Vibrator raubt dem Dorf den Schlaf

25.07.2012 - etwas kosten werde, sich nach ein paar. Jahren aber ... gende Anpassung zumindest kosten- .... letzte Tram ins Depot gefahren war. Ge-.
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Basel.Stadt.

| Mittwoch, 25. Juli 2012 | Seite 26

Revision von Zeit zu Zeit nötig Parteien äussern sich positiv zur Lohnsystemüberprüfung Von Markus Vogt Basel. Die vom Regierungsrat lancier-

Bauarbeiten mit Folgen. Weil die Baselstrasse saniert wird, muss der Verkehr umgeleitet werden; das sorgt in der Schützengasse täglich für Stau.

Foto Anna Furrer

Vibrator raubt dem Dorf den Schlaf

Seit Montag wird die Baselstrasse in Riehen saniert – das führt auch nachts zu Baulärm Von Andrea Fopp Riehen. Die versteckten Töne sind die schlimmsten. Das sind die, die man hört, aber nicht sieht. Weil man im Bett liegt in der Nacht und die Fensterläden zu hat. Doch draussen auf der Baselstrasse in Riehen hämmert es, und Anwohnerin Laura Müller, die drinnen liegt, braucht eine halbe Stunde länger zum Einschlafen als sonst. «Ist nicht so schlimm», sagt Müller, als es wieder helllichter Dienstag ist und die 67-Jährige sehen kann, woher die Töne kommen: Zwischen den Kreuzungen Bettingerstrasse und Kilchgässlein klafft ein Graben in der Baselstrasse. Während drei Wochen wird der Strassenabschnitt saniert (BaZ vom Montag). Im Graben setzt sich ein junger Mann soeben den Helm aufs blonde Haar und schiebt mit braungebrannten Armen eine gelbe Maschine über Bauschutt. Vibrator heisst das Ding von der Grösse eines Handrasenmähers. So ein kleiner Vibrator ist nichts gegen einen Presslufthammer, aber laut genug, um Müller eine halbe Stunde ihres Schlafs

zu rauben. Jetzt, am Tag, findet sie die Arbeiten aber «faszinierend». Mit dem Vibrator wird der Schutt platt gewalzt, bevor neue Tramschienen verlegt werden, wie ein Arbeiter erklärt. Er streicht sich über die nackte Brust, das T-Shirt hat er ausgezogen. Warm genug ist es ja, 28 Grad Celsius. Doch der Arbeiter lacht: «Das ist nichts!» Als er 2003 die Clarastrasse neu gemacht habe, sei es 34 Grad heiss gewesen. Der Lehrling, der neben ihm eine Zigarette raucht und auf die nächste Ladung Schutt wartet, ist froh, dass er in der Hitze nicht walzen muss. Er führt einen der weissen Bagger und schaufelt den Schutt in die Grube. «Das ist gemütlicher.» Schlafmittel helfen Anwohnern In der Nacht auf Montag haben die Strassenarbeiter in Riehen mit der Sanierung begonnen – bei Scheinwerferlicht, nach Mitternacht, nachdem das letzte Tram ins Depot gefahren war. Gegen Morgen rissen Arbeiter die maroden Schienen heraus. «Furchtbar laut war das», sagt Silvia Brändli. Die

67-Jährige wohnt direkt an der Baustelle. Sie konnte schlafen, aber nur dank einem Trick: «Ich warf mir ausnahmsweise Schlafmittel ein.» Bei der Kreuzung Kilchgässlein liegen bereits neue, rostrote Schienen im Graben. Ein Arbeiter fährt mit einer Maschine darüber und zieht so die Schrauben an. Die Schienen liegen auf gelben Schallmatten, welche die Vibration des Tramverkehrs eindämmen sollen. Am Mittwoch sollen die Schienen bereits einbetoniert werden, wie Projektleiter Marc Spichty vom Tiefbauamt sagt. Die Arbeiter sind auf Kurs. Die Angestellten wechseln sich in drei Schichten zu acht Stunden ab. Wenn es so trocken bleibt, arbeiten sie die nächsten Nächte noch, haben Samstagnacht und Sonntag am Tag aber frei und die Anwohner Ruhe. Doch auch Brändli findet den Lärm halb so wild: «Die Arbeiten dauern ja nur drei Wochen», sagt sie. Ebenso locker nimmt es Ruth Singer. Sie hütet die Wohnung ihrer Tochter am Eisenbahnweg. Dort ist es am Dienstag Mittag aussergewöhnlich laut – nicht wegen der Baustelle, sondern wegen

