A CALL FOR ARMS Friedensentwicklung und Waffenkontrolle in Darfur

Dazu werden sie am linken Arm oder direkt an Waffen wie Messer oder Gewehre angebracht. Gemeindemitglieder warten vor einer dezentralen Registrierungs-.
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BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn) befasst sich mit globalen Themen der Friedens- und Kon�liktforschung.

Soldat auf Wachposten auf einem Toyota Land Cruiser in Bir Saliba, West Darfur. Die gemeinsame sudanesisch–tschadische Grenztruppe wurde aufgebaut, nachdem die Annäherung zwischen dem Tschad und dem Sudan den jahrzehntelangen gewalttätigen Kon�likten und Stellvertreterkriegen zwischen den beiden Ländern ein Ende gesetzt hatte.

Es gibt auch Bemühungen, ähnliche gemeinsame Grenztruppen entlang der Grenzen zwischen dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik sowie Libyen einzurichten. Doch wegen der aktuellen politischen und Sicherheitslage sind sie bisher wenig erfolgreich.

Das Zentrum forscht anwendungsorientiert und transdiziplinär; auf dieser Grundlage leistet es Politikberatung und Beiträge zu öffentlichen Debatten. Die Fotoausstellung „A CALL FOR ARMS: Friedensentwicklung und Waffenkontrolle in Darfur“ wird gefördert vom

© BICC / Nikhil Acharya

Soldat der gemeinsamen sudanesisch-tschadischen Grenztruppe

Im Zentrum seiner Forschung stehen Probleme der organisierten Gewalt. Seine Themen reichen von der Mobilisierung bzw. Demobilisierung von Gewaltakteuren über Rüstungsexporte und Kleinwaffenkontrolle bis hin zur Bedeutung von organisierter Gewalt in globalen Migrationsströmen und der Nutzung natürlicher Ressourcen.

Internationales Konversionszentrum Bonn Bonn International Center for Conversion GmbH Wissenschaftlicher Direktor Professor Dr. Conrad Schetter Kaufmännischer Geschäftsführer Michael Dedek

Pfarrer-Byns-Straße 1, 53121 Bonn 0228 911 96-0, Fax -22, [email protected] Ein Projekt der SDDRC Schweißerausbildung für Jugendliche durch UNAMID CLIPS Der gemeinsame Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur (UNAMID) bietet für Jugendliche, die gefährdet sind sich bewaffneten Gruppen oder kriminellen Gangs anzuschließen, Berufsausbildungen als Elektriker, Automechaniker und Schweißer an. Dieses Berufsausbildungszentrum in El Geneina, West Darfur, wird seit Juli 2015 durch ein neues Programm der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.

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A CALL FOR ARMS Friedensentwicklung und Waffenkontrolle in Darfur

A CALL FOR ARMS Friedensentwicklung und Waffenkontrolle in Darfur Die Region Darfur, Sudan, hat fast die Größe Frankreichs. In den letzten Jahrzehnten haben Krisen und gewalttätige Kon�likte die Bevölkerung dort nicht zur Ruhe kommen lassen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind etwa 2,7 Millionen Menschen auf der Flucht, etwa 230.000 Menschen starben im Verlauf des seit 2003 anhaltenden Bürgerkrieges. Die Ursachen der Kon�likte sind komplex und vielschichtig. Neben politischen Auseinandersetzungen geht es gerade auf lokaler Ebene heute oft um den Zugang zu Land und Weidegründen und um die Ausbeutung von Bodenschätzen. Waffen sind in Darfur allgegenwärtig – in den Händen von Rebellen, des Militärs, von rivalisierenden Stämmen, von kriminellen Schmugglerbanden. Aber auch die lokale Bevölkerung besitzt Waffen. Sie will sie behalten, um sich gegen Angriffe von kriminellen Banden oder Kon�liktparteien zur Wehr setzen zu können. Auch fühlen sich viele Menschen von der Regierung nicht hinreichend beschützt oder sogar aktiv bedroht.

Kinder, die mit großkalibriger Munition spielen, ein Schmied, der Amulette zum Schutz gegen Gewalt herstellt – Bilder wie diese machen deutlich, wie sehr bewaffnete Kon�likte in das Alltagsleben der Menschen in Darfur eingedrungen sind.

Die Sehnsucht der Menschen nach einem Leben in Frieden ist groß. Ein Anfang, die Leid und Vernichtung bringenden Waffenbestände zu kontrollieren, ist deren Registrierung und Markierung. Hier liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Friedens- und Kon�liktforschungsinstituts BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn), das im Auftrag des Auswärtigen Amts lokale und überregionale Maßnahmen zur Kleinwaffenkontrolle vor allem in West Darfur technisch berät und unterstützt.

Waffen gehören zum Alltag der Kinder Kinder spielen mit Munitionshülsen in El Geneina, West Darfur. Die hier abgebildete 12,7 x 108 mm Munition wird meistens für Maschinengewehre vom Typ DSchk („Duschka“) verwandt, die auf Toyota Land Cruisern montiert sind. Nach vielen Jahrzehnten des Kon�likts dringt die Gewalt in jede Faser des Alltagslebens ein – auch in das Spiel der Kinder.

Ein Schmied fertigt Schutzamulette Der lokalen Bevölkerung helfen Traditionen, um mit ihrem Leben unter unsicheren Verhältnissen zurechtzukommen. Hier stellt ein Messerschmied auf einem Marktplatz in Thandelti, West Darfur, auch spezielle Amulette her, die hijab heißen. Sie bestehen aus Koranversen in einem Lederbeutel, die ihren Träger vor Gewalt schützen sollen. Dazu werden sie am linken Arm oder direkt an Waffen wie Messer oder Gewehre angebracht.

