2015 - Munich Re

28.10.2015 - Softwareunternehmen in Deutsch- land (WirtschaftsWoche Ranking ... Internationaler Flughafen Denver. Bahnhof World Trade Center**.
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TOPICS RISK SOLUTIONS

Versicherungslösungen für die Industrie Ausgabe 4/2015

Mehr Transparenz für Großprojekte Eine weltweit einzigartige Versicherung­s­lösung schützt Bauherren und Investoren vor unvorhergesehenen Mehrkosten. SEITE 4

LED-Leistungsgarantie Umstieg auf LEDLicht ist nachhaltig

Erneuerbare Energien Speichertechnik richtig versichern

Kolumne Iran – Land im wirt­ schaftlichen Aufbruch

VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, unsere Kooperation mit der Stuttgarter Softwareschmiede RIB Software AG wird dazu beitragen, die Welt der Bauwirtschaft und die Versicherung von Großprojekten zu revolutionieren. Jetzt übertreibt er aber, mögen Sie denken. Doch warum bin ich mir da so sicher? Die RIB iTWO Software macht aus Bauprojekten 5D-Visualisierungen. Im Gegensatz zu den gängigen 3D-Modellen werden in 5D zusätzlich die kritischen Dimensionen Zeit und Kosten abgebildet. Da diese iTWO 5D Technologie das Risiko stark reduziert und eine hohe Transparenz liefert, ist Munich Re erstmals in der Lage, einen Versicherungsschutz für Mehr­ kosten bei Bauprojekten anzubieten. Eine Win-winSituation: Die Bauwirtschaft gewinnt Sicherheit über Projektablauf, Zeit und Kosten. Und Bauherren und Investoren erhalten für entstehende Mehrkosten endlich Versicherungsschutz. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Torsten Jeworrek Mitglied des Vorstands von Munich Re und Vorsitzender des Rückversicherungsausschusses NOT IF, BUT HOW

Inhalt Überblick behalten Hohe Risiken, Planungsfehler und unvorhersehbare Logistikprobleme können bei ein Großprojekt erheblich verteuern. Diese Kosten galten bislang als nicht versicherbar. Das ändert sich jetzt.

Seite 4 Nachrichten 2 Leistungsgarantie für LEDs – Munich Re und DEKRA kooperieren 3 DIGITALISIERUNG AM BAU Die Zeit der Kostenüberschreitung ist vorbei Die neue Versicherungslösung iTwoPCI bietet Schutz vor ungeplanten Mehrkosten ERNEUERBARE ENERGIEN Energiespeichersysteme Das Risikomanagement muss mit den neuen Techniken Schritt halten KOLUMNE Iran – neue Chancen für die Wirtschaft Die Sanktionen gehen zurück, doch es gibt noch viele Hürden zu überwinden Impressum und Vorschau

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NACHRICHTEN

LLOYD‘S OF LONDON

LIFE SCIENCE

HAFTPFLICHT

Munich Re Syndicate Ltd.

Neuer Schutz für Regulationsrisiken

Eine Drohne für jedermann

Ab 1. Januar 2016 firmiert Munich Re Underwriting Ltd unter dem Namen Munich Re Syndicate Ltd.

Die neue Betriebsunterbrechungsversicherung NDBI Pharma IQ bietet Deckung ohne vorausgehenden Sachschaden. Mit einer Kombination aus Risikotransfer und Beratungsleistungen unterstützt sie Life-Science-Unternehmen, die Auswirkungen regulatorischer Maßnahmen der US-Arzneimittelbehörde FDA zu managen. Die NDBI Pharma IQ Deckung ist ausschließlich über Marsh und Munich Re erhältlich.

Was vor Kurzem noch bestenfalls in Science-Fiction-Filmen zu bestaunen war, wird zunehmend Realität. Die unbemannten Fluggeräte mit vier bis acht Rotorblättern sind klein und wendig, laufen mit akkubetriebenen Motoren und können geringe Nutzlasten tragen. Daher werden sie immer stärker kommerziell eingesetzt, etwa bei technischen Inspektionen oder in der Landwirtschaft. Welche Veränderungen kommen auf die Assekuranz zu?

>> Mehr Informationen unter www.munichre.com/ unternehmensnachrichten

>> M  ehr Informationen unter www.munichre.com/Topicsonline

Die Umfirmierung unterstreicht die strategische Bedeutung dieser Einheit von Munich Re in ihrer Rolle als Managing Agent für das Munich Re Syndicate 457 bei Lloyd’s. Mark Watkins, CEO von Munich Re Holding Company (UK) Limited: „Mit dem Rebranding können wir die Synergien innerhalb der Gruppe optimal heben.“ >> M  ehr Informationen unter www.munichre.com/de/ risk-solutions

Treffen Sie uns im Netz! Folgen Sie uns – und verfolgen Sie mit uns die Themen, die die Assekuranz bewegen: in interessanten Artikeln, spannenden Videos oder ganz aktuell durch „live tweets“ von Firmenveranstaltungen oder Branchen­ereignissen.

