Anna und die Liebe in Frankfurt - Buch.de

viertel der Stadt befindet, an den erstbesten. Interessenten zu verscherbeln. Und da gab es einige, die diesen Laden mit. Handkuss in Bausch und Bogen ... Glas-Türe auftat und die helle Klingel ertönte. Sie schrak stets zusammen und verzog sich daraufhin rasch in die hinteren Räume, wäh- rend ich jeden einzelnen ...
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Franziska Franz & Norbert J. Rottensteiner

Anna und die Liebe in Frankfurt Liebesroman

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Pixabay: frankfurt-am-main-germany-1268886 Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2216-4 ISBN 978-3-8459-2217-1 ISBN 978-3-8459-2218-8 ISBN 978-3-8459-2219-5 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhalt

Ein erster Blick Die Annäherung Termine Die Nähe Eine Liebe in Frankfurt

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Ein erster Blick Alexander

Aus dem hohen Spiegel blickt mir ein schmales, entschlossenes Gesicht entgegen, in dessen Stirne wirre, schwarze Haare hängen. Ich sehe eigentlich noch recht passabel aus für meine vierunddreißig Jahre. Stolz bin ich darauf, dass sich der für diese Lebensperiode bei Männern übliche Bauchansatz noch nicht zeigt. Liegt zum Teil auch daran, dass mich meine Tätigkeit, mein Beruf, der mir nach dem Tode meines Vaters wie zufällig übergestreift wurde, auf Trab hält, so dass ich gar nicht in die Verlegenheit komme müßig und leger zu leben, wie ich das vor nicht einmal zwei Jahren als höchste Lebensphilosophie und Lebenszweck betrachtet habe. Seit Vaters Tod hat sich das allerdings radikal verändert. 5

Ob ich wollte oder nicht, stand gar nicht zur Debatte, ich musste das Geschäft übernehmen. Das Geschäft, dieses verdammte, verflixte, zeitraubende, nerven-raubende, antriebraubende Lebenszeit wie Lebenskraft raubende Antiquitäten-Geschäft. Der mittelgroße Laden, in der besten Lage für Antiquariate, der Braubachstraße, darin eine einzige Mitarbeiterin, die Vater damals eingestellt hatte, Frau Wiegert, ein eisernes Regiment führt und die ich beim besten Willen nicht vor die Türe setzen kann und will, wiewohl ich anfangs schnell mit dem Gedanken gespielt habe, das Erbe, dieses lästige, ausufernde und mit Außenständen, Schulden behaftete Geschäft samt Lagerraum, der sich im nördlichen Industrieviertel der Stadt befindet, an den erstbesten Interessenten zu verscherbeln. Und da gab es einige, die diesen Laden mit Handkuss in Bausch und Bogen übernehmen wollten! Weiß Gott, in den ersten Tagen nach der Beerdigung standen die Käufer Schlange. 6

Ich sehe noch Wiegerts weinerliche Blicke, wenn wieder einmal ein Interessent die hohe Glas-Türe auftat und die helle Klingel ertönte. Sie schrak stets zusammen und verzog sich daraufhin rasch in die hinteren Räume, während ich jeden einzelnen Käufer höflich hinaus komplimentierte und dabei mehr als einmal insgeheim mich dafür verfluchte, denn die Angebote, die Summen also, die man mir ohne viel Feilschens für den Laden bot, waren mehr, als ich mir in meinen kühnsten Träumen erhofft hatte. Dennoch musste ich standhaft bleiben und ärgerte mich verlässlich jeden Tag auf` s Neue darüber. So, also heute den dunklen Anzug ausgewählt. Schließlich muss ich auf der Auktion einen halbwegs passablen Eindruck hinterlassen, denn dort geht es um einiges. Duftwasser, hoppla, nicht zu viel! Rasch die widerspenstigen, störrischen Haare in Ordnung gebracht, jetzt das frische, schneeweiße Hemd. Passt!