So fördert das BICC die Zusammenarbeit von Waffenregistrierungskomitees, traditionellen Führern von Gemeinschaften und der Gebietsbüros der Sudanesischen Entwaffnungs-, Demobilisierungs- und Reintegrationskommission (Sudan Disarmament, Demobilization and Reintegration Commission, SDDRC). Diesem Zusammenwirken ist es zu verdanken, dass sich immer mehr Gemeindemitglieder dazu bereit erklären, ihre Waffen registrieren und markieren zu lassen. Das BICC arbeitet in Darfur auch eng mit den Vereinten Nationen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen. Denn damit das Leben der Menschen sicherer werden kann, muss der Prozess der Registrierung und Markierung von Waffen von Entwicklungsmaßnahmen begleitet werden. Beispielhaft hierfür sind die Programme von UNAMID (Gemeinsame Mission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union), die der lokalen Bevölkerung eine Erwerbstätigkeit in Langzeitprojekten bieten und so den strukturellen Kon�liktursachen begegnen wollen. Auch die regelmäßigen Patrouillen der vor wenigen Jahren etablierten, gemeinsamen sudanesisch–tschadischen Grenztruppe haben sich als wirksames Mittel erwiesen, mehr Sicherheit in der Region zu schaffen. Ihr Einsatz gegen bewaffnete Überfälle und kriminelle Schmugglerbanden hat es vielen Gemeinden in Grenzgebieten wieder möglich gemacht, ihre Waren und ihr Vieh über große Entfernungen zu verschiedenen Märkten zu transportieren.

Die Fotoausstellung „A CALL FOR ARMS: Friedensentwicklung und Waffenkontrolle in Darfur“ dokumentiert diesen komplexen Prozess. Ihr Fotograf Nikhil Acharya ist seit 2013 als technischer Berater für das BICC im Sudan tätig.

Gemeindemitglieder warten vor einer dezentralen Registrierungsund Markierungsstelle für Waffen Vor einer dezentralen Registrierungsstelle in Sirba, West Darfur, warten im Juni 2013 Gemeindemitglieder, bis sie mit der Markierung ihrer Waffe an der Reihe sind. Allein auf Grund der geogra�ischen Ausdehnung Darfurs ist die Eröffnung von Registrierungs- und Markierungsstelle für Waffen am richtigen Ort zur richtigen Zeit entscheidend für die Effektivität des Programms. So kann es sinnvoll sein, sie in Markt�lecken vor allem entlang der Grenze oder entlang der Wanderwege von Nomaden einzurichten.

Verwendet wird eine spanische Couth MC2000 Maschine mit Nadelmarkiersystem, die RECSA (Regional Centre for Small Arms Control) dem Sudan zur Verfügung gestellt hat. Nachdem aus ihren Waffen Magazine und Munition entfernt wurden, kommen die Gemeindemitglieder in die Markierungsstelle für Kleinwaffen in Sirba, West Darfur. Auf einen nicht ersetzbaren, metallischen Teil der Waffe wird eine einmalige Identi�izierungsnummer eingeritzt. Die Daten werden elektronisch und auf Papier festgehalten. Schließlich wird die Nummer auf eine laminierte und mit einem Foto versehene Kennkarte gedruckt, die zusammen mit der markierten Waffe an ihren Halter ausgegeben wird. Markierte 9 mm Glock Pistole aus Österreich

Der Corpus dieser Handfeuerwaffe besteht aus Kunststoff. Deshalb wurde die Markierung auf ihrem metallischen Lauf angebracht. Der Stern steht für die RECSA-Region (Regional Center on Small Arms). SD heißt der ISO Code für Sudan, gefolgt von der individuellen Identi�izierungsnummer.

Gemeindeoberhäupter diskutieren über die Registrierung und Markierung von Waffen Der Sultan von West Darfur (1. v. r.) und andere Gemeindeoberhäupter sind in der Halle der Gesetzgebenden Versammlung in El Geneina, West Darfur, zusammengekommen, um im Dezember 2012 den Prozess der Waffenregistrierung und -markierung zu diskutieren. Auch der Repräsentant der Sudanesischen Entwaffnungs-, Demobilisierungs- und Reintegrationskommission (SDDRC), Isa Adam Baraka, ist anwesend (Hintergrund, Mitte).

Markierung einer Kalaschnikow AK47 5.56 mm

Markt in Bir Saliba, West Darfur Eine Frau verkauft getrocknete Tomaten auf dem Markt in Bir Saliba an der Grenze zwischen Tschad und Sudan. Die regelmäßigen Patrouillen der „Gemischten Truppen“ haben dazu beigetragen die Wirtschaft wiederzubeleben. Sie haben es den Gemeinden möglich gemacht, wieder ihre Waren und ihr Vieh über große Entfernungen zu verschiedenen Märkten zu transportieren.

Soldat der gemeinsamen sudanesisch-tschadischen Grenztruppe

Soldat vor einem „Duschka“ 12,7 mm Maschinengewehr, das auf einem Toyota Land Cruiser an einem Checkpoint in der Nähe der sudanesischtschadischen Grenze angebracht ist. Er bewacht den Eingang des Camps der gemeinsamen Truppen in der Nähe von Sirba. Die Truppe wechselt alle sechs Monate ihre Stationierungsorte zwischen El Geneina, West Darfur, und Abeche, Tschad.