Vermögen und Handlung

Christian KANZIAN . .... Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Philosophie, ... Thomas Buchheim hat seinen Beitrag darüber hinaus im. Rahmen ...
2MB Größe 13 Downloads 186 Ansichten
Ein zentrales Motiv für die Annahme irreduzibler Dispositionen und Vermögen im Rahmen neuerer dispositionalistischer Theorien ist unser Selbstverständnis als Handelnde. Wir erleben uns als Handelnde, die mittels diverser Vermögen aktiv den Lauf der Dinge beeinflussen können. Handelnd schreiben wir uns selbst kausale Kräfte zu ebenso wie den Dingen, die uns umgeben. Worin genau besteht aber nun der Zusammenhang von Vermögen und Handlung? Wie verhält sich eine realistische Auffassung von Dispositionen und Vermögen zum Gegensatz von agenskausalen und ereigniskausalen Handlungsmodellen? Worin unterscheiden sich die Vermögen lebendiger Wesen von den kausalen Kräften der unbelebten Natur? Wie lässt sich die für das Verständnis von Handlungen wichtige Differenz zwischen aktiven und passiven Vermögen explizieren? Kann eine Metaphysik kausaler Kräfte erklären, inwiefern wir in unserem Handeln frei sind? Der vorliegende Band bietet Antworten auf diese Fragen, die im Zuge der aktuellen Debatte um Vermögen und Dispositionen zunehmend in den Blickpunkt philosophischer Analysen rücken. Er verdeutlicht die philosophische Reichweite des dispositionalen Realismus als einer metaphysischen Position, die von unmittelbarer Relevanz ist für die Kausalitätstheorie ebenso wie für die Handlungstheorie und die Diskussion um Willensfreiheit, und richtet sich an alle, die sich für den Zusammenhang von Vermögen und Handlung interessieren.

Spann | Wehinger (Hrsg.) · Vermögen und Handlung

Anne Sophie Spann | Daniel Wehinger (Hrsg.)

Vermögen und Handlung Der dispositionale Realismus und unser Selbstverständnis als Handelnde

Spann Wehinger_RZ.indd 1

21.11.13 16:48

Spann/Wehinger (Hrsg.) · Vermögen und Handlung

Anne Sophie Spann, Daniel Wehinger (Hrsg.)

Vermögen und Handlung Der dispositionale Realismus und unser Selbstverständnis als Handelnde

mentis MÜNSTER

Einbandabbildung: Cyclist riding bike on a bridge © ollyy, shutterstock.com

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem ∞ ISO 9706 und alterungsbeständigem Papier

© 2014 mentis Verlag GmbH Eisenbahnstraße 11, 48143 Münster, Germany www.mentis.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zulässigen Fällen ist ohne vorherige Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany Einbandgestaltung: Anne Nitsche, Dülmen (www.junit-netzwerk.de) Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN 978-3-89785-817-6

INHALTSVERZEICHNIS

Autoren ...................................................................................................... 7 Vorwort...................................................................................................... 9 Einleitung Anne Sophie SPANN & Daniel WEHINGER.............................................. 11

ABSCHNITT I VERMÖGEN UND VERURSACHUNG Die Erfahrung der Widerständigkeit der Welt als Wahrnehmung kausaler Kraft Markus SCHRENK .................................................................................... 23 Teleologie und Potentialitäten – Gedanken über eine aristotelische Herausforderung Stephan SCHMID ...................................................................................... 63 Modi – Kräfte – Kausalität Christian KANZIAN .................................................................................. 93 Mentale Verursachung und dispositionaler Realismus Michael ESFELD ..................................................................................... 113