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LED-Licht – viel Glanz mit wenig Energie Nachhaltigkeitsexperten sind sich einig, dass die LED-Technologie die wirtschaftlichste und energieeffizienteste Form der Beleuchtung ist. Corporate Insurance Partner im Leistungsfeld Risk Solutions von Munich Re und die internationale Testund Zertifizierungsgruppe DEKRA arbeiten gemeinsam daran, den Umstieg auf LED (Light Emitting Diode)-Beleuchtung attraktiver zu machen. Die Kooperation erleichtert den Zugang zu Risikotransferlösungen und fördert das Wachstum von energie­ sparender, sauberer LED-Technologie. LED-Hersteller, die mit dem DEKRA LED Performance-Siegel aus­ gezeichnet sind, qualifizieren sich für die Leistungsgarantielösung von Munich Re. LEDs vermindern CO2-Verbrauch um 70 Prozent Mit einer Lebensdauer von bis zu 50.000 Stunden versprechen hochqualitative LED-Lampen gegenüber konventionellen Lichtquellen beträchtliche Einsparungen. Zugleich werden rund 70 Prozent der CO2-Emissionen vermindert. Ein wesentlicher Beitrag für den Klimaschutz, da der Stromverbrauch für Beleuchtung weltweit mit rund 1,9 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr zu Buche schlägt.

Die LED Performance Garantie-Deckung gehört zum Green Tech Solutions Programm innovativer Versicherungslösungen, die den Wachstumsmarkt der nachhaltigen Technologien und erneuerbaren Energiequellen erschließen. „Wir beobachten eine steigende Nachfrage für individuellen Risikotransfer im Bereich LED-Beleuchtung. Die richtige Versicherungslösung kann dabei helfen, Kundenvertrauen zu gewinnen, Investoreninteresse zu wecken und Finanzierungskosten zu senken. Darüber hinaus lässt sich damit für LED-Hersteller eine bessere Kapitalallokation erzielen“, betont Michael Schrempp, Head of Green Tech Solutions. Die Dekra ist einer der führenden Zertifizierer in diesem Markt, hat weitreichende Erfahrung in LEDTechnologie, individuellen Produkttests und Fabrik­ audits. Sie vergibt die LED Performance Mark. Jacob Nuesink, Global Account Manager bei DEKRA Certification B. V., erklärt: „Die LED Performance Mark ermöglicht es den Herstellern, ihre Produkt­ features durch eine unabhängige Drittmeinung validieren zu lassen. Die Qualitätsauszeichnung berücksichtigt nun sowohl die elektrische Sicherheit als auch die Leistung.“ >> M  ehr Informationen unter www.munichre.com/greentechsolutions

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KOMPLEXE GROSSPROJEKTE

Digitale Revolution am Bau Die Baukostenversicherung iTWO Project Cost Insurance ist weltweit die erste Bauversicherung, die vor Kosten­­­ überschreitungen schützt.

Mit Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe, jahrelangen Bauzeitverzögerungen und unsicherem Eröffnungstermin ist der neue Flughafen Berlin Brandenburg eine einzige Katastrophe. In einem Interview schlug ein CDU-Politiker jüngst sogar vor, den Flughafen abzureißen und neu aufzubauen. Der Flughafen ist international zu einem Symbol dafür geworden, was bei einem großen Bauvorhaben schief gehen kann. Das Desaster ist jedoch kein Einzelfall: in der Vergangenheit machten auch andere Großprojekte wie das Opernhaus von Sydney, der Ärmelkanaltunnel und der Drei-Schluchten-Damm in China wegen Bauverzögerungen und Kostenexplosionen von sich reden.

Bauherren, Entwickler und Investoren engagieren sich weltweit bei immer größeren und komplexeren Bauprojekten. Eng kalkulierte Margen, hohe Risiken und Teams, die auf der Welt verteilt arbeiten, gehören zum täglichen Bild. Große Mengen an Informationen werden zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Standorten zwischen den Beteiligten ausgetauscht. Das kann zu Planungsfehlern und allen möglichen unvorhergesehenen Logistikproblemen führen, die beträchtliche Mehrkosten nach sich ziehen. Die schwer vorhersehbaren, ungeplanten Kostenüberschreitungen galten bislang als nicht versicherbar. Das ändert sich jetzt. Nach den enormen Verbesserungen, die virtuelle Technologien in Bezug auf Planung, Kostenkontrolle und Qualität in der Automobil- und Luftfahrtindustrie gebracht haben, erleben wir derzeit, wie die Digitalisierung den Bausektor revolutioniert. Die leistungs­ fähige BIM-Software (Building Information Modelling) ermöglicht die detaillierte Planung und Simulation eines Gesamtprojekts, noch bevor das Fundament ausgehoben ist. Damit gelingt es, die Kostentranspa-

Große Bauprojekte kennen keine Ruhezeiten mehr. Der Baufortschritt hängt zunehmend an präziser Planung und Logistik. Munich Re Topics Risk Solutions 4/2015

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KOMPLEXE GROSSPROJEKTE renz erheblich zu verbessern und die Risiken zu reduzieren. „Der letzte große Wendepunkt in diesem Sektor war die Bauhaus-Bewegung vor fast 100 Jahren. Aber mit Big Data und den virtuellen Technologien stehen wir am Beginn einer neuen Revolution in der Bauindustrie,“ sagt Michael Sauer, Executive Board Member bei RIB Software, einem der weltweit führenden Anbieter von BIM-Technologie. Das eröffnet auch der Versicherungswelt neue Möglichkeiten. Munich Re Teams aus den Bereichen ­Engineering und Special Enterprise Risks haben gemeinsam mit RIB die Baukostenversicherung iTWO Project Cost Insurance (iTWO PCI) entwickelt. Sie ist weltweit die erste Bauversicherung, die vor Kostenüberschreitungen schützt. „Munich Re hat mit RIB den richtigen Partner für das bahnbrechende neue Produkt ausgewählt. Der Marktführer für BIMTechnologie verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung in der Baubranche,“ so Roman Boos, Senior Underwriter New Risk Solutions bei Munich Re.

