Zukunftswerkstatt Suchtkrankenversorgung - DG-Sucht

23.01.2016 - Greifswald in Telefonkonferenzen und Arbeitstreffen eine Liste verschiedener ... Stadt Lübeck, Wissenschaftsmanagement (Gast) ... Essen. Dr. Sabina Ulbricht. Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin .... erkannt („gesehen“), akzeptiert und die betroffenen Personen finden eine langfristige.
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Zukunftswerkstatt Suchtkrankenversorgung

Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit

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Universität zu Lübeck, Forschungsgruppe S:TEP Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie In Kooperation mit Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-Sucht)

Projektlaufzeit: 01.10.2015 bis 31.01.2016 Förderkennzeichen: Kapitel 15 02 Titel 684 69 Fördersumme: 20.760 € Autor/innen: Anja Bischof, Gallus Bischof & Hans-Jürgen Rumpf

Universität zu Lübeck, 30.04.2016

Leitung und Kontaktanschrift: PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck, Tel. 0451/5002871, email: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

0. Zusammenfassung ............................................................................................................ 4 1. Einleitung .......................................................................................................................... 5 1.2 Ziel der Zukunftswerkstatt ............................................................................................ 6 1.3 Hintergrund und Aufbau einer Zukunftswerkstatt ......................................................... 6 1.4 Projektaufbau, Strukturen und Verantwortlichkeiten..................................................... 7 2. Durchführung, Arbeits- und Zeitplan .................................................................................. 7 3. Ergebnisse ........................................................................................................................ 7 3.1. Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Zukunftswerkstatt ............................................. 8 3.2 Programm der Zukunftswerkstatt ................................................................................10 3.3 Zukunftswerkstatt Phase I: Kritikphase .......................................................................11 3.4 Zukunftswerkstatt Phase I: Phantasiephase ...............................................................15 3.4.1 Gruppenarbeit „Vernetzung / Schnittstellen und Finanzierung“ ............................15 3.4.2 Gruppenarbeit „Stigma, Betroffenen-Orientierung und Zielgruppen-Orientierung“ 17 3.4.3 Gruppenarbeit „Evidenzbasierung und Qualifizierung“ .........................................19 3.4.4 Gruppenarbeit „Prävention und Gesundheitsförderung“ .......................................20 3.4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse der Phantasiephase .....................................22 3.5 Zukunftswerkstatt Phase 3: Perspektivenphase..........................................................23 4. Diskussion der Ergebnisse, Gesamtbeurteilung ...............................................................24 5. Gender Mainstreaming Aspekte .......................................................................................25 6. Verbreitung und Öffentlichkeitsarbeit der Projektergebnisse.............................................25 7. Verwertung der Projektergebnisse (Nachhaltigkeit/Transferpotential) ...............................25 8. Literatur ............................................................................................................................26 8. Anhang .............................................................................................................................27

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0. Zusammenfassung

Hintergrund: In Deutschland verfügen wir über eine ganze Reihe von hervorragenden Einrichtungen der Suchtkrankenversorgung, in denen exzellente Therapie angeboten wird. Dennoch kommt diese Hilfe oft zu spät und erreicht auch nur einen kleinen Teil der Betroffenen. Weiterhin stehen die verschiedenen Sektoren (Suchthilfe – psychosoziale Versorgung – medizinische Versorgung) mehr oder weniger isoliert nebeneinander. Insbesondere die Allgemein- und Hausarztpraxen sowie die Allgemeinkrankenhäuser sind im Wesentlichen nicht in die suchtspezifische Versorgung und Frühintervention integriert. Die Chance der Kontaktaufnahme und Einleitung von Frühinterventionen oder suchtspezifischen Maßnahmen bleibt hier derzeit noch weitestgehend ungenutzt. Ein weiterer Punkt ist, dass die Stigmatisierung von Suchterkrankungen nach wie vor eine Hürde für die Inanspruchnahme von Hilfen darstellt. Dies sind einige der Aspekte, die Schwächen unseres derzeitigen Suchthilfesystems aufzeigen. Methode: Am 22. und 23.01.2016 wurde in Lübeck in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) ein Expert/innentreffen mit der Methodik der Zukunftswerkstatt durchgeführt. Es nahmen 35 Expert/innen u.a. aus der Suchtkrankenhilfe, der Forschung, der Ökonomie, der Allgemeinmedizin und der Selbsthilfe teil. Ergebnisse: In der Kritikphase der Zukunftswerkstatt wurden die zahlreichen von den Teilnehmer/innen benannten negativen Aspekte der derzeitigen Versorgung zu insgesamt folgenden Bereichen zusammengefasst und priorisiert: 1. Vernetzung/Schnittstellen, 2. Prävention, 3. Zielgruppenorientierung, 4. Qualifizierung, 5. Stigma, 6. Erreichbarkeit, 7. Betroffenen-Orientierung und 8. Evidenzbasierung. In der Phantasiephase ergaben sich die die folgenden Oberkategorien: „Fördern, was wirkt“, „Normalität der Sucht“, „Integrierte Prävention“, „Patient/in wählt“, „Regionale Kompetenzzentren“, „Sehen und Begleiten“, „Zugewandte Unterstützung“, „Humanisierung der Suchthilfe“. Der finanzielle Förderrahmen wurde eingehalten. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt liefern wertvolle Hinweise für Ziele in der Ausgestaltung der zukünftigen Suchtkrankenversorgung. Die Arbeit der Expert/innengruppe wird fortgesetzt werden mit dem Ziel, die Realisierbarkeit der genannten Punkte zu befördern. Unter der weiteren Federführung der DG-Sucht soll eine langfristig arbeitende Expert/innenkommission die Umsetzung der Zukunftsvisionen entwickeln.

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1. Einleitung In Deutschland verfügen wir über eine ganze Reihe von hervorragenden Einrichtungen der Suchtkrankenversorgung, in denen exzellente Therapie angeboten wird. Dennoch kommt diese Hilfe oft zu spät und erreicht auch nur einen kleinen Teil der Betroffenen. So haben z.B. etwa nur 15% der Alkoholabhängigen weitergehenden Kontakte zu suchtspezifischen Hilfen, während der gleiche Anteil lediglich geringfügige Hilfen in Anspruch nimmt (Rumpf, Meyer, Hapke, Bischof, & John, 2000). Der größte Teil wird jedoch nicht vom Suchthilfesystem erreicht. Ein sehr ähnliches Bild ergibt sich für Tabakabhängigkeit, Cannabisabhängigkeit, Medikamentenabhängigkeit, pathologisches Glücksspielen und neue Störungen wie die Internetsucht.