ABSCHNITT II VERMÖGEN UND AGENSKAUSALITÄT Wie fängt (man) eine Handlung an? Geert KEIL .............................................................................................. 135 Ontologische Voraussetzungen der Agenskausalität (causa agens) Edmund RUNGGALDIER ......................................................................... 159 Vermögen als Ursachen Thomas BUCHHEIM ................................................................................ 173 Bio-agency: Können Organismen handeln? Anne Sophie SPANN ............................................................................... 191 Thesen und Argumente zu Akteurskausalität, Potenzen, Dispositionen Uwe MEIXNER ....................................................................................... 225

ABSCHNITT III VERMÖGEN, AKTIVITÄT UND WILLENSFREIHEIT Was sind aktive Vermögen? Barbara VETTER ..................................................................................... 243 Kausalität und Vermögen Erasmus MAYR ...................................................................................... 265 Willensfreiheit als Disposition? Kritische Anmerkungen zum Neuen Dispositionalismus in der Debatte um den freien Willen Eva-Maria JUNG ..................................................................................... 289 Kausalkräfte und agenskausale libertarische Willensfreiheit Georg GASSER........................................................................................ 311

AUTOREN

Thomas BUCHHEIM Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft Michael ESFELD Universität Lausanne, Institut für Philosophie Georg GASSER Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie Eva-Maria JUNG Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Philosophisches Seminar Christian KANZIAN Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie Geert KEIL Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Philosophie Erasmus MAYR Oxford University, Queen’s College Uwe MEIXNER Universität Augsburg, Institut für Philosophie Edmund RUNGGALDIER Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie Stephan SCHMID Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Philosophie Markus SCHRENK Universität zu Köln, Philosophisches Seminar Anne Sophie SPANN Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie Barbara VETTER Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Philosophie

VORWORT

Dieser Band ist das Ergebnis der Tagung „Vermögen und Handlung. Der dispositionale Realismus und unser Selbstverständnis als Handelnde“, die vom 26. bis zum 28. September 2012 in Innsbruck von Anne Sophie Spann und Daniel Wehinger (beide Institut für Christliche Philosophie, Universität Innsbruck) organisiert wurde. Ziel der Tagung war es, den Zusammenhang zwischen der Annahme irreduzibler Vermögen und unserer Selbsterfahrung als Handelnde zu untersuchen. Neben den Tagungsteilnehmern haben sich Prof. Thomas Buchheim, Prof. Michael Esfeld und Dr. Stephan Schmid dankenswerterweise bereit erklärt, eigens für den vorliegenden Band neue Beiträge zum genannten Themenkomplex zu verfassen. Prof. Thomas Buchheim hat seinen Beitrag darüber hinaus im Rahmen eines Gastvortrags vorgestellt, den er am 14. November 2012 am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck gehalten hat. Für die Verwirklichung dieses Buchprojekts sind wir zahlreichen Personen zu Dank verpflichtet. Unser besonderer Dank gilt Frau Mag. Monika Datterl, die die Beiträge korrekturgelesen und den Verlagsvorgaben entsprechend bearbeitet hat. Ohne sie wäre die zeitgerechte Fertigstellung des Bandes nicht möglich gewesen. Weiters danken wir Herrn Dr. Michael Kienecker vom Mentis Verlag für seine Hilfe und sein Entgegenkommen bei der Betreuung des Buchprojekts sowie allen AutorInnen für ihre Mitwirkung. Wir möchten auch unseren Geldgebern danken. Zu besonderem Dank sind wir dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) verpflichtet, ohne dessen Finanzierung im Rahmen des Projekts Nr. 20186 (The Persistence of Living Beings and Artefacts) sowie des Nachfolgeprojekts Nr. 23059 (Powers and the Identity of Agents), beide unter der Leitung von Prof. Edmund Runggaldier, die Konferenz nicht hätte stattfinden können. Weiters danken wir dem Vizerektorat für Forschung und dem Büro für internationale Beziehungen der Universität Innsbruck für ihre finanzielle Unterstützung der Tagung. Anne Sophie Spann & Daniel Wehinger Innsbruck, im Oktober 2013

