Africa goes Cologne Cologne goes Africa - Filme aus Afrika

Beim Festival von Tarifa 2007 wurde Hauptdarsteller David Ontoh mit dem. Preis als bester Schauspieler ausgezeichnet. «Das europäische Bild von Afrika besteht fast nur aus Armut, ... Miles Davis, Dizzy Gil- lespie, Ella Fitzgerald und Duke Ellington, be- vor er zu der 1959 in. Köln gegründeten. Kenny Clarke/Francy ...
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Africa goes Cologne

Filmforum im Museum Ludwig, 24. bis 27. September 2009

Cologne goes Africa

www.filminitiativ.de

Preview: Filmhaus Kino Open-Air, 29. und 30. August 2009

FilmInitiativ Köln e.V.

Inhalt Cineastische Begegnungen zweier Welten Africa goes Cologne Cologne goes Africa Afrikanische Filmemacher in Köln Filme aus den afrikanischen Communities Kölner Fernsehdokumentationen über Afrika Stadtklänge aus Köln und Südafrika Filmhaus (Open Air-Preview), 29./30.8.2009 No time to die Filmforum im Museum Ludwig, 24.–27.9.2009 Live-Musik von DONABI und Manjao Fati Die Show liegt auf der Straße Der schwarze Doktor Clando Yes I am! «Nejerköpp» und «Kannibale» Umbenennung der Carl-Peters-Str. in Köln-Nippes Weißes Ghetto Recolonize Cologne Die Geduldeten Teza Westsahara – Die vergessene Wüste HühnerWahnsinn – Das eiskalte Geschäft mit Geflügel Kiss me baby, nice, nice Links eröm un rächs eröm Der Abschied Vorankündigung September/Oktober 2010 Finanzierung weiterhin ungesichert Impressum/Veranstaltungsorte/Eintrittspreise Terminübersicht in der Mitte des Heftes

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Cineastische Begegnungen zweier Welten

Africa goes Cologne Das Statistische Amt der Stadt weist unter den «Ausländern», die in Köln leben, rund 10 000 Afrikaner und Afrikanerinnen aus. Der Anteil der KölnerInnen mit afrikanischen Wurzeln dürfte tatsächlich mehr als doppelt so hoch sein, rechnet man MigrantInnen der zweiten und dritten Generation hinzu, die eingebürgert wurden, sowie die unbekannte Zahl derjenigen, denen Aufenthalts- und damit auch Arbeitserlaubnis bislang verweigert werden. Afrikanische Einflüsse sind in der Stadt inzwischen unübersehbar. So ist die Zahl der Afroshops und afrikanischen Friseurläden in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Es gibt afrikanische Cafés mit Namen wie «Tuba» und «Teba» sowie Restaurants mit äthiopischer und marokkanischer, ägyptischer und südafrikanischer Küche, Läden, die afrikanisches Kunsthandwerk anbieten und afrikanische Kirchengemeinden. Im Rheinpark werden afrikanische Märkte abgehalten und Bürgerzentren bieten afrikanische Trommelworkshops an. Die afrikanischen Communities der Stadt haben sich in Vereinen organisiert, die – z.B. im Allerweltshaus – zu interkulturellen Begegnungen einladen. Sie vermitteln Informationen über Herkunftsländer und veranstalten Feste wie etwa zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas, als die Kölner GhanaUnion nicht nur Hunderte Landsleute aus ganz Nordrhein-Westfalen, ­sondern auch den Oberbürgermeister in die Aula einer Schule einlud. Besonders präsent in der Kölner Öffentlichkeit sind KünstlerInnen und ­MusikerInnen mit afrikanischen Wurzeln wie Bantu und Mama Afrika, ­DONABI und ­Patrice, Mariama und Adé Odukoya, Initiator der antirassistischen Musikerinitiative «Brothers Keepers». Deren weibliches Pendant ­«Sisters Keepers» wurde ebenfalls in Köln begründet und tritt seit 2005 unter dem Namen «Sisters» auf.

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Cineastische Begegnungen zweier Welten Bei den Filmfestivals und Reihen von FilmInitiativ hatte das Kölner Publikum die Gelegenheit, 300 Filme aus Afrika zu sehen sowie 50 Filmschaffende aus 25 afrikanischen Ländern persönlich kennen zu lernen. Umgekehrt reisten FilmemacherInnen aus Köln nach Afrika, um dort Fernseh-Dokumentationen zu drehen.

Cologne goes Africa Allerdings hat es in der Geschichte auch andere, äußerst unerfreuliche Begegnungen zwischen Köln und Afrika gegeben, wie die Ausstellung «Köln postkolonial» im Stadtmuseum unlängst dokumentierte. So haben auch Kölner Unternehmen wie Langen, Clouth, Stollwerck und Oppenheim vom Handel mit «Kolonialwaren» aus Afrika profitiert und schon 1888 entstand eine Kölner Abteilung der «Deutschen Kolonialgesellschaft». Die «Kölnische Zeitung» propagierte die Eroberung von Kolonien und ihr Mitarbeiter Hugo Zöller beteiligte sich persönlich an Exkursionen nach Ostafrika. In Kamerun benannte er Wasserfälle, auf die er stieß, nach dem Herausgeber der Zeitung «Neven-Dumont-Fälle». Selbst als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg «seine» Kolonien an die Siegermächte abtreten musste, blieb Köln eine Hochburg der «Kolonial­ revisionisten», die deren Wiedereroberung forderten. Dazu gehörte auch der damalige Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer, der 1931 Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft war. Bei der «Pressa», einer Zeitungsmesse, die 1928 in Köln stattfand, gab es eine gesonderte Kolonialabteilung, in der neben der Überschrift «Volk ohne Raum» und einer Karte des scheinbar bevölkerungsleeren Kontinents Afrika («Raum ohne Volk») das Adenauer-Zitat prangte: «Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung. Gerade die etwas wagemutigen, stark vor-

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Kolonialwerbung mit einem Zitat Konrad Adenauers auf der Zeitungsmesse «Pressa» 1928 in Köln.