Die RIB iTWO Unternehmenslösung macht aus Bauprojekten 5D-Visualisierungen. Im Gegensatz zu den gängigen 3D-Modellen werden in 5D zusätzlich die kritischen Dimensionen Zeit und Kosten abgebildet. Bereits während der Planung im Rahmen der sogenannten „Lab-Phase“ werden alle relevanten Projektdaten von den Projektbeteiligten detailliert erarbeitet und in einer einzigen Datenbank zusammengeführt. Dazu gehören Planungsdaten ebenso wie Materialbedarf, Terminpläne und Kosten. Ist die Datenerfassung in iTWO abgeschlossen, erfolgt eine Simulation des gesamten Bauprozesses, um mögliche Probleme zu identifizieren und noch im Planungsstadium zu beheben, von Konstruktionsmängeln bis hin zu Zeithindernissen. Wird ein Sachverhalt im System als problematisch gekennzeichnet, können die Projektmitglieder gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Dadurch werden Probleme nicht – wie oft üblich – erst auf der Baustelle behandelt, sondern bereits in der Planungsphase gelöst. Das spart Zeit und Kosten.

Paradigmenwechsel in der Bauindustrie Michael Sauer, RIB Software AG und Roman Boos, Munich Re treiben gemeinsam den Einsatz der neuen Technologie voran.

Topics Risk Solutions: iTWO PCI ist ein einzigartiges Produkt, das die Bauwirtschaft revolutionieren wird. Wie geschieht das? Michael Sauer: iTWO PCI steht für neues Denken, neue Arbeitsmethoden und neue Technologien im Bauwesen. Ein solches Produkt zu positionieren bedeutet, dass herkömmliche Kooperations- und Vertragsmodelle in Frage gestellt werden müssen. Ein Bau­ investor erhält den Versicherungsschutz nämlich nur dann, wenn das komplette Projekt bis zur Produktions-

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planung von allen involvierten Parteien gemeinsam zunächst virtuell geplant wird, bevor es in die physikalische Umsetzung geht. Die virtuelle Planung muss dabei auf Basis der iTWO Technologie bis zu einem Detaillierungsgrad erfolgen, der heute noch unüblich ist. Mit der „baubegleitende n Planung“, die Hauptursache für Kosten- und Termin­ überschreitungen bei Baumaßnahmen aller Art war, wird radikal Schluss gemacht. Das ist ein Paradigmenwechsel für alle am Projekt beteilig-

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ten Geschäftspartner, den wir nun gemeinsam der Bauwirtschaft und den Bauinvestoren vermitteln müssen. Roman Boos: Die wichtigste Grundlage war zunächst, das Produkt und seinen Einsatzbereich, Bauprojekte und die Bauindustrie, gut zu verstehen, um eine passende Lösung zu finden. Dazu haben wir Experten aus verschiedensten Bereichen eingebunden. Neben der gebündelten Erfahrung aus der Bauindustrie in Planung und Ausführung arbeiteten Experten aus dem IT-Bereich, aus dem Risikomanagement, sowie Versicherungsvertrags- und Underwritingfachleute mit. Diese breite Aufstellung des Projektteams war somit der Schlüssel für den Erfolg.Innerhalb von sechs Monaten haben wir iTWO PCI entwickelt. Jetzt wollen das Produkt an einer Handvoll Pilotprojekten testen. Doch die Digitalisierung der Bauindustrie steht erst am Anfang und wird von wenigen Firmen bisher nur in Teilbereichen genutzt. Wir wollen weitere Partner aus der Bauindustrie und auf der Bauherrenseite gewinnen, um in einem Team den Einsatz der neuen Technologie weiter voranzutreiben. Mit der erfolgreichen Anwendung

KOMPLEXE GROSSPROJEKTE

Was kann versichert werden?

Läuft die Simulation reibungslos ab und wurden alle Voraussetzungen erfüllt, wird dem Bauherrn auf dieser Grundlage Versicherungsschutz für die Bauausführung gegeben. Gedeckt wird bei iTWO PCI die Differenz zwischen den kalkulierten Kosten der Simulation und den tatsächlichen Kosten für das fertige Bauwerk. Während des gesamten Bauprozesses können alle Beteiligten auf den gemeinsamen Datenpool in iTWO zugreifen und Informationen abrufen. Der Baufortschritt lässt sich kontinuierlich mit dem virtuellen Modell abgleichen. „Wir minimieren das Risiko und erhöhen die Transparenz. So können wir bislang nicht Versicherbares jetzt versichern,“ so Boos. Das Nutzenpotenzial von iTWO PCI ist enorm. Bei der zunehmenden Größe und Komplexität von Bauprojekten mit ihren länderübergreifend arbeitenden Teams ist es erheblich schwieriger geworden, die genaue Zeit- und Budgetplanung mit traditionellen Methoden sicherzustellen. Sauer zufolge sorgt die virtuelle Technologie iTWO für Transparenz und eine einheit­ liche Projektübersicht und kann so zu einer Verringe-

von iTWO PCI können wir das Produkt angemessen weiterentwickeln. Doch wir erhalten auch Rückenwind aus der Politik. Die im Ab­­­schluss­­­­­­ bericht der „Reform­kommission für Großprojekte“, die vom ehemaligen Bundesverkehrsminister Ramsauer eingesetzt wurde, enthaltenen Vorschläge decken sich mit unserem Lösungskonzept. Warum ist das für Sie persönlich spannend? Michael Sauer: Das Ziel der RIB ist es, die Digitalisierung des Bauwesens voran zu treiben und die Bauindustrie von einer traditionellen zu einer so genannten „Advanced“ Industrie zu entwickeln. Mein persönliches Anliegen ist es, unseren Kunden die Möglichkeit zu bieten, Projekte unter Anwendung modellbasierter Arbeitsweisen mit höchster Produktivität und Effizienz durchzuführen und dem Investor dadurch maximalen Schutz gegen ungeplante Kostenund Terminüberschreitungen zu ­bieten. Mit Munich Re als Partner können wir nun den größten Teil der noch verbleibenden Restrisiken ebenfalls absichern, um Projekte “in Time“ und „in Cost“ umzusetzen.

