Kapitalmarktausblick KW 30 Freitag, 20. Juli 2012
Von der Nullzins- zur Negativzinspolitik Die verzweifelte Suche nach Rendite Politik der Europäischen Zentralbank zeigt erste Effekte Die Nullzinspolitik (Einlagezins) der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt zunehmend Wirkung am Rentenmarkt. So konnte die Bundesschuldenagentur in dieser
Daneben scheinen viele Anleger auf Anleihen aus ande-
der Peripherie abziehen und in ihrem Heimatmarkt anle-
ren europäischen Kernländern ausgewichen zu sein. So
gen. Vor diesem Hintergrund leiden Italien und Spanien
sanken beispielsweise die Renditen französischer und
offenbar unter einer zu geringen inländischen Investo-
belgischer Staatsanleihen in den vergangenen Wochen
renbasis, während beispielsweise Frankreich und Bel-
deutlich, und die Spreads gegenüber Bundesanleihen
gien von der Repatriierung des Kapitals stark profitieren.
engten sich ein. Anleihen aus Spanien und Italien profi-
Woche eine zweijährige Anleihe mit einem negativen Zins platzieren. Die Renditestrukturkurve in Deutschland ist sogar bei Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu
tierten jedoch nicht von diesem Trend und erlitten ten-
Der Zinssatz ist ein wichtiger Bestimmungsfaktor für die
denziell Kursverluste.
Solvenz eines Landes. Spanien ist bei einer Rendite von 7 % für zehnjährige Anleihen insolvent, während sich
vier Jahren unter die Renditestrukturkurve in Japan
Spaltung des europäischen Rentenmarktes
gefallen.
Italien bei einer Rendite von knapp unter 6 % in einer Grauzone bewegt. Es ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der spanische Staat Zuflucht unter
Renditen in Deutschland auf historischen Tiefständen 2,5 Rendite in %
dem Rettungsschirm sucht. In diesem Fall hätte der Rettungsschirm keine Mittel für weitere Hilfsmaßnah-
Deutschland
2,0
men mehr. Es müsste schnell eine politische Lösung
1,5
gefunden werden, um ihn wieder handlungsfähig zu
Japan
machen. Ein glaubwürdig erweiterter Rettungsschirm
1,0
könnte eine Trendwende in der europäischen Staats-
0,5
schuldenkrise einleiten, da infolge der zuletzt guten
0,0
Laufzeit in Jahren
Quelle: Bloomberg
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Quelle: Commerzbank Research, Stand 18. Juli 2012
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Wertentwicklung von Staatsanleihen aus den anderen kerneuropäischen Ländern wie etwa Frankreich und
-0,5
Es scheint, dass Anleger aus Kerneuropa ihre Gelder in
Belgien die Europäische Währungsunion insgesamt
Kapitalmarktausblick KW 30 Freitag, 20. Juli 2012 stabiler geworden ist und die Risiken weitreichender
kreieren oder die Anforderungen an die Sicherheiten für
Daten zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal
Ansteckungseffekte gesunken sind.
Kredite an die Banken lockern.
veröffentlichen. In Großbritannien dürfte das BIP um 0,2 % geschrumpft sein und damit den Tatbestand der
Konjunktur ist Achillesferse der Europäischen Währungsunion Die zum Teil heftige Rezession in einigen europäischen Ländern erschwert die Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise ungemein, da die Bilanzen der Banken geschwächt werden und die Steuereinnahmen und damit die Staatsausgaben die Planziele verfehlen. Die Eurozone wird die Rezession nur dann überwinden können, wenn die Kreditvergabe an den privaten Sektor zur Finanzierung einer steigenden Binnennachfrage wieder
Trotz aller Negativnachrichten darf nicht vergessen wer-
Rezession erfüllen, da das ein Schrumpfen zum zweiten
den, dass durch den schwachen Euro und den Rück-
Mal in Folge wäre. In den USA sehen wir dagegen gute
gang der Energiepreise ein signifikant positiver Konjunk-
Chancen für ein Wirtschaftswachstum von 1,5 %. Auch
turimpuls für die Eurozone in der Pipeline ist. Davon
die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter
wird Deutschland überproportional profitieren können,
(Donnerstag) dürften im Juni solide gewachsen sein.
die Peripherieländer jedoch leider nur unterproportional. So sehen wir den ifo-Index (Mittwoch) wieder im Aufwärtstrend, während sich die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone (Dienstag) im Juli „nur“ stabilisiert gestoppt.
anspringt. Eine weitere Möglichkeit, die Rezession zu beenden, ist der Export. Von den Geldmengen- und Kreditdaten (Donnerstag) kamen zuletzt leider keine
Griechenland: Troika wieder im Land
ermutigenden Signale; wir rechnen auch im Juni mit
Am 24. Juli wird die Troika wieder nach Griechenland
einem Rückgang. Die rückläufige Kreditvergabe ist übri-
zurückkehren, um die Fortschritte bei den Sparmaß-
gens auch ein Frühwarnsignal für eine Deflation. Mit der
nahmen und Strukturreformen zu beurteilen. Derzeit
Umfrage der EZB bei den Banken zu den Kreditvergabe-
geht die EU jedoch davon aus, dass ein Ergebnis erst im
standards (Mittwoch) wird darüber hinaus ein wichtiger
August bekanntgegeben wird.
Indikator für die zukünftige Kreditvergabe in der Eurozone veröffentlicht. Wahrscheinlich muss die EZB vor diesem Hintergrund die Geldpolitik in diesem Jahr noch einmal lockern. Dazu könnte sie den Einlagesatz auf -0,25 % senken, eine synthetische europäische Anleihe
Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht
haben dürften. Immerhin wäre der Abwärtstrend damit
BIP-Zahlen aus Großbritannien und den USA Großbritannien (Mittwoch) und die USA (Freitag) werden
Edgar Walk
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