wärts strebenden Elemente, die sich im Lande selbst nicht betätigen konnten, aber in den Kolonien ein Feld für ihre Tätigkeit finden, gehen uns dauernd verloren. Wir müssen für unser Volk mehr Raum haben und darum Kolonien.» Die Nazis übernahmen diese Parolen und planten die Rückeroberung eines Kolonialreichs in Zentralafrika, das von der Atlantikküste im Westen bis zum Indischen Ozean im Osten des Kontinents reichen sollte. Ein Wagen im Kölner Rosenmontagszug brachte dies 1938 zum Ausdruck mit der Aufschrift: «Deutschlands Kolonien in Erwartung, un mer krigge se doch!» Bis in die Gegenwart wurden die Kölner Verbindungen zur deutschen Kolonialgeschichte eher verherrlicht, denn kritisiert. So gibt es z.B. in Nippes ein «Afrika-Viertel», dessen Straßen noch bis 1990 Namen von Kolonialverbre-

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Cineastische Begegnungen zweier Welten chern wie «Carl Peters» und «Lüderitz» trugen, die ihnen die Nazis gegeben hatten. Erst nach Protesten des Kölner Südafrika Komitees wurden sie in «Namibia»- und «Usambara»-Straße umbenannt. Bis heute gibt es noch zahlreiche Straßennamen mit kolonialen Bezügen wie etwa die Bismarck-, die Togo-, die Kamerun- und die Ehrenfelder Wissmann-Straße, die nach dem ehemaligen Gouverneur Deutsch-Ostafrikas Hermann von Wissmann benannt ist, der Eroberungsfeldzüge durchführte nach dem Motto: «Finde ich keinen Weg, dann bahne ich mir einen».

Afrikanische Filmemacher in Köln Die vielfältigen Beziehungen zwischen Afrika und Köln haben auch cineastisch ihren Niederschlag gefunden – in Spielfilmen und Dokumentationen, Musikvideos und Fernsehreportagen, realisiert von AfrikanerInnen und KölnerInnen. Diese Filmreihe bietet die Möglichkeit, einige herausragende Beispiele für diese cineastischen Annäherungen kennen zu lernen und mit den Filmschaffenden, die sie realisiert haben, zu diskutieren. Jean-Marie Teno aus Kamerun, einer der bekanntesten Dokumentaristen des afrikanischen Kontinents, lernte durch Einladungen zum Festival «Jenseits von Europa» von FilmInitiativ Anfang der 1990er Jahre Köln kennen. Aufgrund seiner Eindrücke in der Stadt beschloss er, seinen ersten Spielfilm Clando hier zu drehen. Darin erzählt er die Geschichte eines politisch Verfolgten, der sich zur Flucht nach Europa gezwungen sieht und in Köln strandet. Für die Dreharbeiten organisierte FilmInitiativ damals Locations und Statisten sowie Fahrzeuge und Wohnungen für die Crew. Als Dank dafür reiste der Regisseur zur Premiere des Films beim Kölner Afrikafilm-Festival im Jahre 1996 mit der Kameruner Band «Ben’s Belinga» an, die den Filmsoundtrack eingespielt hatte. Sie gab ein Konzert im Kino für alle, die bei den Dreharbeiten in Köln geholfen hatten, und ein weiteres für die Kölner Öffentlichkeit im Stadtgarten.

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Szenenfoto aus dem Spielfilm «Clando», gedreht in der Brüsseler Straße in Köln bei einer ­Mitarbeiterin von FimInitiativ.

Mit Unterstützung der Filmstiftung NRW entstand im letzten Jahr mit Teza ein weiterer afrikanischer Spielfilm zumindest in Teilen in Köln. Regisseur Haïle Gerima aus Äthiopien erhielt dafür beim letzten Panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou den Hauptpreis («Etalon d’Or») im Spielfilm-Wettbewerb und den Preis der Jury beim Festival in Venedig. In diesem Film ist die Kölner Universität Ausgangspunkt der Geschichte ­eines äthiopischen Studenten, der sich nach seiner Rückreise aufgrund der diktatorischen Verhältnisse in seinem Heimatland nicht mehr zurecht findet.

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Cineastische Begegnungen zweier Welten Im November 2007 war auch der ghanaische Regisseur King Ampaw in Köln, um seinen neuen Spielfilm No time to die vorzustellen. FilmInitiativ hatte mit Unterstützung der Filmstiftung NRW eine deutsch untertitelte Fassung des Films herstellen lassen, die danach auch auf Festivals in Hof, Frankfurt und Berlin lief und inzwischen mit KAIROS eine deutsche Verleihfirma gefunden hat. Da auch dies das Ergebnis einer cineastischen Begegnung zwischen Afrika und Köln ist, läuft der Film als Preview zu dieser Reihe im Rahmen der Kölner Kino Nächte. (Samstag, 29. August und Sonntag, 30. August, jeweils 21.30 Uhr, Open Air, Filmhaus Kino).

Live-Musik von DONABI und Mandjao Fati (Köln/Nigeria/Guinea Bissau) Donnerstag, 24. September, 18.00 Uhr Filmforum im Museum Ludwig DONABI gehört zu den bekanntesten Kölner Musikern mit afrikanischen Wurzeln. In Lagos (Nigeria) aufgewachsen, machte er sich bereits in den 1990er Jahren einen Namen in der hiesigen Reggae/Soul- und Singer/Songwriter-Szene. Schon bei einer von FilmInitiativ mit initiierten Veranstaltungsreihe im Jahre 1996 in Gedenken an den ermordeten nigerianischen Schriftsteller Ken Saro Wiwa war DONABI mit der Band BANTU dabei. Seitdem engagierte er sich in der antirassistischen Initiative «Brothers Keepers», realisierte Projekte mit Künstlern wie Patrice, Gentleman, Gregory Isaacs und Xavier Naidoo und trat z.B. beim Kölner Summerjam auf. Zur Eröffnung dieser Reihe ist er in einem akkustischen Set zusammen mit Mandjao Fati aus Guinea Bissau zu erleben.