Die iTWO Project Cost Insurance deckt Mehrkosten für −−Fehler in Verbindung mit der iTWO 5D Technologie (Zeit, Kosten etc.) −−Der Kostenunterschied gegenüber der Planung −−bei unvorhergesehenen Bauzeitverzögerungen −−Höhere Gewalt, z. B. Wetterextreme −−Schwierigkeiten mit der Baufirma nach Ablauf von Fertigstellungsgarantien und Fristen in Vertragsstrafenklauseln Nicht versichert sind −−Allgemeine Deckungsausschlüsse wie Krieg, Terrorismus, Kontamination −−Mehrkosten aufgrund nachträglicher Änderungen durch den Bauherrn −−Risiken, die durch andere Versicherungen gedeckt sind, z. B. Sach- oder Haftpflichtschäden −−Arbeitsumfänge, die nicht in iTWO definiert wurden, z. B. Fundamentierungs- bzw. Baugrund­ risiken und Verfügbarkeit

Roman Boos: Es sind die Personen, Visionen, Ideen und Möglichkeiten die bei diesem Projekt in Verbindung mit dem Einsatz neuster digitaler Technologien außergewöhnlich und für mich einzigartig sind. Im Besonderen die Zusammenarbeit mit dem innovativsten mittelständischen Softwareunternehmen in Deutschland (WirtschaftsWoche Ranking 2014) sorgt für eine spannende Arbeitsatmosphäre. Diese Entwicklung von Anfang an mitzugestalten und Neues zu erschaffen, motiviert mich enorm.

Ich kann mich noch gut an unseren ersten Workshop in Stuttgart erinnern. Sowohl von RIB wie auch von uns wurden so viele neue Ideen vorgestellt, die ganz neue Perspektiven ermöglichten. Diese Arbeitsatmosphäre voller Visionen, Energie und Leidenschaft haben wir in dieses außergewöhnliche Produkt eingebracht.

Michael Sauer Mitglied des Vorstandes RIB Software AG Finanzen, M&A, Marketing und Vertrieb Deutschland [email protected]

Roman Boos Senior Underwriter Special Enterprise Solutions Munich Re [email protected]

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KOMPLEXE GROSSPROJEKTE Teurer als geplant – Megaprojekte im Vergleich Budgetüberschreitung

Eurotunnel

21,1 Mrd. US$

Drei-Schluchten-Staudamm

16,1 Mrd. US$

„Big Dig“ Verkehrsprojekt Boston

13,4 Mrd. US$

Flughafen Berlin-Brandenburg**

3,2 Mrd. US$

Fehmarnbelt-Querung

1,8 Mrd. US$

Internationaler Flughafen Denver

3,1 Mrd. US$

Bahnhof World Trade Center**

2,0 Mrd. US$

Olympiastadion Montreal

3,0 Mrd. US$

U-Bahnlinie 4 Budapest

1,6 Mrd. US$

Millenium Dome

895 Mio. US$

Wembley Stadium

776 Mio. US$

Elbphilharmonie**

678 Mio. US$ 0

Ausgewählte Bauprojekte weltweit (in US-Dollar*)

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* umgerechnet in US-Dollar und inflationsbereinigt ** noch nicht abgeschlossen

geplant gesamt Quelle: Forbes Statista Dezember 2014

rung der Kosten um bis zu 30 Prozent beitragen. Für die Bauherren bedeutet das mehr Investitionssicherheit. Die Baufirmen können einen gesteigerten Mehrwert bieten und die Qualität ihres Leistungsangebots erhöhen. „Künftig kommt es nur zu Änderungen der Police, wenn der Bauherr während der Bauphase etwas ändern will. Damit entfällt eine der wichtigsten Ursachen für Verzögerungen und Kostenüberschreitungen. Letztlich bekommen die Bauherren mehr fürs Geld und die Baufirmen verdienen besser,“ erklärt Sauer. Die Ankündigung von iTWO PCI Anfang des Jahres stieß Boos zufolge bei Investoren, Bauherren, Bau­ firmen sowie beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur auf ausgesprochen positive Resonanz. “Gemeinsam mit RIB Software sind wir derzeit mit verschiedenen Bauherren und Investoren im Gespräch. Sie alle sind sehr interessiert, sowohl an der Unterstützung, die das Produkt bietet, als auch daran, die neue Technologie mitzutragen.”

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Boos ist sicher, dass die innovative Lösung weit mehr ist als eine rein finanzielle Absicherung gegen ungeplante Mehrkosten. Bei einer Anwendung in der Breite habe sie das Potenzial, den Bausektor tiefgreifend zu verändern. „Durch das geringere Risiko werden Projekte für konservative Investoren wie Pensionsfonds attraktiver, was wiederum die Investitionstätigkeit im Bausektor stärkt.“ International gesehen seien die wirtschaftlichen Vorteile beträchtlich, so Sauer: „Die Lebensqualität in den Ballungsräumen wird ­steigen – durch ein besseres Angebot an Wohnraum und Infrastruktur zu erschwinglichen Preisen.“