Die Ausrichtung der Suchthilfe ist reaktiver Natur, das bedeutet, dass die Initiative von den Betroffenen ausgehen muss. Proaktive Ansätze, insbesondere im Bereich der medizinischen Versorgung, sind in Form von Kurzinterventionen bei riskantem Alkoholkonsum wirksam (Kaner et al., 2007) und vielversprechend hinsichtlich eines höheren Bevölkerungsimpacts (John et al., 2007). Nach wie vor stehen jedoch die verschiedenen Sektoren (Suchthilfe – psychosoziale Versorgung – medizinische Versorgung) mehr oder weniger isoliert nebeneinander. Insbesondere die Allgemein- und Hausarztpraxen sowie die Allgemeinkrankenhäuser sind im Wesentlichen nicht in die suchtspezifische Versorgung und Frühintervention integriert. Die Chance der Kontaktaufnahme und Einleitung von Frühinterventionen oder suchtspezifischen Maßnahmen bleibt hier derzeit noch weitestgehend ungenutzt. Weitere bewährte Maßnahmen zur Förderung der Inanspruchnahme fachlicher Hilfen, deren Umsetzung in Deutschland bislang nur unbefriedigend realisiert wurde, stellt die Bereitstellung von Angeboten für belastete Angehörige sowie die stärkere Einbeziehung des sozialen Umfeldes in die Behandlung dar. Die Stigmatisierung von Suchterkrankungen stellt nach wie vor eine Hürde für die Inanspruchnahme von Hilfen dar. Studien von unbehandelten Alkoholabhängigen zeigen zudem, dass zu den Hauptgründen fehlender Inanspruchnahme der Wunsch nach eigenständiger Bewältigung der Suchtproblematik zählt (Rumpf, Bischof, Hapke, Meyer, & John, 2000). Auch könnten zieloffene und niedrigschwelligere Maßnahmen zu einer höheren Inanspruchnahme beitragen. Solche Aspekte gilt es für eine Verbesserung der Versorgung zu berücksichtigen. Weiterhin stellen neue Störungen wie die Internetsucht eine Herausforderung für die Versorgung dar.

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Die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Zukunftsvision der Suchtkrankenversorgung zu entwickeln. Neue Strukturen und Ausrichtungen sollen durch Expertinnen und Experten entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen als Grundlage dienen, in den kommenden Jahren eine Neugestaltung der Suchtkrankenversorgung zu realisieren, welche u.a. einen höheren Bevölkerungsimpact erreicht und zur Entstigmatisierung beiträgt. 1.2 Ziel der Zukunftswerkstatt Ziel des Projektes war die Durchführung einer Zukunftswerkstatt mit Expertinnen und Experten der Suchtkrankenhilfe und der Suchtforschung. Es sollte ein Wissens- und Ideenaustausch zwischen Experten und Expertinnen stattfinden, der die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema fördert und neue Ideen und Impulse erbringt. Als Ergebnis ist geplant ein Memorandum zu verfassen, welches als Grundlage für eine Neugestaltung der Suchtkrankenversorgung in den kommenden Jahren dienen soll. Die Zukunftswerkstatt wird dabei nicht als isolierte Aktion verstanden, sondern als Grundlage für eine langfristige Auseinandersetzung, Ideengenerierung und -umsetzung. Weitere Treffen in diesem Rahmen und in dieser Zusammensetzung sind geplant. Die Ergebnisse werden als geeignet betrachtet, die Versorgung für Suchtkranke maßgeblich zu verbessern.

1.3 Hintergrund und Aufbau einer Zukunftswerkstatt Das Konzept der Zukunftswerkstatt ist ein moderierter Gruppenprozess, der auf die Lösung von im Voraus festgesetzten Fragestellungen und Problemen ausgerichtet ist (Jungk & Müllert, 1989). Dieser Prozess unterliegt keinen Hierarchien und strebt gleichberechtigten, partizipativen Austausch in der Gruppe an. Ziel ist, anhand fest definierter Phasen im Diskussionsprozess festgefahrene Problemstellungen kreativ und mit neuen Ideen anzugehen. Hierfür durchläuft eine Zukunftswerkstatt drei Phasen: die Kritik-, die Phantasieund die Verwirklichungsphase. In der Kritikphase kann jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin Kritik am Status Quo der Thematik äußern. Wichtig ist, dies möglichst konkret zu tun. Im Anschluss werden Schwerpunktthemen aus den Kritikpunkten extrahiert, die hierarchisiert und in Kleingruppenarbeit in der nächsten Phase bearbeitet werden. Die Phantasiephase strebt - frei von Realisierbarkeitsüberprüfungen - eine kreative Auseinandersetzung mit den zuvor erarbeiteten Schwerpunktthemen an. Prinzipiell ist alles möglich und alles erlaubt, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind angehalten, ihre Wünsche und Idealvorstellungen zu äußern und - je nach Rahmen - in kreativer Gestaltung darzustellen. Erst in der dritten Phase, der Verwirklichungsphase, geht es darum, die zuvor erarbeiteten Utopien mit der Realität in Einklang zu bringen. Hier geht es um die möglichst konkrete Realisierung dessen, was sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen als

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Idealzustand des bearbeiteten Problemfeldes vorstellen. Umsetzbarkeit, Planung und Anpassung werden hier besprochen. Zumeist geht die letzte Phase einer Zukunftswerkstatt in einen über längere Zeiträume andauernden Prozess über, der gegebenenfalls auch mehrere Jahre fortgeführt werden kann, um die Realisierung der angestrebten Verbesserungen umsetzen zu können. 1.4 Projektaufbau, Strukturen und Verantwortlichkeiten Die Federführung des Projektes lag bei der Universität Lübeck. Leiter der Tagung war PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf. Es erfolgte eine enge Kooperation mit dem Vorstand der DG-Sucht. Die inhaltliche Gestaltung wurde im Team der Forschungsgruppe S:TEP in Lübeck entwickelt und vom Vorstand der DG-Sucht ergänzt. Das Organisationskomitee bestand aus dem Vorstand der DG-Sucht (PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Prof. Rainer Thomasius, Prof. Anil Batra, Prof. Falk Kiefer, Dr. Eva Hoch, Dr. Johannes Lindenmeyer, Doris Sarrazin), ergänzt durch Dr. Anja Bischof. Die Einladung der Experten und Expertinnen sowie Planung und Durchführung der Veranstaltung erfolgte durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Lübecker Arbeitsgruppe. Weiterhin bestand in inhaltlichen Fragen eine enge Kooperation mit dem Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin (Leitung Prof. Dr. Ulrich John) der Universitätsmedizin Greifswald. Die Moderation der Zukunftswerkstatt erfolgte durch Dr. Eva Hoch in Kooperation mit PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf 2. Durchführung, Arbeits- und Zeitplan In der Projektlaufzeit waren die folgenden Tätigkeiten zu leisten: Findung geeigneter Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Referentinnen und Referenten, Suche nach dem Tagungsort, Einarbeitung in das Konzept der Zukunftswerkstatt, Erarbeitung des Programms, Einladung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Verschickung / Veröffentlichung des Programms, Bereitstellen eines Hotelkontingents, Organisation von Catering, Ablaufplanung, Zusammenstellung der Tagungsunterlagen, Durchführung und Abrechnung sowie Auswertung und Berichterstellung. 3. Ergebnisse Alle vorgesehenen Arbeiten konnten fristgerecht erfüllt und die Veranstaltung plangemäß durchgeführt werden. Die Zukunftswerkstatt umfasste 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Referenten, Vorsitzende und angemeldete Expertinnen und Experten) und zwei Gäste vom Wissenschaftsmanagement der Hansestadt Lübeck, zusätzlich waren drei Personen für den Ablauf zuständig.