Anne Sophie Spann & Daniel Wehinger

EINLEITUNG

Zucker hat, sagen wir, die Disposition, sich in Wasser aufzulösen. Ist diese Disposition ein reales Vermögen des Zuckers? Etliche Philosophen sind der Ansicht, dass man diese Frage verneinen muss. Die vermeintliche Disposition von Zucker, sich in Wasser aufzulösen, lässt sich vollständig auf gewisse chemische Struktureigenschaften von Zucker und Wasser zurückführen. Kategorikale Reduktionisten leugnen die Existenz von Dispositionen als selbständigen Entitäten innerhalb des ontologischen Inventars der natürlichen Welt; sie glauben, es gebe nur die sogenannten kategorischen Eigenschaften wie eben beispielsweise bestimmte chemische Struktureigenschaften, auf die die dispositionalen Eigenschaften reduzierbar seien. Für viele natürliche Vorkommnisse in der Welt scheint dies eine plausible Sichtweise zu sein. Warum sollten wir annehmen, dass der Einsturz einer Brücke durch ein Vermögen der Brücke, einzustürzen, verursacht ist? Die wahre Ursache wird doch einfach darin liegen, dass die physische Beschaffenheit der Brücke – das Geflecht der unterschiedlichen Materiepartikel, aus denen die Brücke besteht – aufgrund eines Konstruktionsfehlers und/oder Materialermüdung nicht mehr die statischen Erfordernisse einer Brücke erfüllt. Wir können dann zwar sagen „Die Brücke hat offenbar schon länger die Disposition gehabt, einzustürzen, bis sie dann wirklich einstürzte“, aber gemeint ist damit einfach nur, dass bestimmte Struktureigenschaften der materiellen Konstruktion sich aufgrund gewisser Ausgangsbedingungen zuzüglich gewisser Einflüsse von außen so und so verändert haben mit dem letztendlichen Resultat des Einsturzes der Brücke. Gemäß dieser Sichtweise ist der Rekurs auf Dispositionen und Vermögen allenfalls als façon de parler tolerabel, nicht jedoch wenn sich damit die Überzeugung verbindet, einen ontologisch irreduziblen und in diesem Sinne wirklichen Sachverhalt zu bezeichnen. Der Rekurs auf Dispositionen und Vermögen ist nämlich, so meinen die kategorikalen Reduktionisten, unwissenschaftlich, insofern er nur vorgibt, etwas zu erklären, ohne dass dies doch tatsächlich der Fall wäre. Wer wissen will, warum die Brücke eingestürzt ist, wird durch den Hinweis auf ein Vermögen der Brücke, einzustürzen, nicht schlauer. Statt – so wie einst Molières Phar-

