Akademische Reitkunst

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Marijke de Jong

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Einleitung Reiten nach der Lehre der akademischen Reitkunst scheint wegen seines Namens vielleicht nur für vornehme Dressurreiter gedacht zu sein. Aber weit gefehlt! Alle Pferde und Ponys, ob noch 'grün' oder schon belehrt, oder sogar solche mit problematischer Vergangenheit, können nach der Lehre der akademischen Reitkunst geschult werden. Das Ziel der gymnastischen Ausbildung in der akademischen Reitkunst ist es, dem Reiter die Erlangung der perfekten Harmonie mit seinem oder ihrem Pferd möglich zu machen. Durch gut durchdachte gymnastizierende Übungen wird das Pferd befähigt, seine Arbeit als Reitpferd bis ins hohe Alter bei guter Gesundheit zu verrichten. Das Pferd wird immer entsprechend seiner Möglichkeiten und Talente, sowohl den physischen als auch den mentalen, trainiert. Seine Ausbildung beginnt mit der Arbeit an der Hand und der Longenarbeit am Kappzaum. Während der Ausbildung in der Reitkunst wird auf das Reiten aller Seitengänge hin gearbeitet und, sofern dies möglich ist, auf Galoppwechsel und die Piaffe, wobei der Reiter letztendlich die Zügel einhändig führt. Diese Übungen bilden die Basis der echten Kunst: Hohe Schule. Durch logischen Aufbau der Übungen trainiert der Reiter sich selbst und sein Pferd bis auf ein Niveau, welches für beide angenehm ist. Was sind die Vorteile der akademische Reitkunst für Sie und Ihr Pferd? • Sie lernen mit einem logische System gut durchdachter gymnastizierender Übungen zu trainieren und entwickeln sich so zum persönlichen Fitnesstrainer Ihres Pferdes. • Sie werden befähigt Ihr Pferd mit (reiterlichen) Problemen zu verändern zu einem feinfühlige, kooperativem Reitpferd. • Sie entwickeln immer mehr Einsicht in das Entstehen reiterlicher Probleme, lernen diese zu lösen und gar nicht erst entstehen zu lassen. Durch die klare Systematik haben Sie jederzeit eine gute Basis worauf Sie zurückgreifen können, um im Falle erneuter Probleme nach Lösungsansätzen zu suchen. • Mit der akademische Reitkunst als ‘Heilgymnastik’ können Sie Rückenproblemen und Überbelastungen lösen und diesen vorbeugen. • Und Sie können zudem noch einen Schritt weiter gehen: Sie können die Talente Ihres Pferdes zur voller Blüte lassen kommen. • Ihr Pferd entwickelt sich physisch, wird gelenkiger und wendiger, stärker und beugsamer in der Hinterhand und lässt sich leicht und leichtfüßig versammeln. • Ihr Pferd wird mental stärker, selbstsicherer und weniger schreckhaft. Es wird Ihnen gegenüber zunehmend loyaler und anhänglicher und wird keinen Widerstand mehr zeigen. Spricht Sie das an? Dann lesen Sie dieses Dokument, worin die Schritte der akademischen Reitkunst erklärt werden. Viel Spaß beim Lesen!

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INDEX

1. Vorbereitung des jungen Pferdes ......................................................................................................... 5 2. Gewöhnung an den Sattel .................................................................................................................... 7 3. Bodenarbeit .......................................................................................................................................... 9 4. Longieren ............................................................................................................................................ 11 5. Gewöhnung an den Reiter .................................................................................................................. 13 6. Anreiten .............................................................................................................................................. 15 7. Geraderichten ..................................................................................................................................... 17 8. Schulterherein ..................................................................................................................................... 19 9. Travers ................................................................................................................................................ 21 10. Renvers ............................................................................................................................................ 23 11. Traversale ......................................................................................................................................... 24 12. Pirouette ........................................................................................................................................... 27 13. Galoppwechsel ................................................................................................................................. 29 14. Piaffe ................................................................................................................................................. 31 15. Passage ............................................................................................................................................ 35 16. Levade .............................................................................................................................................. 37 17. Terre á terre ...................................................................................................................................... 39 18. Sprünge über der Erde ..................................................................................................................... 41

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1. VORBEREITUNG DES JUNGEN PFERDES Das Leben eines Pferdes beginnt als Fohlen. Dann dauert es einige Jahre bevor wir mit der Ausbildung des Pferdes in der akademischen Reitkunst beginnen können. In dieser Zeit lassen wir das Pferd inmitten anderer Pferde aufwachsen und bereiten das junge Pferd auf das Zusammenleben mit den Menschen und auf sein Leben als Reitpferd vor. In den ersten 2 Stunden nach der Geburt lernt ein Fohlen instinktiv Fähigkeiten und Prägungen, denn als Beutetier und Fluchttier muss es schnell sein. Positiver Kontakt mit dem Menschen innerhalb dieser ersten 2 Stunden ist sehr wichtig, sodass das Fohlen diese Eindrücke für immer im Gedächtnis behalten wird.

In den ersten 2 Wochen seines Lebens entwickeln sich die Sinnesorgane des jungen Pferdes: Hören, Riechen, Schmecken, der Tastsinn und das Sehvermögen. Es ist also wichtig in diesen Wochen mit Mutter und Fohlen unterschiedliche Umgebungen aufzusuchen. Abwechslung der angebotenen Wahrnehmungsmöglichkeiten stärkt die Sinne des Fohlens und sorgt dafür, dass es später gelassener auf neue Eindrücke reagiert. Im ersten halben Jahr seines Lebens lernt das Fohlen vor allem was es heißt, ein Pferd zu sein. Es ist darum für das Fohlen wichtig, zwischen Artgenossen aufzuwachsen. So erlernt es die Sprache der Pferde und deren Regeln in der Herde. Ebenso wichtig ist der Kontakt mit Gleichaltrigen. Das Fohlen kann und wird viel mit den anderen Fohlen, Ein- und Zweijährigen spielen, was sich günstig auf die Entwicklung seiner Knochen und Sehnen und auf die körperliche Entwicklung im Allgemeinen auswirkt.

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Das Training des jungen Pferdes Es ist erforderlich, das junge Pferd zu Ruhe und Freundlichkeit im Umgang mit dem Menschen zu erziehen und dazu, die Umgangsregeln zu respektieren und gute Manieren zu entwickeln. Dafür empfiehlt es sich, es durch Training (Bodenarbeit, Körperarbeit, Scheu- und Hindernistraining, Verladetraining) an die folgenden Punkte zu gewöhnen: •

Das Pferd muss zunächst lernen, ein Halfter zu tragen, sich damit führen und anbinden zu lassen. Durch das Führen am Halfter verdeutlichen Sie dem Pferd auf freundliche Weise die Rangordnung.



Das Pferd muss sich überall berühren lassen. Dies ist vor allem in etwaigen Notfällen für die Untersuchung durch den Tierarzt von Bedeutung. Auch muss es lernen, gehorsam seine Hufe zu heben und während des Putzens geduldig still zu stehen.



Es empfiehlt sich, Ihr Pferd an allerlei 'bedrohliche' Dinge zu gewöhnen, die da sind Fliegenspray, der Waschplatz, Schubkarren, Traktoren, Regenschirme und andere ungewöhnliche Gegenstände. Dies mildert Stress und beugt gefährlichen Situationen im Straßenverkehr, auf Turnieren oder bei anderen Gelegenheiten vor.

Es empfiehlt sich, wie gesagt, Ihr Pferd mit Fliegenspray vertraut zu machen. Wahrscheinlich wird es sich beim ersten Sprühen davor erschrecken und weglaufen. Sprühen Sie einfach weiter und laufen Sie solange mit dem Pferd mit, bis es stehen bleibt. Sobald es stehen bleibt hören Sie auf zu sprühen. Belohnen Sie Ihr Pferd jetzt, danach wird es sich problemlos mit Spray behandeln lassen. •

• • •

Sie können die bewusste Beinsetzung Ihres Pferdes trainieren, indem Sie es über Stangen treten, über einer Bohle laufen, eine Plane überqueren oder durch eine Wasserlache laufen lassen. Dies schult die Koordination der Beine und ihren bewussten Gebrauch. Des Weiteren ist es wichtig Zeit, in das Ladetraining zu investieren, sodass Ihr Pferd lernt den Hänger ruhig und gelassen zu betreten und entspannt darin zu stehen. Im Alter von etwa 3 Jahren wird das Pferd an den Sattel gewöhnt. Hierüber lesen Sie im nächsten Kapitel mehr.

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2. GEWÖHNUNG AN DEN SATTEL Es ist vernünftig das Pferd schrittweise an das Tragen von Sattel und Reiter heran zu führen. Wildlebende Pferde müssen befürchten, von Raubtieren wie Löwen, Pumas etc. angegriffen zu werden. Raubkatzen springen auf den Pferderücken, genau dort, wo der Sattel liegen und der Reiter sitzen wird. In den folgenden Schritten können Sie dafür sorgen, dass die Gewöhnung an den Sattel in aller Ruhe und Entspannung stattfindet und somit dem Auftreten von Panik und Fluchtreaktionen des Pferdes weitgehend vorgebeugt wird. Schritt 1. Freie Arbeit Dieser Schritt verhilft dazu, dass das Pferd Sie als Ranghöheren sieht. Dadurch wird es aufmerksam auf Sie achten, fühlt sich sicher, kann sich entspannen und wird nicht die Rangordnung in Frage stellen. Dies sind die idealen Voraussetzungen um das Pferd an den Sattel zu gewöhnen. Die freie Arbeit ist die Arbeit mit dem frei laufenden halfterlosen Pferd in einem abgeschlossenen Areal von 15 x 15 Metern. Durch Ihre Körpersprache kontrollieren Sie sowohl die Bewegungsrichtung als auch die Gangart des Pferdes, wobei es Ihnen letztlich aus freiem Willen folgt.

Schritt 2: Körperarbeit Anschließend berühren Sie das Pferd überall am Körper, wodurch es sich seiner selbst bewusster wird. Berühren Sie gleichzeitig Rücken und Bauch. So wird das Pferd später nicht allzu überrascht sein wenn es Sattel und Sattelgurt zugleich zu spüren bekommt.

Schritt 3: Vorbereitung auf den Sattelgurt Mit Hilfe eines Schals üben Sie Druck aus auf die Körperpartien, die später durch den Sattel und den Sattelgurt berührt werden. Sollte das Pferd dabei Unruhe zeigen und weglaufen: üben Sie weiterhin Druck aus, bleiben Sie dabei ruhig und atmen Sie tief aus. Beruhigen Sie Ihr Pferd mit tiefer ruhiger Stimme bis es stehen bleibt und geben Sie dann sofort den Druck auf. Diese Übung wiederholen Sie einige Male. Das Ergebnis wird sein, dass Ihr Pferd stillstehen wird sobald es den Druck spürt und eben nicht mehr weg läuft. Lassen Sie auch mal einen baumelnden Sattelgurt seine Beine berühren, sodass es auch hierdurch nicht mehr erschreckt werden wird.

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Schritt 4: Satteldecke Lassen Sie das Pferd an einer Satteldecke riechen und nähern Sie sich anschließend mit dieser Decke seinem Körper von beiden Seiten. Lassen Sie die Decke dann über den Hals auf den Rücken gleiten.

Schritt 5: Bareback-pad Danach legen Sie dem Pferd ein Bareback-Pad auf. Werfen Sie den Sattelgurt nicht über den Rücken, sondern lassen Sie ihn behutsam an der rechten Körperseite hinunter gleiten. In dem Moment, in dem das Pferd ausatmet, schnallen Sie den Sattelgurt Loch um Loch enger. Anschließend arbeiten Sie mit dem Pferd wieder frei, wobei es nun eventuelle Spannungen durch Bewegung abfließen lassen kann.

Schritt 6: Sattel Nun wird ein Sattel ohne Steigbügel aufgelegt. Durch die systematische Vorbereitung akzeptiert das Pferd nun Sattel und Sattelgurt meist problemlos.