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3.1. Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Zukunftswerkstatt Um die Forschungs- und Versorgungslandschaft in der deutschen Suchtkrankenversorgung möglichst breit und umfassend abzubilden wurden im Austausch mit dem Vorstand der DG Sucht und mit dem Institut für Sozialmedizin und Prävention der Universitätsmedizin Greifswald in Telefonkonferenzen und Arbeitstreffen eine Liste verschiedener Experten und Expertinnen aus der deutschen Suchtkrankenversorgung und -forschung erarbeitet. Im Folgenden sind die eingeladenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Zukunftswerkstatt aufgelistet: Prof. Dr. Anil Batra

Tübingen

Angelika Bähre

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sektion für Suchtmedizin und Suchtforschung / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Drogenbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein

Gabriele Bartsch

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)

Hamm

Dipl.-Psych. Johannes Berndt

Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Lübeck

MSc Psych Bettina Besser

Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie / DG-Sucht Nachwuchsgruppe

Lübeck

Dr. Sigrun Bever

Referatsleiterin Drogen und Sucht, BGV Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Hamburg

Hamburg

Dr. Anja Bischof

Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie / DG-Sucht Nachwuchsgruppe

Lübeck

Dr. Gallus Bischof

Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie / Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie / DG-Sucht Nachwuchsgruppe Universitätsmedizin Greifwald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin / Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Deutsche Rentenversicherung Bund

Lübeck

Dipl.-Päd. Ulrike Dickenhorst

LWL-Rehabilitationszentrum Ostwestfalen / Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit in der Suchthilfe

Gütersloh

PD Dr. Tobias Effertz

Universität Hamburg, Institut für Recht der Wissenschaft

Hamburg

Dr. Angela Buchholz

Prof. Dr. Jean-Francois Chenot

Marie-Luise Delsa

Kiel

Hamburg

Greifswald

Berlin

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Prof. Dr. Ursula HavemannReinecke

Universität Göttingen, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Praxis für Kommunikation und PolitikBeratung

Göttingen

Prof. Dr. Ulrich John

Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention

Greifswald

Susanne Kasimir

Stadt Lübeck, Wissenschaftsmanagement (Gast)

Lübeck

Prof. Dr. Falk Kiefer

Mannheim

MinR’in Gaby Kirschbaum

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Bundesministerium für Gesundheit

Iris Klaßen

Stadt Lübeck, Wissenschaftsmanagement (Gast)

Lübeck

Prof. Dr. Andreas Koch

Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe (buss)

Kassel

Karl Lesehr

Paritätischer Landesverband Baden-Württemberg (ehem.)

Stuttgart

PD Dr. Johannes Lindenmeyer

Salus Klinik Lindow / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie

Lindow

Dipl.-Psych. Peter Missel

AHG Klinik Daun / Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie

Daun

Dr. Udo Nabitz

ZOK, afdelingonderzoek en kwaliteit / Arkin Institute for Mental Health

Amsterdam

Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel

IFT Institut für Therapieforschung / Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD)

München

PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf

Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Landschaftsverband Westfahlen-Lippe LWLKoordinationsstelle Sucht / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Bundesgeschäftsstelle Guttempler / Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen

Lübeck

Dr. Eva Hoch

Rolf Hüllinghorst

Dipl.-Päd., Dipl.-Soz. Päd. Doris Sarrazin Wiebke Schneider

München

Bielefeld

Berlin

Münster

Hamburg

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Prof. Dr. Reiner Thomasius

Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) / Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie Frauensuchthilfe Belladonna

Hamburg

Dr. Sabina Ulbricht

Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention

Greifswald

Renate Walter-Hartmann

Deutscher Caritasverband

Freiburg

Dr. Volker Weissinger

Fachverband Sucht

Bonn

Dipl.-Soz. Päd. Martina Tödte

Essen

3.2 Programm der Zukunftswerkstatt Das Programm der Zukunftswerkstatt wurde anhand der Maßgabe entwickelt, ein ausgeglichenes Verhältnis von inhaltlichen Impulsen, gemeinschaftlicher Diskussion und intensiver Gruppenarbeit zu schaffen. Es wurde ein Schwerpunkt auf die ersten beiden Phasen der Zukunftswerkstatt gelegt, was sich aus inhaltlicher Fokussierung und zeitlichen Limitationen begründet. Eine Fortführung ist vorgesehen, in der die Umsetzung in den Vordergrund rückt. Im Folgenden ist das Programm der Zukunftswerkstatt aufgeführt. Freitag, 22.01.2016 13:00

Begrüßung: Gaby Kirschbaum (BMG)

13:15 13:45

Vorsitz: Anil Batra Impulsreferat 1: Rolf Hüllinghorst Impulsreferat 2: Hans-Jürgen Rumpf

14:15

Pause

14:45

Moderation: Eva Hoch Zukunftswerkstatt, Phase 1 „Kritik am Suchthilfesystem“

16:15

Pause

16:30

Zusammenfassung der Kritikpunkte und Priorisierung

17:15

Ende des ersten Tages

18:15

Abholung vom Hotel mit Gang durch die Innenstadt

19:00

Abendessen, Restaurant Schiffergesellschaft

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Samstag, 23.01.2016

09:00

Vorsitz: Rainer Thomasius Impulsreferat 3: Udo Nabitz

09:30

Moderation: Eva Hoch Zukunftswerkstatt, Phase 2 „Visionen für die Suchtkrankenversorgung“

10:30

Pause

10:45

Zukunftswerkstatt, Phase 2 „Visionen für die Suchtkrankenversorgung“

12:15

Mittagessen

13:15

Moderation: Eva Hoch Zukunftswerkstatt, Phase 3 „Perspektiven, Priorisierung und Agenda“

14:45

Abschluss

15:00

Ende der Veranstaltung

3.3 Zukunftswerkstatt Phase I: Kritikphase Nach zwei Impulsreferaten von Rolf Hüllinghorst und Hans-Jürgen Rumpf wurden alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Zukunftswerkstatt zunächst aufgefordert, die drei für sie am schwersten wiegenden Kritikpunkte am deutschen Suchthilfesystem zu formulieren und als Stichwort auf Zettel zu schreiben (siehe Anhang, Abbildung 1). Diese Zettel wurden an eine große Pinnwand geheftet, die Moderatoren Eva Hoch und Hans-Jürgen Rumpf unterstützten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dabei, bereits eine thematische Gruppierung der Kritikpunkte vorzunehmen. Folgende Kritikpunkte und Problembereiche wurden von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen genannt:



„Sucht“ als besonderes „Gut“



Suchthilfe als Konstrukt, das so nicht existiert



Wert der Angebotsreduzierung wird unterschätzt



Schnittstellen des gegliederten Sozialsicherungssystems



Vernetzung Jugendhilfe/Suchthilfe/Schülerhilfe/Kinder- und Jugendpsychiatrie



Sonderversorgungssystem Sucht



Z.T. starres Festhalten an Strukturen, hier: „Komm-Struktur“



Zu viele Player - zu wenig Transparenz



Zu wenig intersektorielle Vernetzung

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Unzureichende prozessuale Verzahnung der Suchtbehandlung



Unübersichtlichkeit des Hilfesystems



Viele Akteure führen zu Unübersichtlichkeit



Mangelnde Struktur



Schnittstellenproblematik



Interessengrüppchen



Unterschiedliche Kostenträger erschweren die Flexibilität im System



Segmentierung



Koordination der Hilfewege



Psychosoziale Betreuung



Multiprofessionalität auf Augenhöhe: Bio., Psych., Soz. > Forschung und Ausbildung!



Isolierte Systeme Suchtprävention und psychische Probleme: Hilfe, Suchtformen, „Leben lernen“



Dass es den Einrichtungen überlassen wird, die Segmentgrenzen zu überwinden



Nachhaltigkeit über Systemgrenzen hinweg



Den Kampf um die Klienten vermeiden



Interessenkonflikte zwischen den Akteuren der Sozialversicherung und Suchtbehandlung



Dass es niemanden gibt, der die Interessen der einzelnen Teile bündelt



„Hochschwellig“



Zu wenig Kooperation ist schwierig



Berufliche Teilhabe = wirksamer Faktor: keine behördliche Vernetzung



Auf Augenhöhe Leistungsvernetzungen schaffen: SGB II, V, VIII



Rentenversicherung als Herrin des Verfahrens - Schnittstellen



Nebeneinander von Versorgungssystemen



Verkrustung der Strukturen



Trennung von „Reha“ und „Akut“-Behandlung



Suchthilfesystem verliert an Boden



Suchtbehandlung von Komorbiditäten



Keine Planung ist möglich / Klient im Mittelpunkt



Multipräventiv: Menschen in Arbeit bringen!



Prävention



Verhältnisprävention Alkohol: Werbung, Zugangswege < 18 J., Anreizsystem Gesundheit



Ungenügende Einbeziehung des Faktors „Geschlecht“ & aller Erkenntnisse > in allen Bereichen, auch: Sprache!

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Kinder Suchtkranker, Eltern, Frühstintervention, Ursachen



Hilfe für Angehörige Suchtkranker: breitgefächertes Angebot, konkrete Hilfe in Problemsituationen



Kaum Suchthilfe und Suchtforschung im Bereich Kinder/Jugendliche



Mangelnde Beachtung von Angehörigen



Wenig Perspektiven (keine Vision)



Fehlende Strategien zur Implementierung von Ansätzen - Qualifikation



Mangelnde Qualifikation



Professionalisierungsfalle: Behandlung, Reha, psychosoziale Begleitung



Qualitätsmängel



Zu konservativ (wenig Mut)



Schwanken zwischen Selbstüberschätzung und -abwertung



Lost in space: Therapeuten



Wenig Selbstvertrauen (kein Marketing)



Suboptimale Anreizsysteme, zu wenig an Qualität ausgerichtet



Stigmatisierung von Patienten und Personal



„Schlechtes Image“ (Stigmatisierung)



Stigmatisierung im Akut-Krankenhaus / Somatik



Stigmatisierung (auch kulturell)



Selbststigmatisierung



Zu viele Patienten, die nicht vom Suchthilfesystem erreicht werden



Frühzeitiger Zugang zur Behandlung - kaum Veränderung



Frühere Erreichbarkeit der Klient/innen



Zu späte Erreichung



Proaktiv



Population



Suchtmittelkonsum in Berufsgruppen der Medizin/Prävention/Sozialarbeit



Unklare Definition von Sucht



Blick auf Betroffene



Lost in space: Patienten



Behandlungsanspruch: Gesundheit ist nur ein Teilelement von subjektiver Lebensqualität



Klient/innenperspektive zu wenig berücksichtigt (auch Sucht als selbstreferentielles System)



Verallgemeinerung



Zu wenig Mitsprache der Patient/innen

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Geringe (Be-)Achtung von Betroffenenkompetenz



Sprachbarrieren in der Versorgung



Soziales Umfeld wird zu wenig einbezogen



Desinteresse an Erkenntnisgewinn, wenn dieser Aufwand erfordert



Immer neue Behandlungen ohne mehr Wirksamkeit



Sucht nicht als psychische Störung behandeln



Mangelnde Zieloffenheit (z.B. Abstinenzfixierung)



Lost in space: Forschungsergebnisse



Starrheit von Haltungen resp. „Glaubensfragen“



Zu viele Glaubenssätze



Unsinnige Qualitätsvorschriften



Schnell Fokus auf Struktur(en), Budget



Unzureichende Finanzierung



Ökonomische Bedingungen + Wertschätzung: Prävention, Frühintervention, Behandlung



Limitation der Behandlungsdauer durch Krankenkassen: Ressourcen?

Im Anschluss wurden die Themengruppen weiter spezifiziert und von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen mit Klebepunkten priorisiert (siehe Anhang, Abbildung 2). Folgende Themengruppen kristallisierten sich als Ergebnis der Kritikphase heraus:



Vernetzung / Schnittstellen (21 Priorisierungspunkte)



Prävention (14 Priorisierungspunkte)



Zielgruppenorientierung (13 Priorisierungspunkte)



Qualifizierung (10 Priorisierungspunkte)



Stigma (9 Priorisierungspunkte)



Erreichbarkeit (8 Priorisierungspunkte)



Betroffenen-Orientierung (7 Priorisierungspunkte)



Evidenzbasierung (5 Priorisierungspunkte)



Finanzierung (5 Priorisierungspunkte)

Die übergreifenden Themengruppen wurden validiert, indem die Teilnehmer befragt wurden, ob ihre Punkte dort wiederzufinden sind. Es gab keine Gegenstimme.