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Filme aus den afrikanischen Communities Auch KünstlerInnen, MusikerInnen und AktivistInnen aus den afrikanischen Communities der Stadt haben die Geschichte der kolonialen Beziehungen zwischen Köln und Afrika, sowie ihre Fortsetzung in rassistischen Haltungen bis in die Gegenwart in Filmen reflektiert. So erinnert die von Kölner MigrantInnen gegründete Medien-Initiative «Kanak TV» in ihrem Dokudrama Recolonize Cologne mit satirischen Mitteln an die deutsche Kolonialgeschichte, indem sie einen fiktiven König aus Kamerun auf einer Sänfte durch die Hohe Straße tragen lässt, der ein Stück Land als Entschädigung für deutsche Kolonialverbrechen fordert. Zur Vorstellung der Arbeit von «Kanak TV» werden Mitstreiter der Initiative auch den Kurzfilm Weißes Ghetto über Köln-Lindenthal präsentieren. Venant Adoville Saague, der in Recolonize Cologne den König aus Kamerun spielt, übernahm auch einen Teil der Recherchen und die zweite Kamera bei den Dreharbeiten zu der WDR/Arte-Dokumentation Die Geduldeten. Darin geht es um minderjährige Flüchtlingskinder aus Köln und Umgebung, denen die Abschiebung droht, sobald sie ihr 18. Lebensjahr erreicht haben. Die Musiker der antirassistischen Initiative «Brothers Keepers» haben neben ihrer Aufklärungsarbeit in Schulen, Videoclips zu ihren Songs produziert und einen abendfüllenden Dokumentarfilm mit dem Titel Yes I am!. Dazu liegen auch Unterrichtsmaterialien vor, die zur Diskussion rassistischer Vorurteile in Schulen anregen sollen. Der Film wird deshalb in dieser Reihe nicht nur im Abendprogramm, sondern auch in einer gesonderten Schulvorführung am Vormittag gezeigt (Freitag, 25. September, 10.00 Uhr). MusikerInnen der Initiative wie Mamadee Wappler sind nicht nur zu Diskussionen eingeladen, sondern DONABI (Köln/Nigeria) und Mandjao Fati (Guinea Bissau) werden zum Auftakt der Reihe im Filmforum im Museum Ludwig auch live auf der Bühne zu erleben sein (Donnerstag, 24. September, 18.00 Uhr).

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Kölner Fernsehdokumentationen über Afrika Zwei Beispiele für politische Fernsehdokumentationen, die von Kölner ­Regisseuren in Afrika realisiert wurden und sich nicht auf gängige Stereotypen und Themen beschränken, werden am Sonntag (27. September) zur Diskussion gestellt. In Westsahara – Die vergessene Wüste begleiten die Kölner Filmschaffenden Wolfram Schiebener und Erik Sick Forscher der Kölner Universität zu einer archäologischen Exkursion in den Teil der Westsahara, der nicht von Marokko besetzt, sondern von der Befreiungsbewegung Polisario kontrolliert wird. Mit dieser Dokumentation erinnern sie nicht nur an afrikanische Geschichte, sondern auch an den hierzulande weitgehend unbeachteten Konflikt um «die vergessene Wüste». In HühnerWahnsinn – Das eiskalte Geschäft mit Geflügel zeigt Joachim Vollenschier wie – allen Sonntagsreden europäischer Politiker von notwendiger «Hilfe zur Selbsthilfe» zum Trotz – der Billigexport europäischer ­Geflügelreste nach Afrika die dortigen Hühnerzüchter in den Ruin treibt – Globalisierung konkret! Die beiden Fernsehreportagen Umbenennung der Carl-Peters-Str. in KölnNippes und «Nejerköpp» und «Kannibale» thematisieren Kontinuitäten kolonialer und rassistischer Haltungen in der Stadt. An die Anfänge des Fernsehens erinnern zwei historische Kurzfilme, die zum Auftakt der Reihe zu sehen sind: Der Schwarze Doktor (1965) porträtiert Gaston Bart-Williams, einen der ersten afrikanischen Studenten an der Kölner Universität, der auch selbst Filme gedreht hat. Die Show liegt auf der Straße (1967) ist eine bebilderte Reflexion des afroamerikanischen Jazz-­ Musikers Jimmy Woode Junior über Köln und seine Bewohner. Zwei Ent­ deckungen in schwarz-weiß aus dem Archiv des WDR.

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Joseph Shabalala und Tommy Engel beim Konzert auf der Domplatte 1990.

Stadtklänge aus Köln und Südafrika Den Abschluss der Reihe bildet eine kölsch-afrikanische Begegnung der musikalischen Art, die von Bläck Fööss und Ladysmith Black Mambazo aus Südafrika. Per Kamera festgehalten in drei Teilen: das Kennenlernen (in der WDR-Dokumentation Kiss me baby, nice, nice), der gemeinsame Auftritt (dokumentiert in dem Konzertmitschnitt Links eröm un rächs eröm) und die bewegenden Abschiedsszenen auf dem Kölner Flughafen (festgehalten in der Reportage Der Abschied), die auch den Abschluss dieser Reihe bilden.

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Cineastische Begegnungen zweier Welten Zu den meisten Vorführungen sind Gäste eingeladen, AfrikanerInnen aus Köln und KölnerInnen, die in Afrika waren. Wir hoffen auf einen regen Austausch mit dem Publikum über die cineastischen Begegnungen zwischen zwei Welten. FilmInitiativ Köln e.V. Open Air-Preview im Filmhaus Kino: «No time to die».

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Sa. 29./So. 30. August, Filmhaus Kino, 21.30 Uhr Open Air-Preview im Rahmen der Kölner Kino Nächte Präsentiert von FilmInitiativ Köln in Kooperation mit dem Filmhaus Kino

