wenn jede sekunde zählt - Spital Oberengadin

Kurze Besprechung im Team, anschliessend. Rundgang auf der Intensivstation: Patienten nach grösseren Operationen, mit schweren Lungenentzündungen,.
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24 STUNDEN MIT DR. MED. MICHAEL STEPHAN

WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT

Das Rettungsteam hat den Crestafahrer bereits mit Infusion und Schmerzmittel versorgt. Er atmet selbstständig,

10:19

hat einen stabilen Kreislauf und antwortet – auf Englisch. Die Untersuchung zeigt eine teilweise zertrümmerte rechte Niere sowie gebrochene Rippen. Der rechte Brustkorb muss mit einem Schlauch entlastet werden. Dafür wird eine kurze Narkose eingeleitet, nach der Schlauchentlastung wird der Patient auf die Intensivstation verlegt.

11:00

Blick in den Operationssaal: Inzwischen haben zwei weitere Operationen begonnen. Das Tagesprogramm und

11:35

Nach Kontrolle der Laborwerte zusammen mit Dr. Egger, Kardiologe und Chefarzt der inneren Medizin, wird bei dem

weitere Narkosen hat heute Stephans Kollege Dr. Brouwer übernommen.

Helikopter-Rettung, Intensivstation und Not-Operation. Was für andere wie ein Albtraum klingt, ist für ihn Alltag. Wir haben Dr. med. Michael Stephan, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin am Spital Oberengadin, einen Tag lang begleitet.

Patienten mit Herzrhythmusstörungen eine Elektroschocktherapie in Kurznarkose durchgeführt.

Leichter Kaffeegeruch hängt in der Luft, der Notfall-Piepser ist empfangsbereit. Für Dr. Stephan beginnt der

07:30

24-stündige Bereitschaftsdienst mit einem Routinefall: Ein verunglückter Skifahrer hat sich am Vortag ­ Schien- und Wadenbein gebrochen. Wegen der zu erwartenden starken Schmerzen nach der Operation erhält

11:55

Zurück in den Operationssaal. Stephan löst seine Kollegen ab. Bereits die sechste Operation an diesem Tag startet.

der Patient zusätzlich einen Schmerzkatheter.

Kurze Besprechung im Team, anschliessend

09:00

Rundgang auf der Intensivstation:

Michael Stephan sitzt beim Mittagessen als

Patienten nach grösseren Operationen,

ein Notruf reinkommt. Auf Corviglia ist ein

mit schweren Lungenentzündungen,

Skifahrer schwer gestürzt und nicht mehr

Herzrhythmusstörungen, Schlaganfällen und

ansprechbar. Heli Bernina fliegt für die Rega

Verdacht auf Herzinfarkte. Alltag auf der

und braucht sofort einen Notarzt. Stephan

Intensivstation.

12:53

lässt alles stehen und rennt Richtung Lift, der zum Heli-Landeplatz auf dem Spitaldach führt. Die roten Rega-Kleider liegen schon bereit. Die Zeit reicht gerade, um sich die Kleidung überzuziehen und in den

10:00

10:14

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Helikopter zu steigen.

Michael Stephan kümmert sich um die operierten Patienten vom Vortag. Alle haben die Eingriffe gut überstanden und freuen sich über das persönliche Gespräch mit dem Chefarzt.

Der Notfall-Piepser vibriert. Ein älterer Crestafahrer ist aus der berüchtigten Shuttlecock-Kurve gefallen, hat starke Schmerzen im Bauch und Brustkorb. Ankunft in fünf Minuten. Das Anästhesie-Team begibt sich in den Schockraum.

13:32

Der Helikopter kehrt zurück. Stephan bringt den gestürzten Skifahrer auf den Notfall, wo er bereits vom Notfallteam erwartet wird.

33

13:41

Erneut klingelt der Notfall-Pieper: Eine Frau hat sich bei einem Sturz den Oberarm gebrochen. Sie soll noch heute operiert werden. Stephan erkundet sich über die Vorerkrankungen der Patientin, klärt sie über die Narkose auf und informiert sein Team. Dr. med. Michael Stephan

14:15

Die nächste Meldung: Ein Patient hat sich bei einem Skisturz eine Schulter ausgerenkt,

Dr. med Michael Stephan (1963) ist seit

die nun in Narkose reponiert werden soll.

2010 Chefarzt Anästhesie am Spital Oberengadin, wo er zuvor vier Jahre leitender Arzt Anästhesie und Intensiv­ station war. Vorher war er in leitender

14:25

Stephan klärt den Patienten kurz auf, bevor er zusammen mit einem Anästhesiepfleger die Narkose für die Reposition der ausgerenkten Schulter einleitet. Danach reicht ein kurzer Handgriff des Chirurgen und die Schulter ist wieder drin.