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Ich höre, wie unten die Eingangstüre aufgesperrt wird. Die Wiegert! Pünktlich wie ein Uhrwerk. Ich prüfe mit mehrmaligem Blick meine Garderobe. Passt! Der massige, dunkle Tresor aus dickem Stahl, der schon seit gefühlten Ewigkeiten neben dem Wandverbau aus Nussbaum steht, gibt sich wieder einmal widerspenstig, doch schließlich zeigt sich das alte Teil einsichtig und die schwere Türe lässt sich quietschend und knarrend öffnen. Viel liegt ja nicht in dessen Innerem! Ich erinnere mich, welches Erlebnis das jedes Mal war, wenn mein Vater diese gleichsam rituellen Handgriffe tätigte jahrein, jahraus, tagein, tagaus, und mir stets einschärfte, dass ein gut gewarteter Tresor das Um und Auf eines jeden Geschäftsmannes sei und ließ mich mehr als einmal mit großen Augen in das Innere des geheimnisvollen 8

Schrankes blicken, worin ich mit Samt gefertigte kleinen Beutel entdecken konnte, die kostbares Geschmeide, funkelnde Edelsteine, klingende, blitzende Münzen verbargen. Das Herz schlug mir jedes Mal aufs Neue bis an den Hals, während ich aufgeregt und gebannt jeden Handgriff meines Vaters mit Argusaugen beobachtete. Ich muss gequält lächeln, da ich mich an den Tag erinnere, da ich, ausgestattet mit dem schweren Schlüsselbund, - ganz der stolze, erwartungsfrohe Alleinerbe -, die dicke Türe öffnete und wer weiß was erwartet habe, worin ich aber rasch und fix enttäuscht worden bin. Viel muss sich in den letzten Jahren seines Lebens verändert haben, denn die blauen Samt-Beutel waren samt und sonders verschwunden, auch fand ich lediglich ein kleines Kästchen mit ein paar Goldmünzen, dann zwei Ketten, deren Steine keinesfalls erster Qualität waren und ein bisschen Bargeld, dazu jede Menge Zettel, Mappen, Tabellen. 9

Und schließlich fand sich ein kleines, beinahe schon vergilbtes Bild einer Frau, das, wie mir mein Vater einmal auf meine ungestümen, drängenden Fragen widerwillig erklärt hat, meine Mutter zeigt, von der ich lediglich eine leise, verschwindende Ahnung habe, da sie uns kurz nach meiner Geburt auf NimmerWiedersehen verlassen hatte. Vater hat nie darüber gesprochen und so gab ich es mit der Zeit auf, ihn darauf anzustoßen, zumal ich wirklich keine Nähe zu ihr, keine Erinnerung an jene sonderbar geheimnisvoll blickende Frau in mir finden kann, die aus diesem alten, vergilbten Schwarz-Weiß-Bild blickt. Endlich habe ich es mir mit der Zeit angewöhnt, den alten Tresor in mein Geschäftsgebaren einzugliedern. So also knie ich eben vor dem massiven Safe, wie mein alter Herr es so viele Jahre eben auch zu tun pflegte und krame in dessen Inneren herum. Ich entnehme eine große Menge Fünfhundert-Euro-Scheine und schließe die schwere Türe rasch wieder. 10

Natürlich habe ich meine Wohnung im Zentrum der Stadt aufgeben müssen, nachdem ich einen genauen Blick in die finanziellen Gegebenheiten unseres, jetzt meines alleiniges Geschäft habe werfen können. Und dann sehe ich vor mir den ständig irgendwie seltsam leidenden Gesichtsausdruck der Wiegert, wenn ich vom Verkauf des Ladens, von Aufhören, von Beenden, von Endgültigem sprechen möchte und fügte mich also in mein Schicksal, habe mir das schließlich schulterzuckend alles aufgebürdet, alles, was mein so einfaches Leben mehr als auf den Kopf gestellt hat. Ich blicke mich in der geräumigen Wohnung um, die gefüllt ist mit Vaters alten Möbeln. Ich bringe es nicht übers Herz, mich von den Einrichtungsgegenständen zu trennen, wiewohl ich mich in dieser Umgebung einfach nicht wohlfühle. Im Stillen habe ich mir vorgenommen, in absehbarer Zeit den Großteil des alten, klobigen Mobiliars hinaus zu werfen, 11

