Workshop ‚Kri,k‘ 30. Juli 11h: Genese und Radikalisierung der Kri,k. Von Kant zu Marx: Die eminenten „Kri,ken“. Von der VernunB zur Poli,k. 14h: Von Hegel zu Nietzsche: Die postkri,schen Ul,ma,visten. Vom GoIes Geist zu GoIes Tod.
I. Kant Mit Kant wurde Kri,k (a) vom Königsweg zum autonomen Denken, (b) zur ersten Bürgertugend, und (c) zum Wesen des ästhe,schen Urteils. Ad a: Das Jahr 1769 gab ihm „grosses Licht“: Die Einsicht in die Grenzen der Erkenntnis (Analyse) als Anlass zur Metaphysikkri,k und Religionskri,k (Entscheidung). Überhaupt: Philosophie wird zur Kri,k, ihr Zeitalter ist das Zeitalter der Kri,k.
I. Kant Ad b: Die Autonomie des Denkens als Quelle der Autonomie des Handelns offensiv verteidigen. Im Aublärungsmanifest kulminiert diese Aufgabe: „Aublärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Kri,k ist Einheit von Selbstkri,k und Weltkri,k.
I. Kant Ad c: Die Kunst ist kein natürliches Erzeugnis, sie wird vom Menschen gemacht. Kunst ist das Tä,gkeitsfeld, das durch solche Werke überhaupt erst entsteht, die eine zweite Potenz der Autonomie – d.i. eine zusätzliche Dimension der poli,sch zu verteidigenden Handlungsfreiheit – erzeugen: das „freie Spiel der Gemütsvermögen“, d.h. das freie Spiel unserer mentalen Energien, befreit von sämtlichen Instrumentalisierungen („Interesseloses Wohlgefallen“). Wenn ein Gegenstand diese Wirkung erzeugt, ist er ein Kandidat für Kunst. Die beiden Dimensionen des Freiheitsbegriffs sind untrennbar miteinander verknüpB. Poli,k ist die Tä,gkeit der Herstellung einer Ordnung, die der Verteidigung und der dauerhaBen Erhaltung dieser Einheit von prak,scher Freiheit (Autonomie) und ästhe,scher Freiheit (freies Spiel) dient.
II. Hegel Nach Kant kam Hegel: Kunst ist die sinnliche Darstellung des Höchsten. Sie ist religionsanalog und ohne poli,sche Funk,on: Hegel und seine Schule („Junghegelianer“) gingen aus von der These: Das Wirkliche ist vernün@ig. Es gibt also nichts zu kri,sieren. Der Staat sorgt dafür, dass es so bleibt.
III. Marx Die Philosophie kann weder sich selbst reIen, noch die Welt; die Philosophie interpre,ert nur: Es kommt aber darauf an, die Welt zu verändern (11. These über Feuerbach). Marx radikalisiert die Selbstkri,k der Philosophie bis zum Demen, der Philosophie und zur Aberkennung ihres poli,schen Mandats. D.i. der Weg von der „Kri$k der Hegelschen Rechtsphilosophie“ zur „Kri$k der poli,schen Ökonomie“. Die Alterna,ve lautet: Revolu,on.
IV. Nietzsche Ein Requiem auf die bisherige Philosophie, ihre Ursachen und Wirkungen.
Pluralisierung der KriGk: Kri,k: a) der Moral, b) der Metaphysik, c) der Religion, d) WissenschaB, e) der Kunst Ad a: Moral ideologisiert entweder HerrschaB von oben oder Egalitarismus von unten. Ad b: Metaphysik betrügt das Leben. Ad c: Die christliche Religion verherrlicht die Selbstaufopferung. Ad d: WissenschaA legi,miert die Ignoranz gegenüber der Ausnahme. Ad e: Kunst erzeugt Künstliches durch „Mimesis“. ‚Was aber bleibt‘, vertonen die Musiker (e)
IV. Nietzsche Neue Form: der Aphorismus – aber nicht als MoIo oder Pointe, sondern als ironisch literarisiertes Spiel mit dem Gedanken unter Vorbehalt; oder als ein Buch ohne Form (Zarathustra); die Metapher als Bilderrätsel Neue Methode: Genealogie als ‚Philologie der Kultur‘ Neue Aufgabe: Leben „jenseits von gut und böse“; Wagner war Nietzsches ‚Heraklit der Kunst‘ – bis zum Parsifal: der Bruch mit Wagner war nicht ästhe,sch, sondern kulturkri,sch mo,viert. "Die Kunst ist mehr wert als die Wahrheit.“ "Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.“ "Das absolute Wissen führt zum Pessimismus: die Kunst ist das HeilmiIel dagegen.“ "Der Künstler empfindet das, was die Nichtkünstler “Form” nennen, als Inhalt.“
Fazit: Die Kunst ist die Ausnahme der Natur von sich selbst