was erwarten Studierende von einem geschichtlichen Fachportal?

von Quiz-Elementen mit Multiple-Choice-Fragen. Die Präferenz fü r geschlossene Tests lässt indessen vorsichtige Rückschlüsse auf die Erwartungen zu, ...
3MB Größe 1 Downloads 277 Ansichten
Chrisfine Schmiff/Nico/o Kowski

Zwischen Handbuch und "Facebook" was erwarten Studierende von einem geschichtlichen Fachportal? Online-Umfroge zu historicum.net - Geschichtswissenschoften im Internet

1. Vorbemerkungen HistOricum.net ist ein Fachportal der Geschichts wissenschaften und richtet sich an Studierende ebenso wie an Lehrende, an (Nachwuchs-)Wissenschafder sowie jenseits des fachinternen Diskurses an ei ne breitere geschichtsimeressien e Öffentl ichkeit.! Seit dem Relaunch 2006 bietet das Portal seinen Nutzern in drei Rubriken einen erSten Einstieg in zemrale Themengebiete der Gesch i chtswi ssenschaft~ sowie Tutorien zur Einführu ng in Teilbereiche des wissenschaftlichen Arbeitens1 und Zugänge zu ausgewählten studiums- und forschungsrelevanten Internetressourcen'. Für die geplante nächste Phase der Weiterentwicklung steht historicum.net mit seinem erkennbaren Schwerpunkt auf Studium und Lehre vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite gilt es, den medienspezifisch bedi ngten ständigen Veränderungen des Internets, dem rasant einhergehenden Fortschreiten de r Entwicklung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und einem veränderten Nutzerverhalten durch Web 2.0 gerecht zu werden. Auf der anderen Seite liegen die Herausforderungen im Fach Geschichte selbst, bedingt durch die wachsende Verfügbarkeit digitaler Ressourcen und die zunehmende Verlagerung wichtiger Bereiche wissenschaftlichen Arbeitens ins Netz. Hinzu kommt, dass die steigende Aheptanz des Einsalzes neuer Medien in Studium und Lehre die Erprobung neuer online-gestützter Lehr- und Lernformen begünstigt. Dabei gewinnt der Erwerb von OnlineKompelenzen vor dem Hintergrund der neuen mooularisien en Studiengänge und des veränderten Qualifikationsprozesses sowohl fü r den Berufseinstieg als auch für die Vorbereitung einer wissenschaftlichen Laufbahn in virtuellen Forschungsumgebungen an Bedeutung. Angesichts dieser komplexen Ausgangslage liegt für die Betreiber von historicum.nel nahe, die Entwicklungsinteressen stärker am Bedarf und der Erwartungshaltung der Hauptnutzergruppen zu orientieren. Damit standen in einem ersten Schritt folgende Fragen im Zentrum, die auch zum Ausgangspunkt für die Konzeption einer Online-Umfrage wurden: Welche Inhalte suchen Studierende online, wie sollen diese Inhalte aufbereitet sein, wie viel

f Nähere Informationen zu Zielsetzung und Entwicklungsgeschichte; hnp:// www.hisloricum.netl scrvicc/uebc:r-unsl (15.4.2011). 2 Rubrik ~ Themen· . hl1 p:llwww.historieum.netlthemcn(15.4.201 1). J Rubri k ~Lehrcn & Lernen· . hl1p:ll www.historicum.nctllehren-lernen (15.4.201 I). 4 Rubrik ~ Recherchc~. http://www.hisl0ricum.nctlrechcrche (15.4.20 11 ).

GWU62, 2011 , H. l1/12

655

ZwiKhen Handbuch und . Foc:ebook·

Schmitt/ Kowski

Dialog und Interaktivität ist gefordert, wofür nutZen Studierende Internet-Angebote im Studium und was erwarten sie von einem Fachportal der Geschichtswissenschaften?

2, Online-Erstbefragung zu historicum.netZielsetzungen/ Konzeption/ Beteiligung Um einen solchen Bedarf überhaupt näher feststellen zu können, unterstützte das Historische Institut der Universität zu Köln als eines der größten Institute bundesweit die Konzeption und die Durchführung einer ersten anonymen Online-Befragung zu historicum.net. Von Mitte November bis Anfang Dezember 2010 waren alle am Institut eingeschriebenen Studierenden ab dem ersten Fachsemester aufgerufen, an de r geschlossenen Umfrage auf der U niversitätsplattform ILIAS (Akronym für Integriertes Lern-, Informations- und Arbeitskooperations-System) teilzunehmen.' Ziele der Befragung waren die Bewenung des aktuellen Angebots und die Feststellung möglicher Präferenzen der Studierenden für eine nutzerorientierte Weiterentwicklung des Portals. Hierfür wurden die Probande n in zwei Gruppen geteilt: Die Befragung de r wissenschaftlichen und studentischen Hilfskräfte bzw. Tutoren am Institut erfolgte separat in einem Pretest zur Hauptumfrage, dies erlaubte schließlich auch die graphische Gegenüberstellung für den Vergleich der Antworten erfahrener und weniger erfahrener Studierender. Die Evaluieru ngim Umfang von achtzehn Fragen wurde in folgenden Abschnitten konzipiert: A) Allgemeine Angaben, B) Nutzung des aktuellen Angebots. C) Webgerechte Aufbereitu ng und Nutzung von E-Learning-Modulen, 0) Dialogorientierung, E) Elektronisches Publizieren, F) Berufsorientierung für H istoriker, G) Nützlichkeit des Portals. Im Wintersemester 201011 1 waren ca. 4.400 Studierende am Historischen Institut der Universität zu Köln in den unterschiedlichen Studiengängen im Fach oder mit Fachanteilen Geschichte eingeschrieben.· Es haben 25 1 Studierende an der Hauptbefragung und 29 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte sowie Tutoren am Pretest, insgesamt also 280 Probande n, teilgenommen. Bezogen auf die relative Gesamtheit de r Befragte n scheint die Beteiligung an der Umfrage auf den ersten Blick niedrig. Betrachtet man allerdings die Rücklaufquote aus den numerisch starken Studiengängen Bachelor Geschichte mit etwa 400 und Lehramt Gymnasium mit rund 1.1 00 Eingeschriebenen, lag die Beteiligung bei ca. elf und neun Prozent. Der Großteil der Befragten studierte im 5.-9. bzw. 2.-4. Fachsemester, Erstsemester waren mit 43 Probanden beteiligt.' Das folgende Schaubild zeigt die repräsentative Verteilung der Teilnehmer bezogen auf die angestrebten Abschlüsse. Die jeweiligen Teilnehmerquoten bilden die Verteilung der Ge-