Schritt 7: Steigbügel Zum Schluss werden die Steigbügel am Sattel befestigt, wonach Sie wiederum frei mit dem Pferd arbeiten. Sobald das Pferd antrabt, werden die Steigbügel klappernd gegen seinen Leib schlagen. Oft reagieren Pferde hierauf instinktiv mit Fluchtoder Kampfverhalten, was jedoch sehr schnell aufhört sobald sie bemerken, dass ihnen kein Schmerz zugefügt wird. Schritt 8: Gewöhnung an die Trense Außer an den Sattel muss das Pferd auch an das Gebiss gewöhnt werden. Indem man ihm einige Male ein Gebiss zusammen mit einem Leckerli in den Mund gibt, kann es sich bereits damit vertraut machen. Zunächst nehmen Sie die Trense einige Male immer wieder heraus. Erst wenn das Pferd ohne jede Schwierigkeit die Trense annimmt, kann diese auch während einer ganzen Trainingseinheit in seinem Maul verbleiben. Wenn das Pferd an den Sattel und die Trense gewöhnt ist, ist es an der Zeit, das Pferd darauf vorzubereiten, das Gewicht des Reiters zu tragen. Diese Vorbereitung geschieht über die Arbeit an der Hand und das Longieren. Hierüber lesen Sie in den folgenden Kapiteln mehr. ©2011 Marijke de Jong

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3. BODENARBEIT Die Bodenarbeit fördert den Gehorsam des Pferdes und motiviert es zur Zusammenarbeit mit dem Reiter. Das Pferd lernt, sich an den Hilfen zu orientieren und entwickelt dabei die erforderlichen Muskeln. So wird es vorbereitet auf das Longieren und die Arbeit unter dem Sattel. Bei der Bodenarbeit trägt das Pferd einen Kappzaum und wird geführt mit einem Führstrick. Dieser wird am mittleren Ring des Kappzaums eingehakt. Damit kann das junge Pferd optimal unter Kontrolle gehalten werden, ohne es dabei im Maul zu stören. 1. Führen Das Pferd muss Ihnen als dem Ranghöheren folgen. Sie laufen seitlich vor dem Pferd vorweg und es sollte Ihnen respekt- und vertrauensvoll folgen. Falls Ihr Pferd Ihnen jedoch nicht folgen oder Sie gar überholen sollte, machen Sie eine 180 Grad-Wendung, und laufen Sie in die entgegengesetzte Richtung weiter. Falls Ihr Pferd sich Ihnen respektlos aufdrängt, können Sie sich Raum verschaffe,n indem Sie mit dem losen Ende der Führleine wie mit einem Schwanz hin und her wedeln. 2. Halt Wenn Sie stehen bleiben, muss Ihr Pferd es Ihnen sofort gleichtun. Diese Übung wird letztlich mit dem Rücken zum Pferd ausgeführt. Falls Ihr Pferd jedoch noch nicht das gewünschte Verhalten zeigt, empfiehlt es sich zunächst das Pferd dabei an zu schauen und 2 bis 3 Meter Abstand zu halten. Richten Sie sich beim Anhalten betont auf und halten Sie auch Ihre Hände hoch.

3. Rückwärts richten Üben Sie Druck auf Nase und Bug aus und fordern Sie so das Pferd auf, rückwärts zu gehen. Sobald Ihr Pferd dem Druck weicht, geben Sie den Druck auf und belohnen Sie Ihr Pferd. Das Ziel ist letztendlich, den Druck ohne Berührung auszuüben und das Pferd nur mit Ihrer Energie rückwärts treten zu lassen. Diese Übung festigt das Dominanzverhältnis: ein rangniederes Individuum weicht immer vor dem Ranghöheren.

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Marijke de Jong 4. Vorwärts abwärts In der Natur zeigt eine erhobene Haltung von Kopf und Hals psychische Erregung des Pferdes an, während Pferde in Entspannung den Kopf vorwärts abwärts tragen. In dieser Haltung wird auch kein Adrenalin produziert. Fordern Sie Ihr Pferd auf, Ihrem Druck hinter seinen Ohren nach zu geben. Sobald es den Kopf senkt, beenden Sie den Druck und belohnen Sie es. 5. Stellung Stellung ist die Biegung von Kopf und einem Teil des Halses nach links oder rechts. Bringen Sie Ihr Pferd in kleinen Schritten in Stellung, wobei es ruhig auf der Stelle stehen bleiben muss. Sobald das Pferd Stellung in Gelöstheit zeigt, beenden Sie den Druck. Sie werden dabei wahrnehmen, dass die Biegung sich über die gesamte Länge der Wirbelsäule fortsetzt, wodurch die Hüfte leicht hervortritt.

6. Biegung Jedes Pferd hat von Natur aus eine biegsamere und eine weniger biegsame Körperhälfte. Die Muskeln der weniger biegsamen Körperhälfte sind etwas kürzer. Um die Muskeln beider Körperhälften in gleichem Maß zu entwickeln, lassen Sie Ihr Pferd im Schritt auf dem Zirkel antreten, jeweils auf der linken und der rechten Hand. Dabei fordern Sie vom Pferd Stellung, wodurch sich die Muskeln der jeweiligen Außenseite strecken (entspannen) und die der Innenseite verkürzen (anspannen) müssen. Zugleich fordern Sie das Pferd auf, den Kopf vorwärts abwärts zu senken, sodass die Rückenmuskulatur sich entspannt und die Bauchmuskulatur angespannt wird. 7. Untertreten Weil die Körperhälften des Pferdes von Natur aus ungleich entwickelt sind, verfügt immer ein Hinterbein über mehr Schubkraft, das andere über mehr Tragkraft. Wenn das Pferd sich der Länge nach nach beiden Seiten gut biegen lässt, wird es hierbei immer das jeweilige innere Hinterbein als das tragende Bein benutzen. So erlernt das Pferd mit jedem inneren Hinterbein unter seinen Schwerpunkt zu treten, was sehr wichtig sein wird, um den Reiter tragen zu können. Das Pferd hat jetzt gelernt, vorwärts abwärts zu laufen, sich in der Länge zu biegen und mit seinem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt zu treten, sodass jetzt dem Longieren nichts mehr im Wege steht. Hierüber können Sie mehr im nächsten Kapitel lesen.

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4. LONGIEREN Es lohnt sich, dem Longieren viel Zeit zu widmen bevor man das Pferd anreitet. Wer sich hierfür einige Monate mehr Zeit nimmt, wird sich am Ende der Ausbildung mit gewonnen Jahren dafür belohnt finden. Wie ein ungeschliffener Diamant, der bearbeitet werden muss, wird das junge Pferd erst einmal an der Longe gymnastiziert. Hierdurch baut das Pferd Kondition auf, entwickelt seine Muskeln und findet in allen Gangarten zu seiner Balance.

DREI ELEMENTE Auf beiden Seiten wird das Pferd aufgefordert, in der richtigen Längenbeugung zu laufen, wobei es sein inneres Hinterbein unter den Schwerpunkt setzt, den Rücken entspannt und vorwärts abwärts läuft. Wenn das Pferd diese 3 Elemente an der Longe einmal beherrscht, ist damit ein großer Schritt in seiner Ausbildung gemacht. 1. Längsbiegung

Wenn das Pferd sich in der Länge biegt, entspannt es seine Rückenmuskulatur, wodurch sich auch der Hals entspannt und vorwärts abwärts streckt.

2. Untertreten

Bei einer korrekten Biegung des Körpers kommt die innere Hüfte etwas nach vorn, sodass das innere Hinterbein zum Schwerpunkt hinweist und untertritt.

3. Vorwärts abwärts Wenn das Pferd sich in der Länge biegt, entspannt es seine Rückenmuskulatur, wodurch sich auch der Hals entspannt und vorwärts abwärts streckt.

Wenn alle diese Elemente erreicht sind, läuft das Pferd in Balance und in einer korrekten und entspannten Selbsthaltung. Hilfszügel werden somit überflüssig. ©2011 Marijke de Jong

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DIE HILFEN Kappzaum Das junge Pferd läuft am Kappzaum an einer einfachen Longe. Es wird nicht am Gebiss longiert, weil das Pferd sich dadurch im Genick verwerfen kann. Zudem würde ein Gebiss zu stark auf das junge Maul einwirken. Longe Über die Longe bringen Sie das Pferd mittels halber Paraden in Stellung. Durch eine tief gehaltene Longe ermuntern Sie das Pferd, vorwärts abwärts zu laufen. Eine hoch gehaltene Longe hingegen hat eine bremsende Wirkung. Peitsche Indem Sie das Pferd mit der Longe zur Stellung auffordern und gleichzeitig mit der Peitsche treiben wenn sich das innere Hinterbein nach vorne bewegt, stimulieren Sie die Längsbiegung. Wenn das Pferd dabei in den Zirkel kommt, verhindern Sie die, indem Sie mit der Peitsche zur Schulter weisen. Körpersprache Durch Körpersprache können Sie das Pferd schneller oder langsamer laufen lassen. Wenn Sie sich beispielsweise aufrichten, wird Ihr Pferd aktiver werden. Machen Sie sich hingegen kleiner und atmen Sie dabei aus, wird es langsamer werden. Stimme Die Stimme wird zur Belohnung (''BRAAAV'') genutzt und um das Pferd zu konditionieren (''SCHEEERITT’', ''TEEE-RAB"" , "GAAA-LOPP" und "HAAALT"). Wenn das Pferd die Stimmkommandos versteht, ist es später einfacher, ihm die Reiterhilfen bei zu bringen.

Die Kombination Longe hoch, Peitsche tief, innere Schulter dem Pferd zugewandt und das Stimmkommando ”Haaalt’’ bremst das Pferd.

Die Kombination Longe tief, Peitsche hoch, innere Schulter vom Pferd abgewandt und z.B. das Stimmkommando ‘‘Scheee-ritt’’ lassen das Pferd antreten.

An der Longe lernt das Pferd folgende Übungen: • Übergänge, z.B. Schritt-Trab, Trab-Galopp, Schritt-Halt • Tempowechsel • Nicht progressive Übergänge, z.B. Halt-Trab, Galopp-Schritt • Handwechsel durch den Zirkel (durch S) Longieren Sie auch regelmäßig mit Sattel. Wenn das Pferd alle diese Übungen beherrscht und Kondition und Muskeln aufgebaut hat, kann es an den Reiter gewöhnt werden und das Anreiten beginnen. ©2011 Marijke de Jong

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5. GEWÖHNUNG AN DEN REITER Über die Schritte, die bisher beschrieben wurden, hat das Pferd gelernt, gehorsam mit dem Reiter zusammen zu arbeiten und es konnte Muskeln und Gleichgewicht entwickeln. Das Pferd ist jetzt stark genug, um den Reiter zu tragen. Durch die gründliche Vorbereitung ist es nur noch ein kleiner Schritt, wobei das Pferd sich an das Gewicht des Reiters gewöhnen muss. Aber auch dieser Schritt wird unterteilt in mehrere Teilschritte, wobei der folgende Schritt immer erst folgt, wenn das Pferd sich mit dem Gelernten wieder vollständig zufrieden und entspannt fühlt. Schritt 1: Auf den Rücken lehnen Der erste Schritt ist die Gewöhnung an Druck auf den Rücken. Der Reiter springt zunächst einige Male neben dem Pferd auf und ab und lehnt dabei mit den Händen auf dem Rücken. Wenn das Pferd dabei ruhig bleibt, lässt sich der Reiter durch einen Helfer mit der “Räuberleiter“ auf den Rücken helfen.

Schritt 2: Auf dem stehenden Pferd hängen Der zweite Schritt ist das Hängen auf dem Pferd. Es ist gesattelt mit einem ‘‘Bareback-Pad’’. Dieses ist weich für den Reiter und sollte das Pferd doch einmal erschrecken, rutscht der Reiter sanft herunter. Während des Hängens wird das Pferd am ganzen Körper berührt um ihm an unerwartete Berührungen zu gewöhnen..