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$ bn

KOMPLEXE GROSSPROJEKTE

Vorreiter im Bauwesen - RIB Software AG Die RIB Software AG konzipiert, ­entwickelt und vertreibt iTWO, eine neue Denkweise, neue Arbeits­ methoden und neue Technologie – für Bauprojekte unterschiedlichster Industrien in aller Welt. iTWO ist heute die weltweit erste Lizenz-/cloudbasierte Big Data BIM 5D Unternehmenslösung für Unternehmen im Bauwesen wie zum ­Beispiel Projektentwickler, Bauunternehmen, Industrieunternehmen, Auftraggeber und Investoren. Seit ihrer Gründung 1961 ist die RIB Software AG Vorreiter für Innova­ tionen im Baubereich, für die Erforschung und Bereitstellung neuer Technologien sowie für neue Denkund Arbeitsweisen zur Steigerung der Produktivität im Bausektor und trägt damit dazu bei, das Bauwesen zu einer der fortschrittlichsten Industrien im 21. Jahrhundert zu gestalten. Die RIB hat ihren Hauptsitz in Stuttgart und wird seit 2011 im Prime Standard der Frankfurter Wert­

papierbörse geführt. Mit über 700 qualifizierten Mitarbeitern in mehr als 30 Niederlassungen weltweit betreut das TecDAX Unternehmen 100.000 Kunden, darunter Bauunternehmen, Projektentwickler, Eigen­ tümer, Investoren und Regierungen, unter anderem in den Bereichen Bauwirtschaft, Infrastruktur und EPC.

>> M  ehr Informationen unter http://www.rib-software.com

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ERNEUERBARE ENERGIE

Risikomanagement für Energiespeichersysteme Was nützt Energie, wenn sie nicht bei Bedarf zur Verfügung steht? Ein Dilemma, das insbesondere für die erneuerbaren Energien gilt. Auf dem Markt für Energiespeicher herrscht reges Wachstum, eine Vielzahl neuer Techniken ist im Entstehen. Doch der Fortschritt birgt Risiken: sie zu kennen und zu versichern ist der Schlüssel zur lang­ fristigen Rentabilität nachhaltiger Energiesysteme.

Strom wird immer öfter aus Wind und Sonne geerntet. Doch Energie nachhaltig zu speichern, ist aufwändig und riskant.

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ERNEUERBARE ENERGIE Derzeit ergreifen viele europäische Staaten Maßnahmen, um die Verwendung erneuerbarer Energien zu fördern und die Emission von Treibhausgasen, insbesondere von CO2, zu vermindern. Ein wichtiger Faktor, der zu diesem Trend beiträgt, ist die 2009 verabschiedete EU-Richtlinie über erneuerbare Energien (2009/28/EG). Sie gestattet den Mitgliedsstaaten, in Einklang mit den folgenden „20-20-20“-Vorgaben eigene Ziele festzulegen, die bis 2020 erfüllt werden sollen: −−20 % weniger Treibhausgasemissionen als in den 90er Jahren −−Mindestens 20 % des gesamten Energieverbrauchs in der EU soll mit erneuerbaren Energien gedeckt werden −−Steigerung der Energieeffizienz um 20 % Das bedeutet, dass die einzelnen Länder Strategien verfolgen können, die optimal zu ihren geografischen Voraussetzungen und ihrer Infrastruktur passen, indem sie beispielsweise stärker auf Solar- oder Windenergie setzen. Mittlerweile gehören Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in ganz Europa immer mehr zum Alltag und leisten einen beträchtlichen Beitrag zum gesamten Energiemix. Aber alle Strategien haben mit derselben Schwierigkeit zu kämpfen: Die meisten regenerativen Energiequellen – ganz gleich, wie durchdacht sie auch sein mögen – sind nicht in der Lage, eine konstante und zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten. Das jedoch ist eine entscheidende Voraussetzung für alle Stromnetze. Daher kommt es heute nicht nur auf die Art der Energieerzeugung an, sondern auch darauf, Energie effizient speichern zu können. Szenarien mit unterschiedlichen Risiken Je nachdem, welche Technologien verwendet werden, treten bei der Energiespeicherung ganz unterschied­ liche Risiken auf. Die Reife eines Systems ist ein entscheidender Faktor für dessen relatives Risikoprofil. Sind nur begrenzte Erfahrungswerte vorhanden – wie beispielsweise bei Flüssigakkus oder bei der thermischen Speicherung mithilfe von Salzschmelzen – muss von einem höheren Ausfall- oder Unfallrisiko ausgegangen werden. Dennoch verwenden verhältnismäßig viele neue und aufstrebende Lösungen größtenteils vertraute und bewährte Technik wie elektrische Schaltanlagen. In diesen Fällen kann das Risiko mithilfe der vorhandenen Kenntnisse über Kraftwerke und Energieverteilungssysteme beurteilt werden.

Feuer verwüstet Windpark auf Hawaii Am Morgen des 1. August 2012 wurde im hawaiianischen Windpark Kahuku die Rauchmeldeanlage ausgelöst. Das Feuer vernichtete das Gebäude, in dem die Akkus für den Windpark gelagert waren und verursachte Schäden in Höhe von 30 Mio. USD. Da die Feuerwehrleute giftige Dämpfe der brennenden Trockenakkus fürchteten, drangen sie erst nach sieben Stunden in das Gebäude vor.