No time to die R.: King Ampaw; Ghana 2006; OF engl. m.dt.UT; Beta SP; 90 Min. Der Film ist eine turbulente afrikanische Komödie über Liebe und Tod. Asante fährt ein glänzendes, schwarzes Auto, mit dem er berufsmäßig Leichen transportiert. Er und sein Assistent Issifu bringen die Toten von der ghanaischen Hauptstadt Accra in fantasievollen, bunten Särgen in ihre Dörfer, wo die Beerdigungszeremonien stattfinden. Asante liebt seinen Beruf. Doch er hat ein Problem. Welche Frau will schon mit einem Leichenwagenfahrer zusammen sein? Bis Esi in Asantes Leben tritt. Esi ist eine junge Tänzerin, die ihre tote Mutter in deren Heimatdorf bringen will. Für Asante ist es Liebe auf den ersten Blick. Und mit Hilfe Issifus gelingt es ihm, das Herz des schönen Mädchens zu gewinnen. Doch Esis Vater will nichts von der Liaison seiner Tochter mit dem jungen Mann wissen. Nur über seine Leiche, so sagt er, kommt eine Hochzeit in Frage. Asante gibt nicht auf. Wild entschlossen, Esi zu heiraten, schreckt er auch nicht davor zurück, ein paar übernatürliche Tricks anzuwenden… Mit seinem Film gelingt es dem Regisseur King Ampaw, Afrika ebenso humorvoll wie hintergründig aus einem ganz neuen Blickwinkel zu zeigen. Beim Festival von Tarifa 2007 wurde Hauptdarsteller David Ontoh mit dem Preis als bester Schauspieler ausgezeichnet. «Das europäische Bild von Afrika besteht fast nur aus Armut, Korruption, Aids und Krieg. Das ist das, was man im Fernsehen zu sehen bekommt. Aber es gibt auch ein normales Leben, wir haben auch Kultur, Tradition und Unterhaltung. Afrikanische Filmemacher können auch Menschen zum Lachen bringen. Das versuche ich mit meinen Komödien zu zeigen.» (King Ampaw) Jeweils 21.30 Uhr – Open Air, Filmhaus, Maybachstr. 111 (Grünfläche hinter dem Kino – bei schlechtem Wetter im Filmhaus Kino)

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FILMFORUM IM MUSEUM LUDWIG Donnerstag, 24. bis Sonntag, 27. September

Africa goes Cologne Cologne goes Africa Cineastische Begegnungen zweier Welten

Donnerstag, 24. September 2009, Eröffnung, 18.00 Uhr Live-Musik mit DONABI (Köln/Nigeria) und Manjao Fati (Guinea Bissau) Manjao Fati

DONABI

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Donnerstag, 24. September 2009, Eröffnung, 18.00 Uhr Die Show liegt auf der Straße R.: Grytzko Mascioni; Deutschland 1967; Beta SP; 14 Min. WDR-Produktion, Prisma des Westens Der Afroamerikaner Jimmy Woode Junior war ein international bekannter Jazz-Musiker und spielte Piano, Trombone, aber vor allem Bass mit Größen des Genres wie Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis, Dizzy Gillespie, Ella Fitzgerald und Duke Ellington, bevor er zu der 1959 in Köln gegr ündeten ­Kenny Clarke/Francy Boland Big Band stieß. Diese entstand auf Initiative des Eiscafé-Besitzers und Jazz-Impresarios Gigi Campi, der Musiker um den afro-amerikanischen Schlagzeuger Kenny Clarke und den belgischen Pianisten und Arrangeur Francy Boland für einen Karnevalsabend engagierte. Campi produzierte auch das erste Album der Band und darf deshalb auch nicht in diesem Kurzfilm fehlen, in dem Jimmy Woode Junior – begleitet von einer Kamera – durch Straßen und Viertel von Köln spaziert. Seine Ein­ drücke von den Eigentümlichkeiten dieser Stadt und ihrer BewohnerInnen gibt ein wunderbar ironischer Off-Kommentar wieder, untermalt von swingender Jazz-Musik. Eine Entdeckung aus dem WDR-Archiv aus einer Zeit, als selbst Regionalprogramme des Fernsehens noch Filmkunst produzierten.

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Donnerstag, 24. September 2009, Eröffnung, 18.00 Uhr Der schwarze Doktor R.: Nathan Jariv; Deutschland 1965; Beta SP; 17 Min. WDR-Produktion, Prisma des Westens Mitte der 1960er-Jahre, als das Fernsehen noch schwarz-weiß sendete, in den Straßenbahnen noch Schaffnerinnen Fahrscheine verkauften und Afrikaner in Köln noch eine ­S eltenheit waren, kommt Gaston B a r t - Wi l l i a m s au s ­S ierra Leone in die Stadt, um am Institut für ausländische Studenten der Universität seine in Afrika begonnene Hochschulausbildung fortzusetzen. In einer ­Mischung aus Spiel- und Dokumentarszenen ist der Protagonist auf seinem Weg durch die Stadt bis zur Universität zu sehen. Seine Dozenten begegnen ihm dort freundlich, aber mit dem zeittypischen Überlegenheitsdünkel, wonach Afrika und der Rest der Welt nur dem europäischen Vorbild zu folgen brauchten, um ihre Probleme zu überwinden. Ein Dokument aus einer Zeit, als Afrikaner auch im WDR-Fernsehen noch als «Neger» bezeichnet wurden… Historische Fußnote: Der Sohn des Protagonisten Gaston Bart-Williams, ­Patrice, lebt heute in Köln und ist inzwischen ein weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannter Musiker. Eine Hommage an Gaston Bart-Williams in Anwesenheit von Brigitte, Mallence und Patrice-Bart Williams.

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Donnerstag, 24. September 2009, 20.00 Uhr Clando R.: Jean-Marie Teno; Kamerun 1996; OF franz. m. dt. UT; Digi Beta; 98 Min. Im Herbst 1992, kurz vor den ersten freien Wahlen in Kamerun, arbeitet Sobgui Anatol als Computerfachmann in Doualà. Ein Gefallen für befreundete oppositionelle Studenten, weniger eine politisch motivierte Tat, wird für Sobgui zum Verhängnis: er wird verhaftet. Durch Gefängnis und Folter seines bisherigen Lebens beraubt, schlägt sich Sobgui fortan als «chauffeur clandestin» durch, als inoffizieller Taxifahrer, kurz «Clando» genannt. Seine Hoffnungen und Träume konzentrieren sich mehr und mehr auf Europa. Er verlässt sein Land und reist nach Köln. Hier muss er sich durch die Liebe zu der jungen Deutschen ­Irene mehr denn je mit sich und der politischen Situation in seinem Land auseinandersetzen. Auch die zuweilen bedrückenden Lebensverhältnisse von Afrikanern in Deutschland lernt er kennen. Am Ende steht Sobgui vor der Frage, ob er bleiben oder zurückkehren soll. Wir widmen die Wiederaufführung dieses Films unserem im Oktober 2005 ­ver­storbenen Freund Wolfgang Stappen, der als Mitarbeiter des jugendclubs courage, damals noch mit Sitz in der Bismarckstraße, als Darsteller im Film mitgewirkt hat.

