Vision Psychiatrie - Gesundheitsdirektion - Kanton Zürich

Gerade als ich mich entschieden hatte, keine Minute länger zu warten, begann mein Handy die norwegische ... Ich hatte ebenso gute Gründe, den Anruf.
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Kanton Zürich Gesundheitsdirektion

Vision Psychiatrie

Das Licht, das zwischen den Zweigen hindurch fiel, war von einer unwirklichen grüngoldenen Farbe. Was am Ende des schnurgeraden Wegs lag, konnten wir nicht erkennen. Aber was auch immer es war – es schien auf uns zu warten.

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– Fahr mal rechts ran. Ich glaube, da will uns einer überholen. – Hast du sie nicht mehr alle? Rechts ist nichts als Schnee und Eis, und wir sind mit Sommerreifen unterwegs! – Dann fahr eben links ran. Der Typ macht mich nervös.

Die Psychiatrie im Kanton Zürich ist

innovativ

weil sie sich stets weiterentwickelt und so die bestmögliche Behandlung für die Patientinnen und Patienten garantiert.

integrierend

weil sie eine vernetzte und durchlässige psychiatrische Versorgung bietet und die gesellschaftliche Teilhabe von psychisch erkrankten Menschen fördert.

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wirtschaftlich

weil ihr Mitteleinsatz effiziente, effektive und nachhaltige Leistungen begünstigt.

menschlich

weil sie wertschätzend, bedürfnisgerecht und rechtzeitig Unterstützung bietet.

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«gut betreut – gestärkt im Leben» Die Vision Psychiatrie umreisst in stark verdichteter Form die beabsichtigte Entwicklung der psychiatrischen Versorgung im Kanton Zürich. Sie soll positive Impulse auslösen, indem sie Kräfte freisetzt und diese zugleich auf ein ge-­ meinsames Ziel ausrichtet. Darüber hinaus soll sie für alle Beteiligten Orientierung bieten: Patientinnen und Patienten, Leistungserbringer, Politikerinnen und Politiker, Bürgerinnen und Bürger, Angehörige und Finanzierer.

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– Hast du mit deinem Vater darüber gesprochen? – Nein. – Mit Jolanda? Mit deinem Ex? Deinem Steuerberater? – Nein, auch nicht. – Sprichst du überhaupt jemals mit irgendjemandem ein Wort über irgendwas? – Ja, manchmal schon.

Freedom’s just another word for nothing left to lose ... – Mach mal das Radio etwas lauter! Den Song kenn ich. War das Original nicht von Janis Joplin? – Keine Ahnung. Ich glaub eher, es war einer dieser bärtigen alten Countryfritzen. Ist jedenfalls schon eine ganze Weile her.

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– Das muss der Baum sein, von dem Jolanda gesprochen hat. – Was für ein Baum? – Der da natürlich. Befindet sich in deinem Blickfeld noch irgendwas anderes, das wie ein Baum aussieht? – Ich meine: Von was für einem Baum hat Jolanda gesprochen? – Von diesem hier. Von welchem denn sonst?

Ein fortwährender, systematischer und kreativer Entwicklungs- und Ver­­­ besserungs­prozess gewährleistet, dass die psychiatrischen Behandlungen stets aktuellstem Fachwissen entsprechen und die Versorgung den jeweiligen Ge­gebenheiten angepasst ist. Stillstand ist auch in der Psychiatrie ein Rückschritt.

Die Psychiatrie im Kanton Zürich ist

innovativ.

Der Kanton Zürich fördert die Konzeption neuer psychiatrischer Therapieund Versorgungsformen und evaluiert wissenschaftlich begleitete Modellprojekte. Überholtes soll identifiziert und durch bessere und zeitgemässe Methoden respektive Strukturen ersetzt werden. Innovationen werden in allen Bereichen der Psychiatrie gefördert. Einseitigkeit ist zu vermeiden. Insbesondere sollen gleichberechtigt alle Dimensionen des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells und Neuerungen in der Organi­ sation des Versorgungssystems berücksichtigt werden.

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Die Lehre und Forschung der Hochschulen steht in einem intensiven Aus­tausch mit der psychiatrischen Versorgung. Allerdings soll Innovation nicht ausschliesslich als Angelegenheit von Hochschulen oder Zentrumskliniken angesehen werden. Auch in kleinen, peripheren oder spezialisierten Betrieben sind stetige Neuerungen und Verbesserungen zu suchen. Innovationen sind niemals beliebig oder Selbstzweck. Sie müssen wissenschaftlich begründet sein und sich förderlich auf die weiteren zentralen Werte der Vision (integrierend, wirtschaftlich, menschlich) auswirken.