Schritt 3: Auf dem bewegenden Pferd hängen Der zweite Schritt ist das Hängen auf dem Pferd. Es ist gesattelt mit einem ‘‘Bareback-Pad’’. Dieses ist weich für den Reiter und sollte das Pferd doch einmal erschrecken, rutscht der Reiter sanft herunter. Während des Hängens wird das Pferd am ganzen Körper berührt um ihm an unerwartete Berührungen zu gewöhnen..

Schritt 4: Auf dem stehenden Pferd sitzen Dann schlägt der Reiter sein Bein ruhig über den Pferderücken und sitzt nach vorne gebeugt, um den Rücken nicht gleich zu schwer zu belasten. Zudem kann der Reiter so auch leicht wieder herunter gleiten, falls das Pferd unruhig werden sollte.

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Marijke de Jong Schritt 5: Aufrecht sitzen Wenn der vorherige Schritt problemlos verläuft, kann der Reiter nach und nach zum aufrechten Sitz finden. Das Pferd wird regelmäßig belohnt, auch mit Leckerli. Weil das Pferd kaut, entspannt es seine Kiefer, wodurch sich der ganze Körper entspannt.

Schritt 6: Sitzen in Bewegung Am nächsten Tag oder einige Tage später wird das Pferd aufgefordert, sich mit dem Reiter zu bewegen. Der Reiter sitzt im Entlastungssitz. Um den Hals trägt das Pferd ein Tau, das dem Reiter als Halt dienen kann, ohne das Pferd dabei am Kopf zu stören.

Schritt 7: Sattel auflegen Das Pferd ist schon an den Sattel gewöhnt (Teil 2 ), also an sich nichts Neues mehr für das Pferd. Zwischen allen Schritten lassen wir das Pferd sich regelmäßig kurz bewegen, um eventuelle Spannung abfließen zu lassen.

Schritt 8: Den Reiter tragen Durch die Bodenarbeit (Teil 3) hat das Pferd schon gelernt, mit dem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt zu treten. Das hilft ihm nun dabei, den Reiter zu tragen und dabei in Balance zu bleiben. Das Pferd wird durch die Bewegung unter dem Reiter mit Längsbiegung vorbereitet auf Schritt 9, wodurch es mehr 'auf seinen eigen Beinen' auf dem Zirkel laufen muss.

Schritt 9: An der Longe Das Pferd läuft an der Longe, der Reiter sitzt auf dem Pferd. Alle Hilfen kommen von Demjenigen, der longiert. Alles was der Reiter tun muss, sind gymnastische Übungen (Arme, Beine bewegen, schwenken, etc.), so dass das Pferd lernt, sich nicht vor dem Reiter zu erschrecken.

Schritt 10: Anreiten Sobald das Pferd den Reiter vollständig akzeptiert und das Gewicht auf seinem Rücken kennt, ist es an den Reiter gewöhnt. Nun kann das eigentliche Anreiten beginnen, wobei das Pferd die Sitz-, Bein-, und Zügelhilfen erlernt und lernen muss, ohne die vertraute Longe zu laufen. Hierüber lesen Sie im nächsten Kapitel mehr.

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6. ANREITEN

Das natürliche Umfeld des Pferdes ist die Herde. Die Leitstute läuft voran und bestimmt die Richtung der ganzen Herde. Der Hengst läuft hinter der Herde und bestimmt das Tempo. Jedes Pferd reagiert zudem auf die Pferde, die links und rechts von ihm laufen. Ganz simplistisch dargestellt: das Pferd bleibt immer hinter der Stute, vor dem Hengst, zwischen den Pferden links und rechts und läuft also vertrauensvoll in der Mitte der Herde. Ein Pferd ist daran gewöhnt auf andere zu reagieren - darum lässt es sich reiten. Im Gegensatz zu solitär lebenden Tieren wie z.B. einem Elch. Die Herde der Hilfen Beim Reiten übernimmt der Reiter die Rolle der das Pferd umringenden Herde: die Führungsrolle der Leitstute um die Richtung anzugeben, die treibende Rolle des Hengstes, um das Tempo zu bestimmen. Die Rolle der Pferde links und rechts vor dem Pferd erfüllt der Reiter mit Hilfe der Zügel. Mit ihnen begleitet er die Schultern seines Pferdes. Die Rolle der Pferde links und rechts hinter seinem Pferd übernimmt er mit seinen Beinen, die die Hinterbeine des Pferdes begleiten. Beim Anreiten lernt das Pferd sozusagen sich zu verhalten wie inmitten einer Herde aus Sitz-, Bein- und Zügelhilfen. Die Hilfen vom Longeur übernehmen Der Longeur hat durch seine Hilfen vom Boden aus dem Pferd die Übergänge und Tempowechsel beigebracht. Der Reiter wird nun diese Hilfen durch Sitz-, Bein- und Zügelhilfen ersetzen. Ein Pferd erlernt die neuen Hilfen wie folgt: Das Pferd hat z.B. gelernt beim Erheben der Peitschenhand anzutreten. Der Longeur gibt diese bekannte Hilfe und zugleich gibt der Reiter die neue Hilfe: den Druck mit den Schenkeln. Bei konsequenter Fortführung dieser Übung wird das Pferd beide Hilfen miteinander verknüpfen und schließlich nur auf die Schenkel in der gewünschte Weise reagieren. Die Zügel werden zunächst am Kappzaum befestigt um das Pferd nicht im Mund zu stören, während es die Zügelhilfen erlernt.die Zügelhilfen erlernt.

Schritt 1: Auf dem Zirkel Durch das Bein, die Zügel und den Sitz gewöhnt der Reiter in Zusammenarbeit mit dem Longeur das Pferd an die treibenden und verwahrenden Hilfen des Reiters.

Schritt 2: Zirkel vergrößern Durch den Zirkel zu vergrößern lernt das Pferd den inneren Zügel und das innere Bein des Reiters zu begreifen.

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Marijke de Jong Schritt 3: Zirkel verkleinern Danach wird dem Pferd die Wirkung des äußeren Zügels und des äußeren Reiterbeins deutlich gemacht durch die Übung Zirkel verkleinern.

Schritt 4: Handwechsel durch den Zirkel Lässt sich das Pferd durch die äußeren Hilfen zum Verkleinern des Zirkels führen, dann kann auch ein Handwechsel durch den Zirkel verlangt werden.

Schritt 5: Durch die ganze Bahn reiten Durch beständiges Zirkel vergrößern geht das Pferd schließlich ganze Bahn. Falls das Pferd dies schwierig findet oder nicht genug Ausdauer zeigt, geht man zwischendurch wieder auf den Zirkel zurück.

Schritt 6: Schlangenlinien Sehr wichtig sind die Schlangenlinien, um das Pferd biegsam und gehorsam auf die Hilfen zu machen.

Schritt 7: Longe entfernen Der Longeur unterstützt zu guter Letzt mit keinerlei Hilfen mehr, sodass die Longe entfernt werden kann. Der Reiter wiederholt die Schritte 1 bis 6, wobei der Longeur zuerst noch mit äuft bei den Übungen, aber dabei den Abstand zum Pferd stets vergrößert.

Bei einer folgenden Trainingseinheit wird dann auch das Gebiss hinzugefügt (in der akademischen Reitkunst die Kandare). Das Pferd wird dann mit 2 Zügeln geritten: ein Zügel am Kappzaum und der andere (zunächst nur durchhängende) Zügel am Gebiss. So kann sich das Pferd langsam an das Gebiss und das Gewicht der Zügel gewöhnen. Wenn das Pferd sich von den Reiterhilfen führen lässt, kann mit der Ausbildung in der Reitkunst begonnen werden.

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7. GERADERICHTEN Das Pferd wird während der Ausbildung in der Reitkunst über logisch aufeinander aufbauende gymnastizierende Übungen stets stärker gemacht. Das Geraderichten verläuft wie ein roter Faden durch die gesamte Ausbildung. Natürliche Schiefe Wie auch der Mensch, so ist auch jedes Pferd Links- oder Rechtshänder. Jedes Pferd ist von Natur aus schief und beugt sich deshalb einfacher zur einen und mühsamer zur anderen Seite. Das Pferd hat eine konvexe und eine konkave Seite und läuft mit den Vorderbeinen nicht korrekt vor den Hinterbeinen. Das eine Hinterbein ist oft mehr schiebend und das andere mehr tragend. Wenn der Reiter diese Ungleichheiten nicht korrigiert, kann das beim Pferd Probleme verursachen.

Konvexe Seite: lange, dehnbare, schwache Muskeln

Konkave Seite: kurze, steife, starke Muskeln Rechtsgebogenes pferd

Linksgebogenes pferd

Natürliches Gleichgewicht Alle Pferde tragen von Natur aus 3/5 ihres Gewichts auf der Vorhand und folglich nur 2/5 auf der Hinterhand. Dieses natürliche Gleichgewicht ist vorteilhaft beim Grasen, denn es sorgt sozusagen automatisch für den Schub nach vorne. Die Vorderbeine tragen jedoch unterschiedliche Gewichte da die Hinterbeine sich in ihrer Schub- und Tragkraft unterscheiden. Das tragende Hinterbein ist dehnbarer und tritt leichter unter den Schwerpunkt des Körpers. Das schiebende Hinterbein ist weniger biegsam, steiler und wird kräftig abgesetzt. Hierdurch wird das Gewicht jeweils unterschiedlich auf die Vorderbeine verlagert und so trägt das eine mehr als das andere. Wenn nun das Reitergewicht als extra Last hinzu kommt, kann dies einseitige Überbelastungserscheinungen hervorrufen. Die Folgen auf dem Zirkel Ein Pferd, dessen natürliche Schiefe und natürliches Gleichgewicht nicht korrigiert werden, fällt auf dem Zirkel oft auf die innere Schulter in den Zirkel hinein oder über die äußere Schulter nach außen weg. Die Folgen auf einer geraden Linie Das Pferd läuft von Natur aus mit der Vorderhand schräg vor der Hinterhand. Wenn ein nicht gerade gerichtetes Pferd entlang der Bande geritten wird, zeigt sich dieser Effekt noch deutlicher, da zudem die Schultern des Pferdes schmaler sind als seine Hüften.

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Symptomen: • • • • • • • • • • •

ungleiche Anlehnung keine Durchlässigkeit hält das Gebiss fest legt sich auf den Zügel, ist gegen die Hand verwirft sich im Genick schlägt mit dem Kopf knirscht mit den Zähnen will den Hals nicht strecken springt verkehrt im Galopp an, wechselt in Außengalopp oder gekreuzten Galopp Passgang



beherrscht eine Übung nur auf einer Hand, nicht auf der anderen

• • • • • • • • • • • • •

steht nicht gleichmäßig auf 4 Beinen beim Halten geht rückwärts nicht gerade unaufmerksam, nur auf die Umgebung gerichtet übereilet, unruhig trippelt Trab lässt sich nicht aussitzen phlegmatisch hat wenig Schulterfreiheit Taktfehler geht gegen die Hilfen hat unregelmäßige Gänge /Lahmen bockt, steigt

Geraderichtende Biegungsarbeit Um diesen Folgen und Symptomen vorzubeugen, wird das Pferd gerade gerichtet. Das Geraderichten besteht aus geraderichtenden Biegeübungen, um das Pferd auf beiden Seiten gleichermaßen biegsam und dehnbar zu machen. Geraderichtende Biegungsarbeit besteht aus den Übungen Zirkel reiten, Schlangenlinien, Schulter vor, Schulterherein, Kruppeherein (Travers), Renvers und Traversale. Die Übungen Schulterherein und Kruppeherein sind die Eckpfeiler des Geraderichtens. Das Schulterherein aktiviert das innere Hinterbein als tragendes Bein und das Kruppeherein aktiviert auch das äußere Hinterbein. Beide Übungen verlangen eine korrekte Längsbiegung, wodurch das innere oder äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt, um so das Gewicht zu tragen. Von natürlicher Schiefe zum geradegerichteten Pferd Die Ursache der natürlichen Schiefe liegt in den Muskeln, weswegen diese durch systematisches Training der Muskeln korrigiert werden kann. Ein geradegerichtetes Pferd: • • •



kann seinen Leib gleichermaßen nach links und rechts biegen; kann alle Übungen sowohl auf der linken als auf der rechten Hand ausführen; kann mit beiden Hinterbeinen gleichermaßen schieben und tragen; ist vorbereitet auf die Versammlung.