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3.4 Zukunftswerkstatt Phase I: Phantasiephase Am zweiten Tag wurde zunächst in einer kurzen Impulsübung versucht, eine Aufbruchsstimmung aus dem eigenen Leben zu rekonstruieren. Auf Basis der am Vortag erarbeiteten Themengruppen bildeten sich am zweiten Tag der Zukunftswerkstatt Gruppen, die zu den jeweiligen Themenschwerpunkten Visionen erarbeiten sollten. Hierfür wurden die Themenschwerpunkte weiter zusammengefasst. Die Mitwirkenden diskutierten und sammelten Vorschläge und Impulse an einer Gruppen-Pinnwand. Wichtig war in dieser Phase, alle Aspekte der Realisierbarkeit außer Acht zu lassen, um gedankliche Einschränkungen zu verhindern. Kreativität und Phantasie standen in dieser Phase im Vordergrund. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Phase war die Gleichberechtigung der Mitwirkenden und das Kritikverbot an den Vorschlägen. Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit wurden die Ergebnisse des Diskussionsprozesses der Gesamtgruppe vorgestellt und erläutert. Weiterhin wurden ein oder mehrere Titel für die jeweiligen Ergebnisse erarbeitet. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten daraufhin die Möglichkeit, für jede Gruppenarbeit eine festgelegte Anzahl von Relevanzpunkten (drei Klebepunkte pro Pinnwand) zu verteilen als Vorbereitung für die dritte Phase der Zukunftswerkstatt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit skizziert.

3.4.1 Gruppenarbeit „Vernetzung / Schnittstellen und Finanzierung“ Folgende Expertinnen und Experten arbeiteten in dieser Gruppe mit: U. HavemannReinecke, A. Batra, S. Bever, A. Bähre, T. Pfeiffer-Gerschel, M.-L. Delsa, K. Lesehr, R. Hüllinghorst, J.-F. Chenot und A. Koch. Im Folgenden sind die erarbeiteten Visionen in Stichpunkten aufgelistet (vgl. Anhang, Abbildung 3). Die Anzahl der vergebenen Relevanzpunkte ist in Klammern vermerkt:



Der Patient wird durch das System gelotst (1)



Der Mensch hat Fragen, Probleme, wird vielleicht Klient/Patient - er findet ein vielfältiges, kompetentes Gegenüber (0)



Transparenz für Betroffene (2)



Autonomie der Suchtberatung aufheben - strukturelle, räumliche Vernetzungen schaffen (0)



Comprehensiveness, Komorbidität und Soziales (0)



Sonderversorgungssysteme abschaffen (0)



Soziale und berufliche Teilhabe findet im Alltag statt: Ambulantisierung von Suchtreha, Leistungsintegration (3)



Einer übernimmt Verantwortung und koordiniert (1)

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Gemeinsame Trägerschaft (0)



Gründung einer Bundesarbeitsgemeinschaft Sucht (4)



Umfangreiche Information der Bevölkerung. 1. Anlaufstelle verfügt über vernetzte Kontakte, keine Zeitverluste (0)



Individuelle Planung über alle Bereiche. Einbeziehung aller relevanter Gruppen (0)



Betreuungs-Handlungspfad (11)



Aufbau regionaler Kompetenzzentren - multiprofessionell, interdisziplinär (0)



Case management (0)



Kommune und Krankenversorgung im Austausch (0)



Regionalbudget (0)



Wohnraum bezahlbar (0)



Kompetenzzentrum, vernetzt mit Kommune, Stabilisierung, Entwöhnung, (19)



Regionale Verantwortung (2)



Klare Kommunikationsstrukturen (4)



Dichotomie zwischen Forschung und Versorgung aufheben (9)



Regionale Zentren mit Casemanagement und Budget (0)



Rückmeldung zu Behandlungsverläufen (0)



Kontinuität (0)



Notfallstruktur (0)



Behandlung an den individuellen Bedürfnissen des Patienten orientiert in einem Finanzierungssystem (1)



Ein Finanztopf (1)



Budgets trägerübergreifend (0)

Die Arbeitsgruppe favorisierte das Modell eines Regionalen Kompetenzzentrums in gemeinsamer Trägerschaft, welches der räumlichen und strukturellen Vernetzung dient. Diese Zentren haben ein Budget zur Strukturerhaltung und für Betroffene zur Verfügung, sie dienen als ein Netzwerk in allen Lebensbereichen wie z.B. Schule, Sportverein, Arzt, etc. Soziale und berufliche Teilhabe findet im Alltag statt. Die Menschen werden nicht „behandelt“, sondern eher im Leben gecoacht. Die substanzbezogenen Probleme werden erkannt („gesehen“), akzeptiert und die betroffenen Personen finden eine langfristige Begleitung in einem Behandlungspfad. Dabei ist die Orientierung an den Betroffenen ein zentrales Kriterium für Zielsetzungen und Qualität. Es sollte keine Abgrenzung gegen andere Berufsgruppen erfolgen und nur flache Hierarchien bestehen. Als besonders bedeutsam wurde eine begleitende evaluative Forschung erachtet.

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Die aus der Diskussion entstandenen Überschriften für die Arbeit der Gruppe „Schnittstellen / Vernetzung und Finanzierung“ lauteten:



Regionale Kompetenzzentren (13 Punkte)



Sehen und Begleiten (0 Punkte)

Insgesamt wurde die Relevanz des Themenschwerpunkts mit 71 Punkten bewertet.

3.4.2 Gruppenarbeit „Stigma, Betroffenen-Orientierung und Zielgruppen-Orientierung“ In dieser Gruppe arbeiteten mit: B. Besser, G. Kirschbaum, U. Dickenhorst, M. Tödte, G. Bischof, R. Thomasius, R. Hüllinghorst, W. Schneider und A. Bischof. Im Folgenden sind die erarbeiteten Visionen in Stichpunkten aufgelistet (vgl. Anhang, Abbildung 4). Die Anzahl der vergebenen Relevanzpunkte ist in Klammern vermerkt:



Respekt (0)



Resiliente Kinder (0)



Unterstützung suchen ist normal (0)



Geschlechtsbezogene Stigmatisierung ist allen bekannt (1)



Hilfsangebote nutzen ist eine Kompetenz (5)



Selbstbewusste, fröhlichere Mitarbeiterinnen (0)



Stolz auf Angebote (0)



Suchtkranke als beliebte Patient/innengruppe (0)



Hohe Erfolgsquote (0)



Ziele verändern sich (0)



MI-Spirit herrscht im Suchthilfesystem (12)



Alle haben Motivational Interviewing drauf (0)



Funktion der Suchterkrankung sehen (0)



Sucht als Bewältigungsstrategie (0)



Hohe Selbstwirksamkeit (0)



Krankheit ist möglich (0)



Der Mensch im Mittelpunkt, im Kontext von persönlicher Entwicklung (0)



Inklusive Gesellschaft (bezogen auf psychische Erkrankungen) (0)



Die gesellschaftliche Funktion von Stigmatisierung ist bekannt (0)



Biographie wird im Gesamtzusammenhang gesehen (1)



Angehörige sind eine Säule der Gesellschaft (1)

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Selbstbewusste, proaktive Angehörige (0)



Kultur des Hinsehens (0)



Leichter Zugang zum Hilfesystem (1)



Vernetzung mit Prävention (4)



Zeit für Entwicklung (2)



Spaß am Experimentieren (0)



Leitlinien sind bekannt und werden genutzt (0)



Systeme werden vernetzt (0)



