Zick_31082012 - Präsentation-

31.08.2012 - Christen werten stärker ab als Konfessionslose. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. .... Welt ist bei ca. 25% vorhanden. (Umfrage 2011). 26,8. 20,7.
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IKG

Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung

Feindliche Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen – Ergebnisse der aktuellen Forschung –

Prof. Dr. Andreas Zick Berlin, 31. August 2012

Topographie des Terrors

1

Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 1

… auch in Erinnerung an die Opfer rechtsextremer Morde.

Rechtspopulismus in Politik & Medien

2

Terror, Abwertung und Ausgrenzung Gewalt, Wahlen, Stigma,

Hass Kriminalität Stigma Individuelle Diskriminierung Populismus, Rechtsextreme Gruppierungen Institutionelle Diskriminierung Hate Speech Wahlergebnisse Rechtsprechung Rechtspopulismus in Regeln von Institutionen Politik & Medien Einstellungen Zugang zu Bildung, Arbeit, Stimmungen Einstellungen Gesundheit, Mentalitäten in der Bevölkerung Wohnraum

Kategorien

3

Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen

4

Die humane und demokratische Qualität einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit schwachen Gruppen.

Die entscheidende gesellschaftliche Frage ist: Inwieweit werden Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts und verschiedener sexueller Orientierung, Menschen mit und ohne Handicaps, mit oder ohne Arbeit in der Gesellschaft als gleichwertig anerkannt, oder aber mit Abwertung, Diskriminierung und Ausschluss konfrontiert? 5

IKG

Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit Sexismus

Homophobie

Abwertung von Langzeitarbeitslosen

Abwertung von Behinderten

Abwertung von Asylbewerbern

Fremdenfeindlichkeit

Ideologie der Ungleichwertigkeit/ Ideology of unequal woth

Abwertung von Sinti und Roma

Rassismus

Abwertung von Obdachlosen

Islamfeindlichkeit

Etabliertenvorrechte

Antisemitismus

Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen

7

Das GMF-Projekt • Umfragen 2002 - 2011 • 2.000 – 3.000 Befragte • repräsentativ für Allgemeinbevölkerung

Zwei weitere Stiftungen

Möllgaard-Stifung 8

Kontinuierliche Abnahme von Sexismus und der Abwertung von Menschen mit homosexueller Orientierung. (Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 2,5 vs. Menschen mit homosexueller Orientierung 2

Sexismus

1,5

1 2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

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IKG

(Wieder) ansteigende Zustimmungen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 3,00

Rassismus Fremdenfeindlichkeit

2,500

2,00

Abwertung von Obdachlosen Abwertung von Behinderten

1,500

Abwertung von Langzeitarbeitslosen

1,00

Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 10

Prozentuale Zustimmung zu einzelnen Aussagen zur Abwertung behinderter Menschen in der Umfrage 2011. Behinderte erhalten zu viele Vergünstigungen

4,2

Viele Forderungen von Behinderten sind überzogen.

11,3

Für Behinderte wird zu viel Aufwand betrieben.

7,7

0

10

20

11 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 11

Die Abwertung behinderter Menschen nimmt im Alter zu. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,7

1,65

1,6

1,55

1,5

1,45

1,4

1,35

1,3

16-21

22-34

35-49

50-64

ab 65 12

Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 12

Männer werten stärker ab als Frauen. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,65

1,6

1,55

1,5

1,45

1,4

männlich

weiblich 13 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 13

Abwertung von Menschen mit Behinderung nach Bildungsniveau. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0

niedrig

mittel Bildungsniveau

hoch 14 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 14

In der politischen Mitte und links davon sind die Vorurteile geringer. (Mittelwerte, Skala 1-4) "Für Behinderte wird in Deutschland zu viel Aufwand betrieben." "Viele Forderungen von Behinderten finde ich überzogen." "Behinderte erhalten zu viele Vergünstigungen."

2

1,8

1,6

1,4

1,2

1

rechts

genau in der Mitte

links

15

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Christen werten stärker ab als Konfessionslose. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,58

1,56

1,54

1,52

1,5

1,48

1,46

evangelisch

katholisch

konfessionslos

16

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Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen

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Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus

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18

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Orientierungslosigkeit in Werten und Regeln und mangelnde Einbindung Umfrage 2011

52 50

51,5 48,9

48 46

45,7

44 42 Heute ist alles so in Unordnung Die Dinge sind heute so schwierig Früher waren die Leute besser dran, geraten, dass niemand mehr weiß, wo geworden, dass man nicht mehr weiß, weil man wusste, was man zu tun man eigentlich steht. was eigentlich los ist. hatte.