Von dem natürlichen Gleichgewicht zum reiterlichen Gleichgewicht Nur ein geradegerichtetes Pferd lässt sich versammeln und aufrichten. Das Ziel der akademischen Reitkunst ist die optimale Entwicklung der Tragkraft der Hinterhand, sodass die Vorderbeine entlastet werden und der Reiter gut getragen werden kann. Letztendlich muss das Pferd 3/5 seines Gewichts mit der Hinterhand tragen, um zum reiterlichen Gleichgewicht zu finden. Die geraderichtende Biegungsarbeit schafft die Basis für dieses Ziel. ©2011 Marijke de Jong

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8. SCHULTERHEREIN In der akademische Reitkunst wird das Pferd durch logisch aufeinander folgende gymnastizierende Übungen immer stärker gemacht. Die Übung Schulterherein ist hierbei eine der wichtigen Übungen, die das Pferd beherrschen muss. Definition Beim Schulterherein läuft das Pferd in einer vorwärts seitwärts Bewegung, wobei der Körper vom Genick bis zum Schweif in seiner Länge gebogen ist. Das Schulterherein ist ein Seitengang auf zwei Hufschlägen und drei oder vier Hufspuren. • Im Turniersport wird das Schulterherein auf drei Spuren ausgeführt. Das innere Vorderbein tritt in eine Spur, das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein treten in dieselbe Spur und das äußere Hinterbein tritt in die dritten Spur. • In der klassischen Reitkunst wird das Schulterherein auch auf vier Spuren ausgeführt. Dabei läuft die Hinterhand auf dem Hufschlag und die Vorhand auf dem inneren Hufschlag. Historisch Das Schulterherein wurde vom Herzog von Newcastle (1658) erfunden und zu seiner Zeit auf dem Zirkel geritten. Der größte Meister aller Zeiten, François Robichon de la Guérinière (1733), brachte die Übung auf die gerade Linie (‘’L’Epaule en dedans’’ ). Andere Großmeister der Reitkunst bezeichneten die Übung als den 'Eckstein' der Dressur, den 'Stützpfeiler' der Reitkunst, die 'Mutter' aller Übungen und sogar als das 'Aspirin' der Reitkunst, weil diese Übung alle reiterlichen Probleme lösen könne. Ziel Das Ziel des Schulterherein ist es, das Pferd darin zu schulen, mit seinem inneren Hinterbein unter seinen Schwerpunkt zu treten. Der große Gewinn ist das stärkere Beugen des inneren Hinterbeines und die dadurch freiere Bewegung der äußeren Schulter, weil diese vom inneren Hinterbein unterstützt wird. Durch das Dehnen der äußeren Rückenmuskeln erhöht sich die Bereitschaft, Anlehnung am äußeren Zügel zu suchen. Das Schulterherein ist vor Allem von großem Nutzen, weil es der natürlichen Schiefe entgegenwirkt und weil diese Übung das Pferd sowohl links als auch rechts biegsam macht. Das Erlernen dieser Übung Alle Seitengänge werden in der akademische Reitkunst zuerst an der Hand gelehrt. Hierdurch lernt das Pferd sich ohne die Last des Reiters in seitlicher Richtung fortzubewegen und sein Gleichgewicht dabei zu finden. Später wird es unter dem Reiter diese Übung darum viel einfacher verstehen und ausführen können. Zu Beginn ist man schon mit nur wenigen Schritten zufrieden und erst später, wenn das Pferd stärker geworden ist, kann auch eine ganze lange Seite verlangt werden.

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Die Hilfen des Reiters Der Reiter begleitet das Pferd im Schulterherein vor Allem mit dem inneren Schenkel und dem äußeren Zügel, den sogenannten '’versalen’’ Hilfen. •

Der äußere Zügel liegt gegen den Hals und führt somit die Schulter nach innen.



Der innere Schenkel liegt auf dem Sattelgurt, sorgt für die Biegung und treibt immer in dem Moment, wenn sich das innere Hinterbein in der Schwebe befindet, um das Pferd zu aktivieren das Bein unter den Schwerpunkt zu bringen.



Der innere Zügel berührt den Hals nicht, dieser Zügel unterhält die Stellung. Der äußere Schenkel liegt hinter dem Sattelgurt am Pferd, unterhält die Längenbiegung und verhindert ein Ausbrechen der Hinterhand.



Der Reiter belastet seinen inneren Sitzbeinhöcker, um den äußeren gestreckten Rückenmuskel zu entlasten.



Der innere Sitzbeinhöcker ist wie ein Zeigefinger, der dorthin weist, wohin das innere Hinterbein treten soll.



Das Zentrum und der Schwerpunkt des Reiters, der tief in seinem Bauch liegt, weist wie ein Kompass geradeaus, sodass das Pferd nicht abwendet.



Der Reiter hält seine Schultern parallel zu den Schultern des Pferdes und seine Hüften parallel zu den Hüften des Pferdes.

Variationen •

Das Schulterherein kann sowohl auf dem Hufschlag als auch auch auf dem Zirkel geritten werden.



Um zu prüfen, ob das Pferd gut am äußeren Zügel steht und nicht über die äußere Schulter fällt, kann an der Mitte der langen Seite ein Zirkel oder halbe Bahn geritten werden.



Um die Ecken der Bahn voll auszureiten, kann jede Ecke im Schulterherein geritten werden.



Die Übung kann im Schritt, Trab und zum Schluss auch im Galopp ausgeführt werden.



Schulterherein ist für das Geraderichten im Galopp unerlässlich.



Als Vorbereitung der Übung kann ein Zirkel, halbe Bahn oder durch eine Ecke geritten werden, sodass das Pferd die nötige Längenbiegung schon vor der Übung erhält.



Die Übung kann abgeschlossen werden, indem man auf einen Zirkel abwendet oder die Vorhand vor die Hinterhand zurückführt.

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9. TRAVERS Der Travers ist der zweite wichtige Eckstein der akademischen Reitkunst. Definition Der Travers ist eine Übung auf zwei Hufschlägen und auf drei oder vier Spuren. Die Vorhand geht geradeaus, die Hinterhand ist nach innen gestellt. Dabei ist das Pferd vom Genick bis zum Schweif in der Länge gebogen und das äußere Hinterbein tritt unter den Schwerpunkt. Schulterherein und Travers sind vergleichbare Übungen, die einander ergänzen: • Im Schulterherein tritt das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt, im Travers hingegen das äußere Hinterbein. • Im Schulterherein sind die Schultern nach innen gerichtet, im Travers ist es die Kruppe. • Im Schulterherein kreuzen die inneren Beine die äußeren Beine, im Travers kreuzen die äußeren Beine die inneren Beine. • Im Travers ist - im Gegensatz zum Schulterherein – das Pferd in Laufrichtung gestellt. Ziel Das Ziel des Travers ist es, das Pferd zu befähigen, mit seinem äußeren Hinterbein unter den Schwerpunkt zu treten. Der Gewinn liegt in der Zunahme der Beugungfähigkeit des Hinterbeines. Der Travers animiert das äußere Hinterbein zum Tragen und verschafft der inneren Schulter mehr Freiheit. Die Übung fördert die Längenbiegung und führt zu einer besseren Koordination der Gliedmaßen. Der Travers ist zudem eine gute Vorbereitung auf die Pirouette, das Appuyement und den Galoppwechsel: • Wenn der Travers auf einem immer kleineren Zirkel geritten wird, dann entsteht daraus die Pirouette. • Wenn der Travers auf der Diagonalen geritten wird, dann entsteht das Appuyement. • Wenn das Pferd im Galopp vom Travers links umgestellt wird zum Travers rechts, dann entsteht daraus der Galoppwechsel. Das Erlernen des Travers Der Travers kann nur aus einem perfektem Schulterherein entwickelt werden. Also muss zunächst diese Übung wirklich sitzen, bevor man mit dem Travers beginnt. Der Travers wird erst an der Hand gelehrt, später unter dem Sattel. Zur Vorbereitung der Übung kann ein Zirkel dienen, sodass das Pferd die nötige Längenbiegung schon vor der Übung einnimmt. Zu Beginn ist man schon mit nur wenigen Schritten zufrieden und erst später, wenn das Pferd stärker geworden ist, kann auch eine ganze lange Seite verlangt werden.

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Die Hilfen des Reiters 1. Der Reiter begleitet das Pferd im Travers vor Allem mit dem äußeren Schenkel und dem inneren Zügel, den sogenannten ‘’traversalen’’ Hilfen. 2. Der innere Zügel liegt gegen den Hals und hält so die Schultern auf dem Hufschlag. Zudem unterhält er die Stellung und Durchlässigkeit. 3. Der äußere Schenkel liegt hinter dem Sattelgurt und treibt immer in dem Moment in dem sich das äußere Hinterbein in der Schwebe befindet, um das Pferd zu aktivieren es unter den Schwerpunkt treten zu lassen. 4. Der innere Schenkel liegt auf dem Sattelgurt und unterhält die Längenbiegung. 5. Der äußere Zügel ist verantwortlich für den Grad der Biegung. 6. Der Reiter belastet seinen inneren Sitzbeinhöcker und entlastet it den äußeren gestreckten Rückenmuskel. 7. Der Schwerpunkt tief im Bauch des Reiters weist zum inneren Vorderbein. 8. Des weiteren sind die Schultern des Reiters parallel zu den Schultern des Pferdes sowie seine Hüften parallel zu denendes Pferdes gerichtet. Variationen •

Die Übung kann im Schritt, Trab und zum Schluss auch im Galopp ausgeführt werden.



Der Travers kann auf dem Hufschlag geritten werden, aber auch in Wendungen und auf dem Zirkel.



Auf dem Zirkel kann die Versammlung des Pferdes verbessert werden, weil die Hinterbeine des Pferdes einen kürzeren Weg zurücklegen als die Vorderbeine und dadurch stärker belastet werden.



Ein fließender Übergang vom Schulterherein zum Travers verbessert die Koordination und Biegsamkeit des Pferdes und zugleich seine Gehorsamkeit gegenüber den Hilfen.

Historisch Der Travers wird schon von Salomon de la Broue (1600) und François Robichon de la Guérinière (1733) beschrieben. Beide Herren hatten jedoch auch Zweifel an dieser Übung. Guérinière vermutet, dass das Pferd mehr aus Routine vorwärts seitwärts laufen wird anstatt korrekt zwischen Hand und Schenkel des Reiters gestellt zu sein. Wenn man die Bande entlang der langen Seite wegnimmt, dann würde das Pferd nicht mehr perfekt gehen, denn es sei gewöhnt Halt zu finden an der Bande. De la Broue teilt diese Meinung und empfiehlt nur Pferde, die schwer auf der Hand gehen im Travers zu schulen. Jedoch sollten diese dabei auf eineinhalb Meter Abstand zur Bande gehalten werden. Beide Herren sind anstelle des Travers mehr dem Renvers zugetan. Hierüber lesen Sie mehr im nächsten Kapitel.

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10. RENVERS Der Renvers ist das Spiegelbild des Travers und hat genau dieselbe gymnastizierende Wirkung. Der Renvers ist eine Übung auf zwei Hufschlägen und auf drei oder vier Spuren. Das Pferd ist in Laufrichtung gestellt. Es ist vom Genick bis zum Schweif in der Länge gebogen und das äußere Hinterbein tritt unter den Schwerpunkt. Die Hinterhand läuft auf dem Hufschlag, die Vorhand läuft auf dem zweiten Hufschlag. Beim Travers hingegen läuft die Vorhand auf dem Hufschlag und die Hinterhand auf dem zweiten Hufschlag. Zusammenhang von Schulterherein, Travers und Renvers

Shulterherein

Travers

Renvers

Beim Schulterherein tritt das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt, beim Travers und Renvers das äußere Hinterbein. Indem im Schulterherein die Biegung von hinten nach vorne gewechselt wird, entsteht der Renvers. Indem im Travers die Biegung von vorne nach hinten gewechselt wird, entsteht der Renvers.

