„Ich war erschöpft und wäre

„Die Hilferufe. Das Leben eines 15-Jährigen aus Golling hing am Sonntagabend an einem seidenen Faden. Er hatte sich beim Joggen im Bluntautal verirrt.
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4 SALZBURG AKTUELL

Eintauchen in den Wintertraum Der Wochenstart brachte schönstes Winterwetter in die Stadt Salzburg. „In Hellbrunn eignet sich der Schnee derzeit bestens zum Langlaufen“, sagt Josef Haslhofer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die perfekten Bedingungen nutzen einige Salzburger sogleich. Valentin und Lorenz hatten hingegen viel Spaß beim Schlittenfahren auf dem Krauthügel. Und auch den Tieren scheint die weiße Pracht Freude zu bereiten. Noch bis Freitag soll der Schnee liegen bleiben, am Wochenende folgt Tauwetter. Den Höhepunkt erreicht die Kälte heute, Dienstag. Im Lungau kann es in den Morgenstunden minus 17 Grad haben. BILDER: SN/ROBERT RATZER (4), ZOO

„Ich war erschöpft und wäre Das Leben eines 15-Jährigen aus Golling hing am Sonntagabend an einem seidenen Faden. Er hatte sich beim Joggen im Bluntautal verirrt. Dass er noch lebt, verdankt er drei jungen Leuten. BERTHOLD SCHMID GOLLING. Für den 15-jährigen Jo-

nas Schlager sollte es am Samstagabend wie gewohnt eine kurze Joggingtour ins Bluntautal werden, die so dramatisch endete. „Ich spiele in Golling bei einem Fußballverein und laufe gern. Ich bin am späten Nachmittag im Trainingsanzug und einer Softshell-Jacke losgelaufen. Aber irgendwie habe ich mich in der Dunkelheit im Bluntautal verirrt. Blöderweise hat meine Lampe nicht funktioniert und meine optische Brille habe ich auch nicht dabei gehabt. Ich habe mich verirrt“, erzählt der HTL-Schüler. Den Spuren nach war der 15Jährige vom verschneiten Weg abgekommen und in das bewaldete Gelände nahe der Torrener Ache geraten. „Dann habe ich keine Kraft mehr gehabt. Ich ha-

be nicht mehr gewusst, wo ich bin“, sagt Jonas. Der Schüler legt sich in den Schnee und kauert sich zusammen. Er habe dabei versucht, sich mit Bewegungen etwas warm zu halten. Eineinhalb bis zwei Stunden lag der Jugendliche nach seiner Darstellung so im Schnee, ehe er anfing, nach Hilfe zu rufen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Christian Weissenbacher (34), Mechaniker bei „Servicestation 11“ in Oberalm, mit den Freundinnen Michelle Pissarnik, die in Obertrum die Berufsschule besucht, und Melanie Götz, die in Grödig in der Schokoladenfabrik arbeitet, auf einem abendlichen Spaziergang. „Am Anfang wollte ich erst gar nicht, aber es ging um den Zwergspitz Boco von Michelle, der auch raus musste. Also sind wir ins Bluntautal gefahren und losgegangen. „Die Hilferufe

haben wir anfangs nicht so richtig wahrgenommen“, erzählt der Mechaniker. Erst später hätten sie den Ernst („da ist was passiert“) erkannt. „Wir haben immer wieder zurückgerufen und uns durch den tiefen Schnee vorgetastet“, sagt Weissenbacher, der eine kleine Taschenlampe dabei hatte. Mehrere 100 Meter neben dem Wanderweg stoßen sie dann auf den hilflosen 15-Jährigen. „Die Michelle hat ihm gleich ihren Anorak angezogen, die Melanie ihre Handschuhe. Ich bin dann irgendwie zurück auf den Wanderweg, um die Rettung einzuweisen, den Sanitätern den Weg zu zeigen, die wir gleich übers Handy alarmiert hatten“, erzählt Weissenbacher. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits 20 Uhr und Jonas Schlager galt als vermisst. Seine Eltern

Mario und Nicole hatten bereits die Polizei verständigt. „Parallel haben Freunde von Jonas übers Internet zur Suche aufgerufen, viele sind losgegangen, einige sogar mit dem Fahrrad losgefahren, um nach Jonas zu suchen. Ich möchte mich bei allen, die da sofort reagiert und mitgeholfen haben, aber ganz besonders bei Herrn Weissenbacher und seinen Begleiterinnen auf das Allerherzlichste bedanken“, sagte am Nachmittag Mutter Nicole. Noch während die Polizei an diesem Sonntagabend eine Suchaktion nach dem 15-Jährigen zu organisieren beginnt, kommt die erlösende Nachricht: „Jonas ist gefunden. Er lebt.“ Die Nacht im Salzburger LKH hat der unterkühlte Schüler gut überstanden. „Ich muss jetzt einmal schlafen und ein Danke an alle, die geholfen haben“, sagt er.