12

Anne Sophie Spann & Daniel Wehinger

mazielehrling zur virtus dormitiva des Schlafmittels Zuflucht nahm – der Brücke ein derartiges mysteriöses Vermögen anzudichten, tun die Verantwortlichen im zuständigen Baureferat gut daran, Experten für Materialforschung und Statik mit der Analyse der Unglücksursachen zu beauftragen. Und doch bleibt ein gewisses Unbehagen. Nehmen wir einmal an, ‚die Brücke‘ gibt es gar nicht. Vielleicht existieren dort, wo wir im Alltag eine Brücke lokalisieren, tatsächlich nur Materiepartikel, die durch bestimmte physikalische und chemische Kräfte zusammengehalten – oder, im ungünstigen Falle, auch nicht mehr zusammengehalten werden. Wenn es ‚die Brücke‘ eigentlich gar nicht gibt, ist die Rede von irgendwelchen Vermögen oder Dispositionen der Brücke selbstverständlich Unsinn. Heißt das aber auch, dass die Rede von Dispositionen und Vermögen in diesem Kontext überhaupt Unsinn ist? Anders gefragt: Was sind physikalische Kräfte? Wenn es so ist, dass Materiepartikel nach physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten interagieren und also auch in irgendeinem Sinne agieren, ist dann nicht die Frage berechtigt, wie das möglich ist? Haben wir es hier nicht mit einer genuinen kausalen Aktivität zu tun, die sich nicht einfach im Sinne humeanischer Regularitätstheorien wegerklären lässt? Diese sich auf einer ganz basalen Ebene stellende Problematik verschärft sich, wenn wir auf uns selbst blicken. Mag man darüber streiten, ob und in welchem Sinne Materiepartikel Akteure sind, wir selbst sind es allemal. Menschliche Personen handeln. Dass wir Handelnde sind, ist zentral für unser Selbstverständnis. Wir erfahren uns als Akteure, die mittels diverser Vermögen aktiv den Lauf der Dinge beeinflussen können, auch wenn wir zugleich unweigerlich die kausale Widerständigkeit der Welt erleben. Handelnd schreiben wir uns kausale Kräfte zu, genauso wie wir selbstverständlich davon ausgehen, dass die Dinge, die uns umgeben, kausale Kräfte besitzen. Letztere stellen sich unseren Zielen allzu häufig entgegen, können aber auch für deren Erreichung nützlich sein. Kluges Handeln zeichnet sich durch eine realistische Einschätzung des kausalen ‚Eigenlebens‘ der Umwelt aus und kalkuliert dieses in Hinblick auf die mit der Handlung verfolgten Ziele mit ein. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Dennoch: Wie immer die Sache am Ende ausgeht, im Handeln sind wir selbst es, die handeln. Unsere Handlungen mögen nicht das gewünschte Ergebnis zeitigen, aber wenn wir handeln, sind wir die Urheber dieser Handlungen und wähnen uns – in gewissen Grenzen – frei. Wir handeln, weil wir handeln können. Wir haben, können wir auch sagen, das Vermögen, zu handeln.

Einleitung

13

Es ist nicht zuletzt unser Selbstverständnis als Handelnde, das in der jüngeren Debatte um Dispositionen für eine immer größere Beliebtheit realistischer Positionen gesorgt hat. Der dispositionale Realismus oder Dispositionalismus leugnet die These des lange Zeit vorherrschenden kategorikalen Reduktionismus, dispositionale Eigenschaften seien grundsätzlich auf kategorische Eigenschaften reduzierbar, und er tut dies zunehmend unter Rekurs auf unsere praktische Selbsterfahrung. Wir besitzen, so wird argumentiert, ein unmittelbares Verständnis von dispositionaler Kausalität, weil wir kausale Kräfte und Dispositionen ‚am eigenen Leib‘ erfahren, als Handelnde wie als Erleidende. Der systematische Ansatz bei unserem Selbstverständnis als Handelnde stellt eine wichtige und wegweisende Ergänzung zu den klassischen Argumenten dar, die von Seiten der Metaphysik der Wissenschaften (metaphysics of science) für die Existenz irreduzibler Dispositionen und Vermögen vorgebracht worden sind. Der vorliegende Sammelband greift die aktuelle Entwicklung des Diskurses auf, indem er sich zum Ziel setzt, ausgehend von unserem Selbstverständnis als Handelnde die philosophischen Implikationen und Konsequenzen des Dispositionalismus auszuloten. Damit wird zum einen generell der Tatsache Rechnung getragen, dass der dispositionale Realismus – dank den Arbeiten von George Molnar, Brian Ellis, Alexander Bird, Stephen Mumford und vielen anderen – schon lange keine fragwürdige Außenseiterposition mehr darstellt, sondern vielmehr eine ernstzunehmende Alternative zu den immer noch verbreiteten humeanischen Kausalitätstheorien. Zum anderen geht es speziell darum, die philosophische Reichweite des Dispositionalismus als einer metaphysischen Position zu verdeutlichen, die von unmittelbarer Relevanz ist für die Kausalitätstheorie ebenso wie für die Handlungstheorie und die Diskussion um Willensfreiheit. Der Band gliedert sich entsprechend diesem Programm in drei thematische Abschnitte, die vor dem Hintergrund unseres Selbstverständnisses als Handelnde das Verhältnis von (1) Vermögen und Verursachung, (2) Vermögen und Agenskausalität sowie (3) Vermögen, Aktivität und Willensfreiheit in den Blick nehmen.

