Ynsanter - 2

Die Antwort erfolgte in einem wahren Feuersturm. Nicht etwa Worte des Lobes erreichten mich, sondern. Worte des Zorns überfluteten meinen Geist. Ich hatte.
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Annette Eickert

Ynsanter Pfade des Feuers Band 2 Roman

© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: Annette Eickert Printed in Germany ISBN 978-3-8549-0725-3 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Vorwort Das Vorwort möchte ich als kleine Erklärung nutzen. Der Titel des Buches lautet „Ynsanter – Pfade des Feuers“ Teil 2. Der erste Teil ist bereits erschienen und doch ist das Ende der Ynsanter-Saga fern. Das bedeutet, es wird weitergehen. Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen und euch erklären, dass dieses Buch ohne jedes Vorwissen aus „Ynsanter – Seele des Feuers“ gelesen werden kann. Alles in Ynsanter ist neu. Im hinteren Teil des Buches findet ihr ein Personenverzeichnis und auch einen Glossar für ein besseres Verständnis für die folgende Geschichte. Und euch erwartet ein kleiner Einblick in die Fortsetzung der Ynsanter-Saga. Ich wünsche euch viel Spaß mit den Abenteuer und Intrigen in der Welt der Raukarii und Iyana! Eure Annette Eickert

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Geboren aus den Wirbeln der Zeit, zu bringen Harmonie zwischen Chaos und Ordnung und zu dienen der Schöpfung immerfort. Geboren aus dem Feuer der Liebe, das der Glaube hervorgebracht, zu erringen den Beistand und die Zuneigung. Doch verloren ist, was einst Hader erschuf, und nun ist unbekannt der Ort. Die Seele des Feuers ist erwacht. Mächtige Geheimnisse führen durch Nebel und Dunkelheit, getrieben in das Höllenreich des Augenblicks, zu lernen, was es heißt – Leben und Tod. Die Seele des Feuers brennt. Doch geformt muss werden, was die Unendlichkeit verlor, denn das Ende ist der Anfang, zu führen alle gemeinsam ins Reich der Einigkeit. Das Schwert des Feuers lebt. 5

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Spiegel meiner selbst Ich, Fürst Zakar, nahm das Götterschwert Ynsanter in die Hand und fühlte Zevenaars Macht. Mein Gott wünschte die Wiedervereinigung unseres getrennten Volkes, und ich folgte seinen Worten. Ich kehrte meinem Land Leven’rauka eines Nachts den Rücken. Ich verließ mein Volk, und ich verließ meine Familie. Meine Frau Patrycja, so wunderschön und erhaben wie Zanthera selbst, und meinen geliebten Sohn Mias, der den Stolz seines Vaters in sich trug. Ich habe beide nie wiedergesehen, doch die Bilder der Erinnerungen, die ich in meinem Herzen trage, kann mir niemand nehmen. Sie mögen im Reich der Ewigkeit längst ihren Frieden gefunden haben, ich fand den meinen jedoch bis heute noch nicht wieder. Ich, der Fürst der Raukarii, ich, der Nachfahre von Zevenaar, hätte es besser wissen müssen, aber meine Handlungen waren unzutreffend. Ynsanter fest in Händen haltend, nur vom Gedanken an ewigen Frieden zwischen den Völker beseelt, wanderte ich auf den Flammen des göttlichen Feuers in den hohen Norden. Mein Weg führte mich durch das mächtige Brin7

Krian Gebirge bis in die große und wunderbare Stadt Varas. Dort stand ich vor den Herrschenden eines Volkes, das im Einklang mit der Natur lebt, meine und unsere Brüder der Vergangenheit und die Brüder der Gegenwart. Sie verurteilten mich nicht, sondern hießen mich willkommen. Eilig erzählte ich ihnen von der Erscheinung Zevenaars, von dem heiligen Schwert in meiner Hand und von dem Frieden, den sich nicht nur die Iyana, sondern auch ich mir aufs sehnlichste wünschten. Nach vielen Worten, mit denen ich meine Unschuld und meine Absichten darstellte, ersannen wir am Ende gemeinsam einen Plan, und im Rhythmus unseres Herzschlages wurde ein Schrein zu Ehren der großen Schöpferin und ihres Sohnes Zevenaar errichtet. Weit ab von Zantheras Zivilisation. Ein geheimer Ort, den niemand kannte und den niemand im Leben finden sollte. Dort legte ich Ynsanter nieder, und dort betete ich um den Segen der Versöhnung. Die Antwort erfolgte in einem wahren Feuersturm. Nicht etwa Worte des Lobes erreichten mich, sondern Worte des Zorns überfluteten meinen Geist. Ich hatte versagt, ich hatte den Gott des Feuers erzürnt! Ich hatte unwissend die Botschaft des Feuerfürsten miss8