doch immer dann, wann ich es endlich angehen will, kommt irgendetwas dazwischen und so herrscht in der düsteren Wohnung, die wenig Licht von der Straßenseite einfängt, permanent ein heilloses Durcheinander, weil ich nicht der ordentlichste Mensch bin und Garderobe, also Hosen, Hemden, Schuhe und vieles andere mehr einfach kreuz und quer im Raum liegen lasse. Ich seufze. Wenn bloß die Wiegert nicht wäre! Wie schnell, wie flott könnte ich diesem Spuk ein Ende bereiten. Mein Herz liegt weiß Gott nicht an dem alten Zeugs, an den alten Möbeln, an dem traditionsbehafteten Laden, dessen hohe Auslagen-Fenster schon seit gefühltem Anbeginn der Zeit in diese Straße blicken. Also habe ich mich vertraut gemacht mit dem Geschäft eines Altwarenhändlers und habe mehr als einmal schmerzlich Lehrgeld zahlen müssen, weil ich ungeduldig und unerfahren, hitzköpfig und leicht zu beeinflussen war in meinen Entscheidungen. Ich muss12

te schnell lernen, rasch mir all das aneignen, wofür mein Vater ein Leben lang Zeit und Muße gehabt hat. Schließlich habe ich die anfänglichen Schwierigkeiten gemeistert. Heute weiß ich natürlich, wo ich mich informieren muss, wie und welche Beschaffenheit Schmuck, Bilder, Nippes, Leuchter, Möbel, antiquarische Bücher und so viele andere Wertgegenstände aufweisen und kann damit umgehen. Was nicht heißen soll, dass man nicht hin und wieder dennoch gehörig auf die Nase fallen kann, da das Geschäft mit Antiquitäten heutzutage einem Haifischbecken gleicht. Immer neue Händlerschichten machen sich breit in dem Gewerbe, hinzu kommt der rasend wachsende Boom der Internet-AuktionsPlattformen, diverse private FlohmarktUnternehmen und schließlich die unzähligen Fernseh-Formate, wo man bald den Eindruck gewinnen kann, dass auf jedem Dachboden des Landes wahre Schätze schlummern, die man bloß bergen müsste. 13

Die Wiegert hat meine Entwicklung mit Argusaugen beobachtet und insgeheim freut es mich, dass sie in letzter Zeit gleichsam ein wenig die Deckung verlässt und mir aufmunternd zunickt, wenn ich für unser ` AltwarenParadies` ein vortreffliches, gutes Geschäft abgeschlossen habe. Ich höre, wie sie unten an der Kaffeemaschine hantiert. Ich muss mich beeilen. Blick an das Handgelenk. Jetzt aber los, Alexander! Die Bank. Die Auktion. Der Außentermin in Eckenheim. Es gibt viel zu tun, und ich trödele hier herum und betrachte mich im alten Spiegel! Die knarrende Holztreppe haste ich abwärts. Frischer Kaffeegeruch empfängt mich. 14

„Guten Morgen, Alexander!‚ „Morgen, Frau Wiegert!‚ „Du sollst doch Klara zu mir sagen, Alexander!‚ Jeden Morgen das gleiche Ritual! „Das kann ich doch nicht, Frau Wiegert!‚ „Ein Charmeur wie sein Vater! Komm` , Alexander! Für einen guten Schluck Kaffee muss Zeit sein. Dann wären da noch ein paar Belege...‚ „Muss das denn jetzt und gleich sein, Frau Wiegert! Sie wissen ja, was heute so alles auf dem Plan steht!‚ „Weiß ich doch, mein Junge, weiß ich doch!‚, antwortet sie und steht schon an der Kaffeemaschine. Also setze ich mich gottergeben in den bequemen Ledersessel, während ich meine Blicke durch das Geschäftslokal schweifen lasse. Sieht alles so weit ordentlich aus! Da ist die 15