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Freitag, 25. September 2009, 10.00 Uhr Yes I am! R.: Sven Halfar; Deutschland 2006; 35mm; 104 Min. Schulvorstellung (die Vorstellung ist öffentlich)

Adé Odukoya

Im Mittelpunkt stehen die Musiker Adé, D-Flame und Mamadee. Als Adé fünfzehn war, wurde sein Vater in Nigeria ermordet. Daraufhin zog er mit seiner deutschen Mutter und seinen Geschwistern nach Köln. Als D-Flames Probleme mit seiner Mutter eskalierten, kam er in ein Heim. Dort begann seine Gangsterkarriere. Als Mamadee zehn Jahre alt war, brach die DDR zusammen und damit auch ihr Traum vom roten Halstuch der Thälmann-Pioniere. Alle drei Protagonisten haben einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter; sie mussten ohne ihre Väter erwachsen werden. Sie sind Deutsche und fühlen sich doch nicht zugehörig. Durch ihr exotisches Aussehen werden sie als «anders» wahrgenommen.

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Freitag, 25. September 2009, 10.00 Uhr Für alle drei Künstler ist die Musik ein Ventil, um ihr Leben zu reflektieren und ihre Erfahrungen von Ausgrenzung zu thematisieren. Auch ihre Mütter kommen zu Wort. Jede dieser Frauen hat ein individuelles Schicksal, doch alle haben schwarze Kinder in einer vorwiegend weißen Gesellschaft groß gezogen. D-Flame, Mamadee und Adé begegneten sich zum ersten Mal, nachdem der­ Mosambikaner Alberto ­Adriano in einem Dessauer Park von drei Jugend­lichen erschlagen worden war. Über zwanzig der bekanntesten afrodeutschen Musiker schlossen sich daraufhin zu dem Bandprojekt «Brothers Keepers» zusammen, spielten die Maxi Mamadee Wappler ­«Adriano (Letzte Warnung)» und das Album «Lightkultur» ein, an dem sich auch «Sisters Keepers» beteiligten. Gemeinsam zogen sie durch ostdeutsche Schulen, um selbst mit den Kids zu sprechen. Yes I am! verbindet die Geschichte der Protagonisten mit der Geschichte von «Brothers Keepers». Er erzählt von der Macht der Musik und davon, gemeinsam die Stimme zu erheben. Eine Geschichte vom Erwachsenwerden unter erschwerten Bedingungen, geprägt vom Hin- und Hergerissensein zwischen den Kulturen, von Ausgrenzung und Aggressionen. In Anwesenheit von Mamadee Wappler von «Brothers Keepers». In Kooperation mit Cine Point – Schule des Sehens – JFC Medienzentrum Köln.

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Freitag, 25. September 2009, 18.00 Uhr

«Nejerköpp» und «Kannibale» Autorin: Beatrix Mughishagwe; Deutschland 1990; Digi Beta; 8 Min. WDR-Produktion, Aktuelle Stunde

An Weiberfastnacht 1990 wird in der «Aktuellen Stunde» des WDR dieser kritische Beitrag von Beatrix Mughishagwe aus Tansania gezeigt über Jecke, die im Karnevalsgetümmel, auf Sitzungen und auf Straßen als «Neger» auftreten, tanzen und kölsche Lieder singen. Gefragt, woher sie denn ihre Kostüme und Maskierungen hätten, lautet die kölsche «Nejerköpp»-Antwort «von einem kenianischen Stamm» und «so läuft man in Afrika rum». Dass damit Afrikaner beleidigt werden könnten, kümmert den schwarzgefärbten Kölschen nicht. Ein «Kannibale» meint: «Wir bleiben ganz einfach schwarz», denn das sei beim Stammtisch seit 1976 «Tradition».

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Freitag, 25. September 2009, 18.00 Uhr

Umbenennung der Carl-Peters-Str. in Köln-Nippes Deutschland 1988; Digi-Beta; 3 Min. WDR-Produktion, Aktuelle Stunde

Vor 21 Jahren, am 13.9.1988, überklebte das Kölner Südafrika Komitee das Schild der «Carl Peters-Straße» im sogenannten «Afrika-Viertel» in KölnNippes. Es gab der Straße stattdessen den Namen des in Südafrika ermordeten Studentenführers Steve Biko. Die vor der Kamera befragten Anwohner wussten damals fast nichts über Carl Peters, doch die Studenten aus Tansania kannten den Namen umso besser: Peters hatte sich in ihrem Land als Kolonialbeamter ab 1884 den Namen «Hängepeter» erworben, da er mit brutaler Gewalt Schwarze zu Zwangs­ arbeit verpflichtete und Aufstände niederschlug.

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Freitag, 25. September 2009, 18.00 Uhr Weißes Ghetto R.: Kanak TV; Deutschland 2002; DVD; ca. 8 Min. Köln-Lindenthal. Ein wohlhabendes und homogenes Viertel: Migranten sucht man dort vergeblich. Da stellt sich die Frage, woran liegt das? Schotten sich die Deutschen ab? Ist Köln-Lindenthal ein weißes Ghetto? Recolonize Cologne R.: Kanak TV; Deutschland 2005; OF dt. m.engl. UT; DVD; 45 Min. Eine Geschichte über Kameruner in Deutschland, deutschen Kolonialismus in Afrika und den Kampf um globale Bewegungsfreiheit, in der ein fiktiver Kaiser Ngon Pouo’o Metzem III aus Kamerun symbolisch ein Stück deutschen Bodens in der Kölner Innenstadt besetzt und es zur «Republik der Multitude» ausruft. Der postkoloniale Dokumentarfilm thematisiert alltäglichen Widerstand gegen Rassismus, Segregation und Diskriminierung in den ehemals deutschen Kolonien und in der Gegenwart. Zeitzeugen berichten über ihre Erfahrungen. (Die Mitarbeiterin einer Flüchtlings-