1. VERMÖGEN UND VERURSACHUNG Der erste Abschnitt behandelt kausalitätstheoretische Fragen, die sich im Anschluss an die Annahme irreduzibler Vermögen und Dispositionen stellen. Untersucht werden die Möglichkeit eines epistemischen Zugangs zu der von Dispositionalisten angenommenen anti-humeanischen Kausalrelation in unserem Handeln, die These eines teleologischen Zusammen-

14

Anne Sophie Spann & Daniel Wehinger

hangs zwischen Vermögen und ihren Manifestationen, das Verhältnis zwischen Ereignis- und Dingontologie im Hinblick auf Fragen der Verursachung sowie der Zusammenhang zwischen dispositionalem Realismus und mentaler Verursachung. Markus Schrenk setzt sich in seinem Beitrag zum Ziel, eine Kausalrelation zu finden, die stärker ist als bloße humesche Regularität, aber schwächer als metaphysische Notwendigkeit – letzteres deshalb, weil Kausalität, anders als Notwendigkeit, stets die Möglichkeit von Intervention und Prävention, und damit die Möglichkeit des Fehlschlagens, offen lässt. Epistemisch zugänglich wird die gesuchte Kausalrelation für Schrenk in der Erfahrung der Widerständigkeit der Welt gegen unser intentionales Handeln. Diese Widerständigkeitserfahrung ist keine Erfahrung von Notwendigkeit; Widerständigkeit ist stets graduell. Sie ist aber auch nicht auf Regularität reduzierbar; wir gelangen vielmehr erst zur Annahme von Regularitäten, indem wir aus Widerständigkeitserfahrungen verallgemeinern. Indem wir also die Widerständigkeit der Welt gegen unser intentionales Handeln erfahren, zeigt sich uns eine Modalität zwischen Notwendigkeit und bloßer Regularität. Schließlich weist Schrenk auf die Bedeutung der Widerständigkeitserfahrung für unseren Glauben an eine geistunabhängige Außenwelt hin und zeigt auf, wie sich seine These in Manipulations- und Transfertheorien der Kausalität einfügt. Stephan Schmid untersucht die aristotelische Teleologiethese, d.i. die These, dass Vermögen um ihrer Manifestationen willen bestehen. Eine Interpretation dieser These besteht nun darin, dass Vermögen insofern teleologisch auf ihre Manifestationen ausgerichtet sind, als sie intentionale Zustände sind, die sich auf ihre Manifestationen beziehen. Diese Interpretation kritisiert Schmid dahingehend, dass intentionale Zustände im Gegensatz zu dispositionalen Zuständen holistischen Rationalitätsprinzipien unterliegen: Sie können nur gemeinsam mit vielen anderen intentionalen Zuständen auftreten, mit denen sie in einem mehr oder weniger kohärenten Verhältnis stehen. Schmid schlägt deshalb vor, das Verhältnis zwischen Vermögen und ihren Manifestationen insofern als teleologisch zu interpretieren, als die Manifestationen die Erfolgsbedingungen der Prozesse angeben, in denen die entsprechenden Vermögen aktualisiert werden. Die so verstandene Teleologiethese, betont Schmid, hat keinen präskriptiven Charakter und impliziert keine umfassende Naturteleologie, sondern gibt schlicht an, wie sich Gegenstände mit bestimmten Vermögen unter bestimmten Umständen normalerweise verhalten. Christian Kanzian stellt in seinem Beitrag Ereigniskausalität dem dispositionalen Realismus gegenüber. Dazu legt er zunächst die Grundthesen