Vier Hinterbeine Wenn man abwechselnd auf der linken und rechten Hand das Schulterherein reitet, wird vom Pferd stets verlangt das entsprechende innere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu bringen. Wenn man abwechselnd auf der linken und rechten Hand den Travers reitet, wird vom Pferd stets verlangt das entsprechende äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu bringen. Das bedeutet, dass das Pferd eigentlich vier Hinterbeine hat die durch die entsprechenden Übungen jeweils gymnastiziert werden: 1 Linkes Hinterbein als inneres Hinterbein 2 Rechtes Hinterbein als äußeres Hinterbein 3 Linkes Hinterbein als äußeres Hinterbein 4 Rechtes Hinterbein als inneres Hinterbein

Ziel Renvers Der Renvers hat genau dieselbe gymnastizierende Wirkung wie der Travers. Beim Travers ist es möglich, weil dabei der Kopf entlang der Bande der langen Seite geführt wird, dass das Pferd aus Routine vorwärts seitwärts läuft anstatt korrekt zwischen Hand und Schenkel gestellt zu sein. Beim Renvers aber hat das Pferd keine Hilfestellung durch die Bande und muss perfekt an den Hilfen stehen und die Übung auf eigen Beinen ausführen. Der Renvers ist von Bedeutung für den Kontergalopp und den Galoppwechsel: Galopp im Renvers führt zum Kontergalopp. Kontergalopp in leichter Renversstellung geritten verhindert einen ungewollten Galoppwechsel. Wenn das Pferd im Galopp vom Renvers ins Travers gestellt wird, wird somit das andere Hinterbein unter den Schwerpunkt gebracht und es entsteht ein Galoppwechsel.

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Das Erlernen des Renvers Der Renvers wird zunächst an der Hand gelehrt, später auch unter dem Sattel. Zur Vorbereitung auf die Übung verlangt man Schulterherein. Dann wird die Stellung gewechselt wodurch das Renvers zu Stande kommt. Zu Beginn ist man schon mit nur wenigen Schritten zufrieden und erst später, wenn das Pferd stärker geworden ist, kann auch eine ganze lange Seite verlangt werden.

Die Hilfen des Reiters Folgende Hilfen werden für Renvers auf der rechten Hand gegeben: • Zur Vorbereitung auf die Übung reitet man Schulterherein auf der rechten Hand auf vier Hufschlägen. Der Reiter sitzt im sogenannten ''Rechtssitz'' , d.h. er belastet seine rechten Sitzbeinhöcker, sein rechter Schenkel liegt auf dem Sattelgurt und der linke Schenkel hinter dem Sattelgurt. Der rechte Zügel berührt den Hals nicht, der linke Zügel liegt am Hals. • Nun wechselt der Reiter vom Rechtssitz zum Linkssitz und veranlasst damit das Pferd, die Längenbiegung zu wechseln. Also belastet der Reiter seinen linken Sitzbeinhöcker und legt seinen linken Schenkel auf den Sattelgurt, der rechte Schenkel liegt hinter dem Sattelgurt und hält damit die Hinterhand auf dem Hufschlag. Mit dem linken Zügel verlangt man die neue Stellung und hält zugleich damit die Vorhand auf dem zweiten Hufschlag. Sobald das Pferd reagiert, entspannt die Hand. Der rechte Zügel kontrolliert die Stellung und begrenzt das Pferd anstelle der Bande. Variationen Die Übung kann in Schritt, Trab und zum Schluss auch im Galopp ausgeführt werden. Folgende Variationen sind möglich:

Reiten von Übergängen von Travers zum Renvers in Schritt und Trab bereitet das Pferd auf den Galoppwechsel vor.

Ein fließender Übergang vom Schulterherein zum Renvers verbessert das Gleichgewicht, die Koordination und Biegsamkeit des Pferdes und seinen Gehorsam gegenüber den Hilfen.

Der Renvers kann auf dem Hufschlag geritten werden aber auch in Wendungen und auf dem Zirkel.

Die Großmeister in früheren Zeiten ritten den Renvers auf dem Zirkel, den sie solange verkleinerten bis daraus eine Wendung auf der Vorhand entstand. Auf diese Weise kann man sogar Renvers Galopppirouetten reiten. ©2011 Marijke de Jong

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11. TRAVERSALE Definition Bei der Traversale bewegt sich das Pferd auf der Diagonalen, wobei sich das Pferd in Längsbiegung und in Laufrichtung gestellt, vorwärts seitwärts bewegt. Bei der Traversale tritt das Pferd abwechselnd mit dem inneren und dem äußeren Hinterbein unter seinen Schwerpunkt. Die äußeren Beine kreuzen vor den inneren Beinen. Es gibt also zwei Tragemomente:

1. Das äußere Hinterbein tritt unter den Schwerpunkt.

2. Das innere Hinterbein tritt unter den Schwerpunkt.

Zusammenhang von Schulterherein, Travers und Traversale Die Traversale ist das Gleiche wie der Travers, nur wird sie nicht entlang der Bande geritten sondern auf der Diagonalen. Also muss das Pferd nun ganz auf eigenen Beinen laufen, kann keinen Halt an der Bande finden. Stellen Sie sich vor, die Bande mit dem Hufschlag würde entlang der Diagonalen führen und Sie ritten nun entlang dieser gedachten Bande im Travers - so entsteht wie von selbst ein Appuyement.

Bei der Traversale muss die Schulter immer der Hinterhand vorausgehen. Während der Traversale muss es in jedem Moment möglich sein das Pferd im Schulterherein geradeaus zu reiten. Wenn das gelingt, wissen Sie sicher, dass das Pferd genau die richtige Form in der Seitwärtsbewegung hat. Bei Pferden, die noch nicht stark genug sind und ihr Gleichgewicht schnell verlieren, ist es empfehlenswert, die Traversale stets im Wechsel mit Reprisen im Schulterherein geradeaus zu reiten.

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Marijke de Jong Das Erlernen Mit der Traversale kann erst begonnen werden, wenn das Pferd die Übungen Schulterherein und Travers gelernt hat. Die Traversale wird zunächst an der Hand gelehrt, später auch unter dem Sattel. Zu Beginn ist man schon mit nur wenigen Schritten zufrieden und erst später, wenn das Pferd stärker geworden ist, kann auch eine ganze Diagonale verlangt werden. Wenn das Pferd die Übung im Schritt beherrscht, kann die Traversale auch im Trab und zum Schluss im versammelten Galopp geübt werden.

Die Hilfen des Reiters Zur Vorbereitung der Übung reitet man auf der rechten Hand einen Zirkel oder Schulterherein. Der Reiter verlagert nun seinen Schwerpunkt in Richtung der Diagonalen und fordert das Pferd auf das äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu setzen. Die Hilfen entsprechen im Folgenden denen des Travers: • Der Reiter belastet seinen inneren Sitzbeinhöcker und entlastet damit den äußeren, gestreckten Rückenmuskel. • Der Schwerpunkt tief im Bauch des Reiters weist ins Richtung des inneren Vorderbeines. • Der innere Schenkel liegt auf dem Sattelgurt und unterhält die Längsbiegung. • Der äußere Schenkel liegt hinter dem Sattelgurt und treibt immer in dem Moment, wenn das äußere Hinterbein in der Schwebe ist, um es so unter den Schwerpunkt zu bringen. • Der innere Zügel sorgt für Stellung und Durchlässigkeit. • Der äußere Zügel bestimmt das Maß an Stellung. • Die Schultern des Reiters sind parallel zu denen des Pferdes, • ebenso wie seine Hüften parallel zu denen des Pferdes sind. • Der Reiter schaut zwischen den Ohren des Pferdes hindurch • in Laufrichtung. Variationen • Das 1⁄4 Appuyement führt zur Mitte der kurzen Seite und in dieser Übung ist das Pferd weniger stark gebogen. Es läuft mehr vorwärts als seitwärts. • Beim 1⁄2 Appuyement (Wechsel durch die ganze Bahn) hat das Pferd die gleiche Biegung wie in einem Zirkel von 10 Metern. Es geht ebenso vorwärts wie seitwärts, sodass die Schubkraft und die Tragekraft der Hinterhand gleichmässig gefordert sind. • Beim 3⁄4 Appuyement ist das Pferd stärker gebogen und bewegt sich zur Mitte der langen Seite. Das Pferd geht mehr seitwärts als vorwärts. • Bei einem ganzen Appuyement hat das Pferd die maximale Biegung und es geht fast komplett seitwärts. Ein Minimum an vorwärts gerichteter Bewegung muss vorhanden sein, sodass die äußeren Beine stets vor den inneren Beinen kreuzen können. • Es empfiehlt sich, alle Varianten in Ruhe zu üben und sich nicht nur auf eine Variante zu beschränken. ©2011 Marijke de Jong

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12. PIROUETTE Historisch Die Pirouette wurde zu Zeiten der Zweikämpfe dazu genutzt, das Pferd schnell am Platz drehen zu können. Der Reiter konnte so auf Angriffe von hinten reagieren und sich dem Angreifer zuwenden. Wollte man damals im Kampf überleben, war die Beherrschung von Pirouetten Voraussetzung. In der Zeit des Barock wurde die Reitkunst zur Kunst an sich erhoben und mit der Pirouette wurden nun die Fähigkeiten von Reiter und Pferd demonstriert. Definition Die Pirouette ist die kleinste Form eines Zirkels im Travers. Die Hinterbeine bleiben im Zentrum des Zirkels während die Schultern einen größeren Zirkel beschreiben. Somit formt die Pirouette eine Wendung auf der Hinterhand. Das Pferd bleibt während der Übung in der ganzen Wirbelsäule vom Genick bis zum Schweif gleichmäßig in Bewegungsrichtung gebogen. Die Hinterbeine bewegen sich auf einer kleineren Fläche als die Vorderbeine, wodurch das Pferd die Hinterbeine beugt und sich versammelt und aufrichtet. Die Pirouette kann im Schritt, Galopp, Piaffe und terre a terre ausgeführt werden. Es werden viertel, halbe und ganze Pirouetten geritten..

Die Galopppirouette wird in zwei, drei, vier oder acht Galoppsprüngen ausgeführt. Die Pirouette in der akademischen Reitkunst besteht aus acht Sprüngen, sie korrespondieren mit den acht geometrischen Richtungen der Reitbahn. Das Entwickeln der Galopppirouette 1. Zirkel verkleinern im Travers Man reitet im Travers auf dem Zirkel und verkleinert den Zirkel stetig. Bei dieser Übung wird schnell deutlich, wann Kraft und Wille des Pferdes seine Grenzen erreicht haben. Der Zirkel darf nicht kleiner geritten werden, als dies das Pferd vermag. Wenn das Pferd kontrolliert und versammelt galoppieren kann, kann man damit beginnen, vom Pferd zu verlangen, den Zirkel im Travers zu verkleinern. Am Anfang nur wenige Sprünge, loben und den Zirkel wieder vergrößern. 2. Carré in Travers mit Viertelpirouetten Ein Carré ist ein Viereck, geritten auf zwei Hufschlägen. Der Reiter reitet in Travers und in jeder Ecke des Vierecks macht er eine Viertelpirouette (90°). So reitet er denn vier Viertelpirouetten und damit usammen eine ganze Pirouette in Phasen. Zuerst im Schritt und später im versammelten Galopp

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Carré

3. Kehrtwendung im Schritt Eine Kehrtwendung ist eine 180° Wendung um die Hinterhand im Schritt auf dem Hufschlag und wird auch halbe Schrittpirouette genannt. Es ist wichtig, dass der Reiter die Anzahl der Schritte bestimmt und nicht das Pferd. Auch ist es wichtig, dass das Pferd die richtige Längsbiegung während der Übung behält.