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Die Psychiatrie im Kanton Zürich ist

integrierend. 13

Psychische Erkrankungen haben bedeutende soziale Folgen. Psychiatrische Leiden bringen oft schwerwiegende Einschränkungen des psycho-sozialen Funktionierens mit sich. Die Gesellschaft reagiert darauf häufig mit Verunsicherung und Vorurteilen, die einer Ausgrenzung der Betroffenen Vorschub leisten. Bestmögliche berufliche und soziale Eingliederung ist ein wesentliches Ziel jeder psychiatrischen Behandlung. Die Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt ist besonders erstrebenswert, da sie für die gesellschaftliche Teilhabe ent­ scheidend ist. Die Psychiatrie sucht fortwährend nach Mitteln und Wegen, die Inte­ grationsfähigkeit psychisch Erkrankter zu verbessern. Darüber hinaus wendet sie sich auch an die Gesellschaft und versucht, Verständnis und Toleranz für vorübergehende oder dauerhafte Einschränkungen, denen viele psychisch Erkrankte unterliegen, zu erwirken.

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Um Ausgrenzung zu verhindern, gilt in der Psychiatrie die Maxime «ambulant vor teilstationär vor stationär». Hospitalisationen sollen akut und schwer erkrankten Menschen vorbehalten bleiben und kurz gehalten werden. Ambulante und teilstationäre Angebote werden gefördert. Vor allem im Hinblick auf die Behandlung von chronisch kranken Menschen, aber auch bei der notfallmässigen Akutversorgung, ist eine ausreichende Vernetzung der Hilfsangebote notwendig. Nur wenn die einzelnen Angebote ein sinnvolles und gut abgestimmtes Ganzes bilden, kann ein optimaler Nutzen erreicht werden. Die Nahtstellen zwischen verschiedenen Hilfssystemen sollen durchlässig sein und für die Hilfesuchenden nicht zu schwer überwindbaren Gräben werden. Lücken zwischen den Zuständigkeitsbereichen werden möglichst vermieden. Zu diesem Zweck sind die Versorgungsangebote aufeinander abgestimmt. Die Probleme fragmentierter Finanzierungs- und Rechtssysteme sollen möglichst gelöst werden.

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Gerade als ich mich entschieden hatte, keine Minute länger zu warten, begann mein Handy die norwegische Nationalhymne zu piepsen. Es war Roberts Klingelton. Ich hatte ebenso gute Gründe, den Anruf entgegenzunehmen, wie solche, es nicht zu tun. Nachdem ich einige Sekunden darüber nachgedacht hatte, entschloss ich mich, ihm eine letzte Chance zu geben. Aber da war das Telefon bereits wieder verstummt.

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– Setz mal deine Sonnenbrille auf. – Welche denn? Die Armani oder die Oakley? – Versuch’s mal mit der Armani. Montag ist Armani-Tag. – Wenn du gestern also noch schneller gefahren wärst, dann wär die Oakley zum Zug gekommen? – Nein. Sonntag ist auch Armani-Tag.

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– Du kannst die Augen wieder aufmachen. Wir sind gleich durch.

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– Was machen wir eigentlich, wenn wir das Ding gefunden haben? – Dann tun wir erst mal ein paar Wochen gar nichts und geniessen das pralle Leben. Und danach mache ich dir einen Heiratsantrag. – Red keinen Blödsinn. Das war eine ernste Frage. – Und eine ernste Antwort. Ich liebe dich, Anna. Es wird allmählich Zeit, dass du dich dran gewöhnst.

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Die Psychiatrie im Kanton Zürich ist

wirtschaftlich. 20

Der Ressourceneinsatz wird so gesteuert, dass mit den vorhandenen Mitteln ein maximaler Nutzen erzielt werden kann. Die angebotenen Leistungen müssen nicht nur in ihrer Wirksamkeit belegt sein, sondern auch in ihrer Effizienz, Nachhaltigkeit und ihrem Gesamtnutzen evaluiert werden. Von einem fairen Qualitäts- und Effizienz-Wettbewerb profitieren auch die Patientinnen und Patienten. Das Berücksichtigen der ökonomischen Perspektive ist kein Sparprogramm. Es geht vielmehr darum, Verschwendung zu vermeiden. Die vor­handenen Mittel sollen qualitativ hochwertigen, effizienten und zweckmässigen Methoden zufliessen.