der Lastwagen und Kleinbusse. Der Transitverkehr zwischen Basel und der deutschen Grenze wird hier durchgeleitet, während die Baselstrasse im Riehener Dorfkern gesperrt ist. Singer nimmt es locker: «Ruhig haben wir es dann, wenn wir unter der Erde liegen», sagt sie. «Das Leben macht eben Lärm.» Wachen werden angemotzt Die Umleitung sorgt für Stau. An der Kreuzung Baselstrasse/Bettingerstrasse geht der Verkehr über Mittag während einer Stunde schleppend voran, aber nur über zweihundert Meter. Auch in der Schützengasse stehen Fahrzeuge zwischen Bahnhof und der Kreuzung Inzlingerstrasse in einer Schlange. Verkehrswachen in orangefarbenen Westen weisen den Weg. Dafür erhalten sie nicht nur Dank. «Ständig werden wir angemotzt», sagt einer der Wachen. Er habe starke Nerven, aber er wundere sich über die Dummheit mancher Leute. «Sie müssten ja nur die Schilder lesen, die im Dorfeingang auf die Umleitung hinweisen», sagt er. «Dann wüssten sie, was sie erwartet.»

Sophie Feuz will ins Bundeshaus Die junge SVP-Politikerin befürwortet ein einheitliches Schulsystem in der Schweiz Von Esther Jundt Basel. Sophie Feuz hat soeben das Maturzeugnis erhalten und freut sich nun auf ein Zwischenjahr. Sie will Sprachen lernen und später studieren. Die 20-Jährige sitzt im Vorstand der Jungen SVP und wird mit grösster Wahrscheinlichkeit für den Grossen Rat kandidieren. Mit fester Stimme sagt sie: «Ich möchte neben dem Studium einen politischen Weg einschlagen.» Ihr Ziel sei der National- oder der Ständerat. Dazu wolle sie im Basler Parlament Erfahrungen sammeln.

Ambitioniert . Sophie Feuz von der Jungen SVP wird wahrscheinlich für den Grossen Rat kandidieren. Foto Anna Furrer

Wie ein Wechsel des Kontinents Sophie Feuz interessiert sich seit ihrem 14. Lebensjahr für die Politik. Damals lebte sie zwischenzeitlich in Zürich, und nach der Rückkehr nach Basel musste sie feststellen, dass die Schulsysteme völlig unterschiedlich sind. Nachholen musste sie vor allem Französisch; die Basler waren ein Jahr weiter. «Es kam mir vor, wie wenn ich den Kontinent gewechselt hätte», sagt sie. Mit den Lehrern war sie oft nicht einig; so lehnte sie einen EU-Beitritt der

Schweiz ab, viele Lehrer seien eher dafür gewesen. Zunehmend habe sie sich politische Fragen gestellt. Weshalb hat jeder Kanton ein eigenes Schulsystem? Weshalb werden Missstände in der Ausländerpolitik nicht behoben? Weshalb leiden viele Menschen unter der Kriminalität? Die Antworten habe sie bei der SVP gefunden, sagt Sophie Feuz. Diese Partei mache Nägel mit Köpfen, rede nicht um den heissen Brei herum und lege Fakten auf den Tisch. Das gefalle ihr. Nachdem sie an einer Parteiversammlung teilgenommen hatte, stand für die junge Frau fest, dass sie der Jungen SVP beitreten wolle. Kurze Zeit später wurde sie in den Vorstand der Jungpartei gewählt. Sie sei nicht stets gleicher Meinung wie die Partei, sagt Feuz. Das werde toleriert. Ausländer sind Bereicherung Sophie Feuz will sich für mehr Sicherheit in Basel einsetzen. Sie selber fühle sich abends nicht sicher. Es sollten mehr Polizisten auf den Strassen präsent sein, verlangt sie. Auch lehnt sie Verstaatlichungen von Unternehmen ab; das sei nicht der richtige Weg. Zur

Ausländerpolitik hält sie fest, dass sie dankbar sei für die Ausländer, die hier lebten. Sie seien eine Bereicherung. Kriminelle Ausländer seien jedoch hier in der Schweiz nicht tragbar. Und natürlich lehnt die Jungpolitikerin einen EU-Beitritt der Schweiz ab. Das schweizerische System habe sich bewährt, betont sie. Die Vereinheitlichung der Schulsysteme ist ihr ebenfalls ein Anliegen. Viele haben Potenzial Sophie Feuz bedauert, dass sich in Basel nur wenige bürgerlich gesinnte Frauen in der Politik engagieren. Natürlich sei es schade, dass keine bürgerliche Frau für den Regierungsrat kandidiere, sagt sie. Persönlich habe sie aber kein Problem damit. Dann sagt sie einen bemerkenswerten Satz: «Es gibt viele junge Frauen in den bürgerlichen Parteien, die das Potenzial haben, um in der Politik das zu machen, was nun vor allem die Männer tun.» Sophie Feuz beeindruckt mit ihren präzisen Aussagen. Sie gehört zweifellos zu den politischen Jungtalenten. Lesen Sie morgen ein Porträt über die 27-jährige FDP-Politikerin Stephanie Giese.