4. Traversale mit halber Pirouette Hat das Pferd im Laufe seiner Ausbildung gelernt, die Traversale im Galopp auf beiden Händen korrekt aus zu führen, dann wird es immer mehr Kraft in der Hinterhand entwickeln und ist schließlich in der Lage, halbe Pirouetten auszuführen. 5. Ganze Pirouette Wenn das Pferd die viertel und die halbe Pirouette gut beherrscht, kann sie zur dreiviertel Pirouette ausgedehnt werden. Schlussendlich ist das Pferd physisch und mental in der Lage auch die ganze Pirouette von 360° mühelos aus zu führen. Die Hilfen des Reiters Die Galopppirouette verlangt eine exaktes Zusammenspiel der vorwärts treibenden Hilfen, der seitwärts führenden Hilfen und der verwahrenden inneren Hilfen: • Der äußere Zügel führt die äußere Schulter in die Wendung. Der äußere Zügel darf nicht anstehen und nicht die Biegung reduzieren. • Der äußere Schenkel lässt das äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt treten. • Der Schwerpunkt wird nach hinten innen verlagert, sodass das innere Hinterbein mehr belastet wird und mehr Freiheit in der Vorhand entsteht. • Der innere Sitzbeinhöcker, der innere Zügel und der innere Schenkel erhalten die Längsbiegung. Falls das Pferd die Schultern zu schnell wenden will, muss der innere Zügel das verhindern. Wenn die Schultern zu langsam drehen, muss der äußere Zügel deutlicher die Schultern nach innen führen. Bei unzureichender Biegung in der Hinterhand muss der äußere Schenkel das äußere Hinterbein auffordern, besser unter den Schwerpunkt zu treten. Wenn das Pferd sich nach innen fallen lässt, muss der innere Schenkel das verhindern. Letztendlich muss das Pferd lernen, schon auf ein Drehen des Oberkörpers des Reiters zu reagieren und dabei zwischen den Hilfen zu bleiben. ©2011 Marijke de Jong

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13. GALOPPWECHSEL

Der Galopp ist von Natur aus der Gang für die Flucht. In der Dressur werden jedoch gerade im Galopp kontrollierte Übungen gefordert, u.a. der Galoppwechsel.

Der Galopp ist eine Dreitaktbewegung mit Schwebemoment. Es gibt Links- und Rechtsgalopp. Im Rechtsgalopp greifen die rechten Beine weiter nach vorn, im Linksgalopp sind es die linken Beine. Die Reihenfolge des Hebens und Aufsetzens der Beine im rechten Galopp ist: 1. Das linke Hinterbein 2. Das diagonale Beinpaar: rechts hinten + links vorne zugleich 3. Das rechte Vorderbein 4. Schwebephase Der Galoppwechsel Bei einem fliegenden Galoppwechsel wechselt das Pferd in der Schwebephase vom Rechtsgalopp zum Linksgalopp oder umgekehrt. In der Schwebephase kann es den Galopp wechseln. Das Pferd auf der Zeichnung springt vom rechten Galopp um in den linken Galopp. •

In Phase 1 bis 3 ist es im Rechtsgalopp.



In Phase 4 findet der Wechsel statt wobei das Pferd mit allen vier Beinen die Position wechselt und das



Beinpaar rechts nach vorn kommt. In Phase 5 springt das Pferd mit dem rechten Hinterbein in den Linksgalopp.

Vorbereitung Wenn Sie selbst noch nie einen Galoppwechsel geritten haben suchen Sie sich ein erfahrenes Pferd auf dem Sie den Wechsel lernen können. Der Galoppwechsel ist ein normaler Galoppsprung und fühlt sich, falls richtig ausgeführt, auch so an. Wenn Sie sich dieses Gefühl eigen gemacht haben, können Sie es auf Ihr eigenes Pferd übertragen. Ihr Pferd ist bereit, den fliegenden Galoppwechsel zu erlernen, wenn es gerade gerichtet ist und auf beiden Händen gleichermaßen gut nachgibt. Es ist wichtig dass der Reiter die Position der Vorhand und der Hinterhand im Galopp genau bestimmen kann. Die Übungen Schulterherein und Travers müssen vorher gründlich erarbeitet sein.

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Zudem eignen sich folgende Übungen zur Vorbereitung: 1. Angaloppieren aus dem Schritt Wenn das Pferd leicht aus dem Trab angaloppiert kann damit begonnen werden, dies auch aus dem Schritt zu üben. 2. Übergang Galopp - Schritt Der Übergang vom Galopp in den Schritt fördert die Fähigkeit zur Versammlung. Wichtig ist, dass das Pferd während der Übung ''bergauf'' bleibt. 3. Tempowechsel im Galopp Es ist wichtig, dass der Reiter das Tempo genau bestimmen kann. Reiten Sie auf den Zirkel und versammeln Sie das Pferd auf dem äußeren Hinterbein (traversartig) und verstärken Sie wieder, indem Sie das innere Hinterbein mehr unter den Schwerpunkt bringen. 4. Der Renversgalopp (Kontergalopp) Der Renversgalopp fördert die Geraderichtung und das Gleichgewicht. Reiten Sie das Pferd in einer leichten Renversstellung im Schritt und galoppieren Sie dann in Renversstellung an. 5. Übergang vom Renvers zum Travers im Schritt. Wechseln Sie im Schritt auf einer geraden Linie einige Male vom Travers zum Renvers. So lernt das Pferd stets das andere äußere Hinterbein unter den Schwerpunkt zu bringen. 6. Einfacher Wechsel Machen Sie einen Übergang vom Galopp zum Schritt. Wechseln Sie in drei bis fünf Schritten die Biegung und springen Sie dann im anderen Galopp an. Die Anzahl der Schritte kann mit der Zeit bis auf einen verringert werden. Machen Sie den Übergang bzw. die Parade immer kürzer. Letztlich wird das Pferd bei einer halben Parade schon wechseln (eigentlich ist dies Ungehorsamkeit, denn es wartet nicht. Trotzdem muss dies zunächst belohnt werden. Später muss das Pferd den Unterschied zwischen einem einfachen Galoppwechsel und dem fliegenden Wechsel lernen). Indem man das Pferd im Schwebemoment von leicht Renvers zu leicht Travers wechseln lässt, entsteht schließlich der fliegende Galoppwechsel. Die Hilfen des Reiters Folgende Hilfen werden gleichzeitig eingesetzt im Moment der Schwebephase: • Der neue innere Schenkel kommt an den Sattelgurt. • Der neue innere Zügel und der neue äußere Schenkel unterstützen die neue Biegung um die inneren Sitzbeinhöcker und den inneren Schenkel. • Der neue äußere Schenkel kommt hinter den Sattelgurt und treibt das neue äußere Hinterbein nach vorn (an Travers denken) • Der Reiter schaut über die neue innere Schulter nach vorne. • Vergessen Sie nicht, zu belohnen und brechen Sie das Training ab, sobald der Wechsel zum ersten Mal hinhaut, um die gute Ausführung sozusagen im Gedächtnis des Pferdes zu verankern. Erlernen des Galoppwechsels Es empfiehlt sich zu Anfang den Wechsel immer an derselben Stelle der Reitbahn zu verlangen bis der Wechsel an dieser Stelle sitzt. Diese Stelle muss auf einer geraden Linie liegen und nicht etwa in einer Ecke. Danach können Sie auch an anderen Stellen wechseln. Wenn das Pferd gelernt hat auf die Hilfen hin zu wechseln und darauf 100% sicher reagiert, kann mit dem Üben der Wechsel um die sechs, vier, drei oder zwei Schritte beginnen. Es ist diskutabel, ob der Wechsel bei jedem Schritt eine klassische Übung ist. Diese Übung war ursprünglich als Zirkusdarbietung gedacht und wurde erst im 19. Jahrhundert von Baucher entwickelt. Vor Allem ist es aber eine echte Leistung wenn Pferd und Reiter diese Übung mühelos ausführen können. ©2011 Marijke de Jong

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14. PIAFFE Definition Die Piaffe entsteht, wenn das Pferd im Trab immer mehr versammelt wird. Die Piaffe ist sozusagen Trab auf der Stelle, mit einer vorwärts gerichteten Bewegung von nur einer Huflänge. Das Pferd beugt dabei die Hinterhand, die Hinterbeine treten mehr unter den Schwerpunkt und die Auftrittsfläche wird kleiner. Das Becken senkt sich, der Rücken wölbt sich und das Pferd richtet sich auf.

Der Trab kennt zwei Extreme: Versammlung und Verstärkung. Die höchste Versammlung findet sich in der Piaffe, die größte Verstärkung im starken Trab.

Starken trab Der starke Trab ist das raumgreifendste Trabtempo. Je mehr sich der Trab der Piaffe nähert, desto aktiver, kürzer und höher werden die Schritte:

Piaffe Halbe tritte Versammelter trab Trab Mittel trab Starker trab Ziel Das Ziel der Reitkunst ist es, das Pferd vom natürlichen Gleichgewicht zum reiterlichen Gleichgewicht zu entwickeln. Dies ist wichtig um den Reiter gut tragen zu können.

Natürliches Gleichgewicht:

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Reiterliches Gleichgewicht:

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Auf der Vorhand.

Auf der Hinterhand.

Die Piaffe trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Piaffieren verlagert den Schwerpunkt Richtung Hinterhand und entwickelt so mehr Tragkraft. Dadurch verringert sich das Gewicht auf den Schultern und es entsteht mehr Schulterfreiheit. Zugleich ist die Übung eine gute Gymnastik für das Pferd und sorgt für Muskelaufbau der gesamten Orberlinie. Biegung des Körpers und der Gliedmaßen Um das Pferd versammeln zu können, muss es erst seinen Körper biegen und dann auch seine Hinterbeine beugen können. Schritt 1: Biegung des Körpers Auf dem Zirkel lernt das Pferd seinen Körper vom Genick bis zum Schweif korrekt zu biegen.

Schritt 2: Beugung des inneren Hinterbeins Durch das Schulterherein wird das untertretende innere Hinterbein mehr belastet. Durch die Belastung mit dem Körpergewicht wird dieses Bein beugsamer.

Schritt 3: Beugung des äußeren Hinterbeins Durch den Travers lernt das Pferd, sein äußeres Hinterbein unter den Schwerpunkt zu bringen, zu belasten und zu beugen.

Schritt 4: Beugung beider Hinterbeine Die Piaffe sorgt schließlich dafür, dass beide Hinterbeine gleichzeitig zum Tragen gebracht und beugsam gemacht werden.

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Erlernen der Piaffe In der akademische Reitkunst wird die Piaffe meist erst an der Hand gelehrt, zunächst mit halben Schritten. Indem man das Pferd immer mehr versammelt traben lässt, entstehen die ‘‘Halben Schritte’’. Indem man diese wiederum halbiert, entsteht die Piaffe. Wenn das Pferd während der ersten Versuche ein paar brauchbare Schritte anbietet, schließt man die Übung ab und belohnt das Pferd begeistert. Danach oder daneben kann die Piaffe unter dem Reiter entwickelt werden. Der Reiter versammelt das Pferd im Trab und wenn er merkt, dass die Grenze und maximal Mögliche darin für das Pferd erreicht ist, reitet er es wieder vorwärts. Es dauert einige Jahre bevor ein Pferd perfekt piaffieren kann. Aber schon durch den Weg dahin wird das Pferd stärker, beugt mehr die Hanken und wird wendiger.

Die Hilfen des Reiters Versammlung und Aufrichtung entstehen dadurch, dass die Hinterhand bei geringstmöglicher Einwirkung der Hand unter den Körper tritt: •

Der innere Schenkel bringt das innere Hinterbein nach vorn, der äußere Schenkel das äußere Hinterbein. Dadurch treten beide Hinterbeine in Richtung des Schwerpunktes.



Der Schweifansatz kann mit der Gerte touchiert werden, um das Pferd aufzufordern, das Becken nach unten abzubeugen.



Der Reiter öffnet seinen Sitz und Oberschenkel, um dem Rücken Raum zu bieten sich zu wölben und bleibt in ruhigem Sitz.



Der Reiter kippt sein Becken ab, um so Gewicht auf die Hinterbeine zu verlagern..



Halbe Paraden helfen dem Pferd sein Gleichgewicht auf der Hinterhand zu finden.



Wenn die Hinterbeine tatsächlich nach vorn in Richtung des Schwerpunktes treten, wird der Reiter eine zunehmende Leichtigkeit in der Hand wahrnehmen.