Gleichberechtigte, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Betroffenenperspektive (0)



Abholen, wo die Menschen stehen (0)



Hinbringen, wohin die Menschen wollen (0)



Autonomie fördern und Wertschätzung leben. Experten haben Einfluss (0)



Nurses als suchtgeschultes Personal (0)



Screening des Bedarfes und Weitervermittlung (0)



Primärarzt und Krankenhausarzt sind geschult in Abhängigkeitssymptomen (0)



Individuelle Angebote (0)



Altersspezifische Angebote (0)



Sprach- und Kulturmittler sind da (0)



Prävention wird proaktiv in Familien implementiert (1)



Angehörigenarbeit als Regelleistung (8)



Zielgruppen sind definiert (1)



Systematische Erhebung der Zielgruppenerreichung (2)

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vergaben außerdem 10 Relevanzpunkte an das Titelblatt „Zielgruppenorientierung“. Die Arbeitsgruppe entwarf eine Utopie, in der die Gesellschaft von respektvollem Umgang geprägt ist. Suchterkrankungen sind kein Tabu mehr, sondern nur eine weitere Form der Krankheit. Stigmatisierung wird - wo sie nicht aus dem Weg geräumt werden kann wahrgenommen und ihre Funktion erkannt. Das Suchthilfesystem ist positiv ausgerichtet, Mitarbeiter/innen sind in motivierender Gesprächsführung (Motivational Interviewing; Miller & Rollnick, 2012) geschult und nehmen Bedürfnisse und Kompetenzen ihrer Patient/innen und Klient/innen wahr. Das System ist gut miteinander vernetzt, Prävention beginnt bereits im Familienumfeld. Angehörige werden einerseits in die Suchtarbeit eingebunden und werden andererseits in ihrem eigenen Hilfebedarf wahrgenommen. Der Zugang zum Hilfesystem ist erleichtert, sich Hilfe zu suchen ist normal wie bei einer anderen Erkrankung auch. Die Hilfe ist orientiert an den Bedarfen der jeweiligen Zielgruppe und daran ausgerichtet, was der

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Mensch braucht und möchte. Er steht im Mittelpunkt der Suchthilfe. Als ein zentraler Wunsch wurde das Vorherrschen einer Grundhaltung benannt, wie sie im „Spirit“ von Motivational Interviewing (Partnerschaftlichkeit, Akzeptanz, Mitgefühl und Evozieren von Motivation) benannt wird. Die aus der Diskussion entstandenen Überschriften für die Arbeit der Gruppe „Stigma, Betroffenen-Orientierung und Zielgruppen-Orientierung“ lauteten:



Normalität der Sucht (21 Punkte)



Zugewandte Unterstützung (9 Punkte)



Humanisierung der Suchthilfe (5 Punkte)

Insgesamt wurde die Relevanz des Themenschwerpunkts mit 84 Punkten bewertet.

3.4.3 Gruppenarbeit „Evidenzbasierung und Qualifizierung“ Die Arbeitsgruppe bestand aus P. Missel, R. Walter-Hamann, J. Lindenmeyer, A. Buchholz und U. Nabitz. Im Folgenden sind die erarbeiteten Visionen in Stichpunkten aufgelistet (vgl. Anhang, Abbildung 5). Die Anzahl der vergebenen Relevanzpunkte ist in Klammern vermerkt:



Nur evidenzorientierte Leistungen (0)



Outcome-abhängige Vergütung (8)



„Botschafter“ erfolgreicher Behandlung (0)



Patient/in darf selbst wählen (0)



Klare Kante in der Patient/innen-Info (1)



Bewertung der Chance auf Implementierung (0)



Forscher/in / Forschungsbeauftragte/r in Verbänden/großen Trägern (4)



Implementierungsforschung > Transfer aus Praxis in Forschung (3)



Unterstützung der Implementierung (0)



Jährlicher Forschungsetat Sucht (4)



2 Forschungskriterien: 1. Ergebnisverbesserung, 2. Erreichungsverbesserung (6)



Transparentes Forschungsauswahlgremium (0)



Transparenter Entscheidungsprozess mit Feedback (1)



Einrechnung des Patientenschwierigkeitsscores (0)



Differenzierte Interessenskonfliktdeklaration (0)



Abschaffung von Struktur- und Prozessqualitätssicherung (6)



Sucht als obligatorischer Bestandteil des Studiums (0)

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Rehakliniken = Ausbildungskliniken (0)



Jede diskriminierende Äußerung über Sucht wird mit einem Bußgeld geahndet (0)

In der Arbeitsgruppe wurde die Idee eines Gremiums entwickelt, das den Etat für Suchtforschung und -praxis vergibt. Alle Therapien sind evidenzbasiert und effektiv, und die Patient/innen dürfen selbst wählen, welche Therapieform sie wünschen. Prinzipiell ist die Suchthilfe marktwirtschaftlich orientiert. Die Finanzierung hängt vom Therapieerfolg ab, wobei Rücksicht auf die jeweils behandelten Zielgruppen im Hinblick auf ihren Schweregrad der Störung genommen wird. Forschung und Praxis unterstützen sich gegenseitig, auch auf regionaler Ebene. Zur besseren Vermittlung wird ein/e Forschungsbeauftragte/r eingesetzt. Bereits im Grundstudium werden in allen relevanten Studiengängen Kenntnisse über Suchterkrankungen vermittelt. Um Diskriminierungen zu vermeiden, werden bei deren Auftreten Bußgelder erteilt, die den Suchtfachverbänden zu Gute kommen. Die aus der Diskussion entstandenen Überschriften für die Arbeit der Gruppe „Evidenzbasierung und Qualifizierung“ lauteten:



Fördern, was wirkt (28 Punkte)



Patient/in wählt (16 Punkte)

Insgesamt wurde die Relevanz des Themenschwerpunkts mit 75 Punkten bewertet.

3.4.4 Gruppenarbeit „Prävention und Gesundheitsförderung“ Die Arbeitsgruppe bestand aus V. Weissinger, U. John, S. Ulbricht, G. Bartsch, T. Effertz und D. Sarrazin. Im Folgenden sind die erarbeiteten Visionen in Stichpunkten aufgelistet (vgl. Anhang, Abbildung 6). Die Anzahl der vergebenen Relevanzpunkte ist in Klammern vermerkt:



Liaison - Konsiliardienste im ambulanten Bereich (1)



Erweiterte gesellschaftliche Diskussion über QOL (1)



Community Enforcement in den Lebenswelten (0)



Vorausschauende Prävention - vor allem in Hinblick auf Industrie, Entwicklung (0)



Lebenskompetenz-Training mit Fokus auf Haushaltsführung (0)



Frühzeitige Erfassung zukünftiger Gesundheitsentwicklungen für Prävention (2)



Präventionsstrategien im Arbeitsleben (0)



Lebenswelt-orientierte Erfassung von problematischen Gesundheitsprofilen (3)