Vielzahl komplexer Betriebsparameter abgestimmt ist. In Spitzenverbrauchszeiten muss ausreichend Kapazität zur Verfügung stehen und so viel gespeicherte Energie wie möglich genutzt werden. Gleichzeitig sind die technischen Anforderungen der ­Speichertechnologie zu berücksichtigen. Akkus beispielsweise bekommt eine Tiefentladung nicht gut. Sie führt zu einer Verkürzung der Nutzungsdauer. Da die Software häufig von Drittherstellern stammt, sollte stets sorgfältig geprüft und überwacht werden, ob sie eventuell nicht richtig auf die Anforderungen eines bestimmten Systems ausgerichtet ist. Vor allem wenn hohe Temperaturen im Spiel sind, ist bei der Energiespeicherung auch eine Brandgefahr verbunden. Bei vielen Akkusorten stellt das so genannte „thermische Durchgehen“ ein erhebliches Risiko dar. Darunter versteht man einen Teufelskreis, der entsteht, wenn Wärme die Systembedingungen verändert und dies wiederum zu einem weiteren ­Temperaturanstieg führt. Aus bis heute nicht geklärter Ursache brach 2012 in einem Windpark auf Hawaii ein Brand aus, bei dem die Akkus der Anlage beschädigt wurden. Versicherbarkeit gewährleisten Auf Grundlage einer Gesamtrisikobetrachtung und einem fachgerechten „Loss Control Engineering“ ­können sowohl ausgereifte als auch zukunftsweisende Technologien für die Energiespeicherung versichert

Einen maßgeblichen Risikofaktor stellt die Software dar, mit der die Energiespeichersysteme betrieben werden. Maximale Effizienz und Rentabilität sind nur dann erreichbar, wenn die Programmierung auf eine

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ERNEUERBARE ENERGIE

Wie kann man Energie speichern? Die Konzepte können generell in zwei verschiedene Ansätze gegliedert werden: die Stromspeicherung und die Wärmespeicherung. Zu den Bereichen, die gegenwärtig erforscht werden, zählen die thermochemische Energiespeicherung, synthetisches Erdgas und die Energiespeicherung in supraleitenden Magnetspulen (SMES) (siehe Abbildung unten). Zahlreiche vielversprechende Lösungen befinden sich bereits in der Testphase. Diese reichen von Hochtemperatursystemen (Salzschmelzen) über die Speicherung bei tiefen Temperaturen (Eisspeichersysteme) bis hin zu Flüssigakkumulatoren. Neben Akkus sind auch verschiedene Formen der thermischen Energiespeicherung sowie Pumpspeicherwerke (PSW) ausgereifte und kommerziell nutzbare Technologien. Pumpspeicherwerke (PSW) Unter den bewährten Lösungen sind PSW oder Pumpspeicherkraftwerke am weitesten verbreitet. Sie nutzen dieselbe Technologien wie konventionelle Wasserkraftwerke, einschließlich Wasserturbinen. Das Wasser wird in die Höhe gepumpt und mithilfe von Dämmen in Oberbecken gespeichert. Wenn elektrischer Strom benötigt wird, werden die Obertore geöffnet und das Wasser strömt durch Tunnel (sogenannte Druckrohrleitungen) nach unten in Wasser­ turbinen. Diese Turbinen sind an Generatoren angeschlossen, die den Strom ins Netz einspeisen. Das Wasser wird in einem Unterbecken gesammelt und anschließend mithilfe überschüssiger Energie wieder in das Oberbecken gepumpt, wenn eine geringe Nachfrage nach Energie herrscht. PSW eignen sich nicht für alle Geländeformen. Sie besitzen allerdings viele Vorteile, beispielsweise die Fähigkeit, bei Bedarf Strom zu liefern und überschüssige Energie zu verbrauchen. Daher überrascht es nicht, dass 99 Prozent

der weltweiten Speicherkapazitäten für elektrische Energie auf Pumpspeicherwerke entfallen. Mit dieser Technologie werden derzeit in der EU 41,3 Gigawatt Strom erzeugt. Das entspricht 34 Prozent der weltweiten Kapazität*. Künftig soll die Energie, die erforderlich ist, um das Wasser zurück ins Oberbecken zu pumpen, mit Windturbinen und Solar­anlagen erzeugt werden. Wärmespeicherung Eine beliebte Methode zur Speicherung elektrischer Energie ist die Umwandlung in Wärmeenergie. Neben Photovoltaikanlagen, die Strom erzeugen, können die gigantischen Energiereserven der Sonne beispielsweise mithilfe von Solarwärmekraftwerken genutzt werden. Sie speichern Wärmeenergie in thermischen Speichermedien. In Solarwärmekraftwerken (SWK) werden Spiegel so angeordnet, dass sie das Sonnenlicht bündeln und auf eine kleine Fläche lenken. Dort befindet sich ein Stoff – in der Regel Öl – der erhitzt und in Tanks gespeichert wird. Bei Bedarf wird das Öl dann durch einen Wärmetauscher geleitet, um Heißdampf zu erzeugen, und dann beginnt der Prozess von vorn. Mit dem Heißdampf wird in einer Dampfturbine Strom erzeugt. Nach der Kondensation wird er erneut über die Wärmetauscher gepumpt und wiederverwendet.

* Quelle: European Association for Storage of Energy (EASE) und European Energy Research Association (EERA): ­European Energy Storage Technology Development ­Roadmap towards 2030 (März 2013)

Energiespeicherung in supra­leitenden Magnetspulen (SMES) Supraleitende magnetische Energiespeicher (SMES) basieren auf dem Phänomen, dass in einem Supraleiter weiter Strom fließt, nachdem die angelegte Spannung entfernt wurde. Die Energie wird in einem Magnetfeld gespeichert, das entsteht, wenn Gleichstrom durch einen Supraleiter fließt. Ist die Spule einmal geladen, nimmt der Strom nicht ab und das Magnetfeld bleibt so lange erhalten, bis die Spule bei Bedarf entladen wird.