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Variationen •

In der akademischen Reitkunst wird oft mit einer nach innen gestellten Piaffe gearbeitet.



Die Piaffe ist auf der rechten Hand nach rechts gestellt und auf der linken Hand nach links.



Die gerade gerichtete Piaffe wird auf der Mittellinie ausgeführt.



Das Schulterherein und das Travers in der Piaffe verbessern die Beugung des jeweiligen Hinterbeines.



Reiten von Tempiwechseln ist wertvolle Gymnastik.



Übergänge zum Schritt, Trab oder Galopp gewinnen durch die Piaffe an Qualität. Sie sorgt dafür, dass das Pferd die Hanken gut beugt und in allen Gängen tragend nutzt.



Und alle Gänge wirken sich wiederum fördernd auf die Piaffe aus: o Der Schritt gibt ihr Ruhe. o Der Trab trägt zur korrekten diagonalen Beinsetzung bei. o Der Galopp gibt ihr Aufrichtung.



Die Piaffpirouette kann das Pferd ausführen wenn es in langer Serie gleichmäßige Schritte produzieren kann.



Die Arbeit zwischen den Pilaren bietet in der akademischen Reitkunst eine Alternative zur Entwicklung der Piaffe.

Die Piaffe ist die vorbereitende Übung für die Passage und der Schlüssel zur Hohen Schule.

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15. PASSAGE Definition Die Passage ist eine versammelte und erhabene Trabbewegung mit wenig Raumgewinn und langem Schwebemoment. Die Energie zielt mehr nach oben denn nach vorne. Die Oberarme werden bei der idealen Ausführung der Passage zu einer horizontalen Linie erhoben. Die gut untertretenden Hinterbeine tragen mehr Gewicht und bewegen sich federnd und kräftig vorwärts aufwärts. Zusammenhang von Piaffe und Passage

Piaffe:

Passage:

Bei der Piaffe ist nur die Tragkraft als Aktivität in der Hinterhand vorhanden. Das Pferd trabt sozusagen auf der Stelle und bewegt sich beinahe nicht vorwärts. Bei der Passage ist neben der Tragkraft auch die Schubkraft als Aktivität der Hinterhand vorhanden. Das Pferd bewegt sich dabei vorwärts aufwärts

Trag- und Schubkraft In der Piaffe bringt das Pferd seine Hinterbeine mehr unter seine Masse, mit gebogenen, federnden Gelenken. Die hinzugefügte Schubkraft bedingt den Übergang von der Piaffe zur Passage oder zum starken Trab. Bei der Passage richtet sich die Schubkraft in eine vorwärts aufwärts Bewegung (grüner Pfeil). Beim starken Trab richtet sich die Schubkraft nach hinten (roter Pfeil).

Ziel In früheren Zeiten war die Passage eine Königsdisziplin, sodass sich der Fürst majestätisch seinem Volk präsentieren konnte. Das Pferd hat in der Passage eine sehr stolze und erhabene Ausstrahlung. Auch Offiziere bedienten sich bei Inspektionen und Paraden dieser Gangart. In der akademischen Reitkunst ist die Passage kein Ziel an sich. Es ist ein Mittel um das Pferd zu entwickeln und bietet wichtige Vorteile in seiner Ausbildung: • • •

Die Muskeln des Rückens und der Hinterhand werden kräftiger und beugen sich besser. · Die Vorhand richtet sich korrekt vor der Hinterhand. Die Aufmerksamkeit und Gehorsamkeit gegenüber den Hilfen nimmt zu. Die Passage kommt auch in der Natur vor bei Hengsten, die ihren Artgenossen imponieren wollen. Die akademische Reitkunst will diese natürliche Bewegung und das Talent des Pferdes auch unter dem Reiter bis zu dem höchst möglichen Niveau entwickeln.

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Elementen passage Bei der Passage muss der Reiter fünf Elemente aufeinander abstimmen: 1. Gleichgewicht 2. Biegsamkeit 3. Form 4. Tempo 5. Takt 6. Schwung Ein Pferd, das durch gerade richtende Arbeit Gleichgewicht (1.) und biegsame Muskeln bekommen hat (2. Biegsamkeit), nimmt die richtige gebogene Haltung (3. Form) an. Das Pferd beugt die Hinterhand, die es mit entsprechender Kraft (4. Tempo) und in regelmäßigem Rhythmus (5. Takt) vorwärts aufwärts bewegt. Schließlich zeigt sich die große Schwungkraft durch den federnden Rücken (6. Schwung). Erlernen der Passage Falls Sie selbst noch nie die Passage geritten haben, empfiehlt es sich, diese Übung auf einem erfahrenen Pferd zu üben. Wenn Sie dadurch das vorwärts aufwärts Gefühl erfahren haben, können Sie dies Ihrem Pferd vermitteln. Zur Vorbereitung kann der Reiter zunächst Übergänge von der Piaffe zum Mitteltrab reiten. Dann wird aus der Piaffe ein Übergang zu einem weniger raumgreifendem Trab in vorwärts aufwärts gerichteter Bewegung verlangt. So wird sich die Passage nach und nach entwickeln. Im Laufe der Jahre wird die Bewegung vollendeter und schöner. Die Hilfen des Reiters Während der Passage verschmelzen der Sitz des Reiters und der Rücken des Pferdes miteinander. Der Reitersitz fügt sich nach dem federndem Pferderücken und der Rücken fügt sich nach dem weichen Sitz des Reiters. Stellen Sie sich vor Ihr Sitz sei eine Hand und der Pferderücken ein Ball. • Man kann mit dem Ball auf der Stelle trippeln: das entspricht der Piaffe. • Man kann mit dem Ball schnell vorwärts trippeln: das entspricht dem starken Trab. • Man kann auch langsam mit viel Schwung vorwärts trippeln, wobei der Ball kräftiger in die Höhe federt. So entsteht die Passage. Die Hilfen sind folgende: • Der Reiter reitet zunächst die Piaffe und muss dabei immer fühlen können, welches Hinterbein gerade auffußt und welches in der Schwebe ist. • Der Reiter reitet in geringem Maße vorwärts: immer wenn ein Hinterbein nach vorne tritt, animiert sein treibender Schenkel dieses Hinterbein dazu, tiefer unter den Körper zu treten. • Der Reiter animiert mit Hilfe seines Beckens das Pferd zu mehr Schwung, jedoch ohne dabei aus dem Rhythmus zu kommen (sozusagen ohne den Ball zu verlieren). • Mit Hilfe eines inneren Metronoms bestimmt der Reiter weiterhin Takt und Rhythmus. Dazu kann er anfänglich das Pferd durch rhythmisches Zungenschnalzen animieren. • Der Reiter erhält Losgelassenheit. Variationen Indem man folgende Variation reitet, kann man die Passage weiter perfektionieren: • Übergänge Piaffe - Passage. Dies fördert die Kontrolle über Trag- und Schubkraft. • Übergänge Passage – starker Trab. Dies fördert den Vorwärtsdrang und die • Schwebephase. • Wendungen und Schlangenlinien in der Passage. Dies fördert eine rundere Bewegung • und die Beugung der Vorderbeine. • Alle Seitengänge in der Passage. Auch diese Übungen verhelfen zur runderen Aktion der Vorderbeine und stimulieren die gewünschte Aktivität der Hinterbeine. •

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16. LEVADE Hohe Schule Die Piaffe, Passage und Pirouette sind bekannte Übungen der Hohen Schule. Diese Übungen gehören zur Schule auf der Erde. Courbette, Croupade, Ballotade und Capriole gehören zu den Schulen über der Erde, die auch Schulsprünge genannt werden. Die Levade stellt die Brücke zwischen den Übungen auf der Erde und denen über der Erde dar. Alle Übungen gehören zur akademischen Reitkunst und sind abgeleitet aus den natürlichen Bewegungen des Pferdes. Historisch Die Hohe Schule wurde im antiken Griechenland schon ausgeübt, sodass Reiter und Pferd ihre Fähigkeiten zeigen konnten. In Kriegszeiten wurden diese Übungen zu Verteidigungszwecken genutzt. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Übungen zur Kunstform. Ende des 18. Jahrhunderts endet die Glanzzeit des Barock mit den Heeren Napoleons. Für viele Jahre wurden danach die Schulen über der Erde nur noch in den zwei großen Reitschulen in Wien und Saumur ausgeübt und später auch in den im 20. Jahrhundert wieder entstandenen Reitschulen in Portugal und Spanien. Definition Bei der Levade trägt das Pferd 100% seines Gewichts auf der Hinterhand, wobei es seine Hinterbeine zugleich beugt. Der Winkel von Pferderumpf und Boden beträgt etwa 35 Grad und der Widerrist bleibt in gleicher Höhe wie im Stand mit einer maximalen Abweichung von einer Handbreite nach oben oder unten. Das Pferd zieht die Vorderbeine an den Leib und bleibt 2 bis 3 Sekunden in dieser Haltung stehen. Das Pferd darf nicht breitbeinig und sicher nicht ungleich auf den Hinterbeinen stehen. Wegen der größeren Hankenbeugung ist die Levade schwieriger als die Pesade. Die Pesade ist eine Übung mit einem Winkel von etwa 45 Grad oder mehr. Bei der Pesade hebt das Pferd Vorderhand, während es sich bei der Levade auf die Hanken 'setzt', sodass die Sprunggelenke beinah den Boden berühren. Bei dem Mezair werden die Vorderbeine weniger an den Leib heran gezogen. Ziel Die Levade ist die vorbereitende Übung auf die Schulsprünge und bei ihr erweist sich, ob die Piaffe korrekt erlernt wurde. Die Levade selbst sorgt für eine besser zu beugende und kräftigere Hinterhand. Die Levade ist außerdem der ultimative Test für das korrekte Geraderichtung des Pferdes. Ein Pferd das nicht gerade gerichtet ist, kann z.B. die Levade auf der linken Hand, nicht aber auf der rechten Hand.

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Erlernen der Levade Zunächst wird die Levade an der Hand gelehrt. Der Reiter lässt das Pferd piaffieren. Dabei wird das Pferd aufgefordert, immer mehr Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern, sodass sich schließlich ein Vorderbein vom Boden löst. Wenn das Pferd sich dabei im Gleichgewicht befindet und sich sicher fühlt, wird es auch das andere Vorderbein erheben. Wenn das Pferd zum ersten Mal ein klein wenig reagiert oder aus Zufall ein Bein hebt, wird es sogleich überschwänglich belohnt und die Übung wird an diesem Tag nicht mehr wiederholt. Anfänglich braucht das Pferd immer nur sehr kurz die gewünschte Haltung anzunehmen. Je stärker es wird, umso besser wird die Hakenbiegung werden. Je mehr die Sprunggelenke sich dem Boden nähern, desto weniger wird es sich aufrichten und die Vorderbeine an den Leib gezogen. Die Hilfen des Reiters it der Übung wird an der Hand begonnen und sie wird aus der Piaffe entwickelt. Durch animierendes Zungenschnalzen und die Aufforderung die Hinterbeine stets tiefer unter den Leib zu bringen, wird das Pferd ermuntert, 100% seines Gewichts auf die Hinterhand zu verlagern. Hierzu kann der Reiter rhythmisch den Schweifansatz touchieren, sodass das Becken gesenkt wird oder er touchiert die Sprunggelenke als Aufforderung, die Hinterbeine weiter unter den Schwerpunkt zu setzen. Wichtig ist, nicht mit den Zügeln die Vorhand erheben zu wollen, sondern das Pferd aufzufordern, den Kopf vorwärts abwärts zu bringen. Wenn das Pferd die Levade an der Hand beherrscht, kann man diese Übung auch unter dem Reiter verlangen. Der Reiter verlangt zunächst eine Piaffe und treibt die Hinterbeine weiter unter den Schwerpunkt. Er stimuliert das Pferd durch Zungenschnalzen und halbe Paraden. Der Reiter richtet seinen Blick auf einen Punkt in Augenhöhe, um seinen Körper vertikal zu halten und während der Aufrichtung nicht vor die Senkrechte zu kommen. Nach der Levade wird im Schritt entspannt vorwärts geritten. In einem späteren Stadium werden Übergänge Piaffe – Levade – Piaffe verlangt.