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Freitag, 25. September 2009, 20.00 Uhr initiative sagt: «Für mich ist immer Kolonialismus».) Sie verweisen auf Kontinuitäten des kolonialen Denkens und Handelns bei der Klassifizierung von Menschen und sie thematisieren den Widerstand gegen diskriminierende deutsche Gesetze wie zum Beispiel die Residenzpflicht für Flüchtlinge. Das 45-minütige Docutainment ist ein Mix aus Aktions-Kunst, Real ­Fiction und Reportage, realisiert von Kanak TV, einem Projekt von MigrantInnen aus Köln, denen es um ihre mediale Selbstermächtigung jenseits von Vorurteilen und rassistischen Stereotypen geht. Ihre Devise lautet: «Wir lassen den Blick nicht länger auf uns richten – wir richten den Blick.» Das heißt, sie wollen ihre Geschichte(n) selbst erzählen, statt sie weiterhin den «etablierten Medien» zu überlassen, die in MigrantInnen exotische Objekte sehen. Kanak TV geht davon aus, dass Kamera und Mikrofon Autorität verleihen und die MigrantInnen nutzen dies, um sich selbst in Szene zu setzen und durch «provokative» Fragestellungen Freiräume für neue Diskurse in der Gesellschaft zu eröffnen. Seit der Gründung im Jahre 2001 hat Kanak TV auf dieser Basis mehrere Kurzfilme gedreht – mit Humor, Enthusiasmus und klaren politischen Botschaften. Einige davon sind auch im Internet zu sehen unter: www.kanak-tv.de. In Anwesenheit von Venant Adoville Saague und Oulios Miltiadis von ­Kanak TV. 20.00 Uhr Yes I am! R.: Sven Halfar; Deutschland 2006; 35 mm; 104 Min. (Beschreibung s. Schulvorstellung 10.00 Uhr, Seite 18 f.) In Anwesenheit von Mamadee Wappler von «Brothers Keepers».

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Samstag, 26. September 2009, 17.00 Uhr Die Geduldeten R.: Natascha Breuers und Ralf Jesse; Deutschland 2008; Digi Beta; 98 Min.

«Derjenige, der Krebs hat und derjenige, der gesund ist – die leben unterschiedlich», kommentiert die 19-jährige Otilya ihre Situation nach wiederholter Ablehnung der Asylanträge für sie und ihre jüngere Schwester. Die beiden Mädchen aus der Demokratischen Republik Kongo leben seit über fünf Jahren in Deutschland, bereiten sich auf ihr Abitur vor und Otilya hat gerade als Klassenbeste ein Schulstipendium für «begabte Zuwanderer» erhalten. Der Film über «unbegleitete Flüchtlinge» von Natascha Breuers und Ralf Jesse lässt solch unterschiedliche und gegensätzliche Szenen unkommentiert nebeneinander stehen. So werden die schizophrene und belastende Lebenssituation der Jugendlichen ebenso sichtbar wie die Zumutungen deutscher Asylpolitik. Zwei Jahre lang haben die Filmemacher sechs Kinder und Jugendliche in Bonn, Düsseldorf und Köln begleitet, sie in Kinderheimen und auf Ämtern, in der Schule, beim Rechtsanwalt und bei «Hilfeplangesprächen» mit dem Jugendamt beobachtet. Sie alle sind ohne Verwandte nach Deutschland gekommen, leben mit dem unsicheren Status der Duldung und können bei abgelehnten Asylanträgen mit Erlangung des 18. Lebensjahres abgeschoben werden. In Anwesenheit von Natascha Breuers, Ralf Jesse und Venant Adoville Saague.

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Samstag, 26. September 2009, 20.00 Uhr Teza R.: Haïle Gerima; Äthiopien/D/USA 2008; OF amharisch m. dt. u. franz. UT; 35 mm; 140 Min. In «Teza» werden anhand der Biografie des äthiopischen Intel­l ek­ tuellen ­A nberber, der in den 1970er Jahren ins Ausland flieht, drei Jahrzehnte Landesgeschichte ­lebendig. Nach ­einem Medizinstudium in Köln kehrt er nach Hause zurück, als sein Land unter der marxistischen Regierung von Mengistu Haïle Mariam steht. Schon bald wird er von den dortigen Machthabern in die DDR geschickt. Nach dem Fall des sozialistischen Regimes in Addis Abeba kehrt er erneut in seine Heimat zurück und stößt auf noch größere politische Schwierigkeiten als zuvor. Haïle Gerimas Kino beginnt da, wo die Realität über die Fiktion hinausgeht, zeigt die Zerrissenheit des Protagonisten beim Hin und Her zwischen Deutschland und Äthiopien, die von dem Schauspieler Aaron Arefe beeindruckend dargestellt wird. Der Film war Gewinner des Hauptpreises Etalon d’Or beim Panafrikanischen FESPACO 2009 in Ouagadougu und wurde im Jahr 2008 u.a. ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der Jury beim Filmfestival in Venedig. Beim Arabisch-Afrikanischen Filmfestival Carthage (Tunesien) erhielt er den Preis «Tanit d’Or» für den besten Film. In Anwesenheit des Produzenten Karl Baumgartner und des Kameramanns Mario Masini.

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Sonntag, 27. September 2009, 17.00 Uhr Westsahara – Die vergessene Wüste R.: Wolfram Schiebener; Deutschland 2007; Digi Beta; 45 Min. Im Oktober 2007 bricht eine Expedition auf in ein Gebiet der westlichen Sahara, das wegen seiner ungewöhnlichen Geschichte auch «vergessene Wüste» genannt wird. Es ist eine menschenleere Region voller ungelöster Rätsel und bizarrer archäologischer ­Monumente. Die ehemalige spanische Kolonie Westsahara zieht sich von der Grenze ­Marokkos knapp 800 Kilometer nach Süden. Seit 1975, nach dem Abzug der Kolonialmacht, ist der größere Teil des Landes von Marokko besetzt und mit einem 1200 Kilometer langen, verminten Wall abgeriegelt. Erst seit dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Marokko und der «Befreiungsbewegung» Polisario im Jahr 1991 sind wieder geführte Expeditionen durch die bis heute weitgehend unerforschten Gebiete der Westsahara möglich. Nun wollen drei Wissenschaftler, der Geoarchäologe Stefan Kröpelin, der Botaniker Frank Darius und der Geograf Sven Oehm von der Universität Köln im unbesetzten Teil der Westsahara bis zur Südgrenze vorstoßen. Sie vertrauen sich der Führung einer Mannschaft an, die aus Mitgliedern der Widerstandsorganisation Polisario besteht. Die Forscher fragen sich, ob diese Einöde vor Jahrtausenden ebenfalls grün und besiedelt war – wie die Ostsahara, bevor ein dramatischer Klimawandel sie austrocknete. Rechtfertigen die geheimnisvollen Monumente und Artefakte, die die Polisario den Wissenschaftlern zeigen wollen, tatsächlich ein größeres Forschungsvorhaben? In Anwesenheit von Wolfgang Schiebener, Erik Sick (Kamera) und Stefan Kröpelin (Universität Köln).