verstanden. Enttäuscht über mich selbst, reiste ich darauf lange Zeit ziellos durch die Welt und betete um Vergebung. Kein Ort war mein Zuhause, kein Wort brachte die Wut von Zevenaars Blut zum Ruhen. Dann endlich, viele lange Jahre nach dem Verlust meiner Ehre und meiner Selbst, Jahre, in denen ich nicht mehr zu Patrycja und Mias zurückkehren konnte, erhörte mein Gott mich endlich und gewährte mir eine Zeit der Wiedergutmachung. Ich folgte ihm mit meinem Herzen, und er vergab mir. Fortan lebte ich als Neferrilion. Abgeschieden waren die Orte, an denen ich verweilte, die jedoch niemals zu meiner wahren Heimat wurden, und ich schrieb mit dem Blut meiner Vorfahren die Worte des Gottes nieder. Er gewährte mir unsterbliches Leben und Freunde, die ich niemals missen sollte. So war mein Fehler letztendlich ein Anfang und ein Ende zugleich. Anschließend schrieb ich auch diese Zeilen nieder, und jede Silbe brannte sich in meine Seele ein, während ich den Frieden näherkommen fühlte. Auf leisen Sohlen zog er durch Raum und Zeit und erfüllt mich mit der Essenz des Lebens. Es wird eine Zukunft geben, und mit diesem Wissen lässt sich die schlimmste Hölle überleben. Junge 9

Freunde werden sich mir anschließen und mir Trost und Stärke geben. Die Jagd wird beginnen, und der wahrhaft Auserwählte wird durch meine Hand die Führung übernehmen. Ich stehe helfend neben ihm, durch mich wird er das Leben und den Tod ehren und fürchten lernen. Der ungeschliffene Diamant wird zu strahlender Pracht wachsen und gedeihen und den Frieden über Zanthera bringen. Neferrilion – Herr des Turms

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Jäger und Gejagte Ein schattenhafter Nebel wirbelte um Rylance und schmiegte sich an seinen Körper wie eine zweite Haut. Beim nächsten Atemzug erschloss er die Schattenebene und reiste auf den Schwingen des Schattens zurück nach Vayenya, wo Tallex nervös auf ihn wartete. Überraschend tauchte er in ihrem Schlafzimmer auf und sank erschöpft auf das Sofa. Blass und mit geschlossenen Augen versuchte er sich zu beruhigen, während er schmerzhaft das Gesicht verzog. Schlimmer als die Schmerzen war nur seine Wut. „Du blutest!“, entfuhr es Tallex geschockt. Rylance hatte einen tiefen Kratzer an seiner rechten Schulter abbekommen, der heftig pochte und seine Robe mit Blut tränkte. „Das ist nichts“, entgegnete er matt. „Du bist verletzt, blutest und sagst, es wäre nichts?“, fuhr Tallex ihn an. Doch im nächsten Augenblick setzte sie sich besorgt neben ihn und untersuchte die Wunde. Sie schien von einem kräftigen Gebiss zu stammen. 11

„Das heilt gleich wieder.“ Rylance spürte bereits das erste Kribbeln in seinem linken Zeigefinger. Dort saß ein silberner Ring, der bläulich aufleuchtete. Das magische Artefakt hatte mit der Heilung begonnen, und er fühlte sich schon ein wenig besser. Die Schmerzen ebbten langsam ab, noch wenige Minuten und von der Verletzung würde nur noch eine gerötete Hautstelle zeugen. Aber selbst diese würde nach einem Tag verschwinden. Wie sehr er diesen Ring und seine Wirkung schätzte. Interessiert beobachtete Tallex den Prozess, bis auf die zerrissene Kleidung nichts mehr übrig war. „Was ist eigentlich passiert? Du warst so schnell weg, dass ich nicht einmal reagieren konnte.“ „Deine Sorge ehrt mich, das spielt jetzt aber keine Rolle mehr“, wich er einer direkten Antwort aus. Als sie ihn jedoch ärgerlich anstarrte, räusperte er sich. Immerhin verfolgten sie ein gemeinsames Ziel, und Tallex hatte ihm bisher gute Dienste geleistet. Sie verdiente eine Erklärung. „Ich wurde von meiner Wut gelenkt. Der alte Sklaventreiber Nezzir Rawon ist ein Volltrottel. 12