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17. TERRE Á TERRE Historisch Das Terre á Terre war in der Zeit der Ritter der Kampfgang, in dem das Pferd am wendigsten und schnelle Angriffffe möglich waren. Auch in der Renaissance und im Barock wurde diese Übung genutzt, um die Wendigkeit des Pferdes zu vergrößern. Durch das Terre á Terre steht das Pferd sozusagen lose auf seinen Füßen, sodass der Reiter im entscheidenden Moment das Pferd sofort in die richtige Richtung lenken kann, um dem Gegner zu entweichen oder anzugreifen. Das Pferd bewegt sich sozusagen wie ein Boxer oder ein Tennisspieler, die beide auch vor dem Angriffff bzw. bevor der Ball retourniert wird in Bewegung sind. Der Reiter ist mit seinem Pferd im Terre á Terre so beweglich, dass es erscheint, als bewege er sich auf seinen eigenen Beinen. Auf vielen historischen Gemälden wird diese Bewegung dargestellt und viele Menschen meinen, dass die alten Meister nicht wussten wie ein Pferd sich bewegt. Jedoch weit gefehlt. Heutzutage reitet nur beinah niemand mehr diese Übung, was uns deren Darstellung auf den Gemälden merkwürdig erscheinen lässt. Ziel Das Terre á Terre war ursprünglich das eigentliche Ziel der akademische Reitkunst, weil damit das Pferd bestens im Waffenkampf einsetzbar war. Der Reiter hatte wegen der gewonnen Beweglichkeit eine größere Chance den Kampf zu überleben. In Stierkämpfen ist dieser Gang noch manchmal zu sehen, um dem Stier schnell ausweichen zu können. Die Übung dient auch als Vorbereitung auf die Capriole. Definition Das Terre á Terre ist wie die Levade ein Zwischenschritt zwischen den Übungen auf der Erde (bis zur Piaffe, Passage) und den Sprüngen über der Erde (wie Courbette, Capriole). Nach der Definition vom Duke of Newcastle (1592 – 1676) ist Terre á Terre ein Galopp im Zweitakt auf zwei Spuren. Die Übung besteht aus einer Serie kleiner, niedriger Sprünge. Die Bewegung ist wie folgt: 1. In der erste Phase erhebt das Pferd beide Vorderbeine zugleich und fußt wieder auf. 2. In der zweiten Phase schließen die Hinterbeine sich an die Vorderbeine an. Nun wiederholt das Pferd einige Male die Phasen 1 und 2. Die Bewegung kann auf der Stelle, vorwärts, seitwärts, in einer Wendung um 180 Grad und rückwärts ausgeführt werden. Das Pferd kann sozusagen im Terre á Terre rückwärts galoppieren.

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Erlernen des Terre a Terre Ein Pferd muss gut entwickelte Muskeln haben und biegsam sein, um das Terre a Terre beherrschen zu können. Zudem muss es sehr behände sein und eine starke, gut beugende Hinterhand besitzen. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Übung zu entwickeln: 1. Indem man das Pferd im Galopp versammelt und gerade richtet. 2. Indem man das Pferd mehrmals hintereinander levadieren lässt.

Die Übung kann zunächst an der Hand und später unter dem Reiter gelehrt werden. Bei dem ersten gelungenen Versuch wird das Pferd sogleich überschwänglich belohnt und die Übung wird an diesem Tag nicht mehr wiederholt. Es braucht lange Zeit, mehrere Jahre, bis das Pferd genug Kraft aufgebaut hat, um das Terre á Terre als fließenden Zweitakt-Galopp aus zu führen.

Die Hilfen des Reiters Der Reiter reiten diesen Kampfgang einhändig, die Zügel führt er mit der linken Hand. Mit der anderen Hand hält er die Gerte (ursprünglich die Waffe). Der Reiter verlangt zunächst eine Levade. Dann treibt er, in dem Moment wenn die Vorderbeine den Boden berühren, die Hinterbeine an die Vorhand heran. Um zu verhindern, dass die Vorhand zu hoch kommt, hält der Reiter seine linke Hand so tief als möglich. Ein geschlossener und unabhängiger Sitz ist unerlässlich, um während der kurzen und schnell aufeinander folgenden Sprüngen die Balance nicht zu verlieren. Variationen •

Redopp: Ein anderer Galopp im Zweitakt ist der Redopp. Die Vorderbeine springen zugleich nach vorne, gefolgt vom gleichzeitigen Nachspringen der Hinterhand in einer seitwärts gerichteten Bewegung auf zwei Hufschlägen.



Schulgalopp: Viele Pferde werden im Terre á Terre auf der Stelle zum Viertakt neigen, sodass der sogenannte Schulgalopp entsteht.



Carrière: Die Carrière ist eine Übung, die dem Terre á Terre ähnelt und aussieht wie ein Rennpferd beim Verlassen der Startbox.

Die Carrière wurde vor Allem im Zweikampf genutzt, um den Gegner anzugreifen. Nur in dem Moment, in dem die Hinterbeine sich kräftig absetzten, konnte der Reiter zum Schlag ausholen, um das Pferd nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. In früheren Zeiten übte man sich auch im Ringstechen. Der Ring galt nur als getroffen, wenn der Reiter ihn präzise in dem Moment gestochen hatte in dem beide Hinterbeine seines Pferdes am Boden waren.

Das Terre á Terre bildet eine gute Basis für die Sprünge über der Erde.

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18. SPRÜNGE ÜBER DER ERDE Die Übungen über der Erde, die Schulsprünge, sind wie alle anderen Übungen von den natürlichen Bewegungen des Pferdes abgeleitet. Das Pferd zeigt diese Bewegungen auch auf der Weide und in der Herde um Energie abzubauen, zu imponieren oder um die Rangordnung zu bestimmen. Jeder Sprung, ob natürlich oder über ein Hindernis oder aber ein Schulsprung, beginnt mit dem Erheben der Vorhand. Bei einem natürlichen Sprung fließen das Erheben der Vorhand, das Untertreten der Hinterhand, das darauf folgende Absetzen, das Strecken im Sprung nahtlos ineinander über.

Im Schulsprung dagegen sind die verschiedenen Phasen deutlich zu unterscheiden. Das Erheben der Vorhand ist für sich selbst genommen schon eine Übung mit dem Namen Pesade. Aus dieser dressurmäßigen Erhebung der Vorhand entsteht der Schulsprung: das Pferd wird ermutigt das gesamte Gewicht, das auf der Hinterhand ruht, vom Boden zu schnellen und sich so mit allen vier Beinen über der Erde zu befinden. Historisch Schulsprünge wurden in den vergangenen Jahrhunderten zu Repräsentationzwecken und in Kriegszeiten als Verteidigungsmittel eingesetzt. Wenn das Pferd die Courbette beherrschte, konnte der Reiter es als Schild nutzen und zugleich den Angriff nach vorn ausführen. Wenn es die Capriole beherrschte, konnte er sich auch gegen Angreifer hinter ihm verteidigen. Im Barock wurden die Sprünge weiterentwickelt zu einer Kunstform.

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In Vorbereitung auf einen Schulsprung trägt das Pferd sein gesamtes Gewicht auf der Hinterhand. Dann wird das Gewicht über die Hinterbeine schwungvoll nach oben gebracht. Es gibt vier Schulsprünge. Courbette Die Courbette beginnt mit einer Pesade, wonach das Pferd einige Schritte auf den Hinterbeinen nach vorne springt. Ein routiniertes Pferd kann so mehrere Sprünge ausführen ohne zwischendurch auf den Vorderbeinen zu landen.

Croupade In der Croupade kann das Pferd mit seinen Hinterbeinen den Körper so kräftig vom Boden abstoßen, dass seine Kruppe sich der horizontalen Linie zum Widerrist nähert. Das Pferd springt also nicht wie bei der Courbette vorwärts, sondern aufwärts.

Ballotade Aus der Croupade heraus kann vom Pferd verlangt werden, mit den Hinterbeinen auszuschlagen. Solange seine Kraft noch nicht ausreichend genug ist, werden nur die Hufeisen sichtbar - diese Ausführung heißt Ballotade.

Capriool Kommt dagegen ein wirkliches Ausschlagen beider Hinterbeine zu Stande, dann heißt diese Ausführung Capriole. Diese ist die schwierigste aller Schulsprünge und die Krone der Akademischen Reitkunst.

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Schiefe Bei den Schulsprüngen ist es erforderlich, dass beide Hinterbeine gleichzeitig und auf vollkommen identische Weise sowohl tragend als auch federnd aktiv sind. Nur sehr wenige Pferde verfügen aber über vollkommen symmetrisch entwickelte Hinterbeine. Die meisten Pferde haben die Neigung das schwächere Hinterbein beim Schulsprung zu schonen und das stärkere Bein mehr zu belasten, indem es dieses weiter nach vorne bringt. Es ist wichtig, dass der Reiter die Ungleichheit der Hinterbeine gleich zu Beginn der Ausbildung erkennt. Indem er das Pferd immer wieder gerade richtet, kann das schwächere Hinterbein im Laufe der Ausbildung stärker werden, sodass das Pferd letztlich in der Lage sein wird, seine Gliedmaßen vollkommen symmetrisch zu gebrauchen. Schulung über der Erde Das Pferd muss den versammelten Galopp, die Piaffe, das Terre á Terre und die Levade perfekt beherrschen, bevor die Sprünge erlernt werden können. Alle diese Übungen müssen sowohl auf der rechten und auf der linken Hand sowie auf der Mittellinie ausgeübt werden, sodass sich die Hinterhand gleichmäßig entwickelt. Schritt 1 Um einen Sprung zu erlernen, wird erst eine Levade an der Hand verlangt. Nur nach einer korrekten und geraden Aufrichtung der Vorhand kann ein gerader, schöner Sprung entstehen. Schritt 2 Aus der Pesade heraus wird die Hinterhand des Pferdes durch eine energische Hilfe dazu ermuntert vom Boden abzuspringen. Obwohl die ersten Versuche oft nur wenig beeindrucken, belohnt man das Pferd überschwänglich und beendet das Training sogleich. Schritt 3 Wenn das Pferd die Courbette zuverlässig ausführt ist das Pferd in der Lage, seinen Körper noch kräftiger vom Boden abzudrücken. Das Pferd wird dazu ermutigt, den Sprung mehr aufwärts als vorwärts aus zu führen, damit sein Rumpf sich einer horizontalen Linie nähert. Hierdurch kann eine Croupade oder Ballotade entstehen. Schritt 4 Ein Pferd mit den richtigen psychischen und körperlichen Anlagen wird im Laufe seiner Ausbildung wiederholt caprioleartige Sprünge anbieten. Dann kann jahrelanges Training einen echten “Caprioleur” hervorbringen. Ein Pferd das die Capriole letztendlich perfekt beherrscht, hat die gesamte Ausbildung in der Reitkunst durchlaufen. Es ist die letzte und zugleich schwerste Übung. Nachfolgend lesen Sie die verschiedenen Phasen der Capriole: vom Erheben der Vorhand bis zur Landung. Bei der Landung müssen zuerst die beiden Hinterfüße den Boden berühren um den Körper federnd auf zu fangen und damit die Vorhand vor einer Überlastung zu schützen.

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Hiermit endet die Serie der 18 Kapitel über die akademische Reitkunst. In dieser Serie wurden alle Übungen besprochen, von der Gewöhnung an den Sattel bis zu den Lektionen der Hohen Schule. Für den durchschnittlichen Freizeitreiter sind letztere wahrscheinlich zu hoch gegriffen, doch die Basisübungen, die für jeden Reiter und jedes Pferd geeignet sind, führen zu einem gehorsamen, sowohl mental und als auch physisch entspannten Pferd. Zu einem hervorragenden Pferd, das bis ins hohe Alter mit Leichtigkeit und Spaß ein Partner in der Kunst des Reitens sein kann. Viel Erfolg! Marijke de Jong

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VIELEN DANK: Übersetzung: Thomas Kirst, Alexandra Laudann

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