tritt doch manchmal der Tod den Menschen an. Heute Morgen lag ein Mann unserer Kompagnie tod, auf der Straße war nur mit Hemd bekleidet, war aus dem Fenster des 3ten Stockes auf die Straße gestürzt. Ob er es im Traume aus versehen oder eigenmächtig gemacht hatt. Er war auch schon von Anfang im Felde und zwischendurch verwundet. Gestern Abend erhielt ich den Brief von Mamma abgesandt am 30/5 (?) und bin froh daß ihr wieder Nachricht von mir habt. Der schöne Monat Mai ist nun auch da und wollte könnte da zu Hause bei euch sein. Ich will nun schließen mit den besten Segenswünschen zu Deinem Geburtstag und Gott sei mit Dir. Viele Grüße an euch alle Dein Vater Heinrich