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Abgestimmte Präventionsstrategien der Krankenkassen inkl. Budget (0)



Priorisierung von Verhältnisprävention durch Stakeholder (2)



„Clearing Stelle“ in Arztpraxen (1)



Kultursensible Prävention (3)



Personelle Ressourcen (0)



Optimale Informationsbereitstellung (0)



Optimale Ansprache von Zielgruppen (0)



Pflicht des Nachweises über erreichte Populationen (5)



Evaluierung von Gesundheitszielen (0)



Globalisierung von Prävention (0)



Übergreifender Policy Mix (1)



Übergeordnetes Ziel: ein langes Leben in hoher Qualität (1)



Solidarische Prävention & soziale Gerechtigkeit (1)



Integrierte Prävention unabhängig vom Grad der Betroffenheit (1)



Stärkung von Bürgerinitiativen für Gesetzgebung (0)



Einbezug von Adressaten (0)



Schulung von Medien gegen positives Image von Suchtmitteln (0)



Stärkung der ökonomischen Eigenverantwortung (0)



Gesundheit in allen Politikbereichen (0)



Risikofaktoren in der Prävention (0)



Leistungsorientierte Prävention (Vernetzung) (1)



Evidenzbasierung in der Prävention (17)



Prävention über den Lebenslauf (3)



Inklusive Lebensphasen bez. Schwerpunkte (0)



Werbekampagne für gesundes Leben (0)



Qualitative Forschung (2)



Lobby Universität (0)



Weltweites Gipfeltreffen über Prävention und Lebensqualität (0)



Schadensüberwälzung zu Lasten der Suchtgüterindustrie (0)



Verteuerung gesundheitsschädigender Produkte (0)



Steuerfinanzierung von Präventionsarbeit (1)



Analyse von „Präventionsoutcomes“ (1)

Die Arbeitsgruppe diskutierte Risikofaktoren für Gesundheit bzw. Gesundheitsverhalten in der Bevölkerung. Dabei wurde sie geleitet von der Frage, wen die Prävention erreichen soll. Einerseits sollten noch nicht Betroffene erreicht werden, andererseits Betroffene

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unterschiedlicher Zielgruppen. Vorgeschlagen wurde eine frühzeitige und lebensweltorientierte Erfassung von problematischen Gesundheitsprofilen, die weiterhin über den gesamten Lebensverlauf stattfinden sollte. Die entsprechenden Settings richten sich nach der jeweiligen Lebenswelt. Die Prävention in Hausarztpraxen und Allgemeinkrankenhäusern ist aufgrund der guten Möglichkeit der Erfassung von Risikoverhalten und der hohen Erreichungsquote besonders geeignet. Konsens war das Ziel, mit hoher Lebensqualität möglichst alt zu werden. Zu dieser Zielerreichung sollten sich Verhaltens- und Verhältnisprävention ergänzen (Policy-Mix) Es wurde eine Pflicht zum Nachweis der durch Prävention erreichten Populationen gefordert, so dass neben der Wirksamkeit auch die Erreichungsquote einen zentralen Gütestandard darstellt. Der Evidenzbasierung von Prävention wurde eine herausragende Bedeutung zugeschrieben. Insgesamt wurde gefordert, dass für die Realisierung präventiver Maßnahmen mehr personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen. Die aus der Diskussion entstandene Überschrift für die Arbeit der Gruppe „Prävention und Gesundheitsförderung“ lautete:



Integrierte Prävention (20 Punkte)

Insgesamt wurde die Relevanz des Themenschwerpunkts mit 67 Punkten bewertet.

3.4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse der Phantasiephase  Regionale Kompetenzzentren Räumliche und strukturelle Vernetzung von Hilfen soll in allen Lebensbereichen stattfinden. Die Orientierung an den Betroffenen ist ein zentrales Kriterium für Zielsetzungen und Qualität.  Sehen und Begleiten Substanzbezogenen Probleme müssen wahrgenommen und akzeptiert werden. Den Betroffenen soll eine langfristige Begleitung in einem Behandlungspfad angeboten werden.  Normalität der Sucht Der Zugang zum Hilfesystem soll erleichtert, Stigmatisierung überwunden werden. Sich Hilfe zu suchen ist normal wie bei einer anderen Erkrankung auch.

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 Zugewandte Unterstützung Hilfe soll orientiert sein an den Bedarfen der jeweiligen Zielgruppe und den Bedürfnissen des/der Einzelnen. Der/die Suchtkranke wie auch seine/ihre Angehörigen müssen in die Suchthilfe integriert werden.  Humanisierung der Suchthilfe Im Suchthilfesystem wird die Grundhaltung, wie sie im „Spirit“ von Motivational Interviewing benannt wird, eingefordert. Partnerschaftlichkeit, Akzeptanz, Mitgefühl und Evozieren von Motivation sind die Basis der Suchtarbeit.  Fördern, was wirkt Die Finanzierung der Suchthilfe soll abhängig sein von Evidenzbasierung und Therapieerfolg, ein/e Forschungsbeauftragte/r soll eingesetzt werden.  Patient/in wählt Der/die Patient/in soll nach seinen Bedürfnissen und Präferenzen selbst wählen, welche Therapieform für ihn geeignet ist.  Integrierte Prävention Prävention soll frühzeitig und lebensweltorientiert über den gesamten Lebensverlauf stattfinden. Die entsprechenden Settings (Hausarztpraxis, Krankenhäuser, Schulen, Arbeitswelt) richten sich nach der jeweiligen Lebenswelt.

3.5 Zukunftswerkstatt Phase 3: Perspektivenphase Aufgrund der der inhaltlichen Fokussierung auf die Entwicklung von Zukunftsvisionen wurde die 3. Phase der Zukunftswerkstatt lediglich skizziert. Im Plenum wurde ein Brainstorming vorgenommen zur Frage „Wie sehen die nächsten Schritte aus, um der Utopie näher zu kommen?“ Alle Beteiligten betonten die Notwendigkeit, die einzelnen Utopien weiter auszuarbeiten. Zunächst sollte eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse erfolgen und das Fortbestehen der Arbeitsgruppe gesichert werden. Die erarbeiteten Ideen sollten innerhalb der DG Sucht in einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt werden. Es wurde der Wunsch geäußert, dass die Autor/innen der einzelnen Arbeitsgruppen die gesammelten Schlagworte noch einmal erläutern. Insgesamt erschien es sinnvoll, eine/n Hauptverantwortliche/n pro Arbeitsgruppe zu finden. Die Abfassung eines Memorandums zur