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ERNEUERBARE ENERGIE Angesichts der Tatsache, dass sich Öl bei hohen Temperaturen entzünden kann, verwenden einige Solarwärmekraftwerke Salz als ungefährliche Alternative. Salz schmilzt bei 131°C und kann bei Temperaturen über 288°C in flüssigem Zustand gespeichert werden, sodass es auf dieselbe Weise wie erhitztes Öl verwendet werden kann. Die Salzschmelze ist zum einen nicht brennbar und hat zum anderen den Vorteil, dass für ihre Lagerung im Vergleich zu Thermo­ ölsystemen weniger Platz benötigt wird. Druckluft Druckluftspeicher (DLS) werden bereits seit den 70er Jahren zum Speichern von Energie eingesetzt. Wie die Bezeichnung verrät, speichern DLS Energie durch die Verdichtung von Luft in speziellen Tanks. Anschließend wird diese Druckluft zur Stromerzeugung in Gasturbinen verwendet. Bei der einfachsten Form, einem sogenannten diabatischen System, wird die während der Verdichtungsphase erzeugte Energie nicht genutzt. Adiabatische Systeme** haben dasselbe Funktionsprinzip, gewinnen aber während der Verdichtungsphase die Wärme zurück und speichern diese mithilfe von Wärmeträgeröl oder einer Salzschmelze. Sobald Bedarf an Energie besteht, wird die Luft erneut durch einen Wärmetauscher geleitet. Dort wird ihre Temperatur für die Verbrennung erhöht.

** E  ine adiabatische oder adiabate Zustandsänderung (gr. a „nicht“ und diabaínein „hindurchgehen“) ist ein thermodynamischer Vorgang, bei dem ein System von einem Zustand in einen anderen überführt wird, ohne Wärme mit seiner Umgebung auszutauschen. Adiabat wird synonym zu wärmedicht verwendet.

Akkus Bei der Akkutechnik werden raschere Fortschritte als bei anderen Konzepten zur Energiespeicherung erzielt. Aktuell ist eine große und stetig wachsende Anzahl verschiedener Arten von Akkus in Gebrauch. Die effizientesten Akkus können einen Großteil der Energie, mit der sie ursprünglich aufgeladen wurden, wieder abgeben. Diese Eigenschaft macht sie sehr interessant, aber ihrer Größe und Kapazität sind Grenzen gesetzt. Es gibt im Wesentlichen zwei Sorten von Akkus: Das sind zum einem die Akkus, mit denen die meisten von uns vertraut sind. Sie sind in sich geschlossen, d. h. alle Bestandteile des Akkus befinden sich in einem versiegelten Gehäuse oder Behälter. Zum anderen gibt es die neueren Flüssigakkus, bei denen die Akkumulatorsäure außerhalb des Akkus gespeichert wird. Elektromagnetische Energiespeicherung, Schwungräder Schwungräder, die zur Energiespeicherung eingesetzt werden, bestehen in der Regel aus einem rotierenden Zylinder, der von Magnetlagern gehalten wird, und sich zur Verminderung der Reibung in einem Vakuumgehäuse befindet. Dieser rotierende Zylinder ist an einen Motor und einen Generator angeschlossen. Bis Strom benötigt wird, treibt der Motor das Schwungrad an. Dann kehrt sich das Funktionsprinzip um und der Motor fungiert als Generator, der seinerseits vom Schwungrad angetrieben wird.

Pumpspeicherwerke (PSW) Ein Pumpspeicherwerk (PSW) setzt Flüsse und natürliche Höhenunterschiede voraus. Das Wasser befindet sich in zwei Speicherbecken auf unterschiedlicher Höhe. Bei Bedarf wird es abgelassen, durchfließt Turbinen und erzeugt so Strom. Vom tiefer gelegenen Speicher wird das Wasser dann wieder in den höher gelegenen gepumpt. Das Hochpumpen erfolgt in der Regel mit billigem Strom in Zeiten geringer Nachfrage.

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ERNEUERBARE ENERGIE werden. Die Energiespezialisten bei HSB bieten beispielsweise eine Bauleistungs- und DSU-Versicherung (Delay in Startup) für Energiespeicheranlagen an. Darüber hinaus prüft das Unternehmen auch die Entwicklung von Leistungsgarantien, die es bereits für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien (etwa Solaranlagen) anbietet. HSB rechnet damit, dass durch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien und energieeffizienter Lösungen in Privathaushalten, die mit dem umfassenderen Trend zu „vernetzten Häusern“ einhergeht, ein Bedarf an entsprechenden privaten Spezialversicherungen entsteht. Aktuelle Haushaltsversicherungen decken Technologien wie Energiespeicher in der Regel nicht ab; ihre Anpassung wäre mit Fach- und Sachkenntnis jedoch möglich. Mikro- und Inselnetze für Gemeinden und/oder Gewerbeimmobilien bieten nicht nur ein enormes Energiesparpotenzial, sondern auch die Möglichkeit, die vor Ort erzeugte Energie in das landesweite Stromnetz einzuspeisen. Auch dieses Potenzial birgt neue Risiken, die einen zielgerichteten Versicherungsschutz zur Absicherung von Einnahmequellen erfordern. HSB verfügt über das nötige Fachwissen, um die Risiken eines Stromausfalls und deren Auswirkungen zu modellieren. So werden intelligente Stromnetze und Mikronetze versicherbar. Wenn die Versorgung mit erneuerbaren Energien ausgebaut wird und der Bedarf an Speichertech­ nologien wächst, wird die Versicherbarkeit zum entscheidenden Faktor, wenn es darum geht, die Finanzierung für den Bau entsprechender Anlagen zu sichern und die Anforderungen zu erfüllen. Mit seinen Fachkenntnissen im Bereich energiebezogener und technischer Risiken ist HSB bestens aufgestellt, um den Markt für Energiespeicher bei seiner Entwicklung zu unterstützen.