Eigentlich wollte ich ihm zur Strafe die Lebensenergie stehlen, dazu kam es aber nicht. Denn plötzlich war er nicht mehr alleine. Ich hätte es mir denken können. Neferrilion hat ihn nicht aus den Augen gelassen und war mit dem Wächter in Wolfsform aufgetaucht. Eines ergab das andere, und das Ergebnis siehst du. Der Wächter hat mich attackiert und abgelenkt, damit der Priester mich mit seiner göttlichen Magie angreifen konnte. Beide haben mich unvorbereitet getroffen. Ich hatte keine Chance. Ich konnte mich nur noch mit einem starken Schildzauber schützen, bevor ich in den Schatten tauchte.“ „Du hast gegen Zakar … ich meine Neferrilion gekämpft?“ Tallex staunte über alle Maßen. „Das hätte ich nur zu gerne gesehen.“ „Das kann ich mir vorstellen“, schnaubte Rylance grimmig und besah sich seine kaputte Robe. „Die werde ich ersetzen müssen. Darin steckte eine Menge Arbeit. Zuerst muss ich aber meinen Vorrat an Lebensenergie auffrischen. Mein Ring wird allmählich schwächer. Und dann, beim nächsten Treffen, werde ich es den beiden heimzahlen. Dafür werden sie büßen.“ 13

„Vergisst du nicht etwas?“, entgegnete Tallex. „Wir haben das Gespräch zwischen Neferrilion und diesem jungen Priester Ronor heimlich belauscht, und Neferrilion genießt die Gunst des Feuergottes. Außerdem ist er Magier und …“ „Ein Magier vielleicht“, unterbrach Rylance seine Geliebte, „aber er besitzt nicht die Kräfte der Schatten, nicht einmal Zevenaar beherrscht diese Fähigkeiten. Beim nächsten Wiedersehen werde ich sie vernichten und mich an dem Wächter rächen.“ „Und was gedenkst du zu tun?“, fragte Tallex neugierig, lief zu einem kleinen Tischchen und schenkte für sie beide einen Becher Weißwein ein. Mit ihnen kam sie zurück und setzte sich wieder neben ihn. Das war eine berechtigte Frage, wie der Nekromant durchaus wusste. Fieberhaft dachte er darüber nach und ließ sich dabei von Tallex weichen Lippen und zärtlichen Fingern verwöhnen. Lustvoll küsste sie ihn im Gesicht und am Hals, ihre Hände glitten dabei unter die Robe und massierten seine Brust. Er liebte ihre Liebkosungen, sie brachten sein Blut in Wallung. Doch plötzlich 14

stieß er sie von sich und schleuderte einen der Weinbecher zu Boden. An der Stelle breitete sich augenblicklich eine kleine Pfütze aus. Erschrocken starrte sie Rylance an. „Wir zwei müssen zu Calenor“, sprach er seine Gedanken laut aus. „Ich habe eine Idee und dazu brauche ich ihn.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Aber er ist wieder in Caress.“ Verwirrt ließ sich Tallex aufhelfen. Bei der Erinnerung an Calenor durchfuhr sie ein kalter Schauer. Sie hatte ihn schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen, und eigentlich hatte sie ihn auch so schnell nicht wiedersehen wollen. Sie war Rylance’ Charme mit jeder Faser ihres Körpers verfallen und verspürte keine Lust, sich mit Calenor zu unterhalten, und sich womöglich von ihm berühren zu lassen. „Das macht nichts, ich fühle mich stark genug, um uns beide durch den Schatten nach Caress zu bringen“, bedeutete er rasch und bedachte sie mit einem listigen Lächeln. Innerhalb der nächsten Minuten setzte der Nekromant seine Worte in die Tat um. Gemeinsam 15