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Zukunft der Suchtkrankenhilfe soll auf den diskutierten Ergebnissen fußen und die erarbeiteten Schlagwörter erläutern. Hierbei sollen die Akteurinnen und Akteure der Zukunftswerkstatt einbezogen werden, die Einrichtung von arbeitsgruppenbezogenen EmailVerteilern erscheint dementsprechend sinnvoll, um den Diskussionsprozess aufrecht zu erhalten. Die Mitwirkenden sehen sich dabei in erster Linie als individuelle Expertinnen und Experten und nicht als Verbandsvertreter/innen. Außerdem sollen weitere Personen wie Betroffene, Player des Systems etc. beteiligt werden, um Diversität zu erzeugen. Unter der Vorgabe „Fördern, was wirkt“ soll die Kollaboration mit Expert/innen der Niederlande, wie im Impulsreferat von Udo Nabitz vorgestellt, gesucht und gefördert werden. Zunächst soll die Utopiephase weiter ausgebaut werden. Dafür ist ein weiteres Treffen geplant. Ziel ist die Gründung einer Expert/innenkommission, die im Sinne einer Enquete (auch wenn der rechtliche Rahmen ein anderer ist) langfristige Ziele verfolgen soll. Angedacht wurde dabei auch eine „Bundesarbeitsgemeinschaft Sucht“, in der alle Aktivitäten gebündelt werden, eine Agenda erstellt und die Umsetzung der Maßnahmen geplant und begleitet wird. Hierfür wäre es weiterhin notwendig, die eigenen Ideen zu bewerben (Lobbying) und andere Expert/innen für die Umsetzung zu nutzen. Einigkeit bestand dahingehend, dass die nächsten Schritte der Fortführung ein ganz zentraler Aspekt sind, ohne den der Wert der Zukunftswerkstatt nicht ausgeschöpft werden kann.

Die Fortführung und Verstetigung lässt sich wie folgt zusammenfassen und ergänzen:  Entwurf des Memorandums zur Zukunft der Suchtkrankenversorgung in Deutschland  Modifikation und Konsentierung des Memorandums  Veröffentlichung des Memorandums (Zeitschrift SUCHT, Homepage DG-Sucht, Pressemitteilung)  Einbeziehung weiterer Fachgesellschaften und Akteurinnen und Akteure  Zweites Treffen der Expert/innengruppe zur Abstimmung der weiteren Schritte  Gründung einer Kommission, die zunächst über drei Jahre an der Umsetzung der Ziele arbeitet.

4. Diskussion der Ergebnisse, Gesamtbeurteilung Zeit- und Finanzierungsplan konnten voll eingehalten werden. Die angestrebten Ziele wurden voll erreicht. Die Beiträge waren inhaltlich hochwertig, die Diskussion lebhaft und konstruktiv. Die Resonanz der Teilnehmer und Teilnehmerinnen war durchweg sehr positiv. Die wesentlichen Resultate werden in einem Memorandum zur Zukunft der Suchtkrankenversorgung veröffentlicht werden. Eine Fortsetzung und Verstetigung soll erfolgen.

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5. Gender Mainstreaming Aspekte Für die meisten Suchterkrankungen gilt, dass die jeweiligen Prävalenzen bei Männern erhöht sind. Gerade jedoch auch in Bezug auf Stigmatisierungsprozesse ist die Berücksichtigung von Genderaspekten zentral. Bei den meisten Störungen unterscheiden sich sowohl Auslösebedingungen als auch Ausstiegsprozesse nach dem Geschlecht. Weiterhin ist von einer unterschiedlichen Bedarfslage bezüglich der Hilfeangebote auszugehen. Während der Zukunftswerkstatt wurde die Notwendigkeit der Zielgruppenspezifität stets hervorgehoben und damit insbesondere die Berücksichtigung von Genderaspekten. Dies gehörte zu den Forderungen während der Kritikphase und schien ebenso in den Zukunftsvisionen auf. 6. Verbreitung und Öffentlichkeitsarbeit der Projektergebnisse Der Bericht wird nach Genehmigung durch das BMG auf die Homepage der DG-Sucht gestellt und den Mitgliedern der DG-Sucht zur Verfügung gestellt. Das Memorandum wird in gleicher Weise verfügbar gemacht. Weiterhin erfolgt der Abdruck in der Zeitschrift Sucht mit der Einholung von Kommentaren. Es ist ein Vortrag zu den Ergebnissen der Zukunftswerkstatt für den Suchtkongress 2016 in Berlin eingereicht worden. Nach Abschluss der Etablierung der Kommission zur Fortentwicklung der Suchtkrankenversorgung wird eine Pressemitteilung erfolgen.

7. Verwertung der Projektergebnisse (Nachhaltigkeit/Transferpotential) Langfristig können die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt dazu beitragen, Zugangswege zum Suchthilfesystem zu erleichtern und zielgruppenspezifisch Verbesserungen der Hilfeangebote zu ermöglichen. Die Einrichtung einer Expert/innenkommission und das Memorandum können eine Aufrechterhaltung des Diskussionsprozesses und die Etablierung kontinuierlicher und patientensensibler Strukturen innerhalb des Suchthilfesystems befördern. Die geplante langfristig arbeitende Expert/innenkommission leistet Gewähr für die Fortsetzung des in der Zukunftswerkstatt angestoßenen Prozesses der Modifikation der bestehenden Suchtkrankenversorgung. Die Federführung durch die DG-Sucht stärkt diesen Prozess.

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8. Literatur John, U., Meyer, C., Ulbricht, S., Schumann, A., Freyer-Adam, J., Hapke, U., et al. (2007). Verbesserung der medizinischen Versorgung durch die Förderung der Intention zur Änderung gesundheitsriskanten Verhaltens. Medizinische Klinik, 102, 33-36. Jungk, R., & Müllert, N. (1989). Zukunftswerkstätten. Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München. Kaner, E. F., Dickinson, H. O., Beyer, F. R., Campbell, F., Schlesinger, C., Heather, N., et al. (2007). Effectiveness of brief alcohol interventions in primary care populations. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2, CD004148. Miller, W. R., & Rollnick, S. (2012). Motivational Interviewing. Helping People Change (3rd ed.). New York: Guilford Press. Rumpf, H.-J., Bischof, G., Hapke, U., Meyer, C., & John, U. (2000). Studies on natural recovery from alcohol dependence: Sample selection bias by media solicitation? Addiction, 95, 765-775. Rumpf, H.-J., Meyer, C., Hapke, U., Bischof, G., & John, U. (2000). Inanspruchnahme suchtspezifischer Hilfen von Alkoholabhängigen und -mißbrauchern: Ergebnisse der TACOS Bevölkerungsstudie [Utilization of professional help of individuals with alcohol dependence or abuse: findings from the TACOS population study]. Sucht, 46, 9-17.

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8. Anhang Abbildung 1: Diskussion im Plenum

Abbildung 2: Bildung von Themengruppen in der Kritikphase

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Abbildung 3: Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Vernetzung / Schnittstellen und Finanzierung“

Abbildung 4: Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Stigma, Betroffenen-Orientierung und Zielgruppen-Orientierung“

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Abbildung 5: Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Evidenzbasierung und Qualifizierung“

Abbildung 6: Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Prävention und Gesundheitsförderung“

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