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Sonntag, 27. September 2009, 17.00 Uhr HühnerWahnsinn – Das eiskalte Geschäft mit Geflügel R.: Joachim Vollenschier; Deutschland 2009; Digi Beta; 45 Min. Brust oder Keule? Die Deutschen haben sich eindeutig entschieden. Seit dem Trend zur fettarmen Ernährung werden nirgendwo so viel Hähnchenbrüste gegessen wie in Deutschland. Die Industrie bedient diesen Trend, denn das Filet wirft ordentlichen Profit ab. Doch wohin mit den übrigen Hühnerresten? Tiefgekühlt werden sie weltweit verschoben. Dabei landen diese Hühnerteile häufig in afrikanischen Ländern. Die Folge: dort werden lokale Märkte zerstört und die Menschen erkranken an dem minderwertigen Fleisch – auch, weil hiesige Hygienevorschriften dort nicht gelten: Afrika ist nicht Europa. Joachim Vollenschier verfolgt den Transport dieser Hühner-Teile von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden nach Afrika. Am Beispiel Ghana und Togo wird dokumentiert, welche Auswirkungen die Exporte auf die örtlichen Märkte haben und was der europäische Hühnerwahnsinn für die Menschen dort bedeutet. Der Film gibt aber auch einen Einblick in ein Geschäft, in dem täglich Hunderttausende Hühner vom Schnabel bis zur Kralle verarbeitet werden. Der Druck auf die Hühnerzüchter wächst nicht nur in Afrika: Riesige Mengen von tiefgefrorenem Hühnerfleisch aus Brasilien werden inzwischen billig nach Europa verschifft. Der Film dokumentiert ein globales Hähnchen-Roulette, das in einer Verkettung von Wellnesswahn und Geschäftemacherei die Existenz und Gesundheit von Menschen ruiniert. In Anwesenheit des Regisseurs Joachim Vollenschier.

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Sonntag, 27. September 2009, 20.00 Uhr Bläck Fööss und Ladysmith Black Mambazo – eine kölsch-südafrikanische Begegnung in drei Teilen Kiss me baby, nice, nice R.: Dieter Kremin; Reinhold Beckmann; Deutschland 1990; Digi Beta; 30 Min. WDR-Produktion

In den 1970er-Jahren, als Joseph Shabalala in Südafrika die Acapella-Formation «Ladysmith Black Mambazo» gründete, schien das rassistische Apartheid-Regime dort noch unerschütterlich. Auch die schwarzen Sänger von Ladysmith Black Mambazo hatten darunter zu leiden, beruhte ihre Musik doch auf den Liedern, die südafrikanische Wanderarbeiter auf ihren Wegen in die Bergwerke anstimmten und in denen sie ihre Ausbeutung und Entwurzelung besangen. Mit ihrer Musik wurden Shabalala und seine Gruppe

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Sonntag, 27. September 2009, 20.00 Uhr zu kulturellen Botschaftern der schwarzen Bevölkerung Südafrikas und sie begleiteten Nelson Mandela deshalb 1993 zur Verleihung des Friedensnobelpreises nach Oslo. Die Fernsehdokumentation spielt in den 1980er-Jahren, als Paul Simon den südafrikanischen Chor für seine CD «Graceland» und die Tournee dazu engagierte sowie ihr erstes US-Album «Shaka Zulu» produzierte. Dieses machte Shabalalas Formation international bekannt und auch die Kölner Bläck Fööss übernahmen Stücke von Ladysmith Black Mambazo wie «Homeless» – versehen mit kölschen Texten – in ihr Repertoire. Persönliche Kontakte zu den südafrikanischen Musikern hatten die Bläck Fööss bis dahin noch nicht. Aber der WDR sorgte für die audiovisuelle Kommunikation zwischen den Gruppen, indem er Shabalala Video-Aufnahmen von Versuchen der Bläck Fööss vorspielte, seine Songs in Kölsch nachzusingen, und zurück in Köln den Bläck Fööss Shabalalas Reaktion darauf. Nach dieser ersten virtuellen Begegnung wünschten sich die Bläck Fööss zu ihrem 20-jährigen Bühnenjubiläum im Jahre 1989, einmal mit Ladysmith Black Mambazo gemeinsam aufzutreten …

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Sonntag, 27. September 2009, 20.00 Uhr Links eröm un rächs eröm Das gemeinsame Konzert auf dem Roncalli-Platz R.: Dieter Kremin; Jan Reichow; Deutschland 1990; Digi Beta; 30 Min. WDR-Produktion

1990 erfüllte der WDR den Bläck Fööss ihren Geburtstagswunsch mit einer Einladung an Ladysmith Black Mambazo nach Köln und einem gemeinsamen Auftritt beim Folkfestival auf dem Roncalli-Platz. Vor der Kulisse des Kölner Doms standen erst die Bläck Fööss auf der Bühne, dann folgte der südafrikanische A-Capella-Chor. Höhepunkt waren zweifellos die gemeinsam von Joseph Shabalala und Tommy Engel vorgetragenen Songs.