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Kosten und Nutzen einzelner Leistungen werden zunehmend besser erfasst, wobei insbesondere auch die Langzeitwirkung einbezogen wird. Neben dem individuellen Nutzen wird auch der indirekte Gewinn für die Gesellschaft berücksichtigt, wobei dieser nicht ausschliesslich monetär aufzufassen ist. Die Leistungserbringer müssen Rahmenbedingungen vorfinden, die das Ent­ wickeln maximaler Effizienz unterstützen. Fehlanreize und hinderliche Strukturen sollen behoben werden. Der grundsätzlich zu fördernde Wettbewerb hat seine Grenzen, wo er zu einer Fragmentierung des Versorgungssystems oder einer unangemessenen Mengenausweitung führen würde.

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– Da ist die Abzweigung, gleich vor der Tankstelle! – Heiliger Strohsack, kannst du das nicht eine Sekunde früher sagen?

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Die Psychiatrie im Kanton Zürich ist

menschlich. – Ich habe Hunger. – Ist dir schon mal aufgefallen, dass du ununterbrochen hungrig bist, seit wir uns kennengelernt haben? – Aber jetzt habe ich richtigen Hunger. – In zwei Stunden sind wir auf der anderen Seite der Grenze. Dann wecken wir unsere kleine Prinzessin und gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück in einer dieser romantischen Autobahnraststätten.

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Jegliche Hilfeleistung in der Psychiatrie erfolgt auf dem Boden einer mit­ menschlich-tragenden Beziehung. Nur auf dieser Basis kann die angebotene Hilfe ihre ganze Wirkung entfalten. Psychisch Erkrankte sollen erfahren, dass sie wertschätzend und als einmalige und unverwechselbare Individuuen wahr­ genommen werden. Die Behandlungsangebote sind flexibel und bedürfnisgerecht. Die Mitbestimmung der Patientinnen und Patienten bei der Behandlungsplanung wird gezielt gefördert. Der Wille, die persönliche Freiheit und die Rechte der Betroffenen haben hohe Priorität. Die Anwendung von Zwang soll auf das unumgängliche Minimum beschränkt werden. Akut erkrankte Menschen erhalten den nötigen Schutz. Bei chronischen Verläufen ist die langfristige interdisziplinäre Begleitung und Betreuung gewährleistet; dies umfasst auch die nötige Unterstützung im Alltag. Vor allem bei schweren Erkrankungen sowie bei Patientinnen und Patienten im Kindes- und Jugendalter wird das betroffene Umfeld berücksichtigt.

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Die psychiatrische Hilfe soll rechtzeitig einsetzen, um das Leiden der Betroffenen möglichst zu minimieren und die Heilungschancen zu verbessern. Nicht immer, aber oftmals ist dieses «rechtzeitig» mit «frühzeitig» gleichzusetzen, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, die ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter haben. Deshalb ist auch die Prävention ein wichtiger Aspekt der Zürcher Psychiatrie. Psychisch Erkrankte sollen in der Entwicklung eigener Ressourcen unterstützt werden. Die Psychiatrie fördert darum die Selbsthilfe-, Empowermentund Recovery-Bewegungen.

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– Hier irgendwo muss es gewesen sein. Ich erinnere mich genau. – Hier irgendwo da oben, hier irgendwo da drüben, hier irgendwo da hinten oder hier irgendwo da vorne? – Frag mich was Einfacheres!

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– Ich hab irgendwie das Gefühl, dass wir beobachtet werden. – Schon möglich. Hier soll es angeblich Hexen und Elfen und Werwölfe geben. – Red keinen Quatsch! Wie lange ist uns das graue Auto schon gefolgt? – Gar nicht, es war ein schwarzes.

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Wir standen mindestens drei Stunden an diesem gottverlassenen Strassenrand, aber es liess sich niemand blicken. Als es dunkel wurde, begann ich zu frieren. Und dann beschlich mich zum ersten Mal das Gefühl, dass diese ganze Geschichte überhaupt keinen Sinn machte. Irgendetwas in mir hatte sich verändert. Ich blickte in Mikes ratloses Gesicht, und plötzlich störten mich die Tränensäcke unter seinen Augen und dass er sich seit Tagen nicht mehr rasiert hatte.

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– Weisst du, als ich zum ersten Mal da oben ankam, war es, als hätte ich eine andere Welt betreten. – Eine andere Welt? Was willst du damit sagen? – Ich weiss nicht so recht, wie ich’s ausdrücken soll. Nicht diese Welt, sondern eine andere.

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Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich August 2011 www.gd.zh.ch/vision

– Willst du mir wirklich weismachen, dass das alles ist, wofür wir all die Strapazen auf uns genommen haben? – Na ja, mir kommt’s eher wie ein Erlebnisurlaub vor, wenn ich mir vorstelle, wie ich diese Tage sonst verbracht hätte. – Du, Mike, warst du schon mal in Marrakesch? – Nein. – Ich auch nicht. Um elf würde ein Nachtzug fahren ...