te Überprüfung des Lohngefüges kommt bei den Parteien recht gut an. «Grundsätzlich ist es richtig, eine Revision einzuleiten», erklärt CVP-Präsident Markus Lehmann, «allein schon um die Effizienz, aber auch die Notwendigkeit der einzelnen Amtsstellen zu überprüfen.» Die Privatwirtschaft führe laufend Revisionen durch, um Leerläufe zu verhindern oder abzubauen. Die Folge könne sein, dass ein Teil der Arbeitnehmenden innerhalb der Unternehmung einen anderen Job übernehmen müsse: «Das darf man auch vom Staat erwarten, und zwar ohne dass es gleich Kündigungen gibt. Das Aktionariat – sprich der Steuerzahler – erwartet dies vom Unternehmen Basel-Stadt!» «Die SP begrüsst die Überprüfung der Arbeitsplatzbewertung. Ein 40 Jahre altes Lohnsystem muss auf seine Tauglichkeit überprüft werden», gibt Vizepräsidentin Beatriz Greuter bekannt. Besonders erfreut sei die SP darüber, dass diese Überprüfung mit verschiedenen Sozialpartnern durchgeführt wird. Auch hofft die SP, dass der Kanton bei der Überprüfung stark auf die Lohngerechtigkeit achtet, insbesondere im Hinblick auf die Lohngleichheit zwischen Mann und Frau. Die Lohnordnung zu revidieren, erachtet LDP-Präsident Christoph Bürgenmeier als sinnvoll: «Im Laufe der Jahre haben sich die Berufsbilder geändert. Anpassen muss man auch die Stellenbeschriebe.» Bürgenmeier erwartet Verschiebungen im Lohngefüge, was zu Beginn etwas kosten werde, sich nach ein paar Jahren aber einpendeln werde. Wenn nun das Lohnband angeschaut werde, dürfe nicht gleichzeitig über die Ferienregelung gesprochen werden. Sparübung nicht erwünscht «Die Revision des Lohnklassensystems ist richtig. In jedem Unternehmen erfolgt eine solche Überprüfung regelmässig», sagt auch Mirjam Ballmer, Co-Präsidentin der GrünenPartei. Nach 40 Jahren sei es auch in der Basler Verwaltung erforderlich, die Einstufungen anzupassen. Dabei gehe es darum, ein logisches und möglichst gerechtes System zu erstellen, und nicht darum, geleistete Arbeit auf- oder abzuwerten. «Das Projekt scheint gut aufgestellt. Wichtig ist, dass die Sozialpartner des Kantons mit einbezogen sind.» Der EVP-Co-Präsident Christoph Wydler findet, dass die Systemüberprüfung «periodisch nötig ist», sie aber aktuell vom Zustand der Staatsfinanzen her nicht zu einer Sparübung verkommen dürfe. «Der Marktkonformität der Löhne ist vermehrt Rechnung zu tragen», fordert Wydler. Vom Grundsatz her sei es richtig, das Lohngefüge zu überprüfen, sagt BastA!Grossrätin Patrizia Bernasconi. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass sich die Lohnschere innerhalb der Verwaltung noch weiter öffne. Grundsätzlich sollte sich die Lohnsumme nicht verändern: «Wir gehen davon aus, dass keine Sparübung veranstaltet wird.» Auch das Lohngesetz überprüfen Dass die Funktionen der kantonalen Verwaltung periodisch überprüft werden, sei sicher richtig, denkt sodann SVP-Präsident Sebastian Frehner. In jedem privaten Unternehmen geschehe das ja auch. Das Problem bei einer staatlichen Einrichtung sei nur, dass dies tendenziell zu einer Erhöhung der Lohnkosten führe, Zurückstufungen von Staatsangestellten seien nur bedingt möglich: «Ich begrüsse die Überprüfung darum nur, wenn die darauf folgende Anpassung zumindest kostenneutral umgesetzt werden kann.» Den Grünliberalen ist es ein grosses Anliegen, dass das Staatspersonal möglichst gerecht, anständig und marktgerecht entlöhnt wird, sagt Fraktionspräsident Dieter Werthemann. Die Überprüfung der einzelnen Funktionen im System sei von Zeit zu Zeit nötig, um neuen Gegebenheiten (neue Berufe, veränderter Markt) gerecht zu werden. Und fügt an: «Wir bedauern, dass nur die Einstufungen überprüft werden und nicht auch das Lohngesetz als solches.»