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Sonntag, 27. September 2009, 20.00 Uhr Der Abschied R.: Reinhold Beckmann; Deutschland 1990; Digi Beta; 5 Min. WDR-Produktion

Nach der ersten, emotionsgeladenen musikalischen Begegnung zwischen den südafrikanischen und den kölschen Musikern fiel der Abschied schwer. Die Bläck Fööss begleiteten ihre Gäste noch bis zum Flughafen und in dieser kurzen Reportage ist auch «Homelesss», das bekannteste Lied von Ladysmith Black Mambazo, endlich in einer südafrikanisch-kölschen ­Koproduktion zu hören. In Anwesenheit von Erry Stoklosa (Bläck Fööss)&Tommy Engel (angefragt).

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Vorankündigung September/Oktober 2010

Am 16. September 2010 wird im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln eine Ausstellung über «Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg» ­eröffnet (www.3www2.de). FilmInitiativ hat bereits 2005 und 2008 Spielfilme und Dokumentationen zu diesem Thema in Köln gezeigt und will auch anlässlich dieser Ausstellung wieder ein anspruchsvolles cineastisches Begleitprogramm mit neuen und z.T. erstmals deutsch untertitelten Filmen präsentieren. Der Spielfilm «Indigènes» («Tage des Ruhms») des algerischen Regisseurs Rachid Bouchareb wird im September 2010 erstmals mit deutschen Untertiteln in Köln zu sehen sein.

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Vorankündigung September/Oktober 2010

Szene aus dem Hiphop-Tanztheater «Die vergessenen Befreier» («A Nos Morts»), das im September 2010 mit deutschen Obertiteln in Köln aufgeführt werden soll.

Auch das Hiphop-Tanztheater «Die vergessenen Befreier» («A Nos Morts»), eine Hommage von MigrantInnen aus Frankreich an die vergessenen Kolonialsoldaten, soll nach Köln geholt und der Dokumentarfilm ­«Geschichte wird gemacht» («Histoires Vives») über dessen Entstehung gezeigt werden. Diese Programmpunkte sollen einen Schwerpunkt des Afrika-Filmfestivals «Jenseits von Europa XI» bilden. Dieses soll an den Wochenenden vom 23. bis 26. September und vom 30. September bis 3. Oktober 2010 im Filmforum im Museum Ludwig stattfinden und wieder herausragende und preisgekrönte Filme des Panafrikanischen Filmfestivals FESPACO (aus dem Frühjahr 2009) in Köln präsentieren.

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Finanzierung weiterhin ungesichert

m September 2008 schickte FilmInitiativ einen dringenden Aufruf zur finanziellen Absicherung des Kölner Afrika-Filmfestivals an alle Mitglieder des Stadtrats sowie den Kulturausschuss des Landtags. Erfolglos. Ab Oktober 2008 beteiligte sich FilmInitiativ aktiv an den Diskussionen um die Einrichtung eines «Haus der Kulturen der Welt» in Köln und plädierte dafür, stattdessen die Arbeit von Initiativen und Institutionen finanziell abzusichern, die sich seit Jahren um die Präsentation außereuropäischer Kultur in der Stadt bemühen. Schließlich hatte auch der Rat von der Kulturverwaltung gefordert, dass dieses Projekt nicht in Konkurrenz zu bestehenden Aktivitäten treten dürfe. Doch davon war schon Anfang 2009 nicht mehr die Rede, als das Projekt plötzlich unter dem Namen «Akademie der Künste der Welt» firmierte. In dem vom Kulturamt in Auftrag gegebenen Konzeptpapier für diese «Akademie» sind Aktivitäten der freien Szene wie das Afrika-Filmfestival nicht einmal mehr erwähnt. Während im Juli 2009 wegen einer drohenden Haushaltssperre die Auszahlung der bescheidenen städtischen Zuschüsse für unabhängige Kulturinitiativen in Frage stand, stimmte der Rat mit großer Mehrheit für die Gründung einer «Akademie der Künste der Welt» in Köln, die jährlich über 1,2 Millionen Euro (!) verfügen soll. Damit sollen jährlich «maximal 20 Stipendiaten aus überwiegend (!) außereuropäischen Ländern» nach Köln eingeladen und der aufwändige bürokratische Apparat finanziert werden, der dies organisieren soll. Nur die Fraktion der LINKEN kritisierte im Rat die Einrichtung derartiger «Leuchtturmprojekte», während der freien Szene das Geld zur Fortsetzung ihrer Arbeit fehle, und verwies dabei explizit auf das AfrikaFilmfestival. Aber auch dieser Appell hat bislang nichts bewirkt. FilmInitiativ versucht deshalb derzeit, Förderer auf Bundes- und LandesEbene zu gewinnen. Falls auch das nicht gelingt, wird Köln über kurz oder lang das Afrika-Filmfestival verlieren, trotz der positiven Resonanz, die es inzwischen weit über die Grenzen von Stadt und Land hinaus findet.

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Impressum/Veranstaltungsorte/Eintrittspreise Veranstalter: FilmInitiativ Köln e.V., Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel. 0221 – 46 96 243, [email protected], www.filminitiativ.de FilmInitiativ Köln ist ein gemeinnütziger Verein und offen für alle, die mitmachen möchten. Der Verein ist Mitglied von KINOaktiv e.V., dem Zusammenschluss ­Kölner Filmgruppen. In Zusammenarbeit mit: Filmforum im Museum Ludwig (www.Filmforumnrw.de) und Filmhaus Kino Köln (www.koelner-filmhaus.de) Cine Point – Schule des Sehens – JFC Medienzentrum Köln (www.jfc.info) Recherche, Filmtexte, Redaktion: Christa Aretz, Felicitas von Boortz, Marion ­Kranen, Angelika Mark-Zobel, Karl Rössel, Irene Schoor, Ulf Valentin Layout/Satz: Holger Deilke (www.halbzwei.com) Druck: PrimaPrint, (www.primaprint.de) Veranstaltungsorte und Eintritt: Open Air Filmhaus Kino, Maybachstr. 111, 50670 Köln Karten an der Abendkasse oder bei www.offticket.de Eintritt: 6,50 Euro, ermäßigt: 5 Euro. Filmforum im Museum Ludwig, Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln Eintritt: 6,50 Euro, ermäßigt: 6 Euro, Schulvorstellung: 2,50 Euro (nur nach Voranmeldung bei JFC Medienzentrum Köln ([email protected])

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