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IKG

Orientierungslosigkeit geht mit Feindseligkeit einher. %, 2011

13,7

Fremdenfeindlichkeit

49

5,9

Sexismus

nicht orientierungslos

16,9

9

Homophobie

orientierungslos 24,3

2,9

Abwertung von Behinderten

11,9 0

10

20

30

40

50

60

Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus

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Die Abwertung von Menschen mit Behinderung hängt nicht mit einer ökonomischen Bedrohung zusammen. (Umfrage 2011, Mittelwerte)

kein signifikanter Unterschied

Abwertung von Behinderten

bedroht Fremdenfeindlichkeit***

nicht bedroht

1

1,5

2

2,5

22 3

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aber „Bedrohungserleben“: Verhaltensweisen gegenüber Menschen mit Behinderung sind oft ambivalent. 50%: besser Kontakt meiden (Fachkräfte haben größere Kompetenz, Fehler meiden) (Bächthold, 1984) Studie Von Bracken (1976) 98,6% Mitleid mit Kind mit geistiger Behinderung aber 42-44% Entsetzen, Abscheu 35% Ekel 70% besser früh sterben

23

Die Abwertung von Menschen mit Beinderung Steigt in den ökonomisch eher gut abgesicherten Gruppen. 1,8

1,7

Arme (unter 500 Euro)

1,6

niedrige Einkommen (500-1499 Euro)

1,5 mittlere Einkommen 2499 Euro)

(1500-

höhere Einkommen 2500 Euro)

(ab

1,4

1,3 2005

2006

2007 2008 2009 Zustimmung in Jahren

2010

2011

24 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 24

Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus

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Vertrauensverluste in Politik & Demokratie. (Umfrage 2011) Die demokratischen Parteien zerreden alles und lösen die Probleme nicht.

76,5%

Die Demokratie führt eher zu faulen Kompromissen als zu sachgerechten. Entscheidungen.

69,0%

Politiker nehmen sich mehr Rechte heraus als normale Bürger.

81,0%

Politiker umgehen bestehende Gesetze, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht.

73,1%

26

Feindseligkeiten gehen mit Vertrauensverlusten in Politik & Demokratie einher.

Abwertung von Behinderten

Islamfeindlichkeit***

Misstrauen Abwertung von Obdachlosen

Vertrauen

Fremdenfeindlichkeit***

1

1,5

2

2,5

27 3

Faktoren, die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus

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IKG

Eine ökonomistische Bemessung der sozialen Welt ist bei ca. 25% vorhanden. (Umfrage 2011) Wir nehmen zuviel Rücksicht auf Versager

29,4

Menschliche Fehler können wir uns nicht mehr leisten

20,7

Menschen, die wenig nützlich sind, kann sich keine Gesellschaft leisten

26,8

0

10

20

30

40

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29

IKG

Ökonomistische Meinungen (Rücksicht auf Fehler und Versager) verstärken Feindseligkeit. 20,6

Fremdenfeindlichkeit

60,1 5,3

Rassismus

24 nicht ökonomistisch ökonomistisch

6,5

Sexismus

24,2 4,6

Abwertung von Behinderten

13,3 0

20

40

60

80

Grundidee Verbreitung von GMF ‚Riskante‘ Prozesse Folgen Herausforderungen

31

Gewalt Stigmatisierung Entsolidarisierung 32

Gewalt und Gewalterleben Studie des Familienministeriums, November 2011 1.561 Frauen mit starker dauerhafter Beeinträchtigung und Behinderung; 16 bis 65 Jahre -

Körperliche Gewalt: 58 - 75 % (35 % der Frauen im Bevölkerungsdurchs.) Sexueller Gewalt im Erwachsenenleben: 21 - 44 % (versus 13 %) Psychische Gewalt und psychisch verletzende Handlungen in Kindheit und Jugend durch Eltern: 50 - 60 % (36 %).

33

Stigmatisierende Reaktionen • bei physischer Behinderung: - Spott - Infantilisierung - bevormundendes Reden - angstbasierte Kommunikation … - internale Attribution von Problemen • bei geistiger Behinderung: - stereotypbasierte Interaktion (unvorhersehbar, gefährlich, aggressiv …) - Zurücknahme von Hilfe - geringer Optimismus • Emotionen: Abscheu, Befleckung, Kontamination

34

Solidarität mit jenen, die Unterstützung bedürfen ist unter den Armen ausgeprägter. (Survey: 2010) 2,8

2,7

2,6

2,5

2,4

2,3

2,2

2,1

Arm

niedriges Einkommen

mittleres Einkommen

höheres Einkommen 35

Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen

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1. Die soziale Spaltung der Gesellschaft trifft Menschen mit Behinderungen. • arm – reich England: 30% der behinderten Menschen leben unter der Armutsgrenze, 1 von 4 Familien mit einem behinderten Kind, kann die Heizkosten nicht bezahlten (Family Resources Survey & National Equalities Panel Research, 2010)

• alt - jung: Altersarmut; Schwierige Lebenslagen bei Älteren, Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderung und Migranten Bayern, in 2010: 71.000 Männer und Frauen wegen seelischer Erkrankungen eine Erwerbsminderungsrente beantragt

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2. Eine Kultur der Minderwertigkeit nistet sich ein, weil unter anderem drei Prozesse den Wert von Menschen bestimmen: 1. Ökonomisierung von Gesellschaft 2. Vollständige Vermessung von Individuen 3. Universaler Kompetenzbegriff in der Bildung. 38

mehr Material unter: www.uni-bielefeld.de/ikg/zick

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