5 Die Befragung fand im Zeitraum vom 15. 11. bis zum 6. 12.2010 statt. Die Studierenden erhielten eine E-Mail mit Ankündigung und Zugangsdaten über das zentrale Informationssystem KLIPS (Akronym fü r Kölner Lehr-, Info rmations- und Prüfungsservice der Universität zu Köln). Die Speicherung der Teilnehmerl nnen-Datensätze erfolgte anonymisiert. 6 Die Zahl ergibt sich aus der Studierenden statistik der Universität zu Köln, St:md 12. 11.2010, http:// verwahung.unikoeln.de/slabsslelleO I/eonlentistatiSliklslUdierendenslatiuik/e25 176/Kurz_ Wimcrsemestec2010_201 1.pdf (15.4.201 1). Der genanme Wen ist als einzige statistisch fassbare Größe einer mögliehen Gesamt heit der zu Befragenden nu r als relativer Vergleichswen anzusehen. Es ist keine Aussage darüber möglich, wie viele der Studierenden tatsächlich di e Ankündigung der Befragung mit den Zugangsdaten über das zentrale Informat ionssystem KLIPS zu r Kenntnis genommen haben, da immer noch nicht alle Sludierenden ihre Smail-Aeeounts aktiv nutzen. 7 Ergebnisse der Online-Befragung zu historieum.net (15.1 1. bis zum 6. 12.20 10). http://lVWW.historicum.net/fileadminlsxwlService/BeriehtEvaluierungPublikation.pdf, S. 2 f. (15.4.2011).

656

GWU 62. 2011 , H. 11 / 12

Zwix hen Handbuch und ..Facebook" samtheit der Studierenden nach angestrebten Qualifikationen im entsprechenden Verhältnis ab, das Risiko einer Verzerrung der Umfragecrgebnisse zugunstcn einer oder mehrerer Abschlusskategorien konnte damit minimiert werden.

Repräsentative Verteilung derTeilnehmer (loga rith misch e Ska lierung)

'00

M~gi ster

BA

82

./I

146

C,O oO ";-+-",c--t-",,

Diplom

,

,

'69

601

.

Promotion

310

3. Auswertung und Interpretation der Umfrageergebnisse8 Bei der Auswertung wurden die Zahlen aus dem Pretest und der Hauptumfrage zusammengefasst, die Werte für den Pretest in den Grafiken allerdings gesondert markiert, um wie erwähnt die Angaben fo rtgeschrittener Studierender wie Tutoren und H ilfskräfte bzw. Doktoranden im Vergleich zu betrachten. Es kann vorweggenommen werden, dass das Antwortverhahen beider Gruppen signifikante Übereinstimmungen aufzeigte, lediglich der Bekanmheitsgrad von historieum.net fi el bei den erfahrenen Studierenden erwartungsgemäß höher aus, ebenso die Nutzung von Online-Angeboten zur geziehen Recherche. Zudem bewerteten diese den Nutzen multimedialer Elemente wie Pod- und VodeaslS skeptischer als die Teilnehmer der H auptumfrage.

3. 1. Ausgangslage: Wie wurde histaricum. net zum Zeitpunkt der Umfrage wahrgenommen? Bereits die Antworten auf die Frage nach dem Bekanmheitsgrad von histoncum.net weisen auf ein zentrales Problem vieler Webressourcen hin. Mehr als d ie H älfte der Befragten, 59 Prozent, gaben :In, das Portal vor der Befragung nicht gekannt zu haben. Fast ein Viertel der Teilnehmer war jedoch von einem Dozen!en bzw. einer Dozentin auf das Angebot hingewiesen worden. Dieses Ergebnis zeigt nicht nur den dringenden Kommunikationsbedarf zur Bekanntmachung fachspezifischer Online-Angebote, sondern verweist auch gleichzeitig auf die

8 Der Bcrich11.ur Evaluicrung ist onlinc verfügbar unter: Ebd. GWU62. 201 1. H 11 / 12

657

Zwischen Handbuch und ..Foc:ebook"

Schmitt/Kowski

wichfige Multiplikarorcnrolle der Dozenten, sei es durch ihre Empfehlung oder die Einbindung solcher Webinhahe in die Präsenzlehre. War Ihnen historicum.net schon vor diesem

>20

""

"

60

" "

11. fI>IIrUnd Emplehlunc

JI. rutll. 1