Funktion in den Kantonsspitälern von Ob- und Nidwalden, in der Swissana-Clinic Meggen und am Institut für Anästhe­ siologie sowie in der chirurgischen Intensiv­station des Kantonsspitals St. Gallen tätig. Während seiner Assistenz­

14:42

Zurück zum Patienten von der Skipiste. Er ist inzwischen wieder bei Sinnen, hat aber keine

arztzeit arbeitete er bereits von 1990 bis

Erinnerung über den Unfallhergang. Die Untersuchungen zeigen keine weiteren Verletzungen,

1993 fürs Kreisspital Samedan. Stephan ist

auch eine Computertomographie des Kopfes ist unauffällig. Sicherheitshalber wird der Patient

verheiratet und Vater von vier Kindern.

für die nächsten 24 Stunden stationär überwacht.

15:25

16:30

Aufklärungsgespräche mit Patienten, die nach Beurteilung durch die Chirurgen in der nächsten Woche planmässig operiert werden sollen.

Zwei weitere Aufklärungsgespräche auf dem Notfall: Ein Mädchen leidet an einer akuten Blinddarmentzündung, ein anderer Patient ist beim Langlaufen gestürzt und hat sich das Handgelenk gebrochen. Beide kommen heute noch in den Operationssaal.

Zweite Visite auf der Intensivstation: Der Patient mit der Nierenverletzung ist stabil, seine

17:15

Schmerzen lassen sich durch Schmerzmittelgaben im erträglichen Bereich halten. Ein Zimmer weiter: Der Patient mit der Lungenentzündung hat erneut starkes Fieber. Da die Ursache für das Fieber auch an einer Infektion der Infusionsschläuche liegen könnte, wechselt Stephan alle Schläuche aus und lässt diese vom Labor untersuchen. Stephan übernimmt die Narkosen im Operationssaal. Als Dienstarzt ist er nun für die restliche

18:30

Nacht für alle weiteren Eingriffe verantwortlich. Die Blinddarm- und Armoperationen sind mittlerweile beendet und die Patienten sind auf die Station verlegt worden. Im Altersheim ist eine Bewohnerin gestürzt und hat sich dabei den Oberschenkelhals gebrochen. Stephan leitet die Narkose ein, damit der Chirurg mit der Operation beginnen kann.

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ANÄSTHESIE SPITAL OBERENGADIN Operation geglückt. Stephan lässt

20:10

die Patientin langsam erwachen. Sicherheitshalber kommt sie einige Stunden auf die Überwachungsstation.

20:35

Runde durch den Notfall und die Intensivstation: Das Fieber des Patienten mit der Lungenentzündung ist nicht weiter gestiegen, der Zustand des Skeletonfahrers bleibt stabil. Stephan verlässt das Spital.

Das Telefon klingelt: Ein Knabe hat beim Eishockey einen Schlag gegen den ungeschützten Kehlkopf bekommen.

22:34

Nach anfänglicher Atemnot und Schmerzen, verbessert sich sein Zustand – er atmet wieder gut. Stephan muss nicht einrücken. Sicherheitshalber übernachtet der Junge auf der Intensivstation. Die restliche Nacht schweigt

Das Anästhesie-Team überwacht und betreut Patienten, die sich in einem kritischen Gesundheitszustand befinden. Im Spital Oberengadin ist die Anästhesie ebenfalls für Wiederbelebungsmassnahmen zuständig.

1689 Operationen

64 % in Allgemeinanästhesie

der Notfall-Pieper.

26 % in Regionalanästhesie

10 Fa k t e n ü b e r D r. m e d . M i c h a e l St e p h a n

Ist in München aufgewachsen und trotzdem kein Fussballfan.

4 % in Kombinationsnarkose

Anteil ungeplanter Notfalloperationen: 39 %.

152 675 Anästhesie-Minuten

Isst gerne Wild mit Preiselbeeren. War seit vier Jahren nicht mehr im Kino. Laden Sie ihn nicht auf eine Arztserie im TV ein. Hört gerne Hip-Hop und House. Seine Sportarten sind Langlaufen, Mountainbiken, Snowboarden, Segeln und Kiten. Hat vier Kinder im Alter von 8 bis 20 Jahren. Fährt Skoda Octavia. Fliegt gerne in die Türkei zum Segeln. Wünscht sich mal einen Tag ohne Telefon. 36

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