IKG
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Feindliche Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen – Ergebnisse der aktuellen Forschung –
Prof. Dr. Andreas Zick Berlin, 31. August 2012
Topographie des Terrors
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Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 1
… auch in Erinnerung an die Opfer rechtsextremer Morde.
Rechtspopulismus in Politik & Medien
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Terror, Abwertung und Ausgrenzung Gewalt, Wahlen, Stigma,
Hass Kriminalität Stigma Individuelle Diskriminierung Populismus, Rechtsextreme Gruppierungen Institutionelle Diskriminierung Hate Speech Wahlergebnisse Rechtsprechung Rechtspopulismus in Regeln von Institutionen Politik & Medien Einstellungen Zugang zu Bildung, Arbeit, Stimmungen Einstellungen Gesundheit, Mentalitäten in der Bevölkerung Wohnraum
Kategorien
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Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen
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Die humane und demokratische Qualität einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit schwachen Gruppen.
Die entscheidende gesellschaftliche Frage ist: Inwieweit werden Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts und verschiedener sexueller Orientierung, Menschen mit und ohne Handicaps, mit oder ohne Arbeit in der Gesellschaft als gleichwertig anerkannt, oder aber mit Abwertung, Diskriminierung und Ausschluss konfrontiert? 5
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Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit Sexismus
Homophobie
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
Abwertung von Behinderten
Abwertung von Asylbewerbern
Fremdenfeindlichkeit
Ideologie der Ungleichwertigkeit/ Ideology of unequal woth
Abwertung von Sinti und Roma
Rassismus
Abwertung von Obdachlosen
Islamfeindlichkeit
Etabliertenvorrechte
Antisemitismus
Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen
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Das GMF-Projekt • Umfragen 2002 - 2011 • 2.000 – 3.000 Befragte • repräsentativ für Allgemeinbevölkerung
Zwei weitere Stiftungen
Möllgaard-Stifung 8
Kontinuierliche Abnahme von Sexismus und der Abwertung von Menschen mit homosexueller Orientierung. (Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 2,5 vs. Menschen mit homosexueller Orientierung 2
Sexismus
1,5
1 2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
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(Wieder) ansteigende Zustimmungen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 3,00
Rassismus Fremdenfeindlichkeit
2,500
2,00
Abwertung von Obdachlosen Abwertung von Behinderten
1,500
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
1,00
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Prozentuale Zustimmung zu einzelnen Aussagen zur Abwertung behinderter Menschen in der Umfrage 2011. Behinderte erhalten zu viele Vergünstigungen
4,2
Viele Forderungen von Behinderten sind überzogen.
11,3
Für Behinderte wird zu viel Aufwand betrieben.
7,7
0
10
20
11 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 11
Die Abwertung behinderter Menschen nimmt im Alter zu. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,7
1,65
1,6
1,55
1,5
1,45
1,4
1,35
1,3
16-21
22-34
35-49
50-64
ab 65 12
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Männer werten stärker ab als Frauen. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,65
1,6
1,55
1,5
1,45
1,4
männlich
weiblich 13 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 13
Abwertung von Menschen mit Behinderung nach Bildungsniveau. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 2 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0
niedrig
mittel Bildungsniveau
hoch 14 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 14
In der politischen Mitte und links davon sind die Vorurteile geringer. (Mittelwerte, Skala 1-4) "Für Behinderte wird in Deutschland zu viel Aufwand betrieben." "Viele Forderungen von Behinderten finde ich überzogen." "Behinderte erhalten zu viele Vergünstigungen."
2
1,8
1,6
1,4
1,2
1
rechts
genau in der Mitte
links
15
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Christen werten stärker ab als Konfessionslose. (Umfrage 2011; Mittelwerte: min. Abwertung = 1, max. = 4) 1,58
1,56
1,54
1,52
1,5
1,48
1,46
evangelisch
katholisch
konfessionslos
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Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen
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Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus
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Orientierungslosigkeit in Werten und Regeln und mangelnde Einbindung Umfrage 2011
52 50
51,5 48,9
48 46
45,7
44 42 Heute ist alles so in Unordnung Die Dinge sind heute so schwierig Früher waren die Leute besser dran, geraten, dass niemand mehr weiß, wo geworden, dass man nicht mehr weiß, weil man wusste, was man zu tun man eigentlich steht. was eigentlich los ist. hatte.