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UNSERE EXPERTEN Gareth Bendelow, Technical Director – HSB Engineering Insurance [email protected]

Jim Whitmore, Loss Control Engineering Manager HSB Engineering Insurance [email protected]

John Roach, AVP Engineering and Standards Group - HSB [email protected]

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KOLUMNE

Volkswirtschaft durch die Risikobrille

Iran: Große Chancen, hohe Hürden Michael Menhart, Chefvolkswirt von Munich Re [email protected]

Nach vielen Jahren zäher Verhandlungen und unzähligen Rück­ schlägen wurde am 14. Juli endlich das Atom-Abkommen zwischen dem Iran und dem Westen unterzeichnet. Nun werden auch die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran schrittweise zurückgefahren: eine große Chance – für den Iran selbst, aber auch für viele interna­ tionale Handelspartner. Die Sanktionen haben den Iran hart getroffen: Das Land ist vom inter­na­ tionalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen, der Handel mit dem Rest der Welt stark eingeschränkt, die Ausfuhr von Öl ebenfalls. Seit der UN-Sicherheitsrat im Jahr 2006 die Sanktionen verhängte, hat die Wirtschaftsleistung im Schnitt nur um 2,3 Prozent zugelegt – enttäuschend wenig für eine Volkswirtschaft in ­diesem Entwicklungsstadium. Die Bevölkerung leidet unter Inflations­ raten von fast 20 Prozent pro Jahr (2014). Die wirtschaftliche Isolation hat den Iran von den globalen Finanzmärkten abgeschnitten, nur wenige Länder betreiben noch ­Handel mit Teheran. Wirtschaftlich braucht der Iran also dringend Impulse, aber die öko­no­mischen Hürden auf dem Weg zurück zu einer regionalen Wirtschaftsmacht sind hoch. Die Auf­ hebung der Sanktionen erspart dem Land keine schmerzhaften Reformen. Die wirtschaftliche Isolation hat über Jahre hinweg Technologietransfer verhindert, der Mangel an Inves­ titionen hat das Produktionspotenzial nachhaltig geschwächt, Korruption

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lähmt die wirtschaftliche Dynamik. Das Vertrauen internationaler Handelspartner muss erst wieder auf­ gebaut werden. Partner werden die politische Großwetterlage zumindest zu Beginn als fragil betrachten und große Investitionen vorerst scheuen. Gleichzeitig hat der Einbruch des Ölpreises auf zeitweise unter 50 USDollar im vergangenen Jahr die wirtschaftliche Lage im Iran verschärft. Der Staatshaushalt ist vom Ölexport abhängig. Ein ausgeglichener Haushalt könnte nur mit einem Ölpreis von etwa 130 US-Dollar erreicht werden. Die Fiskalpolitik muss also auf ein neues und stabileres Fundament gestellt werden – mit moderaten Steuererhöhungen ebenso wie mit einer effizienteren Organisation der Steuerbehörden. Auch um eine ­Konsolidierung der Ausgabenseite und eine Reformierung des Finanzsystems wird der Staat nicht herumkommen.

Irans Weg zurück zur regionalen Wirtschaftsmacht ist steinig, aber er lohnt sich. Der Weg ist also steinig, er würde sich aber für den Iran und den Rest der Welt lohnen. Denn das wirtschaftliche Potenzial dieses Landes ist gewaltig. Schon heute ist der Iran mit rund 80 Millionen Einwohnern nach Ägypten das zweitgrößte Land der MENA-Region. Ein Viertel der Gesamtbevölkerung ist jünger als 15 Jahre, der Pool an jungen, oft sehr gut ausgebildeten Menschen ist enorm. Darüber hinaus gibt es im Iran einen breiten, oft unternehme-

Munich Re Topics Risk Solutions 4/2015

risch erfolgreichen Mittelstand. Der absolute Zuwachs an Wirtschaftsleistung bis 2020 wird voraussichtlich der zweithöchste der Region sein nach Spitzenreiter Saudi-Arabien. Doch nicht nur die iranische Bevöl­ kerung steht in den Startlöchern für den wirtschaftlichen Aufbruch, sondern auch viele exportstarke Volkswirtschaften. Daneben können die Finanzwirtschaft und die Versicherungsindustrie vom enormen Aufholbedarf des Landes profitieren: Schon heute ist der Iran mit einem Prämienvolumen von ca. neun Milliarden US-­ Dollar einer der größten Erstversicherungsmärkte der MENA-Region. Im Zeitraum bis 2025 rechnen wir mit einem durchschnittlichen infla­ tionsbereinigten Prämienwachstum von fünf bis sechs Prozent pro Jahr und somit mit einem Prämienvolumen von dann umgerechnet 19 Milliarden US-Dollar. Dies würde in etwa der heutigen Größe des polnischen Versicherungsmarktes entsprechen. Die jüngsten politischen Entwicklungen und das enorme wirtschaftliche Potenzial des Iran geben Anlass zur Hoffnung. Für Begeisterung ist es aber noch zu früh. Es wird dauern, bis die iranische Regierung das Vertrauen der internationalen Staatengemeinschaft und die iranische ­Wirtschaft das Vertrauen der internationalen Investoren wiederge­ wonnen haben. Zu beidem braucht es ­mehr als eine Einigung im Atom­ abkommen.

Vorschau Heft 1/2016 Investitionen in Infrastrukturprojekte Große Investitionen sind riskant. Das von TÜV Süd und Munich Re entwickelte Project Risk Rating unterstützt die Kapitalmarktseite bei der Risikobeurteilung von Investitionen in Infrastrukturprojekte. Das Rating ist inzwischen ein wichtiger Baustein im Due Diligence-Prozess der MEAG.

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