Westfalens Schatzkammer - Westfalenspiegel

Westfalen-Lippe (LWL). Architekt: Staab Architekten, Berlin. Bauleitung: Pfeiffer, Ellermann,. Preckel Architekten, Münster. Baubeginn: Januar 2010. Richtfest: 30. September 2011. Schlüsselübergabe: 30. August 2013. Eröffnung: 19. September 2014. Ausstellungsfläche: 7500 Quadratme- ter (Altbau: 2800 Quadratmeter,.
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Lichthof des Altbaus mit der Installation »Peace of Münster« von Carl Andre

Endlich offen!

Westfalens Schatzkammer

gen Rothenburg, dem Patio und dem offenen Foyer hat schon jetzt das Zeug zum Publikumsmagneten. Ein großartiges Museum hat sich Westfalen da geleistet. 50 Millionen Euro hat der Museumsneubau gekostet – 41 Millionen Euro hat der LWL investiert, 9 Millionen Euro kamen vom Land NRW. Gut investiertes Geld, da sind sich bei der Eröffnung alle einig. Landesdirektor Matthias Löb erinnert an die »mutige politische Entscheidung« für einen Neubau, der jetzt im Innern fast unmerklich mit dem Altbau von 1908 zu einem großen Ganzen verschmilzt und unterschiedliche Rundgänge durch 1000 Jahre Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwartskunst ermöglicht. Eine »Schatzkammer für Westfalen« sei dieses Museum, offen für alle. »Wir wollen von uns reden machen, Hemmschwellen abbauen und hoffen auch auf so manche Auseinandersetzung«, sagt Matthias Löb. Rund 350 000 Exponate umfasst die Sammlung des Museums. Davon werden jetzt 1200 Kunstwerke in 51 Räumen präsentiert. Keine leichte Aufgabe für die Kuratoren, hier die richtige Auswahl zu treffen. Da hätte man in so mancher Teamkonferenz doch gerne mal Mäuschen gespielt. Aber eine solche Herausforderung kann auch zusammenschweißen. »Ein ganzes Museum neu zu denken, ist eine unglaub-

liche Chance für Museumsleute. Das macht man nur einmal im Leben«, so Museumsleiter Dr. Hermann Arnhold. Das Ergebnis der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Architekten jedenfalls ist mehr als überzeugend. In einem acht Meter hohen Raum schwebt das riesige Bockhorster Triumphkreuz aus dem 12. Jahrhundert, in der Museumsspitze mit Blick auf den Dom kommen die mittelalterlichen Sandsteinfiguren aus der Überwasserkirche besonders gut zur Geltung, im doppelgeschossigen »Kaminzimmer« können kostbare Tapisserien erstmals gezeigt werden. Interessanter Hingucker: Über dem barocken Kamin einer Münsteraner Adelsfamilie hängt als Porträt für die Ahnengalerie ein zeitgenössisches Bild des 1971 in Herne geborenen Künstlers Thorsten Brinkmann. Ein ganz in schwarz gehaltener Raum ist dem Lichtballett »Geschichte des Feuers« des kürzlich verstorbenen Zero-Künstlers Otto Piene vorbehalten. Das neue Museum ist ein Gesamtkunstwerk. Überwältigend große Räume und intime, kleine Kabinette wechseln sich ab; in der oberen Etage wird die Gegenwartskunst in großen Ausstellungssälen mit Tageslicht präsentiert. Ein spezielles Prismenglas sorgt dafür, dass das Licht hereinfällt, die Hitze aber ausgesperrt wird, wie Architekt Volker Staab erläutert. Doch nicht

Zahlen und Fakten Bauherr: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Architekt: Staab Architekten, Berlin Bauleitung: Pfeiffer, Ellermann, Preckel Architekten, Münster Baubeginn: Januar 2010 Richtfest: 30. September 2011 Schlüsselübergabe: 30. August 2013 Eröffnung: 19. September 2014 Ausstellungsfläche: 7500 Quadratmeter (Altbau: 2800 Quadratmeter, Neubau: 4700 Quadratmeter)

nur das Zusammenspiel von Architektur, Präsentation und Farbkonzept ist perfekt, selbst die Sitzmöbel sind auf die einzelnen Räume und Kunstwerke abgestimmt. So laden hölzerne »Beichtstühle« zum Betrachten mittelalterlicher Kunstwerke ein, ein bequemes Sofa verführt zum Träumen vor den Gemälden des Surrealisten Max Ernst. »Ein Haus mit Strahlkraft«, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale, sei das neue Museum, das auch international Publikum anziehen soll. Den Vergleich mit anderen großen Kunstmuseen jedenfalls muss dieses Haus mit seiner einzigartigen Architektur und Sammlung nicht scheuen. Und es wird sich weiterentwiKlaudia Sluka ckeln – Ende offen! 

LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert 1000 Jahre Kulturgeschichte und ermöglicht dabei neue

raußen sitzen die Studenten auf den Treppenstufen der Universität gegenüber und genießen entspannt die Sonne, drinnen können sich die ersten Besucher gar nicht sattsehen an der Architektur, der Kunst, den neuen, überraschenden Durch- und Ausblicken zum Domplatz, über den Aegidiimarkt, in die Stadt. Das Konzept von Architekt Volker Staab, so viel wird schon nach den ersten Tagen deutlich, ist aufgegangen.

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Seit dem 20. September hat das neue LWL-Museum für Kunst und Kultur geöffnet – und es ist tatsächlich ein offenes Haus. Die sogenannte »Architektur der Höfe« funktioniert, das Museum wird innerhalb der Stadt selbst zum öffentlichen Raum, ist nicht nur Musentempel, sondern auch ein Ort des Verweilens, des Erlebens, des Denkens, der Diskussion. Das Haus am Domplatz mit der neuen Öffnung hin zur stark frequentierten, lebendi-

Der Renaissance-Raum mit Werken der westfälischen Malerfamilie tom Ring

Gegenwartskunst: die »Trostpfützen« von Katinka Bock

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz, Münster, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. An jedem 2. Freitag im Monat ist der Eintritt frei, das Museum bleibt dann bis 22 Uhr geöffnet. Infos: Tel. 02 51/59 07 01 oder www.lwl-museum-kunst-kultur.de

Foto: Jürgen Peperhowe

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Fotos: LWL/Elisabeth Deiters-Keul

Perspektiven.

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