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Orientierungslosigkeit geht mit Feindseligkeit einher. %, 2011
13,7
Fremdenfeindlichkeit
49
5,9
Sexismus
nicht orientierungslos
16,9
9
Homophobie
orientierungslos 24,3
2,9
Abwertung von Behinderten
11,9 0
10
20
30
40
50
60
Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus
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Die Abwertung von Menschen mit Behinderung hängt nicht mit einer ökonomischen Bedrohung zusammen. (Umfrage 2011, Mittelwerte)
kein signifikanter Unterschied
Abwertung von Behinderten
bedroht Fremdenfeindlichkeit***
nicht bedroht
1
1,5
2
2,5
22 3
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aber „Bedrohungserleben“: Verhaltensweisen gegenüber Menschen mit Behinderung sind oft ambivalent. 50%: besser Kontakt meiden (Fachkräfte haben größere Kompetenz, Fehler meiden) (Bächthold, 1984) Studie Von Bracken (1976) 98,6% Mitleid mit Kind mit geistiger Behinderung aber 42-44% Entsetzen, Abscheu 35% Ekel 70% besser früh sterben
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Die Abwertung von Menschen mit Beinderung Steigt in den ökonomisch eher gut abgesicherten Gruppen. 1,8
1,7
Arme (unter 500 Euro)
1,6
niedrige Einkommen (500-1499 Euro)
1,5 mittlere Einkommen 2499 Euro)
(1500-
höhere Einkommen 2500 Euro)
(ab
1,4
1,3 2005
2006
2007 2008 2009 Zustimmung in Jahren
2010
2011
24 Copyright A. Zick, Uni Bielefeld 24
Zustände, die die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen: Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus
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Vertrauensverluste in Politik & Demokratie. (Umfrage 2011) Die demokratischen Parteien zerreden alles und lösen die Probleme nicht.
76,5%
Die Demokratie führt eher zu faulen Kompromissen als zu sachgerechten. Entscheidungen.
69,0%
Politiker nehmen sich mehr Rechte heraus als normale Bürger.
81,0%
Politiker umgehen bestehende Gesetze, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht.
73,1%
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Feindseligkeiten gehen mit Vertrauensverlusten in Politik & Demokratie einher.
Abwertung von Behinderten
Islamfeindlichkeit***
Misstrauen Abwertung von Obdachlosen
Vertrauen
Fremdenfeindlichkeit***
1
1,5
2
2,5
27 3
Faktoren, die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wahrscheinlicher machen Desorientierung Bedrohung Misstrauen Ökonomismus
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Eine ökonomistische Bemessung der sozialen Welt ist bei ca. 25% vorhanden. (Umfrage 2011) Wir nehmen zuviel Rücksicht auf Versager
29,4
Menschliche Fehler können wir uns nicht mehr leisten
20,7
Menschen, die wenig nützlich sind, kann sich keine Gesellschaft leisten
26,8
0
10
20
30
40
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Ökonomistische Meinungen (Rücksicht auf Fehler und Versager) verstärken Feindseligkeit. 20,6
Fremdenfeindlichkeit
60,1 5,3
Rassismus
24 nicht ökonomistisch ökonomistisch
6,5
Sexismus
24,2 4,6
Abwertung von Behinderten
13,3 0
20
40
60
80
Grundidee Verbreitung von GMF ‚Riskante‘ Prozesse Folgen Herausforderungen
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Gewalt Stigmatisierung Entsolidarisierung 32
Gewalt und Gewalterleben Studie des Familienministeriums, November 2011 1.561 Frauen mit starker dauerhafter Beeinträchtigung und Behinderung; 16 bis 65 Jahre -
Körperliche Gewalt: 58 - 75 % (35 % der Frauen im Bevölkerungsdurchs.) Sexueller Gewalt im Erwachsenenleben: 21 - 44 % (versus 13 %) Psychische Gewalt und psychisch verletzende Handlungen in Kindheit und Jugend durch Eltern: 50 - 60 % (36 %).
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Stigmatisierende Reaktionen • bei physischer Behinderung: - Spott - Infantilisierung - bevormundendes Reden - angstbasierte Kommunikation … - internale Attribution von Problemen • bei geistiger Behinderung: - stereotypbasierte Interaktion (unvorhersehbar, gefährlich, aggressiv …) - Zurücknahme von Hilfe - geringer Optimismus • Emotionen: Abscheu, Befleckung, Kontamination
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Solidarität mit jenen, die Unterstützung bedürfen ist unter den Armen ausgeprägter. (Survey: 2010) 2,8
2,7
2,6
2,5
2,4
2,3
2,2
2,1
Arm
niedriges Einkommen
mittleres Einkommen
höheres Einkommen 35
Grundidee Verbreitung der Menschenfeindlichkeit ‚Riskante‘ Prozesse der Abwertung Folgen der Abwertung Herausforderungen
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1. Die soziale Spaltung der Gesellschaft trifft Menschen mit Behinderungen. • arm – reich England: 30% der behinderten Menschen leben unter der Armutsgrenze, 1 von 4 Familien mit einem behinderten Kind, kann die Heizkosten nicht bezahlten (Family Resources Survey & National Equalities Panel Research, 2010)
• alt - jung: Altersarmut; Schwierige Lebenslagen bei Älteren, Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderung und Migranten Bayern, in 2010: 71.000 Männer und Frauen wegen seelischer Erkrankungen eine Erwerbsminderungsrente beantragt
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2. Eine Kultur der Minderwertigkeit nistet sich ein, weil unter anderem drei Prozesse den Wert von Menschen bestimmen: 1. Ökonomisierung von Gesellschaft 2. Vollständige Vermessung von Individuen 3. Universaler Kompetenzbegriff in der Bildung. 38
mehr Material unter: www.uni-bielefeld.de/ikg/zick
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